RUDOLF CARNAP. Tagebücher und Leselisten. 1908–1919 |
(eingeschoben, anstatt des 18.) Am 21. abends Abschied von Feigl, umarmt; er sagt zu Ina: zum ersten Mal! Warum hatte ich es nie getan? In Princeton Abschied von Hempel, mit Umarmung, kleiner Schmerz durch Druck der Hand. „Abschied nehmen ist halb sterben.“ Abends zog ich mich immer zurück, sehr müde; vom Aufsitzen, langen Gesprächen, vielleicht auch emotional? Der Doktor fragt: Wie ging es Ihnen diese Tage mit dem Rücken. Ich: Oft lange aufgesessen (nicht hingelegt vor den Mahlzeiten)durchgestrichenes Komma ohne große Ermüdung; aber abends sehr müde, trotzdem nicht leicht eingeschlafen. Freundschaft scheint mir etwas sehr Wesentliches im Leben; ich hörte von jemandem, er habe keine nahen Freunde, und ich dachte, da fehlt ihm aber etwas sehr Wesentliches. –Ich frage: vielleicht komme ich jetzt auf die Träume vom vorigen Mal zurück; oder hat er Comments zu dem, was ich gesagt habe. Der Doktor: Es strucks ihn wieder in meiner Geschichte, dass da alte Fürchte, wohl aus der Kindheit, zu sein scheinen, wie wir schon mehrmals fanden, die Furcht des Knaben, zum Manne aufzuwachsen, weil da Gefahren zu drohen scheinen; andererseits die Furcht, Gefühle zu sehr zu zeigen, oder gar Tränen und Bewegung, weil das zu weiblich ist; dies ist der alte Konflikt wieder. (Er erinnert an frühere Beispiele beider Arten: Furcht vor Autoritäten, vor dem Dean, vor den anderen Autos beim Fahren, usw.; Furcht vor passiver Rolle.) Ich: Bewusst merke ich nicht viel von einer Tendenz zu passiver Rolle gegenüber Feigl und Hempel, weil in der Philosophie und in anderen Dingen zuweilen, sie mich als den Führenden ansehen; und ich auch.