RUDOLF CARNAP. Tagebücher und Leselisten. 1908–1919 |
Über Gefühle von mir und Ina gestern über Widmung im Buch. (Meine Schwierigkeit zu schenken und Gefühle auszudrücken; ihre Schwierigkeit anzunehmen.) – Über Ausdrücken von Gefühlen als Kind zu Vater und Mutter. Vater ließ mich auf den Knien reiten; „Hoppe, hoppe, Reiter …“. Wieso konnte ich nicht meine Schwester nachahmen, die alle Gefühle ausdrückte? Er: Ich war wohl empfindlicher gegen Necken; aber das ist an der Oberfläche; ich hatte anscheinend strengeres Superego, strengere Tabus. Ich: Ich hatte eine gute Kindheit; warum dann trotzdem die Schwierigkeiten? Er: Ich lernte zwar später in manchen Dingen zu rebellieren und meinen eigenen Weg zu nehmen; aber vieles blieb unterdrückt; „you are the victim of your virtues“.