65Tagebuch 06. X. 1952 – 03. VIII. 1955 [Analyseprotokolle] [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mo 14. IX. 1953

Über Ronsdorfer Zeit. Starke Bedrückung, wenn ich „Unrecht“ tat. Wie können andere Jungens dabei Spaß haben? Mit Otto in den Steinbruch geklettert. Die Mutter nahm mich oft in Schutz; z. B.: ich war mit einem anderen Jungen weggegangen, sie sagte: du dachtest wohl, es wäre kürzer. In die Hose gemacht, bei Johannes’ Haus; die Frau sagte, ich habe es unterwegs gesagt. Nochmal die Geschichte von den Handschuhen, als ich Agnes gekratzt hatte. Der Dr.: Solche Bemerkung ist schlimmer für das Kind als wirkliche Strafe; das war sadistisch von dem Vater; sicherlich war ich da zornig auf ihn. Vielleicht war die Bedrückung oft wegen Gefühlen von Hostilität gegen die Eltern, was als besonders schlimm empfunden wurde. Über Vaters 2 Schlaganfälle (er: dass sie bei Aufregung kommen, ist populärer Aberglaube); der Dr.: sicher wurden wir nachher immer zur Ruhe gewarnt, nur nicht den Vater aufregen; Kinder glauben dann an Kausalzusammenhang. Auch mit dem Tod; diese Hostilitäten und Wünsche gegen die Eltern sind so stark unterdrückt, die sind am schwierigsten herauszubringen. (Hempel erzählte gestern von Zwangsidee über Schlafanfälle; sein Vater hatte Anfälle gehabt.)