RUDOLF CARNAP. Tagebücher und Leselisten. 1908–1919 |
Ich berichte: Zuweilen schwindlig die letzten 3 Tage, besonders im Liegen, wenn ich den Kopf drehe; am schlimmsten vorgestern abend. Ich hatte das früher zuweilen (in Prag); darum leg’ ich ihm nicht große Bedeutung bei. – Nach dem Krieg war ich leichter als früher schwindlig beim Klettern. – In Träumen springe ich gerne von hohen Stellen ab, schwinge durch die Luft. Habe Schwimmen immer gern getan, besonders in der Nordsee. Ferien auf der Insel. Mal trug ich die Mutter von der Sandbank. – Als Kind Karussell; man wurde ein wenig schwindlig, aber das war Vergnügen. Auf der „Kirmes“, „Palast der Iphigenie“; in manche Buden durften wir nicht als Kinder; Prostitution. – Zwischendurch schweige ich öfter; dann sag’ ich (bei Juist): was soll ich nun sagen? Viele Erinnerungsbilder fallen mir dabei ein, was wir gespielt haben usw., aber es scheint so unbedeutend. (Ich erwarte keine Antwort, und fahre dann einfach fort, ich glaube über Ronsdorf.) – Er fragt: Fühlen Sie sich nicht wohl diese Tage? Ich: Doch, abgesehen von dem Schwindel, meinen Sie, das ist doch ernster zu nehmen? Er: Nein, nicht medizinisch; er meine nur, weil ich etwas müde aussah (?); warum ich wohl so allerhand Reminiszenzen brauchte; er weiß nicht recht, was es alles bedeutet.