65Tagebuch 06. X. 1952 – 03. VIII. 1955 [Analyseprotokolle] [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Do 30. VI. 1955

(anstatt 27.) Ich berichte: Gestern bei Dr. Ford, allgemeine Examination; alles scheint normal, aber Magen X-ray soll gemacht werden. Der Doktor fragt, ob ich like Dr. Ford. Ich: Ja, er ist ruhig und nicht zu energisch, wie Dr. Weinberger. Er: Er sah, dass ich im Wartezimmer sogar auf der Bank saß (weil die Sekretärin auf dem Stuhl saß); es scheine, jetzt könne ich sogar überall sitzen, die Bänke seien ja ganz besonders unbequem. Ich: Ja, (mit Mühe:) mit meinem guten Kissen. Er: Es scheint, es geht mir gut dieser Tage. Ich: Ja, im allgemeinen fühle mich wohl; zwischendurch aber auch manchmal Zwicken; z. B. heute nach dem Lunch Magenschmerz. Und mit Sex in den letzten Wochen etwas zaghaft; nur zweimal. Er: Also wieder die Furcht vor der Scheide; das zeigt sich nun schon so viele Jahre. Ich: Ja. Ich rechtfertigte die Nicht-Häufigkeit durch Regeln: zuerst Lutherregel (er ist sehr amüsiert; ob wirklich Luther selbst das aufgestellt habe). In der ersten Ehe diente das diese Regel aber auch zur Rechtfertigung der Häufigkeit, weil meine Frau nicht viel Neigung dazu hatte. Dadurch gewöhnte ich mir auch an, es schnell zu tun. Durch Ina lernte ich dann, langsamer und mit mehr Genuss. Die Furcht vor der Scheide kann ich aber nur erschließen aus der Unhäufigkeit, besonders später; sie war nie bewusst. Im Gegenteil, besonders früher, in der ersten Ehe, und mit Maue, und am Anfang mit Ina, hatte ich den Eindruck, dass ich es eifrig wünschte. Später in Prag die chinesische Regel: für Geistesarbeiter alle 9 Tage. – Bewusst negative Gefühle hatte ich nur gegen das Spiel mit Klitoris; nur wenige Male, dann gab ich es auf. –Ina fängt jetzt wieder Analyse an, mit Dr. Pastron. Er: Das ist gut, das wird Spannungen zwischen uns beseitigen. 🕮\(_{60}\)

VII / 1955