XII / 1964OLos AngelesaFortsetzung des Eintrags am Ende des vorigen Konvoluts.Canyon usw. Sie kommt froh nach Hause, weil er alles gut erklärt hat, und sie fühlt, dass sie jetzt fahren kann. Nun studiert sie fleißig die Regulationen.) – Ein Freund von Peter Krauss bringt den geliehenen tape recorder zurück. –
I / 1965 12-3 Wim holt uns ab zu Mia. (Hanneli spricht immer ganz unbefangen mit, über Deutschland, die Sozialdemokratie, seine Freunde in Deutschland, über die psychologische Ausbildung von ihr und von Werner, auch psychotherapeutische Ausbildung usw. Er scheint gleich guten Kontakt mit ihr zu haben.) – 6:30 Olaf holt uns ab. (Mutzli hat ganz besonderes dinner gemacht: Linsensuppe, Huhn geröstet am Spieß unter Quarz Platte, Vanilleeis mit Schokoladensauce; ich esse ungewöhnlich viel, und Mutzli ist entzückt darüber.)
Briefe geschrieben. 1 Ruel hier zum lunch. (Dann fährt er mit Hanneli zum Lernen 2 – 5 ½! Auf verschiedenen freeways, und rückwärts Fahren, Parken, Umkehren usw. Jetzt fühlt sie sich schon viel sicherer nach all den Erfahrungen, auch im starken Verkehr.
Vormittags zusammen spazieren. – Nachmittags mit Maina telefoniert.)
2-5 Ruel (fährt mit Hanneli).
12 – 2 ½Kalish hier (zum ersten Mal in dieser Wohnung. Vorher im Haus, nur mal kurz mit Abe Kaplan. – Er war jetzt nicht in St. Louis; sein Vater ist voriges Jahr gestorben, Magenkrebs, und Operation, da war er mehrmals drüben. – Er klagt darüber, wie ungeheuer viel Zeit die Tätigkeit als chairman nimmt. 🕮 Es sei ihm auch nicht gelungen, die meetings friedlich zu halten, trotz großer Bemühung; anscheinend haben Montague und Meyerhoff sich nicht nur gegenseitig angefahren, sondern auch ihn! Meyerhoff habe daraufhin seine Teilnahme an meetings ganz abgesagt. – Er macht Hanneli Komplimente über Aussehen, gutes Englisch, Munterkeit, und sogar das Steak; da sage ich aber, dass es zu hart gekocht ist. – Wir sollen ihn mal besuchen.)
1 – 3 ½Heini holt uns ab. (Zum ersten Mal seit Juli. Ich habe mich, auf Hannelis Anregung hin, gut stattlich angezogen, und sie hat ihr neues grünes Kleid an. Er fährt uns zum Restaurant im Hotel Beverly-Wilshire, wo er den Besitzer gut kenne (er nennt ihn „Bruno“, spricht auch Spanisch und Deutsch mit ihm). Das Essen ist gut und lecker, aber nicht luxuriös. Hanneli ist ganz unbefangen zu allen Leuten. Heini winkt mehrmals anderen Leuten zu; darunter auch der Botschafter Spruille Braden1https://en.wikipedia.org/wiki/Spruille_Braden, mit Frau; er stellt uns vor, und spricht Spanisch mit ihm, wohl weil er ihn in Mexiko kennengelernt hat. (Nachher zeigt er uns Bilder mit seiner Farb-Polaroidkamera genommen von Bradens und Dolly, vor kurzem in Schöndubes Haus aufgenommen.)
11 – 5 ½Ruel Fishman zeigt Hanneli Sehenswürdigkeiten (Farmer’s Market, Griffith Park). Ich schreibe an Chic. Press; und stelle Sache zusammen für Einkommensteuer.
Mit Hanneli gegangen für Besorgungen (pharmacy, Bank). – Heini kommt kurz und bringt Hanneli den Gartenschlüssel, damit sie dort schwimmen gehen kann, während Schöndubes in S. B. sind. 🕮
Weiter in Whites thesis gelesen. (Er hat einen wichtigen Punkt missverstanden: dass nach meinem Programm die A-Postulate immer so gewählt werden müssen, dass sie nicht-kontingente Fakten betreffen.) und Empfehlung für ihn geschrieben.
