65Tagebuch 06. X. 1952 – 03. VIII. 1955 [Analyseprotokolle] [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mo 29. VI. 1953

Ich berichte über Schmerz am 26. und meine Sorge für die Zukunft, und die Angst vor Bedpan am 27. und 28. Er: Schon bevor ich letzteres sagte, hatte er sich notiert „(rectal spam)“; letzteres nahm er dann als ganz klare Bestätigung. Er meint, da in einfachen französischen Anführungszeichen: war kein Krampf in den Rückenmuskeln, sondern nur im Rektum; der wird subjektiv als Rückenschmerz gefühlt, kann plötzlich und heftig sein. Ebenso wird oft bei Frauen Uteruskrampf, z. B. bei Menstruation, als Rückenschmerz gefühlt. Der Darm zieht sich zusammen durch unbewusste Angst, dass etwas eindringt; das ist völlig harmlos; man kann es sogar als angenehm empfinden. Ich sage, dies ist mir große Beruhigung, dass mir nichts im Rücken passiert, nicht nur nicht im Rückgrat, sondern auch in den Muskeln, sodass also da kein Schaden geschehen kann. Was ist der Weg zur Überwindung? Er: Es hat sich langsam aufgebaut durch viele Wiederholungen; darum kann es sich auch nur langsam wieder abbauen, gleichfalls durch Wiederholungen; aber das dauert in etwa so lange wie der Aufbau. Ich muss allmählich die Einstellung bekommen, dass homo Dinge akzeptabel sind, nicht unmoralisch, nichts zum Fürchten, in Tagträumen ruhig zulassen usw. Ich: Dies ist bewusst schon längst der Fall. Er: Im Unterbewussten geht es etwas langsamer. [Ina fragt ihn draußen, warum in meinem Traum keine Rückenschwierigkeit vorkommt, und ich mich immer frei bewegen kann. Er: Das zeigt, dass meine Triebe für Sex und Aktivität stark sind, aber vieles unterdrückt ist.]

VII / 1953