65Tagebuch 06. X. 1952 – 03. VIII. 1955 [Analyseprotokolle] [Rudolf Carnap: Tagebücher]

🕮\(_{1}\) X / 1952aBei den folgenden Aufzeichnungen handelt es sich um ein von Carnap parallel zu den Konvoluten TB 58 und TB 59 geführtes Protokoll seiner Psychoanalyse. Der Text ist anfangs weitgehend identisch mit den dortigen Einträgen, wird dann aber eigenständiger. Die Protokollle sind auf großformatigem unliniiertem Papier ohne Lochung verfasst. Die Seiten sind durchpaginiert. In der Kopfzeile dieses ersten Blattes steht Dr. Kendall Wallis (Princeton), Besprechungen, Herbst 1952. (Ich immer im Bett.).OPrinceton Ich erzähle von den Angstzuständen und Depression diesen Sommer, veranlaßt durch Rückensache, aber wohl tiefer gehend. Ich erwähne Bindung an Mutter als mögliche Erklärung für die Neigung, im Bett zu bleiben. Er: Es gibt viele mögliche Erklärungen; man muss es ausfinden, z. B. durch Träume. Ich: Ich glaube einiges aus meinem Unbewussten zu erkennen, habe keine Hemmungen darüber zu sprechen, und keine Widerstände gegen irgendwelche Erklärungen. Er: Vielleicht kann dann die Aufklärung in „leaps & bounds“ gehen, aber man kann es nicht im voraus wissen. Er sagt, Schlaflosigkeit kommt meist aus der Furcht vor Träumen. Er verschreibt Dexedrin; das wirkt auf das unbewusste Nervensystem, erhöht den Stoffwechsel, direkt gegen Depression; zuweilen erzeugt es „leichten Kopf“ oder Herzklopfen; dann soll ich Phenobarbital nehmen (½ kleine Tablette). – Er ist umgänglich und nett, ich kann gut mit ihm sprechen. (Ich fange Dexedrin in kleinen Dosen an ; schließlich täglich 3: beim Aufwachen, 10 (oder 11), 4h.)

Ich berichte über Annemaries Besuch, wie das die alten Konflikte und Schuldgefühle wieder hochgebracht hat. Über erste Ehe und Scheidung, mein Verhältnis zu den Kindern. Johannes Heirat, seine Theologie, unsere Ablehnung seines Plans, uns nächstes Jahr zu besuchen. Ich frage, ob er meint, dass die Behandlung lang dauern wird; er möchte aber noch nichts sagen, auch nicht interpretieren, bis mehr Besprechungen gewesen sind. Ich soll Träume notieren, aber sonst nicht auf Besprechungen vorbereiten.

Ich berichte 2 Träume, und einige spontane Assoziationen dazu. Er fragt nur über wenige weitere Punkte. Ich: oft Verfolgungsträume, dann schreie ich. Er: parvor nocturnus; es kommt nicht immer aus GefühltGefühl von Verfolgtsein, sondern zuweilen aus Todeswünschen gegen Andere, was der Traum darstellt als deren Wunsch mich zu töten.

Ich frage nach Kosten. (Er: seine Zeit von Office zu Office wird notiert; die Monatsrechnung wird aufgestellt aufgrund von Rate pro Stunde, nicht pro Besprechung. Die Stundenrate schwankt zwischen 5 und 15; der Patient soll sie festsetzen, nicht er (!). Ich hatte schon früher gesagt: Gehalt 9000. Er sagt jetzt: es kommt ja nicht auf Einkommen allein an, sondern auch auf Belastung durch Kinder usw. Er: Wenn es 10 wäre, so im Monat etwa 90. Ich: Das akzeptiere ich. Er: Es war das als Vorschlag gemeint, ich soll bestimmen. Ich: Was rechnen Sie im Durchschnitt bei einem Philosophieprofessor? Er: 10. Darauf schlage ich dies auch für mich vor; er ist einverstanden, sagt: bei Änderung der Umstände kann die Rate immer geändert werden.) – Ich berichte über die Schmerzen in den Rückenmuskeln seit 2 Tagen; ich lege Gummipads unter den Gürtel. Er: lieber die nicht, aber Gürtel nicht so fest, nur smug. Ich soll Bewegungen nicht langsam und mühsam machen, sondern leicht und natürlich. Die natürlichen Reflexe wirken besser als das absichtliche Festhalten. Beim Rückenanfall kommt der Hauptschmerz vom Krampf der großen Muskeln im Rückgrat, nicht vom Druck des Disks gegen Nerven. \siehe 2 !\🕮\(_{2}\)\Dr. Wallis über Muskelschmerzen im Rücken.\Ich: Seit 2 Tagen wieder Schmerzen‚links hinten auf Beckenknochen und links auf Hüftknochen. Wir haben Gummipads unter den Aluminiumgürtel gelegt. Er: Besser den Gürtel nicht so fest anziehen, nur smug‚ und dann keine Gummipads, oder höchstens an einigen Stellen neben den empfindlichen Stellen, oder ringförmige Pads, die sich man sich mit der Schere schneiden kann. Die Schmerzen kommen immer, wenn das periosteum (Knochenhaut) gedrückt wird; manchmal spürt man zunächst nichts, sondern erst eine Zeit danach. Das p. ist besonders empfindlich und verursacht bei längerem Druck excruciating Schmerzen. Dann können Muskeln krampfen, und dadurch kommen neue Schmerzen in den Muskeln.
Die unwillkürlichen posture-Muskeln haben interlocking System von Fasern; nur ½ oder 13 von ihnen ist jeweils gespannt, die übrigen sind entspannt und ruhen sich aus; und dann wechseln sie ab. Wenn aber der gan sämtliche Muskelfasern zugleich gespannt werden, so können sie sich nicht ausruhen, und sie werden dann müde und schmerzhaft oder auch verkrampft.

Es ist wichtig, dass ich beim Gehen nicht vorsichtig, mühsam und langsam mache, immer mit gespannten Muskeln zur Vorsicht, sondern leicht, entspannt, graziös. (1) Dann ist der Gürtelruck weniger; (2) dann ist es in Wirklichkeit immer safer, weil die unwillkürlichen Reflexe, die wir seit Kindheit haben, richtige Reaktion machen als das gewollte Festhalten. Das letztere ist sogar schädlich, denn bei einer plötzlichen falschen Bewegung, z. B. Stolpern, geschieht leichter ein Schaden, wenn die Muskeln gespannt sind, als wenn sie locker sind; das „Zirkusrollen“, damit die Bewegung nicht plötzlich gestoppt wird.

Der Schmerz beim Disk Attack kommt hauptsächlich durch die Verkrampfung der großen Rückgratmuskeln; nur zuweilen sind außerdem auch ein Nerv oder sonst etwas durch den Disk geklemmt. Wenn alle Muskeln im Rücken eh schon unnatürlich sind, kommt ein Krampf viel leichter. Daher nach Anfall sofort hinlegen, möglichst entspannen, und Hitze anwenden, damit Krampf verschwindet. Wenn es auf der Straße passiert, lieber liegen bleiben, bis Leute mit Tragbahre kommen; nicht mit dem Krampf nach Hause zu gehen versuchen. Man muss einige Tage im Bett bleiben (nicht, weil die Bänder gedehnt wären, wie beim Knöchelgelenk; das ist hier wohl nicht der Fall), weil kurz nach dem Anfall der Krampf leicht wiederkommt. Der Druck der Wirbel presst den nucleus pulposus des Disks hinein; wenn der Druck aufhört, geben die Bänder und Gewebe den Druck wieder zuück. 🕮\(_{3}\)

Ich berichte über Krampf vorgestern (beim Aufstehen mit Stahlgürtel; ich erschrak sehr, dachte erst, ob es wohl etwas am Rückgrat wäre, fand aber bald durch Betasten, dass er mur Muskelschmerz war. Abends 8h auf Inas Rat ein Codein genommen. 2 x Nembutal. Magensäure plagt mich. Schließlich doch gut geschlafen.) Wir fragen, ob ich Orthopäden konsultieren soll über Gürtel und Muskelschmerzen. Er: Nein, er hat selbst Erfahrung in Rehabilitation, besonders die funktionale Seite. Die Verkrampfungen sind Folge der gespannten Haltung, sie werden verschwinden, wenn das Psychologische geklärt wird. Ich: Aber was soll ich einstweilen tun? Er: Nichts erzwingen wollen, nur aufstehen, wenn ich mich ohne Furcht und Spannung fühle; kein „moral issue daraus machen. Die Muskeln brauchen im Bett nicht schwächer zu werden; man kann sie üben, ohne sie zu bewegen; besonders der vordere Muskel am Oberschenkel ist wichtig, der das Knie gerade streckt und durchdrückt. Ich: Rasmussen hat besonders die Rückenübungen empfohlen, auf dem Bauch liegend, er: auch die kann ich ebenso gut üben, während ich auf dem Rücken liege, durch bloßes Anspannen ohne Bewegen. Wenn ich aufstehe, soll ich es immer in leichter, natürlicher Bewegung tun, auch nicht Stock und nicht an Wand anlehnen; dadurch lernt der Körper besser, wieder die natürliche, entspannte Haltung einzunehmen. – Ich berichte noch zwei Träume (1) und (2). 2 Assoziationen: Rickert– Christiansen, Eden – Woodger. Er: Wenn ein Traum in 2 Richtungen weist, so ist der Punkt wichtig, wo sie sich schneiden (fulcrum). Ich: Gemeinsam in diesen Assoziationen ist die ambivalente Einstellung, der Konflikt zwischen Eifersucht und Wunsch nach positiver Beziehung. Er sagt befriedigt: „Now you get the hang of it“. Nachher sagt er zu Ina, dass wir so schnell vorschreiten, wie es möglich ist; er kann aber nicht mehr Zeit geben.

Ich berichte vom verfehlten Plan, am 21. aufzustehen. (Nach dem Beschluß bin war ich vormittags so gespannt, vielleicht dadurch kamen Muskelschmerzen im Rücken. Mittags heizte ich die Muskeln und beschloß, heute noch nicht aufzustehen. Daraufhin wurde es nachmittags besser.) Seitdem bin ich nicht mehr aufgestanden. Er fragt mit Lächeln: Der Richter (das super-ego) immer noch so streng? Er rät, einstweilen liegen zu bleiben, bis ich keine Gefühle mehr gegen Aufstehen habe. Ich: Schadet das Liegenbleiben nicht, durch Schwächung der Muskeln? Er: Das macht nicht viel. – Ich berichte Traum (3), (5), (6). Er zeichnet Diagramm der Familienbeziehungen auf den verschiedenen Stufen der Kindheitsentwicklung. Er betont, dass alle diese Intuitionen immer noch vorhanden sind.

Ich berichte, dass ich gestern kurz aufgestanden bin (mit großem Canvasgürtel, gegangen und gesessen); er stimmt zu, nur aufzustehen, wenn und so lange es mühelos geht. Über Magenschmerzen vorgestern; er sagt nichts dazu. – Ich berichte über Traum (7), (8), (9), mit Assoziationen. Er sagt sehr wenig dazu.

Ich berichte Traum (10), (11), (12), auf seine Frage sage ich einiges über Grete; auch über meine Toleranz von lesbischen Beziehungen. Ich frage, was er annimt über die Muskelschmerzen. Er meint, dass sie wahrscheinlich von selbst verschwinden, wenn die psychischen Spannungen verschwinden. Er fragt nach allgemeiner Stimmung. Ich: Gut; jetzt wo ich weniger aufstehe, arbeite ich mehr; auch wenn Leute kommen, bin ich heiter. Er: Das ist gut. Ich: Aber das ist nur, weil ich jetzt das Problem beiseite schiebe, wie ich wieder lernen soll, aufzustehen und Gürtel zu tragen. Er: Da ist nichts Besonderes zu lernen; wenn die Spannungen überwunden werden, nimmt auch die Disposition zu Krämpfen ab. [Vergl. 24.11.!]

XI / 1952 Über Traum (12), (14), (15). – Er beim Hinausgehen zu Ina: es sei eine Freude, mit mir zu arbeiten; ich sei so kooperativ; es sei gut, dass meine allgemeine Stimmung jetzt gut sei. Ina: Aber gestern abend war etwas Depression. Er hat ihr früher mal gesagt, ich sei ein guter Schüler; verstehe schnell, worauf es ankomme, usw.

10 Min. oder mehr über Politik! (Enttäuschung über den Ausgang der Wahl. Er selbst war ein lokaler Kandidat. Nach einiger Zeit geht Ina. Aber er spricht noch lange weiter, obwohl ich absichtlich nicht responde; alles auf meine Kosten.) – Ausführlich über das Physiologische. Auch im Bett spanne ich zu sehr meine Muskeln an. Ich soll Arme und Beine strecken (wie eine Katze), und in allen verschiedenen Positionen liegen. – Über Magensäure vorgestern nacht; er meint, zuweilen kommt das von Allergie gegen bestimmtes Essen, zusammen mit emotionaler Spannung. Man „refers“ oft Schmerzen in innere Organe auf bestimmten Gebieten der Haut, 🕮\(_{4}\) z. B. von Magen auf Brusthaut und Rippen und entsprechende Rückenhautzone. – Über Disk. Wenn der nucleus pulposus herauskommt, so gewöhnlich nach hinten, aber nicht in der Mitte, wo starke Bänder sind, sondern etwas daneben, entweder rechts oder links. Manchmal kann man spüren, wenn man schon liegt, ob es rechts oder links ist. Der hinausgedrängte nucl. ist zuweilen festgeklemmt zwischen Wirbeln und oder so; es ist wichtig, dass er befreit wird, damit er zurückgeht. Wenn der Schmerz z. B. rechts ist, soll zu diesem Zweck jemand meine Füße nach unten ziehen und dann nach links, sodass das Rückgrat nach links gebogen wird; dabei soll ich gar nicht mithelfen, sondern passiv bleiben. (Ich glaube aber, geht der nucl. schon spontan zurück, daher hört der Schmerz auf, wenn ich liege.)

(anstatt 10.) Ich berichte den langen Traum (16) über die Schule auf Juist. Er erklärt, dass Wünsche von Selbstverletztung oder Selbstmord häufig zurückgehen auf Wünsche, den Vater zu verletzen oder zu töten. – Schönrich hat immer noch nicht den Rorschachbericht geschickt. Er: Das ist nicht so wichtig; „wir kommen exceptionally well vorwärts“ (er sagt zu Ina auch, dass es besonders schnell geht; aber ich sollte nicht eine besondere, plötzliche Einsicht erwarten, die auf einmal alles aufklärt; es ist ein allmählicher Prozess der Änderung der Haltung.) Ich frage: Wenn ich doch die Komplexe usw. nicht als Sünden ansehe und mir offen zugebe, warum können sie dann im Traum nicht offen erscheinen, anstatt verhüllt? Er: In der Traumbildung wirkt die Einstellung des Kindes nach, dem man beigebracht hat, dass es Sünde ist. Man sollte besser den Kindern erlauben, ihre Feindseligkeit offen auszudrücken, z. B. den Vater wie im Spiel zu töten usw. Man glaubt heute nicht mehr, wie Freud, dass die Kultur Unterdrückungen nötig macht. (Ich bespreche die Hauptideen hieraus mit Ina; sie freut sich, dass sie nicht ausgeschlossen wird, sondern dass wir die Ideen miteinander teilen.)

14.11. (Kurztraum (17.))

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Ina fragt mich, warum meine emotionalen Schwierigkeiten gerade diesen Sommer herauskommen, während ich doch 1943 trotz der Entwicklung in Mayoklinik immer guten Mutes war. Ich erkläre, wie mir im Sommer die Sache mit dem Rücken zum ersten Mal hoffnungslos erschien, weil mit den neuen Schmerzen das Gehen ohne Gürtel als einzige Lösung erschien, und diese sich durch die gescheiterten Versuche als unmöglich erwies. – siehe 17.11.!

Kurztraum (17.)) – Ich: Warum indirekte Methode der Träume, anstatt einfach zu fragen usw. Er: Es ist nicht ein theoretisches Problem; die Einsicht in die frühere Konfliktsituation ist nicht das Wichtigste und nicht einmal absolut nötig. Das Wesentliche ist das gefühlsmäßige Wiedererleben der alten Situation und die Gelegenheit, die Gefühle gegen die Anderen jetzt zum Ausdruck zu bringen (und dabei doch akzeptiert zu werden). Ich: Warum nicht mehr aktiv, auffordern, sich auszumalen, wie man in den alten Situationen handeln würde. Er: Das geschieht zuweilen; manche Patienten springen auf und agieren lebhaft. – Ich berichte von dem gutmütigen Spott des Vaters („Träumer“) und wie mich die Mutter in Schutz nahm. Wie sie die Biographie schrieb. Wie sie später mich als Scholar betrachtete und die Sorgen des praktischen Lebens von mir fern hielt. – Beim Abschied sagt er: „nice going“.

(Ina sagt ihm, dass sie jetzt auch Psychoanalyse erwägt. Er: Vielleicht m mit einem seiner associates. Im Augenblick hat er nicht einmal Zeit für eine vorbereitende Besprechung (siehe 25.11.).) 🕮\(_{5}\)

Aufgrund des Gesprächs mit Ina am 13. berichte ich ausführlich über meine psychologische Situation im Sommer; wie mir schließlich alle Wege blockiert erschienen; das Liegenbleiben war zwar nicht physikalische unmöglich, aber moralisch. Ich fühlte wie die Meerschweinchen, die auf bestimmtes Verhalten trainiert waren und dann plötzlich bei diesem Verhalten bestraft wurden; ich fühlte so mich verwirrt und hilflos wie nie. – Über mein Ressentiment gegen die Doktoren in Chic. und Vermont, die einfach sagten, ich solle die Schmerzen vergessen. Er: Die hatten eigentlich recht. Ich: Nur medizinisch recht, aber psychologisch verständnislos; ich fragte Rasmussen, ob ich zu Psychiater gehen sollte, und er hielt nichts davon. – Er betont wieder: Freier im Bett bewegen; ausstrecken, dadurch besser relaxen.

Ich: Die Muskeln sind etwas schmerzhaft bei diesem feuchten Wetter. Aber Stimmung gut. Ich war sehr erfreut über Einsteins Besuch. – Ich berichte Traum (18) und (19) halb. Etwas über mein Kriegserlebnis; er: wir wollen gelegentlich darauf zurückkommen, im Zusammenhang mit Vaterbeziehung. Ich: Beziehung zu Vorgesetzten war immer schwierig. – Er: Ich könnte gelegentlich bei ihm, oder auch allein, die Situation ausakten, z. B. mit Vater, Mutter und der bewunderten Schwester. – Ich hatte früher mal gesagt: 2 Frauentypen sind für mich anziehend, der schlanke (slender) und der volle. Er meint, vielleicht sei dies Mutter- und Schwesterbild.

[Nachmittags und abends ein wenig deprimiert.]🕮\(_{6}\)

Ich sage, dass ich meist in guter Stimmung bin (zuweilen ein wenig down, aber nicht schlimm, z. B. am 21., nach der Besprechung, nachmittags und abends); aber nur, weil ich „das ganze Problem“, das dringend bevorsteht, beiseite schiebe. Er: Was ist das? Ich: Doch offensichtlich; schließlich muss ich wieder aufstehen, ich kann’s nicht ohne Gürtel, mit Gürtel kommen die Schmerzen; die Annahme, dass die durch die psychologische Behandlung auch verschwinden, ist doch eine unsichere Annahme. Er: Da ist kein „großes Problem“. Sobald ich mich freier fühle, kann ich aufstehen, mit oder ohne Gürtel. Ich: Aber die Erfahrung im Sommer hat doch gezeigt, dass mein Rücken zu schwach ist ohne Gürtel; da kam dreimal der Diskanfall. Er: Ist überzeugt, dass das gar nicht Disksache war, vermutlich neuralgia, d. h. ein spontanes Feuern eines Nerven durch Irritation im Nerv selbst, in Sinnesnerven. (Wenn dasselbe in motorischen Nerven geschieht, so entweder Krampf im ganzen Muskel, wenn Reizung weit entfernt, etwa in Nervenwurzel; oder twitching eines Faserbündels im Muskel, durch lokale Reizung.) Ich: Aber die Anfälle im Sommer kamen mir vor ähnlich wie die in früheren Jahren. Er: Es scheint ihm zweifelhaft, ob das Disk war. Ich: Aber Dr. Rasmussen sagte, es seien ein oder drei Disks; aber vielleicht hatte er auch Zweifel und wollte darum nicht operieren. Wenn Neuralgia eine mögliche Erklärung ist, hätte er das doch untersuchen müssen, da er selbst neurologischer Chirurg ist. Er: Die Entdeckung der „Disksache“ ist neu, ist immer noch Modesache, wird überschätzt (er gibt andere Beispiele solcher Modediagnosen.) Ich: Was kann man gegen Neuralgia tun? Er: Nichts, das kommt zuweilen, dann verschwindet es wieder; er selbst hat es ihm Gesicht gehabt, aber nur dreimal bisher im ganzen Leben. Er meint, wenn die psychologischen Störungen überwunden sind, wird alles leichter; dann bewege ich mich freier, bin nicht so gespannt, dadurch weniger leicht Krämpfe, usw.

Ina fragt ihn draußen: Kann ich Feigls Angebot mit gutem Gewissen annehmen? Er: Gewiß, nach einiger Zeit werde ich wieder herumgehen wie andere Leute. Das klingt ermutigend; Ina ist optimistisch gestimmt.

Ich sage, dass ich versucht habe, offen gegen den Vater zu sprechen oder zu schimpfen, dass ich aber wenig Zorn gegen ihn aufbringen kann. Er versteht das und sagt, in dieser Beziehung ist es leichter für einen Sohn, wenn der Vater wirklich ein Tyrann. Ich erzähle aber noch einiges über Vater und Agnes und meine Inferiorheit im Sprechen („Tante Klara“). Er fordert mich auf, jetzt gegen ihn auszusprechen, was ich etwa als Ärger und Zorn gegen ihn gefühlt habe. Ich: Er hat viel weniger Anlaß gegeben als andere Diktatoren, weil er keine Forderungen stellt. So kann ich nicht schimpfen, sondern höchstens argumentieren. Ich hatte mich geärgert, dass er sagte, ich könnte eigentlich ohne Gürtel gehen. Das gab für mich Konflikt: wenn ich es nicht tue, wird er das mißbilligen; wenn ich es aber täte, würde es mir unvernünftig vorkommen, weil die Erfahrung im Sommer klar gezeigt hat, dass die Anfälle kommen, wenn ich ohne Gürtel gehe; das wäre doch sicherlich wieder zu erwarten, gleichgültig ob Disk oder Neuralgia oder sonst was die Ursache ist. – Ich frage, ob ich Kniebeugen machen soll oder keine, auf Stuhl gestützt. Er: Er ist im allgemeinen gegen solche künstlichen Dinge; lieber natürlich aufstehen, um etwas zu holen oder dergleichen. Ich erkläre, warum es mir nützlich erscheint. Er: Es ist eigentlich nicht nötig, aber wenn ich will, kann ich es ruhig tun. Er meint, die wackligen Knie sind auch hauptsächlich psychologisch.

XII / 1952 Ich erzähle ihm von den großen Erlebnissen der letzten Tage (29. abends mit Ina, zum ersten Mal seit über 2 Jahren. In der Nacht in Fantasie wieder durcherlebt, und dabei gegen den Vater geschrien, unhörbar. Gestern abend, wie es es Ina erzählte, wieder das durchlebt, aber schon mit lauter Stimme, zitternder Erregung und Tränen. Wie glücklich wir nun sind über diese Wendung. Inas Selbstvorwürfe während der 2 Jahre. Ich fühle mich so befreit, ein gewandelter Mann. Ist das nicht ein neuer wichtiger Schritt vorwärts? Er: „Oh my, the main thing“. Ich: Dies ist eine große Ermutigung; ich fürchte mich nicht mehr vor den Schwierigkeiten, die in der Analyse noch kommen mögen. Wie konnte er wissen, dass der Vaterkonflikt bei mir der Hauptpunkt war? Er: Er vermutete es, weil es ein sehr verbreitetes Pattern ist. Ich sage ihm, wie dankbar wir ihm sind. Ich fühle auch, ich bin nicht mehr so gehemmt im Gefühlsausdruck, wie mein ganzes Leben; das war wohl nicht angeborener introvertierter Typ, sondern auch die Entmutigung, weil die Schwester Gefühle so viel leichter ausdrücken konnte. Vielleicht hatte ich sogar nicht so starke Gefühle wie andere dadurch. Er: Er glaubt nicht; es war nur, dass ich nicht ausdrücken und zuweilen die Gefühle selbst unterdrückte. – Er sagt nachher zu Ina: „a marvellous step“; ob sie vielleicht daraufhin denkt, sie braucht keine Analyse mehr? Sie: Das doch nicht; sie wird mal mit ihm darüber sprechen.🕮\(_{7}\)

Ich sage, dass es mir gut geht in diesen Tagen. Auch viel weniger geschwitzt. – Ich berichte Traum 19 (2. Teil) und 20. Die Tochter in 19 ist Annemarie. Ich sage, dass ich im Sommer spekuliert habe über die Möglichkeit von Inzestgefühlen: es schien möglich mit Tochter (besonders einer anderen), nicht leicht mit Schwester, die Mutter war ganz außer Betracht.

Ich berichte über Schmerz seit 3 Tagen (links hinten, an der oberen Kante vom ilium; ich merkte es 5. abends, nachdem ich nachmittags über eine Stunde gesessen hatte. Gestern morgen ganz besonders empfindlich, ich nahm Codein. Der Schmerz selbst war nicht so schlimm; aber bei Druck des Fingers war er heftig, und ich hatte immer die Furcht, er könnte schlimmer werden.) Er sagt: Wahrscheinlich hatte es nichts zu tun mit dem Gürtel, besonders da die Stelle nicht direkt vom Gürtel gedrückt zu sein scheint. Wahrscheinlich Neuralgie, eine Entzündung in der Nervenwurzel, die organisch weiter unten ist, die man aber an dieser Stelle spürt; diese Stelle ist sensitiviert. Die Neuralgie ist vermutlich verursacht durch Störung in Blutzirkulation, vielleicht Krampf oder dergleichen. [Auch das entsteht leichter, wenn tensions im Körper sind.] Sowas kommt und geht; die Inflammation selbst mag nach Monaten spontan verschwinden. Wenn Schmerzen, alle 4 Stunden 2 Aspirins; von Zeit zu Zeit Eisbeutel auflegen, ca. 20 Min.; nicht zu kalt, wenn kalt, Handtuch dazwischen legen. Ich: Ich habe immer geglaubt, Hitze ist gut. Er: Er auch; aber Dr… hat ihm erklärt, dass Kälte besser ist, sie bewirkt eine Erwärmung der Blutgefäße und damit erhöhte Zirkulation auch in tieferen Schichten. – Ich berichte aus Kindheit: Schreckträume, Schlafwandeln, abends leicht erregbar durch Singen oder aufgeregtes Spiel; Mutter ließ mich auf ihr sitzen und zeichnen. Mutter unterrichtete uns. Später Schwierigkeiten mit Lehrern. Er sagt: Man kann leichter die angenehmen Dinge aus der Kindheit erinnern; das kann einen dazu führen, auch die unangenehmen wieder zu erinnern.

Der Dr. berichtet neue Entdeckung: Injektion von Vitamin B12 gegen Neuralgie. (5 Tage je 1 mg = 1000 mcq\(\mu{}\)g, alle 6 Monate; danach in größeren Abständen jeweils 1 oder 2 Inj., in wachsenden Abständen, besonders wenn die vagen brennenden Schmerzen der Neuralgie noch nicht aufgehört haben.) Nur wenige Fälle sind bisher experimentiert; bei manchen hat es schon nach 2-3 Tagen die Schmerzen eliminiert. Z.B. Trigeminalneuralgie, bisher gab es keine Kur; nur Durchschneiden des Nerven. Man hat früher Injektion von 15 bis 30 mcg bei perm. anaemiaverabreicht. Jetzt zum ersten Mal die gewaltige Dosis von 1000 mcg. Der tägliche Bedarf des Organismus ist 1 mcg; 108mcg hat bei Mäusen noch keine Giftwirkung erzeugt. Er glaubt, meine Spinalattacken wären neuralgisch; das würde bestätigt werden, wenn nach Jahren, mit regelmäßiger Fortsetzung alle 6 Monate sie nicht mehr auftreten. – Referenzen: Fields & Hoff, Vitamin B12 für Trigeminalneuralgie, Neurology 2, 1952 (März-April) p. 131.)

Erste Injektion (nächste Tage Ina; bis zum 20; wieder Injektion mit 5 Tagesdosen je 1000 \(\mu{}\)g). Er sagt, ich soll künftig nicht mehr Träume aufschreiben; vielleicht hindert das mein Erinnern der Träume. Er meint, an freien Assoziationen kommen genug Dinge auf, unter Umständen auch Material über Träume oder über das Leben, wie schon bisher zuweilen.

5. Injektion. Ich sage, einige empfindliche Punkte sind noch so, schmerzen bei starkem Druck mit Finger. Er meint, das mag vom Gürtel sein, weil ich ihn jetzt länger trage. Er glaubt bestimmt, dass die übrigen Schmerzen auf der Seite und auch im Rückgrat jetzt nicht mehr auftreten. Von dem Zettel bei der Medizin geht hervor, dass sie jetzt meinen, alle 4 Monate solche Injektion wiederholen. Er meint, ich könnte jetzt sogar Gürtel weglassen. Ich: Nach den Erfahrungen im Sommer möchte ich das doch nicht. – Ich berichte über mein Gefühl zum Gürtel. (Ich „flinch away“ von dem Gürtel wie früher oft von Ina. Jetzt beim Sitzen fühle ich den Gürtel sexuell angenehm. Das Flinchen war also, weil ich den Gürtel empfand wie eine Frau: früher gut, wie meine Frau oder meine Mutter, dieses Jahr schlecht und erschreckend. Ambivalent.) Ich kann jetzt auch ambivalente Gefühle gegen Ina mehr zugeben, ohne dass es mich stört. Er: Vielleicht auch inbezug auf Mutter? Ich: Ja, ich habe einen Fall erinnert, wo ich zornig auf sie war; das werde ich ihm erzählen, ein andermal.🕮\(_{8}\)

Ich: Seit mehreren Tagen nachts Magensäure. Er: Vielleicht ist Krampf im Magen primär; das bringt die Säure hoch. Das kommt zuweilen durch Gefühle von resentment. Darum könnte ich tal versuchen. – Ich sage, dass ich noch nicht beweglich genug bin, den Akt in gewöhnlicher Weise zu machen. Das scheint ihm recht. – Ich erzähle, wie ich in Gedanken gegen meinen Vater geflucht habe. Ich kann dies jetzt leichter akzeptieren, weil ich erlebt habe, wie positive und negative Gefühle zugleich möglich sind. Er: Ich muss nicht verwechseln Zorn und Hass; (Zorn ist heftig, zeitweiliger Ausbruch, weil das Ego frustriert wird; Hass ist kalt, gegen Fremdes, das man weg oder tot wünscht, wie gegen andere Rasse oder Nation. Todeswunsch gegen Vater kommt aus dem angeborenen Hass, nicht den Zorn oder Eifersucht.)

Ich sage, dass ich am 30.11. die Geschichte mit dem Vater Ina auf Englisch berichtete, und auch gegen meinen Vater Englisch sprach; das zeigt die nahe Beziehung zur Analyse und zu seiner Ermutigung, gegen den Vater zu sprechen. – Er nimmt die Rolle des Vaters ein und wir machen Dialog. Er fragt, warum ich oft schweige, wo doch die Schwester nicht schweigt, und warum ich zur Mutter sprechen kann usw.; und dass er schweigsame Leute nicht im Geschäft brauchen kann; und wie ich denn einer Frau einen Antrag machen würde. Ich erwidere auf alles. Ich erzähle dem Dr. mein Versagen beim Spiel mit Antrag. – Ich berichte Traum No 25, 1. Hälfte; auch über Djanes Bemerkungen „fellow sufferer“ und „benevolence“. Ich erzähle, dass Ina in ihrer Analyse sofort gegen den Dr. loslegen kann; darum will ich es nun endlich auch: ich berichte über meinen Ärger, als er zuviel Zeit wegnahm für politisches Gespräch und später über seine Pläne. Er sagt, er ist froh, dass ich es endlich kann. Ich sagt zum Schluß, es scheint, dass ich mich jetzt besser fühle, befreit; ich: ja sehr; Ina nennt es unseren zweiten Honigmonat.

Ich berichte über psychologische Symptome bei der urologischen Untersuchung in Chic. (Hemmung im Urinieren; Angst vom Zytoskop = Angst vor Kastration.) Er sagt: Wenn Prostata die Aorta abklemmt, genügt oft eine neue, viel kleinere Operation: durch die Zytoskop hindurch wird die Abklemmung (bar) punched. Das heilt dann in zwei Tagen wieder; inzwischen geht Urinieren nur mit Katheter. Ich gebe ihm Urinprobe, die er analysieren lassen will. – Ich sage, Ina hat gesagt, ich hätte manche wichtigen Dinge aus meinem Leben ihm nicht „vorenthalten“ sollen. Ich hatte aber verstanden, er will solche Sachen nur berichtet haben, wenn sie spontan aufkommen im Zusammenhang mit Traum und dergleichen; er bestätigt das; er ist nicht für Aufnahme von „formal history“, aber jetzt sage ich ihm dann doch: kurz über Eline; etwas ausführlicher über Maues Kinder.

I / 1953 Ich berichte ungemütliches Gefühl und Empfindlichkeit in Muskeln die letzten beiden Tage: darum gestern nicht aufgestanden; vermutlich Folge der ungewohnten Anstrengung am 30. (zum ersten Mal richtig). Vorgestern und gestern ein wenig deprimiert deswegen; gute Hilfe für die Stimmung war die Zärtlichkeit und gestern abend wieder zusammen. (Ich erwähne, dass van de Velde warnt dagegen dass die Frau den Penis mit der Hand berührt!) – Über geschichtliche Aufnahme vs. Träume usw.: er sagt spontan, er hat nichts dagegen wenn ich irgendwo aus dem Leben berichten will, wenn es spontan geschieht, herbeigebracht durch Gefühlszusammenhänge; häufig sind Träume aber meist aufschlußreicher. – Ich berichte Traum No. 25 (er, und dann der Vater, wird identifiziert sowohl mit dem „guten“ wie mit dem „bösen“ Vater von Rohden.)

Ich berichte, dass ich in der Nacht im Traum geschrien habe, bedroht von einem jungen Mann mit Pistole. (Wollte er mich töten? Wollte ich ich in Wirklichkeit ihn töten? Vielleicht wünschte ich einen sexuellen Akt? Und der Schreck war der Alarm des Überichs. Vielleicht Bohnert?) –Traum No. 26 (Frau mit Gleitflugzeug; Mutter = Ina. Er sagt: ein nice Traum.) – Er erzählt von Vortrag bei PTA, über Sexualität der Kinder; er sagt ihnen, dass Masturbation und homosexuelle Betätigung ganz natürlich sind; er meint, viele Eltern akzeptieren das heute schon, im Unterschied zu vor 20 Jahren. – Er sagt, Magenbeschwerden sind gewöhnlich von Furcht (dagegen Störung im Unterleib kommt oft über resentment)

Er sagt: Urinanalyse ist normal (allerdings einige weiße Zellen = pus, aber das ist für Männer nicht abnormal. Er hält nicht viel von der ganzen Diagnose in Chic.: Infektion durch Prostatavergrößerung; er meint, die psychologischen Hemmungen spielten wahrscheinlich eine viel größere Rolle bei dem langsamen Urinieren, als die Prostata. Auf meine Frage sagt er aber doch, dass ich von Zeit zu Zeit Urinanalyse machen lassen soll.) – Über Mrs. Coppers Rorschach und TAT Test. (Er sagt: sehr aufschlußreich. Der Bericht ist bald fertig; nächstes Mal wird er es mit mir besprechen. Er sagt, der TAT Test ist das beste prognostische Mittel, um Prospekte für Verlauf weiterer Analyse zu beurteilen. Das beste Buch darüber ist von Tompkins, hier im psychologischen Department. Wenn wir wollen, könnten wir auch mal dessen Urteil dazu bekommen. Ich sage, dass ich freier Emotionen äußern konnte als vor der Analyse; und bei einigen Bildern sogar Tränen hatte; auch sonst oft, z. B. bei Musik; ist das wohl mehr eine Wirkung des Dexedrins? Er: Nein, das gehört mit zu freierer Beweglichkeit der Emotion und des Ausdrückens davon.) –Traum Nr. 27: Über Einstein. (Er findet ihn so nett; ich soll ihn mal Einstein erzählen.) 🕮\(_{9}\)

( keine Sitzung)

Ich berichte: Muskelkrampf an Stahlgürtel am 13. Ich musste ihn sofort ablegen, und war enttäuscht, dass nach längerer Zeit ein Krampf wieder aufgetreten ist. Er: Am besten, ohne Gürtel; da doch jetzt durch Injektion die Gefahr von Rückenattacke besiegt ist; und wenn es vorkommt, kann er wieder Injektion machen; wenn ich wünsche, könnte er immer das B12 dafür bereit halten im Refrigerator. Ich: Das heilt aber aber doch nur, wenn die Annahme von Neuralgie als Ursache richtig ist; das ist doch ungewiss. Er: Diese Diagnose war nicht nur meine Historie basiert , sondern auch auf Phänomen von paresthesia, d. h. gespürten Empfindungen über Stellung des Rückens, Temperatursinn, Tastsinn usw. [Ich weiß nicht, worauf sich das bezieht; vielleicht, weil ich gesagt habe, der Rücken fühlt sich zuweilen wacklig oder unsicher an; oder etwas gestörte Sinnesreize der Hautempfindungen in den Füßen, einer ist weniger kratzig.] Er fragt, ob ich bereit wäre, in seiner Gegenwart mal ohne Gürtel aufzustehen. Ich: Gewiß. Ich setze mich auf, stehe auf, gehe ein paar Schritte und schnell wieder zurück. Er sagt, ich tueoverbreathing, obwohl ich nur hie und da einen tiefen Atem hole, aus Spannung und Erregung. Er sagt, ich soll beim Gehen oder vorher schon einige Zeit den Atem anhalten. Überatmen nimmt zu viel Kohlensäure aus der Lunge und erzeugt daher alkalosis im Blut; hauptsächlich dadurch kommt das Zittern der Knie usw., mehr als aus psychologischen Gründen; vielleicht auch der Krampf neulich. (Ebenso auch bei einem Vortrag usw. das Zittern der Stimme; es sei leicht zu vermeiden durch Atemanhalten kurze Zeit vorher; besser zu viel als zu wenig Kohlensäure; das Zittern kommt, weil der Körper schnell Muskelarbeit tun will, um wieder Kohlensäure zu erzeugen.) – Die Magenbeschwerden in der Nacht kommen möglicherweise auch von Überatmen bei aufregenden Träumen (wie ein Hund im Traum gewaltig schnauft und schließlich die Beine zittern). Ich soll versuchen, ob Atem anhalten es besser macht. Beim Gehen setze ich zuerst Fußspitze auf, unbeweglich, um den Fuß abzustützen; ich soll stattdessen mit der Ferse auftreten und den Fuß abrollen wie beim normalen Gehen; sogar auch, wenn ich die Stufe bei meiner Türe hinabgehe. – Er meint, nach den Injektionen seien gewisse Phänomene (cringes usw.) nicht mehr aufgetreten. Ich sage: Kein beobachtbarer Unterschied; die Muskelschmerzen oder druckempfindlichen Stellen sind zuweilen da wie vorher. Er: Die kommen vermutlich durch das viele Liegen; das Liegen auf gewissen Stellen oder Anspannen gewisser Muskeln im Liegen.

Er berichtet ein wenig über Ergebnis von Rorschach und TAT Tests. (Es bestätigt sich hauptsächlich, was wir schon wußten, die ambivalente Beziehung zum Vater. Die Hemmung durch die Schwester; dadurch Passivität, Mangel an Aggressivität. Sowohl Hetero- wie Homosexualität, besonders letztere, sind gehemmt. Er spricht von der „purtitanischen“ Einstellung in der Kindheit. Darauf berichte ich b die 2 Episoden mit dem Vater (Handschuhe, „Garben“), und die Beichte zum Oheim Siebel; auch allgemein meine Betonung von Wahrhaftigkeit; meine Sorge, „moralisch gut“ zu sein und in den Himmel zu kommen. Ronsdorf als „Zion“. – Er sagt, wenig Unterschied im Rorschach zwischen jetzt und vor 7 Jahren; aber jetzt einige Anzeichen von Befreiung von Hemmungen als Folge der Behandlung.)

Auf seinen Vorschlag stehe ich auf, ohne Gürtel, gehe ins untere Zimmer und dort herum; dann stehe ich herum, während er etwas über Atem erklärt; dann setze ich mich dort auf den roten Stuhl. Ich: Ich kann aber nicht alleine aufstehen. Er: Es geht ganz leicht, wenn ich es in natürlicher Weise mit Schwung mache. Beim ersten Mal komme ich halb hoch und sinke wieder zurück; dann stehe ich auf mit Schwung. – Ich frage nochmal, woher er so sicher ist, dass es nicht Disk, sondern Neuralgie. Er: Weil Störungen in paresthesia dabei sind, d. h. in kinäesthetischer und Hautsensation; er meint, weil ich mal sagte, der Rücken fühlt sich wacklig an; er meint, das war nicht Imagination, sondern gefühlte Sensation von Lokation im Rücken. Er zeichnet Diagramm von Nerven. Ein Ganglion innerhalb des spinalcords nahe L 2 (second lumbar vert.) fires spontan; das fühlt sich an als ein Schmerz vom Rückgrat nach links oder rechts in beiden Beinen zwischen den Seiten, weil dort die sensorischen Nerven aus diesem Ganglion laufen. – Auf meine Frage sagt er, ich könne ruhig ohne Gürtel aufstehen, wenn er nicht da ist, falls ich es „calmly“ tun kann. Vermeiden des Überatmens dabei. Wichtig: Zuweilen Atem anhalten oder in Papiertüte atmen; wenn das Zwerchfell zittrig sich bewegt beim Atmen („cogwheel effect“), so zeigt das die alcalosis durchÜberatmen. – (Ich frage über Gödel. Er sagt: Antioxid C-Vitamin hilft oft; er ist willig, es der Frau zu geben, wenn sie zu ihm kommt.)

Ich berichte Traum Nr. 28 (über McKeon). Ich erzähle, dass ich zu Ina sagte: „Der Schritt hinunter in die gefährliche Tiefe“ und ihre Interpretation: Scheide. Ich wage noch nicht richtig mit Scheide, weiß nicht, ob der Rücken nur Rationalisierung. Ich berichte über frühere bedenkliche Gefühle mit Klitoris. –Ich stehe auf ohne Gürtel, zweimal die Stufen hinunter abgestiegen, unten herumgegangen, zweimal auf einen Stuhl gesetzt und leicht wieder aufgestanden. Er fragt, ob ich was vom Boden aufheben kann. Ich: Höchstens vom Tisch. Auch dabei beuge ich die Knie anstatt den Rücken. Ich: Ich kann nicht die Fälle vergessen, wo mit meinem Rücken was geschah durch Aufheben vom Tisch: er: das war nur Zufall. Er zeigt mir, wie ich beim Stehen und auch beim Gehen die Knie durchdrücken soll; das ist viel leichter als mit gebeugten Knien. Ich soll auch hart auf Ferse auftreten oder auch vom Erheben auf Fußspitze hart herunterkommen. Aber ich wage es nicht, hart zu tun; der Ruck im Rücken scheint mir immer noch gefährlich. Ich halte oft meinen Atem an; nur ganz zuletzt komme ich ins Schnaufen. – Beim Weggehen sagt er „nice going“.

Er sieht mein Prob. Buch, liest lange im Vorwort, fragt allerhand. Ich verspreche ihm eine Kopie. – Ich frage, ob ich Traum berichten oder aufstehen soll. Er überlässt es mir. Ich stehe auf, fühle mich jetzt aber nicht so gut. Im unteren Zimmer sagt er, ich soll ein Buch aus dem unteren Fach nehmen, aber ich wage mich nicht zu bücken. Ich gehe bald wieder ins Bett. – Ich sage, dass mein Magen mich gestört hat in der Nacht, vielleicht aus Furcht vor dem Aufstehen heute. – Ich berichte Traum Nr. 29 (Mädchen? und die Flasche; ich Bremse eines Autos. Spekulation über Agnes.) Er: Das war ja sehr elaborate [der Traum? oder meine Interpretation?] – Im Zusammenhang mit meinem Buch: Ich sage, dass ich oft Gedanken erst intuitiv habe und dann erst theoretisch beweise. Er meint, die Befreiung der Emotionen durch die Analyse wird auch die Imagination freier machen für theoretische Probleme, wo vorher vielleicht blinde Stellen waren. 🕮\(_{10}\)

[31.1. nachts starke Magenschmerzen; öfters die letzten Nächte, aber diesmal besonders schlimm; trotz tal und Heizkissen. Schließlich nehme ich Codein, 2h und wieder um 6h. – Wahrscheinlich Furcht vor dem Aufstehen. Darum bleibe ich 1.2. ganz im Bett, beschließe auch, morgen beim Dr. nicht aufzustehen. Darum ist die Nacht 1.2. besser.]

II / 1953 Ich sage, dass ich nicht aufstehen möchte, siehe oben Pfeil. Er sagt, wenn ich solchen issue mit dem Super Ego daraus mache, ist es wirklich besser nicht aufzustehen. So fühle ich mich berechtigt. – Er verschreibt Iso-niacide, ein B4-Vitamin (Nikotinsäure Oxid), das wirksam ist gegen Tuberkulosebazillen und Leprosie; man hat neuerdings entdeckt, dass es bei vielen Leuten nervöse Spannung beseitigt; es wirkt nicht so direkt auf das sympathetische Nervensystem wie Dexedrin, sondern allmählich, ändert den Stoffwechsel der Zellen; Wirkung erst nach 2-3 Wochen. – Über homoerotische Gefühle. Ich berichte einige Anzeichen davon. Er betont wieder, dass man heute, im Unterschied zu früher, keine scharfe Grenzlinie zieht. Das Natürlichste ist, dass alle Phasen (auto-, homo-, heteroerotische) sich im Sexakt beteiligen. – Ich erzähle, wie ich in Prag alle traditionellen moralischen Konventionen übertreten habe. Warum hat mich das nicht vollständig befreit von den alten Tabus, sodass sie dann viel später noch Schwierigkeiten machen? Er: Im Unterbewusstsein bleiben immer noch lange die Nachwirkungen der alten Sachen zurück.

Ich berichte, dass ich voriges Mal sehr erleichtert war, dass er mein Nicht-Aufstehen so gut akzeptierte; ich fühlte daraufhin so gut, dass ich noch denselben Morgen aufstand und sogar kurz ins andere Zimmer hinunterging. – Ich stehe auf und gehe hinunter. Es geht schon leichter. Unten setze ich mich hin in einen Stuhl und bleibe für die ganze Stunde sitzen. Ich berichte über die Mutter (ihre Hemmungen über Sex zu sprechen; ansonsten war sie recht frei, z. B. erzählte sie von Großvaters Liebe zu einem Knaben). Ich berichte , dass der Magen eines Abends den geplanten Akt störte; dass es dann aber den nächsten Tag gut ging „dem Vater zum Trotz“.

Ich gehe wieder ins untere Zimmer und sitze die ganze Zeit dort. Ich erzähle einiges aus Kindheit. Und Traum No. 30. Aber im ganzen wenig Material. Er sagt, manchmal kommen Kindheitserinnerungen wieder auf im Zusammenhang mit Kriegserinnerungen (die ähnliche Gefühle von Furcht, Schrecken usw. haben).

