RUDOLF CARNAP. Tagebücher und Leselisten. 1908–1919 |
Ich berichte: Heute alleine gefahren; am 9. schon eine kurze Fahrt zu Dr Ford. Beim Fahren anfangs tense, aber bald ruhig; und dann macht es Spaß, allein „das Schicksal steuern“. –Dr. Ford hat gefunden: Duodenalgeschwür. Zuerst war ich enttäuscht, weil er (Dr. Kupper) mir versichert hatte, es wäre nichts; aber Dr. Ford beruhigte mich: das sei etwas sehr Häufiges; außerdem dachte ich: da er Narben sieht, so habe ich schon früher solche gehabt, und die sind geheilt, da wird auch dies heilen. Er: Dr. Ford hat ihn angerufen, und es ihm mitgeteilt, etwas apologetisch und minimierend; Dr. Kupper erklärt mir: Ein Duodenalgeschwür bedeutet viel weniger als ein Magengeschwür; aus letzterem entwickelt sich in 1/10 der Fälle Krebs, aus ersterem aber nicht; die meisten Leute, die welche hatten, wissen es gar nicht. Er sagt: Es scheint mich nicht besonders zu berühren. Ich: Nein; am Anfang war ich zwar enttäuscht, e ich es ruhig an. – Die letzten 3 Tage waren nachmittags immer Leute da; teils Persönliches, teils Fachgespräche. Ich finde, dass ich gerne mit Menschen spreche. – Wir sprechen über die Furcht, die mein Leben lang mich gehemmt hat. Ich: Jetzt, seit der Rückensache, habe ich oft bewusste Furcht oder Sorge: nämlich, ob etwas mit dem Rücken passieren wird. Aber vorher war mir die Furcht nicht als solche bewusst. Ich sehe nur rückschauend,