Wir sprechen darüber, wie schön es jetzt für uns beide ist, zusammen zu sein. (Auch über Gautinger Haus und Stuttgart Wohnung. Es scheint, dass es noch ganz offen ist und unentschieden, ob sie nach Stuttgart zurück will; sie sagt, zurückgehen zu Ehe mit Werner sei ganz unwahrscheinlich, weil er die andere hat. Darauf frage ich, ob sie möglicherweise erwägen würde, nach dem Sommer wieder mit mir herzukommen. Sie sagt ja, und freut sich, dass ich diese Möglichkeit erwäge, und dankt mir. Ich sage, wenn sie sich wünscht, Erika mit hier zu haben, wollen wir das auch erwägen, und sie ist froh, dass ich es als Möglichkeit ins Auge fasse. Sie meint, dass Erika, weil Hanneli immer mit ihr vieles besprochen hat, gereifter und ruhiger ist als andere Kinder. Wir sagen aber zusammen, dass das alles noch von beiden Seiten offen bleiben soll; für mich wäre „Familie“ eine ganz neue Lebensform, und ich muss mir noch erst klarmachen, ob das für mich geeignet ist.) – Langer Spaziergang (40 Min.).
(Hanneli wäscht Wäsche im Keller, und defrostet die icebox.) Briefe geschrieben.
Erste Ausfahrt zusammen. Hanneli fährt aus der Kellergarage, zum Autoclub (komplizierte Geschichte mit der Autoregistration und transfer auf estate.) Dann am Ozeanpark entlang und durch SM canyon, nach Pac. Pal. zum PalTravel. (Renata erklärt mir, dass die Berechnung der Mehrkosten in Hamburg korrekt war. Wir fragen 🕮 über Möglichkeit für Flug NY– Deutschland im Mai. Die morgens abgehenden kommen erst lang nach Mitternacht in Deutschland an; das scheint ganz ungeeignet. Dann bleibt aber nur Nachtflug: Abflug NY abends, Ankunft Deutschland morgens; das ist zwar ermüdend, aber doch wohl das Beste.) Zurück über Sunset – Kenter – Bundy – Dorothy. (Hanneli fährt gut, vorsichtig, anscheinend entspannt und ruhig. – Abends 6 ½ – 9 bei Helmers; Hanneli fährt im dunkeln, ich gebe ihr den Weg an. (Mutzli sagt, ich soll mehr unter Menschen kommen; Wohlstetters würden mich und Hanneli sicher gern sehen. Sie helfen mir auch überlegen über Sekretärhilfe, damit ich nicht so viel Zeit an Korrespondenz verliere.)
Zum ersten Mal wieder an Pr gearbeitet. (Veranlasst durch Jeffreys Kommen, lese ich Humburgs Diplomarbeit und studiere den Vorschlag in seinem Brief vom 3.11., über einfachste Verlängerung der \(C_j\) Funktion mit Hilfe von Polynome.) – Ich überlege mit Hanneli, wie sie Werner helfen kann, die augenblicklich hohen Ausgaben für die Gautinger Eigentumswohnung zu bestreiten (ich gebe ihr einen Scheck für Werner auf 1000 DM, auf Konto, ohne jetzt schon die geplanten Monatszahlungen an Hanneli festzulegen.)
Weiter an Pr. (Humburgs Diplomarbeit fertig gelesen.) – Mittags in warmer Sonne spazieren.
Ich lese die neue Version von Jeffreys ms „Preference, credence, and utility“. – 6-9 Mia und Wim hier. (Mia zeigt Hanneli, wie man Steaks kocht. 🕮 Später eingehendes Gespräch über Hannelis Berufstätigkeit, Psychotherapie, die Natur der Graphologie, usw.)