Ich gebe ihm mein Buch Prob. – Ich berichte über die Magenkrämpfe jede Nacht. Er weiß keine psychologische Erklärung. Er sagt, vielleicht dass Vitamin B4 helfe. Er sagt, es schadet dem Organismus nicht, weil nur Muskelkontraktion. – Er gibt auf Inas Bitte Rezept für 200 ¾ Nembutal. Ina sagt, dass sie Waismann welche gegeben hat; er meint, er soll ihn mal aufsuchen. – Ich sage einiges von meinem Kriegserlebnis: der Hass gegen die Vorgesetzten, besonders am Anfang; die Furcht in Kriegssituationen; der Abscheu vor dem ganzen Kriegshandwerk.

Über meine allnächtlichen Magenkrämpfe. Er sagt, bei Kodein ist kaum Addiction Gefahr; normale Dosis ist 1 Gramm (2 Pillen). Er lässt mich Assoziationen machen mit pain und food. Ich erzähle von Toads Aufsatz über Schmerz und meiner großen Furcht im September vor Krankheit mit großen Schmerzen. „Fed up“: ich bin fin. Mit Magenschmerzen, langsamem Fortschritt, mache Vorwürfe gegen mich selbst und gegen Analyse, also gegen ihn als Symbol dafür; und gegen die Einrichtung des menschlichen Lebens, dass Fehler der Eltern so spät noch zu Leiden führen. Mutter hatte moralische Einstellung zu Krankheit: Sünde gegen Natur; das wirkt in mir nach. Er: Ja; Hauptsache, die Haltung der non-responsibility zu gewinnen. – Als er weggeht, stehe ich schnell auf und begleite ihn zur Haustür.

Über Hempels Schwierigkeit mit Diane; er ist bereit, mit ihr zu sprechen. – Traum über Mrs. Knoll. – Über meine sadistischen und masochistischen Fantasien.

Ich soll im Laufe einiger Tage Dexedrin ganz aufgeben; sehen, ob das neue B4 nicht genügend wirkt anstelle davon. Über Josua, wie der Vater ihn zwang, ins Geschäft zu gehen; meine imaginären Gespräche mit dem Vater darüber. – Inas Hypothese, dass ich unbewusst Resentments gegen sie hat , als ich auf volle Unterrichtszeit zurückging. – Er fragt, ob ich oft fühle, dass ich mich verteidigen muss wegen meines Arbeitsgebiets, wie gegen den Vater. Ich: Nicht vor Freunden, aber in der Universität ist das ganze Gebiet von beiden Seiten nicht hinreichend anerkannt. Die Überbetonung der Geschichte in Philosophiedepartments (auch Princeton), weil die Leute nicht schöpferisch sind mit eigenen Ideen. Er: Sie wagen nicht, etwas Neues zu tun.

Ich sage, dass ich manchmal herumgehe, bis ins Wohnzimmer. Er schlägt vor, mich anzuziehen; dann könnte ich gehen, sitzen, und auch so auf dem Bett liegen; aber ich sage, angekleidet liegen ist zu unbequem. – Ich habe lange keinen Traum gehabt. Er sagt, Tagträume dienen ebenso gut. Darauf erzähle ich von meinem Tagtraum über Astrid; meist ist sie unerreichbar, weil lesbisch; manchmal kommt es doch zu einer Vereinigung. Er sagt: Das Bemerkenswerte liegt in dem, was nicht vorkommt: homoerotische Fantasien. Ich sage, dass ich homoerotische Gefühle in mir erkennen kann, aber sexuelle Betätigung auch in der Fantasie mir abstoßend ist. Er: Das sind die alten Tabus, die sollten verschwinden. – (Ina sagt ihm, dass wir vielleicht ein zweites Jahr frei haben; ob es wichtig wäre, hier in Pr. zu bleiben für Analyse. Er sagt, dass ich schnell fortschreite, und dass es gut wäre, nächstes Jahr fortzusetzen.)

III / 1953 Ich berichte über Inas Reaktion zu meinem Tagtraum über Astrid (sie sagt, viel mehr als ich dachte paßt auf sie selbst; besonders die Angst vor dem Eindringen des Penis; aber nur das erste Eindringen). Über Inas Resentment gegen Agnes’ Meinung, nicht zu häufig Sex zu machen. – Er erklärt die jede Nacht wiederkommenden Magenkrämpfe als vom Unbewussten arrangiert, weil es fürchtet, dass in Träumen unterdrückte Dinge herauskommen; besonders homoerotische Wünsche.

Ich berichte Traum No. 31. Ich erzähle von „Regeln“ über Zeit und Häufigkeit von Akt. Über Mutters Ideen von unkonventioneller Bekleidung; der Konflikt in mir: unabhängig vom Urteil der Leute zu sein, und doch nicht aufzufallen. Die Negativität des Akts schon in Prag.

Ich berichte Traum No. 32 (Theater in BergenBarmen?). Ich berichte etwas über moralische Einstellung damals zu Theater, Mädchen usw. Ich schwärmte für ein Mädchen, mit dem ich niemals sprach; anstatt für eine von denen, die zu meiner Schwester kamen. – Ina hat mir aus Reik berichtet, wie er Goethe analysiert; warum die Verlobung mit Friederike in Sesenheim auseinanderging, und dass Goethe bis zu 40 Jahren keinen Geschlechtsverkehr hatte. Ich sage, dass letzteres mir ein Trost ist. Er ist aber skeptisch in Bezug auf Analyse über Autor, mit dem man nicht mehr sprechen kann. 🕮\(_{11}\)

(Von jetzt ab 8:30!) Ich berichte über schlechte Nacht am 11. (Vielleicht verursacht davon, dass am Tag vorher 3 Resentments von Ina gegen mich herauskamen: (1) der alte Kummer über die „Twins“, der in ihrer Analyse wieder herausgekommen war, (2) dass unsere Vereinigung am 9. nicht für die Nacht meine Magenschmerzen verhütet hatte, wie mehrmals früher; (3) mein Erstaunen, dass sie meint, sie könnte den Aufsatz über prob. für Sc. Am. schreiben.) – Die letzte Nacht waren gar keine Magenschmerzen, zum ersten Mal seit langem. (Ich berichte, dass Ina die Schmerzen erklärt durch meine Identifizierung mit der Mutter und ihrem Magenkrebs und speziell Selbstbestrafung, weil in der Analyse Resentments gegen Vater und Mutter herauskommen. Gestern fragte sie mich, wie die Mutter darüber denken würde, dass ich Analyse mache. Ich erklärte ihr, dass sie immer tolerant war und versuchte, sich den neuen Ideen der Kinder anzupassen.) Er meint, es sind immer viele psychologische Erklärungen möglich; das Wichtige ist schließlich nicht, die richtige Erklärung zu finden, sondern die Gefühlsspannungen zu lösen. Vielleicht seien die Magenschmerzen durch Allergie gegen Nahrung verursacht. In diesem Falle ist das Einfachste, Anti-Histamin zu nehmen. (Er gibt mir ein grünes für die Nacht, und ein gelbes, das wach hält, also besser nur am Tag genommen wird. Ich soll versuchen, ob sie helfen. Das ist einfacher als durch Notizen über Essen; es kann ein ganz gewöhnliches Nahrungsmittel sein.)

Ich berichte: Mit Magen 3 gute Nächte (12., 13., 14.), die letzte wieder sehr schlecht (3 Codein). Nicht klar, ob es hilft. Er meint: Zuweilen sind Magengeschichten verursacht durch Kombination von Ärger und Ängsten. Bei Ängsten werden häufig Allergien schlechter. Darum soll ich das Antihistamin weiter versuchen. – Ich berichte: Am 14. vormittags beim Gehen aus der Haustür die Stufe hinunter gestolpert. Ich fühlte zwar nichts im Rücken, bin aber seitdem ängstlich, und im Bett geblieben. Vielleicht kann ich in seiner Gegenwart wagen, aufzustehen. Er: Wenn Sie wollen. Ich: Ja. Ich gehe ins untere Zimmer, ein wenig herum, dann sitzen wir uns dort. Ich bemerke, dass ich wieder so schnaufe wie in früheren Zeiten. Ich sage: Erinnerung an Stolpern in NY, dann 3 Tage später Anfall in Chic.; wir erklärten es als Nachwirkung, aber das ist wohl zweifelhaft. Dann stehe ich wieder auf und gehe ein wenig. Er sagt, ob ich nicht ein Buch vom unteren Brett heben will; ich: sogar vom oberen ist schwierig. Ich lehne mit der Hand gegen die Wand und beuge mich dabei über das Brett. Auf seinen Rat versuche ich, das Rückenbeugen über dem Brett (im unteren Zimmer). Ich stütze mich mit den Händen auf und und beuge mehrmals den Rücken vorwärts hinunter. Er sagt, ich könnte auch Callisthenics tun, rotieren, in allen Richtungen beugen, usw. Ich wage nur, ganz wenig seitlich zu beugen. Dann mache ich nochmal vorne beugen, mit den Händen auf die Fußstangen am Bett gestützt, aber so, dass der Rücken ein wenig das Gewicht übernimmt. Dabei plötzlich der typische Schmerz im Rückgrat, aber nicht schlimm. Ich erschrecke sehr, stehe auf und gehe zurück zum Bett. Wie ich die Stufe hinaufsteige, nochmal Schmerz, ich mache Ausrufe und gehe eilig aufs Bett. Wie ich mich aufs Bett niedersetze und die Slippers abstreife, nochmal Schmerz (vielleicht etwas stärker als vorher), ich schreie „Au“. Ich lege mich hin und stöhne laut. Nach wenigen Sekunden hört der Schmerz auf. Er meint, es waren twinges und spasms in der Muskeln im Rückgrat, mit verursacht durch das Überatmen; er habe eine Panikreaktion beobachtet. Ich: Der Schmerz war nicht intensiv; trotzdem aber bin ich sehr erschrocken, wie immer bei diesen Anfällen; es war aber der typische Schmerz im Rückgrat. Er: Im Rückgrat selbst ist nichts geschehen. Wenn ich keine Panik bekommen hätte, hätte ich ruhig stehen bleiben oder mich hinsetzen können, dann würde der Krampf sich lösen. Solche Krämpfe werden wiederholt vorkommen; ich muss lernen, sie ohne Panik zu nehmen.

Über den Rückenschmerz am 16. (Ich erzähle, dass ich mir am 16. klar gemacht habe, was wirklich die Empfindungen waren; zunächst nur Gefühl, dass „etwas passiert“ in der „heiligen Region“. Erst beim Gehen kam richtiger Schmerz auf; mehrmals starker, besonders beim Hinsetzen.) Er meint, das macht es noch klarer, dass es keine Disk war, sondern nur Krampf. Möglicherweise auch Krampf im Rektum, durch unbewusste Gefühle und Wünsche; das wird oft in der lumbar Region empfunden, weil die Nerven von beiden Stellen zu derselben Stelle im spinal cord führen. Ich sage, ich will ihm dann ausführlich über Bedpan berichten [und über homoerotische Gefühle]. Ich sage, ich will sofort aufstehen. Er sagt: Das geht gut; auch Acht, das Überatmen zu vermeiden, denn nur dadurch kommt die Disposition zu Krämpfen. Wenn ich das vermeide, ist keine Gefahr.

Ich berichte, dass ich in den letzten beiden Tagen ein wenig aufgestanden bin, kurz gegangen, gesessen. – Über Bedpan und meine Ängste dabei. Er: Wenn ich nicht überatme, kann nichts dabei passieren, auch ohne Gürtel nicht. Etwas über . – Er sagt, am 16 hat er bemerkt, dass ich überatme. Aber er hat mich absichtlich nicht gewarnt; es sei wichtig für ihn gewesen, es zu beobachten. – Ich frage, ob er Zeit hätte für eine 3. Stunde wöchentlich, aber er ist sehr besetzt.

Ich berichte über die Nacht vom 17‚. wo ich Ina über Garthe erzählte; Bohnert sah ihm etwas ähnlich. Ich erzähle Gefühle über Garthe. – Die letzten 3 Tage war Feigl hier. Magenschmerzen auch bei Tage; vormittags beim Einlauf kein Erfolg, anscheinend Rektalkontraktion. [Alles vermutlich Protest gegen meine homoerotischen Gefühle.]

Ich berichte über die argen Magenschmerzen in der Nacht 27. (vielleicht weil das Unbewusste böse darüber ist, dass ich ihm am 27. so viel über die Homogefahren enthüllt habe?) Die beiden letzten Nächte besser. Formal kleines Diagramm; ein Mann über Männer. 🕮\(_{12}\)

IV / 1953 Traum 39 und 40; in Gretes Zimmer; ich erzähle von Grete und Sonja. Homofantasien sind jetzt leichter; aber immer noch ein Unterschied zwischen aktiver und passiver Rolle.

Über Mamas Operation des Magens ((1) Assoziation: Mutters Grab; (2) sie nahm die körperlichen Dingen zu leicht, ebenso wie bei mir). Traum 41: Französische Ausstellung. – Ich frage: Was soll ich psychologisch tun, wenn Magenkrampf kommt? Er: argue mit dem Superego, dass es doch ganz recht ist, für den jungen Rudi solche Gefühle zu haben (homo) und solche Dinge zu tun; das Superego hat ja nun lang genug streng regiert, dies möge es doch mal etwas nachgeben.

Magenschmerzen scheinen im ganzen besser. (2 Nächte ganz gut; 2 andere ziemlich gut: einmal Drugs geschluckt; in anderer Nacht leiserer Schmerz ohne Drugs besiegt durch Streicheln von Penis und beim Akt.) Über Fantasien hierüber. Die Hemmungen dagegen scheinen wirklich überwunden. Er: Das ist guter Fortschritt. Aber beim Aufstehen und Gehen immer noch Angst. Er: Kein Wunder, nach 16 Jahren mit solchen unvorhersehbaren Schmerzanfällen. Die Haltung wird sich immer mehr ändern, mehr casual‚ bis schließlich zurück zu einem ganz normalen Leben. (Er sagt auch zu Ina, dass ich guten Fortschritt gemacht habe.)

Besonders schlimme Magenschmerzen in der Nacht am 11., Ina meint: wegen Reichenbachs Tod. Ich beschreibe Rivalität, z. B. Feigls Folgen von Reichenbachs Wahrscheinlichkeitsauffassung. Er meint: Vielleicht ist diese persönliche Rivalität Ursache unbewusster Emotionen? – Traum Nr. 33 über Ende Flinchen (meine ausführliche Interpretation: Der Mann ist er, er hat mir geholfen, die Erlaubnis der väterlichen Autorität für Sexbetätigung zu bekommen.)

Nachtrag über Reichenbach: Einige Fälle, wo ich Resentment gegen ihn hatte, ohne es mir zuzugeben; vielleicht Todeswünsche; vielleicht jetzt Schuldgefühle. Er meint: Viele Erklärungen möglich; die persönliche Beziehung aber wird doch wohl wirksamer, wie z. B. die Eifersucht wegen Feigl und vielleicht ähnliche Fälle früher. – Traum Nr. 42 (Elisabeth und Grete in Freiburg); Assoziation noch nicht beendet. – Ina sagt zu mir, so open-minded wie möglich.

Assoziation zu Traum Nr. 42. (Ich muss dem Vater Tribut zahlen, bevor er’s mir erlaubt; wie im Traum mit dem Ende, 13.4.) Geschichte berichtet und interpretiert. Er meint, vielleicht homosexuelle Relation zu dem Kellner. Das scheint mir weniger plausibel. Er vergißt, dass ich allgemein bei Träumen nie nach homosymbolischer Interpretation suche; er meint, da ist Widerstand, das Bewusste will zwar weiterkommen, aber das Unbewusste fühlt den jetzigen Zustand als bequem und will nichts aufgewühlt haben. Ich frage, kann ich nicht bewusst etwas tun, um Fortschritt zu helfen. Er meint: Er verlässt sich lieber auf das Unbewusste; es ist nicht gut, das zu drängen.

Über meine Gefühle von Enttäuschung und etwas Entmutigung am 20., nachdem er vom Widerstand gesprochen hatte. (Er sagt, es sei nicht als Kritik gemeint; das hatte ich mir auch schon gedacht.) Und auch Gefühle von resentment gegen ihn. Ich sage, es fällt mir nicht leicht, das mir zuzugestehen und ihm zu sagen. Er ist froh, dass ich es sage; er meint, früher wäre ich nicht dazu imstande gewesen. – Ich fange an über Traum Nr 43 (vom 20., über Paris Konferenz). Meine Gefühle zu männlichen Gruppen, und Inas Eifersucht. Meine starke Abneigung, Leute am Abend zu sehen.

Magen ist viel besser, sogar letzte Nacht. –Traum 43 weiter, noch nicht beendet. (Da war Diskussion über Weltkrise. Ich frage: Wie kann etwas so Kompliziertes und Theoretisches im Traum vorkommen? Vielleicht nur, wenn Schlaf nicht tief? Er: Nein, all unser Denken ist dem Unbewussten zugänglich; daher kommt es, dass manchmal Mathematiker eine Lösung im Schlaf finden; da sind wir sogar freier als im Bewussten, wo die Möglichkeiten von Hemmungen eingeengt werden.)

V / 1953 Magen besser, letzte Nacht ganz gut. –Traum 45 (heute morgen mit halbwacher Interpretation. Unterschied zu den beiden Homointerpretationen. Er sagt: Das war gut; twilight Zustand ist oft nützlich; man verursacht diesen Zustand oft durch Drugs. Auch er tut das oft. Ich: Warum nicht immer? Er: Es ist gut, um Block zu überwinden; aber wenn es spontan geschieht, zeigt es deutlicher, was dahinter steckt, und hilft dem Patienten besser, die Spannungen zu lösen. – Ich sage, dass ich öfter etwas auf bin, aber immer noch Spannung dabei; z. B. gestern an Rippe Schmerzen. (Heute nicht weiter an Nr. 43.)

Magen ganz gut jetzt. – Ich berichte Wachtraum vom 2.5. früh morgens: mit Garthe, ich passiv. (Dr. sagt: ein wichtiger Schritt vorwärts.) – Traum 43 weiter, noch nicht beendet.

Magen ganz gut. Aber seit einigen Wochen wieder Muskeln empfindlich, sodass sogar der Druck vom Pyjamabund stört und die Muskeln tense macht. Warum die Furcht? beim Aufstehen. Er: Es ist Furcht davor, dass ich etwas tun werde; besonders homo; darum bleibe ich im Bett, um mich selbst vor der Versuchung zu schützen. Ich: Schon in Wien die Lungensache bewahrte mich vor Ausgehen abends. Ich weiß nicht mehr, ob auch früher schon ähnliche Beschränkungen. Ich: Warum dauert es so lange? Er: Die Analyse ist bei mir besonders schnell gegangen; in wenigen Monaten habe ich Fantasien erreicht, die gewöhnlich ein Mehrfaches der Zeit brauchen; solche körperlichen Symptome brauchen oft ca 2 Jahre; bei mir wird es schneller gehen; aber sie verschwinden nicht sofort, wenn die zugrunde liegenden Dinge in der Analyse aufgeklärt werden. – Traum 43 weiter: Lichtentaler Bademeister (von vorne oder hinten?); ich erzähle allerhand dazu. Das scheint ihm wichtig.

Ich berichte: Am 9., bei der Tür Kl, krampfartiger Schmerz im Rücken, wobei ich erschrecke. Enttäuschung, dass ich noch so empfindlich bin. Er: Ich soll mich nicht darüber verurteilen, dass ich noch Schrecken kriege; alle Menschen haben immerzu kleine Schrecken. Vielleicht hatte ich Resentment, dass er neulich von draußen spazieren sprach. Ich könnte ebenso gut draußen wie im Hause gehen. Ich könnte angezogen liegen und dann zwischendurch viel auf sein. Ich: Aber nach 1-2 Minuten auf bin ich schon ganz müde von Spannung. Er: Das ist nicht wirkliche Müdigkeit, sondern nur ein Gefühl. Die hauptsächliche Idee, die Haltung zu ändern: nicht mehr so übervorsichtig und überprotektiv, sondern mit freien, natürlichen Bewegungen. Solche Bewegungen verbessern auch die Stimmung; daher die elation beim Sport. Wenn Muskelkrampf kommt, kann man ihn auch im Gehen oder Stehen relaxen, man muss nicht unbedingt liegen. (Aber ich denke: nur im Liegen kann ich die Gefühlstension hinreichend relaxen, um die Muskeln zu relaxen.) Es ist besser, wenn man geht oder etwas tut zu einem Zweck, der einen ablenkt, als wenn man immer sich selbst beobachtet. Er fügt hinzu: Also dies ist keine medizinische Anordnung, sondern eine broad Suggestion. 🕮\(_{13}\)

Ich berichte über Emotionen am 11. durch seine Bemerkungen. Ich war etwas entmutigt dadurch, dass seine Erwartungen so hoch waren, dass ich auch im besten Falle weit darunter bleiben würde. So ist er für mich zugleich die helfende Mutter und der fordernde Vater; vielleicht waren dies die Rollen der Eltern, als ich gehen lernte. Ich kann mich nicht erinnern; aber ich weiß von vielen späteren Fällen, dass ich oft diffident war bei neuer Aufgabe, ausgenommen im Intellektuellen. Z.B. als junger Leutnant, als ich zum ersten Mal die Kompanie auf den Exerzierplatz führte, zu Pferde. Er meint, dass meine Kriegs erlebnisse mir großen Schreck gegeben haben, den ich aber ganz überwunden habe; die übermäßigen Forderungen der Autorität, sich Gefahren auszusetzen. Nachher hätte mein Unbewusstes die Einstellung genommen: ich will mich auf keinen Fall mehr durch Autoritäten in Gefahren bringen lassen! Infolgedessen habe ich ein Bedürfnis nach Abhängigkeit und Schutz entwickelt, wie als Kind; allmählich immer stärker, bis ich jetzt schließlich fühle, ich kann nicht aus dem Hause gehen. Ich frage: Ist dies eine neue Erklärung anstelle der früheren, dass die Furcht zurückgeht auf unbewusste Furcht vor homo Versuchung, oder gehört beides zusammen? (Die Antwort ist nicht ganz klar.) Er sagt, es besteht ein Zusammenhang; im Krieg und später ist auch immer Bedürfnis, die Anerkennung anderer Männer nicht zu verlieren. Es wäre gut, wenn Träume den Zusammenhang mit dem Krieg zeigten. (Draußen sagt er zu Ina: Schreck durch Kriegserlebnisse hat starke Wirkung; aber es wird ja schon besser.)

Ich: Soll ich zu den Träumen zurückgehen, oder ist es besser, zu versuchen, aus dem Krieg zu erinnern? Er: Nein, jetzt nicht über Krieg; wir wollen es kommen lassen, wie es kommt. Traum 44 (Das ist der 2. lange Traum, wo Lichtental vorkommt). Er ist befriedigt, dass die Analphase im Zusammenhang mit homo herauskommt, und im Verhältnis zwischen Frau und Mann.

Ich erzähle von meinem Schreck, als das Bett hinunterfiel. – Traum 44 zu Ende. (Er meint, die verschiedenden Szenen gehen vielleicht schrittweise zu einer früheren Phase im Leben: Ina, Chacha, Freunde, Schwester …; ich weiß nicht recht. Er meint: vielleicht auch der Traum 43 probiert verschiedene Möglichkeiten mit Männern, dieser mit Frauen.)

Ich berichte, dass ich einige Male auf der Porch gesessen habe. Ich war seit vorigen Sommer nicht draußen gewesen. Das gibt stärkeren Kontakt mit der Außenrealität, die inzwischen sehr in den Hintergrund getreten war. – Traum 46 angefangen, Charlottenburg Station. Assoziation: Klatt und sein Kreis; ich erzähle von deren Ideologie, und die Wichtigkeit des nicht-rationalen Typs von Freunden für mich.

Ich berichte, dass die letzten Tage nicht gut waren: sehr tense; nur mit Gehen bis Wohnzimmer, meist weniger; deprimiert. Er: Das Superego ist wieder zu stark; ich soll nicht wieder „aus Pflicht“ Anstrengungen machen, sondern Dinge natürlich und easily tun. Ich soll zwischen ich und Superego dramatisch argumentieren, für Natürlichkeit, gegen die viktorianische Einstellung. Ähnlich auch über homo Gefahren, und Vater als Liebesobjekt: ausargumentieren, dass dies doch natürlich Wünsche sind, gegen Verbote. – Traum 46 zu Ende: Beziehung teils zu Männern, teils zu Frauen.

VI / 1953 Geträumt 5:30 „Papa frißt den Koch entire“ (mein Vater nimmt die Mutter ganz für sich? Meine Kinder sagen, ich gebe ihnen nicht genug Geld? Problem von Johannes Hierherkommen; Schuldgefühle) Traum 54 von Neuraths Tod (über ambivalente Beziehung zu Neurath; seine Eifersucht auf die jungen Leute in Wien.)

Traum (nicht mehr aufgeschrieben): Fragment vom 4. (Ski in Straßen von Jena, italienisch); über Rebekka West vom 2. (Djane im SF Haus.) Ich sage: einige Male kurz auf Porch gesessen. Er: vielleicht mal bald im Auto herumfahren? Ich: Wäre nicht wichtiger, ums Haus herum gehen? Er: Warum so streng mit mir, als müßte ich durch mühsames Gehen mir verdienen, anstatt bequem im Auto herumfahren? Ich: Eben ist das Aussteigen schwierig. Er: nur, weil ich es so mühsam tue.

Ich berichte über Muskelschmerzen und Depression am 6., und dann abends Fantasie, während der Musik: Ich soll mit dem Segelboot abfahren, nehme Abschied von allen Freunden; schließlich bleibe ich doch wegen Ina. Ich sage ihm, dass die Beziehung zwischen mir und Ina ganz erneuert ist, nicht nur im Sex.

Traum 39 (Im Auto mit Ina – später im Auto mit den Männern; ich lenke Beziehungen zu Frauen und zu Männern.) Ich konnte heute früh diesen Traum nicht ohne Karten erinnern. Er meint, die vergessenen Träume können bei freier Assoziation doch wiederkommen, wenn sie wichtig sind [?]. – Er sagt, gelegentlich mal möchte er sehen, wie ich mich bewege. Ich stehe schnell auf und gehe mit ihm zur Tür. Er sagt, dass ich mich schon freier bewege. Ob ich mich auch bücke, etwas aufzuheben. Ich: das nein, höchstens indem ich die Knie beuge.

Diese Nacht Magensäure, zum ersten Mal seit langem; häufig Milch und gegessen. [Bedürfnis nach Nursing? Weil Kemeny gestern zum Abschied hier war?] Träume 16, 60 und 61: Mit Ina über Hügel gegangen, in heiterer und unbekümmerter Stimmung.

Traum 62 von dieser Nacht (nur Fragment). Trau alter Traum 47 angefangen. (Konferenz, Hotel, alter Zylinderhut.)

Ergänzung zu 62: Das Lehrbuch kostet 10 $. Ist das Protest gegen Preis der Analyse? Ina hat gesagt, ich soll ihm mehr zahlen. Ich wollte auch, wenn sie ihre Analyse aufgegeben hätte; aber 2 Analysen sind zu viel Belastung. – Traum 63 (Quine; Office auf dem Boden; strenge Frau).

Über Muskelkrampfschmerz an der Hüfte rechts, gestern beim Niedersetzen auf der Porch und wieder beim Aufstehen. (Später im Wohnzimmer gelegen. Später in mein Bett zurückgegangen; das ging gut.) – Traum 64 über Næss und Kaplan. Er bemerkt, dass anscheinend die Rückensache nicht in Traum auftritt. (Trotz Rückfrage wird nicht klar, was er daraus schließt. Er scheint es als gutes Zeichen anzusehen; vielleicht dass das Unbewusste fühlt, dass ich die Beziehungen auch zu Männern gut handlen kann, dass ich keinen künstlichen Schutz wie die Rückensache brauche. Ich sage darauf: Aber meine Ängstlichkeit beim Gehen zeigt doch, dass das Unbewusste noch Dinge fürchtet.) 🕮\(_{14}\) [Nachdem Dr. Wallis gegangen ist, und nachdem sich Bohnert angesagt hat für Gespräch jetzt, will ich ein wenig aufstehen. Ich spüre nichts mehr vom Muskelkrampf an der rechten Hüfte. Aber sofort beim Aufstehen vom Bett kommt der Schmerz wieder, erst rechts wie gestern, dann ganz plötzlich scharfer Schmerz im Rückgrat. Ich mache lautes Schmerzgestöhne, „au, au“, weil es mich erschreckt, weil es das Gefühl der kritischen Stelle im Rücken ist. Ich lege mich sofort wieder hin, und der Schmerz hört sofort auf. Bald darauf kann ich mich wieder richtig entspannen und hin und her bewegen. Der Schmerz war von der Art, wie ich im Frühjahr einen „richtigen Rückenanfall, aber leicht“ genannt haben würde. Ina findet, dass ich weniger deprimiert bin als gestern, aber dass im Moment des Schmerzes ich doch panisch war. Meine Überlegungen sind aber ziemlich düster: Ich hatte in den letzten Monaten die Vorstellung, dass beim bloßen Herumgehen kaum jemals etwas passiert (ausgenommen, wenn ich mich bücke, was ich aber normalerweise vermeide), und dass, wenn ein krampfartiger Schmerz kommen würde, ich nicht mehr so erschrecken würde emotional. Beides sieht jetzt anders aus. –27.6. Ich habe Angst davor, die Bedpan im Bett zu benutzen; wir verschieben es für morgen. –28.6. Bedpan. Im Bett; es geht sehr gut. Ich bin sehr erleichtert, die Sorge los zu sein. ]

Ich berichte über Schmerz am 26. und meine Sorge für die Zukunft, und die Angst vor Bedpan am 27. und 28. Er: Schon bevor ich letzteres sagte, hatte er sich notiert „(rectal spam)“; letzteres nahm er dann als ganz klare Bestätigung. Er meint, da in einfachen französischen Anführungszeichen: war kein Krampf in den Rückenmuskeln, sondern nur im Rektum; der wird subjektiv als Rückenschmerz gefühlt, kann plötzlich und heftig sein. Ebenso wird oft bei Frauen Uteruskrampf, z. B. bei Menstruation, als Rückenschmerz gefühlt. Der Darm zieht sich zusammen durch unbewusste Angst, dass etwas eindringt; das ist völlig harmlos; man kann es sogar als angenehm empfinden. Ich sage, dies ist mir große Beruhigung, dass mir nichts im Rücken passiert, nicht nur nicht im Rückgrat, sondern auch in den Muskeln, sodass also da kein Schaden geschehen kann. Was ist der Weg zur Überwindung? Er: Es hat sich langsam aufgebaut durch viele Wiederholungen; darum kann es sich auch nur langsam wieder abbauen, gleichfalls durch Wiederholungen; aber das dauert in etwa so lange wie der Aufbau. Ich muss allmählich die Einstellung bekommen, dass homo Dinge akzeptabel sind, nicht unmoralisch, nichts zum Fürchten, in Tagträumen ruhig zulassen usw. Ich: Dies ist bewusst schon längst der Fall. Er: Im Unterbewussten geht es etwas langsamer. [Ina fragt ihn draußen, warum in meinem Traum keine Rückenschwierigkeit vorkommt, und ich mich immer frei bewegen kann. Er: Das zeigt, dass meine Triebe für Sex und Aktivität stark sind, aber vieles unterdrückt ist.]

VII / 1953 Ich berichte: Gestern nur einige Male auf dem Bett gesessen; zu ängstlich aufzustehen, weil letztes Mal (26.6.) der Schmerz gerade kam beim Aufstehen vom Bett. Er spricht von der Furcht vor den Versuchungen; er sagt, der unbewusste Zweck von Ritualen vor dem Ausgehen (z. B. mein Nachprüfen vor dem Weggehen zur Straße, (Mappe, Schlips, usw.), ist die Abwehr von Fantasien, die man sich nicht erlauben will. Wenn man sich erst mal alles frei erlaubt in Fantasien, verschwindet die Angst. Er erzählt von einer Patientin; er erkannte aus vielen Träumen, dass sie sich wünschte, an seinem Penis zu saugen, aber es dauerte 6 Monate, bis sie es bewusst machen und sagen konnte. Bei dieser Geschichte kommt mir plötzlich Assoziation mit seinem Penis: wie ich kürzlich (nach dem neuen Schmerz) mir wieder in Erinnerung rief, wie es war bei dem Schmerzanfall früher, als er dabei war. Ich hatte Furcht, er möchte mich an der Hand festhalten, oder auch nur mit einem Wort; was ich fürchtete, war wirklich sein Penis; darum schon vorher die Angst vor Bücken, weil das wie Aufforderung erschien. [Eine Bemerkung von Ina kürzlich rief dies wach; das habe ich jetzt nicht erwähnt.] Ich sage, es ist sehr seltsam. Er: Wie erschien es dem 8-jährigen Jungen? Da war es natürlich. Ich sage, ich kann aber gar nichts erinnern über Wünsche von Annäherung des Vaters. Er: Es ist gut, dass Erinnerung von konkretem Moment nicht nötig ist; es genügtausgestrichenes Komma das gegenwärtige Nacherleben der früheren Wünsche und Fantasien. Ich sage, ich fühle mich sehr erleichtert, dass ich dies jetzt deutlich anschauen und sogar sagen kann. Er: Die Unterdrückung gerade dieser Vorstellung mit dem Vater und mit ihm war es, was in den letzten Wochen wieder größere Spannung und Ängstlichkeit bewirkteausgestrichenes Komma und das Wiederauftreten der Magenschmerzen nachts als ein Schutz gegen Träume und Enthüllung. Sich gewöhnen an alle möglichen Fantasien dieser Art bringt die Befreiung, das heutige Sprechen ist ein wirklicher Schritt vorwärts.

Ich berichte über Fantasie am 5.7.: Mit Fränzel auf Südseeinsel; dann ist es der Vater. (mit wirklichem Organismus). Der Vater sagt, alles ist recht: mit ihm, mit der Mutter, mit Agnes. – Am nächsten Morgen dachte ich: Dies ist noch eine Befreiung; jetzt werde ich ganz leicht aufstehen können. Aber dann konnte ich nur auf dem Bett sitzen, nicht mal aufstehen! Ich war enttäuscht. Aber ich sollte die Wandlung nicht so unmittelbar erwarten. Gestern vor- und nachmittags bis zur Tür gegangen. – Einiges aus dem Krieg. Die Scheu vor der Bauchwunde eines anderen Soldaten. Er: Vieles in unseren Ängsten ist Furcht vor Kastration. Ich: Darum dachte ich damals, als ich von Furcht vor Vorgesetzten zu ihm sprach und er sagte: „Das war Furcht vor effacement. Er sagte, sie ließen Soldaten in Gruppe zu einander sprechen über ihre Furcht; das gab Erleichterung, besonders in seiner Gegenwart, wenn sie approval der Autorität erlebten. Ich: Ähnliche Erleichterung, als ich nach dem Krieg mit Flitner sprach und wir uns zugaben, oft große Angst gehabt zu haben. –Er sagt zu Ina beim Hinausgehen, ich machte wundervollen Fortschritt und käme jetzt wirklich „to the bottom of things; es wäre gut, dass ich mir vorstellen könnte, wie es fühlt, frei herumzugehen.

Ich berichte: Die letzten 3 Tage Muskeln so empfindlich; in jeder Lage spüre ich sie bald, werde ungemütlich, und weiß nicht, wie ich liegen soll. Das vielleicht durch Zusammenziehungen im Rektum? Kommt das vielleicht, weil durch den wichtigen Schritt vorwärts auch der Widerstand zeitweise wird? Er: Ja. Ich: Das ist ein guter Trost, das ist ein Zeichen, nicht von Rückgang, sondern von Fortschritt; wenn auch subjektiv unangenehm. Er meint: Spannung, nicht notwendig im Rektum, sondern mehr allgemein in der ganzen Pelviszone; erhöht durch die Tendenz, es immer zu beobachten mit Ängstlichkeit. An sich ist das ganz normal; bei gewöhnlichem Leben wird die Unterstreichung getilgt: Spannung einfach abreagiert durch Aktivitäten. – Ich frage über Baforins; ich nehme viel, seit langer Zeit. Er: beliebig viel, schadet nichts; es ist mehr eine psychologische Beruhigung, und es ist ein ganz schwaches Sedativ. Ich berichte über Dilators in Chicago. Mir war bewusst, dass sexuell, aber ich dachte nicht an homo damals. Er: Es ist auch wohl mehr in der früheren Periode, anal, vor autoerotisch; die Mutter gab den Babies oft Seifenzäpfchen; das Zäpfchen und die Entleerung wird vom Baby als angenehm empfunden. Ich sage: zuweilen Ina. Das bestätigt wohl, dass es mit der Mutter verbunden war. Er betont, wie früher oft, dass es nicht Typen sind („anale“), sondern Komponenten in jedem Menschen. – Ich erzähle vom Ziegenbock, und Abschneiden der Haut; vielleicht damals Kastrationsfurcht. –Anfang von Traum 68: Mrs. Rilston, ich Baby auf Arm. Dazu 65: kleines Kind kommt; nachher Maue und Freundin. Frage, ob hintere oder vordere Tür. Ich: Assoziation mit früherem Konflikt zwischen vorn und hinten Annäherung. Er: vermutlich Mutterfigur, von hinten. Ich erzähle von Inas Bemerkungen bei Bedpan: über „anales Kind“. Er: Aber ihre Assoziationen 🕮aEs folgt eine hier nicht wiedergegebene unpaginierte Seite mit einer langschriftlichen Zusammenfassung der Ereignisse zwischen Juni und August 1953.🕮\(_{15}\) sind nicht meine. –IchEr wird weg sein für 5 Wochen. Hat er besonderen Rat für mich? Er: Ich soll nicht strive so hart, Fortschritt zu machen mit Aufstehen, keine moralische Sache daraus machen; „nehmen Sie Ferien für eine Weile“; alles von kommen lassen. Ich (aus Nr. 69) sagte im Traum: „Wenn ich tanze, schlummert mein Gehirn, und mein Körper bewegt sich von selbst zur Musik“. Er: sehr gut; „Ich könnte es nicht besser sagen“; nicht so viel bewusste Kontrolle.

5 Wochen Pause.

VIII / 1953Ich berichte: Nach dem letzten Interview (10.7.) war 15.7. nochmal Rückenschmerz. Ich erschrak wieder, aber nicht so schlimm. Nach den 3 Rückenschmerzen dauerte es länger, bis ich wieder aufstehen konnte (24.7. zum ersten Mal zur Tür; 8.8. zum ersten Mal ins untere Zimmer). Er betont, dass ich mir klarmachen soll, dass das Erschrecken nichts Krankhaftes ist, sondern eine natürliche Reaktion, physiologisch-psychologisch bedingt; wie bei einem Kind und bei primitiven Menschen. Das kann nur langsam verschwinden; es war gut, dass ich es mehrmals erlebte; allmählich werde ich mich so daran gewöhnen. Er meint, auf dem bewussten Level habe ich sehr gut getan, weil ich jetzt alles mir selbst klarmachen und aussprechen kann, anstatt es zu unterdrücken.

Ich berichte von den heftigen Magenschmerzen diese Nacht; vielleicht wollte das Superego wieder nicht, dass Träume herauskommen. Er: Der Konflikt zwischen Superego und Ego sollte von mir mal in Worten ausgedrückt werden; und zwar als Konflikt zwischen dem 16-jährigen Jungen und dem 6-jährigen, dessen Wünsche in dem 16-jährigen stecken, aber unterdrückt werden. Ich berichte über Barmen; meine spartanisch strengen Prinzipien: in der Schule gegen das Schwindeln; der große Familienkreis, Tischgespräche; scharfe Verurteilung anderer Leute. Die Mutter hatte dieselben Prinzipen, war aber milder gegen andere Leute. Er sagt: Das war eine gute Geschichte; diesen Dingen soll ich weiter nachgehen, erst das Upperego mit den strengen Prinzipien, aber auch die Wünsche zu Wort kommen lassen; dies ist wichtiger als die Relation zu Mutter und Vater, weil der Hauptkonflikt ja in einem selbst steckt. – (Ina sagt ihm, dass Kaplan über L.A. Für 1954 gesprochen hat und fragt nach Übersicht für Besserung. Er: Innerlich gehen die Dinge sehr gut vorwärts; mit dem Aufstehen, das ist schwieriger und langsamer. Er meint aber, bis Herbst 1954 sollte das auch wohl in Ordnung sein; aber man kann nichts Bestimmtes vorhersehen. Ina erinnert ihn daran, dass, als Feigl vorigen Winter für Herbst 1953 fragte, er auch meinte, ich würde bis dahin auf sein.)

Ich erzähle mehr aus der Barmer Zeit. Meine moralischen Standards waren strenger als Mutters; nur langsam lernte ich von ihr das protestantische Prinzip: Jeder entscheidet nach seinem Gewissen. Keine bewussten Versuchungen, keine bewussten Sexwünsche. Ernst und die . Meine Erektion beim Urinieren. Ist Scheidung erlaubt? Kartenspiel Sünde? Ich wollte immer feste Regeln. Aber wie finde ich die unbewussten Wünsche? Und die aus der Kinderzeit? Er: Lesen von Büchern über Jugenderfahrungen hilft viel (z. B. Buddenbrooks; Leben mit Vater; Innoc. Voyage). Die Erinnerung geht nicht in chronologischer Ordnung, sondern umgekehrt: zu früheren und früheren Perioden.

Traum 78: (vom 26.7., vor dem Haus in Barmen, Tennenbaum. Assoziation: Fräulein Julchen; Ina) Über Tennenbaum und Smullyan. Aus Barmen erzählt: wenig Freunde; der „Rattenfänger“. Im letzten Jahr stiller Schwarm für 2 Mädchen; eins kam für Schlüssel zum Turm, aber ich blieb stumm. Erst in Jena leichtere Beziehungen. Das zitterende Knie bei Heiner. – Hat es Wert, diese spärlichen Erinnerungen an Barmen zu berichten? Er: Oh ja. – Ich gehe mit ihm zur Haustür.

Ich berichte von der großen „Delivery“ in der Nacht am 26. (nachdem morgens Einlauf, aber zweimal wenig Erfolg). – Der lange Traum 87 (vom 31.7.). (Assoziation mit Russell pinkeln; der Vater; ich der unentschiedene Hamlet; Trude bei Inas verletztem Fuß, wie der Mann in Uniform im Traum.) – Soll ich nach Erinnerungen an die Barmer Zeit suchen? Er: keine Willensanstrengung, mehr spontan! Ich: Ganz spontan denke ich zu selten an die Zeit; aber wenn ich daran denken will, kommen allerhand Bilder. Er: Das ist recht; aber dann muss man es spontan weiterlaufen lassen. – (Er sagt draußen zu Ina: „Es geht well, he gets now the hang of it“. Vermutlich meint er, dass ich jetzt Assoziationen zu Traum mache, die wesentlich sind, weil sie auf alte Gefühlsbeziehungen zurückgehen.)

Über Hanno aus „Buddenbrooks“: der kleine Junge weint und schreit im Traum, beängstigst durch das „bucklige Männlein“; und weint beim Gedichtaufsagen. Meine Erinnerungen an Gedichte aufsagen für Vater; weinen bei Volksliedern oder Märchen, z. B. „die dumme Else, Ronsdorfer Kinderkrippe. Ich habe die Idee, wie Hanno: Ich kann keine Gedichte behalten, ich kann nicht öffentlich sprechen. –Traum 84: Morris im Bett; ich muss wählen zwischen unten und oben.

IX / 1953 Über Traum (85) dieser Nacht (nur Bruchstücke: Einstein, Burks, Ski , Buch über 19. Jahrhundert). – Aus Buddenbrooks: Tod der Großmutter, die Dichter verlängern das Leben. Mutter erzählte das von Vaters Tod. Mutters Tod. Warum fuhr ich nicht früher?? Ich war kühl und hart in den Tagen in Jena und Ronsdorf. Als Kind zu weich; vielleicht darum später hart. Ina: die dicken Decken.

(anstatt 7.9.) Ich berichte: Ich habe jetzt viele Erinnerungsbilder aus Barmen und Ronsdorf, aber keine wichtigen Vorkommnisse. Er sagt: Die durchgehende Geltung ist wichtiger als einzelne Ergebnisse. Ich erzähle: Blumbach schießt den Habicht. Blumbach stottert und Hühner. Meine Schwierigkeiten im Überreden; Angst, doch nicht Erfolg zu haben. Erröten. Er: vielleicht als Kind Furcht davor, aggressiv zu sein. Ich: Ja, Mutter war sehr gegen aggressives Verhalten, immer für Frieden. Er: sie vernachlässigte wohl die wichtige Rolle der Emotionen.

Traum 8: Ina und ich klettern Seil hinauf im Theater; später gleiten wir hinunter [Sex.] –Traum 86: Vorträge von Pap in Wien. [Pap war kürzlich hier. Wir stehen persönlich gut, obwohl in manchen philosophischen Punkten nicht einig.] Ich weiß nicht, was die Grundidee in dem Traum ist. Der Dr.: voriges Mal erzählte ich ihm aus Ronsdorfweggestrichenes Komma: ich so schüchtern; der Traum zeigt, dass ein Sohn auch dann vom Vater geliebt wird, wenn er widerspricht. Ich: ja, vielleicht hätte der Vater das besonders geschätzt. 🕮\(_{16}\)

Über Ronsdorfer Zeit. Starke Bedrückung, wenn ich „Unrecht“ tat. Wie können andere Jungens dabei Spaß haben? Mit Otto in den Steinbruch geklettert. Die Mutter nahm mich oft in Schutz; z. B.: ich war mit einem anderen Jungen weggegangen, sie sagte: du dachtest wohl, es wäre kürzer. In die Hose gemacht, bei Johannes’ Haus; die Frau sagte, ich habe es unterwegs gesagt. Nochmal die Geschichte von den Handschuhen, als ich Agnes gekratzt hatte. Der Dr.: Solche Bemerkung ist schlimmer für das Kind als wirkliche Strafe; das war sadistisch von dem Vater; sicherlich war ich da zornig auf ihn. Vielleicht war die Bedrückung oft wegen Gefühlen von Hostilität gegen die Eltern, was als besonders schlimm empfunden wurde. Über Vaters 2 Schlaganfälle (er: dass sie bei Aufregung kommen, ist populärer Aberglaube); der Dr.: sicher wurden wir nachher immer zur Ruhe gewarnt, nur nicht den Vater aufregen; Kinder glauben dann an Kausalzusammenhang. Auch mit dem Tod; diese Hostilitäten und Wünsche gegen die Eltern sind so stark unterdrückt, die sind am schwierigsten herauszubringen. (Hempel erzählte gestern von Zwangsidee über Schlafanfälle; sein Vater hatte Anfälle gehabt.)

Heutigen Traum 89: Margret, die Nordkette, ich kann nicht mehr klettern; das Radio – Klavier. Bergsteigen = Sex, oder Selbstmord. Das Klettern auf dem Hügel als Ersatz dafür. – Zum Schluß geh’ ich mit dem Dr. zur Haustür. – Er sagt: ich gehe auf Fußspitze, um zu vermeiden; beim natürlichen Gehen setzt man zunächst den Absatz auf, bei durchgedrücktem Knie.

Angefangen den langen Traum 88 (vom 17. früh): Über Griechenland; Zorbas Buch, die schweigsamen Freunde (dabei kommen mir die Tränen); die große Sünde, eine Frau einsam liegen zu lassen; „lesbisch“. Ina verwandelt sich in einen Mann: der „harte Knabe“. Er sagt: Es ist gut, alle in Fantasien durchzuerleben; z. B. beim Sex in der Reihenfolge der Kindheit: zuerst die prä-genitale Phase; dann die genitale; nachher das Elterngefühl (projektiv und zärtlich). – Zum Schluß sagt er „very good“.

