65Tagebuch 06. X. 1952 – 03. VIII. 1955 [Analyseprotokolle] [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mo 16. III. 1953

Ich berichte: Mit Magen 3 gute Nächte (12., 13., 14.), die letzte wieder sehr schlecht (3 Codein). Nicht klar, ob es hilft. Er meint: Zuweilen sind Magengeschichten verursacht durch Kombination von Ärger und Ängsten. Bei Ängsten werden häufig Allergien schlechter. Darum soll ich das Antihistamin weiter versuchen. – Ich berichte: Am 14. vormittags beim Gehen aus der Haustür die Stufe hinunter gestolpert. Ich fühlte zwar nichts im Rücken, bin aber seitdem ängstlich, und im Bett geblieben. Vielleicht kann ich in seiner Gegenwart wagen, aufzustehen. Er: Wenn Sie wollen. Ich: Ja. Ich gehe ins untere Zimmer, ein wenig herum, dann sitzen wir uns dort. Ich bemerke, dass ich wieder so schnaufe wie in früheren Zeiten. Ich sage: Erinnerung an Stolpern in NY, dann 3 Tage später Anfall in Chic.; wir erklärten es als Nachwirkung, aber das ist wohl zweifelhaft. Dann stehe ich wieder auf und gehe ein wenig. Er sagt, ob ich nicht ein Buch vom unteren Brett heben will; ich: sogar vom oberen ist schwierig. Ich lehne mit der Hand gegen die Wand und beuge mich dabei über das Brett. Auf seinen Rat versuche ich, das Rückenbeugen über dem Brett (im unteren Zimmer). Ich stütze mich mit den Händen auf und und beuge mehrmals den Rücken vorwärts hinunter. Er sagt, ich könnte auch Callisthenics tun, rotieren, in allen Richtungen beugen, usw. Ich wage nur, ganz wenig seitlich zu beugen. Dann mache ich nochmal vorne beugen, mit den Händen auf die Fußstangen am Bett gestützt, aber so, dass der Rücken ein wenig das Gewicht übernimmt. Dabei plötzlich der typische Schmerz im Rückgrat, aber nicht schlimm. Ich erschrecke sehr, stehe auf und gehe zurück zum Bett. Wie ich die Stufe hinaufsteige, nochmal Schmerz, ich mache Ausrufe und gehe eilig aufs Bett. Wie ich mich aufs Bett niedersetze und die Slippers abstreife, nochmal Schmerz (vielleicht etwas stärker als vorher), ich schreie „Au“. Ich lege mich hin und stöhne laut. Nach wenigen Sekunden hört der Schmerz auf. Er meint, es waren twinges und spasms in der Muskeln im Rückgrat, mit verursacht durch das Überatmen; er habe eine Panikreaktion beobachtet. Ich: Der Schmerz war nicht intensiv; trotzdem aber bin ich sehr erschrocken, wie immer bei diesen Anfällen; es war aber der typische Schmerz im Rückgrat. Er: Im Rückgrat selbst ist nichts geschehen. Wenn ich keine Panik bekommen hätte, hätte ich ruhig stehen bleiben oder mich hinsetzen können, dann würde der Krampf sich lösen. Solche Krämpfe werden wiederholt vorkommen; ich muss lernen, sie ohne Panik zu nehmen.