65Tagebuch 06. X. 1952 – 03. VIII. 1955 [Analyseprotokolle] [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Fr 27. II. 1953

Ich sage, dass ich manchmal herumgehe, bis ins Wohnzimmer. Er schlägt vor, mich anzuziehen; dann könnte ich gehen, sitzen, und auch so auf dem Bett liegen; aber ich sage, angekleidet liegen ist zu unbequem. – Ich habe lange keinen Traum gehabt. Er sagt, Tagträume dienen ebenso gut. Darauf erzähle ich von meinem Tagtraum über Astrid; meist ist sie unerreichbar, weil lesbisch; manchmal kommt es doch zu einer Vereinigung. Er sagt: Das Bemerkenswerte liegt in dem, was nicht vorkommt: homoerotische Fantasien. Ich sage, dass ich homoerotische Gefühle in mir erkennen kann, aber sexuelle Betätigung auch in der Fantasie mir abstoßend ist. Er: Das sind die alten Tabus, die sollten verschwinden. – (Ina sagt ihm, dass wir vielleicht ein zweites Jahr frei haben; ob es wichtig wäre, hier in Pr. zu bleiben für Analyse. Er sagt, dass ich schnell fortschreite, und dass es gut wäre, nächstes Jahr fortzusetzen.)

III / 1953