Über die schlimme Nacht am 21., unabhörlich Magenschmerzen, Erbrechen. Ina meinte: „wegen Überlegungen über ihren job Plan. Ich glaube nicht. Ich hatte den Abend Zorbas gelesen, wie stirbt. Erinnerungen an Mutters Tod. Warum war ich nicht früher hingefahren? Warum hatte ich sei, einige Jahre früher, nicht im Hospital besucht? Warum fuhr ich nicht zurück zu Johannes Geburt? Hemmungen, Gefühle zur Mutter auszudrücken. Er fragt, ob der Vater das entmutigte. Ich: Im Gegenteil, er war extravertiert, leicht im Ausdruck, neckte mich, dass ich träumerisch und schweigsam war. Die Mutter regte mein Denken an. Ich möchte wissen, was sie antwortete auf Fragen nach Geburten und Sexunterschieden. Sie war gegen Märchen und „erdichtete“ Geschichten.

Über Angebot von Los. Ang. Wie sind die Prospekte für mein Aufsein in 1 Jahr? Er sagt nichts Bestimmtes; es ist Sache der Entwicklung. Ich frage immer wieder: Was kann ich zum besser werden tun? Er: Es ist nicht eine Aufgabe, die durch Willensanstrengung gelöst wird. Ich: Ich war schon besser; jetzt weniger auf als vor Monat; das Vorkommen der Schmerzen hat mich zurückgesetzt; beim Gehen habe ich Angst vor dem Schmerz. Er: Das ist nur screen für die eigentliche Angst, die sich auf persönliche Beziehungen bezieht; vermutlich habe ich als Kind Affekte gezeigt, etwa zu Vater oder Schwester, und dann kam Abweisung oder lächerlich machen; und da habe ich mir gesagt: niemals wieder sowas tun, besser sich zurückhalten, nicht zu anderen gehen. – Schließlich kann die Einladung nach L.A. gut wirken: sie gibt Anregung für allmähliches trauen, auszugehen, Leute zu treffen, Auto fahren usw. (vermutlich: nachdem das Psychologische aufgeklärt ist.) Was es wirklich in der Kindheit war, ist vielleicht schon aus bisherigen Träumen zu sehen, wenn man eine gemeinsame Idee dahinter findet; oder es mag sich mal in einem Traum klar darstellen. – Am Schluß sagt er: Anscheinend ist gelegentlich eine Diskussionssitzung gut, anstatt Sitzungen für freie Assoziation.

X / 1953 (anstatt 2.) Traum 88 beendet (angefangen 21.9.): Einlauf von Ina, „Mutters großes Bett“; der schweigsame biologische Mann (Dr.) geht nach Juist ( der Dr. zieht in meine Kindheit; glückliche Zeiten mit anderen Knaben, und mit Clemens).

Traum 91: Verwandelter Tisch, und Marni. Gegensatz zwischen intellektualistischem Leben und Triebleben; Zorbas und der Schreiber. Frau Schöndube (auch über Kind für Grete).

Über Mutters Büchlein über Großvater (1927; Hempel fand es in Harvard Bibliothek). Großvaters Asthma, Depression, Schuldgefühle. Wie erst seine Frau, dann seine Tochter ihm alle Geldangelegenheiten fernhielt. Er musste schließlich Lehramt aufgeben; aber dann konnte er umso mehr schreiben, umsorgt von der liebenden Tochter: merkwürdige Parallele zu meiner Situation. Das Bild von Großvater und Mutter. Die individualistische Einstellung der Leute im Bergischen Land; selbstständiges Denken. Die Hilfsbereitschaft des Großvaters; ich sage dem Doktor, dass ich dabei an ihn gedacht habe; das freut ihn.

Ina sagte, 10.10., ich schien ein wenig deprimiert. Ich hatte nichts bemerkt. Vermutlich Schuldgefühle, weil in der Nacht zuvor selbst Sexentspannung gemacht (seit Wochen nicht zusammen, weil Ina ivy poisoning). Erleichtert durch Aussprache mit Ina. Vielleicht Schuldgefühle gegen die Mutter; in der Nacht damals war Magenschmerzen (sonst jetzt selten). Diese Nacht geträumt (fast nichts erinnert), Nr. 92: steile Bergwand mit steilen Rissen; darin hocken Knaben; ich denke, mir wäre das zu schwierig. Schwindelgefühle auf Bergen; Assoziation mit Todeswunsch und mit Orgasmus. Der Doktor: Oft sind dabei auch Wünsche, andere hinabzustoßen, aber stark unterdrückt. Ich hatte im Frühjahr schon erzählt: nach Vaters Tod konnte ich nicht weinen; vielleicht vorher Todeswünsche. Auch nach Mutters Tod konnte ich nicht weinen; bisher habe ich nie an Todeswünsche gedacht, aber alle Gefühle sind ja ambivalent. Er: Durch ihren Puritanismus in Sex fühlte ich doch wohl Frustration. Ich erinnere Spannungen gegen die Mutter in der Adoleszenz.

Gestern Shimony hier. Ich bin Vaterfigur für ihn; erst nachher spricht er zu Ina mehr persönlich. Inas Eifersucht auf die Jünglinge in Chic; jetzt weiß sie durch die Analyse, dass das ein Gefühl gegen die Brüder ist, um Beachtung vom Vater. –Traum 90: Vorlesungsnotes (= Notes über Traum); die formale (= Richtschnur im Leben); Kegelschnitt (= Schnitt durch Penis); mit Studenten auf der Straße (wie in Chic. mit Tenenbaum usw.)

Über Magie als Kind. Gebet um Vaters Wiedererweckung vom Tod. Später Gebet, dass Onkel Willy nicht sterben sollte. (Der Doktor meint, das war unter einer Reflektion der früheren Situation mit dem Vater). , ob ich in den Himmel kommen würde, nicht auf die Fugen treten, usw. Himmlische Buchführung: Wie steht mein Sündenkonto? Kann ich trotzdem in den Himmel kommen? Kann ich eine Sünde dadurch aufheben, dass ich mir eine unangenehme Sache als Buße auferlege? Oder dadurch, dass ich etwas Gutes tue. Bei meiner Vermutung (wie schon früher), dass da vielleicht Todeswünsche gegen den Vater waren, sagt er: nicht so sehr gegen den Vater gewendet, als aus Liebe zur Mutter und dadurch Eifersucht [nicht ganz klar]. 🕮\(_{17}\)

Die Biographie aus Chic. Ich zeige Fotos von Mutter. Agnes’ Aufzeichnungen über Mutters letztes Lebensjahr. Ich war beruhigt, eine Erklärung dafür zu finden, warum ich nicht in den letzten Wochen vor dem Tod zu ihr fuhr: sie bat Agnes und uns nicht mehr hinzukommen. Mutters Selbstdisziplin und Energie. – Wie gut Agnes die Erlebnisse schildern kann! Das konnte ich nicht. Über Schilpp Volume. Ich scheue mich nicht vor dem Schreiben des reply, wohl aber vor Selbstbiographie. Er sagt beim Weggehen: Nach der Analyse wird das nicht mehr schwierig sein.

Über meinen Vater. 2 Fotos; energisch, vielleicht auch streng. Harte Kindheit. Trotzdem viel gelernt. Er sang gern. Er las Geschichte und Biographien. Die Auswanderung von Elberfeld 17. Ich zeige dem Doktor meine Planzeichnungen von Ronsdorf, der Krim usw.‚PLANZEICHNUNGEN!!! und erzähle: Ich saß manchmal neben der Mutter am großen Familientisch gemütlich, wenn ich bei den Kindern zu erregt wurde. Ina fragte: Und wo saß der Vater? Den hatte ich in meiner Vorstellung ganz vergessen! –Traum Nr. 93: Die Frau springt vom hohen Gebäude herunter, die Mutter sprang entschlosen in die neue Aufgabe in Ronsdorf; oder in das ganz neue Sexerlebnis. Die 2 weißen Pferde (heute keine Assoziation mehr gebracht).

FrauIna wird nächste Woche Job in Trenton anfangen (er sagt, N.J. ist der viertbeste Staat in der Sorge für Geisteskranke). –Assoziation zu Traum 93: Die weißen Pferde sind Knabe und Mädchen; (1) Ina mit den twins, (2) Mutter mit Agnes und mir, wie sie ihre Arme um uns legt (ich sehe dann auf dem Foto, dass die Arme gar nicht sichtbar sind. –Teil aus Traum 75: Agnes schickt uns weißes Pferd (Ursula) „Godiwa“, „Firebug“.

XI / 1953 Noch Assoziation zu Traum 75: Boccacio’s Geschichte von der Verwandlung der Frau in eine Stute. Über Hemmungen der Amerikaner, über Sex zu sprechen. Ina berichtet über Fragen. Über Tabus in meiner Kindheit. Aber wir laufen zuweilen nackt herum und der Doktor fragt: welchen Teil nahm der Vater in solchen Sachen, Training mit Nachttopf usw.? Ich: Ich weiß nicht, mir scheint gar keinen; oder ich habe es verdrängt. Über Ronsdorf Grundriß: Kinderschlafzimmer und das der Eltern. Mutter saß am Bett und sang zur guten Nacht.

Der Doktor sagt, in meinen Träumen kommt allerhand heraus, aber in den Assoziationen oder Tagträumen sind noch die alten Hemmungen. Ob wohl andere Personen in der Kindheit außer Vater und Mutter, zum Aufbau des Superegos beigetragen haben? Ich: Ich glaube, sehr wenig; die älteren Brüder hatten kaum Einfluß auf die Erziehung. Durch doch etwas ältere auch Vettern und Freunde, deren Beispiel ich nacheifern wollte. – Ich erzähle von vorgestern abend: Ina fragte mich aus, wie lange ich wohl im Notfall gehen könnte und was der Unterschied ist zwischen jetzt und der Periode in SF 1943, wo ich täglich die Zeit des Spazierengehens erhöhte, und ob ich damals nur Müdigkeit oder auch Angst hatte. Wir lesen die alten Tagebuchnotizen nach. In wenigen Monaten erhöhte ich die Spazierzeit von den gewohnten 10-15 min. auf 30-40 min; ich glaube, ich hatte nicht viel Ängstlichkeit damals, aber vielleicht war es nur nicht so bewusst wie jetzt. Nach langem Sprechen mit Ina wollte ich nicht mehr und spürte schon Schmerz im Rücken rechts am Beckenkranzrand, wohl aus Protest. Und in der Nacht darauf ziemlich starke Magenschmerzen. – Ich stehe auf und gehe mit ihm ins Wohnzimmer, zeige, wie ich auf roten Stuhl hinsitze und wieder aufstehe. Er bemerkt, dass ich beim Sitzen streng eine symmetrische Haltung einnehme; ich beim Stehen mich nicht, wie er, schief an die Wand lehne und ein Bein beuge und dergleichen. Er sagt, das ist typisch kompulsiv- obsessiv, typisch für „rectitude“, die „tugendhafte“ Haltung. Während er spricht, stehe ich herum oder gehe etwas hin und her; aber da er nicht geht, gehe ich wieder zurück ins Bett, und er kommt mit. Dann sagt er, die ganze Spannung kommt (natürlich) aus Furcht vor Gefahren, Versuchungen und Strafen. Die Tension wird abnehmen, wenn durch die Analyse der Ursprung der Furcht aufgedeckt wird; er meint, durch die Ronsdorfer Erinnerungen in letzter Zeit wird allerlei aufgedeckt. Ich: Warum nimmt es immer noch so lang. Er: Gewöhnlich ist die Verteidigung des letzten, innersten Kernes der Festung am stärksten; das Unbewusste wehrt sich dagegen, die Defense aufzugeben.

(anstatt 9.) Über Inas Pleuritisschmerzen. (Jetzt viel Grippe mit Virus hier.) Wenn sie sich schlecht fühlt, soll sie zu Dr. Holland gehen.) –Traum 97 angefangen. Ein Freund zeigt mir riesige Bücher mit Bildern; Assoziation: der Doktor, hilft Bilder der Kindheit wieder hervorzubringen. Eine Filmschauspielerin ärgert sich, dass keiner zugehört. Assoziation: Ina; Mutter. Der Doktor sagt: vielleicht Agnes? (Während der Analyse ruft Kaplan aus L.A. an: nur Seminarunterricht!)

Wie wird es sein mit draußen spazieren lernen, wenn Ina fort ist in ihrem Job? Wie und wann wird das überhaupt geschehen? Er sagt, von ihm aus ist überhaupt kein Hindernis mehr, alles zu tun und auch auszugehen. Ich: Das wäre aber zu früh, ich muss es doch allmählich lernen. Er: Die langsame Methode ist wohl nicht die beste. Er hat Kindern Schwimmen beigebracht in einer Stunde; (crawling anstatt des schwierigen Brustschwimmens, und sogar Tauchen. Er zeigt ihnen als Kniff, unter Wasser auf den Beinen zu kriechen; dann können sie leicht schwimmen ohne Angst, unter Wasser zu geraten). Ich sage, dass ich mir vor und auch beim Gehen immer zurede, dass, wenn ein Schmerz kommt, es harmlos ist, und kein Grund, zu erschrecken. Er sagt, es ist besser, nicht immer daran zu denken (als ob man einem Kind immerzu sagen würde: „sei nicht bange!“ Es ist besser, nur an anderes zu denken: dass man dorthin gehen oder etwas holen wolle, und die Sorge um die möglichen Schmerzen lieber zu vergessen. Wenn ein Schmerz kommt, ist dafür Zeit genug; dann soll ich still stehen und warten, bis ich ganz entspannt bin, dann verschwindet der Krampf und der Schmerz; und dann kann ich einfach weitergehen, entweder ins Bett zurück oder auch was immer ich sonst will. Auch bücken und drehen usw. sind genau ebenso leicht möglich wie gehen; ich könnte überhaupt meinen Körper ganz frei beliebig bewegen, auch „Purzelbaum“ schlagen. Ich: Früher ist aber der Schmerz so oft angekommen bei bücken und drehen. Er: Das waren wohl neuralgische Schmerzen, ausgelöst durch irgendeine Bewegung (so wie bei manchen die Gesichtsneuralgie, pic doloreux, durch Kauen ausgelöst wird). Das ist durch die B12 Injektion jetzt ganz kuriert; es scheintdurchgestrichenes Komma, nach den Erfahrungen des letzten Jahres oder so, dass diese Injektion überhaupt nicht wiederholt zu werden brauche. – Er spricht auch wieder davon, dass ich angezogen herumgehen und sitzen könnte, auch hinlegen auf Bett oder Couch; wegen der psychologischen Wirkung, weil es die Haltung des gewöhnlichen Lebens suggeriert. – Er sagte am Anfang, dass er es mir selbst überlassen wollte, über Aufstehen usw. zu entscheiden; darum habe er sich ganz auf die psychologische Seite beschränkt, um die Wurzeln der Angst zu beseitigen. Er wolle mir nur klar machen, dass keine objektiven Hindernisse im Wege stehen, aufzustehen und mich frei zu bewegen; dass nichts Äußeres oder Körperliches im Wege steht, sondern nur inneres Superego mit seinen Verboten und daraus entspringenden Ängsten. 🕮\(_{18}\)

Ich berichte: Unser letztes Gespräch hat mir gut getan, mich ermutigt. Ich sehe nun, die attitude ist die Hauptsache. Ich versuche, mehr natürlich und casual zu sein beim Gehen, mehr an den Zweck denken als an das Gehen. Die letzten 2 Tage bin ich mehrmals zum Badezimmer gegangen, zum Pinkeln in Toilette oder Waschbecken; und dann Händewaschen. Ina ist sehr erfreut darüber. Am 14. Zahn gezogen; ich konnte gut und ziemlich entspannt sitzen (12 min). Ich bin in guter Stimmung und zuversichtlich. – Gestern Singers hier. Wir berichteten über unsere Analysen und die guten Wirkungen; um sie zu ermutigen, es auch zu tun. Über LA Angebot; Singer sagt, dass ich sehr bekannt bin als „subversiv“, vielleicht mein Name in Artikel; das ist eine Gefahr für die Ernennung in Kalifornien. – Ich sage: Ich will $ 13 zahlen, vom 1. Nov. ab; ich wünschte es schon länger, aber mit den 2 Analysen hatten wir zu viel Lasten. Er fragt: Wieso meinen Sie, jetzt ginge es? Ich: Jetzt mit Inas Job können wir es gut. Er sagt: Nach seinem Prinzip bestimmt der Patient es; also kann er nichts tun als es zu akzeptieren. – Ina hat ihn wieder um Prescription für Codein gebeten. Ich schlage vor, dass er für Lizenz ansucht und ich die Kosten dafür zahle. Er lacht und lehnt es ab; sie können nur das Gesuchblank nicht finden! Er sagt, er würde es doch nur selten brauchen.

Über Inas Krankheit (er sagt, der Virus jetzt im Umlauf in Princeton ist nicht schlimm; keine gefährliche Krankheit, nur unangehm. Weg der Übertragung unbekannt; aber die Inkubationszeit mehrere Wochen, so hat es keinen Zweck für mich, jetzt Kontakt zu vermeiden; ob man es bekommt, hängt einfach von der Immunität ab.) – Ich sage, dass ich jetzt öfter aufstehe, aber nur kurz, und wieder Ruhe brauche. Er: Es ist nicht wirklich das Ausruhen, sondern das Gefühl der Sicherheit, nach dem ich verlange. Ich sei jetzt genügend vorbereitet, um auch den Krampf, wenn er kommt, hinzunehmen und dann wieder zu relaxen, ohne hinzulegen. Wesentlich ist die Autosuggestion zu dem kleinen Jungen in mir, dass keine wirkliche Gefahr droht und kein Grund für Angst da ist und ich einfach alles tun kann; er betont wieder, dass Krampf gar keinen Schaden tut, weil es nichts als Zusammenziehung von Muskeln ist. – Die Aussprache beruhigt meine Sorge wegen Ina und ermutigen mich für weiteres Aufstehen.

Über L.A. (21. Ferngespräch mit Perry; gestern langen Brief an Kaplan geschrieben). Ich würde mich sehr ärgern, wenn die Regents meine Ernennung ablehnen würden; dagegen kann man nicht ankämpfen. Ganz anders wäre es, wenn ich einmal dort bin, und dann Anschuldigungen und gemacht würden; da könnte ich auftreten und für Denkfreiheit sprechen. – Über gestriges Gepräch mit Ina: Was für Änderungen spüre ich, als Folge der Analyse. Ich sage: freier in Gefühlen, auch negativ, die „Ambivalenz“; und auch in ihrer Erinnerung, besonders zu Ina, aber auch zu nahen Freunden. Ina sagt, ich bin doch nicht aggressiv genug, nehme immer andere in Schutz. Ich: Ich will offen und auch kritisch sein, aber nicht aggressiv. Es scheint, dass die analytischen Bücher ‚aggressiv‘ in viel weiterem Sinne nehmen. Er: Ja; man muss zwei Gegensätze unterscheiden: (1) aktiv-passiv, (2) aggressiv-rezeptiv; eine verführende Frau ist aktiv, aber rezeptiv. Er: Da ist doch auch Fortschritt im Verschwinden mancher Symptome. Ich: Ja, z. B. die Angst früher, sobald kleine Muskelschmerzen auftraten. Er: und auch Magenschmerzen. Ich: Sie kommen zuweilen noch, aber bei weitem nicht so stark wie früher. Er: Das Verschwinden von Symptomen ist wichtig, weil damit zusammengeht das Frei- und Bewusstwerden von Gefühlen, die früher unterdrückt wurden. Zum Schluß stehe ich auf, schalte die Maschine ein, helfe ihm, den Mantel anzuziehen und gehe mit bis zur Haustür.)

Ich mache weiter Fortschritte im Aufstehen, fühle mich leichter dabei. Er sagt „sehr gut“, und ich freue mich; ebenso über Inas Genugtuung; aber auch für mich. Als Kind wollte ich gern etwas tun, was der Mutter gefiel; aber ich war auch scheu, errötete, wenn sie mich lobte. Er: Das Erröten ist Zeichen für unbewusste Sexwünsche und Scheu, dass andere sie bemerken würden. – In Barmen schlief ich einige Jahre neben Mutter, im zweiten großen Bett; also wie der Vater. –Fortsetzung von Traum 97. Schule im Gebirge. – Kleine Frösche krabbeln unter meinem Hemd. Der Freund fängt das mit der Hand. Assoziation: Inas Hand an meinem Körper; ich mag nicht bloß Fingerspitzen fühlen, sondern will ganze Handfläche. In Barmen: die Uhr in meiner Hand.

Gestern mittag habe ich 50 min. auf, und war triumphierend; abends war ich , nur 20 min. auf, enttäuscht. Vorher war Bohnert da; und dann hatte ich „Little Boy“ gelesen. Da war wichtig für mich; der Zorn gegen die Eltern; er muss lernen, dass das natürlich ist. Ich war zornig gegen den Vater bei der Demütigung mit den Fausthandschuhen, vermutlich auch gegen die Mutter. Sonst kann ich keine konkreten Fälle erinnern. Aber ich denke, er hat oft Forderungen an mich gestellt, dass ich wie andere Jünglinge auf einen Baum klettern soll oder turnen oder dergleichen. [Ich kann Vaters Schwimmbasin nicht vorstellen; bin ich nie hingegangen? Vielleicht fürchtete ich, er würde zu Schwieriges von mir verlangen.] Und dann habe ich innerlich protestiert, man soll mich in Ruhe lassen. Der Junge in dem Buch macht Tonfiguren; seine Familie; und dann demoliert er sie, eine nach der anderen. Das hatte starken Appell für mich. So gewaltsame Wünsche oder Phantasien gegen die Eltern kann ich nicht erinnern; wohl aber gegen spätere Vaterfamilie; Hitler usw. Superman mit Strahlen, zerstört Tanks oder große Kriegsschiffe. – Er sagt: Sein Vater wird heute 80 Jahre; er wird ihn heute abend besuchen, mit der „ray gun“ (er zeigt mit Geste, wie er ihn bedrohen wird.)

XII / 1953 Ich berichte: Ich stehe oft auf, wie bisher, für kurz. Vorgestern Tension und etwas Schmerz in Muskel auf rechter Hüfte; ich stand trotzdem oft auf, aber saß nicht lang. Er: Die Prinzessin auf der Erbse. Meine Gefühle zu Inas Job: mit dem bewussten Willen war ich ganz dafür. In meinem Gefühl waren: schmerzliches Verzichten, weil keine Hilfe anwesend, oder umgekehrt, größere Unabhängigkeit und mehr Aktivität. Ich fühlte mich stark genug zu dem zweiten Weg. Vor einem halben Jahr wäre das Sache von hartem Willensentschluß gewesen; jetzt aber war ich psychologisch genügend vorbereitet, es so zu können. Als es dann wirklich gut ging in den ersten Tagen von Inas Abwesenheit mit meinen Gefühlen und Einstellung, und Selbstantrieb, ermutigte mich das sehr. – Vorgestern abend tanzte ich zur Mozartmusik, im unteren Zimmer; ich war so glücklich, zu sehen, wie mein Körper den Rhythmus fühlte und richtig Lust hatte, sich zu bewegen; fürvor Rührung kamen mir Tränen. Ina war auch sehr erfreut, und ich küsste sie. Er ist sehr angetan davon: „Dies ist wirklich etwas to celebrate“. Er kommt wieder mit der Idee, angezogen zu sein, um sich als Konvaleszent zu fühlen; aber ich sage: zu lästig für die so kurzen Zeiten des Aufseins. Er spricht auch von spazierengehen und ich das Auto fahren! Ich lache dazu, aber sage nur: „Vielleicht auch mal wieder, später“. – Er spricht von Drehen beim Sitzen auf Bett, und vom Aufstehen von Toilette, mit Händen auf den Knien. 🕮\(_{19}\)

[Voriges Mal kam der Doktor nicht.] Er sagt, ich mache guten Fortschritt. Das kommt hauptsächlich davon, dass ich freier träume; nicht mehr die Träume unterdrücke oder durch Schreien unterbreche. Ich sage: Aber immer noch keine Erinnerung aus der Kindheit von Angst vor dem Vater. Er meint, vielleicht waren wirklich keine drohenden oder beängstigenden Erlebnisse mit dem Vater. Man braucht nicht notwendig auf die Kindheit zurückzugehen; das Träumen ist die Hauptsache‚ es ist der Hauptzweck des Tiefschlafs; es gibt Auswirkung und Entspannung für das Unbewusste, auch wenn man die Träume nicht erinnert. Meine Spannung jetzt beim Aufstehen erklären würde. Er meint, ich habe eine ample Persönlichkeit, starke Gefühle und weite Möglichkeiten; und die werden jetzt freier, –Ende von Traum 97: Ich nehme kleine Orange ganz in den Mund. Mit Maue: Sie lässt mich Milch trinken, und wir genießen uns gegenseitig. Vielleicht Penis beissen. Das Trinken von Orangen mit dem Freund: vielleicht gegenseitig Penis beissen oder saugen?

Traum 102, erster Teil. Über „deprivation abend“ vor der Analyse; halb scherzhaft. Ich möchte Konsistenz gewinnen, nicht nur im wissenschaftlichen Denken, sondern auch in Haltungen. Z.B. ich bin zuweilen zaghaft, zuweilen mutig; das sollte in Harmonie gebracht werden. Er: Ambivalenz und Konflikt sind natürlich und allgemein; man soll nicht versuchen, eine Seite zu unterdrücken, so wie ich früher Gefühle von Aggression und Hostilität unterdrückt habe; die Eltern sagen oft einem Kind: Du bist böse. Ich: Sie schieben es auf Gott, der sieht alles. Ich selbst war dann strenger in der Beurteilung von was ich tat, als die Mutter; sie musste mich beruhigen und sagen, dass ich doch ein guter Junge war, auch wenn ich was Unrechtes getan hatte. Er: Erstaunlich, wie die Mutter versuchte, progressiv zu sein und aus der puritanischen Einstellung herauszukommen.

(Eine Sitzung ausgefallen.) Ende von Traum 102: mit Hanneliese auf der Straße, Kartoffelsalat und Ananas. Der Doktor sagt: die Ananas ist zweideutig: Penis oder Mutterliebe. Es scheint, dass mein Gefühl schwankt zwischen aktiver und passiver Rolle. Dabei aber immer etwas Zweifel: Was ist das Richtige? Keine Straßenschilder! Aber ich lerne jetzt mehr die zwei seitigen zu akzeptieren. Er sagt: Auch in der kulturellen Entwicklung ist zuerst strenge Scheidung der sexuellen Rollen; heute noch in Amerika, in Europa weniger, noch weniger in Griechenland und Renaissance, wo die beiden Sexkomponenten im Menschen klar erkannt und anerkannt waren. – (Vorher:) Wegen der Sorge, ob die Regenten der U. of Cal. meine Ernennung billigen werden, werde ich jetzt schon vorsichtig, gebe nicht mehr meine Unterschrift; dann schäme ich mich; dann fluche ich auf die Reaktionäre, die mich in diese schändliche Haltung zwingen, und auf Hook usw., die behaupten, dass kein nicht-kommunistischer Professor irgendwo in Amerika in Meinungsäußerung beschränkt wird. Er: Er hat gegen die Reaktionäre gesagt, dass jeder Schritt ein radikaler sein muss; ich: ich habe dasselbe über den echten Philosophen gesagt.

(Eine Sitzung ausgefallen Weihnachten.) Ich berichte: Am 26. zum ersten Mal hinausgegangen, zur anderen Wohnung. Es ging erstaunlich leicht. Und gestern nochmals zusammen mit Erna. Ich kann mich im Freien richtig bewegen, ohne Angst. Ein großes Erlebnis, die „wirkliche Welt“ zu sehen und das natürliche Gehen zu spüren. Ich frage, wodurch ist dieser große Fortschritt gekommen? Wodurch ist die unbewusste Angst vor dem Vater verschwunden? Ich erwartete Erinnerung besonders Ereignis aus der Kindheit, aber die sind nicht gekommen, nur lebhaftere Vorstellung der Kindheitsumgebung. Er: Das mit besonderen Erinnerungen statt nur in den Büchern, ist nicht notwendig; das Wesentliche ist, dass ich den kleinen Jungen jetzt akzeptieren kann mit allen seinen Eigenschaften und Gefühlen und dadurch merke, dass da keine besonderen Sünden oder Hostilitäten waren, die ich mir verbergen könnte, sondern einfach die (positiven und negativen) Gefühle jedes Kindes zu Eltern und dergleichen, und dass der Vater, auch wenn er über mich lachte, nichts Böses meinte; wahrscheinlich war der kleine Junge in Buddenbrooks ein wichtiger Punkt von „Ich steh’ allein auf weiter Flur“). Er schlägt vor, mal wenn ich möchte, will er mich im Auto herumfahren. Ich: lieber mit Ina, um unsere Zeit für unsere Aussprache zu sparen; er stimmt dem zu. Außerdem, sage ich, lockt es mich mehr, zu gehen, um meine eigene freie Bewegung zu spüren. –Ich gehe mit ihm hinaus (nur mit Windjacke) zu seinem Auto; wir schauen zusammen die Schwärme von Staren und die Landschaft an.

I / 1954 (Eine Sitzung ausgefallen Neujahr.) Ich berichte: Gestern der erste Spaziergang, ging gut. Viele Besucher. Mrs. Feigl, langes Gespräch über ihre Kindheit usw. Der Doktor meint, ich hatte für sie die Rolle des Analysten, zu dem sie sich aussprechen konnte. Ihre Kritik über die Analytikerin. Else Brunswik; sie sagte, jeder Patient ist zuweilen böse auf den Analytiker und bringt es heftig zum Ausdruck. Ich sagte ihr, ich könnte das nicht. Sie meinte, weil ich den Doktor zu gut kenne. Ich meine, wohl auch, weil ich seit Kindheit erzogen worden bin, dass man keine Zornausbrüche haben darf. Ich sage ihm ambivalente Gefühle über sein Kommen heute: (1) Ich freue mich darauf und bin ungeduldig darauf; (2) negatives Gefühl, dass er letzthin so selten gekommen ist; (3) er kommt schon wieder, ich möchte in Ruh’ gelassen werden. Er: Das kommt aus verschiedenen Lebensperioden: in der Adoleszenz will man selbständig werden und ist gegen Interferenz; in der Pubertät wünscht man Gefährten; in der Kindheit wünscht man und Hilfe. – Über Zorn noch: bei Intellektuellen und kommt das nicht so leicht; aber möglicherweise kommt das auch bei mir mal heraus. Er sagt, meine Entwicklung in der Analyse sei ungewöhnlich schnell gegangen; meine Bereitschaft, meine Haltung umzustellen, war eine große Hilfe.

Ich berichte: Zum ersten Mal auf Toilette gesessen; zum ersten Mal allein spazieren. Aber beim Sitzen tense. Er schlägt wieder vor, gekleidet zu liegen; aber ich fühle noch nicht so. Zuweilen nachts etwas Magensäure. –Traum 104: Der Mann im Bett in der erschreckt mich; der freundliche Mann im Garten; der erschreckende Vater und der der helfende Vater; das ist die analytische Intuition. –Ich gehe mit ihm hinaus und dann langes Stück in Richtung zum Institut allein.

Ich berichte: weitere Spaziergänge; aber auch kleiner Muskelschmerz und Magensäure. –Traum Nr. 106 von heute. Männer auf Pferden mit Flinten und Mann mit Messer. Der Doktor meint: Das geht vielleicht zurück auf die Zeit der Adoleszenz, wo mir vielleicht die Männer gefährlich vorkamen. [wirklich?]

zwei Wiederholungszeichen mit unklarem Bezug; er meint: etwa 12 Jahre, (als ich von dem Schutz der Familie in die reichere Umgebung der Knaben kam, empfand ich vielleicht ihre Grobheit usw. bedrohend). – Er fragt, mit wem ich besonders befreundet war als ich von der Familie wegging nach Freiburg. Ich erzähle wieder von Garthe. – Traum Nr. 100: Die Studenten spielen in der Klasse mit Pistolen; einer fragt mich über man servant. Assoziation: Professor Allen, der Studenten im Haus hat; vielleicht wäre es schön, das Chinesenpaar als Hilfe im Haus zu haben; zusammen männlichen und weiblichen Kontakt. Der Doktor erzählt von Ehepaar und Freund, ca. 40 Jahre, die Sexrelationen in alle 2 Richtungen haben! <<<<<<< HEAD 🕮bEs folgt eine hier nicht wiedergegebene unpaginierte Seite mit Bleistiftzeichnungen mit unklarem Bezug.🕮\(_{20}\) ======= 🕮{}cEs folgt eine hier nicht wiedergegebene unpaginierte Seite mit Bleistiftzeichnungen mit unklarem Bezug.🕮\(_{20}\) >>>>>>> c7c80c39407e99888090e637f457f1fb6f7677b9

[Voriges Mal kam der Doktor nicht.] Ich berichte: 18. und 19. mittags beim Sitzen ein wenig Muskelschmerz; etwas deprimiert, aber doch weiter aufgestanden. Am 20. zum ersten Mal spontan Entleerung (am Abend vorher Sex; möglicher Zusammenhang? Er meint ja). Am 21. endlich Schnee weg, allein spazieren. –Traum Nr. 107: (am Abend vorher war Hempel hier): Reise nach Berlin, mit Mutter, um Wohnung zu suchen; die Züge brausen vorbei; ein schönes schwarzhaariges Mädchen [Else Brunswik?]. – Nachher gehe ich mit dem Doktor zum Auto, und dann spazieren Richtung Institut, bis Querstraße, 10 min.)

Ich berichte über Djanes Besuch vorgestern. (Ich ging mit ihr spazieren. Sie war hocherfreut, dass ich mich frei bewegen kann. Ich sage, wie der Doktor und Ina geduldig gewartet haben, bis ich von mir aus so weit bin, aufzustehen, und später hinauszugehen. Aber nachher sagt sie zu Ina, sie hofft, nächstes Mal bin ich schon die meiste Zeit auf; und dann habe ich wieder so Gefühle, dass sie zu viel von mir erwarten.) Traum 108 von heute berichtet: freundliches, älteres Mitglied des Instituts spricht über Erziehungstheorie; vielleicht der Großvater und der Doktor vereinigt; die Idee, hier mit dem Institut und dem Doktor weiterzuarbeiten. – Nachher gehe ich mit ihm hinaus, und dann spazieren, nach W, 12 min.)

Ich berichte: 26. und 27. nicht ausgegangen, fühlte nicht so gut; gestern gegangen bis Mercer St. Ich frage, ob Nembutal und Dexedrin schädlich sind. Er sagt: Beide nicht in den Dosen, die ich nehme. Ich sage: Dann nehme ich es lieber, Nemb. bringt einen komfortabel zum Schlaf, und Dex. hilft, wach und heiter zu sein. Er: Ich könnte auch mal versuchen, wegzulassen, oder einzuschränken für eine Woche und sehen, wie es geht; vielleicht fühle ich mich zu komfortabel, vielleicht wäre es gut, wenn unkomfortable Gefühle herauskämen. – Ich erzähle, dass ich jetzt Djanes Drama lese, zuweilen bis Mitternacht. –Traum 109: Ich werfe den Stein zurück; David und Goliath, Rache am Vater. Traum 110: Ein neues Haus, Ofstad und Mises; ich finde Ofstad im Klo. – (Nachher fährt der Doktor mich zum Computer; ich gehe Maxwell allein zu Fuß zurück; im Auto bei den vielen Bumps fühle ich mich doch ungemütlich.)

II / 1954 Der Doktor fragt, ob das Bumpen im Auto voriges Mal mich sehr gestört hat. Ich: nicht zu sehr. Aber mal, als wir von Chic. wegfuhren, konnte ich es bald nicht mehr aushalten, und Ina musste die Matratze für mich herrichten; als sie später anderen erzählte, wie ich geklagt hatte, fühlte ich Resentment. – Ich berichte: In der Nacht 29.-30. schrie ich im Traum, Ina weckte mich auf, ich schlief aber so schnell wieder ein, dass ich am Morgen nichts von dem Angsttraum erinnern konnte. Er: Es war doch gut für meine Entspannung, dass ich den Traum hatte; und ein gutes Zeichen, dass ich bald wieder einschlafen konnte; das zeigt, dass ich es akzeptierte und mich nicht fürchtete, weiter zu träumen. Ich: Am Abend vorher Sex; dann las ich zu lange in Djanes Schauspiel: Man merkt, wie der Racheplan gegen den mächtigen Mann (eine Vaterfigur) geschmiedet wird, und man erkennt, dass die verliebten jungen Leute Halbgeschwister sind, ohne es zu wissen. Ich erzähle von meinem Gespräch mit Christiansen über D’Annunzio’sFuoco“; Christiansen war erstaunt, dass ich sagte, die tragische Schwierigkeit war selbstgemachte; die Geschwister hätten auswandern und sich heiraten sollen. Er stimmt mir zu. Wir sprechen über Inzesttabu bei Griechen, und Geschwisterehe der Könige in Ägypten. Er: Das war aber nur ein königliches Privileg. Ich: Kontrast zu meinem aufgeklärten Denken und Fühlen und Bewusstem, und doch Nachwirkung des Tabus der Kindheit: Verdrängung der Gefühle zu Schwester und Mutter. Er sagt, damit hatte ich mich doch im wesentlichen gemacht; was noch nötig war, war nur, wie jetzt in der Analyse, in die Kindheit zurückzugehen, die kindlichen Gefühle wieder nachzuerleben und dadurch zu überwinden. – Er fragt, ob ich wohl die Idee der Monarchie auch schon früh abgelehnt habe. Ich: Ja natürlich; ich wundere mich, wie sogar aufgeklärte Engländer noch daran hängen; aber die Erfahrung in Deutschland zeigt, dass solche Einstellungen sich schnell ändern; nur wenige Jahre nach der Abschaffung 1918 waren nurmehr sehr wenige Leute für Monarchie. – Nachher lange spazieren, 16 min.: bis zur Brücke.

Ich berichte: Spazieren bis zu 20 min.; danach nicht die frühere Müdigkeit, aber atemlos, auch zuviel unterwegs; und dann denke ich, das bringt Gefahr von Krampf . Er sagt: Das kommt nur durch Mangel an Gewohnheit an Bewegung (ich habe keine Alkalinreserve, daher schneller Mangel an Sauerstoff); mit Atem anhalten die Schwierigkeit besiegt, ist es Übersäuerung, und Krampfgefahr, dann ist Atem anhalten gut; wenn ich nicht Atem anhalten kann, ist es Sauerstoffbedarf, also zuviel Kohlensäure, nicht zu wenig, daher keine Krampfgefahr. – Ich berichte: Beim Tanzen fühle ich etwas freier; aber doch dabei und überhaupt immer noch Furcht vor Beugen und Twisten; ich taue zwar ein klein wenig beim Tanzen, aber habe immer Furcht, wo „die Grenze“ ist, wo plötzlich ein Schmerz eintreten würde, etwa durch Krampf. Er sagt: Er glaubt jetzt, wahrscheinlich hatte ich niemals Disksache; sie ist niemals bewiesen worden, und bei der Diagnose hat man früher die neuralgischen Anfälle nicht genügend gekannt. Er denkt jetzt, es war alles neuralgisch; und das ist jetzt permanent beseitigt durch die B12-Injektion. Ich. Diese Injektionen waren doch 52; trotzdem hatte ich mehrmals Schmerzen im Frühling und Sommer, besonders den einen beim Bücken, als er da war (März 53). Er: Das kam durch Überatmen und starre Haltung; bei leichter Bewegung, besonders rhythmisch, wie beim Tanzen, ist keine Gefahr von Krampf; vielleicht wäre es gut, Tanz und Ballett usw. in Television anzusehen, das regt das Gefühl für solche Bewegung an. Bei Leuten, die gebrochene Schulter oder sowas hatten und lange im Gips verband waren, ist auch nachher „Überprotektion“ gegen Heben des Armes; sie lernen es, indem sie mit der Hand an der Wand „hinabkriechen“, langsam mehr und mehr. Aber besser noch ist entspannte Bewegung, besonders rhythmisch. – (Er erklärt wieder ausführlich, mit Zeichnung, die neuralgischen Schmerzen; sie entstehen durch Fehler im Stoffwechsel von Sinnesnerv ganglien nahe dem Rückgrat; sie sind zu unterschei man kann sie unterscheiden von Disk dadurch, dass Paraesthesiastörungen dabei sind: numbness oder tingling, Störung beim Taktilen, Temperatur- und Schmerzempfindungen in der weiten Umgebung.) 🕮\(_{21}\)

Ich berichte: gestern abend deprimiert, weil Wirbelsäule druckempfindlich. Er: Das sind nicht Nerven, sondern periostemma; das ist immer druckempfindlich, besonders wenn man länger drückt . Ich: Wieso spüre ich es beim Gehen und Liegen und ein wenig, sogar ohne Fingerdruck? Er: Alle Menschen spüren oft etwas; ich nehme es nur übermäßig auf, „der Prinz mit dem Sandkorn“. Er sagt, es ist ein gutes Zeichen der Kur, dass ich doch zum Badezimmer ging und nachher schaute; man kann nicht erwarten, dass die negativen Gefühle nie kommen; das Wichtige ist, dass man genug Stärke hat, sie zu handle. Er sagt: Zärtlichkeit, Musik, usw. als Trost sind gut, man soll sie nicht verachten; aber besonders wichtig war, dass ich die Sache mit mir selbst durchargumentierte; anstatt 2 Figuren sollten da aber eigentlich 3 sein: das ich (die Wünsche), das Superego (das die Wünsche nicht erlauben will), und das bewusste, rationale Ego. Er sagt, ich schaute nur auf die Furchtgefühle; nun, wenn es Angst vor Kastration war, wofür will ich nicht kastriert werden, wofür will ich denn meinen Penis behalten? Diese Wünsche sind das Wichtige. Das muss erst richtig herauskommen, durch Träume usw. – Ich berichte, dass ich durch das spazieren gehen können zuweilen complacent wurde; ich empfand in einem Augenblick die Analyse überflüssig, eine störende Unterbrechung meiner Arbeit; aber das war nur so ein Gefühl; in Wirklichkeit wußte ich sehr wohl, wie sehr ich sie noch brauchte. – Was die Durch die Aussprache fühle ich mich beruhigt und gestärkt, und zuversichtlicher.

Ich berichte: täglich alleine spazieren, bis zu 20 min.; nachher nicht besonders müde, nur atemlos. Er schlägt weitere Unternehmungen vor: mit Auto fahren, um zu spazieren, oder zur Cafeteria im Institut, oder zu Konferenz, oder Konzert. Ich: vielleicht zum spazieren im Wald, oder Freunde besuchen; die anderen Sachen sind schwieriger, weil ich da nicht bequem sitzen und nicht jederzeit weggehen kann. – Ich berichte: jetzt meist Stuhlgang ohne . – Ich berichte Traum 112, 1. Szene: Männer und Frauen tauschen ihre Masken aus. – (Draußen sagt er zu Ina, ich käme beautifully along; auf allen Linien, wie eine Symphonie; das sei sehr exceptionally in meinem Alter, eine seltene Ausnahme, dass es so schnell ging (! Ich dachte immer noch, vielleicht wäre er ungeduldig, dass es nicht schneller ginge, und darum mache er weitere Vorschläge.) Ina sagt zu ihm: Sie mögen ihn wohl sehr gern, und er weiß es auch; und er stimmt zu. Ina sagt ihm, dass ich immer noch nicht weiß, was ich unbewusst fürchte; was soll ich tun, wenn später mal es wieder schlimmer wird. Er sagt, dann kann mich mit jemand anderem fortsetzen; die Einsicht selbst sei nicht so wichtig wie die Änderung im action pattern.)

Ich berichte: Am 13. 31 min. mit Ina spazieren; nachmittags Depression; abends kein Orgasmus. Er meint: Vielleicht kam irgendeine störende Assoziation auf, in Verbindung mit niedergedrückte Stimmung nachmittags – „Little Boy“ gelesen: Der Hund bellt nachts wütend, weil er ausgeschlossen ist; der Junge ist böse, weil andere ihn von Mutter und Nest ausschließen. Dabei kam mein Resentment endlich heraus, gegen die, die mich vom Institut ausschließen, der nährenden Mutter und dem Nest; ich schimpfte und fluchte 13. abends, als ich Ina erzählte, in Erinnerung an, was uns Gödel am 8. berichtet hatte, über den Mangel an Interesse unter den Institutsleuten für Verlängerung für mich und Einwendungen gegen meine Auffassung. Es tut gut, das Resentment herauszulassen. Es ist schwer für mich zu lernen, dass man sich Gefühle eingestehen und sogar sich selbst verbalisieren soll, ohne dass man sich schlecht vorkommen muss; dass man sie zwar nicht in zu Handlungen führen lassen soll, aber trotzdem sie anerkennen. Er: Wenn man sie ausdrückt, und nicht unterdrückt, ist sogar weniger Gefahr, dass sie zu Handlungen führen.

2. und 3. Teil (von 5) aus Traum 112: Gedränge in Station (Geburt und Entleerung); mit Woodger sehen wir die englischen Matrosen mit lächerlichen Mützen (Empfindlichkeit gegen Lächerlichkeit in Kleidung; lächerlich wie Woodger? Vaternachahmung bei Woodger, Gall usw.).

Ich berichte: alleine spazieren bis zu 30 min.! Aber langes Sitzen ermüdend. – Teil 4 von Traum 112: Freund mit Depression in Mayoklinik im Missionshaus. Er meint, ich scheine immer noch Hemmungen oder Zögern zu haben, das Homosexuelle zu erkennen; das Tabu dagegen in der Jugend ist 10 mal so stark wie gegen Hetero. Er sieht in diesem Traum eine Reihenfolge der Phasen: Beziehung zu Eltern; auto und anal; homo; vielleicht kommt dann in der letzten Szene hetero; ich sage: ja (Cello). Er sagt, ein Traum macht oft diese ganz fest Reihenfolge wie ein retirativer Tanz. (Ina fragt nachher: Können wir nach Californien gehen? Wie werde ich ohne ihn auskommen? Er: Ich komme gut vorwärts; nötigenfalls kann ich dort fortsetzen; ich habe eine gute Persönlichkeitsbasis, das gibt Stärke, Schwierigkeiten zu überwinden.)

Ich berichte: offzielles Offer von UCLA; ich bin geneigt anzunehmen, Ina mehr bedenklich aus politischen Gründen. Jetzt fühle ich nicht mehr, dass ich von der Mutter oder vom Nest ausgeschlossen werde (siehe 15.2.) Ich freue mich, zu sehen, dass ich mit Zuversicht dem Leben in neuen Umständen entgegensehen kann. – Schluss von Traum 112: beschädigtes Cello; die Stirnwunde von Fritz Becker.

III / 1954 Nochmal über Traum 112. Weitere Assoziation: Schwebebahn; Edens1John Henry Woodgers Frau hieß mit Vornamen Eden. Unfall; der Vorschlag: Ina ein Kind mit Professor G. Der Doktor sagt: Dieser Traum zeigt die verschiedenen Phasen, und die Konfusion und Unsicherheit, welches das „richtige“ ist, weil immer das Upperego dazwischenkommt und warnt. Er sagt: Ich war in der Freiheit des Denkens und Lebens eine Generation voraus, wie auch im ; aber da waren im Unbewussten immer Zweifel und Konflikte mit dem Superego. Es ist gut, wenn man die Fähigkeit für die verschiedenen erotischen Rollen alle behält; das gibt die nötige Varietät in der Monogamie. 🕮\(_{22}\)

Ich sage: gestern Kalifornien beschlossen, und telegrafiert. Er: Wir wollen sehen, was das Unbewusste dazu sagt; das braucht vielleicht einige Tage. –Traum 113, nur Bruchstücke (kurze und lange Säbel). –Traum 114. (Männer wollen mich schießen, in Alpenhütte; dabei Frau; wie mit Liebenstein und seiner Freundin). Konflikt zwischen homo und hetero. Ich sage, dass ich in Tagtraum selten homo erlebe. Zuweilen mache ich es eigens, aber es ist mir nicht gemütlich dabei und das andere ist mehr anziehend. Er: Wenn es nicht spontan ist, hat es nicht viel Zweck; aber es scheint, dass es ja doch oft in Traum vorkommt, nur schwach verhüllt; es ist gut, dass das ich so doch eine Befriedigung bekommt. Er meint, das Tabu dagegen ist immer sehr stark; die Furcht dagegen ist es wohl hauptsächlich, was die Angst vor dem Ausgehen hervorruft. So wie ich das Gehen mehr und mehr vermehrt habe, könnte ich jetzt soziale Beziehungen vermehren: zu Leuten gehen usw.

