RUDOLF CARNAP. Tagebücher und Leselisten. 1908–1919 |
Der Doktor: Was war der erste Gedanke? Ich: Überlegungen im Wartezimmer, ob ich, wenn es länger dauern würde, anklopfen dürfte und vielleicht sogar hereingehen. Ich saß unbequem auf der kleinen Bank; ich dachte an denjerkim Rücken vorhin, als ich aus Royce Hallkam und die Stufe nicht sah; ich erschrak und dachte an frühere Rückenanfälle. Dies ist die ewige Frage: Was ist recht zu tun? Als Kind konnte ich Antwort von der Mutter bekommen; später wurde ich unabhängig und folgte dem eigenen Gewissen; aber manchmal fühlte ich doch: die Katholiken haben es leichter, weil die Autorität ihnen die Verantwortung abnimmt. Später habe ich zuweilen Dinge getan, sehr gegen die Konvention: Ina, und Maue. Ausführlich über unseren Beschluß für Kinder. Ich zu Gramm: mehr als Freundschaft. – Der Doktor fasst zusammen: Von dem Problem, ob ich durch die Tür gehen kann, bin ich gekommen zu den großen Fragen im Leben, die mit Sex zusammenhängen; vielleicht kein Zufall; es scheint, dass die jetzige Unfähigkeit zu Beschlüssen zusammenhängt mit damit, dass ich als Kind Fragen über Sex überlegte, die mir nicht beantwortet wurden; und jetzt hängt anscheinend die Unentschiedenheit zusammen mit dem Rücken. Ich: Ja, aber sie war vorher; der Rücken verstärkte sie nur; aber der Rücken ist wohl nur ein excuse dafür, nicht die Ursache. Er: Rückenangst, Unentschiedenheit und Sexprobleme in Kindheit scheinen eng zusammenzugehören;