65Tagebuch 06. X. 1952 – 03. VIII. 1955 [Analyseprotokolle] [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mo 20. X. 1952

Ich berichte über Krampf vorgestern (beim Aufstehen mit Stahlgürtel; ich erschrak sehr, dachte erst, ob es wohl etwas am Rückgrat wäre, fand aber bald durch Betasten, dass er mur Muskelschmerz war. Abends 8h auf Inas Rat ein Codein genommen. 2 x Nembutal. Magensäure plagt mich. Schließlich doch gut geschlafen.) Wir fragen, ob ich Orthopäden konsultieren soll über Gürtel und Muskelschmerzen. Er: Nein, er hat selbst Erfahrung in Rehabilitation, besonders die funktionale Seite. Die Verkrampfungen sind Folge der gespannten Haltung, sie werden verschwinden, wenn das Psychologische geklärt wird. Ich: Aber was soll ich einstweilen tun? Er: Nichts erzwingen wollen, nur aufstehen, wenn ich mich ohne Furcht und Spannung fühle; kein „moral issue daraus machen. Die Muskeln brauchen im Bett nicht schwächer zu werden; man kann sie üben, ohne sie zu bewegen; besonders der vordere Muskel am Oberschenkel ist wichtig, der das Knie gerade streckt und durchdrückt. Ich: Rasmussen hat besonders die Rückenübungen empfohlen, auf dem Bauch liegend, er: auch die kann ich ebenso gut üben, während ich auf dem Rücken liege, durch bloßes Anspannen ohne Bewegen. Wenn ich aufstehe, soll ich es immer in leichter, natürlicher Bewegung tun, auch nicht Stock und nicht an Wand anlehnen; dadurch lernt der Körper besser, wieder die natürliche, entspannte Haltung einzunehmen. – Ich berichte noch zwei Träume (1) und (2). 2 Assoziationen: Rickert– Christiansen, Eden – Woodger. Er: Wenn ein Traum in 2 Richtungen weist, so ist der Punkt wichtig, wo sie sich schneiden (fulcrum). Ich: Gemeinsam in diesen Assoziationen ist die ambivalente Einstellung, der Konflikt zwischen Eifersucht und Wunsch nach positiver Beziehung. Er sagt befriedigt: „Now you get the hang of it“. Nachher sagt er zu Ina, dass wir so schnell vorschreiten, wie es möglich ist; er kann aber nicht mehr Zeit geben.