Über Gefühle von mir und Ina gestern über Widmung im Buch. (Meine Schwierigkeit zu schenken und Gefühle auszudrücken; ihre Schwierigkeit anzunehmen.) – Über Ausdrücken von Gefühlen als Kind zu Vater und Mutter. Vater ließ mich auf den Knien reiten; „Hoppe, hoppe, Reiter …“. Wieso konnte ich nicht meine Schwester nachahmen, die alle Gefühle ausdrückte? Er: Ich war wohl empfindlicher gegen Necken; aber das ist an der Oberfläche; ich hatte anscheinend strengeres Superego, strengere Tabus. Ich: Ich hatte eine gute Kindheit; warum dann trotzdem die Schwierigkeiten? Er: Ich lernte zwar später in manchen Dingen zu rebellieren und meinen eigenen Weg zu nehmen; aber vieles blieb unterdrückt; „you are the victim of your virtues“.

Ich berichte: Akt in Scheide, aber nicht bis zum Ende. Er sagt: Das ist guter Fortschritt. Ich frage: Wie lange geht Sexfähigkeit? Er: Oft über 70, manchmal 80; Samenbildung ist unwesentlich, die Muskeln machen doch dieselben Bewegungen bei Ejakulation. Er sagt: Frau hockend auf Mann geht auch gut; überhaupt viele Möglichkeiten. Ich sage, das täten wir zuweilen, aber dann kann ich nicht selbst den Rhythmus bestimmen. –Traum 117 (im Bahnhof, der Beamte wirft mir die Feder zu; ich springe auf die Straßenbahn.) Mein Schwanken, selbst Autorität anzunehmen. Er sagt: Eisenbahn oft männlich, Boot weiblich; es scheint, dass ich beides ohne Konflikt akzeptiere. Meine Erinnerung: von Rohdens in der Bergbahn.

Ich berichte: vorgestern Sex, überraschend; erst zögerte ich, dann zu Ina: aber heute nicht wie voriges Mal. Am nächsten Tag sagte sie, warum ich „Forderungen“ vermute, die nicht da sind; ich: nur Erwartungen. Das geht zurück auf Kindheit; die Erwartungen von Vater und Mutter. Ich übernahm nicht nur ihre moralischen Standards, sondern machte sie noch strenger; warum? Er sagt: Ich nahm diese kleinen Dinge als Tests; ich machte sie strenger aus Furcht vor den großen Übertretungen: Liebe und Todeswünsche. Über meine Zaghaftigkeit vor neuen Aufgaben, z. B. als Offizier im Krieg. Er: Das Superego hat verschiedene Gesichter; da ist noch getrennt erkennbar, was vom Vater und was von der Mutter kommt. Zum Schluß sagt er, er ist zuversichtlich, dass ich das Superego mehr unter Kontrolle bekomme.

Nichts Besonderes zu berichten. Ich muss mich bald an die Autobiographie machen. Benson schreibt: mehr Persönliches. Aber da zögere ich doch. Aber ich will soviel Persönliches hineinnehmen, wie nötig ist, um die philosophische Entwicklung zu verstehen. Er sagt: Wendepunkte sind von besonderem Interesse. Ich: Die sind bei mir nicht so scharf wie „Bekehrungen“, mehr eine stetige Kurve. Und meine Veröffentlichungen kamen gewöhnlich spät, erst wenn die Sache hinreichend ausgeklärt war; das gibt zwar klarere und emphatischere Formulierung, aber weniger lebhaft, als wenn geschrieben vor der Ausreifung (wie viele Werke der traditionellen Philosophen). Vielleicht sollte ich in Recorder sprechen; obwohl die Formulierungen für Feiglkonferenz sehr unbefriedigend waren; aber es hilft als erste Version. Er ist sehr dafür; er meint, später werde ich dann sehr vieles streichen, während ich jetzt denke, wie soll ich genug interessantes Material zusammenkriegen? Er sagt: Manches „Persönliche“ soll hinein, dabei kann ich doch das „Private“ weglassen.

Ich berichte: gestern Morrison hier; ich war viel auf; ich kann länger sitzen, wenn abgelenkt durch lebhaftes Gespräch. Ich frage: Wenn meine Angst kommt wegen Homogefahr, wieso ist sie nicht stärker wenn Besucher da ist? Er: Es scheint, dass ich das jetzt nicht mehr so fürchte, sondern akzeptiere. Aber mir ist das doch nicht klar; denn manchmal werde ich doch tense beim Sitzen. –Traum 121: Dubislav, Oheim Siebel, Washington Park (Næss).

Weiter Assoziation zu Traum 121: meine defiance von Dub. in meiner Aggression der Frau; def. des Vaters, durchgestellt durch Ohm Siebel, indem ich mit Ina die Bergbahn nehme. Neue Assoziation: Næss und mein Papierkorb; meine def. von ihm und von den moralischen Konventionen. – Ich berichte: Ich bin mehr auf, auch außerhalb der Mahlzeiten; anfangs, wenn Besucher da war; jetzt auch alleine am Tisch; ich fühle mich jetzt leichter beim spazieren; konnte mich mit Tenenbaum dabei unterhalten. 🕮\(_{23}\)

IV / 1954 (Voriges Mal ausgefallen.) Ich berichte über Besuch von Dean Dodd:2Paul A. Dodd (1902-1992); vgl. https://en.wikipedia.org/wiki/Paul_A._Dodd keine Vatergefühle; teils durch Analyse, teils weil er so umgänglich und nicht herablassend. Gespräch mit Paul; 2 Stunden aufgesessen; ich merke es nicht, weil Gespräch so aufregend. Der Doktor sagt: Die Tension kommt, wenn man sich mühsam zurückhält, aber nicht, wenn man aktiv teilnimmt. Besuch von Goodmans; viel auf, lebhafte Gespräche. –Traum 120: Dodo mit Penis; Assoziation: einseifen; ich wollte sie reiten lassen; Ewald und Freund Doppelkonzert; der Katheter: ich wollte in sie hinein. Der Doktor sagt: Ich umgehe den Zensor, indem ich die Homophase verwandle in ein zweigeschlechtliches Wesen; das ist auch der Grund, warum die Leute so fasziniert sind von Hermaphroditen und der Kopenhagener Operation.

Ich berichte: ein wenig Magenschmerz seit einigen Tagen, nur nachts. So gering, dass ich nicht weiß, ob es Übersäuerung ist. Er sagt, die beiden gehen oft zusammen. Ich: Ich kann keine gute Ursache finden; vielleicht Resentment über die Ablehnung meiner Auffassung durch van Hove3Vemutlich Léon Charles Prudent Van Hove (1924 -1990); vgl. https://en.wikipedia.org/wiki/L%C3 %A9on_Van_Hove und Siegert im Gespräch 2.4. nachmittags, oder über Myhills Kritik (in seinem ms für Schilpp)? Aber ich kann mir nicht recht denken, dass mir das unbewusst so viel ausmacht. Er sagt: Es ist Repulsion dagegen, dass ich etwas „schlucken“ muss (es ist kontraperistaltische Bewegung, sozusagen der Anfang von Erbrechen); dies kann entweder etwas sein, das mir von außen zugefügt wird, oder, hier wohl mehr wahrscheinlich, ein unbewusster verbotener Wunsch, z. B. auf orale Befriedigung (ich: Muttermilch? Er: oder vielleicht auch für Penis des Vaters), und dann protestiert das Superego dagegen durch Andeutung der Gegenbewegung, das wieder ausstoßend (so wie ein Krampf im Darm Protest sein kann gegen analen Wunsch).

Am Tisch gesessen. Ich berichte: Ich bin mehr auf; gestern langen Spaziergang im Wald. –Traum 118: Einstein in Barmen-Toelleturm. Assoziation: Gespräch mit Einstein; Beerdigung der „Frau“: über steinernen Turm, Onkel Gustavs Geschichte. Ich sehe keinen Zusammenhang. Er meint: Ich fühle mich jetzt frei genug, an Tod zu denken: Einstein ist alt; die Beerdigung; Onkel Gustavs Furcht, vom Turm zu stürzen.

Ich berichte: Langes Telefongespräch mit Neumann (über mein Entropie ms); nun habe ich erste Zweifel, ob vielleicht meine Auffassung verkehrt ist. 10.4. Oppenheimer begrüßt vor dem Institut. Ich möchte nicht weiter spazieren. In den letzten Tag war ich meist angezogen. –Traum 122 heute früh: in Gretes Haus alleine; ein Mann kommt die Kellertreppe herauf, ich schreie um Hilfe und wache auf. Nachher kurz ein wenig Magenschmerz. – Bei Tage fühle ich mich viel freier als früher; aber der Traum zeigt doch, dass noch die alte Furcht vor Homo da ist; der Wunsch, und dann der Protest des Superegos.

Ich berichte: in den letzten Nächten Magenschmerzen; niemals 12-2h. Aufregung über die Anklage gegen Oppenheimer; Vaterfigur. –Traum 119: Paul Ruthling in SF, ich streichle ihn, er gibt uns Häuschen. Der freundliche, hilfreiche Vater, der aber zu viel dominieren will. Oppenheimer, gibt uns Wohnung, aber zwingt uns, umzuziehen. Mein Vater freundlich, aber zu viel Drängen zu Aktivität.

Ich berichte: Magen besser, aber einmal im Traum geschrien, kann den Traum nicht erinnern. – Über die Anklage gegen Oppenheimer. – Noch zum Traum 119 von vorigem Mal. Die ambivalenten Gefühle: Dankbarkeit und „Ich bezahle dafür“; Ina lehnt so Oppenheimer Dank ab; wohl auch mein UmbewusstesUnbewusstes? so ambivalent zu ihm, obwohl bewusst nur der Dank. Mein Streicheln von Paul im Traum; meine Gefühle zu Ruthling und Oppenheimer, Vaterfigur; auch zu ihm. Er fragt: „Und das Upper Ego protestiert nicht mehr dagegen?“ Ich: bewusst merke ich es nicht; aber etwas davon ist noch da, wie das Schreien im Traum zeigt. – Vater in Ronsdorf; wir spielten „Haus“ im Wald; aber ich weiß nicht, ob das Kind den Vater als Geber des Hauses betrachtet, das Haus ist ein Teil der Natur. Er: Das Kind lernt, dass der Vater das Geld verdient, z. B. für Essen. Ich: aber bei uns wurde nie über Geld gesprochen.

Ich berichte: Magen meist gut. Ich bin mehr auf, und weite Spaziergänge. –Traum 115 (1) : mit Frau auf handgetriebenem Fahrgestell auf Schienen; Frau auf einem anderen; Felsblock im Weg. Wie oft schon: Wahl zwischen männlicher und weiblicher Gesellschaft; diesmal ziehe ich männliche vor. Er: Der hand car scheint in beiden Richtungen zu gehen; das scheint daher sexuell neutral zu sein. Ich: Nein, nach meinem Gefühl fahren wir deutlich in einer bestimmten Richtung, allerdings die Frau in der umgekehrten Richtung.

Ich berichte: abends oft wach bis 3h oder später. Am 23. wollten wir zum Film „Hitler“ fahren, aber das Sitzen im Auto machte mich schon zu müde, darum kehrten wir um. Wir wollen öfter ausfahren, damit ich mich daran gewöhne. Er: Sicher werde ich bald auch selbst fahren wollen. Ich zeige Fotos aus Kindheit und Barmen, die Agnes geschickt hat. –Traum 115 (2): ein Knabe klettert mutig die steile Leiter hinauf. Assoziation: abwechselnd Gefühle von Furcht und Mut bei den Spaziergängen, besonders den ersten allein; Klettern und Sex. Die Anziehung des Abgrundes beim Felsenklettern. 🕮\(_{24}\)

Traum 123 (1): Nur Anfang: Über Carola. Ich erzähle: kurz von Maue, die mir half, die Wohnung einzurichten. Dann die ganze Zeit über CW. Spannungen mit ihrem Mann; meine konfligierenden Gefühle inbezug auf Sex mit ihr (dass ich mit dem Abendzug wegfuhr). Heute verstehe ich: Das war die Wiederholung der Situation mit den Eltern als Kind; daher die innere Schwierigkeit, aber auch die Anziehung; ich wollte den Mann herausfordern und womöglich übertrumpfen. Die Skifahrt mit ihr. Nächsten Tag allein: Beinbruch; Strafe des Schicksals oder von mir selbst? – Zum Schluß: Nun habe ich nur über C. gesprochen. Er: eine fruchtbare Exkursion. Ich: Nächstes Mal kommen die Krebse dran. Er: Man braucht die Geschichte eben gerade wenn der Mann an der Klippe hängt.

V / 1954 Ich berichte über die 3 Tage Feigl-Konferenz. Ich saß fast immer auf, zweimal 3 Stunden. Hempels Zornausbruch gegen Unterbrechungen; ich hatte zweiseitige Gefühle: Erleichterung, dass es herauskommt, und Bedauern oder Mißbilligung. Gestern nachmittag relaxt, nur mit Feigl; abends Sex; trotzdem 11-12 starke Magenschmerzen; ich verstehe nicht wieso. Er: vermutlich oraler Wunsch und dann Zurückweisung durch Situation. Ich: wohl ein Wunsch nach Penis. Er: ja, oder Brust oder Scheide. – Über Gespräch mit Nagel, über unsere Analysen. Er ist skeptisch aufgrund der Bücher, scheint aber beeindruckt von meinem Bericht. Aber er sagt: Bei der Mehrzahl seiner Freunde hat Analyse nicht geholfen. Was soll man darauf erwidern? Gibt es eine Statistik über Erfolge? Er: Nein; das wäre auch schwierig, weil Urteil schwierig; der Patient will oft den Erfolg nicht zugeben; und die Fälle sind individuell so sehr verschieden. Ich: Bei Bohnert und Hempel denke ich, es würde sicher helfen; bei anderen denke ich, sie sind zu starr und gebunden, das würde lange dauern. Er: Bohnert würde besonders schwierig sein.

2 Tage private Gespräche mit Feigl. Nächte teils gut, teils Magenschmerz; am schlimmsten letzte Nacht, 11-3h. –Traum 123 (2): Bar-Hillel. Beziehung zu den „Söhnen“. Ina sagt, bei der Konferenz war ich so abwesend von ihr wie in früheren Zeiten. Johannes jetzt Pfarrer; hören nun die finanziellen Sorgen für ihn auf?

(Eine Sitzung ist ausgefallen.) Ich berichte: 2 Vorträge im Institut beschlossen; ich habe Vorlesungsraum und bequemen Stuhl angeschaut; die Tatsache, dass ich mir die äußeren Umstände nun schon vorstellen kann, macht mir die Sache mehr familiärer und leichter. Magen war mehrere Tage gut, die letzten beiden Nächte wieder Schmerzen. Er sagt wieder: orale Wünsche, und der ältere Bruder sagt, das ist nasty. –Traum 127: Ski laufen. – Fortsetzung von Traum 123: Mädchen von Grete. Krebse im Laden; rote und schwarze; der Mann wird ungeduldig durch meine Fragen (wie der Analyst).

Über Rand; Ina seit 3 Tagen sehr hilfreich zu ihr, aber dann auch sehr irritiert (das Abbild von Inas inkompetenter Mutter, Atlasgefühle). – Fortsetzung von Traum 123: Krebse, Kellner in Arkaden; Evas „rote Rosen“.

Ich berichte über 2 Vorträge am Institut; vorgestern vorher tense, aber es ging gut; heute schon nicht mehr tense, und lebhaft gesprochen. –Traum 124 (während der Feiglkonferenz): ich deklamiere die Odyssee, kann das erste Wort „5 griechische Buchstaben; vermutlich andra, erstes Wort im Eingangsvers der Odyssee“ nicht finden; bin bewegt bei „Rückkehr für sich und die Gefährten“. Er meint: Heimweh nach dem Wiener Kreis. – Er ist sehr erfreut, dass die Vorträge so gut gingen.

Er gibt mir Asterolsalbe für die Haut hinter den Ohren; es sei eine Art Fungus, wie Athletenfuß; für die verschiedenen Arten gibt es verschiedene Salben, man muss ausprobieren. Vorsicht bei Anwendung beim Augenwinkel; es schmerzte, wenn es ins Auge kommt. –Traum 126, erste Hälfte: ein Fuchs in Wiesneck; zwei junge Wölfe [Twins]. Ich in Uniform in Berlin, treffe Lini.

Ich berichte: Vor 2 Tagen nachts 4-6 Magenschmerzen; aus den Vorgängen und Gefühlen des Tages kann ich es nicht erklären: Er: Es hat keinen Zweck, angestrengt nach Erklärung zu suchen; wenn sie kommt, kommt sie spontan, eher durch Traum als durch Nachdenken. – Fortsetzung von Traum 126: Vorstellung beim Kaiser. Dann Traum 129: Ich muss mich selbst als Leutnant, Bohnert als Korporal und 8 Soldaten dem Kronprinzen vorstellen. Am Tag vorher hatte ich Fotos von Chacha bekommen: ich 1917 auf Skiern. Ich hatte überlegt, ob ich mich bei den Bossen im Institut vorstellen soll. Der Doktor erzählt Geschichte von dem Komiker Rogers; als ein Senator ihn dem Präsidenten Coolidge vorstellte, sagte er: „Entschuldigen Sie, ich habe den Namen nicht ganz verstanden“. 🕮\(_{25}\)

Im Zusammenhang Foto von mir auf Ski, weiter 1917 am Feldberg, berichte ich: meine Unklarheit über Gefühle zu Chacha 1913, und wieder 1917, als sie zurückkam. Mutter schlug beim Urlaub vor: zum Feldberg zusammen. Chacha und Grete besuchten uns, und wir liefen Ski zusammen. Zurück an der Front machte ich endlich den Beschluss, sie zu heiraten. Juni Verlobung, August Kriegstrauung. Erst heute verstehe ich konflikthaft Gefühle; damals meinte ich, alle Gefühle müßten immer klar und eindeutig sein.

VI / 1954 Ich berichte über Fahrt nach Philad. und Vortrag dort. Vorher in der Nacht kleine Schmerzen und Rücken und Magen, und am Tage allerhand Besorgnisse, wie es gehen wird, dann ging alles leichter als ich dachte. Bei der Rückfahrt sah ich mir die vielen Leute auf der Straße an und versuchte zu erraten, wie sie sind. Abends getanzt, besonders leicht. Ich dachte, jetzt geht auf einmal alles leichter; aber es ging doch nicht so plötzlich; der nächste Tag war nicht besser als die früheren. – Er schlägt vor, zu seinem Office zu kommen nächstes Mal; ich sage, ich will es erstmal überlegen und ihm ein andermal sagen.

Über den Vorschlag Pfeil der auf letzte Zeile des Eintrags vom 4.6. verweist. Ich frage, ob es ihm angenehmer wäre. Er sagt, für ihn ist es gleich, er möchte nur anregen, dass ich Weiteres versuche. Ich: Dann will ich zunächst andere Sachen versuchen, weil ich die leichter im Augenblick entscheiden kann. Er sagt, ich kann, wenn ich will, eines Morgens ihn anrufen zu Hause bis 8:20, dass ich 9h ins Office kommen will. Von 9h ab ist er gewöhnlich da, und sicher die Sekretärin. Mehrere Couches. Er hat getrennt sein Study und seine analytischen Zimmer mit Couch. – Ich zeige ihm, wie ich auf dem Bett sitzend mich hin und her drehe und seitwärts beuge, auch ein wenig das Rückgrat nach vorne und hinten beuge; das letztere ist noch immer etwas ängstlich; das Andere kann ich schon, ohne mich mit Händen aufzustützen. – Ich sage, ich möchte bald versuchen Badewanne; aber ich brauche ein Kissen oder Brett zum Rücken anlehnen. Er sagt, eigentlich wäre es nicht nötig, dass der Rücken überall unterstützt ist; er ist in sich selbst stark genug. Ich: Ich brauche aber subjektiv noch eine feste Anlehnung im unteren Rücken. – (Nachher sagt er zu Ina, ich werde in Kalifornien bald vieles wieder tun wie früher. Ina: Sie sind wohl ein Optimist? Er: Bei einer Person wie mir darf man optimistisch sein.)

Ich berichte: Am 7. war Autofahren ermüdend. Aber am 8. zum ersten Mal selbst gelenkt, 30 min., es ging leicht. Am 9. 34 min. Er sagt, das ist ein wichtiger Fortschritt. Am 8. abends zuammen, in Scheide, milder Orgasmus. Er sagt: Das ist gut; die Kurve geht nicht immer wie ein steiler Berg, manchmal flacher. Ich berichte: Seit 7. vorige Woche Magenschmerzen; letzte Nacht besonders schlimm, mit Übelkeit, stundenlang. Er sagt: Da ist immer noch nicht die Freiheit der Fantasien; das Superego sagt: für alle Sünden, auch nur geträumte, muss Strafe kommen; ich soll mir sagen: alles ist erlaubt, nichts ist unmoralisch; aber das sag’ ich mir immer auch schon.

Ich berichte: Magen auf einmal besser; warum? Ich kann selten Träume erinnern. Er meint: Das Superego gibt jetzt mehr Freiheit, es in Träumen auszudrücken, will aber nichts davon hören. –Traum 130: Burg, Ohm Höfler, Erna. Assoziation mit Höfler: „Beischlaf“; das Hosentürl. Er sagt: Gebäude ist oft der Körper, mit allen seinen Teilen. – Ich berichte: beinahe eine Stunde Auto gelenkt; es geht so leicht. Die Sorge vorher ist größer als die Schwierigkeit, es zu tun. Er: Hemmungen etwas zu tun können oft von Schuldgefühlen über Masturb. Ina erzählt: Die Mutter tat schweigend Ignatias Hand weg. Er sagt: Eltern sind meist sehr erleichtert, wenn man ihnen sagt, sie brauchten überhaupt nichts zu tun hierbei.

Ich berichte: gestern abend shower zum ersten Mal; unnötige Sorge vorher, vielleicht weil in Monterey unter dem shower Rückenknax; auch damals zu Beginn einer freien Zeit. Die letzten beiden Nächte wieder Übelkeitsgefühle. Das ist so enttäuschend. Er sagt: besser es nonchalant nehmen; nicht zu viel Beachtung geben. – Weitere Assoziation zu Traum 130: romantische Burg, andere Klasse in Schloßburg; ich mit Garthe in dem runden Turm in der Provence. Ich sagte zu Garthe: hier wollen wir leben. Der Doktor: das war propositioning. Idee mit Segelboot für Freischar. Homer im alten Griechenland. Der Doktor: Dies ist die seltene Ausnahme; bei den meisten Völkern strenge Tabus.

Weitere Assoziation zu Traum 130: der gefährliche Balkon; stattdessen sicheres Zimmer. Der Doktor meint: Balkon ist homo, wie beim Bergklettern; homo ist gefährlich; das Zimmer mit Ina war sicherer. Er sagt: Auch in dem Traum scheue ich meist weg vom homo, habe unsichere Gefühle. Es würde helfen: tagträumen; und der Mutter sagen: in ihrer alten Lebensform fehlte hier etwas Wichtiges. Ich berichte: Gestern las Bohnert hier, vielleicht geht Bohnert nach Spanien; ich dachte: wie schön, wenn ich mit könnte. Vielleicht brachte das die Magenschmerzen letzte Nacht. 🕮\(_{26}\)

Ich berichte: zuweilen noch Magenschmerzen, aber keine Übelkeit. Die letzten beiden Nächte kein drittes Nembutal. Meine größte Sorge bezieht sich auf das Bücken. Einerseits möchte ich es bald probieren; wenn etwas passiert, wäre es gut, seine Hilfe bald zu haben, bevor er in Urlaub geht. Gestern war ich in Konflikt, ob ich es versuchen sollte. Aber ich habe noch große Angst davor; besonders weil vorigen Sommer dabei der Schmerz kam. Ich habe es nicht versucht; mein excuse war und ist jetzt, dass ich heute zum Zahnarzt gehen will. Ich sagt, ob ich es jetzt mal probieren will; aber ich zögere sehr. Er sagt, ich soll es nicht als „besonderen Test“ auffassen, sondern als Teil des gewöhnlichen Tuns. Er fragt, ob ich noch andere Sachen so als besonderen Test auffasse. Ich: Das Einsteigen ins Auto erschien mir besonders riskant; aber das kann ich jetzt schon viel leichter. Er sagt : keine besondere Sache daraus machen; übrigens beugt sich der Rücken nur sehr wenig beim Beugen bei Erwachsenen, er bleibt ungefähr gerade, nur ein wenig gerundet, bei jedem Wirbel nur unmerklich. Er sagt, Beine anheben mit Kniebeugen, wie ich es tue, ist ja auch gut; allmählich werde ich dabei etwas mehr nach beugen. –Er sagt, ich kann zurückblicken auf so gute Entwicklung, so viele Dinge sind leicht möglich geworden; dies ist nur noch eine unbedeutende Kleinigkeit; er ist zuversichtlich, dass ich jetzt immer mehr ein normales Leben führen werde; er sagt: „nur Sie sind noch worried, ich nicht.“

Ich berichte: Ich war beim Zahnarzt; viele Reparaturen nötig. –Traum 131: Konferenz in den Bergen, ich zeichne Garten für Hempel. Assoziation: Konferenz in Davos, und andere. Ich träume oft von Konferenzen; warum viele Leute und nicht nur ein Freund? Will das Unbewusste es dadurch harmloser erscheinen machen, oder wünscht es sich viele? Der Doktor sagt: Ein Mädchen hat oft Beziehungen zu vielen Männern, weil es väterliche Zuneigung und Fürsorge wünscht; vielleicht wünsche ich die Zuneigung und Beziehung von vielen Vätern, weil ich von meinem Vater nicht genug bekommen habe.

VII / 1954Traum 132, auch Konferenz mit Hempel und Oppenheim (wie 131); und Hotelmädchen. Meine Eifersucht gegen Opp. wegen Hempel. Konflikt zwischen Mädchen und weiblicher Anziehung. – Letzte Sitzung vor seinen Ferien, 5 Wochen. Hat er irgendwelche Ratschläge? Er: Er gibt keine Ratschläge, ließ immer die Dinge sich entwickeln, sodass ich weiter ging, Schritt für Schritt. Er sagt, das hat sich gut bewährt, ich habe tatsächlich viele Fortschritte gemacht. Anfangs waren die Schmerzanfälle das Hauptstörende; ohne das wäre ich wahrscheinlich weiter so gegangen mit milder Neurose ohne besondere Sachen. Dann kam das gleich, dass B12 entdeckt wurde; damit konnten die neuAnfälle eliminiert werden; sollten sie jemals wiederkommen, so könnten sie ebenso sofort in einem Tag überwunden werden. Das Übrige waren die psychologischen Dinge; er sagt, ich habe mich da sehr gut den Aufgaben appliziert und dadurch Fortschritte gemacht. – Er schlägt vor, wenn ich etwas Abenteuerliches unternehmen will, das auch helfen würde, auf die große Reise vorzubereiten, so könnte ich auswärts übernachten, und dann vielleicht auch einige Tage in einem Resort leben. Ich sage: Das wäre aber höchst unbequem; ich bin doch faul und bequem.

oben und unten durch Striche begrenzt: 5 Wochen Ferien

abgrenzender Strich waagerecht

[vorher abends: zurückhalten; Wiederholungszeichen, Bezug unklar.] selbst; 2: Frau hat Jungen. – Mit Ina gesprochen. Assoziation: Mutter unwillig, dass ich nicht alleine Schuhe finden kann; ich fühle mich ungerecht getadelt.

VIII / 1954 Zum ersten Mal in Badewanne.

Zum ersten Mal zusammen in Scheide ganz bis zum Org.

abgrenzender Strich waagerecht

Ich berichte über 5 Wochen, während er weg war. Keine besonderen . Ein paar mal nachts Magen, ein wenig Schmerz, ein wenig Übelkeitsgefühle. In den ersten Wochen war ich enttäuscht, dass ich keine Fortschritte machte; „Schulaufgaben“ nicht erfüllt. Ich glaubte, er hätte „Erwartungen“; gestern sagte ich zu Ina: der Doktor hat im Brief gesagt, ich sollte mal woanders übernachten; sie zeigt mir, dass er in wirklich nicht „Erwartungen“ ausdrücke, sondern Hoffnung, dass ich der Hitze entronnen wäre. – 2 Fortschritte (siehe oben): 2.8. Badewanne, 4.8. Org. in Scheide. Ina sagte, dass war guter Schritt vorwärts; über ihr Lob war ich ein wenig verlegen, wie bei der Mutter. –Isoniacid 3 Wochen genommen, spüre keine besondere Wirkung. Er: ruhig wieder weglassen; vielleicht könnte ich auch Dex. allmählich aufgeben. Ich: Aber einmal fühlte ich etwas deprimiert, als ich es vergessen hatte. – Einige Zeit 3 Nemb.; jetzt wieder runter auf 2; es macht mir nichts, ob ich einige Tage wenig schlafe. 🕮\(_{27}\)

Ich berichte: Gestern, trotz im Muskel gespürt, nachmittags 1 Stunde Auto gefahren; abends zusammen, Scheide, es ging sehr gut. Aber enttäuscht, dass das kurze Sitzen (10 oder 15 min.) beim Zahnarzt auf einem gewöhnlichen Stuhl mich übermäßig tense machte. Er sagt: Das ist nur, weil ich mir vorstelle, wie schwierig es für das Sp Rückgrat ist usw.; es würde leichter gehen, wenn ich mich dabei ablenkte durch Lesen oder Unterhaltung. – Über Mrs. Derl. Er kennt ihren Mann nicht. Er meint, dieser Weg durch Else Brunswik ist sicher gut, durch individuelle persönliche Beziehung. Dass sie nicht Med Dr. med. ist, würde jetzt nur wenig für mich ausmachen; ich könnte ja, wenn immer ich wünschte, einen Arzt sehen; wahrscheinlich nicht mehr als einmal im Jahr. Ich sage, vielleicht jährlich einmal allgemeine Untersuchung in Universitätsklinik. Er sagt, er ist gern bereit, ihr alles über mich zu schicken: Tests Mrs. Kupper (sie haben wahrscheinlich zweite Kopie, sonst kann sie leicht gemacht werden); er selbst würde ihr ein kurzes Summary über mich schreiben und dazu sagen, dass er gern bereit ist, über irgendeinen Punkt nähere Details zu geben. Ich sage, er soll es jetzt schreiben und auf meine Rechnung setzen. Er sagt, nein, es sei nur kurz; falls es wirklich mehrere Stunden wären, würde er es halb anrechnen; ich sage aber entschieden, er solle alles rechnen und zum vollen Betrag. – Ich frage, was, wenn ich nicht rechten Kontakt mit ihr bekomme; kann ich wechseln? Er: Gewiß, sie wird sogar eher merken als ich; aber das ist nicht zu befürchten; ich sei so anpassend, da ginge es sicher gut; ich hätte von Anfang an die nötigen Schritte für mich selbst gemacht; da genügt es, wenn da jemand ist, zu dem ich spreche; ich brauchte sehr wenig von der Seite des Analysten.

Er fragt mich über nicht-kontinentale Einflüsse auf Entwicklung der Mathematik; ich verweise auf ; und über die Motivierung unserer neuen Philosophie; ich erzähle, wie ich im Fieber Russells Buch las, und über Erlanger Konferenz usw. Am Schluß entschuldigt er sich, dass er meine Stunde für seine Interessen genommen hat; aber er habe allerhand gelernt.

Ich berichte; diese Woche zum ersten Mal alleine Auto gefahren; zum ersten Mal So, als Diane Hempel ankam; macht Spaß, so selbständig zu sein; dann mehrmals zum Zahnarzt. – Ina sprach sehr insistent mit Diane und Hempel über Notwendigkeit von Psychotherapie für ihn. –Traum 142, 23; das große Einkaufsnetz; Petrus’ Netz zum Menschen fangen; mein „missionary spirit“. Die ältere Dame; Frau Derl; das japanische Schauspiel: Kindheitserinnerungen, ganz vergessen, tauchen lebhaft wieder auf. Der Doktor sagt: Traumanalyse mit Assoziationen ist das beste Mittel für mich, damit ich auch in der Nacht so wenig Spannung und Angst habe wie bei Tage (ich hatte erzählt: diese Nacht sehr wenig geschlafen); er sagt: bei Tage habe ich schon weniger Angst als der Durchschnitt der Menschen (!); ich werde auch dahin kommen, das auch in der Nacht zu verlieren.

Zum ersten Mal ins Office, alleine gefahren. Ich berichte über den letzten Tag mit Hempel, Kemeny, usw. Am 21. wartete ich auf die Leute, hatte gesagt, sie sollen sich meist allein besprechen; fühlte mich trotzdem ausgeschlossen, besonders als sie erst später kamen; dann sprach ich „unter Dampfdruck“, ungeduldig und zu insistent, sagte Ina. – Gestern erzählte ich Kemeny, auf seine Frage, über Analyse; dass sie mir sehr viel geholfen hat; erzählte besonders von den psychologischen Wirkungen; er war beeindruckt. – Gestern abend Abschied von Hempel, Umarmung, auf Inas Anregung, dabei leichter Schmerz durch Druck seiner Hand auf meinen Rücken oben, ich erschrak: „au“; der heilige Rücken, und die Annäherung eines Mannes. Ina war immer abends lange mit Hempel allein; ich fühlte mich ausgeschlossen; vielleicht daher letzte Nacht Masturbation; nachher Selbstvorwürfe; Assistenzfantasie dabei; der Doktor sagt: das scheint aus ganz früher Kindheit zu kommen; ich: ja, Berührung durch die Mutter. – Er sagt zum Schluß: Das war ein guter Bericht!

Wieder ins Office. Ich berichte: Vorgestern morgen Inas Fuß verknaxt; ich war schockiert und zornig, dann schämte ich mich meiner Gefühle; gestern abend sagte Ina: lieber einen richtigen Menschen, als einen olympischen Gott! Gut für mich, dass sie so viel Verständnis hat. – Auch über Inas Analyse; sie war oft skeptisch über Wirkung, sieht aber jetzt selbst, wie viel es ihr geholfen hat; sie ist zugänglicher für Menschen. Aber immer noch abgeneigt, Hilfe oder Geschenke anzunehmen. – Er sagt, ich habe „alle Regeln gebrochen“, d. h. mehr Fortschritt gemacht als man erwarten konnte; das Meiste sei getan. Er will Brief an Else Brunswik schreiben, mit Kopie an den Analytiker in LA, um Bedenken wegen meines Alters zu beseitigen. – Wenn es in LA einige Zeit dauert, bis jemand mich annehmen kann, und ich mal eine Schwierigkeit habe, soll ich ihn anrufen; ich sage, ich glaube nicht, dass das nötig sein wird. 🕮\(_{28}\)

Letzte Sitzung. Zum dritten Mal in sein Office gefahren. Er schlägt einen leichten Ton an, um mir den Abschied leichter zu machen. Er hat angefangen, sein Buch zu schreiben. Er möchte mir eine Kopie des ms der ersten Version schicken, als „guinea pig“ für Comments. Er arbeitet aber nur wöchentlich ½ Tag daran! Ich rate ihm, zu Guggenheim-Moe zu gehen, und Rat zu fragen, eventuell auch über andere Foundations; er meint, da er keine Veröffentlichungen hat, muss er für ein Gesuch mindestens ein ms vorzeigen können; ich sage, er kann mich immer dort oder in ähnlichen Fällen als Referenz angeben. Ich sage, wie viel ich mich verändert fühle, und dass ich jetzt mit Zutrauen dem neuen Leben in LA entgegensehen kann. Er nimmt es alles leicht hin. Erst ganz zum Schluß, während ich sitze und dann stehe, sage ich: ich kann nicht ausdrücken, wie viel ich ihm verdanke, ich führe ein neues Leben; er: das Meiste hätte ich selbst dazu getan. Erst hierbei Pfeil nach oben habe ich Mühe, meine Stimme ruhig zu halten; auch, schon im Korridor, wo ich hinzufüge, wie dankbar auch Ina ihm ist. Er geht mit zur Haus Vorher, während ich noch liege, sage ich, ich werde ihn sehr missen; er sagt, er mich auch; das ist die einzige Andeutung von Gefühlen, die er sich erlaubt. – Er geht noch mit zur Haustür, ich sage good-bye und drücke ihm die Hand; er: „have a good trip!“.

Er sagte vorher, er würde gern gelegentlich hören, wie es mir ginge („wenn Sie den ersten Berg ersteigen, schreiben Sie mal!“). 🕮\(_{29}\)\L.A.// Dr. Kupper.\

IX / 1954OLos Angeles (Erste Besprechung, vermittelt durch Kaplan; 70 min.). Ich berichte über Rückensache. Er fragt nach Details des ersten Anfalls, ob da Schwierigkeiten des neuen Lebens in Amerika waren; ich: ich glaube nicht, ich war glücklich, hier eine Stelle gefunden zu haben. Über Vermont; Annemarie; die Anfälle, Ängste und Depressionen. Die Analyse mit Dr. Wallis; Wiedererweckung von Sex (er ist beeindruckt), psychologische Änderungen: starke Gefühle und Äußerungen, Musik usw.; Ängste beim Aufstehen. Dann nur langsamer Fortschritt; seit Dezember spazieren, seit kurzem Auto gefahren. – Er sagt: Das war eine gute Stunde, mit vielen wesentlichen Punkten.

Prinzipielle Fragen: Er selbst würde nur 1 oder 2 mal Zeit haben. Ich frage über fee; sage: bei Wallis 10 und 13; ich hörte: hier 25; vielleicht wäre er selbst zu teuer. Er sagt: Durchschnitt ist 15; für Professoren würde er 15 rechnen, auch seine Kollegen. Er schlägt vor: eine weitere Sitzung; inzwischen kann ich mir überlegen; auch ob ich bei ihm möchte oder jemand anderem, und wie oft. Ich: ja; aber er soll bestimmen, wie viel Sitzungen ratsam sind; wenn er kann, möchte ich gern mit ihm fortfahren. (Ich berichte auch über Else Brunswik und Mrs. Derl; er sagt, sie ist gute Analystin; ich: ich hörte von Kaplan, dass sie nur Traininganalysen macht, darum habe ich diesen Plan aufgegeben.)

Ich sage: 63 Jahre; ich hörte, dass das Alter häufig den Analytiker abschreckt, aber Dr. Wallis sagte, für mein Alter sehr guter Fortschritt. Ich beschreibe die Schwierigkeiten, die ich noch habe: Stehen sehr ermüdend, auch Sitzen auf geradem Stuhl; ich fürchte mich besonders vor Bücken. Ich erzähle wieder von dem plötzlichen Schmerz Frühjahr ’53 beim Bücken, und den Assoziationen. Er fragt: Kamen die spontan, oder auf spezielle Frage? Ich: Im Moment spontan, aber Suggestivwirkung früherer Bemerkungen nicht ausgeschlossen. Über Sex; neulich Scheide. – Meine schwankenden Gefühle über Fortschritte. Meine Projektion von „Erwartungen“ und „Forderungen“. Ina über Freud über Agoraphobie. – Im Mai 2 Vorträge gehalten. – Jetzt lebhaftere Sexgefühle, auch mehr Zärtlichkeiten ausgedrückt bei Tage. – Er fasst zusammen: „Sie haben die Eindruck, starke emotionale Wandlungen durchgemacht zu haben“. Ich: Ja; Djane über „Fellow Sufferer“. – Er: Eine Frau als Analytiker wäre nicht so gut für mich, weil mein Hauptproblem ist, dass ich nach 7 Jahren keinen Vater gehabt habe und jetzt Schwierigkeit habe, mit den Vaterfiguren; vielleicht zu früh selbst in die Vaterrolle gekommen. – Er will mich selbst weiter behalten; zunächst 2 Stunden; er will später entscheiden ob vielleicht mehr, es könnte sein, dass intensivere Behandlung gute Aussicht gäbe. Ich: Wenn das so ist, wäre ich gleich dafür, mehr Stunden zu nehmen. Er: Er kann jetzt nicht; vielleicht etwas später. Er: Dr. Wallis hat einen sehr guten Job getan, ich aber auch.

Ich berichte: Langen Disput mit Ina über Sproul-Allen-Reception; ich weiß selbst nicht, was eigentlich das treibende Motiv für mich war, hinzugehen; Besuch von Klopfer, Ina und ich kommen schnell in Kontakt mit ihm; mein erstes Seminar, ging ganz gut, aber doch müde nachher. Er: Ob ich über freie Assoziation weiß und das Rationale davon. Ich: theoretisch ja, aber es ist für mich nicht leicht. Er gibt die Vorschrift an: alles sagen, was einem einfällt, auch wenn trivial oder sensitiv (das heißt wohl: peinlich, wie Sex usw.) oder gegen Höflichkeit und dergleichen; als ich hereinkam, ging mir vielleicht allerhand durch den Kopf, stattdessen habe ich aber „kontrollierte Assoziation“ gebracht. – Ich erwähne nebenbei einen Traum. Er fragt interessiert, ob in der Zeit, wo ich hier war . Ich: Ja, mehrere; ich nehme meine Traumnotizen. Er wundert sich, ich erkläre mein schwaches Gedächtnis. Er: In bezug auf frühere Erlebnisse oder recent? Ich: Beides. Er: Wir wollen ein andermal sehen, ob da emotionale Ursachen dafür sind. Ich frage: Soll ich Träume nicht mehr notieren? Er: Für einige Zeit mal nicht; wir wollen sehen, wie es geht; wenn einem irgendetwas aus dem Traum einfällt, knüpfen sich dann oft andere Dinge an den Traum an. 🕮\(_{30}\)

Er fragt, was ich dachte, als ich hereinkam. Ich: Über „Regeln“: ob ich warten oder anklopfen soll (er hat Lichtsignal); ob ich Hand schütteln soll usw. Über Mutter: nicht viel verboten; unpersönliche, objektive Regeln. Über Vater: nicht streng, aber ich fürchtete seinen Spott. Agnes konnte besser erzählen, aufsagen usw. – Scheu vor Vaterfiguren, Dean in Chic., Ärzte usw. Daher auch vor ihm: Letztens war ich geknickt, weil ich nicht frei assoziieren konnte, wie „man soll“.

X / 1954 Ich berichte Traum zum ersten Mal (von voriger Woche, nicht aufgeschrieben): Mädchen singt Sta. Lucia, ich singe mit. – Er sagt: Er hat den Eindruck, es geht mir recht gut. Ich bestätige es. Er fügt hinzu, dass Dr. Wallis guten Job getan hat. – Er fragt, wann ich die letzte allgemeine medizinische Untersuchung gehabt habe; er ist erstaunt, als ich sage: Frühling 1952. Er rät: medizinische Untersuchung, schlägt Dr. Weinberger vor, weil ich sage, dass wir keinen Hausarzt haben. Er sagt, das ist ihm wichtig, um Möglichkeiten und Ziele der Therapie zu bestimmen. Er fragt, was meine Ziele dabei seien. Ich sage: Erstens Überwindung der Hindernisse (Stehen, Sitzen usw.) für Arbeit und Leben; wenn möglich, wäre wünschenswert, aber nicht notwendig, solche Verbesserungen wie: gutes Einschlafen ohne Nembutal, sodass ich auch abends mit Freunden sein könnte, und ohne Dexedrin. – Er gibt mit die Rechnung; er sagt: er übergibt sie persönlich, absichtlich. Ich frage: Soll ich auch Scheck persönlich geben? Er: Ebenso gut. Ich: Wohl damit ich den Eindruck habe, selbst den Akt getan zu haben.

Ich gebe ihm Scheck; sage dazu Pfeil, der auf die letzte Zeile des vorigen Eintrags verweist. Dazu Rechnung, wo ich meinen Namen und die Daten korrigiert habe; dazu erkläre ich: als Logiker will ich immer alles ganz genau haben. Über die Departmentparty gestern; zum ersten Mal Party seit 2 Jahren, schließlich sehr müde. Er fragt: Wann hatte die Rückensache zum ersten Mal hemmenden Einfluß auf Sex? Ich: 1945 noch nicht (Else); in späteren Jahren allmählich, nicht durch besonderes Ereignis. Ina glaubt, Scheu vor Scheide, aber bewusst nicht.

Ich berichte: Magenschmerzen gestern nach- und heute vormittag; Mutters Krebs. Vorgestern zusammen, in Scheide, gut. „Buchführung im Himmel“. Er: Es scheint, ich habe im Leben viel unter Ängsten gelitten. Ich: Eigentlich nicht, ich hatte meist ein glückliches Leben; erst heute erkenne ich die Hemmungen. Sehr spät Sex; vorher auch nicht Masturbation. Puritanische Einstellung der Familiedurchgestrichenes Komma. Er fragt: protestantisch? Ich: ja, aber nicht dogmatisch. Die Mutter war in vielem frei und offen, aber nicht im Sprechen über Sex.

Über meine Scheu vor autoritativen Männern; ich erzähle von Dr. Love in der Mayoklinik; von einigen schwierigen Lehrern; die Vorgesetzten im Krieg. Aber nicht immer unglücklich, meist glücklich. Haupausnahme: Krieg; und die Auflösung der ersten Ehe. Er fragt: Wodurch? Ich: Ich weiß nicht; ich dachte damals: wir sind zu verschieden. Über Chachas Beziehung zu Christiansen; ich verdrängte die Eifersucht. Er sagt: Wir wollen dem weiter nachgehen, warum ich dies und andere Gefühle so gänzlich verdrängte.

Ich erzähle von Sex am 12., wieder richtig schön; diesmal ungeplant. Über Fantasien dabei, diesmal und sonst: Frau mit langer Peitsche haut Jungen. Ich reite auf weißem Pferd; diesmal Penis in das Pferd, Öffnung im Rücken; dazu fiel mir am nächsten Tag ein: Bleisoldaten auf Pferden, mit pin! Die Frau ist ihm interessant; ich auf seine Frage: meist Arme und Beine nackt, manchmal auch Brust, aber Unterkörper bedeckt. Er: Der kleine Junge war sich nicht klar, was die Mutter da hatte, vielleicht auch Penis (Peitsche). Ich: Ina und ich sagen scherzhaft, zuweilen ist sie der Mann und ich die Frau; vielleicht wünsche ich mir auch das unbewusst. Er dazu: Er weiß nicht recht, ob da so ist; aber der Unterschied zwischen Wirklichkeit und Fantasie ist wichtig; beim Rücken kommt die Furcht, über die wirklich Gefahr hinaus; bei der Frau Unterschied zwischen der Wirklichkeit und meiner Fantasie. Er sagt zum Sex am 12: Dies ist wichtig; je mehr ich schon aktiv sein kann, umso mehr wird die Furcht hinten im Rücken verschwinden. Ich berichte über mein Tanzen zur Musik; beim ersten Mal voriges Jahr starke Gemütsbewegung mit Tränen und ich küßte Ina, weil die Musik mich freier machte. Er: Da ist mehr dahinter als dies. 🕮\(_{31}\)

Ich berichte: Am 15.6. bei Dr. Weinberger, er sagt: disc! Zunächst war ich zwar überrascht, aber nicht beunruhigt. Am 16. nachmittags aber Muskelschmerzen und etwas deprimiert, aber jedenfalls sind meine gegenwärtigen Schwierigkeiten psychologisch und meine Aufgabe ist, diese zu überwinden; wir müssen überwinden: Furcht inbezug auf den Rücken, und die damit verbundene Furcht für „die Front“ (d. h. Sex). Beim Weggehen sagt er: Die Ärzte tun manchmal unwittingly harm durch das, was sie sagen.