10 ½ – 9 Jeffrey hier. (Er war in Palo Alto, will sein Haus verkaufen. Sein Vertrag dort ist im Sommer zu Ende. Er ist an NYCity College, als Assoz. Prof., wird im Herbst Assoz. Prof. tenure bekommen und ein Jahr später tenure bekommen, und dann 13‚500 Gehalt! Mehr als in Stanford. Er wohnt hier bei seinem Freund Gunderson.)
11:30 zu Brunners; dort auch Marschak2Möglicherweise der Ökonomist Jacob Marschak: https://en.wikipedia.org/wiki/Jacob_Marschak (dessen Frau ist nicht gekommen. Wir sprechen Deutsch.) Das Haus liegt nett auf einem Hügel. Wir Männer sprechen zuerst einige Fachfragen (Brunner3Wahrscheinlich der Ökonomist Karl Brunner: https://en.wikipedia.org/wiki/Karl_Brunner_(economist) fragt über mein früheres Sinnkriterium für theoretische Terme. Ich: Das ist überholt; ich erkläre mein A-Postulat als konditional. Anstatt „sinnlos“ verurteilen wir gewisse Terme nur als redundant; ich verweise auf Aufsatz in Bernays Feschrift.) Bei Tisch sprechen wir über Deutschland und die Schweiz. Sie sagen, dass viele retirierten Leute oder Schriftsteller aus Deutschland sich jetzt in der Südschweiz ansiedeln, besonders Lugano. Brunner sagt, im Winter ist es da zwar oft schön, aber doch auch Sommer. – Alle drei sind nett, besonders die beiden Brunners.) – 4 – 7 ½Jeffrey hier. (Nochmal über D.F. für \(C\). – Und über Poppers neues Paradox, von dem er sagt, es zeige die Unmöglichkeit von \(c^*\). – Ich sage, ich will versuchen, ihm die Reisekosten von 3 Tagen zu zahlen; aber das wäre dann schon mit für 2 andere Tage in der Zukunft.) 🕮
(Hanneli mit Frau Brunner und Frau Moznik, Frau des Mieters, zu einer Gemäldeausstellung.) – 5 zu Piatt (Cocktail Party) zu Ehren von Malcolm4Norman Malcom: https://en.wikipedia.org/wiki/Norman_Malcolm und Wilson; Hanneli und ich sind auch die „Gäste“, auch für dinner.) Ich spreche mit Malcolm. (1. über Wittgensteins Entrüstung; er meint nicht mich, sondern Waismann! Ich sage ihm, wie Schlick und ich erschüttert waren durch Wittgensteins gehässigen Brief. – 2. Über seine und andere philosophische Diskussionen über ontologischen Gottesbeweis. Ich sage: Das Ganze war inconclusive, weil er Regeln nicht angab, ferner wäre es besser, Notwendigkeit primär nur auf Propositionen anzuwenden, und „Gott“ nur als Prädikat, und Existenz nicht als Prädikat. Er gibt mir in manchem recht. Ich erzähle ihm auch von Hartshorne.) Ich spreche auch mit Lakatos (er sagt, ich brauche nicht an Kneale zu schreiben, weil der ihm Vollmacht gegeben hat, mit mir irgendetwas zu arrangieren.) – Jemand fährt uns und Kaplans zum Restaurant Belltine. Dort dinner bis 10! (Piatt macht Toast auf Malcolm und Wilson, und später auf mich, rührend in seiner Verehrung. Ich setze mich neben Frau Dyson5Verena Huber-Dyson (1923-2012); vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Verena_Huber-Dyson (sie war Frau des verstorbenen Physikers Dyson. Sie wollte uns damals ihr Haus in Palo Alto vermieten, aber aus irgendeinem Grund nahmen wir ein anderes; sie hat in der Schweiz Mathematik studiert, und ihren Doktor in Mathematik bei Spinner gemacht, jetzt unterrichtet sie hier mathematische Logik im department der Philosophie. Sie sieht gut aus, scheint nett und intelligent.) Links von mir sitzt Hanneli, und gegenüber Malcolm und Frau; (sie sagt, jeder, der nach Ithaca kommt, soll sie aufsuchen.) Robinson sagt, wieso ich hier auf einmal abends ausgehe; ich sage, ich werde bald nach Hause gehen, bleibe dann doch bis 10. 🕮
Ich schreibe Notizen über Gespräche mit Jeffrey weiter. Ich lese mit großem Interesse Jeffreys Buch ms „Value…“, besonders § 11 über ungewisse Evidenz (er schlägt eine Lösung vor, die sehr plausibel aussieht).
