Ich: Darf ich einen Traum berichten von letzter Nacht? Er: Freie Assoziation, dies ist ein freies Land. Ich: Ich wußte nicht klar, wie Sie Träume schätzen, weil Sie früher mal (10.12.) zurückfragten, ob es mir wichtig wäre. In Princeton war Traum immer erwünscht. Anyway, hier ist der Traum: ein heiliges Dokument; es birgt irgendwie eine Vorschrift für das Leben. –Traum vom Institut. Ich trage einen Mast, mit Segel darum gewickelt, auf der Schulter. Ina geht hinter mir. Alle zweifeln, ob ich die Schwierigkeiten bewältigen kann; ich bin zuversichtlich, dass ich kann. Ich muss eine Straße kreuzen; zum Glück fährt ein großer roter Truck auch langsam in Hausrichtung hinein; ich gehe neben dem Truck, dadurch bin ich vor Kollision mit anderen Wagen geschützt. Dann muss ich durch eine Menge von Kindern, die wild herumlaufen; Maue steht auch dabei. Ich mache es so, dass der Mast vorn etwas höher ist als hinten; so stoße ich kein Kind mit der Spitze, und der Mast macht mir doch einen Weg durch die Kinderschar. Schließlich sagt Ina: wie willst Du es machen, wenn die Zeit kommt, den Mast aufzustellen? Ich: Dann musst Du mir pfeifen; ich trage jetzt den Mast 2⁄3 vorn, 1⁄3 hinten, da ist er gerade im Gleichgewicht; dann kann ich ihn mit der Hand so drehen, dass er vorne hochgeht, und dann stellen wir ihn senkrecht auf. Irgendwo (aber auf dem Land! Kein Schiff und kein Meer weit und breit) tun wir es dann. – (Assoz. Der Doktor fragt über Dokument. Ich: In früherem Traum gab mir die Mutter einen Zettel mit einer Formel als Richtweiser durchs Leben. – Er: Woher der Mast? Ich: Gestern abend las ich in Buch von Moravia, der 12-jährige italienische Knabe, die Bande von wilden Jungens, der Mann im Segelboot will ihn verführen; das machen die anderen Jungen ihm nachher klar und denken, es sei geschehen und verlachen ihn. Ein Negerknabe trug den Mast hinunter zum Schiff. Die Geschichte bewegte mich sehr; wie die Sexdinge dem kleinen Jungen verwirrend waren, faszinierend und zugleich abstoßend. Er: Nun wieder zurück zum Traum; was ist mit dem Mast? Ich: Offenbar der Penis; ich bin zuversichtlich, dass ich alles kann, aber da sind doch allerhand Gefahren. Er: Was ist Gefahr? Ich: Von allen Seiten drohen Kollisionen; von hinten ist es besonders beängstigend. Er: Warum? Ich: Furcht vor dem großen Attack; als kleiner Junge Furcht vor dem Stock des Lehrers; vielleicht für Jungen ging Stock und Penis des Lehrers zusammen. Er: Ja; ist da nicht Angst vor der weiblichen Rolle? Ich: Ja; im Buch wurde der Knabe verspottet von den anderen Jungs, weil er in ihren Augen die Rolle eines Mädchens gespielt hatte. Er: Wie hängt das mit der Formel von der Mutter zusammen? Wollte ich vielleicht wie die Mutter sein? Aber dann doch auch wieder Furcht, wie ein Mädchen zu sein?
(Vorher mal:) Er: Was ist mit dem großen Truck? Ich: Ein Schutz; ähnlich wie die Mutter (auf dem Freudbild), die den Jungen an der Hand nimmt; aber hier ging ich selbständig, aber doch geschützt durch etwas Starkes; wie ein Freund, oder Vater, oder der Analyst. Er: Sprechen Sie von mir, fühlen Sie, dass Sie durch mich geschützt werden? Ich: Ja, sehr; wenn ich denke, was sollte ich tun, wenn die Ängste wieder stärker werden, so bin ich beruhigt, dass hier jemand ist, der mir hilft.