(22. hat er abgesagt.) Auf meine Frage sagt er: Er hat von Dr. Weinberger nichts Neues gehört, sondern genau das, was ich ihm voriges Mal berichtet habe; W. hat ihm gesagt: meine Rückensache ist teilweise psychologisch, aber teilweise auch organisch. Ich frage: Sagte er, es sei sicher ein Disk? K: Dies kann er nicht mit Sicherheit sagen, natürlich; jedenfalls gibt es Millionen Leute, die so etwas haben und doch unbehindert herumgehen und tätig sind; die Rückensache ist aber für mich der Punkt gewesen, auf dem sich meine schon lange vorher bestehenden psychologischen Schwierigkeiten konzentrierten, und dadurch herauskamen. – Ich berichte vom 22.: Gegen Abend etwas deprimiert, ich wußte nicht warum; später kam Ina und tröstete mich mit Zärtlichkeiten; ich glaube, es war hauptsächlich, weil er abgesagt hatte. Ich merkte sogar Gefühle von Resentment: „Eh so selten, und nun nimmt er mir noch eine Stunde weg.“ Nachts wachte ich auf, fühlte mich verlassen, und tröstete mich selbst; danach Gefühle, auch Schuld gegen Ina. Er sagt: Ganz natürlich; ein Kind, dem die Mutter sich nicht so viel widmet, wie es wünscht, will sich selbst trösten. Er fragt, was ich über Grund seiner Absage dachte. Ich: Rational dachte ich: vermutlich ein professioneller Grund; aber dann kamen andere Vorstellungen: Tennis spielen, weil jemand mir gesagt hatte [ich konnte mich nicht erinnern, wer; es war Kalish.]; dann eine seltsame Idee: er auf der Jagd; es fiel mir ein, dass Inas Doktor von Fuchsjagd gesprochen hatte, und sie hatte Gefühle dagegen. Er: Vielleicht war jemand, als ich Kind war, auf der Jagd? Ich: Der Vater ging zwar nicht mehr, hatte aber noch die Flinte; Blumbach schoß den Habicht, der wurde ausgestopft; da war auch noch ein ausgestopfter blauer Vogel, vielleicht hatte der Vater den geschossen. Der Vater spielte manchmal als ob einen Hasen schießen; das mochte ich nicht. Er: Der kleine Junge wollte nicht, dass der Vater ihn schießt. Ich: Es war mir nie klar, dass ich mich mit dem Tiere identifizierte, ich dachte, es war nur Mitleid. Mein Rätsel von der Schnecke: keiner schießt sie. Mutter war auch nicht für Jagd und sowas; später Neigung zu Vegetarismus. –Meine Abscheu vor dem Krieg. Ich konnte nicht ertragen, den am Bauch Verwundeten anzusehen. – Zum Schluß sagt er: Da ist Wichtiges aus der Kindheit zum Vorschein gekommen.

Ich korrigiere Dr. Wallis’ Vornamen: Kendall, nicht Kenneth, wie ich ihm vor Wochen mal sagte; ich vergaß inzwischen immer wieder, es ihm zu sagen. Kenneth war der Junge in „One Little Boy“; dies Buch las ich voriges Jahr. Geschichten mit dem kleinen Jungen bewegten mich stark. Wie er die Figuren von Bruder und Eltern mit Bomben bewarf. Der Hund Hamburger, der heulte, weil man ihn ausschloß. Ich fühlte mich ausgeschlossen vom Institut in Princeton durch die großen Bosse: z. B. Einstein und Neumann. Er sagt, alle Gefühle wie kleiner Junge, trotz eigener Reputation. Ich: Ja, so war es immer, besonders in früheren Zeiten; als Instruktor in Wien war ich zu schüchtern, Professoren in Deutschland zu besuchen. Ich lache über mich selbst. Er: „Sie scheinen sich wohl zu fühlen in diesen Tagen“. Ich: Ja, meine Stimmung ist gut; vor ein paar Tagen wieder Sex mit , das gibt gutes Gefühl, weil mehr aktiv. Auch in der Klasse bewege ich mich mehr und spreche freier. – (Vorher mal nach Aufzählung von allerhand Beispielen von Einschüchterung durch Vaterfiguren) Es hat keinen Zweck, mehr Beispiele zu bringen. Was soll ich denn nun sagen? Ich weiß, es gibt keine Regeln; aber ich muss doch immer überlegen, was das Rationalste und Zweckmäßigste ist. (Ich schaue das Bild von Freud an, das über mir an der Wand hängt) Der hat gesagt, frei assoziieren, nicht überlegen! Aber er war doch auch ein theoretischer Mann, vielleicht hat er es auch schwierig gefunden, das theoretische Denken abzuschalten. Ich las ein Stück in Johnsons4Ist vielleicht der 1954 erschienene 1. Band der Biographie von Ernest Jones gemeint.Biographie von Freud, wie dominierend er zu seiner Frau war, wie rücksichtslos! Aber vielleicht wünschen die Frauen das im Grunde? Vielleicht hätte ich auch früher, z. B. bei meiner ersten Frau, mehr entscheidend eingreifen sollen? –Er fasst zusammen: Also wieder dieselben Punkte wie schon bei unserer ersten Besprechung: immer ist es für mich das Problem: was ist das Richtige zu tun?🕮\(_{32}\)

XI / 1954 Der Doktor: Was war der erste Gedanke? Ich: Überlegungen im Wartezimmer, ob ich, wenn es länger dauern würde, anklopfen dürfte und vielleicht sogar hereingehen. Ich saß unbequem auf der kleinen Bank; ich dachte an denjerkim Rücken vorhin, als ich aus Royce Hallkam und die Stufe nicht sah; ich erschrak und dachte an frühere Rückenanfälle. Dies ist die ewige Frage: Was ist recht zu tun? Als Kind konnte ich Antwort von der Mutter bekommen; später wurde ich unabhängig und folgte dem eigenen Gewissen; aber manchmal fühlte ich doch: die Katholiken haben es leichter, weil die Autorität ihnen die Verantwortung abnimmt. Später habe ich zuweilen Dinge getan, sehr gegen die Konvention: Ina, und Maue. Ausführlich über unseren Beschluß für Kinder. Ich zu Gramm: mehr als Freundschaft. – Der Doktor fasst zusammen: Von dem Problem, ob ich durch die Tür gehen kann, bin ich gekommen zu den großen Fragen im Leben, die mit Sex zusammenhängen; vielleicht kein Zufall; es scheint, dass die jetzige Unfähigkeit zu Beschlüssen zusammenhängt mit damit, dass ich als Kind Fragen über Sex überlegte, die mir nicht beantwortet wurden; und jetzt hängt anscheinend die Unentschiedenheit zusammen mit dem Rücken. Ich: Ja, aber sie war vorher; der Rücken verstärkte sie nur; aber der Rücken ist wohl nur ein excuse dafür, nicht die Ursache. Er: Rückenangst, Unentschiedenheit und Sexprobleme in Kindheit scheinen eng zusammenzugehören; als ich gegen die Konvention handelte, war ich wahrscheinlich im Grunde doch nicht frei. [Vielleicht meint er: Es war nicht spontane Entscheidung, sondern rebellische?]

Ich berichte: Durch den jerk im Rücken am 1. (siehe oben) war ich erschreckt, und abends etwas down; Ina tröstete mich mit Zärtlichkeit, und zusammen, dadurch entspannt. Am 2. war mein Seminar; da ging es ganz gut. Aber am 3. etwas Fieber (bis 100.8); am 4.6. ohne Fieber, nur etwas müde; also keine richtige Flu, vielleicht nur „arrangiert“, um 2 ruhige Tage im Bett zu haben. –Als Kind „Buchführung“: vielleicht können Sünden durch gute Taten ausgelöscht werden. – Ich berichte , wie ich den Fluch gegen die Mutter an die Wand schrieb und dann eingestand. – Dann mit Oheim Siebel, wo ich falsch gesagt hatte „nein“; wochenlang darunter gelitten, und endlich ihm gebeichtet. Der Doktor sagt: Hier sieht man, wie ich Scheu und Furcht vor dem „Vater“ hatte, aber das Gewissen in mir selbst strenger machte, als der Vater gewesen war; ich needed einen Vater, denn die anderen bauten sich nicht so ein überstrenges Gewissen auf, weil sie sich stattdessen mit dem wirklichen Vater auseinandersetzten; ich sagte früher, dass ich in späterer Zeit moralisch und sexuell mich frei fühlte; aber dieses strenge Gewissen blieb doch wohl immer da und macht mir auch jetzt noch Schwierigkeiten.

Ich berichte: Am 6. abends etwas low; Musik, , ich fühle mich besser. Dann nachts Traum: (1): Ich steige in Eisenbahnwagen, zweistöckig; oben ist es ganz offen, schön zum Herumschauen, aber windig. Unten sind viele Leute, aber schließlich finde ich doch einen Platz. Assoziation dazu: Wir steigen in das Flugzeug in NY, ich später mit Leiter in berth; zu „windig“: Unser Mein Leben in Princeton war mehr sheltered; hier „exposed“ zu Gefahren, weil ich oft ausgehen muss. Traum (2): Ein junger Mann (Kalish?) spricht mir mir, er heißt Eckstein; ich sage: ich kenne einen anderen Dr. Eckstein in Topeka; der hat großes Haus, große Familie (Assoziation: er hat gesagt, er möchte später an die Westküste gehen, um mehr zu verdienen.) Der junge Mann schenkt mir ein mathematisches Instrument, vielleicht slide rule. (durchgestrichener Gedankenstrich Assoziation: Penis). Ich berichte weiter: Gestern vormittag beim Aufstehen Gefühl im Rücken und Schreck; trotzdem ½ Stunde gesessen (Helmers hier), aber tense, dann zurück in Bett. Ina fährt mit ihnen fort. Ich bin deprimiert und einsam, muss weinen. Ich bleibe ganzen Tag im Bett. Aber abends ein klein wenig getanzt. Nachts Traum (3): Ich betrachte in einem Laden Apparate für Colon Irrigator; einer einer hat viele Schläuche und Gefäße, für warmes und kaltes Wasser usw. Ich probiere ihn aus. Nahe dabei ist ein großer Tisch mit Leuten, auch vielen Frauen; es ist eine Party für Miss Schwarzkopf (Assoziation: Fräulein Schwarzkopf in Mainberg am offenen Feuer; ich habe kürzlich den Namen gelesen hier von einer Sängerin). Nachher schreibt der Laden auf meine Rechnung einen Betrag für diese Party; ich protestiere, weil ich nicht teilgenommen habe, sondern nur einigen Frauen zugenickt habe; dabei muss ich schließlich angeben, was ich zu der Zeit getan habe: Colon Irrigator. – Dr, Kupper: Die Träume sollten uns anzeigen, was der eigentliche Grund meiner Depression und Angst war; der Rücken ist ja nicht der wirkliche Grund.

Ich berichte 2 Träume vom 10.: (1) Kemeny (fast ms). (2) Ich fahre Schlick in einem Wagen mit 2 Pferden in einem Park, über Stufen; mal lehne ich mich rückwärts, bis ich ihn sehe. Assoziation: Sex. Assoziation zu Traum vom vorigen Mal: Der „Eckstein“ ist vielleicht er; zu Traum (3): vielleicht die Frage der Wahl zwischen Mann und Frau, wie in vielen früheren Träumen. Er sagt: In einem gewissen Alter als Knabe ist es ganz natürlich, dass man sexuelle Wünsche zu anderen Knaben hat; aber welchen purpose oder aim haben solche Träume in meinem jetzigen Leben? Warum habe ich solche Träume nicht voriges Jahr und vor Jahren gehabt? [Die Frage erstaunt mich, ich weiß nicht recht, auf was er hinaus will] Ich antworte: Zur Zeit als es natürlich war, habe ich es mir versagt. 🕮\(_{33}\) Da ist es doch verständlich, dass jetzt die Wünsche aufkommen, sozusagen, um es nachzuholen; voriges Jahr in Princeton habe ich auch viele solche Träume gehabt; ich vermute, dass ich sie ebenso auch durch mein ganzes Leben hatte, nur konnte ich sie früher nicht interpretieren. Er fragt: Warum aber der Wunschdurchgestrichenes Komma nach Sex mit einem Mann (oder auch mit einer Frau)? [Ich bin wieder erstaunt.] Ich antworte: Wenn man einen Menschen liebt, ist es doch klar, dass man mit ihm zusammen sein will, zunächst in freundschaftlichem Kontakt, dann auch körperliche Berührung, und schließlich möglichst enge Vereinigung. Er sagt: Meine Hauptschwierigkeit von Kindheit an war doch wohl, to stand up; das ist es, was ich jetzt durch das Liegen ausdrücke; was bedeutet das? Ich: Als Kind vielleicht zuerst das Gehen lernen, dann „aufstehen“ und „sich behaupten“ gegen den Vater und mit oder gegen andere Knaben usw. Er: Wie wird im Deutschen „Rücken“ metaphorisch gebraucht? Ich: „Rückgrat“, wie „backbone“, senkrechter Strich am linken Rand: bedeutet die Stärke des Willens, sich gegen Andere durchzusetzen. Er: Es scheint ganz klar, dass die große Rückengeschichte im Sommer 1952 durch die Furcht kam, wie ich in der neuen Situation am Institut, auf diesem sehr erhöhten intellektuellen level, bestehen würde; die eternalInterpretation in Termen von Sex hilft nicht viel, sie ist zu spekulativ; das Wesentliche war die Furcht vor dem „Bestehen“ in schwierigen Situationen seit der Kindheit; anscheinend war da immer eine Frau, die mir geholfen hat (früher die Mutter, jetzt Ina mit praktischen Dingen und im Sex), anstatt dass ich selbst „aufgestanden wäre“. (Ich glaube, er sagte noch etwas, dass der Vater gefehlt hatte, durch den sonst ein Sohn „Stärke erwirbt“; das war nicht klar.) Er fragt: War das etwas Ähnliches im Anfang der Rückengeschichte, Dez. 1936? Ich: 1936 war zwar schwierig, aber hauptsächlich am Anfang die Ungewissheit, ob ich Job bekommen würde, später der Konflikt mit dem Dean; eigentlich war das im Dez. 1936 schon nicht mehr akut. [Aber vielleicht war meine unterdrückte Indigestion über den Dean und Präsidenten da doch noch in mir am Kochen?] Er: Es ist aber klar, dass die gesamte Situation schwierig und konfliktvoll war: neues Land, neue Tätigkeit, viele Ungewissheiten und Sorgen, der Konflikt mit dem Dean, und alles zusammen; es wird klar, dass die Rückensache von Anfang an bedeutete: „Ich bin klein und hilflos, wie ich kann nicht aufstehen, man muss mir helfen“. –Ich: Auch schon vor der Rückensache hatte ich etwas, das mir erlaubte, mich von Manchem zurückzuziehen: die beiden Pneumothoraxe 1926 und 28; für viele Jahre danach sagte ich immer: ich kann nichts Schweres tragen, ich will abends nicht ausgehen usw. Er ist sehr interessiert.

Er sitzt heute im Stuhl hinter mir. Ich berichte Überlegungen zur Ursache der Rückensache: Im Tagebuch finde ich, dass Jan. 37, nach 2 ½ Wochen Unterricht aufgenommen, also nicht zu lange gelegen. Dann keine Schwierigkeiten bis Sommer 1938, Carmel. Das war Anfang einer freien Zeit für Research. Ebenso 1942 in SF und 1952 vor Princeton. Seine Annahme voriges Mal, dass die Sache 1952 kam durch meine Furcht vor der schwierigen Situation am Institut ist also wohl nicht die volle Erklärung, sondern nur einer der Faktoren; Aber ich weiß nicht, was die anderen Faktoren sind. – Über Lungenknax; Christiansen sagte: aus Schuldgefühlen. –Er sagt: Dies alles ist Bericht und Überlegung darüber, wie eine lecture, das ist nicht freie Assoziation! – (Ich versuche es freier:) Mein Zimmer in Wiesneck; Annemarie lernt Buchstaben; Schöndube diktiert mir; er macht uns alle nervös; er verwundet seine Hand mit der Axt; sein Bart, Cha liebte ihn, auch Christiansen hatte Bart. –Er sagt: Ich scheine heute eine anxiety zu haben; ich spreche um etwas zu vermeiden, mehr unfrei als sonst. –Ich bin enttäuscht, dass ich es nicht richtig mache. Ich sage: Wenn ich ganz frei sprechen würde, käme doch zu viel Irrelevantes. Er: Das ist eine Scheinrationalisierung; nächstes Mal werden wir es versuchen; wenn es wirklich irrelevant wird, kann er mich ja immer stoppen. [Nachher denke ich: Seine Kritik hilft so wenig, wie Frau Tschicholds Bemerkung: „Nicht so gehemmt tanzen, mehr frei!“]

Ich sage, dass ich crushed war nach der vorigen Sitzung, ein „Versager“; und Gefühle gegen ihn, dass er nur kritisiert, und keine positive Hilfe gab; wie Frau Tschichold (siehe oben Pfeil der auf die letzte Zeile des vorangehenden Eintrags verweist). Ich fühlte wie früher, wenn ein Anderer mich tadelt. Er sagt: Das Gefühl, dass Hilfe nur von einem starken Mann kommen kann. Ich sage: Ich erinnerte mich nachher auch, dass ich ein Gefühl von uneasiness hatte, als er sich hinter mich setzte; aber nur kurz, dann deckte ich es zu mit Überlegung, dass das die übliche Haltung eines Analytikers ist; aber es ist ja natürlich ungemütlich zu fühlen, weil man nicht mehr Auge sehen kann, wie ich zuweilen tue. Er scheint zufrieden, dass ich jetzt alles herausbringe. Er sagt, wir werden tiefer schauen und sehen, wie gerade die Rückensache zusammenhängt mit der Furcht vor Vater usw.; er sagt: Forderungen der Mutter; ich: doch wohl mehr Vater und Lehrer; die Mutter meist ermutigend, nur zuweilen schwierige Forderungen. – Er sagt: Am 26. wird die Sitzung ausfallen, wegen langem Thanksgg. Wochenende; ich: schade, ich hätte lieber sogar 3 als 2 Sitzung; z. B. letztes Mal, nach der Sitzung, als ich mir zu Hause alle Gefühle klarmachte, fühlte ich: wenn ich ihn nur hier hätte, um ihm gleich alles zu sagen! – Er sagte früher mal: Er hat in Buch für🕮\(_{34}\) von mir hineingeschaut, nicht viel gelesen (“Log. Founds“; vielleicht Enc. I/3 oder oder Beitrag in I/1?); die Sprechweise sei so sehr präzis, ganz anders als sonst bei Philosophen; darin zeige sich die Steifheit. Ich: Ja, mein Stil war immer steif; und die Leute hatten oft zuerst den Eindruck von Formalität und Hochmut, aber wenn sie mich kennen lernten, merkten sie, dass ich informal war. Er: Die Steifheit war ein Selbstschutz; auch die Steifheit beim Tanzen; es war aus Furcht; als ich dann, durch Rückensache und Alter nicht mehr so „gerade aufrecht“ mich halten konnte, war das ein Schreck; (ich glaube, er sagte dann:) Daher nahm ich Zuflucht im Bett.

Ich berichte: Gestern abend beim Zahnputzen plötzlich Rückenschmerz, nur momentan; aber ich erschrecke sehr. Schweißausbruch. Darum heute Office abgesagt, weil ich ja nicht diese Sitzung gefähr riskieren wollte. –Traum vom 21. morgens: Ich laufe Rampe in Haus oder Höhle hinunter, zementiert; dann mache ich weiten Sprung von Stufe zu anderer Stufe über Vertiefung im Lehmboden; ich halte mich mühsam lange in der Luft. Wie Hanno, der die Dickensche Länge ausdehnte. Wie bei Sex. Lehm: Spiel mit Agnes; ich fantasiere: ich pinkle auf den Lehm. Erinnerung: mit anderen Jungs gepinkelt über Lorbeerbaum; Agnes zetert. Ich kann nicht erinnern, wie Mutter Verbote sagte. Gespräch mit Freund (Bergmann), dass Freud sagt, man solle einem Jungen nicht Gasthof verbieten. Dabei errötete ich. Über Erröten in der Kindheit; Fritz „Koko“; auch wenn Mutter mich lobte. – Nächtes Mal wird ausfallen. Diesmal bricht er schon 12:38 ab; ich sage nichts dazu. [Ich denke: Diese Woche nur einmal, und dann noch verkürzt. Vermutlich, weil er diese Tage viel zusammendrängt. Vor einigen Wochen war ich auch , dass er 5 min. früher Schluß machte; aber dann letztes Mal setzte er 5 min. hinzu.]

(Voriges Mal ausgefallen, weil er verlängertes Wochenende von Thanksg. nimmt.) Meine Gefühle, ich im Wartezimmer warten musste, erst stehend, dann unbequem sitzend; schließlich angeklopft, da kam er gerade durch den Ausgang und öffnete mir. Auch Ärger voriges Mal, dass die Stunde abgekürzt wurde, wo eh nur eine in der Woche war; ich verteidige ihn gegen mich selbst, aber das Gefühl bleibt. Auch vorher mal, als er 5 min. früher schloß; aber beim nächsten Mal war es 5 min. länger. So ist Konflikt von meinem Vorwurf gegen ihn, und Rechtfertigungsversuch; aber das Gefühl bleibt dann doch. Ich wünsche ihn als gerecht und vollkommen zu sehen. –Diese Woche fühlte ich mich nicht gut; Nachwirkung des Rückenschmerzes am 21., und dann das Fehlen des Meeting, was ich als Beraubung empfand. –Traum am 27. (nach dem Tag, wo das Meeting ausfiel): Ich fürchte uniformierten Mann aus der Eisenbahn; ich verstecke mich im langen, schmalen Schlafzimmer, höre Schritte und jemand öffnet die Tür; ich schreie laut: „wer ist da?“ und wache auf. Furcht vor homo Annäherung. An dem Tag war Besuch von einem, der vielleicht homo ist [Suppes]. –Traum am 28.: Ich mit Freunden; wir klettern; wir sitzen in Haus, ältere Frau versorgt uns. Ich fahre in wheelchair zwischen vielen Leuten, lasse 3 Mädchen durch, treffe Freund, den ich „Caley“ nenne, der aber der Besucher vom vorigen Tag ist. Keine Zeit mehr für Assoziationen.] – Der Doktor fragt: Hatte ich sonst eine Krankheit oder etwas, das die Müdigkeit usw. diese Woche erklären könnte? Ich: Nein, es war wohl die Nachwirkung des Rückenschmerzes am 21. Und der Gefühle über das Ausfallen des Meetings. –Er fasst zusammen: Die Träume und meine Gefühle zeigen alle, dass ich Furcht davor habe, als schwach, hilflos, feminin, homo usw. zu erscheinen oder so zu sein; beinahe könnte man sagen, mein Zweck, warum ich zu ihm komme, ist, von ihm Stärke zu bekommen, diese Schwäche zu überwinden. Ich: Ja, nicht nur beinahe; der Rücken ist ja hier der Anlass; meine eigentliche Schwierigkeit kommt aus der unbegründeten Furcht, und mein Ziel ist, mit seiner Hilfe diese Furcht loszuwerden. Er: Diese Erwartung scheint vernünftig; er glaubt, ich werde die Furcht überwinden. Ich frage um prescription für Nembutal (oder: Motiv?) oder hat er Einwand, wie andere Analytiker? Er: Da ist vielleicht ein Einwand; ich soll lieber Dr. Weinberger anrufen.

XII / 1954Diese Woche fühle ich mich besser. Besonders nach der letzten Stunde. Ermutigt durch seine hoffnungsvolle Bemerkung am Ende. Und froh und erleichtert, dass ich meine Gefühle von Ärger usw. (über ausgefallene Stunde, und verkürzte Zeit) äußern konnte. Sowas ist sehr schwierig. Gefühle wie : ob wohl der Blitz doch treffen wird? – Über , schon, kürzlich; früh, konnte aber doch nicht schlafen, zweites Nembutal. Ich tadelte mich dafür. Die Mutter sagte: Gesund sein ist eine Pflicht. Über ihren Cancer. Über Großvaters Asthma, und Schulgefühle über Familie. Ich hatte ähnliche Gefühle über meine Familie. Die Mutter hatte mir ermöglicht, mich immer zu sehr zu entziehen. –Meine Ungewissheit 1917 mit Chacha. 🕮\(_{35}\) Schwieriger Entschluß, mich zu binden. 1913 mit Chacha: „Dies ist keine Verlobung“. –Er fragt: Wie kam ich heute, wo ich berichtete, dass es mir besser ging, auf einmal auf die Schwierigkeiten mit Chacha? Ich: Vom Denken an die Mutter sprang ich dazu über, ich weiß nicht, wieso. Vielleicht war die Ungewissheit in Jena 1917, weil ich gleichzeitig mit Chacha und Mutter zusammen war; vielleicht Konflikt der Zuneigungen? Er. Oder Furcht vor dem Blitzschlag? Ich: Eine ganz neue Aufgabe war für mich immer schwierig, besonders mit Leuten; z. B. als Leutnant zum ersten Mal kommandiert, oder in Wien zum ersten Mal die Klasse.

Zum Traum, den ich am 29.11. berichtete, wo ich in wheelchair fuhr, fiel mir ein: in den Jahren vor Princeton hatte ich oft Fantasie: bin amputiert, in wh-ch. zur Klasse usw., dabei heiter und tapfer. Wenn das Schicksal mir die Wahl gäbe, würde ich das vorgezogen haben, um nicht die ständige Furcht vor einem Rückenfall zu haben. –Frankenberger hatte Bein amputiert; aber immer noch große Schmerzen; später Selbstmord. – Solche Neigungen in der schlimmsten Zeit Sommer ‚52 in Vermont. Das Hauptmotiv dagegen war nicht die Arbeit, sondern Ina; das war ihr später wichtig, als ich es erzählte. – In Princeton Fantasien vom „Segelboot“, bei Schubertmusik; zuweilen so, dass ich abfuhr; oder so, dass ich bei dem Mädchen blieb. Der Doktor fragt: Was ist es mit dem Mädchen? Ich: Das ist Ina; ich entschied, bei ihr zu bleiben; aber abfahren und im Nichts versinken hatte doch immer noch Anziehung, wenn auch die andere Idee stärker war. –Er sagt, er kann nicht verstehen, warum gerade jetzt, wo ich mich besser fühle, diese „morbid“ Ideen auftauchen. Ich: Ich fühle mich heute wohl; durch Anderes angeregt, hätte ich anders assoziiert; jetzt kam dies in den Sinn und so sagte ich es; das scheint mir gut verständlich, denn alles das, obwohl nicht vorherrschend, ist doch immer noch im Hintergrund vorhanden. Die Idee vom w.-ch. war vielleicht auch angeregt, weil ich jetzt blauen Sticker habe, der mich berechtigt, auf dem Platz für die paraplegic Studenten zu parken; ich sah, wie einer mit w.-ch. ankam und mühsam sich in sein Auto schob.

Er sagt, nächsten Mo kann er nicht zur üblichen Stunde, könnte ich vielleicht Di? Ich: Nur, wenn nötig; nachmittags ist Seminar, das ist das interessanteste Ding in der Woche. Wir überlegen trotzdem vormittags; aber dann fällt mir Inas Klasse ein; Mo 9:10. Er fragt, wie es ist mit Seminar. Ich: Alle solchen Sache verursachen vorher eigentlich wenig worry, meist nur recht wenig jetzt; ferner ist da die Ermüdung durch Tension; mehr an schlechten Tagen. Pause, dann sage ich: haben sie noch weitere Fragen hierüber? Sonst will ich einen Traum berichten. [Ich wundere mich über die Frage; mir fällt ein, dass die meisten Analytiker besonderen Wert auf Träume legen. Ich dachte im Moment: Die Ermüdung beim Ausgehen usw. ist so eine alte Sache, darüber ist nicht mehr zu sagen. Erst nach dem Meeting denke ich, aufgrund seiner späteren Bemerkungen, dass er vielleicht wünschte, dass ich mehr darüber sage. – Ich dachte: Er hält den Traum sicher auch für wichtig; er wünscht sehr, dass ich es ausdrücklich ausspreche.] Ich: Ja, dies ist der erste Traum seit einiger Zeit. – Ich berichte Traum vom 9.: [Ich hatte ihn gestern Ina erzählt und schon dazu assoziiert.] In einer Menge von Leuten mit Kostümen usw., auf einem freien Platz. Ein Mädchen gefällt mir, groß und breite Hüften; ich springe von hinten auf sie huckepack. Sie sagt: nein, geh runter, aber nicht zornig. Ich gehe mit Bedauern herunter. Ein junger bull, mit Blumen geschmückt; vielleicht für Aufführung. Aber plötzlich sehe ich, dass die Leute vor ihm weglaufen, in einen drug store. Dann ich auch, zur Vorsicht. Draußen großes Gedränge. In einer Ecke sitzt ein Mann mit falschem weißem Spitzbart; ich denke: Er will wohl den Poincaré darstellen. – Später sehe ich den Eingang einer Höhle; darin steht ein langer Tisch; daran sitzen Leute. Ich denke: Hier muss Poinc. und die französische Regierung sein, oder französische Soldaten; aber stattdessen eine Dinnerparty, elegante Damen, die gut essen und trinken. [Assoziation Poinc.; ich sprach vor kurzem mit Mia Reichenbach über Rs Buch Raum und Zeit; ich dachte: ich stimme mit R. überein, ausgenommen über P., dessen Konventionalismus (dies ist der Mathematiker, nicht der Staatsmann) R. ablehnt, ich aber für wichtig halte. Es ist Sache der Betonung; ich betone die Freiheit der Wahl durch Konventionen in der Wissenschaft. –Die Höhle: Brief von Garthe mit Fotos. Über Guny Höhle, wo andere Soldaten wohnten; zu Weihnachten saßen sie am langen Tisch, tranken und sangen; ich musste eine Zeit dabei sein, dann ging ich auf mein Zimmer, zu lesen.] Er fragt: Wie kommt es, dass die Kriegszeit so besonders häufig in Träumen auftaucht? Ich: Weil stark besetzt mit Emotion: Gefahr von Tod und Verwundung, obwohl wir nur selten kritische Tage hatten; die schwierige Aufgabe; Beziehung zu Vorgesetzten, zur Mannschaft; Kameradschaft, obwohl nicht so nahe wie mit wirklichen Freunden in der Studentenzeit. Er: „Sie scheinen den Punkt zu missen; ich weiß nicht, wie die Methode der Behandlung in Princeton war; Sie scheinen keine Idee zu haben, was der Zweck der Behandlung ist; Sie berichten Träume, und Gefühle, und Erinnerungen aus der Vergangenheit, aber Sie sagen nicht anything. Ich: Wie meinen Sie das, ich sage doch immer etwas. Er: Da ist keine Kontinuität von Meeting zu Meeting.🕮\(_{36}\) Ich: Das ist wahr; in Princeton in der Analyse war keine Kontinuität, streng gesprochen; aber doch ein Zusammenhang, indem gewisse Punkte immer wieder auftraten, z. B. Beziehung zu Mutter; zum Vater und Vaterfiguren, zu Frauen, zu Männern homo, usw. Er: Das ist alles an der Oberfläche; wir wollen hier tiefer gehen; z. B. was ist der unique feature vom camp Leben im Krieg? Ich: Sie meinen, was dabei für mich emotional wichtig war? Das ist nicht ein einziges Ding, sondern viele. Zuerst die Furcht vor Tod oder Verwundung . Er: Aber z. B. vom Leben im rest camp? Ich: Zuerst das Gefühl von relief, aus den Gefahren der Front heraus zu sein; dann das Leben unter Kameraden, der Drill, usw. Er: Das Charakteristische ist aber das Zusammensein von Männern allein; die Tatsache, dass so viele der Träume in die Kriegszeit zurückgehen, zeigt doch, dass in der Zeit für mich auch etwas war, was eine starke Befriedigung brachte; aber in meinen Erinnerungen bringe ich immer nur die unpleasant Seite des Lebens im Kriege.Ich: Sie meinen den Homofaktor? Er: „Ich weiß nicht, ob man es homo nennen soll; in einem gewissen Sinne ja. Aber ich meine etwas mehr Spezifisches; dass Sie den Wunsch nach etwas haben, was in ihrem Leben gefehlt hat durch Fehlen des Vaters. Sie fürchten sich vor Anstrengungen, vor Aufgaben, vor Männern, wie denen im Institut Princeton, wie eine Jungfrau sich fürchtet, vergewaltigt zu werden. Sie wünschen, Männern nahe zu sein, um von denen Stärke zu bekommen; Sie wünschen mich möglichst häufig zu sehen und fühlen sich hilflos, wenn eine Stunde ausfällt; Sie freuen sich, Gespräche zu haben mit lebhaften jungen Männern.

Schon aufgestanden, sage ich: Nun fühle ich mich ganz bewildered; früher sagte er mir, nur nichts planen für das Meeting, einfach kommen lassen, wie es kommt; aber heute sagt er, es ist zu wenig Kontinuität da; soll ich also doch überlegen, wie ich mehr Kontinuität schaffen soll? Er: Nein, nichts planen, nicht worry!

Ich berichte meine Gefühle über vorige Stunde: Resentment über seine derogatorischen Bemerkungen, dass ich den Hauptpunkt nicht sehe, dass die Kontinuität fehlt, usw.; das scheint mir unverträglich mit seiner früheren Direktive, dass ich nicht planen soll, sondern es von selbst laufen lasse; ich bemühe mich, mein Bestes zu tun hier, und ich empfinde es als unfair wie er es kritisiert. Er: Waren Sie upset über das Wochenende? Ich: Ja. Ich erkläre, dass ich, Dr. Wallis folgend, das Wort „homo.“ im weiten Sinne nehme. Er: I commend you for standing up to me „Was in Wirklichkeit gemeint war, ist, dass Sie die Träume und Assoziationen nur so redeten wie ein ritual, in der Kirche [!], zu starr, dass Sie nicht auf den common designator der Träume achteten.“ Ich: Ich habe wohl darauf geachtet; aber zuweilen, wenn ich eine Erklärung versuchte, sagte er: nicht nach Erklärungen suchen, sondern unkontrolliert, frei assoziieren; darum habe ich dann nicht mehr versucht, to sum up und das Gemeinsame auszusprechen; er hätte mich bloß fragen brauchen, dann hätte ich ihm Folgendes gesagt, was ich jetzt denke, wenn ich eine Erklärung voriges Mal beiseite lasse: es gibt nicht nur eines, sondern mehrere Dinge, die immer wieder in Träumen und Assoziationen auftreten: die Zuneigung zu Männern, die Beziehung zu Vater und Vaterfiguren, zu Mutter und Mutterfiguren, zu geliebten Frauen usw. – Ich: Es ist doch gut, ein kurzes Wort wie „homo“ zu haben, um Gefühle bestimmter Art zu beschreiben. Er: Sie haben die Gefühle nicht, die sind verdrängt; Sie ersetzen sie jetzt durch ein technisches Wort, das ist nur ein intellektueller Ersatz dafür; moralische Prinzipien werden als Rationalisierung gegeben. Ich: Nein, da ist ein großer Unterschied zwischen früher vor der Analyse und jetzt; früher waren die Gefühle ganz verdrängt, da waren moralische Prinzipien als Rationalisierung; jetzt dagegen habe ich die Gefühle revived, z. B. meine Gefühle zu Garthe sind wieder lebendig geworden; wenn ich jetzt ein Wort wie „homo“ dafür brauche, ist das nicht Rationalisierung, sondern nur kurze Beschreibung; ich sehe wohl den Abstand vom Ziel, wie von einem Berggipfel, aber auch das schon Geleistete, den Unterschied zu früher; das ist sehr wichtig für meine Gefühle, weil mir das, wenn ich ungeduldig oder deprimiert werde, Trost und Halt und Zuversicht gibt“. [Ich spreche die ganze Zeit lebhaft und mit Gefühl.] Er: Nächstes Mal weiter; aber I commend you for standing up to me“.– Ich, beim Aufstehen: Ich fühle mich sehr erleichtert; gut, dass alles herausgekommen ist. –Vorher mal sage ich: Mir war neu, was er voriges Mal sagte, dass ich die Nähe von Männern wünsche, um Stärke von ihnen zu bekommen. 🕮\(_{37}\)

Ich sage: Ich war betroffen voriges Mal durch seine Bemerkung, dass mein Bericht über Träume und die Assoziationen dazu gewar wie ein Ritual; ich sehe keine Ähnlichkeit da: vielleicht sollte ich es also anders tun, aber wie? Und das ist doch inkonsequent damit, dass er früher sagte, ich solle nicht kontrollieren, sondern es laufen lassen wie es kommt. Was von beiden meint er nun? Er schweigt. Ich: Ich warte auf eine Erklärung, wie er will, dass ich es tue; oder vielleicht will er keine geben und ich soll irgendwie fortfahren? Er: Die letzten 6 Male [wirklich? ich dachte, nur 2] sei ich gekommen und habe gleich zu Beginn Argument angefangen, vermutlich aus Widerstand, um etwas zu vermeiden, wovor ich mich fürchtete, wenn ich unvorbereitet käme; ich bin jetzt gerade wie ein Kind. Ich: Gewiß, aber absichtlich; ich habe meine Tirade nicht unterbrochen, weil er gesagt hat, ich soll mich nicht beschränken und kontrollieren. Das ist doch wieder inkonsequent, mich dann dafür zu tadeln. (Hier werde ich wirklich ärgerlich und fühle: Es ist ja schwierig mit ihm zu reden; immer hat er was auszusetzen, wie man es auch macht.) Er: An welche früheren Situationen im Leben erinnert dies? Ich: In der Kindheit sicher manchmal, ich weiß keine Einzelheiten, wo man dachte: So und so wird man getadelt von Vater oder Lehrern. Dann besonders im Krieg: „Wie man’s macht, wird’s verkehrt“. Er: Er hat besonders das in der Kindheit gemeint. Ich: Ich erinnere nur allgemeine Haltung, nicht konkrete Vorgänge; der Vater tadelte mich oder verlachte mich, dass ich nicht eifrig und aktiv mit den Jungens spielte; wenn ich es aber tat und dabei Regel übertrat, z. B. im Steinbruch, dann wurde ich dafür getadelt. Wenn ich zu leichte weinte, verspottete er mich als Mädchen, was sehr kränkend war. Ich hatte Furcht nach beiden Seiten: zu aggressiv zu sein, oder zu schwach und weiblich zu sein. Ich hatte Furcht; auf den Zweig hinaus zu klettern, aus Angst vor dem Sturz, und nicht zu klettern, aus Angst dafür getadelt zu werden. Er: Das ist ein gutes Bild; so bleibe ich sozusagen mit einem Bein auf dem Zweig und einem Bein auf dem Grund stehen. Er sagt, es ist jetzt im Grunde dasselbe mit dem Rücken: die Angst, aufzustehen und zu gehen, weil das zu Aggression und dann Katastrophe führen könnte; und andererseits die Furcht, durch Liegenbleiben und Inaktivität weiblich zu werden. Es sei ihm besonders klar geworden, dass dies die Basis der ganzen Schwierigkeit sei, dadurch (1) dass es gerade kam vor Beginn der Zeit am Institut in Pr., mit den großen Vätern wie Einstein; und (2) dass Dr. Wallis so guten und schnellen Erfolg hatte, indem er mir versicherte, ich könnte sehr wohl aufstehen und gehen; aber er wolle jetzt noch tiefer kommen.

Ich: Warum ist es mir so schwer, schnelle Entschlüsse zu fassen, besonders Sachen, die lange binden? Gestern haben wir ein Haus gesehen, jetzt müssen wir uns schnell entscheiden. Die Tätigkeit als Professor ist nicht schwierig; aber der Entschluß der Bindung; aber auch der Lösung, z. B. zögerte ich es lange hinaus, bis ich in Prag resignierte. Wie ich voriges Mal sagte: Ich kann mich nicht entschließen, auf den Zweig zu klettern. Aber auch nicht, es zu lassen. Er: Es ist der Wunsch, ein Kind zu bleiben, die Scheu, die Verantwortung zu übernehmen wie ein Mann; darum auch die Schwierigkeit für mich, als ich in Amerika Anerkennung fand, die Führerrolle zu übernehmen; die Rolle als rebellierende Minorität in Wien war leichter. Er fragt: Was liegt dem zugrunde, wovor fürchte ich mich im Grunde? Ich: Vielleicht die Furcht, dem Vater zu widersprechen und eigenen Willen zu zeigen; vielleicht die Scheu, zu protestieren, wenn der Vater die Mutter von mir ablenkt. Er: Wer übernahm die Vaterrolle nach des Vaters Tod? Ich: Nur die Mutter; kein Onkel oder so; mal fragte sie Großvaterfreunde um Rat, ob sie mich besser sollte in ein Landerziehungsheim schicken; sie fragen, ob sie Schwierigkeiten mit mir habe; als sie sagte, nie, sie konnte mich zu Hause behalten. – Über meinen Bruder (Josua): Der Vater zwang ihn, ins Geschäft zu kommen; erst nach Vaters Tod konnte er seinen Neigungen folgen. 🕮\(_{38}\)

(anstatt 24.) Während ich hereinkomme, telefoniert er; währenddessen beschaue ich das Bild von Freud an der Wand. Dann sage ich: Jetzt sehe ich, dies sind Figuren, die auf dem Schreibtisch stehen, nicht imaginäre Figuren. Ein Mann, der etwas über dem Kopf trägt. Ein kleiner Junge, das bin ich! Obwohl die Mutter neben ihm steht, ist er so diffident, die Hände zurückgezogen: „Vorsicht, Vorsicht!“ Die Mutter sagt: Komm’ nur ruhig! Aber er: Ja, ich will ja mit Dir kommen, aber bitte nicht zu schnell, wir müssen aufpassen, dass nichts passiert. Hinter ihm steht der große dicke Moloch, mit Totengesicht, gerade dadurch bedrohlich; der konnte ja plötzlich den Jungen von hinten packen. – Ja, vorwärts schreiten ist schwierig. –Hauskauf ist unterzeichnet, schon am 20., nachdem am 19. wir das Haus zum ersten Mal gesehen haben. Ich war selbst erstaunt, dass ich so schnell Beschluss fassen kann. Aber in den Tagen danach allerhand Schwanken zwischen Bedenken und Selbstbestätigung. Wie beneidenswert die Leute, die sich schnell entschließen können; oder Geschäftsleute mit riskanten Beschlüssen. Das könnte ich nicht; darum bin ich ja auch nicht General oder Geschäftsmann geworden. Mein Vater konnte es; nicht riskant, aber doch stetig vorwärts, vom armen Jungen bis zum Fabrikbesitzer; immer Neuerungen und Weiterentwicklung; kein Schwanken. Aber ich war doch froh, dass ich nicht ins Geschäft gehen musste. Mein Stiefbruder hatte es wohl nicht leicht: den eigenen Vater als Boss zu haben. Wenn ich froh war, dass ich keinen unterdrückenden Vater hatte, machte ich mir manchmal Vorwürfe, als ob das eine Sünde wäre, eine Untat gegen den Vater. Denn wir wurden gelehrt: Nicht Taten, sondern die Gesinnung ist das Wesentliche; böse Gedanken ist ebenso schlimm wie böse Taten. Darum konnte ich mir auch nicht zugeben, mad gegen Ina zu sein. – Wenn ich mit dem Vater zu seiner Fabrik ging, faszinierten mich die Bandspulen: die gekämmten Fäden und das Schifflein geht hin und her. Später wollte ich „Maschinenerfinder“ werden; später Ingenieur; als Student Physiker, experimentell; nach dem Krieg theoretische Physik, schließlich Philosophie, immer mehr theoretisch und abstrakt. Wenn ich in Vaters Geschäft gegangen wäre, hätte ich mich um die Maschinen gekümmert, nicht das Geschäftliche; vielleicht hätte ich mich so dann doch gut mit ihm vertragen. (Vorher mal:) Ein Freund sagte in Wien: meine Diagramme [zum K-Z-System] sähen aus wie die Fäden auf einem Webstuhl. Er (zum Schluß): Dies war eine aufschlußreiche Stunde; zum ersten Mal Identifizierung mit dem Vater, bisher immer nur mit der Mutter, und zum Vater nur Gefühle von Scheu und awe und Unverständnis. Die Stunde fing an mit dem Beschluss zum Hauskauf; nur settled als Landbesitzer; und dann ging es zum Vater, der auch gut Beschlüsse fassen konnte und seinen Bereich stetig entwickelte, wie ein Band auf dem Webstuhl wächst. Jetzt fühle ich mich dem Vater näher und mehr verbunden.

Ich berichte: Heute tense und saure Muskeln; ich weiß nicht, woher; die Sorgen mit Hauskauf waren die ganze Zeit da und ich fühlte mich doch wohl; das ist es also nicht; auch Sex gut, seit Wochen schon, vor einigen Tagen besonders gut. Ich denke, es ist, weil ich heute herkomme; aber warum? Letztes Mal ging es gut; vielleicht Sorge, wenn jetzt nicht so gut, wird es ihn enttäuschen. Er ist schwieriger als Dr. Wallis; einmal während einer schwierigen Sitzung dachte ich: wie immer ich es tue, es ist nicht recht, wozu überhaupt fortfahren? Aber das war nur ein Moment. Nachher zu Hause dachte ich: vielleicht macht er es schwieriger, damit ich die Intuition mit dem Vater wieder erlebe; oder vielleicht muss es schwieriger sein, weil er tiefer graben will als Wallis. – Kurz vor Schluß sagt er: Voriges Mal war ich am Ende froh, und heute die ganze Zeit Klagen und moaning; was startelte das? Ich: Es fing an mit meinem Bericht über Muskeln; von da kam ich auf die vorangegangenen Sitzungen, wo es schwierig war; aber den Grund weiß ich nicht. Er: Vielleicht will ich testen, ob er mich likes auch wenn es nicht gut geht. Ich: Nicht bewusst; aber vielleicht so; wie ein Kind, das immer und unbedingt geliebt werden will. 🕮\(_{39}\)

Ich: Darf ich einen Traum berichten von letzter Nacht? Er: Freie Assoziation, dies ist ein freies Land. Ich: Ich wußte nicht klar, wie Sie Träume schätzen, weil Sie früher mal (10.12.) zurückfragten, ob es mir wichtig wäre. In Princeton war Traum immer erwünscht. Anyway, hier ist der Traum: ein heiliges Dokument; es birgt irgendwie eine Vorschrift für das Leben. –Traum vom Institut. Ich trage einen Mast, mit Segel darum gewickelt, auf der Schulter. Ina geht hinter mir. Alle zweifeln, ob ich die Schwierigkeiten bewältigen kann; ich bin zuversichtlich, dass ich kann. Ich muss eine Straße kreuzen; zum Glück fährt ein großer roter Truck auch langsam in Hausrichtung hinein; ich gehe neben dem Truck, dadurch bin ich vor Kollision mit anderen Wagen geschützt. Dann muss ich durch eine Menge von Kindern, die wild herumlaufen; Maue steht auch dabei. Ich mache es so, dass der Mast vorn etwas höher ist als hinten; so stoße ich kein Kind mit der Spitze, und der Mast macht mir doch einen Weg durch die Kinderschar. Schließlich sagt Ina: wie willst Du es machen, wenn die Zeit kommt, den Mast aufzustellen? Ich: Dann musst Du mir pfeifen; ich trage jetzt den Mast 23 vorn, 13 hinten, da ist er gerade im Gleichgewicht; dann kann ich ihn mit der Hand so drehen, dass er vorne hochgeht, und dann stellen wir ihn senkrecht auf. Irgendwo (aber auf dem Land! Kein Schiff und kein Meer weit und breit) tun wir es dann. – (Assoz. Der Doktor fragt über Dokument. Ich: In früherem Traum gab mir die Mutter einen Zettel mit einer Formel als Richtweiser durchs Leben. – Er: Woher der Mast? Ich: Gestern abend las ich in Buch von Moravia, der 12-jährige italienische Knabe, die Bande von wilden Jungens, der Mann im Segelboot will ihn verführen; das machen die anderen Jungen ihm nachher klar und denken, es sei geschehen und verlachen ihn. Ein Negerknabe trug den Mast hinunter zum Schiff. Die Geschichte bewegte mich sehr; wie die Sexdinge dem kleinen Jungen verwirrend waren, faszinierend und zugleich abstoßend. Er: Nun wieder zurück zum Traum; was ist mit dem Mast? Ich: Offenbar der Penis; ich bin zuversichtlich, dass ich alles kann, aber da sind doch allerhand Gefahren. Er: Was ist Gefahr? Ich: Von allen Seiten drohen Kollisionen; von hinten ist es besonders beängstigend. Er: Warum? Ich: Furcht vor dem großen Attack; als kleiner Junge Furcht vor dem Stock des Lehrers; vielleicht für Jungen ging Stock und Penis des Lehrers zusammen. Er: Ja; ist da nicht Angst vor der weiblichen Rolle? Ich: Ja; im Buch wurde der Knabe verspottet von den anderen Jungs, weil er in ihren Augen die Rolle eines Mädchens gespielt hatte. Er: Wie hängt das mit der Formel von der Mutter zusammen? Wollte ich vielleicht wie die Mutter sein? Aber dann doch auch wieder Furcht, wie ein Mädchen zu sein?

