65Tagebuch 06. X. 1952 – 03. VIII. 1955 [Analyseprotokolle] [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Fr 19. III. 1954

Nichts Besonderes zu berichten. Ich muss mich bald an die Autobiographie machen. Benson schreibt: mehr Persönliches. Aber da zögere ich doch. Aber ich will soviel Persönliches hineinnehmen, wie nötig ist, um die philosophische Entwicklung zu verstehen. Er sagt: Wendepunkte sind von besonderem Interesse. Ich: Die sind bei mir nicht so scharf wie „Bekehrungen“, mehr eine stetige Kurve. Und meine Veröffentlichungen kamen gewöhnlich spät, erst wenn die Sache hinreichend ausgeklärt war; das gibt zwar klarere und emphatischere Formulierung, aber weniger lebhaft, als wenn geschrieben vor der Ausreifung (wie viele Werke der traditionellen Philosophen). Vielleicht sollte ich in Recorder sprechen; obwohl die Formulierungen für Feiglkonferenz sehr unbefriedigend waren; aber es hilft als erste Version. Er ist sehr dafür; er meint, später werde ich dann sehr vieles streichen, während ich jetzt denke, wie soll ich genug interessantes Material zusammenkriegen? Er sagt: Manches „Persönliche“ soll hinein, dabei kann ich doch das „Private“ weglassen.