Ich schreibe Überlegungen zu Humburgs Vorschlag über einfachste Verlängerung von \(C_j\) (er nimmt De F.s Repräsentantion für \(C^\sigma \); aber mir scheint, er übersieht, dass Symbol noch von s, usw. abhängt).
(Haarschneider, Bank.) 12-2 Pat Wilson hier. (Er wird Professor in Berkeley für Bibliothekswissenschaft, will sich aber auch noch mit Philosophie beschäftigen. Er ist interessiert an Wertphilosophie; er sagt, es gefällt ihm nicht, dass alle Philosophen prinzipiell verschiedene Wertarten unterscheiden: ethische, ästhetische, usw. Ich stimme ihm zu: es muss eine Wertskala für einen Menschen geben, auf der alles misst; sonst könnte er nicht ein Dilemma entscheiden, wo z. B. eine moralische Pflicht kollidiert mit einem ökonomischen Wert.) – An Pr. – Abends mit Hanneli gesprochen (ich will ihr helfen, dass sie Werner regelmäßig Geld schicken kann, für Erika und für die Gautinger Wohnung; dabei kommen ihr Tränen, ich weiß nicht recht worüber. Am Abend sagt sie mir, es hat sie so stark bewegt, dass ich ihr so grosszügig helfen will. Ich sage, das ist doch selbstverständlich; sie ist mein liebes Kind, und ich bin so froh über unser Leben zusammen.)
Gekramt. – Humburg gelesen (und Überlegungen für Gespräch morgen mit M und K). 🕮\(Zetkins)\
10 ½ – 2 M und K hier. (Zum ersten Mal seit Juli. – Wir sprechen über Humburgs Diplomarbeit, und seine Ableitung vom Prinzip der Instanzrelevanz. – Über „Poppers Paradox“; Gordon sagt, das ist in Form bestimmt. Mir scheint es immer noch erstaunlich.) – Hanneli sagt, dass sie Kontakt mit Gleichaltrigen vermisst. Ich überlege, ob man Gruppen oder Vereine finden könnte, wo sie möglicherweise nette Leute treffen würde.
12 ½ (anstatt 11!)-2 ½Helmers hier. (Sie erzählen vom vorigen Wochenende, wo sie bei Wohlstetters in Palm Springs waren.) – 4 Gertrud und Kostja Zetkin hier. Sie sind schon gestern angekommen, haben aber erst heute angerufen. Er hat eine schwere Operation durchgemacht; ¾ des Magens ist herausgeschnitten worden. Er hat es gut überstanden; aber sie sagten, das war doch ein Schock für den Organismus, und er habe zeitweise Psychose gehabt, mit Halluzinationen und dergleichen. Er ist jetzt 79, sie 73 wie ich. (Hanneliese ist inzwischen mit Helmers gefahren, Sachen einkaufen.) Ich erzähle ihnen von Ina, die Entwicklung der Depression. Über meine Reise nach Deutschland. Sie sind erstaunt, dass ich Wohnen in Deutschland überhaupt erwäge; sie weisen mit großer Heftigkeit die Möglichkeit für sich selbst ab. – Jetzt planen sie, ohne Auto nach Baja Calif. zu gehen, per Bus, vielleicht auch mexikanisches Flugzeug. Sie sind sonnenhungrig; in Kanada war ungewöhnlich viel Schnee und Kälte. Ich erzähle von Næssens Fahrt nach B. Cal. 🕮
An Pr (zum ersten Mal wieder zurückgegangen zu meinen Notizen für, und Skelett von AS§ 19. Seit dem 13. habe ich öfters wieder längere Stunden an pr gearbeitet. Vom Text von § 19 ist noch gar nichts geschrieben; aber das Skelett ist beinahe fertig.)