(Vorher mal:) Er: Was ist mit dem großen Truck? Ich: Ein Schutz; ähnlich wie die Mutter (auf dem Freudbild), die den Jungen an der Hand nimmt; aber hier ging ich selbständig, aber doch geschützt durch etwas Starkes; wie ein Freund, oder Vater, oder der Analyst. Er: Sprechen Sie von mir, fühlen Sie, dass Sie durch mich geschützt werden? Ich: Ja, sehr; wenn ich denke, was sollte ich tun, wenn die Ängste wieder stärker werden, so bin ich beruhigt, dass hier jemand ist, der mir hilft.

I / 1955 Ich berichte: Wir fuhren jetzt mit Gusti, die einige Tage da war; sie hat schwierige Entscheidung wegen Scheidung vor sich. Es wird mir dann klar, wie gut im Vergleich mit vielen anderen es mir und uns geht. Ich bin jetzt mehr willig, auf andere Menschen einzugehen; nicht mehr im Schneckenhaus, wie zuerst in Princeton. Auch vorher zu wenig Gefühle geäußert; Ina sagte in Wien, ich machte mich hart aus Furcht, wegen meiner dickenBacken zu weich und weiblich zu erscheinen. Er sagte voriges Mal: Ich wollte wie die Mutter sein, aber hatte auch wieder Angst davor, wie ein Mädchen zu sein. Mir fällt ein: Wie Otto Glantz mich mal als „Tante Rudi“ verspottete. Warum ist es beschämend für einen Jungen, wie ein Mädchen zu sein, aber nicht für ein Mädchen wie ein Junge zu sein? Zu dem Jungen gehört die aktive, aggressive Rolle, wie später als Mann im Sex. –Er: Also war ich über das Wochenende nicht sad? Ich: Nein, bestimmt nicht; im Grunde cheerful, wenn wir auch schwierige Probleme mit Gusti besprachen. Im Rückblick auf das vergangene Jahr dachte ich: Dies war ein gutes Jahr, und das sagte ich auch zu Ina. – Er: Diese Stunde war mehr in einem „philosophischen mood“ wie die Leute sagen. Ich: Ja, etwas spekulierend, aber auch hier und da freie Einfälle. – (Vorher mal:) Wir sind vom Hauskauf zurückgetreten; wir mussten 300 Depot aufgeben, aber wir haben uns nicht viel Kummer darüber gemacht; mehr darüber, ob wir das Richtige taten, erst mit Kauf, dann mit Zurückziehen. –🕮\(_{40}\)

Ich berichte: Zuweilen schwindlig die letzten 3 Tage, besonders im Liegen, wenn ich den Kopf drehe; am schlimmsten vorgestern abend. Ich hatte das früher zuweilen (in Prag); darum leg’ ich ihm nicht große Bedeutung bei. – Nach dem Krieg war ich leichter als früher schwindlig beim Klettern. – In Träumen springe ich gerne von hohen Stellen ab, schwinge durch die Luft. Habe Schwimmen immer gern getan, besonders in der Nordsee. Ferien auf der Insel. Mal trug ich die Mutter von der Sandbank. – Als Kind Karussell; man wurde ein wenig schwindlig, aber das war Vergnügen. Auf der „Kirmes“, „Palast der Iphigenie“; in manche Buden durften wir nicht als Kinder; Prostitution. – Zwischendurch schweige ich öfter; dann sag’ ich (bei Juist): was soll ich nun sagen? Viele Erinnerungsbilder fallen mir dabei ein, was wir gespielt haben usw., aber es scheint so unbedeutend. (Ich erwarte keine Antwort, und fahre dann einfach fort, ich glaube über Ronsdorf.) – Er fragt: Fühlen Sie sich nicht wohl diese Tage? Ich: Doch, abgesehen von dem Schwindel, meinen Sie, das ist doch ernster zu nehmen? Er: Nein, nicht medizinisch; er meine nur, weil ich etwas müde aussah (?); warum ich wohl so allerhand Reminiszenzen brauchte; er weiß nicht recht, was es alles bedeutet.

Ich berichte: Ich war nicht klar, was seine BemerkungPfeil, der auf letzten Satz im letzten Eintrag zeigt meinte; ich überlegte, warum er tadelt, dass ich Reminiszenden gebe, wie ein alter Mann oder wie einer, der sich nicht wohl fühlt. Dann dachte ich: Vielleicht war es nicht als Kritik gemeint, vielleicht projizierte ich das nur. Aber es hat wohl nicht viel Sinn, darüber zu spekulieren. Ich bin allgemein sehr empfindlich gegen Tadel, z. B. auch von Ina; vermutlich seit Kindheit. –Traum von heute morgen: Ich mit Ina und Hedi und Freunden; ein Richter liest etwas aus einem Buch und spricht darüber (vielleicht Scheidung?); (Ich weiß nicht mehr klar irgendwie betraf es Hedi. Dann kommt Atlee; ich gehe ihm etwas entgegen und erkläre ihm ruhig, was der Richter gesagt hat und was die Intuition ist. Dann sprechen wir alle darüber. – Später gehe ich mit Ina durch den Garten; er ist lang und schmal; auf der linken Seite eine Stützmauer, weil da der Hügel abfällt. An einer Stelle ist ein tiefes Loch neben der Mauer. Ich sage zu Ina, hier möchte ich nicht im dunkeln gehen, das ist ja gefährlich. –Assoziation: Am 7. nachmittags fuhren wir nach der Analyse zu Maggie: sie war übermäßig aufgeregt durch unfreundliche „rohe“ Bemerkung von Olaf am Telefon; sie sagt, wenn wir nicht gekommen wären, wäre sie weggegangen. Wir beruhigen sie und machen ihr klar, dass sie übermäßige Reaktion hat. Ich mochte Hedi ganz gern, und Maggie sehr gern. Der Traum meint wohl, dass für Hedi, eigentlich Maggie, der Richter eine Scheidung ausspricht, und dass ich sie dann für mich haben könnte. Das Loch aber weist auf die Gefahr hin: die Versuchungen der Beziehung zu einer anderen Frau. –Der Doktor fragt: Wie ist mein Rücken jetzt? Ich (etwas erstaunt): gut; ich fühle mich wohl; der Schwindel ist noch ein wenig, aber viel schwächer; manchmal etwas Muskelschmerz, z. B. heute früh, als ich Ina den Traum erzählte (ich glaube bei der Gefahr des Loches). – Er sagt: Warum beschäftigen sich meine Gedanken in letzter Zeit so häufig mit unavailable Frauen? Es scheint, ich fühle mich in Träumen und Fantasien jünger? Ich: Ja, oft in Tagträumen, als ein abenteuerlustiger 30-jähriger. Er fragt: Die Gefühle zu Maggie sind wohl nicht sexueller Art, mit Erektion und so? Ich: Zwar nicht Erektion, aber doch körperliches Gefühl, erotisch, sexuell gefärbt. Da ist nicht realistisch eine Gefahr, aber ich sehe, dass die Gefühle und Fantasien so sind, und verstecke es mir nicht und versage es mir nicht. 🕮\(_{41}\)

Voriges Mal zum Schluß sagte er: Warum ich wohl oft Gefühle für unavailable Frauen habe? Danach, beim Weggehen, dachte ich: die unerreichbare Frau, das ist meine Mutter. Manchmal dachte ich: Beziehung zu verheirateten Frauen ist leichter, weil nichts Ernstes daraus wird. Aber zuweilen wurde doch etwas Ernstes daraus. – Ich erzähle dann die ganze Stunde vom Tagtraum über Astrid. Er sagt schließlich: Das ist eine sehr interessante Fantasie, die manches aufzeigt, auf das wir bisher noch gar nicht gekommen sind; was machte diese Geschichte wohl so anziehend für mich? Ich: Die Schwierigkeiten, die ich schließlich doch überwand; die Zuneigung der Eltern; hier konnte ich dem „großen Mann“ eine Frau wegnehmen, ohne seinen Zorn zu erregen, sogar noch seine Dankbarkeit haben. Er: Hatte ich das Gefühl, dass ich sie save von der homo? Ich: So ähnlich; aber nicht „save“, als wäre es etwas Schlimmes. Parallel mit Ina, die lesbischen Neigungen; aber großer Unterschied: damals nahm Ina die Initiative, hier aber ich. Er: Dies alles kann wohl mit dabei sein; dies ist das mehr obvious; aber vielleicht ist da noch etwas Tieferes: vielleicht nehme ich sie als Teil von mir selbst, als Darstellung von etwas in mir; an ihr stelle ich dar, dass Homobeziehung nicht etwas Schlimmes ist, dass man es überwinden kann; als Adoleszent und später war ich ja sehr scheu, beinahe furchtsam mit Frauen, fand es leichter mit Kameraden; hier will ich mir zeigen, dass ich auch das Andere kann. – Beim Aufstehen muss ich lächeln. Das ist anscheinend neue Perspektive; ich kann noch nicht sagen, ob es mir plausibel erscheint, aber ich bin froh, dass etwas da ist, was weiterführen kann.

Voriges Mal, während des Erzählens über Astrid-Tagtraum hatte ich zuweilen Bedenken: soll ich wirklich fortfahren? Dies ist doch nur Fantasie, nicht freie Assoziation; aber es war doch, innerhalb des gewählten Rahmens dieser Fantasie, frei fließend. So ging ich dann weiter. Am Ende, als ich aus seinen Bemerkungen sah, dass es fruchtbar gewesen war, war ich froh; daher mein Lächeln am Schluss. – Ich habe ein wenig nachgedacht, aber nicht viel, über seine Deu Interpretation voriges Mal; da scheint allerhand dafür zu sprechen; aber ich bin mir noch nicht genug klar darüber. –Weiteres über Astrid. Da sind 1 oder 2 Episoden, wo ich selbst nicht so recht weiß, warum sie eine Gratifikation für mich bedeuten. Die erste ist beim ersten Abendessen, wo sie mich bittet, in der Küche zu essen. (Ich erzähle es ausführlich; auch, dass sie 2 Tage später mir beichtet, dass das nur Vorwand war, um mich zu testen. Ich erzähle schnelldurchgestrichenes Komma und fließend, lebhaft, wie vorher mal.) Er unterbricht: Diese Geschichte rollt nun an und an, aber es wird nicht klar, was denn der Punkt in der ganzen Geschichte ist. Ich: Ich weiß selbst nicht den Punkt. Vielleicht ist seine Interpretation auch hier anwendbar, dass Astrid mich selbst darstellt. Auch hier wieder kommt der maskuline Zug in Astrid zum Vorschein. Über Inas lesbische Beziehungen. Ich erzähle von unserem Besuch bei Schorli und Baby, und Schorlis Anziehung für mich. Das Mädchen in Ina: der „harte Knabe“. Ihre scherzhafte Rolle als Mann bei den Neumanns in Princeton. Meine Gefühle allgemein bei Neumann. Traum in Princeton vom Bademeister; homo Interpretation. Meine Konstitution. Inas Gefühl gegen Einnehmer5Im Eintrag vom 6.5.1955 vermerkt Carnap, dass er als Fehlleistung mehrmals Ina gegenüber das Wort „Einnehmer“ für „Einlauf“ benutzt hat. Auch an dieser Stelle ist offenbar Einlauf gemeint., auch gegen Laxative. Er: Es scheint, heute hat sich alles gedreht um die feminine, passive Seite in mir, einschließlich des Rektal-Analen, was nahe damit zusammenhängt. Wir wollen später das weiter verfolgen, und sehen, was diese Seite für mich bedeutet.

Ich berichte Masturbation; und vorher ohne scharfen Punkt; dabei Fantasie sad. – Weiter über Astrid: Bosse in der Kirche, ich gehe mit ihr. Ina fragt: Warum tue ich der Astrid das an? Ich empfinde es aber nicht als mein Tun, sondern als Schicksal. Mit Mitgehen ist vielleicht auch wieder ein Beispiel für die passive Rolle, von der er voriges Mal sprach. –Er fragt, wie es mir in diesen Tagen geht, mit Rücken und allem. Ich: Im allgemeinen gut; es variiert; mal vorige Woche war ich nach kurzem Spaziergang schon müde; aber meist gut; in der Stimmung fast immer gut. Er fragt, wie es mir mit Ina geht. Ich: Viel besser als in den letzten 2 Jahren; ich spreche Ärger aus anstatt ihn zu schlucken, spreche aber auch gute Gefühle aus; manchmal etwas Streit, aber alles geht leichter; ich bin sehr glücklich darüber; ich wollte, das wäre schon viel früher so geändert worden. Er: Wenn es im Psychologischen so gut geht, 🕮\(_{42}\) müssen wir überlegen, was jetzt unser Ziel ist. Ich sage: Was noch zu tun ist, ist Überwindung der Hindernisse mit Rücken: Tension und leichtes Ermüden, besonders, dass ich nicht stehen kann, nicht unbequem sitzen kann; und ganz besonders, dass ich mich nicht bücken kann. Er: Dann sollten wir auf die Rückensache konzentrieren; wenn es etwas rein Psychologisches wäre, müßte man überlegen, 5 Sitzungen die Woche zu machen, und dann dafür in die Kindheitserinnerungen usw. zu gehen. Wenn wir aber auf die Rückensache zielen, sollten wir dann ist es vielleicht eine Verschwendung von Zeit und Geld, so viel nach der anderen Seite zu tun. Mit dem Rücken ist es teilweise organisch; daher können wir nicht genau wissen, was man da erreichen kann. Ich: Mir scheint, sehr Vieles ist da psychologisch. Er: Ja; wenn ich mich besser fühle, kann ich mehr tun ohne zu ermüden usw. Ich: Was bedeutet es praktisch, auf die Verbesserung der Rückensache zu zielen? Ich dachte, das kann nur verbessert werden auf dem Umwege der Klärung von emotionalen Dingen. Er: Ja; aber wir können versuchen, direkter die emotionale Basis der Rückensache zu finden; ich soll versuchen, mehr zu tun mit Aufsitzen, Gehen usw.; vielleicht kommt dadurch heraus, welche Gefühle und Fürchte dahinter stecken. Ich: Hat es einen Sinn, die Tagträume zu steuern, gewisse zu vermeiden oder andere zu pflegen? Er: Tagträume sind zuweilen hilfreich; aber lieber nichts damit absichtlicht tun.

Ich berichte: Ich war etwas mehr auf diese Tage; weil er es riet voriges Mal, und wegen der Gelegenheiten: am 21. eine Party [], wo ich länger blieb als ich vorhatte, und gestern Besucher [Professor Abbagnano und Frau] bei uns. Im ganzen ging es gut; allerdings nach der Party recht müde, besonders zu Hause beim Ausziehen; und, bei Müdigkeit oft, ein wenig besorgt wegen Rücken. – Diese Nacht im Traum geschrien. Vom Traum weiß nichtich nur noch: Da waren quadratische tiles auf dem Boden (ich weiß nicht, ob im Haus oder draußen). Ich überlegte, auf welchen tile ich treten sollte (oder darauf und dann weitergehen?) um sicher zu sein. Ich versuchte (ich weiß nicht, ob wirklich oder nur in Vorüberlegung) einen tile nach dem anderen. Dabei war irgendetwas mit L-truth aber bei jedem kam die Gefahr (ich weiß nicht mehr was; vielleicht schon jemand nach mir), und ich rief um Hilfe. Nachdem ich aufauch beim letzten tile nicht Sicherheit fand, war ich verzweifelt; kein Ausweg mehr möglich. (Das war wohl der letzte, größte Schrei, von dem ich selbst aufwachte; Ina kam, um mich zu wecken, sagte, ich hätte mehrmals laut geschrien.) – Er fragt: Assoziation zu tile. Ich: Vor dem S.F. Haus flag stones, damit man nicht in den mud treten muss; die bilden einen sicheren Pfad, wie „der Richtpfad“ im Leben, wie „die richtige Formel“ der Mutter. Er: Was mehr über A.? Ich: Zur Party hatte ich neue Schuhe an; in denen ging ich sehr vorsichtig, weil sie glatt waren, besondern auf dem Teppich. Dann sah ich die tiles und dachte: vorsichtig, die sind slippery; aber sie waren in Wirklichkeit nicht. – Ich: L-truth hat für mich das Gefühl von großer Sicherheit und Gewissheit, weil wahr unter allen denkbaren Umständen. Gestern las ich ms von Freund [Rick Martin]; ich schrieb allerhand kritische Randbemerkungen; nachher schrieb ich ihm, ich hoffe, er wird nicht mad sein darüber; es tut mir leid, wenn ich an einem Freund Kritik üben muss. – Er fragt: Was war die Gefahr bei den t? Ich: Ich weiß nicht, vielleicht schossen Leute nach mir. Gestern abend spät las ich Geschichte von Bradbury [“And the Rock Cried Out“]: ein Paar aus U.S. in Südamerika, 1963, der dritte Weltkrieg ist zu Ende, U.S. scheint zerstört; „Das ist das Ende der Herrschaft der weißen Rasse“; plötzlich gibt’s keine Sicherheit mehr für Nordamerikaner: Die Indianer schießen vergiftete Pfeile; die Grenzwache nimmt ihr Geld ab; das Gas Station nimmt ihr Auto ab; der Hostel bedroht ihr Leben; am Schluss ist angedeutet, dass sie getötet werden. – Er: Also überall Gefahren, die aber nur außen sind; was war die Furcht in der Kindheit? Ich: Ich wollte auf dem rechten Pfad bleiben, um in den Himmel zu kommen, nicht in die Hölle; aber natürlich auch irdische Strafen und Belohnungen von Eltern und Lehrern. Er: Es scheint, ich lebe nur ein halbes Leben, immer Furcht und Verzweiflung. Ich: Wohl Beschränkungen, aber nicht Verzweiflung; die Grundstimmung in meinem Leben war nicht schlecht, auch jetzt meist nicht. Der Rücken gibt die Rationalisierung für die Beschränkungen; eine bequeme Ausrede. Ich war aber im Leben nicht immer zaghaft, sondern oft auch mutig, z. B. beim Klettern und Skilaufen [und im Verachten der Konventionen]. Er: Die „Formel der Mutter“ ist ein gutes Bild; ich wollte wie die Mutter sein und fürchtete mich, von ihrem Weg abzuweichen. Ich: Ja; aber zugleich auch eine Furcht davor, zu sehr wie die Mutter zu sein oder feminin zu sein; diese beiden Fürchte nach beiden Seiten machten es gerade so schwierig. Er: Ja, genau. 🕮\(_{43}\)

Ich berichte Traum von letzter Nach : (1) Syman R; ich nicke nur kühl zu ihm. (2) Flitner auf der Straße. (3) Feigl in Gruppe bei einem Meeting. Flitner wird Religion verteidigen, Feigl Positivismus dagegen. (4) Olaf auf Pferd in einem großen Bau; bei er ist durch seitliche Tür hereingekommen, flieht auf dem Pferd liegend; jetzt reitet er in Zirkeln, macht Kunststücke, steht auf dem Pferd, usw. [Assoziation: Als Soldat in Naumburg, ich stehe auf dem Pferd; ein anderer auf bückendem Pferd, wird dreimal hinuntergeworfen, dann biete ich mich an, das Pferd zu versuchen, werde auch abgeworfen; nachher sagt ein Kamerad. „Du wolltest Dich wohl dick tun“.] Der Doktor: Das geht nur so das und das und das und das, aber was hat das miteinander zu tun? Ich frage: Meint er ich, soll nach einem durchlaufenden Faden ausschauen? Er: Ja. Ich: Flitner, Feigl, und Olaf sind männliche Freunde; das ist wohl das Gemeinsame; auch die Beziehung zu den Kameraden im Krieg; vielleicht auch Syman R, obwohl ich ihn nicht mag, doch Respekt und Neid, dass er in seinem Alter noch so energisch; wie mein Vater. – Ferner bei Flitner und Olaf ist gemeinsam: meine Gefühle für ihre Frauen. Ich erzähle von Olaf und Eileen, in Chicago, auf der Couch. – Er unterbricht, weil die Stunde aus ist, und sagt: Wie die Geschichte mit den Kameraden im Krieg hier hinein gehört, ist noch nicht klar, vielleicht ergibt sich das später.

Ich berichte Traum (vor einigen Tagen): Einige Blätter Papier, die stellen verschiedene Möglichkeiten oder Aspekte dar; eins davon ist besonders wichtig; darauf steht am Schluss „& sometimes he takes it away“. Assoziation dazu: Bild im ad: ein kleines Mädchen schaut ein Baby an, zeigt auf was, was vielleicht der Penis ist; so schien es mir und Ina; aber später dachte ich, es ist nicht ganz am richtigen Platz, und es wäre auch zu erstaunlich. Der Schöpfer nimmt den Penis weg; vielleicht als Strafe für den Jungen; vielleicht vor der Geburt, und dadurch entsteht das Mädchen. Vielleicht war mal Drohung beim Verbot, mit dem Penis zu spielen? Aber ich kann mich nicht erinnern. Sicher wurde manchmal ein Spielzeug weggenommen zur Strafe. Die Mutter nahm mir „Madagaskar“ Buch weg, nicht zur Strafe, sondern weil zu gewalttätig oder ich zu klein. Und ich wünschte mir mal eine Flinte und bekam sie nicht aus ähnlichen Gründen. Das ist schon vergleichbar dem Penis. Als ich größer war, bekam ich doch die Erika-Pistole. –Der Doktor sagt: Also dies ist weit entfernt von Spontaneität, es ist wie ein Professor, der eine philosophische Vorlesung hält; die Steifheit zeigt sich auch darin, wie ich gehe und stehe; und dass ich hier niemals frei loslassen kann. Ich: Heute leider nicht, das habe ich auch bemerkt. Aber manchmal doch. Z.B. letztes Mal floss es doch frei. Und dann unterbrechen Sie und sagten: Das geht so das und das und das und das, aber der Zusammenhang wird nicht klar. Das sage ich als Kritik. Ich nahm mir also vor, in Zukunft nicht einfach fließen zu lassen, sondern zu unterbrechen und nachzudenken, um den Zusammenhang zu finden. Dadurch bin ich aber natürlich noch weniger spontan! Ich war voriges Mal durch die Bemerkung erstaunt und puzzled. Er: Das Gefühl scheint wie das eines kleinen Jungen, der fühlt: Man kann es dem Vater nicht recht machen. Ich: Ja. Aber war es voriges Mal nicht relativ frei? Er: Es war kein Gefühl dabei, wie es anscheinend doch in Princeton war. Ich: Die Sache mit dem Vater war allerdings so stark emotional, dass mir die Tränen kamen, als ich es dem Doktor erzählte; aber das war seltene Ausnahme; meist war es nicht emotional, sondern nur ruhiges Besprechen von Träumen, Assoziation dazu, Erinnerungen usw. Aber ich war mehr emotional bei Rorschach gestern und noch mehr bei TAT vor einiger Zeit und in Princeton. Früher wollte ich den Rorschach bei Ina nicht nehmen; ich sagte, vielleicht würde der Doktor ihn mal machen wollen; aber das war wohl nur ein Vorwand; ich glaubte Ina schon, dass ein richtiger Analytiker das gewöhnlich nicht tut. Nachher sprach ich noch mit Ina über meine Gefühle beim Test, und dass ich mehr Bewegung sehe als früher, usw. Und ich war in sehr guter Stimmung. Später Sex, besonders gut. –Er: Es scheint, dass ich jetzt in einem Zustand bin, wo nicht viel geschieht; der Rücken ist schlecht genug, um mich zu befriedigen, aber nicht so schlecht, dass es mich erheblich störte. Und ähnlich und . Der gute Erfolg hat auch die Folge, dass ich dann nachher weniger frei bin. Ich: Wieso? Ich dachte, jede freiere Handlung bedeutet Fortschritt. Oder ist es vielleicht so, dass ein guter Erfolg eine defiance des Vaters ist, und dass ich danach etwas erschrecke und mich zurückziehe? Er: Ach nein, das ist ja bloß Theorie, das ist nonsense [Er scheint also nicht viel von den diesen Freudschen Interpretationen zu halten.] Es ist vielmehr wie bei einem Katholiken; der hat in allem strenge Regeln, aber dann gewisse Feiertage, wo er Erlaubnis hat, gewisse Überschreitungen zu machen. So sei ich auch abwechselnd der „gute Knabe“‚ der die Regeln brav befolgt und sich beschränkt, und der „freie Knabe“, der sich einiges erlaubt, aber nicht zu viel; immer abwechselnd gut, frei, gut, frei usw. [Also doch nicht so verschieden von dem, was ich sagte; der Erfolg wird als Überschreitung gefühlt, und daraufhin muss ich mir dann wieder Beschränkungen auferlegen; was er ablehnte, war anscheinend nur der „Trotz gegen den Vater“.] Dadurch wird aber der Rücken nicht besser. Die Beschränkungen beruhen auf einem Aberglauben, der erzeugt die Ängste. –Ich: Und was kann ich tun, um das zu überwinden? Vielleicht mich mehr zwingen, auch gegen die Ängste handeln, länger zu gehen usw.?Er: Man kann nicht direkt etwas tun, um die Ängste loszuwerden. Aber größere Aktivität ist gut, auch wenn es nicht an sich den Zustand bessert. 🕮\(_{44}\)

II / 1955 Ich berichte: Nach der schlimmen Sitzung war ich deprimiert, unzufrieden mit mir, und unzufrieden mit ihm, dass es mir so schwierig gemacht durch kritische und depreciating Bemerkungen wie z. B. am 28.1. („das und das …“); das ist enttäuschend für mich und vermehrte noch die Hemmungen. Er: Ich empfinde es nur so; er hat in Wirklichkeit keine Herabsetzung gemeint. Dr. Wallis hat mir immer Unterstützung und Rat gegeben, und das war gut für die erste Phase; nun aber ist es ein Ziel, dass ich lernen soll, offensiv zu werden; darum gibt er mir nicht Rat, Aufforderung, Ermutigung, obwohl ich es oft wünsche und ihn danach frage. Ich: Auch Dr. Wallis hat das später nur wenig getan. Aber es war doch leichter, weil ich immer das Gefühl hatte, „accepted“ zu sein; Dr. Wallis sagte am Anfang, dies Gefühl ist eines der wichtigsten Erlebnisse in der Analyse; bei ihm bin ich unsicher, weil so oft Kritik kommt. Er: Es ist nicht als Kritik gemeint; seine Erinnerung voriges Mal: „Dies ist bloß Theorie, und Unsinn“ meinte: ich sage das nur so theoretisch, ohne es zu fühlen. Ich: Nein, gewisse Grundpunkte der Theorie sind mir durch so viele Erlebnisse bestätigt worden, dass sie jetzt ganz in meine Denkweise übergegangen sind; z. B. Liebe zur Mutter, Konflikt mit Vater, usw. Er: Aber meine Beziehung zum Vater ist nicht nur Konflikt, sondern auch Hochschätzung und Unterwerfung, wie ein Mädchen, das wünscht, dass der große Mann mit ihr alles tut, was er will. Ich habe im Leben immer jemanden gesucht, zu dem ich solche Beziehung haben konnte; dass sei vielleicht einer der Hauptzüge meiner Einstellung. Ich: Das habe ich bisher noch nicht gedacht. Ich habe mich sogar gewundert, warum ich keine älteren und fast keine gleichaltrigen Freunde habe, sondern meist jüngere; aber das spricht natürlich nicht dagegen, dass ich es vielleicht doch gewünscht habe. – In der Nacht nach letzter Sitzung ein Traum: (1) Ich stehe mit Frank und Freunden im Schnee; ich erwähne Hasse; auf Frage sage ich, er war besonders ingenious in Zahlentheorie und Analysis; aber danach habe ich Zweifel ob es stimmt. (2) Fritz Becker; ich begrüße ihn herzlich. Dann geht er hinunter zum Eingang einer Höhle; da steht ein kleines Mädchen; sie im Spiel: er fragt um Erlaubnis, in die Höhle zu gehen, und sie gibt sie ihm; und auch, später wieder hinaus zu dürfen, die gibt sie auch. –Assoziation: Fritz Beckers Sturz beim Klettern, Stirnwunde, usw., schließlich Operation und Gesundung. Der Doktor: Bemerkenswert, dass ich nach dem Tag, wo ich überwältigt war von den Schwierigkeiten mit ihm, den Traum hatte, der darstellte, welche Gefahren einem drohen: die Kastration. Ich: Meine Furcht, als ich dann alleine hinunterklettern musste, war arg; der Anblick der Wunde hatte mich arg erschreckt. – Beim Aufstehen sage ich: Ich fühle mich jetzt sehr relieved, dass ich es alles gesagt habe. Er: Ich bin auch froh darüber. Ich: Ich hätte gewiss alles gleich voriges Mal in der Sitzung sagen sollen; aber ich konnte nicht. Zu Hause machte ich mir meine Gefühle klarer; dann vermisste ich sehr, dass ich ihn nicht gleich denselben Abend sprechen konnte oder nächsten Tag. Nun ist es gut, dass es heraus ist.

(anstatt 7.) Traum (heute: Mendès-Fr. sitzt mit Ina und mir; er geht weg, kommt vielleicht morgen zurück. Wir gehen durch den Schnee, binden unsere Schuhriemen, kommen zu 2 Almenrestaurants. Im letzten kommen 2 Mädchen. –Assoziation: M. erinnert an den Doktor. M’s diplomatisches Lächeln, sogar zu Adenauer. Der Doktor: Sie meinen, ich lache zu Ihnen ebenso mit dislike? Ich: Beim ersten Mal, als ich kam, fühlte ich: das Lächeln ist ein freundliches Willkommen; aber dann dachte ich gleich dazu: es bedeutet nichts, ist professionelle Routine. Nicht: disl.; aber man wünscht, dass er einen persönlich mag, und das ist zuviel erwartet. – Zu M’s Weggehen: Vor einigen Wochen sagte er, im Psychologischen ist Gewisses erreicht, was wünsche ich weiter? Da dachte ich zuerst, dies ist Einleitung dazu, dass er die Analyse abbrechen will. Darum betonte ich dann, wie sehr ich sie noch brauche; weniger für die physikalische Behandlung, als für die denen zugrundeliegenden Ängste und inneren Hemmungen. Aber dann sagte ich mir: er wollte natürlich nicht abbrechen, sondern nur, dass ich das Ziel deutlich aussprechen sollte. – Ich erwähne alten Traum: Ich sitze mit bloßen Füßen im Wiener Restaurant und der Kellner kommt, ich bin in großer Verlegenheit. Der Doktor: Anscheinend fürchte ich sehr, dass in der Analyse Schamhaftes herauskommt. Ich: Früher glaubte ich das nicht; ich sagte zu Freunden: mir macht das Enthüllen in der Analyse nichts aus; aber jetzt merke ich, dass es das doch tut.

Zum Traum über Fritz Becker (siehe 4.2.): Das Mädchen vor der Höhle erlaubt ihm, hineinzugehen, und auch, wieder herauszukommen. Die Scheide. Wieso ist es eine Frage, ob man herauskommen darf? Geschichte des Soldaten in Naumburg: ein Soldat mit Mädchen im Heu, er konnte nicht mehr aus der Scheide wegen Scheidenkrampf. Chachas Scheidenkrampf in der ersten Nacht. Geschichte in Freiburg aus der Klinik: Draht mit Widerhaken in der Scheide. Starker Eindruck, erinnert nach über 40 Jahren. Der Doktor: Vielleicht haben diese Geschichten etwas zu tun mit meiner Scheu vor Scheide? Vielleicht rühren diese Geschichten an Vorstellungen, die sich der kleine Junge von der Scheide machte und von den Gefahren; hier scheint etwas zum Vorschein zu kommen, worauf er seit Monaten gewartet habe. Ich: Vielleicht Gefahr der Bestrafung, weil die Scheide verboten war, aber wie sollte der kleine Junge auf die Idee kommen, dass in der Scheide selbst eine Gefahr drohen könnte? 🕮\(_{45}\) Erinnerung aus Wien: Maina, ich zuerst impotent, bis ich es von hinten her tat; ich wußte nicht, warum, aber das ging besser. Der Doktor: Vielleicht war es, weil ich so nicht Scheide toface brauchte. Ich: Meint er, dass ich mir da vorstellen konnte, es sei ein Junge? Er: Das wissen wir nicht; das ist nicht nötig; das Wesentliche ist, dass es so nicht eindrücklich sichtbar wurde; ob Knabe oder Mädchen; der Unterschied etwas Beunruhigendes zu haben.Ich: Also die Tatsache, dass sie keinen Penis hat; die Gefahr, als könnte ich ihn auch verlieren. Er: Vielleicht kommen wir hier an den Punkt, der allen meinen Hemmungen und Fürchten vor der Scheide zugrunde liegt; und das ist auch verbunden mit der Furcht mit dem Rücken.

Traum: Mit Maina in Prag; Tor ist zugemauert, so müssen wir Umweg machen. (Vielleicht in Mexiko): Frau Schöndube fährt Auto; ich rufe „Bremse“ und später „Lenkrad“, aber sie fährt einfach los; zum Gück bleibt das Auto im Schnee stecken. Assoziation: Über Maina voriges Mal Geschichte in Wien, von hinten, vorne war „zu gefährlich“. Hier ist das Tor zu, so gehen wir hinten herum; aber ein vermauertes Tor wäre bedenklich, wenn man schon innen wäre und könnte nicht heraus. Wie früher bei der Höhle: das Problem, ob man auch wieder herauskann. In Wiener Zeit Bedenken von neuer Hei Ehe, weil man dann nicht mehr heraus kann. –Assoziation zu Frau Schöndube: Heiner fuhr sie mal zu schnell, Zusammenstoß, Hand verletzt; ich will ihr im Traum helfen, damit das nicht passiert. Die Mutter beschützen, damit ihr nicht eine blutige Verletzung geschieht, durch den Vater, der eindringt; oder hatte sie mal einen Penis und hat ihn verloren? Was dachte der kleine Junge? Blutige Wunde? Die Mutter sagte zuweilen: „Hierüber spricht man nicht!“ – Traum weiter: Ich frage Hotel Clark, wann Chacha mit kleiner Tochter ankommt. Ich sage zu Otto: Sie kommt mit der Tochter, die sie besonders liebt; ich denke dabei: das Kind ist von Otto, aber ich lasse mir nichts anmerken. Assoziation: Das Kind ist von „Broder“ = „Bruder“. Im Traum kein Schrecken darüber, dass Bruder und Schwester ein Kind haben. Also könnten auch Agnes und ich ein Kind haben. – Merkwürdige Vermischung: Erst Betonung der Gefahren, wie voriges Mal; aber zuletzt scheint es harmlos und alles erlaubt. Der Doktor sagt: Zuerst schien es Elaboration des Themas von vorigem Mal: die Scheu vor der Scheide; aber dann kam Anderes dazu; er sieht noch nicht, was der Zusammenhang ist.

In den letzten Wochen oft Magenschmerzen; Assoziation mit Mutters Krebs, aber nicht mehr wirkliche Besorgnis. – Vor 2 Tagen Sex (), nicht zum Ende. Aber gestern () gut. – Letzte Nacht Traum: In großem Schloß großes Treppenhaus. Ein schwarzhaariges, zart gebautes Mädchen; sie sagt, sie sei oft schüchtern; ich sage ihr: ich auch, kann oft nicht sprechen, darum verstehe ich sie gut. Sie küßt mich. – Wir gehen von dem Schloß in die Berge. Abends zurück; dunkel, nur die Bergspitze leuchtet. – Assoziation: Das Mädchen: Maina (sie war auch voriges Mal in einem Traum), in Elmau; auf der Dreitorspitze; ihre Karte kürzlich von dort. 1937 in Elmau; sie: alles oder nichts; ich wollte sie aber gerne im Arm halten; Ebenso manchmal Hanne. – Der Doktor: Hier kommt eine besondere Art Beziehung zu Frauen zum Vorschein; was ist der Zusammenhang mit dem Grundproblem von vorigem Mal? Ich: Bei Sex sind immer die beiden widerstreitenden Gefühle; ohne Sex scheint es weniger beunruhigend; nur zusammen liegen ist wie bei der Mutter.

Ich berichte: Gestern nachmittag ein wenig deprimiert, Ursache unbekannt. Abends Ina bei mir, etwas geredet, und Musik. Dann fühlte ich erleichtert und schlief gut. – 19. morgens Traum: Ich reite mit PHartshorne, Charles, 1897–2000, am. Philosoph, verh. mit Dorothy HartshorneHartshorne, zu irgendeinem , oder sowas; und zurück; er legt den Arm um mich. Assoziation: PHartshorne, Charles, 1897–2000, am. Philosoph, verh. mit Dorothy HartshorneHartshorne freundlicher Priester; er ist Metaphysiker, aber persönlich nett. Im Krieg mit anderem Leutnant zum Regiment geritten; Kritik vom Oberst. In Berlin, Medaille vom Oberst. Mit Reichenbach von Erlangen gewandert zu Hoffmanns Frau. Am. 18. im Office: ich lag auf der Couch; Matheson rückt mit dem Stuhl immer näher; später noch mehr. –Der Doktor: Warum liege ich im Office, wo es doch objektiv nicht nötig ist? Ich: Es war nicht nötig, aber ich war ein wenig müde und legte mich hin, als niemand kam; dann blieb ich liegen. Er: Warum dieser display? Ich: Die wissen eh alle von meiner Rückensache; z. B. wird ein Extrastuhl in das Klassenzimmer gebracht. Er: Warum? Ich: Ich konnte heute noch nicht 2 Stunden hintereinander auf geradem Stuhl sitzen. Er: Ich übernehme die Verantwortung. Ich: Es würde wohl nichts Schlimmes geschehen, aber ich würde übermäßig tense und müde werden. –Er: Wir wollen nächstes Mal noch weiter untersuchen, was eigentlich der Grund für dies display ist. – Vorher mal sage ich: 🕮\(_{46}\) Ich vergesse die Träume oft; ich würde noch mehr erinnern, wenn ich sie nicht Ina erzählte. Ich möchte mal versuchen, wieder Träume aufzuschreiben, wie in Princeton; oder rät er dagegen. Er: Alle paar Wochen bringe ich solche Fragen auf, wie ich es machen soll, z. B. wie man freie Assoziation macht, und ob dies oder das richtig ist. Anstatt einfach mit dem content weiterzugehen. Ich: Meint er, ich soll nicht sorgen, wie es richtig ist, sondern einfach tun wie ich please? Er: Ja. Ich: Gut, dann werde ich versuchen, wie es mit Aufschreiben geht.

Ich berichte: Wiederum mehrmals nachts Magenschmerzen; letzte Nacht Sex, gut, trotzdem nachts aufgewacht mit Magenschmerzen. Er fragt: Fürchtete ich Krebs? Ich: Nein, aber zuweilen kommt mir doch die Idee wieder, wenn auch nicht ernstlich; z. B. kürzlich, als der Magenschmerz auch bei Tage auftrat. –Traum heute morgen: Wir Professoren möchten einem jungen Mann helfen, der keinen Job hat; ich überlege, wir sollten vielleicht alle persönlich etwas geben, um ihn hier halten zu können. Assoziation: Montague, nächstes Jahr Instruktorship ist abgelehnt; ich möchte ihn gerne hier behalten. Gestern Departmentsitzung; Montague erstaunlich aktiv, während ich in seinem Alter so schüchtern und zurückhaltend war. –Ich berichte: Jetzt zuweilen mehr auf; z. B. bei Hausbesichtigung [Olatha St.] ; Er: Ich sei wie aber dann nachher müde. Letzte Nacht, nach Sex glücklich und relaxt, aber trotzdem nachts Magenschmerz; vielleicht nicht trotzdem, sondern dadurch? Wie er früher mal sagte: ich sei abwechselnd frei und gehemmt. Er: Ja, wie ein Katholik, der sich Freiheiten erlaubt, aber dann dafür Buße tun muss; es ist ein Ritual. Er fasst zusammen: Als Knabe fürchtete ich mich davor, die Rolle des Vaters zu übernehmen; das ist Grundschwierigkeit. Ich ging von der früheren Frau und Familie weg, und von Europa weg, während andere sich dem Hitlerregime anpaßten. Dann begann das neue Leben in Amerika; da wurde auf einmal von mir erwartet, eine selbständig und vielleicht führende Stellung anzunehmen, und davor schrak ich zurück; besonders Princeton Institut, der internationale Olymp, das schien zu viel; da legte ich mich hin, um nicht „selbständig aufstehen“ zu müssen. Aber andernteils will ich auch nicht zu passiv sein, weil ich sonst wie eine Frau würde. Darum nehme ich Mittelstellung: Ich sage, ich kann aufsitzen, aber nur so lange, usw. –Ich: Ja, so ist es, aber wie kann ich darüber hinaus kommen? Er: Ich wünsche mir, dass mir Väter helfen und Kraft geben [wie im Traum die Beiträge der Professoren für den jungen Mann]; besonders von ihm erwarte ich eine magische Kraftübertragung; es ist wahr, wenn er mir zureden würde, hier zu sitzen, sogar sich zu beugen, dies und das zu tun, so könnte er dadurch meine Leistungsfähigkeitvielleicht um 25 % erhöhen; aber das hülfe nichts, weil es nicht aus mir selbst komme, weil die Grundfurcht doch bestehen bliebe. Der Knabe kann nicht dadurch zum Mann werden, dass der Vater ihn immer an der Hand nimmt. Ich: Aber wodurch kann es besser werden? Er: Wie ist sie entstanden? Ich: Der kleine Junge muss sich gefürchtet haben davor, zu aktiv zu sein. Er: War es zuerst die Furcht davor, was man ihm tun könnte, oder die Furcht davor, was er tun würde?Ich: Das letztere! Früher hatte ich immer ein Bild von mir als im Grunde ganz friedlich, ohne Neigung zu heftigen, aktiven und gewalttätigen Aktionen. Noch in Princeton dachte ich: Wie unfair vom Schicksal, dass der kleine Junge, der sich allem fügte und niemandem was antat, gerade dadurch später im Leben solche neurotischen Schwierigkeiten haben muss. Aber jetzt habe ich erkannt, dass ich gar nicht so friedlich bin. Ich habe oft gewalttätige Fantasien, dass jemand im Auto den Berg hinabstürzen soll oder explodieren usw.; sicher habe ich auch als kleiner Junge oft heftige Zorngefühle gehabt und mir gewünscht, etwas Gewalttätiges zu tun. Er: Das glaubt er auch.

Ich berichte: Vorgestern guter Tag, besonders langer Spaziergang [54 min.], es ging leicht. Gestern aber etwas deprimiert, aus unbekanntem Grund, besonders gegen Abend; dann Musik, Tränen, ich fühle mich besser; überraschend ; während Musik Fantasie mit Astrid: erst traurig, weil bald Abschied, dann aktive Rolle. – So geht es hin auf und ab; voriges Mal sagte er: Freiheit und dann Beschränkung. – Ich sagte voriges Mal: gewalttätige Fantasien. Hierzu Beispiel: Weltregierung will Koreakrieg beenden, befiehlt beiden Seiten, zurückzuziehen; wenn sie nicht gehorchen, werden Schiffe versenkt oder explodiert usw.; ich bin der Boss oder der Exploder, oder der Unterhändler. Ich habe Bedenken, dass so viele umkommen; darum vorher Warnungssignale. Das Explodieren gibt Befriedigung; Enttäuschung, wenn es nicht möglich ist. Immer besonders starke Gefühle gegen die eigene Regierung, auch in Deutschland, am stärksten gegen Hitler. Er fragt: Warum? Ich: Weil das in der Familie ist, gegen den Vater.– Er fragt: Was ist der Zusammenhang in dieser Stunde? Womit fing es an, wohin führte es schließlich? 🕮\(_{47}\)Ich: Es fing an mit dem Hin und Her zwischen Freiheit und Beschränkung. – Es kam schließlich zu der Fantasie von gewalttätigen Akten gegen Regierung und dem selbst regieren wollen. Der Knabe wollte Verbotenes tun, und dann kam die Furcht, dass Strafe kommen würde, oder Selbstbestrafung als Sühne. Er: Überschreitung welcher Verbote? Ich: Z.B. die Mutter dem Vater wegzunehmen oder dem Vater etwas Gewalttätiges anzutun. Er: Vielleicht; wenigstens in der Theorie. Aber was waren die großen Tabus während meines Lebens, in Amerika?Ich: Die eigentliche Zeit der Rebellion war vorher‚ nämlich die Übertretung der Konventionen von Sexmoral, z. B. Beziehungen mit verheirateten Frauen, usw.) Er: Das war keine besonders kühne Rebellion; z. B. Beziehung mit einer Frau, nachdem diese die Einwilligung ihres Mannes erhalten, sozusagen „Überschreitung mit Genehmigung „des Alten“ [diese Worte sagt er auf deutsch]. Das sind wie die üblichen Überschreitungen in der Adoleszenz, zu viel trinken, schlafen mit Mädchen, usw. durch senkrechtem Strich am linken Rand markiert: wo der Vater nicht viel dagegen hat. Lockere Sexmoral in den Dreißigern ist ja ziemlich allgemein üblich. Das größere Tabu kam später; nicht mehr nur tun wie der Vater, sondern selbst ein Vater werden, ein Großer werden, vielleicht größer wie der Vater; z. B. prominent werden, die Führung einer Schule des Denkens übernehmen. Das ist die Schwierigkeit in der „konservativen“ Phase nach 40. –Ich: Aber wieso ist das ein Tabu? Die Handlungen gegen die Sexmoral, wenn auch üblich, waren doch öffentlich verurteilt; eine führende Rolle zu übernehmen, wird doch öffentlich gepriesen. Ein Tabu hiergegen kann wohl nur ein inneres Tabu sein, das aus der Kindheit stammt, nicht ein öffentliches. –Er: Ja, aber stärker als die öffentlichen [oder so ähnlich].

III / 1955 Vorgestern Traum: Mit Chacha durch enge Gassen; ich suche Waschraum „für Professoren“. Später in Klinik, ich schneide meine Hände ab. Assoziation: Frankenberger Bein amputiert; ich dachte manchmal: lieber Fuß amputiert als die ständige Angst für Rücken. Er fragt: Warum musste ich im Traum Glieder opfern, und im Leben viele Tätigkeiten aufgeben, um eine Katastrophe zu verhüten an Rücken oder Kastration? Ich: Der Rücken ist Symbol: „Die Stütze des Lebens bricht zusammen“; aber was ist es eigentlich, was ich fürchtete? Vielleicht ist Kastration auch nur Symbol? Er: Warum die Hände, was tat man mit den Händen? Ich: Masturbieren; noch immer Gefühl von „unrecht“ dabei. Über Phimoseoperation bei Johannes, vielleicht auch bei Gerhard. Über meine Rebellion gegen traditionelle Moral: Das war doch ernster als er voriges Mal meinte; denn meine Eltern waren puritanisch eingestellt; nach 1918 fielen bei vielen die traditionellen Moralschranken weg, aber die meisten wurden zynisch; ich und meine Freunde, wir wollten neue Wertungen; darüber ernste Überlegungen und Diskussionen.

