65Tagebuch 06. X. 1952 – 03. VIII. 1955 [Analyseprotokolle] [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mo 6. X. 1952

aBei den folgenden Aufzeichnungen handelt es sich um ein von Carnap parallel zu den Konvoluten TB 58 und TB 59 geführtes Protokoll seiner Psychoanalyse. Der Text ist anfangs weitgehend identisch mit den dortigen Einträgen, wird dann aber eigenständiger. Die Protokollle sind auf großformatigem unliniiertem Papier ohne Lochung verfasst. Die Seiten sind durchpaginiert. In der Kopfzeile dieses ersten Blattes steht Dr. Kendall Wallis (Princeton), Besprechungen, Herbst 1952. (Ich immer im Bett.).OPrinceton Ich erzähle von den Angstzuständen und Depression diesen Sommer, veranlaßt durch Rückensache, aber wohl tiefer gehend. Ich erwähne Bindung an Mutter als mögliche Erklärung für die Neigung, im Bett zu bleiben. Er: Es gibt viele mögliche Erklärungen; man muss es ausfinden, z. B. durch Träume. Ich: Ich glaube einiges aus meinem Unbewussten zu erkennen, habe keine Hemmungen darüber zu sprechen, und keine Widerstände gegen irgendwelche Erklärungen. Er: Vielleicht kann dann die Aufklärung in „leaps & bounds“ gehen, aber man kann es nicht im voraus wissen. Er sagt, Schlaflosigkeit kommt meist aus der Furcht vor Träumen. Er verschreibt Dexedrin; das wirkt auf das unbewusste Nervensystem, erhöht den Stoffwechsel, direkt gegen Depression; zuweilen erzeugt es „leichten Kopf“ oder Herzklopfen; dann soll ich Phenobarbital nehmen (½ kleine Tablette). – Er ist umgänglich und nett, ich kann gut mit ihm sprechen. (Ich fange Dexedrin in kleinen Dosen an ; schließlich täglich 3: beim Aufwachen, 10 (oder 11), 4h.)