RUDOLF CARNAP. Tagebücher und Leselisten. 1908–1919 |
(Eine Sitzung ausgefallen.) Ende von Traum 102: mit Hanneliese auf der Straße, Kartoffelsalat und Ananas. Der Doktor sagt: die Ananas ist zweideutig: Penis oder Mutterliebe. Es scheint, dass mein Gefühl schwankt zwischen aktiver und passiver Rolle. Dabei aber immer etwas Zweifel: Was ist das Richtige? Keine Straßenschilder! Aber ich lerne jetzt mehr die zwei seitigen zu akzeptieren. Er sagt: Auch in der kulturellen Entwicklung ist zuerst strenge Scheidung der sexuellen Rollen; heute noch in Amerika, in Europa weniger, noch weniger in Griechenland und Renaissance, wo die beiden Sexkomponenten im Menschen klar erkannt und anerkannt waren. – (Vorher:) Wegen der Sorge, ob die Regenten der U. of Cal. meine Ernennung billigen werden, werde ich jetzt schon vorsichtig, gebe nicht mehr meine Unterschrift; dann schäme ich mich; dann fluche ich auf die Reaktionäre, die mich in diese schändliche Haltung zwingen, und auf Hook usw., die behaupten, dass kein nicht-kommunistischer Professor irgendwo in Amerika in Meinungsäußerung beschränkt wird. Er: Er hat gegen die Reaktionäre gesagt, dass jeder Schritt ein radikaler sein muss; ich: ich habe dasselbe über den echten Philosophen gesagt.