65Tagebuch 06. X. 1952 – 03. VIII. 1955 [Analyseprotokolle] [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mo 8. II. 1954

Ich berichte: gestern abend deprimiert, weil Wirbelsäule druckempfindlich. Er: Das sind nicht Nerven, sondern periostemma; das ist immer druckempfindlich, besonders wenn man länger drückt . Ich: Wieso spüre ich es beim Gehen und Liegen und ein wenig, sogar ohne Fingerdruck? Er: Alle Menschen spüren oft etwas; ich nehme es nur übermäßig auf, „der Prinz mit dem Sandkorn“. Er sagt, es ist ein gutes Zeichen der Kur, dass ich doch zum Badezimmer ging und nachher schaute; man kann nicht erwarten, dass die negativen Gefühle nie kommen; das Wichtige ist, dass man genug Stärke hat, sie zu handle. Er sagt: Zärtlichkeit, Musik, usw. als Trost sind gut, man soll sie nicht verachten; aber besonders wichtig war, dass ich die Sache mit mir selbst durchargumentierte; anstatt 2 Figuren sollten da aber eigentlich 3 sein: das ich (die Wünsche), das Superego (das die Wünsche nicht erlauben will), und das bewusste, rationale Ego. Er sagt, ich schaute nur auf die Furchtgefühle; nun, wenn es Angst vor Kastration war, wofür will ich nicht kastriert werden, wofür will ich denn meinen Penis behalten? Diese Wünsche sind das Wichtige. Das muss erst richtig herauskommen, durch Träume usw. – Ich berichte, dass ich durch das spazieren gehen können zuweilen complacent wurde; ich empfand in einem Augenblick die Analyse überflüssig, eine störende Unterbrechung meiner Arbeit; aber das war nur so ein Gefühl; in Wirklichkeit wußte ich sehr wohl, wie sehr ich sie noch brauchte. – Was die Durch die Aussprache fühle ich mich beruhigt und gestärkt, und zuversichtlicher.