65Tagebuch 06. X. 1952 – 03. VIII. 1955 [Analyseprotokolle] [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mo 6. XII. 1954

Zum Traum, den ich am 29.11. berichtete, wo ich in wheelchair fuhr, fiel mir ein: in den Jahren vor Princeton hatte ich oft Fantasie: bin amputiert, in wh-ch. zur Klasse usw., dabei heiter und tapfer. Wenn das Schicksal mir die Wahl gäbe, würde ich das vorgezogen haben, um nicht die ständige Furcht vor einem Rückenfall zu haben. –Frankenberger hatte Bein amputiert; aber immer noch große Schmerzen; später Selbstmord. – Solche Neigungen in der schlimmsten Zeit Sommer ‚52 in Vermont. Das Hauptmotiv dagegen war nicht die Arbeit, sondern Ina; das war ihr später wichtig, als ich es erzählte. – In Princeton Fantasien vom „Segelboot“, bei Schubertmusik; zuweilen so, dass ich abfuhr; oder so, dass ich bei dem Mädchen blieb. Der Doktor fragt: Was ist es mit dem Mädchen? Ich: Das ist Ina; ich entschied, bei ihr zu bleiben; aber abfahren und im Nichts versinken hatte doch immer noch Anziehung, wenn auch die andere Idee stärker war. –Er sagt, er kann nicht verstehen, warum gerade jetzt, wo ich mich besser fühle, diese „morbid“ Ideen auftauchen. Ich: Ich fühle mich heute wohl; durch Anderes angeregt, hätte ich anders assoziiert; jetzt kam dies in den Sinn und so sagte ich es; das scheint mir gut verständlich, denn alles das, obwohl nicht vorherrschend, ist doch immer noch im Hintergrund vorhanden. Die Idee vom w.-ch. war vielleicht auch angeregt, weil ich jetzt blauen Sticker habe, der mich berechtigt, auf dem Platz für die paraplegic Studenten zu parken; ich sah, wie einer mit w.-ch. ankam und mühsam sich in sein Auto schob.