65Tagebuch 06. X. 1952 – 03. VIII. 1955 [Analyseprotokolle] [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Fr 1. IV. 1955

Gestern Magen ungemütlich. Dann nachts 3 Träume. 1. Traum: Feigl tut etwas … (was?). [Assoz. gestern großer Scheck von Feigl.] – 2. Traum: Ich erzähle von Marokko, zeige Casablanca auf der Karte; von dort gingen wir in Felsenberge und kletterten. [Assoziation: Mit Garthe. Schöne Zeit zusammen. Er verliebte sich in Lies6Elisabeth Helene Carnap (1989-1970), Lies genannt, Tochter aus erster Ehe von Joseph Johannes Carnap, später verheiratet mit Otto Heinrich Albrecht Wiebalck.; ich wollte es nicht bemerken, war wohl eifersüchtig; er war lebendig und gefühlvoll, das zog mich an.] Der Doktor Ich erzähle, wie die Pferde den Weg fanden; Hund und Esel; die Jagd; usw. Der Doktor: Dies ist bloß eine Reihe von Erinnerungen, aber was ist der Kernpunkt? Ich: Die ganze Stimmung, besonders meine Beziehung zu Garthe. Wir standen abseits von den anderen, sozusagen für uns. Er bedeutete viel für mich. Der Doktor: Also anscheinend meine Beziehung zu jungen Männern; …(nicht klar). Ich: Vielleicht meinen Sie: ich wollte die führende Rolle übernehmen, aber konnte es nicht, und darum erwartete ich die Freunde, die führende Rolle zu nehmen? (Es scheint, er meint sowas Ähnliches.) 🕮\(_{50}\)3. Traum. Ina und ich wollen Agnes besuchen, anscheinend aus Amerika, im Auto. Agnes wohnt jetzt in der Krim. Wir treffen sie draußen, mit Verwandten, gehen dann hinein. Eine ältere Frau und ein Jüngling sind immer dabei, und neugierig; so kann ich nicht persönlich mit Agnes sprechen. Auf dem Tisch liegt Vaters goldene Uhr für mich. Ich erkläre den Verwandten: früher wollte ich sie nicht mitnehmen nach Amerika, aber jetzt will Agnes, dass ich sie trage. [Assoz. Vaters Uhr ist Symbol seiner Stellung. Ich verlor die Uhr in Amerika, war deprimiert. (Assoziationen abgebrochen.)]