Ich erzähle die ganze Geschichte mit dem Dean 1936: Im Januar, in Virginia; meine Indignation. Auf Smiths Brief nahm auch Hutchins die Seite des Deans; auch Nagel hielt Mißverständnis für wahrscheinlicher. September Rückkehr nach Chicago; ich machte keinen fight, gab resigniert nach. Nachher oft Konflikt in mir: hätte ich kämpfen sollen? Aber es war aussichtslos, und zwecklos. Aber der Stachel blieb in mir. Später zuweilen dachte ich: Warum bin ich seit dem Kommen nach Amerika weniger lebendig? Ich dachte, es ist die fremde (und weniger lebendige) kulturelle Atmosphäre. Ich fragte nicht mehr über die Vorgänge von 1936; ich glaubte, es sei für mich erledigt; aber die Verwundung war da. Es war so verdrängt, dass ich es auch Dr. Wallis nicht erzählt habe, und ihm nicht. Jetzt verstehe ich nicht, warum nicht; denn es war das emotional stärkste Erlebnis der Amerikazeit (vor 1952). –Er: 6 Monate nach dem kritischen Punkt, Januar 1936, war der Rückenkollaps. Es scheint, dass hier ein key Faktor zum Vorschein kommt.

Ich berichte: Am 7. abends habe ich Ina über voriges Mal erzählt; sie wußte nicht, wie stark ich nach 1936 noch über die Sache gefühlt hatte; ich habe anscheinend nicht darüber gesprochen. –Kleists „Michael Kohlhaas“; ein Freund (eher Student) empfahl es und gab den Inhalt an; ich fürchtete mich davor, es zu lesen, es würde zu deprimierend sein. An den letzten 3 Abenden habe ich es gelesen, mit starker Anteilnahme. „Ein rechtschaffener, aber sehr schrecklicher Mann“. Ich fühlte mit ihm, auch als er mordete und brandstiftete. Aber die Geschichte endet besser als ich damals fürchtete, nicht in Niederlage und Verzweiflung, sondern mit wiederhergestellter Gerechtigkeit, wenn auch mit dem Leben gebüßt. –Mein „Scipio; auch der wollte sich nicht verteidigen. Merkwürdig unemotional geschrieben. Das Gefühl war da, aber unausgesprochen; mehr in dem, das Sc. nicht sprach. –Tante Fia; sie erzählte, wie ihr Mann dem Gegner „die Sache hinschiss“. –Der Doktor: Dies alles weist darauf hin, dass in der Kindheit etwas geschehen sein muss, was ich als Ungerechtigkeit empfand; und dass ich durch mein ganzes Leben hindurch das Gefühl hatte, dass mir etwas widerrechtlich geraubt worden ist. 🕮\(_{48}\) Dadurch auch die Erlebnisse 1936, und 1952. Dies muss etwas sehr Wichtiges gewesen sein. –Ich: Ich weiß keinen bestimmten Vorfall. Vielleicht bei der Geschichte mit den Fausthandschuhen fühlte ich, dass, weil wir beide gezankt haben, meine Bestrafung ungerecht war, aber ich sagte wohl nichts zu meiner Verteidigung. Aber ich weiß sonst keine einzelnen Vorkommnisse. Agnes und ich sagten oft gegenseitig, dass der andere „vorgezogen“ würde; aber die Mutter war sicherlich immer sehr vorsichtig, zu beiden gleich zu sein.

Ich berichte Traum (vom 7. morgens?): Ich laufe Ski mit Chacha; dann in Wald mit weniger Schnee; (Assoziation: Sex; mal auf Waldweg Ski gebrochen.) – In Bergbahnstation; der Mann will den Preis nicht sagen, Eli (oder Ina) scherzt mit ihm; ich denke: Vorsicht, er will uns betrügen. (Assoziation: Elisabeth in Davos; hier wieder sensitives Rechtsgefühl; Bergbahnstation in Barmen, Pinkeln, das Mädchen.) Im Wagen der Bergbahn; ich mache bäh, schiebe Ina hinaus. – Eine Frau fliegt mit Flugzeug, sagt: beim Landen aufpassen! (Assoziation: Sex.) – In Klassenraum sitze ich neben jungem Mädchen. Sie sagt, sie will fliegen; ich warne: gefährlich, besondern beim Landen. – Der Doktor fragt: Wie kam dies auf? Was ist der Zusammenhang von diesem mit dem vorigen Mal? Ich frage: Meint er, wie kam ich heute auf den Traum, oder wie kam ich auf die Assoziation? Er antwortet nicht. Ich: Da scheint ein Zusammenhang in dem sensitiven Rechtsgefühl. Geschichte von Auto Schöndube mit den Bäumen, der Vater hatte sein Wort gebrochen; ich konnte mit ihm fühlen. Der Doktor: Das bedeutet nur, dass es ein ähnliches Topic berührt [oder so ähnlich]. (Ich überlege schweigend: wieso „nur“? Ich erwarte das Schlußsignal. Da er schweigt, überlege ich, was ich noch dazu sagen könnte; da ich ihn nicht recht verstanden habe, worauf er hinaus wollte, fällt mir nichts ein. Dann sagt er die Schlußformel.)

(18. ist ausgefallen; dafür wird 23. eingefügt.) Feigl ist hier, seit 16. 3 Träume: Erster Traum (18.): Ich gehe mit katholischem Priester auf der Straße; wir verstehen uns gut trotz verschiedener Funktion. Dann sehe ich Frau auf Straße liegen, in Ohnmacht. Ich will ihr helfen, aber habe Furcht wegen Rücken; plötzlich Krampf in Wade. (Ich wache auf, habe wirklich schmerzhaften Krampf in Wade.) [Assoziation: Priester: Ulmer, Dr. Kupper (weil auch remote); Meehls religiöse Konversion. Die Frau: vielleicht Mutter: Attraktion zu Frau ist gefährlich, Rückenknax darauf.] Zweiter Traum– Am 18. abends: Magenübelkeitsgefühle, bis 4h morgens. Ich assoziiere: Am Tag vorher Erregung wegen Poppers Angriff. –Zweiter Traum (20.) mit Hempel im Haus einer Frau. Ich sehe einen Möbelpfosten 2x2. Sie ist willig, ihn mir zu schenken, aber zu impulsiv; sie hebt oben etwas ab, wo ein dowel darin steckt; unten steckt der Pfosten mit einer Verlängerung in etwas; sie ruckt zu heftig, da bricht das untere ab. [Assoziation: Mein Penis; Ina macht Erektion; aber immer dabei Gefahr: Rückenknax (oder von ihm Penis?). Ich will mit Hempel zum Vortrag von Einstein gehen. Ich sage: Es ist 20 vor! Schon zu spät! Der Vortrag beginnt um ½. Hempel sagt: Nein, er beginnt 12 Uhr, wir kommen noch zurecht. Wir gehen eilig hin. Dritter Traum (heute morgen): Ski laufen in den Bergen mit Freunden. Der letzte Abend. Ich sehe den Mond und gehe nochmal hinaus Ski laufen in der Nacht. Dann fahren wir im Zug. Kleines Mädchen Margund. (Noch nicht gesagt: Ich gehe zweimal mit ihr in Lindau spazieren. Sie ist aus „Anhalt“, das gehört jetzt zu Russland; ich sage zu anderen: ich weiß noch, dass es früher zu Deutschland gehörte.) – Ich zanke mich mehrmals mit Leuten im Zug; jedesmal kommt ein Freund und hilft mir. Jetzt ist da ein frecher Junge. Ich sehe sehe keinen Freund mehr. Der Junge macht einen Strick fertig. Ich fürchte, er will mir was tun. Ich warte auf aggressive Geste. Er steht auf; dann haue ich ihn mit Stock über den Kopf; er sinkt seitlich zu Boden. (Noch nicht gesagt: Ich versuche, den Hund auf ihn zu hetzen, aber der will nicht. Ich fürchte, er wird wieder aufspringen; kein Freund ist mehr zu sehen.) (Ich weiß nicht mehr, haue ich ihn nochmal? oder fürchte ich mich?) [Assoz. Feigl berichtet Poppers aggressive Bemerkungen; ich kritisiere seine Fußnote im Aufsatz; ich möchte ihn „über den Kopf hauen“.] 🕮\(_{49}\)

(eingeschoben, anstatt des 18.) Am 21. abends Abschied von Feigl, umarmt; er sagt zu Ina: zum ersten Mal! Warum hatte ich es nie getan? In Princeton Abschied von Hempel, mit Umarmung, kleiner Schmerz durch Druck der Hand. „Abschied nehmen ist halb sterben.“ Abends zog ich mich immer zurück, sehr müde; vom Aufsitzen, langen Gesprächen, vielleicht auch emotional? Der Doktor fragt: Wie ging es Ihnen diese Tage mit dem Rücken. Ich: Oft lange aufgesessen (nicht hingelegt vor den Mahlzeiten)durchgestrichenes Komma ohne große Ermüdung; aber abends sehr müde, trotzdem nicht leicht eingeschlafen. Freundschaft scheint mir etwas sehr Wesentliches im Leben; ich hörte von jemandem, er habe keine nahen Freunde, und ich dachte, da fehlt ihm aber etwas sehr Wesentliches. –Ich frage: vielleicht komme ich jetzt auf die Träume vom vorigen Mal zurück; oder hat er Comments zu dem, was ich gesagt habe. Der Doktor: Es strucks ihn wieder in meiner Geschichte, dass da alte Fürchte, wohl aus der Kindheit, zu sein scheinen, wie wir schon mehrmals fanden, die Furcht des Knaben, zum Manne aufzuwachsen, weil da Gefahren zu drohen scheinen; andererseits die Furcht, Gefühle zu sehr zu zeigen, oder gar Tränen und Bewegung, weil das zu weiblich ist; dies ist der alte Konflikt wieder. (Er erinnert an frühere Beispiele beider Arten: Furcht vor Autoritäten, vor dem Dean, vor den anderen Autos beim Fahren, usw.; Furcht vor passiver Rolle.) Ich: Bewusst merke ich nicht viel von einer Tendenz zu passiver Rolle gegenüber Feigl und Hempel, weil in der Philosophie und in anderen Dingen zuweilen, sie mich als den Führenden ansehen; und ich auch.

Ich: Was er voriges Mal sagte über die beiden Fürchte; das hat sich oft gezeigt; die Furcht vor der Aktivität ist wohl viel stärker. Aber kam sie auch zum Vorschein in dem, was ich über Feigls Besuch erzählte? Aber es war wohl allgemeiner gemeint. –Zum 3. der Träume, die ich am 21. berichtete; ich ergänze noch: ein Freund sagte, das Mädchen sei aus Anhalt; das sei jetzt in Russland, früher in Deutschland. [Assoz. „Anhalt“ = sich festhalten zur Unterstützung. Zu Russland: Brief von Hans Arnold; über Hanne; meine Besuche bei ihnen. Ina ist mein „Anhalt“ im Leben.] [Assoziation zum Hund: Maggies Hund Harry.] Assoziation dazu, dass ich dem Jungen über den Kopf haute: Traum in Princeton: ich schiesse Mann und Baby. Assoziation: Mein Vater und Agnes. Ich erzähle Geschichte aus der Kindheit: der Vers mit der Pfeife; der Vater zieht mit uns im Zimmer herum; lässt uns auf den Knien reiten, mit „Hoppe, hoppe Reiter“. Ich vergaß auf dem Hausplan den Stuhl für den Vater. –Der Doktor: Da hängt also vieles mit dem Vater zusammen. Ich: Ja, aber er war so freundlich mit uns; woher also die schweren Konflikte?

Traum von gestern morgen: Peachs; ein Haus und Leitern davor sind von einer Seite angemit rotem mud; vor jeder Lampe ist der Mond wie ein doughnut, durch das das rote Licht scheint. Am Tage kommt Peach und besprengt alles mit großem Wasserstrahl aus großem Schlauch, bis es sauber ist. Assoziation: Peachs Brief: Yami „Agnes“, Schwierigkeiten mit ihr; in Prag roter Gummiring . Hierzu fragt der Doktor noch nach mehr Assoziationen; ich: Gummiring wie Penis, wie Mond, wie weibliches Organ. Der Doktor: Es scheint, dass der Traum von Schwester Agnes handelt, und von ihrem Organ. Ich dazu: In Ronsdorf mit Agnes im Lehm gespielt; mit einem Jungen in hohlen Baum gepinkelt, Agnes zetert. Sie selbst tut, was sie will; mit mir ist sie streng. Sie „schnappte auf“; dann sagt Vater, du hast es läuten hören, aber du weißt nicht, wo die Glocken hängen; sie sagt: doch! – Erinnerung an früheren Traum (noch nicht berichtet): Ich sah 2 kleine Jungen mit mud spielen vor meiner Haustür, sie verschmieren die Fugen und das Schlüsselloch; ich verhindere sie nicht, sondern lasse sie spielen; sie machen auch Figuren: Männer oder Penis („Männlein“). – Ich sage: Mädchen sind unberechenbar; man weiß nie, wie sie auf Annäherung reagieren werden, und wenn sie protestieren, meinen sie es oft nicht; wirklich schwierig! Der Doktor: Und dazu noch haben sie keinen Penis! Ich: Einesteils gut, damit man hineinkann; ist es wirklich auch erschreckend für den Jungen? Denkt er, dass was Schreckliches geschehen ist?

IV / 1955 Gestern Magen ungemütlich. Dann nachts 3 Träume. 1. Traum: Feigl tut etwas … (was?). [Assoz. gestern großer Scheck von Feigl.] – 2. Traum: Ich erzähle von Marokko, zeige Casablanca auf der Karte; von dort gingen wir in Felsenberge und kletterten. [Assoziation: Mit Garthe. Schöne Zeit zusammen. Er verliebte sich in Lies6Elisabeth Helene Carnap (1989-1970), Lies genannt, Tochter aus erster Ehe von Joseph Johannes Carnap, später verheiratet mit Otto Heinrich Albrecht Wiebalck.; ich wollte es nicht bemerken, war wohl eifersüchtig; er war lebendig und gefühlvoll, das zog mich an.] Der Doktor Ich erzähle, wie die Pferde den Weg fanden; Hund und Esel; die Jagd; usw. Der Doktor: Dies ist bloß eine Reihe von Erinnerungen, aber was ist der Kernpunkt? Ich: Die ganze Stimmung, besonders meine Beziehung zu Garthe. Wir standen abseits von den anderen, sozusagen für uns. Er bedeutete viel für mich. Der Doktor: Also anscheinend meine Beziehung zu jungen Männern; …(nicht klar). Ich: Vielleicht meinen Sie: ich wollte die führende Rolle übernehmen, aber konnte es nicht, und darum erwartete ich die Freunde, die führende Rolle zu nehmen? (Es scheint, er meint sowas Ähnliches.) 🕮\(_{50}\)3. Traum. Ina und ich wollen Agnes besuchen, anscheinend aus Amerika, im Auto. Agnes wohnt jetzt in der Krim. Wir treffen sie draußen, mit Verwandten, gehen dann hinein. Eine ältere Frau und ein Jüngling sind immer dabei, und neugierig; so kann ich nicht persönlich mit Agnes sprechen. Auf dem Tisch liegt Vaters goldene Uhr für mich. Ich erkläre den Verwandten: früher wollte ich sie nicht mitnehmen nach Amerika, aber jetzt will Agnes, dass ich sie trage. [Assoz. Vaters Uhr ist Symbol seiner Stellung. Ich verlor die Uhr in Amerika, war deprimiert. (Assoziationen abgebrochen.)]

Ich berichte: Seit 1.4. tense, Muskeln gespürt, leicht müde; psychologische Ursache unbekannt. –Traum vom 2.: (1) Ein Mann (ähnlich Sellars) hält mich fest am Rist, auf der Couch; ich werde zornig und will ihn ins Gesicht schlagen. – (2) Ältere Frau, ich helfe ihr, viele Jacken usw. ausziehen. – (3) Eine nurse schenkt mir Orangenmarmelade. – (4) Ein Mann mit Pelzmütze will im Schlitten wegfahren. (Noch nicht beendet.) – Er fragt nach Assoziationen zu (1). Sellars war im Dezember hier, hielt mich manchmal lange in Diskussion. Vielleicht bedeutet es: Sexattacke. Er: Die Hand halten sieht doch nicht sehr nach Sex aus. Ich: Doch, ich würde ein Mädchen auch an den Händen festhalten. (Ähnlich zu früheren Träumen mit Bohnert.) Vielleicht mein Wunsch nach Attacke. Die Situation mit der Couch ist ähnlich wie hier in der Analyse; er hält mich fest durch Autorität und manchmal, wenn ich unzufrieden bin, kann ich nicht einfach weglaufen. Voriges Mal im Traum von Agnes der Jüngling erinnert mich an ihn: er hört immer schweigend zu, und ich wollte lieber allein mit Agnes sprechen; so ist es jetzt leichter für mich, mit Ina zu sprechen als mit ihm; Manchmal habe ich zu ihm ein Gefühl wie zu hoher Autorität, und manchmal wie zu Jüngling. Ich weiß aber nicht, was er über mich denkt. Mache ich Fortschritt? Ich hätte gern objektives Urteil. Dr. Wallis sagte einige Male, dass ich guten Fortschritt machte; das war große Ermutigung. Aber er will mir leider nichts sagen. Er: Doch, er wird happy sein, mir zu sagen, was er denkt: Die Frage ist nicht, welchen Fortschritt ich im äußeren Leben mache; es ist vielmehr, ob klar wird, wie die jetzigen Schwierigkeiten, die allerdings teilweise auch organisch bedingt sind, mit Dingen der Kindheit zusammenhängen. Ich: Ja, mir ist immer klarer geworden, wie stark es mit der Einstellung als Kind zusammenhängt, mit Beziehung zum Vater, und mit dem Problem, die Rolle des Mannes und Vaters zu übernehmen. Aber diese Einsicht ist doch wohl nicht genug; was ich erträume ist doch, dass sie Wirkung auf mein Leben hat. Er: Er hat den Eindruck, dass die Einsicht nur theoretisch da ist, in meinem Denken, nicht im wirklichen Gefühl; was fehlt, ist, dass in der Analyse wirklich Gefühle herauskommen; das war nur ganz selten, z. B. als ich über die Geschichte mit dem Dean sprach, und einige wenige andere Male; oft scheint es ihm, dass ich viel spreche, um nicht Gefühle herauskommen zu lassen, sondern im Gegenteil, um zu verhindern, dass sie herauskommen; aber das ist ja nicht erstaunlich, da ich ein ganzes Leben mir versagt habe, Gefühle herauskommen zu lassen; es scheine nach meinem Bericht, dass bei Dr. Wallis mehr Gefühle herauskamen. Ich: Das scheint so, weil der Bericht die Höhepunkte herausgreift; das waren doch nur ganz besondere Fälle.

Ich berichte: Am 6., nach Kaplans Besuch, ein plötzlicher kleiner Twitch im Rücken. Sorge, ob es etwas Ernstes ist; deprimiert. Am nächsten Tag fand ich im Tagebuch: nach Kaplans Besuch 7.9.54 auch etwas Rückenschmerz, und am nächsten Tag viel im Bett gelegen. Erstaunliche Parallele! Der Doktor fragt nach Beziehung zu Kaplan. Ich: Erst ausgezeichneter Student; später mehr freundschaftlich, aber nur selten gesehen; dann hier näher zusammen, aber Kaplan hielt immer eine gewisse Reserve. Der Doktor: Es scheint, ich halte immer die Reserve; ich sprach mit Feigl und Hempel oft über sehr persönliche Dinge. Der Doktor: Was hat es mit dem Rücken zu tun? Warum wollte ich demonstrieren, dass ich nicht stehen kann. Ich: Vielleicht fühlte ich, dass ich im Gespräch mit Kaplan zu aggressiv gewesen war; oder vielleicht ich fühlte, dass ich zu wenig aktiv gewesen war; wie ich gewünscht hatte; aber beides im Konflikt miteinander. Der Doktor: Meine Beklagung über Kaplans Reserve klingt genau wie meine Gefühle zu ihm, die früher mal zum Ausdruck kamen: dass er kalt und zurückhaltend sei, während ich Wärme und Nähe wünschte. Ich: Ja. Er: Wenn ich mehr über ihn wissen wollte, stellte ich nicht Fragen? Ich: Das ist doch nicht am Platz 🕮\(_{51}\) in der Analyse; ein Analytiker vermeidet doch über sich selbst zu sprechen. Er: Unsinn; nicht alle Fragen würden unbeantwortet bleiben; nur gewisse, wenn Gründe dagegen sprechen, z. B. dass Resistenz vermehrt werden würde. –Ich: Am Morgen nach Kaplans Besuch hatte ich einen Traum; ist es jetzt zu spät dafür? Er: Warum habe ich damit gewartet bis zum Ende? Jetzt erzählen, nächstes Mal besprechen. –Ich: Traum vom 7.: In Zelten im Gebirge, ich alleine in einem Zelt, Grete und jemand ein anderes Zelt, noch ein Mann in einem Zelt. Am Morgen packen wir zusammen; ich habe im Rucksack etwas, womit man bestimmen kann, ob etwas richtig ist oder nicht, vielleicht zum Messen, es hat zu tun mit Schuhen; ich möchte, dass Grete es benutzt, aber ich will sie nicht drängen. [Noch keine Assoziation.]

Ich berichte: Gestern Kaplans zweiter Besuch. Ich sagte ihm, wie ich bedauert hätte, dass wir uns während seines Hierseins (im 3. Semester) nicht häufiger gesehen hatten, ich hätte es so gewünscht, auch für persönliche Aussprache; ich hatte ihm gesagt, er wäre immer willkommen, aber hatte es wohl doch nicht genug zum Ausdruck gebracht, dass ich es mir wünschte; Kaplan sagte: ja; außerdem sei er natürlich zögernd, meine kostbare Zeit zu verschwenden. Ich frage ihn auch, wie ich in Chicago zu den Studenten war; er sagte: immer willig, diese Zeit zu geben für philosophische Aussprache, aber doch nur willig, man fühlte, dass es ein Opfer war. Ich frage ihn, wie oft er wohl in unserem Appartment gewesen wäre; er meint, nur ein oder zweimal! Aber das sei besonders eindrucksvoll gewesen. Ich war erstaunt, dass da so wenig war; obwohl mir klar war, dass ich reserviert war. Schließlich war ich froh, dass wir die freie Aussprache hatten, und uns dadurch näher kamen; und ich glaube, auch Kaplan war froh darüber. –Der Doktor: Es ist gut, dass dies herausgekommen ist; es zeigt, wiederum, wie sehr ich immer Furcht hatte, Gefühle zu äußern und anderen Menschen näher zu kommen, besonders Männern. Was war die Furcht? Ich: Offenbar Furcht davor, zu aktiv und männlich zu sein. Er: Aber auch Furcht, zu weiblich zu sein. Ich: Das sehe ich nicht so klar. –Er: Auch in der Analyse, wenn mir Gefühlen kommen, nehme ich immer einen Panzer (suit of armour) um mich, indem ich besonders akademische Sprache verwende. Auch wohl meine ganze Berufswahl, ins möglichst Abstrakte, zeigt das. Ich: Aber da ist doch auch eine einfachere Erklärung, nämlich dass von Kindheit an, Neigung und Begabung für theoretisches Denken da war. Er: Aber das war doch nicht allein da; in mir als Kind waren doch ganz besonders starke Gefühle, vielleicht mehr als bei meiner Schwester. Ich: Ja. Auch später noch, als Student, starke Neigung nach beiden Seiten: zum Theoretischen, aber auch zum Romantisch-Gefühlvollen, im Serakreis; Diederichs Brief über meine Berufswahl.

Ich: Voriges Mal einen Traum angefangen; gestern hatte ich neuen Traum. Welchen zuerst? Ich denke, zuerst den früheren, weil ich systematisch bin. Er: Ja, das ist eine Grundhaltung durch mein Leben. Ich: Ja; Ina nennt es das „Sammelprinzip“. Er: Ebenso auch, wenn ich irgendwelche Ausnahme mache, muss ich auch etwas dagegen sagen. Ich: Ich will immer eine Qualifikation machen, damit niemand mich angreifen oder widerlegen kann. Ich dachte früher: In theoretischen Fragen macht mir Kritik nichts aus. Aber im Grunde ist es doch immer mit persönlichen Gefühlen verknüpft. Popper schrieb scharfe Kritik; aber dann erstaunliche freundschaftliche Einleitung; Feigl sagt, er habe häufig gegen mich gesprochen, dass ich ihn nicht hinreichend anerkenne; vielleicht hatte er damals freundschaftliche Gefühle für mich, und wurde enttäuscht, als ich sie nicht erwiderte? Ryle schrieb sehr emotionale Kritik, ohne persönliche Beziehung; das wunderte mich sehr; kann es Eifersucht auf Einfluß auf junge Leute sein, auch ohne persönliche Beziehung? Gefühle zu Quine 1941; Eifersucht, als er sagte, er stimme nun ganz mit Tarski überein; es war mir, als ob er gesagt hat zu einem Mädchen gesagt hätte, die Affäre sei vorbei, jetzt habe er eine andere. Er: Ja, exakt so. Ich: Charakteristisch, dass ich sagte, „wie ein Mädchen“, das war also meine Rolle, die ich unbewusst fühlte. Er: Aus meinen ganzen Äußerungen heute ist ersichtlich, dass ich den springenden Punkt bemerkt habe: Ich suche nach Sicherheit vor Angriff; wieder die Furcht vor der passiven Rolle. 🕮\(_{52}\)

Ich berichte Traum 159 über den Doktor (Quadrattabelle, slide rule, Schwimmteich, Sonnenbad, die anderen umdrängen ihn; ich schicke ihm die Tabelle). Assoziation: Agnes redet so viel zum Vater; ich schweigsam; ich dachte: ich hätte auch etwas zu sagen. Später als Student: schüchtern mit Mädchen zu sprechen; in einem Gedicht: „aber ich kann denken!“ (warum nicht „fühlen“?) Gedichte habe ich nie gezeigt; ausgenommen eines, das zeigte Flitner mir 1937. Schwimmteich: Schwimmen mit Feigl, in Maine. slide r. ist Penis; Tabelle ist besser, als Superpenis. Zu standard devi: ich möchte wissen, wie groß objektiv meine Deviation von der Norm ist. –Der Doktor: Hier sind allerhand Erinnerungen usw.; aber der Zusammenhang ist nicht klar; es scheint, das hat etwas zu tun mit ihm. Ich: Ja, offenbar meine Beziehung zu ihm; aber ich weiß auch nicht, genau was. Vor einigen Wochen hat er etwas persönlicher gesprochen zu mir; das freute mich, und ich fühlte, dass es mir leichter macht, zu ihm zu sprechen; aber die Hemmungen sind natürlich doch noch nicht verschwunden. Er: Wie ging es mir diese Woche, mit dem Rücken usw. Ich: An einigen Tagen saure Muskeln, aber ich gab dem nicht mehr so nach; an anderen Tagen gut; gestern guter Tag: Kalish und Montague hier, wir alle zusammen; abends mit Ina, gute Stimmung, und guter Sex; vor einigen Tagen abends Mißstimmung, dann Sex nicht so gut.

Ich berichte Traum 160 (vom 19.4., über Regeln und Physik für Segeln, mit Ina und Singer; ich will ; ich rate Ina, das Segel nach dem Wind zu stellen). Assoziation zu segeln: (1) Gespräch mit Hertz 1918 über Physik des Segelns, er sagt: dies ist komplizierter als ich dachte; (2) Segelfahrt mit Hans Arnold, er macht es nach Gefühl; ich warne gegen Nazis, jetzt stimmt er mir zu: (3) Einsteins Boot kippte um, Olaf rettete ihn. –Der Doktor: Dies war in der Nacht nach der vorigen Sitzung, wo ich über Beziehung zu ihm sprach; dieser Traum ist wie eine Warnung zu ihm vor großer Gefahr; was ist die Gefahr und die drohende Katastrophe? Ich: Es bedeutet, wenn man nach dem Gefühl geht, wie Hans Arnold beim Segeln und die Nazis, so mag es zunächst gut gehen, aber dann droht die Katastrophe: das Boot kippt um, Deutschland wird vernichtet. Also Warnung: Man darf nicht den Gefühlen nachgeben, man muss rationale Regeln befolgen. In bezug auf Analyse bedeutet es: Sie ist intuitiv, nicht nach exakten Regeln. Diese Idee war vielleicht angeregt dadurch, dass Meehls Buch „Statistische vs. klinische Psychologie“ ankam; ich weiß nur Titel; ich dachte, es diskutiert vielleicht: exakte Regeln vs. Intuition; Kupper scheint sehr intuitiv, durch Jung beeinflußt. Gespräche mit Singer über exaktere Begriffe in Sozialwissenschaft. Für mich selbst bedeutet es: im Leben den Impulsen und Passionen folgen, ist gefährlich; man muss sie mit Vernunft im Zügel halten. –Der Doktor fragt: welche Passionen? Ich: alle möglichen; ohne Kontrolle würde ich ein Mädchen an mich reissen, einen Mann, der im Weg steht, niederschlagen; das auch schon in der Kindheit: zu Mutter und Vater. –Der Doktor: Welche Gefahr droht mir denn von Ihnen, in Analyse? Ich: Zunächst will ich nicht Kontrolle der Assoziationen aufgeben, damit nicht Schandbares enthüllt wird. Ferner: Er hat Macht über mich; ich fühle mich abhängig von seinem Approval und Disapproval, wenn ich es nicht gut mache; und tiefer: ich möchte, dass er mich gern hat, aber ich will doch nicht ein Liebesobjekt werden. Aber bewusst sehe ich keine Gefahr in der Analyse. –Weiter im Traum 160: Das Mädchen; wir warnen sie gegen Kinder; später 3 Babies. Assoziation: Maggie . Der Doktor: Da scheint aber kein Zusammenhang mit dem ersten. Ich: Nicht direkt; aber es ist auch über den Konflikt zwischen Wunsch und vernünftiger Überlegung. Ist noch Zeit für mehr hierüber? Ich schaute auf die Uhr (zum ersten Mal in der Analyse mit Dr. Kupper), es ist 2:50; ich sage: also heute schon keine Zeit mehr. Der Doktor: Jetzt muss ich wohl besonders kontrolliert werden? Vielleicht weil er weggeht (nächste Woche) [ich weiß nicht, ob ich diese Bemerkung richtig verstanden habe.] 🕮\(_{53}\)

V / 1955 (Inzwischen 3 Sitzungen ausgefallen, weil der Doktor weg war.) Ich: Ich war froh, dass er gestern anrief und sagte, dass heute wieder eine Sitzung sein wird. Ich war sehr kurz angebunden am Telefon; das bin ich oft; viel mehr als wenn ich jemand sehe. Nachher sagte ich noch „Ich bin froh“, aber da kam schon der Klick durch sein Abhängen. Zugleich war ich aber auch etwas besorgt, weil ich keine Träume hatte; wie ein Schüler ohne die Hausarbeit. Ich berichte: Gestern abend, als Ina abwesend war, plötzlich beim Tanzen kleiner Schmerz im Rücken; ich erschrak, schließe Bruch aus; im Bett tastete ich den Rücken ab und beruhigte mich allmählich. Später stand ich wieder auf und tanzte ein wenig, aber nach einer Minute war ich zu tense und empfindlich und legte mich wieder hin. Er: Was wollte ich wohl mit diesem Rückenschmerz demonstrieren? Ich: Vielleicht, dass ich ängstlich wegen der Besorgnis; aber das glaube ich kaum. Ich glaube eher: Am Telefon hatte ich gesagt, es geht mir „fein“; wenn ich nun berichte, dass ich auch ohne ihn auskommen könnte, so könnte er vielleicht sagen, dann brauchen wir nicht fortzufahren; und darum wollte ich ihm demonstrieren, dass ich noch schwach bin und Anlehnung brauche. Er: Vielleicht; aber warum ist es gerade der Rücken? Was ist denn da die Furcht? Ich: Es ist die alte Furcht, dass ich nicht aufstehen kann. senkrechter Strich auf dem linken Rand: Er: Aber es hing doch wohl mit einer Einstellung zu ihm zusammen; was fürchte ich denn, was mir von einem Mann am Rücken geschehen könnte?Ich: ein stab in den Rücken. Oder auch eines Mannes Annäherung von hinten. (Ich spreche zögernd, mit Pausen, und werde emotional dabei.) Es ist so schwierig, hierüber zu sprechen. Da ist die Furcht, weiblich zu werden; es geht da um so vieles, die ganze manhood ist auf dem Spiel; aber da ist doch auch der Wunsch danach, von jemandem, den man (ich unterdrücke „gern mag“ und sage stattdessen:) möchte, dass er einen gern mag. Er: Da muss eine Furcht aus der Kindheit sein, vielleicht von Einnehmer, die Furcht, dass jemand eindringen und einen hinten ganz aufreißen will.Ich: Ja, meine Mutter gab zuweilen einen Einnehmer, aber sicher niemals der Vater; warum sollte das denn so furchterregend sein? Wirkt es wirklich auf Kinder so erschreckend? Er: Vielleicht, Kinder haben ja alle möglichen Fantasien. (Ich mache dabei Fehlleistung „Einnehmer“, wie früher schon manchmal zu Ina.)

(zwischendurch mal:) Er: Er möchte meine Philosophie näher kennenlernen. Ich: Warum? Er: um zu verstehen, was mich dabei so anzog. Ich: Oh, das ist erstaunlich, ohne in die Einzelheiten zu gehen; es ist ein Feld, das mir sicher schien, weil möglichst unpersönlich; abstrakt, und entfernt vom wirklichen Leben.

Ich (beim Aufstehen): Ich bin wirklich froh, dass er zurückgekommen ist; und heute war eine gute Stunde, da ist allerhand herausgekommen, und ich bin sehr froh, dass ich es sagen konnte.

[Ina sagt nachher im Auto: Sie ist sehr froh, sie versteht gut, dass es wirklich Mut brauchte, das alles zu sagen; viele in meinem Alter kämen gar nicht so weit; und dies ist ein ganz wichtiger Schritt vorwärts. – Ihr liebes Verstehen rührt mich sehr; und beim Erzählen kommen mir Tränen; und ich bin sehr froh über das, was sie sagt.]

Ich berichte: Als ich letztes Mal weg ging, sieht er mich so freundlich an; ich war froh und erleichtert. Ich hatte nicht wirklich erwartet, aber doch gefühlsmäßig gefürchtet, er müßte disgusted sein mit mir nach dem, was ich gesagt hatte. Es war so schwer zu sagen, weil es sich auf einen selbst bezog. Er: Er merkte damals, dass es mich wirklich packte. Ich: Ja, sehr; abends als ich zu Ina davon sprach, kamen mir die Tränen dabei. Er: Das zeigt, dass wir hier wirklich zum Kern der Sache gekommen sind, aus der die ganzen Schwierigkeiten entsprungen sind; die Tatsache, dass das herausgekommen ist, und nicht nur theoretisch, sondern gefühlsmäßig erlebt, gibt Zuversicht, dass es überwunden werden wird. –Er fragt genauer nach meinem Gefühl, warum es so schwierig war. Ich: Es war so ein starkes Gefühl von Beschämung und Embarrassment, und die Furcht, wie er darauf reagieren würde. 🕮\(_{54}\)Er: Je schwerer es war, umso mehr Hilfe bringt es (oder so ähnlich). Er: Dem kleinen Jungen wurde sicherlich sehr eingeschärft, dass alles, was mit hinten zu tun hat, schamvoll ist, und dass man sich ja nicht da zeigen darf; oder überhaupt alles, was mit Entleerung zusammenhängt. Aber alles das muss einmal herauskommen. Ich berichte über meine Gefühle mit Einnehmer. Er: Er wünscht das noch? Ich: Ich glaubte, ich hätte es ihm schon früher berichet. Ich berichte genauer, schließlich auch über Dilator. Er: Als Kind muss ich wohl die Fantasie gehabt haben, dass ich submissiv sein muss, etwas in mich eindringen lassen muss, vielleicht etwas Männliches; um zu propitiate, damit mir dann erlaubt wird, selbst irgendetwas Männliches zu tun, wonach ich einen starken Trieb hatte, und das in meiner Vorstellung sonst nicht erlaubt sein würde. Ich: Aber wie seltsam, dass das Einnehmen zunächst erschreckend und später lustvoll sein konnte. Er: Furcht und Lust sind ja oft zusammen. Ich: Erst in der Analyse habe ich gelernt, dass widersprechende Gefühle zusammen vorkommen. Über Gefühle in der vorigen Stunde: Ich wollte es zwar alles sagen, hatte aber trotzdem doch nicht nur Scheu und Hemmungen, sondern auch starkes Resentment, und zwar gegen ihn, dass er von mir verlangte, dass ich so Schamhaftes enthüllen sollte, dass er mich dazu zwang. Er: Das warjustProjektion. Ich: Ja, gewiss; ich selbst verlangte es von mir; aber zugleich wollte ich dagegen protestieren, und ich fand niemand anderen zu tadeln dafür, so wendete ich mich gegen ihn; ich fluchte über ihn und war wütend: wie kann er mir das antun, wo ich ihm nichts zu Leide getan habe, mich zu solcher Demütigung zwingen; ich war voll Zorn, ganz unversöhnlich. Er: Er muss meinen Mut loben, dass ich das Resentment mir zugebe, und ausspreche, und auch gleich erkenne, dass es nur Projektion ist. Ich: Es war ein bißchen Mut dazu nötig; aber das war gar nichts im Vergleich zum vorigen Mal; da musste ich das letzte bißchen Mut zusammenkratzen, um es überhaupt sagen zu können.

(mal dazwischen): Er: In Princeton wollte ich etwas besonders Hohes erreichen; daher musste ich mich besonders niedrig prostrate, um die hohen Mächte zu propitiate. Ich: Ich bin immer noch nicht sicher, ob diese Interpretation richtig ist. Er: Er ist auch nicht sicher; aber sie scheint ihm plausibel; ich fürchtete mich so, Einstein gegenüber zu treten; wer weiß, vielleicht fürchtete sich Einstein ebenso, mir zu begegnen; die seltsamsten Gefühle geschehen in den Menschen. War es nicht so, dass ich in Amerika mehr Anerkennung fand als früher. Ich: Ja; aber das sollte einem doch wohl ein Gefühl Sicherheit geben, anstatt Furcht. Er: Er hat in seiner Erfahrung mehr Neurosen durch success als durch failure gefunden. Ich: Wirklich? Wie seltsam! Aber mir fällt ein, es gab die Männer, die mit einem Dragon kämpften und alles ging gut, solange sie Dragon zu kämpfen hatten; aber dann schließlich, als sie auf den Thron kamen, geschah etwas Schreckliches. Er: Ja, in manchen Legenden usw.; z. B. er wurde wahnsinnig oder irgendetwas.

[3 Sitzungen ausgefallen, weil es mir nicht gut ging.]

Ich: Ich habe so vieles erlebt in der Zwischenzeit. Am 21. Konferenzvortrag ging gut. Dann dachte ich schon, die Schwierigkeiten seien überwunden; aber nachmittags wieder Muskelschmerzen, vor Tarskis Besuch. Und nachts Übelkeitsanfälle. – Seine Erklärung am Telefon, dass die Schwierigkeiten verursacht sind durch die „delikaten Sachen“ in den letzten Sitzungen, gab mir Erklärung und Erleichterung und Ermutigung. Aber dann sein Rat, mehr aufzustehen und auch zur Konferenz zu gehen, brachte Schwierigkeiten. Ich fluchte auf Ina und auf ihn, wegen der zu hohen Anforderungen; ich hatte mir eigentlich gewünscht, er würde raten, es leicht zu nehmen. Aber im Grunde wollte ich doch um meiner selbst willen die schwierige Aufgabe lösen. Darum war ich sehr glücklich, dass ich es bei der Konferenz leisten konnte. – Diese Woche starke Schwankungen in Gefühlen. Es war eine schwere Zeit. Aber ich bejahte es doch; mir war, als wäre eine Eiskruste um mich am schmelzen; als wäre ich jetzt mehr lebendig als je zuvor. Und ich würde um keinen Preis mehr den früheren Zustand zurückwünschen [dabei Tränen]. Er: Er versteht sehr gut, wie schwer es für mich sein musste; ich soll nicht zu viel über die Analyse und mich grübeln, es bis zum nächsten Mal aus den Gedanken lassen. Ich: Ich vergegenwärtige mir immer gern alles, um es stärker zu durchleben; ich glaube, es ist auch nicht zu viel für mich; ich fühle, ich habe Schwäche, aber auch Stärke, sodass ich dies ertragen kann. Er: Doch lieber es jetzt beiseite lassen, damit nicht zu viel Erregung. 🕮\(_{55}\)

Ich berichte: Wieder mehr auf, fühle mich viel besser; bin in der Stimmung ruhiger als vorige Woche. Aber immer noch Magenschmerzen beinahe jede Nacht. Manchmal genau um 2h [wie die Sitzung hier]. Vorletzte Nacht stärkere Schmerzen, und Vomiting (aber nur kurz, nicht so schlimm wie zuweilen in Princeton). Vorige Woche mal nachts Schmerz im Rektum; erst dachte ich: Penis; dann erinnerte ich Dr. Wallis Bemerkung, dass viele Schmerzen in der Rückengegend zuweilen referred Schmerzen von Darmkrämpfen sind. Damals konnte ich nicht viel mit dieser Bemerkung machen. Jetzt dachte ich, was ich für Muskeltwitchen und Krämpfe hielt, z. B. bei Dalkeys Besuch neulich, war vielleicht eine Krampfbewegung des Darmes; das paßt gut zu den Gefühlen, über die ich hier vor 2 Wochen gesprochen habe: Meeting und Konflikt von Wunsch und Abschied vor passiver Rolle. Und die Rückenschmerzen Samstag nachmittags vor Tarskis Besuch. – Heute morgen Traum 166 (Familienbild der Mannesmanns; „Ich bin auch ein Vater“; Papierclip an der Vorhaut des Babys; der Besucher, für den ich keine Zeit habe.) Zu letzterem: Ich erwarte, dass viele Leute nach meinem Vortrag mich ansprechen würden und dachte: ich habe aber gar keine Zeit für sie; in Wirklichkeit kam keiner; und da war ich auch enttäuscht! Wie kindische Reaktionen man hat (ich lache darüber). Der Doktor: Es scheint, ich fühle mich jetzt besser und leichter. Ich: ja, sehr; heute zum ersten Mal bin ich hergekommen, ohne vorher ein Programm zu überlegen. Er: Ja, und es ging auch so! Ich: Heute morgen fragte Ina, wieso ich so heiter bin; ich: warum nicht; sie: sonst vor Sitzungen bin ich zuweilen besorgt; ich: nein, ich habe doch keine Sorge oder Furcht mehr, das ist jetzt alles anders und leichter. Ich habe das Gefühl: nachdem ich die vorige so schwierige Woche durchgemacht habe und die Sitzungen vorher, jetzt kann mich nichts mehr einschüchtern. Und dazu kommt: voriges Mal, als ich erzählte, wie schwierig es gewesen war, hat ich wirklich das Gefühl, dass er es verstanden, dass er es mitfühlen konnte; das bewegt mich sehr. Ich dachte dann: vielleicht ist er gar nicht so vollkommen überlegen, vielleicht hat er selbst auch Schwierigkeiten mit sich gehabt. Er: Sicherlich. Ich: Ja, wirklich? Er: Kann wohl irgendein Mensch, der ehrlich mit sich ist, sagen, dass er nie Schwierigkeiten hatte? Ich: Gewiß nicht; ich versuchte mir auch früher das zu sagen, aber voriges Mal habe ich es wirklich gespürt; und das war mir eine große Hilfe. Er: Es scheint, ich habe guten Fortschritt gemacht. (Ich setze mich auf.) Er: Auch der Rücken scheint besser. Ich: Ja, wie sieht er das? Er: Daran, wie ich so leichter mich aufsetzte. Er: Nächste Sitzung fällt aus; möglicherweise wird er an späterem Tag anrufen; sonst in einer Woche; er hat den Eindruck, dass ich inzwischen alleine gut ausgehen kann. Ich: Ja, gewiss.

VI / 1955 (Inzwischen eine Sitzung ausgefallen, weil Feiertag.) Ich berichte: Im allgemeinen besser, mehr auf usw., Stimmung meist gut; aber oft Magenschmerzen, besonders nachts; am 1.6. auch ab und an über den ganzen Tag, ich war in Spannung, weil ich seinen Anruf erwartete. Montag, als die Sitzung ausfiel wegen Feiertag, hatte ich zaudernde Gefühle: ich vermisste es, aber auch Erleichterung, dass eine schwierige Aufgabe vorüberging. In der Nacht darauf 2 Träume 167: (1) ein Mann bedroht mich mit erhobenem Stuhl, und ich schreie um Hilfe; (2 (2) ein Doktor kommt und schneidet mir die Zunge ab. Bevor ich (2) berichte, sagt er: Ich muss als Kind gefürchtet haben, dass, wenn ich wage, gewisse Dinge zu tun, eine schreckliche Katastrophe kommen werde: dass ich zerschmettert oder zerschnitten werde. Ich: Wie kann er wissen: „zerschnitten“, bevor ich den zweiten Traum berichte, wo genau das vorkommt! Nachher fragt er Assoziationen zu Zunge; ich: Herausstrecken der Zunge = der Penis. Er: Da müssen Wünsche gewesen sein von dem Kind, etwas Gewalttätiges buchstäblich: Gewaltiges zu tun, wo aber Strafe droht. Darum will ich dann alles nur halb tun, als bargain, um die hohen Mächte zu beschwichtigen; der Vater forderte den Jungen auf, los zu sprechen, sich zu behaupten, etwas zu tun, aber der Junge tat es mit Tränen, um gleichzeitig seine Unterwerfung zu bezeugen; so gehe ich jetzt zwar zur Konferenz, sage aber: nur so viele Minuten und besonderen Stuhl, um meine Hilflosigkeit zu demonstrieren, damit die Mächte genug haben und mich nicht vernichten; so konnte ich zum Dean in Chicago sprechen, aber nur zaghaft; aufstehen, aber nur beschränkte Zeit; sogar die Analyse nur halb. Ich: Wie das? Die will ich doch so gründlich wie möglich machen. Er: Als ich ihm telefonisch absagte wegen Rücken, sagte er: ich soll einen Arzt konsultieren; darauf sagte ich: ich weiß aber doch, dass es bloßpsychologisch ist; wenn es das war, wieso könnte ich dann wegen Rücken nicht kommen? Er habe es damals am Telefon nicht argumentieren 🕮\(_{56}\) können, aber da war doch ein Widerspruch. Ich: Ich weiß zwar, dass der Rücken nicht wirklich zerbrechen kann, aber die medizinischen Autoritäten, die von „gebrochenem Disk“ sprachen, haben doch meine Vorstellung verstärkt, dass da irgendetwas entzwei gehen kann. Er: Auch im Sex halb; nicht ganz impotent, aber doch halb. Das Geheimnis im Traum, das ich nicht preisgeben will, deutet wohl auf eine Sache hin, die ich noch nicht enthüllt habe, die aber tiefer geht als das neulich Enthüllte: Analwünsche und -fürchte, Furcht vor femininer Rolle; dies scheint im Gegenteil ein Wunsch, etwas sehr Männliches oder zu Aggressives zu tun. –Beim Abschied sagt er: Nun, ich hoffe, mit dem Rücken wird es bald besser gehen.

