65Tagebuch 06. X. 1952 – 03. VIII. 1955 [Analyseprotokolle] [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Fr 5. II. 1954

Ich berichte: Spazieren bis zu 20 min.; danach nicht die frühere Müdigkeit, aber atemlos, auch zuviel unterwegs; und dann denke ich, das bringt Gefahr von Krampf . Er sagt: Das kommt nur durch Mangel an Gewohnheit an Bewegung (ich habe keine Alkalinreserve, daher schneller Mangel an Sauerstoff); mit Atem anhalten die Schwierigkeit besiegt, ist es Übersäuerung, und Krampfgefahr, dann ist Atem anhalten gut; wenn ich nicht Atem anhalten kann, ist es Sauerstoffbedarf, also zuviel Kohlensäure, nicht zu wenig, daher keine Krampfgefahr. – Ich berichte: Beim Tanzen fühle ich etwas freier; aber doch dabei und überhaupt immer noch Furcht vor Beugen und Twisten; ich taue zwar ein klein wenig beim Tanzen, aber habe immer Furcht, wo „die Grenze“ ist, wo plötzlich ein Schmerz eintreten würde, etwa durch Krampf. Er sagt: Er glaubt jetzt, wahrscheinlich hatte ich niemals Disksache; sie ist niemals bewiesen worden, und bei der Diagnose hat man früher die neuralgischen Anfälle nicht genügend gekannt. Er denkt jetzt, es war alles neuralgisch; und das ist jetzt permanent beseitigt durch die B12-Injektion. Ich. Diese Injektionen waren doch 52; trotzdem hatte ich mehrmals Schmerzen im Frühling und Sommer, besonders den einen beim Bücken, als er da war (März 53). Er: Das kam durch Überatmen und starre Haltung; bei leichter Bewegung, besonders rhythmisch, wie beim Tanzen, ist keine Gefahr von Krampf; vielleicht wäre es gut, Tanz und Ballett usw. in Television anzusehen, das regt das Gefühl für solche Bewegung an. Bei Leuten, die gebrochene Schulter oder sowas hatten und lange im Gips verband waren, ist auch nachher „Überprotektion“ gegen Heben des Armes; sie lernen es, indem sie mit der Hand an der Wand „hinabkriechen“, langsam mehr und mehr. Aber besser noch ist entspannte Bewegung, besonders rhythmisch. – (Er erklärt wieder ausführlich, mit Zeichnung, die neuralgischen Schmerzen; sie entstehen durch Fehler im Stoffwechsel von Sinnesnerv ganglien nahe dem Rückgrat; sie sind zu unterschei man kann sie unterscheiden von Disk dadurch, dass Paraesthesiastörungen dabei sind: numbness oder tingling, Störung beim Taktilen, Temperatur- und Schmerzempfindungen in der weiten Umgebung.) 🕮\(_{21}\)