65Tagebuch 06. X. 1952 – 03. VIII. 1955 [Analyseprotokolle] [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Di 11. XI. 1952

(anstatt 10.) Ich berichte den langen Traum (16) über die Schule auf Juist. Er erklärt, dass Wünsche von Selbstverletztung oder Selbstmord häufig zurückgehen auf Wünsche, den Vater zu verletzen oder zu töten. – Schönrich hat immer noch nicht den Rorschachbericht geschickt. Er: Das ist nicht so wichtig; „wir kommen exceptionally well vorwärts“ (er sagt zu Ina auch, dass es besonders schnell geht; aber ich sollte nicht eine besondere, plötzliche Einsicht erwarten, die auf einmal alles aufklärt; es ist ein allmählicher Prozess der Änderung der Haltung.) Ich frage: Wenn ich doch die Komplexe usw. nicht als Sünden ansehe und mir offen zugebe, warum können sie dann im Traum nicht offen erscheinen, anstatt verhüllt? Er: In der Traumbildung wirkt die Einstellung des Kindes nach, dem man beigebracht hat, dass es Sünde ist. Man sollte besser den Kindern erlauben, ihre Feindseligkeit offen auszudrücken, z. B. den Vater wie im Spiel zu töten usw. Man glaubt heute nicht mehr, wie Freud, dass die Kultur Unterdrückungen nötig macht. (Ich bespreche die Hauptideen hieraus mit Ina; sie freut sich, dass sie nicht ausgeschlossen wird, sondern dass wir die Ideen miteinander teilen.)

14.11. (Kurztraum (17.))

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