Ich gebe ihm den Scheck, danke ihm, dass er nicht die abgesagte Sitzung angerechnet hat. Er: Hatte ich das erwartet? Ich: Nein, aber Ina sagte mir, dass Freud und seine Anhänger doch immer anrechneten; aber auf der Rechnung ist dann eine Sitzung als wir hatten; ist das ein Kompromiss, sodass er doch eine angerechnet hat, vielleicht weil zu spät abgesagt , oder ist es eine Frage, wieviel Sitzungen wir wirklich hatten? Er: Das ist für die eine Sitzung, wo ich spät absagte, und er den Eindruck hatte, dass ich an sich hätte kommen können [das war vermutlich Fr, 13.5., meine erste Absage; damals sagte er am Telefon, ich soll mein eigenes Urteil gebrauchen.] für die anderen Sitzungen habe er Ersatz arrangieren können. Ich: Ina sagte mir in Princeton, dass ein Freudianer den Patienten mit Agoraphobie zwingt, doch in sein Office zu kommen; wie denkt er darüber? Er: Wenn er überzeugt ist, dass nichts Organisches vorliegt, würde er auch sagen, ein solcher Patient müsse zu ihm kommen. IchDie Tatsache, dass Dr. Wallis es mir leichter gemacht habe, und mir auch freundlichen Zuspruch und Ermutigung gegeben habe, mache ihn jetzt leiden, weil ich es jetzt gegen ihn halte, dass er das nicht tut; ich habe ja früher auch mich beklagt über den Kontrast. Ich: Ich hatte damals die Gefühle gegen ihn; aber später habe ich wohl verstanden, dass er es für richtig hält, die Rolle des Vaters zu spielen, weil Dr. Wallis die Mutter war; und noch später erkannte ich, dass das gut war. Ich frage: Was hatte, später korrigiert: „hätte“ er am Anfang in Princeton in meinem Falle getan?Er: Er wäre nicht in mein Haus gekommen; er hatte; später korrigiert: „hätte“ einen Arzt, wie z. B. Dr. Ford, aufgefordert, mich zu untersuchen und vielleicht wöchentlich zu sehen, um mir zuzusprechen, dass körperlich keine Bedenken dagegen wären, aufzustehen; er selbst, würde abgewartet haben, bis ich dann zu ihm gekommen wäre. Ich: Aber mein psychologischer Zustand war doch so, dass ich eine Menge Therapie brauchte, bis ich aufstehen konnte; ich kann mir nicht vorstellen, dass ich bloß auf den Zuspruch eines Arztes hin hätte aufstehen können. Es dauerte auch mit Dr. Wallis’ Behandlung Wochen, bis ich die starre Lage auf dem Rücken aufgab, und Monate, bis ich auch nur im Hause herumgehen konnte. Ich weiß nicht, was ich dann getan hätte. Aber es hat wohl keinen Zweck, darüber viel zu spekulieren. –Ich berichte: In den letzten Tagen etwas auf und ab; Sa war ich glücklich, dass letztes Seminar gegeben und das akademische Jahr gut erfüllt ist; aber abends spüre ich „Muskeln“; später Erektion, aber kein Orgasmus; dann schlechte Nacht mit viel Störung durch Magenschmerz. Gestern abend, obwohl Nacht vor dieser Sitzung, ging es gut; zum ersten Mal keine Magenstörung, gut geschlafen. Heute morgen Traum 168: Ich klettere in einem großen Schiff herum; die Aufgabe ist, irgendwohin zu kommen. Er: Was ist die Aufgabe? Ich: (1) Die große Aufgabe des Unterrichts, die ist glücklich gelöst; die gefühlsmäßig wichtigere Aufgabe des Fortschritts in der Analyse. Er: Woher diese Situation, mit Klettern, Leitern, usw. Ich: Die Treppen und Leitern in einem großen Schiff sind faszinierend; Klettern ist etwas Schönes, besonders wenn es Routine ist; das ist der Sex, wie Musik und Tanz; ein Kind klettert gern, Treppen, Bäume, Zäune, usw.; Klettern auf der Mutter Schoß, dann da stehen, die Brust packen usw. Im Traum besah ich „la folia della flora“. Er: Warum diese Wort? Ich: petals einer Rose, weibliches Organ; dann noch Assoziation: „La follia . Gestern abend Esperanto gelesen; die Traumworte hatten ein ähnliches Gefühl.

Ich berichte: Die letzten Tage waren schwierig. Keine Schmerzen, nur manchmal „Muskeln“ gespürt, aber doch immer gespannt und ängstlich. Gestern abend, als ich allein war, musste ich mal weinen, und jedes Aufstehen wurde mir schwer. Das alles kam durch die letzte Sitzung. Ich war schockiert, dass er sagte, in Princeton würde er nicht zu mir gekommen sein. – Als ich es Montag Ina sagte, sagte sie, das ist im Einklang mit den Freudschen Prinzipien. Ich war böse, dass sie „gegen mich Partei nahm“, wollte es aber nicht zeigen. Aber später mal, wegen irgeneiner Kleinigkeit, schlug ich laut die Tür hinter mir zu, und war wütend; ich dachte, ich hätte sie ins Gesicht schlagen können. Dann war ich entsetzt über meine Reaktion. Nachts stellte ich mir vor, wie ich in Princeton lag, und dass er dann da stand und kühl sagte: Ich werde nicht kommen; ich wurde so wütend auf ihn, dass ich auf ihn los sprang und ihm mit der Faust ins Gesicht schlug; sank dann sank ich zu Boden und dachte, ich müßte sterben, voll mit Entsetzen darüber, was ich getan habe. 🕮\(_{57}\)Er: Was ist es denn, was ich fühlte, würde mir von ihm und auch von Ina geraubt, dass ich so sehr entsetzt darüber sein musste. Ich: Ich glaube wirklich, dass ich damals in Princeton nicht durchgekommen wäre mit nur medizinischer Hilfe, ohne psychologische Hilfe. Aber jetzt ist es anders. Jetzt brauche ich nicht mehr die Art von Hilfe, die Dr. Wallis mir gab. Er: An was erinnert es mich in der Kindheit? Ich: Vielleicht war ich nach einer Krankheit enttäuscht, als die besondere Fürsorge der Mutter aufhörte; vielleicht war ich in Versuchung, in die Krankheit zurückzukehren, um die Fürsorge und Liebe wiederzugewinnen. Er: Aber das Kind musste lernen, dass man nicht immer nur nehmen und nehmen darf, sondern auch Liebe geben muss, um Liebe zu verdienen.– Später er: Was immer Dr. Wallis für Gründe hatte, es ist doch so, dass seine Einstellung ihm jetzt die Aufgabe schwieriger macht. Ich: Ich glaube doch nicht: Dr. Wallis war nicht nur indulgent, sondern erwartete doch Dinge von mir, wenn auch schrittweise: Als Ina später in Princeton den Ganztagejob nahm, war ich imstande, mich positiv dazu einzustellen. Auch jetzt ist mein bewusster Wille, weniger abhängig zu werden. Aber da ist auch gleichzeitig das Kind in mir, das abhängig bleiben will; es ist ein Kampf. Am Anfang bringt er Stuhl mit schräger Holzlehne herein. Ich: Will er, dass ich darauf sitze? Er: Nein, zunächst aber darüber sprechen. Ich: Der Polsterstuhl würde wohl bequemer sein. Er: Er dachte, dieser, weil er festen Rücken hat. Ich: Ja, das ist gut; aber das Wichtigere ist, dass ein Stuhl nicht zu gerade ist. (Ich kann vom Sehen nicht erkennen, wie es mit diesem damit ist.)

Ich bringe mein Rückenkissen mit herein, probiere es aus im Polsterstuhl. Dann hole ich den Holzstuhl aus dem Wartezimmer und probiere ihn aus. Er ist nicht bequem; zwar nicht zu steil, aber zu hart (mein Ledergürtel drückt mich) und die Rückenlehne nicht hoch genug. Dann sitze ich bequem im Polsterstuhl als er hereinkommt. Ich: Ich habe beide Stühle schon ausprobiert. Er: Er wollte mir aber nicht den Eindruck geben, als zwinge er mich zu etwas. Ich: Nein, er gab nur Anregung; und hier sitze ich gut. Er setzt sich dann an den Schreibtisch. – Es geht nun mehr gesprächsweise; er stellt öfters Fragen und gibt Erklärungen. Ich schaue ihn oft an. So ist es viel leichter als beim Liegen, wo viel weniger Kontakt ist. – Er fragt über Gefühle zu Vater und Agnes; war da Zorn auf den Vater oder das Gefühl cheated zu sein? Ich: Ich glaube nicht, mehr Eifersucht. Er: Wie machte der Vater die demands für größere Aktivität von mir? Ich: nicht durch Kommandieren; sondern so, dass ich beschämt sein musste, als Schwächling und Feigling, wenn ich es nicht tat. – Er fragt, ob ich fühlte, dass ich von Ina durch pressure in die Ehe gebracht wurde. Ich: Nein, sie ergriff die Initiative; in Wien, der Brief, ihr erster Besuch; ich sagte, heiraten will ich nicht; sie drängte nie darauf. Erst viel später weiß ich jetzt, wie sehr sie sich Heirat wünschte. Ebenso über Kinder. Ina sagt, in Prag hätte ich es so formuliert: ich willige ein, „wenn es für ihr Glück notwendig ist“. Erst jetzt weiß ich, wie sehr sie es sich wünschte; und jetzt tut es mir leid. Er: Wieso? Ich: Ich meine, wenn ich damals nicht die Hemmungen und inneren Beschränkungen gehabt hätte, dann wäre es für uns beide schön gewesen, Kinder zu haben. – Er spricht von meinen übermäßigen Anforderungen an Ina. Ich: Sie sagte, ich sei ein „gentle tyrant“, ich erkläre, wie das gemeint war. [Ina sagt nachher, das war nicht von ihr erfunden, sondern von Mama in S.F.] Er: Kann es sein, dass da auch ein Antrieb ist zu bestrafen, verursacht von einem viel früheren Resentment von mir gegen ein Unrecht, das ich fühlte über mir geschehen, z. B. Druck auf Heirat; aber noch früher, etwas von der Mutter? Ich: Ich weiß nicht. Ich habe es noch nie so angesehen. Würde man bei einem Kind, das übermäßige Anforderungen stellt, auch vermuten, dass es aus negativem Gefühl kommt? Genügt nicht die Erklärung, dass das Kind etwa Liebe und Fürsorge über alles vernünftige Maß hinaus haben will? Er: Oft ist der negative Faktor dabei.

(Ich sitze im Wartezimmer in dem Holzstuhl.) Ich lege mich auf die Couch, sage aber, dass das Gespräch sitzend voriges Mal leichter war. Er. Warum lege ich mich dann doch hin? Ich: Heute fühlte ich mich zu Hause nicht besonders wohl, eine schlechte Nacht usw. Er: Und dann muss ich mich auf die Couch flüchten, wie beim ersten Mal hier? Ich: Nein, ich kann auch sitzen (ich hole ein Kissen aus dem Wartezimmer). – Er fragt etwas über mein Resentment gegen Frau oder Mutter (ähnlich wie voriges Mal). Ich erzähle von Heirat in Prag; ich wollte eigentlich nicht; Ina sagt, ich zog den ältesten Anzug an; ich kaufte keine Ringe, sondern ließ sie selbst sich einen kaufen. 🕮\(_{58}\) [Ina sagt nachher: das stimmt nicht; sie hatte ihn schon in Wien gekauft.] – Ich berichte Traum 170: Frau sitzt auf meinem Bett; ich fürchte mich, schreie um Hilfe. – Er: Ich habe bisher fast nichts über meine erste Ehe erzählt, Beziehung zu Frau und Kindern, usw.; er denkt sich, ich lebte wohl etwas für mich, abseits der Familie, ließ die Frau für die Kinder sorgen, beschaffte nur den Lebensunterhalt. Ich: Das auch nicht; mein Vermögen zerschmolz in der Inflation; dann lebten wir hauptsächlich vom Geld aus Mexiko. Er: Er glaubt, ich war innerlich nicht bereit und gereift genug, für die Aufgabe, eine Familie zu haben, die Verantwortung usw. – Er: War der Entschluß, nach Amerika zu gehen, mehr Inas Initiative? Ich: Nein; das wollte ich zuerst. Aber dann war Ina froh, dass der Ozean zwischen uns und den früheren Familien war. Er: Fand Ina es schwer, sich in dem neuen Land anzupassen? Ich: Nein, sehr gut; im Praktischen besser als ich. Wir beschlossen bald, hier zu bleiben und Bürger zu werden. Er: Ich muss damals in Chicago es empfunden haben, dass der Dean mich „kränkte“‚ dass ich mich ihm zu fügen hatte usw. – Ich erwähne, dass wir ca. 3 Jahre zuletzt in Chicago nicht mehr Sexverkehr hatten. Er: Warum habe ich das nicht früher erzählt? Ich: Ich glaube, ich habe; ich sagte, dass damals der Rücken als Rationalisierung diente. In den Jahren vor diesem Aufhören wurde Sex schon weniger häufig.

(Ich fahre wieder. Ich sitze im Polsterstuhl mit meinem Kissen.) –Er: Wie geht es mir? Ich: Jetzt im allgemeinen gut. Manchmal der Magen nachts; besonders schlecht mal vorige Woche, mehrere Stunden Schmerzen, auch vomit. Aber das ist nur psychologisch. In Princeton war es schlimmer. Immer mal einige Wochen Beschwerden damit, dann längere Zeit gut. Vor einigen Wochen war so ein ; jetzt hört es mehr und mehr auf. Er: Habe ich mal wieder allgemeine Untersuchung gemacht? Das wäre in meinem Alter doch ratsam alle halbe Jahre oder so. Ich: Nicht seit Weinberger [das war im Okt.]. Er: Ich habe wohl nicht über unsere Gespräche in den letzten Stunden mit Ina gesprochen? Ich: Doch, am 17. abends, Nochmal über die Heirat in Prag; sie war katholisch erzogen; für ihre Gefühle und Träume ist sie nicht richtig verheiratet. Ich habe ihr auch nicht klar gesagt damals, dass wir zusammenbleiben würden. Das hängt zusammen mit Traum 172 (in der Nacht nach dem 17.): Magdalena sagt, ich sei zu schweigsam, „das richtige Wort zur richtigen Zeit ist nötig“, und „Tun ist noch wichtiger als Sprechen“. Dabei Assoziation dazu: Meine Versäumnisse im Sprechen und Tun zu Ina früher. Und zu meiner Mutter, besonders in ihrem letzten Lebensjahr. Ich erzähle, wie sie mir sagte, sie habe Krebs; mein Besuch in Jena; ihr Brief, dass wir nicht mehr zu ihr kommen sollten; nach dem Tod wollte ich keine Gefühle zeigen (dabei kommen mir einige Tränen). Er: Es ist merkwürdig; er hat nach Ina gefragt, ich habe von Ina erzählt, nun auf einmal von der Mutter; dies und der Traum zeigen, dass ich Ina als Mutter nehme. Ich ja; besonders in den letzten 3 Jahren sehr; weil ich Hilfe brauchte; auch vorher. Das ist nur eine Seite meiner Beziehung zu ihr. Er: Wenn er sieht, wie ich mich seit Jahren von Ina abhängig gemacht habe, und wie sie darauf eingegangen ist, seit beinahe 20 Jahren, denkt er, das war nicht richtig. Ich: Gewiß, das sehe ich jetzt; ich bemühe mich, unabhängig zu werden, aber jeder kleine Schritt vorwärts ist schwierig. Aber Ina bestärkt nicht etwa meine Abhängigkeit, sondern hilft mir auch, darüber hinwegzukommen. Dr. Wallis fragte Ina, ob er mich auffordern sollte, zu seinem Office zu kommen (das war, bevor ich noch aus dem Haus ging). Ina sagte ihm, das ginge damals noch nicht, aber sie würde mich vorwärts drängen, mehr und mehr zu tun, zunächst im Haus (z. B. Toilette usw.). Und so kam ich allmählich so weit, dass ich aus dem Haus gehen konnte, und später Auto fahren, und ganz zuletzt zu Dr. Wallis’ Office.

(Ich fahre; ich sitze.) –Er fragt, ob ich irgendwelche Gefühle, Resentment oder dergleichen habe über das, was wir letzthin besprochen haben. Ich: Ich bin betrübt und beschämt über meine Schwäche, zu große Abhängigkeit, Belastung für Ina, usw. Er: Dazu ist kein Grund; dies sind natürliche Folgen aus unbewussten Fürchten, entstanden in der Kindheit, gegen die ich mich zu schützen suche; alle Menschen, auch die Analytiker selbst, haben mit solchen Schwierigkeiten zu tun, jeder in seiner Weise. 🕮\(_{59}\)

Ich: Ich habe auch etwas Gefühle von Beklemmung und ein wenig Resentment gegen ihn und Ina, weil sie „Erwartungen“ haben, zu viel auf einmal verlangen, wo ich mein eigenes Tempo der allmählichen Entwicklung nehmen will. –Er fragt über Beziehung zu Studenten; ob sie den Eindruck haben, dass ich schwer zugänglich bin, ihnen nicht genug Zeit gebe, usw. Ich: Nach dem Seminar gehe ich zwar gleich, weil müde; aber in Officestunde gebe ich ihnen gerne die Zeit; ich glaube auch, einige, die mich gut kennen, fühlen sich jetzt at ease mir mir. –Er fragt nach Beziehung zu Kollegen, welchen ich am nächsten stehe. Ich: Kalish persönlich; jetzt oft auch Montague für Diskussionen. Er erinnert mich, wie ich sogar Vatergefühle zu Kaplan hatte, wo in Wirklichkeit dieser dringend eine Vaterfigur brauchte, und seit vielen Jahren, seit Chic. sehr attachiert ist zu mir. Er (Dr. Kupper) hat seit 10 Jahren schon viel über mich gehört durch Kaplan; aber meine Sachen nicht gelesen, weil zu technisch. –Er fragt, ob er auch etwas Philosophisches fragen darf. Ich: Gewiß. Er: Ob ich glaube, wie einige meinen, dass Bergson gewisse Begriffe habe, die analog seien zu solchen von Freud. Ich: Es besteht eine gewisse Analogie zwischen Bergsons élan vital und Freuds Trieb oder ich. Aber die Analogie ist nicht sehr nahe. Verwandtes besteht allerdings psychologisch und historisch: beides sind Reaktionen gegen den Intellektualismus und Rationalismus des 19. Jahrhunderts. Aber Freud wollte eine empirische Wissenschaft aufbauen, während Bergson eine Metaphysik. Mein Einwand gegen Bergson ist nicht, dass er das Irrationale betont, sondern, dass er Quasi-Dichtung für Erkenntnis hält. Nietzsche war klarer und ehrlicher in der Trennung. Unter meinen Freunden als in der Studentenzeit waren mehr solche in Literatur, Geschichte usw. als in exakter Wissenschaft; und ich hatte viel von den Beziehungen mit ihnen. Brügmanns Zitat aus Rilke; Ina brachte mir jetzt das Buch.

(anstatt 27.) Ich berichte: Gestern bei Dr. Ford, allgemeine Examination; alles scheint normal, aber Magen X-ray soll gemacht werden. Der Doktor fragt, ob ich like Dr. Ford. Ich: Ja, er ist ruhig und nicht zu energisch, wie Dr. Weinberger. Er: Er sah, dass ich im Wartezimmer sogar auf der Bank saß (weil die Sekretärin auf dem Stuhl saß); es scheine, jetzt könne ich sogar überall sitzen, die Bänke seien ja ganz besonders unbequem. Ich: Ja, (mit Mühe:) mit meinem guten Kissen. Er: Es scheint, es geht mir gut dieser Tage. Ich: Ja, im allgemeinen fühle mich wohl; zwischendurch aber auch manchmal Zwicken; z. B. heute nach dem Lunch Magenschmerz. Und mit Sex in den letzten Wochen etwas zaghaft; nur zweimal. Er: Also wieder die Furcht vor der Scheide; das zeigt sich nun schon so viele Jahre. Ich: Ja. Ich rechtfertigte die Nicht-Häufigkeit durch Regeln: zuerst Lutherregel (er ist sehr amüsiert; ob wirklich Luther selbst das aufgestellt habe). In der ersten Ehe diente das diese Regel aber auch zur Rechtfertigung der Häufigkeit, weil meine Frau nicht viel Neigung dazu hatte. Dadurch gewöhnte ich mir auch an, es schnell zu tun. Durch Ina lernte ich dann, langsamer und mit mehr Genuss. Die Furcht vor der Scheide kann ich aber nur erschließen aus der Unhäufigkeit, besonders später; sie war nie bewusst. Im Gegenteil, besonders früher, in der ersten Ehe, und mit Maue, und am Anfang mit Ina, hatte ich den Eindruck, dass ich es eifrig wünschte. Später in Prag die chinesische Regel: für Geistesarbeiter alle 9 Tage. – Bewusst negative Gefühle hatte ich nur gegen das Spiel mit Klitoris; nur wenige Male, dann gab ich es auf. –Ina fängt jetzt wieder Analyse an, mit Dr. Pastron. Er: Das ist gut, das wird Spannungen zwischen uns beseitigen. 🕮\(_{60}\)

VII / 1955 (Jetzt immer sitzend.) Ich sage wieder, es ist leichter so im Sitzen. Ich frage, ob er vielleicht warten will, bis ich „stark genug“ werde, es wieder im Liegen zu können. Er: Nein; dies scheint ihm jetzt das Richtige; er habe keine bestimmten Regeln; wenn er mal anders denkt, wird er es explizit sagen. –durchgestrichener Gedankenstrich Ich erzähle, dass Ina neugierig war, ihn zu sehen, aber dann doch die Konsultation mit ihm nicht wollte, hauptsächlich, weil sie glaubte, ich hätte Gefühle dagegen. Er: Sie könnte auch selbst unbewusst Gefühle dagegen haben. Ich sage, dass Ina jetzt Analyse mit Dr. Pastron macht. Er: Das wird es auch leichter für mich machen, weil sie dort Auslass für Spannungen hat, die sich sonst gegen mich entladen; es könnte ganz gut sein, dass das mir hilft über die Sexhemmungen der letzten Wochen (von denen ich ihm gestern berichete). Ich frage, ob es wohl nicht gut ist, dass ich Ina vieles aus meiner Analyse erzähle. Er: keine strikte Regel; aber wohl besser, nicht zu viel; wenn ich Gefühle über unsere Meetings habe, besonders Gefühle gegen ihn, so ist es zwar naheliegend für mich, schon bei Ina Auslass und Beruhigung zu finden; besonders wenn es lange dauert bis zum nächsten Meeting; aber die Folge ist, dass mein Response zu ihm dann abgeblasst kommt und nicht so unmittelbar, wie es gut für mich wäre. (vorher mal:) Heute morgen Traum, aber ich konnte nicht ganz erinnern; nun habe ich nur alten Traum, von vor 2 Wochen; lohnt sich das oder ist der schon zu abgeblasst? Er: Wir wollen lieber über die Probleme sprechen. Über meine übermäßige Abhängigkeit von Ina. Ich: In Wien anfangs war es so, dass Ina es bedauerte, dass ich unabhängig war und sie nicht „benötigte“. Er: Vom Kleinkind an sind schon die Konflikte die zwei Gefühle: zur Mutter wollen und sich von ihr unabhängig machen. Das Kind resents dass es die Mutter needs; es will immer mehr unabhängig werden, und die Mutter muss ihm helfen dazu, anstatt ihn zurückzuhalten. Die richtige Liebe wants den Anderen, aber nicht so, dass sie ihn needs, weil das immer zugleich Gegengefühle mit sich bringt. Es gibt eine gesundere und glücklichere Beziehung, wenn jeder den anderen liebt und wünscht, aber nicht needs.

(anstatt 4.7.) Ich komme atemlos herein, ich sage: vom Fahren. Er fragt, ob ich alleine kam; ich: nein, aber ich hoffe, bald; jetzt geht die Bremse leichter. – Ich berichte: gestern, im Hospital, Magen X-ray; ich war zu schüchtern, den X-ray-Doktor zu fragen, ob er etwas von einem ulcer sieht. Dr. Kupper: Da ist ganz gewiss kein ulcer. Ich: Schließt er das aus der Art der Schmerzen, wie ich sie berichtet habe? Er: Ja. Ich: So auch Dr. Wallis; das sagte ich mir jetzt immer zur Beruhigung; aber doch auch etwas Sorge, vielleicht ein ulcer, vielleicht ein Tumor, vielleicht Krebs. Er: Wenn ein ulcer käme, müßte ich dagegen kämpfen und wohl vielleicht den Rücken vergessen. Ich: Vielleicht würde der Rücken eifersüchtig. – Auf seine Frage, jetzt keine Klassen, ich arbeite an meinen eigenen Sachen. Er: Was? Ich: Ein Band [Schilpp]: ich muss Erwiderungen schreiben. Aber das schlimmste ist die intellektuelle Selbstbiographie. Er: Ist das embarrassing? Ich: Nein, aber schwierig; ich schreibe lieber über Probleme. Ich weiß selbst nicht genug über die Motivation meiner Philosophie; ich habe schlechtes Gedächtnis. Er: Er hat das gemerkt; wie wenig ich über die erste Ehe und Beziehung zu den Kindern gesagt habe; auch über Anfang mit Ina, nur einige bloße Fakten; vielleicht ist alles das zu sehr mit Gefühlen besetzt, und auch schmerzlichen. Ich: Das ist sicher der Fall in Bezug auf die erste Ehe. Aber der Wiener Kreis war eine sehr glückliche Zeit: trotzdem weiß Feigl besser‚ was ich damals sagte, als ich. Er: Da waren aber auch sicherlich mehr Gefühle im Spiel, als ich jetzt sehe; Rivalitäten, Freundschaften usw. –Er: Es ist ihm jetzt klar, dass es besser für mich ist, nicht in zu tiefe Schichten hinunterzugehen, und zu versuchen, sie durch frühe Erinnerungen aufzuwecken. Stattdessen lieber an den heutigen Beziehungen arbeiten: zu Ina, zu Freunden, zu Kollegen und Studenten usw. Er glaubt, die Aufdeckung gewisser Dinge bei Dr. Wallis sei nicht ganz spontan gewesen, ich sei da hineingedrängt worden, er bezweifelt die therapeutische Wirkung davon; diese sei vielmehr gekommen durch den freundlichen support, den Dr. Wallis gab. Ich: Ich glaube aber auch durch das Erlebnis von Dr. Wallis als Stellvertreter der Eltern „akzeptiert zu werden, trotz aller aufgedeckter Gefühlsbeziehungen 🕮\(_{61}\) zu Mutter, zu männlichen Freunden usw. – Er sagt wieder, es scheine mir jetzt leichter zu sein, zu ihm zu sprechen. Ich: Sicherlich, weil ich ihn sehe, z. B. heute, bevor ich zu sprechen anfing, und bevor er sich hinsetzte, sah ich sein Gesicht war verdunkelt, wie durch eine Sorge oder dergleichen; das gab mir das Gefühl, dass er nicht so absolut erhaben ist, sondern menschlich, und das war mir eine Erleichterung.

Ich habe überlegt, obseine Frage gestern, ob ich allein gekommen sei‚ bloß eine Frage oder eine Suggestion war. Ich denke: mehr als eine bloße Frage; zwar keine „Erwartung“ oder „demand“, aber doch eine Suggestion, damit ich mir es überlegte. Ich habe es überlegt, auch zusammen mit Ina. Die Schwierigkeit ist, dass, wenn etwas schief geht, wie z. B. vorgestern mit der Bremse, dann müsste ich allein herumgehen, irgendwo telefonieren, warten usw.; ich weiß nicht, ob ich das schon könnte. Er: Ich scheine immer die schlimmsten Möglichkeiten ins Auge zu fassen; ich: aber waswas würde denn schließlich passieren? Ich: Ein Rückenknax, wenn ich zu müde werde; das ist zwar seit 3 Jahren nicht passiert, aber damals doch mit schlimmen Schmerzen; also nicht so unrealistisch, als ob ich fürchte, hinter der Ecke bedroht mich ein Drache. Er: Dann wäre ich ja insane; das Charakteristische der Neurose ist, dass das reale und irrationale Faktoren gemischt sind. Und es ist typisch, dass ich Ina oder ihn frage, ob ich das und das jetzt tun soll, anstatt mich selbst zu entscheiden. Das war im ganzen Leben so. Einer der wichtigsten Schritte im Leben ist der Beginn von Sex; wann habe ich angefangen? Ich: Nicht vor der Ehe, also nicht vor Alter 26. Er: Die natürliche Entwicklung ist die, dass ein Jüngling anfängt mit sich selbst, und dann mit Freunden, z. B. gegenseitige Masturbation; so etwas ist die natürliche und beinahe notwendige Vorbedingung auf Sex mit Frauen. Ich: Es war bei mir so stark verdrängt, dass ich nicht einmal bewusst mit Versuchungen zu kämpfen hatte; ich hatte die moralischen Werte der Eltern so sehr selbst akzeptiert, dass mir so etwas überhaupt nicht in Betracht kam. Er: Das zeigt, dass eine sehr starke, unbewusste Furcht immer da war, sodass ich nichts zu tun wagte, ohne „höheren approval“; auf allen Gebieten. Ich: Nur mit Beziehungen zu anderen Menschen und praktischen Entscheidungen; nicht intellektuell, da ergriff ich wohl die Initiative. Schlicks Suggestion war zwar nötig, mich nach Wien zu bringen; aber dann überließ er’s mir allein, weil er selbst sehr passiv war. Nicht nur wählte ich selbst die Topics meiner Vorlesungen, sondern ich wurde bald auch mehr aktiv in Zirkeldiskussionen als Schlick selbst. –In der Adoleszenz fehlte es mir Gefühlen und Fantasien; es fehlte aber an äußerer Aktivität und Beziehungen zu Menschen; Er: Was für Fantasien? Ich (nach einigem Überlegen): Ich lernte Esperanto, für mich allein, war begeistert über die Idee, verbunden mit Pazifismus; besuchte auch Kongresse, großes Erlebnis, quasi-religiöse Bewegung; aber mit lokalen Gruppen wollte ich nichts zu tun haben, und bei Propaganda war ich leicht entmutigt. Er: Vielleicht war es eher so: ich tat diese Dinge einsam, weil ich mich im Grunde vor Kontakt mit anderen Menschen fürchtete; als hätte ich einen firecracker in der Hand, und fürchtete, dass der Kontakt mit anderen es wie ein Streichholz zur Explosion bringen könnte. –Er: Was war wohl die Furcht in der Kindheit? Wenn meine Mutter jetzt hier wäre, die könnte sicher allerhand sagen, wie sie sich gewundert hat, warum ich nicht mehr aktiv war; jeder Junge ist doch neugierig und auf Abenteuer aus, z. B. in bezug auf die Schwester, und so; vielleicht würde die Mutter Ähnliches berichten wie Ina aus der Wiener Zeit, über meinen Mangel an Initiative. Ich: Aber waren es nicht gerade die Eltern, die die Initiative verboten, bei Neugierde inbezug auf die Schwester und Spiel mit dem eigenen Organ usw.? Er: Das auch; aber sie wollten mich doch wohl mehr unternehmend und positiv im Kontakt mit anderen Menschen. 🕮\(_{62}\)

Ich berichte: Heute alleine gefahren; am 9. schon eine kurze Fahrt zu Dr Ford. Beim Fahren anfangs tense, aber bald ruhig; und dann macht es Spaß, allein „das Schicksal steuern“. –Dr. Ford hat gefunden: Duodenalgeschwür. Zuerst war ich enttäuscht, weil er (Dr. Kupper) mir versichert hatte, es wäre nichts; aber Dr. Ford beruhigte mich: das sei etwas sehr Häufiges; außerdem dachte ich: da er Narben sieht, so habe ich schon früher solche gehabt, und die sind geheilt, da wird auch dies heilen. Er: Dr. Ford hat ihn angerufen, und es ihm mitgeteilt, etwas apologetisch und minimierend; Dr. Kupper erklärt mir: Ein Duodenalgeschwür bedeutet viel weniger als ein Magengeschwür; aus letzterem entwickelt sich in 1/10 der Fälle Krebs, aus ersterem aber nicht; die meisten Leute, die welche hatten, wissen es gar nicht. Er sagt: Es scheint mich nicht besonders zu berühren. Ich: Nein; am Anfang war ich zwar enttäuscht, und auch für einen Moment kam mir wieder Idee über Krebs usw. Aber dann sahe ich es ruhig an. – Die letzten 3 Tage waren nachmittags immer Leute da; teils Persönliches, teils Fachgespräche. Ich finde, dass ich gerne mit Menschen spreche. – Wir sprechen über die Furcht, die mein Leben lang mich gehemmt hat. Ich: Jetzt, seit der Rückensache, habe ich oft bewusste Furcht oder Sorge: nämlich, ob etwas mit dem Rücken passieren wird. Aber vorher war mir die Furcht nicht als solche bewusst. Ich sehe nur rückschauend, dass vieles gehemmt war; also muss da unbewusste Furch gewesen sein; aber ich kam mir selbst nicht vor als worrying und beängstigt; sondern im Gegenteil als optimitisch, besonders auch in solchen guten Zeiten wie Wien. Er: Aber da waren doch immer die Regeln und Einschränkungen, wie Vorsichtsmaßregeln, als ob eine Gefahr drohe, eine Katastrophe. Ich: Aber Furcht vor was? Er: Wir können das nicht genau erkennen, aber es hing sicherlich zusammen mit dem Problem der Männlichkeit; ich wollte nicht Gefühle zeigen, weil das mir als weiblich und schwach erschien; aber andererseits schien mir bei der eigentlich männlichen Tätigkeit, besonders Sex, eine Gefahr zu lauern, so dass ich sie durch Regeln einschränken musste; solche Einschränkungen und Aufopferungen sind oft rational, um die Götter zu vergessen, da z. B. vor der Ehe Sex ganz ausgeschlossen, und nachher sehr geregelt und eingeschränkt; immer, als ob der Blitzstrahl des Donnergottes droht; sogar anfangs bei ihm die Furcht, als ob er eine drohende, allmächtige, unmenschliche Gestalt wäre, anstatt eines wirklichen Menschen mit seinen Schwierigkeiten.

Zuerst schweige ich, als ob ich auf eine Frage von ihm warte. Er fragt: immer noch scared, wenn er hereinkommt? Ich: Lange nicht so wie früher; aber eine kleine uneasiness, ein Gefühl, dass ich eine Aufgabe zu erfüllen habe. – Über Erna. Ich beneide sie um ihre Ungehemmtheit, obwohl das zu allerhand Schwierigkeiten führen muss. Sie meinte, Analyse scheint uns ja gut zu helfen; aber wenn man die den Quäkerglauben hat, braucht man keine solche Hilfe. Ich glaube, auch meinen Eltern half die Religiosität viel. Er fragt: Meine ich, dass das vielleicht eine mögliche Hilfe für mich wäre? Ich: Nein, nicht für mich; das theologische Element in der traditionellen Religion macht es mir intellektuell unmöglich. Er: Dafür habe ich mir dann eine eigene Theologie aufgebaut, eine Magie, mit Ritualen usw., um mich vor den vermeintlichen Gefahren zu schützen. Ich: Ich verstehe heute die Basis meiner Alkoholabstinenz; es war die Furcht, Kontrolle über mich zu verlieren; die Angst, die Impulse würden ungehemmt ausbrechen. – Über letzten Interc., . – Was für Kindheitsängste sind damit verknüpft? Er: Vielleicht fürchtete ich die Scheide meiner Schwester? Ich: Aber der Junge kann ja nicht sehen, dass da eine Öffnung ist. Er: Aber dass der Penis fehlt; es ist eine alltägliche Erfahrung in nurseries und Kindergärten, dass ein Junge, wenn er ein nacktes Mädchen sieht, plötzlich z. B. beide Hände vor seinen Penis hält, um ihn zu schützen. Ich: Erstaunlich, wie im Unbewussten die Kindesfürchte bestehen bleiben, trotz allen realistischen Denkens. 🕮\(_{63}\)

Gestern war Virginia bei uns; seit 10 Jahren nicht gesehen. Ich freue mich über die Anhänglichkeit; wir wollten nicht Philosophie, sondern persönliches Gespräch. Sie ist Dr. med., hat 4 Kinder; sie scheint so heiter alle Schwierigkeiten zu bewältigen. Ich war überrascht, dass sie später zu Ina sagte, sie sei in Analyse; ich dachte, sie sei die normalste Frau, die man finden könnte. Wo sind denn Menschen, die keine Hilfe brauchen? Der Doktor: Es gibt keine. Ich: Wenn man die Kinder richtig erziehen würde, würden damit nicht die meisten Schwierigkeiten vermieden? Er: Nein, die Schwierigkeiten sind unvermeidlich; teils angeboren, teils aus den Umständen. Ich: Aber könnte man nicht wenigstens das Meiste vermeiden, so wie viele organische Krankheiten heute viel seltener sind? Er: Ja, vielleicht. Ich: Aber ein langsamer Prozess, die Eltern zu erziehen. – Ich: Ina war gestern abend erschöpft durch Erna; ich war froh, dass sie zu mir kam, und ich ihr ein wenig Zuspruch und moralische Stützung gab, wie sie es mir so oft gegeben hat. Heute sagte ich zu ihr: „Heute fahre ich Dich zu Deinem Doktor“, nicht wirklich gleichzeitig uns beide. – Neulich, als ich zum ersten Mal alleine fahren wollte, kam sie auf einmal mit allerhand Bedenken. Meist tut sie mich ermutigen und antreiben; daher war ich erstaunt. Aber ich dachte daran, dass er mal gesagt hat: eine Mutter hat gleichzeitig beides in sich: das Kind selbständig zu machen, aber auch es zurückzuhalten.

(Diese Woche dreimal, weil vorige Woche nur einmal; morgen keine Sitzung, weil mein Vortrag im City College.) Agnes’ Kindheitserinnerungen: Johannes exerzierte mit uns Kindern; wahrscheinlich machte ich das nicht; ich hatte es ganz vergessen. Agnes’ Einstellung: konservativ (er sagt: Mid-Victorian), trotzdem mich schwarzes Schaf immer geliebt; abhängig von der Mutter, frigide; aber sie schildert Kindheit als sehr glücklich. Er fragt: Keine Aus ihren Hemmungen denke ich, da müssen doch auch solche in der Kindheit gewesen sein, an denen sie gelitten hat; aber das weiß sie wohl nicht mehr, ebenso wie ich nicht. Er: Sind gar keine sauren Noten dabei? Ich: nichts Unerfreulichesdurchgestrichener Semikolon bisher; höchstens dass der Ziegenbock mir ein Loch in die Hose machte; aber selbst das lässt sie weg, dass auch ein Loch in der Haut war und ich sehr schrie. Er: Wie geht’s mit dem Rücken? Ich: Gut; das alleine fahren geht leichter; ich sitze länger auf; wenn Besucher da sind, und vergesse den Rücken. Er: Es scheint, dass ich auch bei ihm mehr at ease bin, und leichter und spontaner spreche, als nurnoch vor einem Monat. Ich: Ja, das fühle ich auch; obwohl ich meist die schlechten Zeiten, wie im Juni die Tage um die Konferenz, zu vergessen geneigt bin. Ich frage, ob er mir diesen Fortschritt bestätigt, vielleicht als Trost, weil er im August einige Wochen weggeht? Er: Nein, dies ist wirklich eine sehr merkliche Änderung. – (vorher mal) Er fragt: wie ich mich hier fühle, im Vergleich zu Chicago. Ich: viel glücklicher; in Chicago nur als „Spezialist“ geschätzt, hier wirklich geschätzt, und die Atmosphäre im Department mehr kongenial. Nur ein Seminar; das ist etwas ; das kam durch competition zwischen Chic. und hier. – (vorher mal:) Er fragt, wofür Agnes Erinnerungen schreibt. Ich: Mutter schrieb Großvaters Biographie, später Büchlein über Vater; so ist es in der Tradition. Aber Agnes’ Noten nur für mich und Kinder.

Ich frage, wann er Ferien macht. Er: ca. 18.8. oder 19.8. – 11.9. – Ich gab Fr Vortrag im City College, populär; erst Zögern, dann lebhaft; auch allerhand Diskussion. Dann informelle Diskussion im kleinen Kreise von Lehrern. Ein Professor fragte mich über das Problem der Homosexualität. Ich sagte allerhand; was man unterscheiden müsse; keine moralischen Gesichtspunkte, usw. Er: Der hatte sicher selber mit dem Problem zu tun. Ich: Mia sagte mir, er habe klassische Psychologie studiert, sei jetzt Studentenberater. Er: Es ist ziemlich sicher, dass er selber damit zu tun hat, und es darum schwierig findet, die Studenten zu beraten; besonders wenn ein Student selbst nicht recht weiß, was mit ihm ist. 🕮\(_{64}\) Z.B. wenn einer von einem Mädchen zum anderen läuft, wie Don Juan; das ist oft, weil er unbewusst von seinem Homowunsch weglaufen will. Ich: Ich glaube, Freud sagte, der Don Juan Typ suche immer die Mutter unbewusst. Er: Das ist verwickelt; die Muttersuche ist auch oft dabei; aber tiefer liegend das homo; Er: Es ist merkwürdig, dass wir erst von seinen Ferien sprechen, und dann ausführlich von homo; das Persönliche spielt doch eine große Rolle, auch in der Analyse. Er: Seit ich like ihn, ist viel stärkere Wirkung da. Ich: Ja, das habe ich auch gespürt! –

Ich erwähne, dass ich immer Notizen mache, über unsere Sitzungen; dass ich überrascht war, als Ina sagte, das sei ungewöhnlich. Er ist auch erstaunt. Ich: Mir scheint es ganz natürlich; es sind doch wichtige Dinge für mich, die ich nicht vergessen und verlieren will; ich habe das Gefühl, wenn ich das nochmal durchlese, hat das die doppelte Wirkung. Er: Es ist aber auch wohl auch eine Form von Intellektualisierung. Ich: Ich schreibe auch Karten über alles Gelesene, und rate auch Studenten, das zu tun. Er: Vielleicht ist das auch, um gewisse Gefühle, die dabei waren, hinter dem Theoretischen zu verstecken. Ich: Ich finde es aber auch praktisch nützlich, sogar unentbehrlich. Er: Die Philosophen machen alles theoretisch, und unsere Richtung bemüht sich ganz besonders, alle gefühlsmäßigen Störungen auszuschalten. Die Studenten aber kommen zu Philosophie, wie auch zu Psychologie und zuweilen auch zu Sozialwissenschaft, hauptsächlich über emotionale Bedürfnisse. Es ist gut, das zu erkennen, wenn sie mit mir über ihre Probleme sprechen. (Vorher, über den Psychologen; ich: aufgrund davon, was der Doktor sagt, bin ich froh, dass ich ihm ausführlich geantwortet habe, so gut ich konnte; das mag ihmspäter eingefügt hinter zurückverweisendem Pfeil: PsychologenBeruhigung gegeben haben, dass es eine natürliche Sache und nicht eine moralische Frage ist.)

Gestern Næss hier, und Frau. Abends für mich dachte ich: Freundschaft ist eine gute Sache. Es war ein wirklich erfreulicher Tag. Ich freue mich, dass ich jetzt intensiver erleben kann. Ich berichte: Ich sagte zu Næss, dass ich meine Aggressionen unterdrückt hat . Er fragt, ob es wohl auch möglich wäre, ohne Verdrängung unaggressiv zu sein; vielleicht Gandhi; wir spekulierten darüber, aber ohne endgültiges Ergebnis. Ich: Wenn ich denke, dass Gandhi schon früh im Leben auf Sex verzichtet hat, zweifle ich doch, ob das ganz natürlich und gesund war; ob es nicht eher aus Kindheitserlebnissen kam, ähnlich wie bei mir. Ich: Næss sagte, Gandhi hatte wirklich gute Gefühle zu allen Menschen, auch Gegner, wie Engländer und die Mohammedaner. Ich: Bei mir war das Gefühl „für die Menschheit“ nur für eine abstrakte Idee, nicht für die konkreten Menschen; im Gegensatz zu Neurath wollte ich gar keinen Kontakt mit den Arbeitern persönlich; ich war nur „für die Sache der Arbeiterschaft“. Er: Es ist gut, dass ich jetzt „elastischer“ sein kann, d. h. persönlichen Kontakt mit Menschen; sozusagen „mich beugen kann, ohne zu fürchten, dass der Rücken bricht“ (nur metaphorisch). Wenn die Fürchte verschwinden, z. B. vor der Scheide, davor, weiblich zu werden, usw., kann ich viel mehr Dinge im Leben genießen. 🕮\(_{65}\)

VIII / 1955 Ich berichte: Gestern schrieb Ina Brief an Anny; mein Selbstfahren erschien da als verursacht durch die Referenz der Frauen; das ärgerte mich, denn ich wollte es nur mir selbst schulden, und auch dem Doktor, aber nicht den Frauen. Das Gefühl war, wie wenn Agnes und Mutter etwas für mich arrangieren wollten, was ich selber tun wollte. Er: Ja, mein Leben wurde zu sehr von Frauen dirigiert. Ich: Ich war erstaunt, in Agnes’ Aufzeichnungen zu lesen, dass ich „in der ersten Zeit“ ein Mädchenkleid trug; als ich später Hosen bekam, fand sie das häßlich. Er: Es kann wohl sein, dass das lange Zeit war, vielleicht bis zu 5 Jahren; das würde vieles erklären, z. B. dass ich in der Adoleszenz mich nicht traute, männlich zu werden und den Penis zu betätigen; das ist außerordentlich selten, und bedarf einer besonderen Erklärung. Ich: Ich glaube doch nicht, dass es so lange war; dann würde ich es doch wohl erinnern. – Ich: Letzthin ging es besonders gut mit Sex (ich erzähle es im Zusammenhang mit dem Selbstfahren); ich weiß nicht, ob das direkt zusammenhängt. Er: Er glaubt ja; das aktive selbständige Fahren stärkt die Initiative überall, besonders, und besonders wo sie unterdrückt war. – Ich: Gestern mittag, als Arne Næss sagte: „Einer von uns sollte schreiben an Else Frenkel-Brunswik“, hörte ich nur „Else“ und verstand Else Næss. Als er nachher sagte, „sie wünschte sich mehr als Du geben wolltest“, da erinnerte ich Traum: „Nein, umgekehrt“. Er war erstaunt, bis Ina verriet, dass ich etwas anderes meinte.

(anstatt 5., wegen Feigl Konferenz). Gestern Abschied von Næss. Er: Umarmt? Ich: Ja, und im Impuls auch gekonnt. Ich hatte etwas gezögert mit dem Umarmen vorher, ob das zuviel für einen Norweger ist. Er: Das sind kulturelle Unterschiede, z. B. zwischen Europa und Amerika. Ich: Ich dachte auch, in Amerika wohl nicht üblich; vielleicht sollte ich hier zurückhaltender sein. Er: Nein, es ist doch ein schöner Ausdruck zwischen nahen Freunden; um Zusammenhang Kaplan; das ist auch hier zuweilen zwischen Vater und Sohn; und ich sei doch für viele ein Vater (er nennt hier irgendwann auch Kaplan). Ich: Næss fand, dass ich im ganzen unverändert sei, aber viel freier im äußeren Verhalten. – Er: Ob ich zuweilen abends zu Parties gehe? Ich: nein; neulich war ich unentschlossen für die Departmentparty, aber schließlich entschied ich dagegen, weil (wie Ina sagte) ich dann mich bei anderen Parties nicht mehr damit ausreden kann, dass ich abends nicht ausgehe. Es ist nicht hauptsächlich wegen Rückenermüdung; das ist nur Ausrede; es ist, weil ich dann nachher nicht schlafen kann; auch nicht, wenn Freunde hier sind; auch nicht, wenn ich abends noch an Problemen arbeite. Er: Da muss doch irgendetwas sein, dass den Abend aufregend macht. Ich: So schon als Kind, „schwache Kopfnerven“, die Mutter hielt mich still. Er: Wenn ich mir als Knabe erlaubt hätte, abends mit dem Penis zu spielen, und später zu masturbieren, so wären die ganzen Schwierigkeiten mit den Abenden nicht aufgetreten; es ist doch immer die Angst um den Rücken, um Verstümmelung usw. Er: Ob ich mich vor dem Tod fürchte? Ich: Nein, aber vor Schmerzen, wie Krebs usw. Er: Das ist wohl auch wieder Angst um den Rücken und Verstümmelung. Das wird alles weniger werden, wenn ich mehr aktiv werde. Später, nach der „formalen Therapie“, würde er mich vielleicht mal bei einer Party bei Kaplan treffen. Ich: Das würde ich sehr gern; ich hoffe, dass ich dann entweder abends ausgehen kann oder er willig ist, nachmittags zu kommen.

Nicht aufgeschrieben: 8., 12., 15., 19. dann seine Ferien.


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