10 Zetkins hier. (Ich spreche zunächst mit ihnen allein, Hannelie geht einkaufen.) Nochmal über Inas Depression; Problem von Schockbehandlung, Friedrich von Rohden, Friedman, Meehl, Mott; sie meinen: keine wesentliche Persönlichkeitsänderung; aber mit Ina war es nicht möglich gegen ihren Willen. – Ich bitte Gertrud, einige Schmuckstücke von Ina anzunehmen; sie nimmt einiges; auch Nembutal, sie nehmen 100, obwohl ich ihnen gern mehr geben wollte. – Vor dem Mittagessen gehe ich mit Kostja 40 Min. spazieren. Er sagt, Ina war so ein wesentliches Stück in ihrem Leben, schon immer seit Prag; bei der Nachricht von ihrem Tod hätte er eine arge Erschütterung erlebt; er hatte das Gefühl, als habe plötzlich das Leben keinen Inhalt mehr; sie war ein mutiger Mensch und eine Stütze für andere, ganz besonders für sie in Prag; sie sei einer der wenigen Menschen, der ein echter Sozialist war; während die meisten der Politiker, kommunistische und sozialistische, zwar bereit waren, sich für den Sozialismus aufzuopfern, aber auch andere aufzuopfern, waren sie doch nicht Sozialisten als Menschen, sie lebten nicht persönlich ein sozialistisches Leben; und das tat Ina. (Es ist nicht ganz klar, was er meint; vielleicht ihre starke Bereitschaft für Hilfe und innere Stützung.) Nachmittags fahren wir zur 🕮 Ozean Avenue, und gehen lange am Meer entlang spazieren. Gertrud zeigt uns Fotos von ihrem Häuschen; vor kurzem war es in hohem Schnee.
An Pr. (angefangen englisches ms. Von AS§ 19, über Limitaxiome; das ist die letzte Sektion.)
10 Zetkins ganzen Tag hier. (Später mit Kostja 40 Min. spazieren. 12 Mia kommt. Mittagessen alle zusammen; Hanneliese hat bass gekocht.) 4-8 Ausfahrt mit Zetkins zum Griffith Park. (Wir fahren hin Wilshire und SM, wie angemerkt auf dem Stadtplan von Ina (für Fahrt zum Cedars of Leb. Hosp.6Cedars of Lebanon Hospital 1962), dann Vermont zum Park, geparkt beim Observatorium. Dann langen Spaziergang schönen Weg den Berg hinauf. Über Inas cremation; keine Feier. Gertrud stimmt dem entschieden zu. Dann spreche ich für die Notwendigkeit, für uns Heiden Zeremonien und Fest zu entwickeln, wie unsere Kindweihen und die Serafeste. Ich erzähle vom Goethefest im Tiefurter Park, und der „Fischerin“; und unserer Aufführung davon bei Gretes Hochzeit mit meinen Melodien. Kostja hält nichts von Zeremonien, aber Hanneliese stimmt mir zu.) – 6 Rückfahrt über freeways, auf meinen Vorschlag. Nach mehrmaligem über den Hollywood freeway, und auf Brücken, und dann wieder zurückfahren, finden wir eine Abfahrt. Dann auf Zeichen „Ventura“ hinunter; aber das führt nur zum Vent. Blvd. Nach langem Herumfahren wieder auf V. Fr. hinauf. Nach langer Fahrt kommen Sepulveda und San D. Fr., aus Versehen fährt Hanneli schon ab zu S. D. Fr. North, 🕮\Zetkins\ darum müssen wir nochmal hinunter; dann geraten wir auf Vent. So. Fr.; dann wieder hinunter. Dann wieder hinauf auf Vent. N.; dann richtig Abweg, MarktS. Monica!, zum San Diego So. Endlich richtig auf der wohlbekannten Bahn. Ab zu Sunset, weil mein buzzer 7:30 losging; ich wollte vor dem Sunset dafür stoppen, aber auf einmal waren wir schon darauf. Dann zum Barrington Platz; geparkt und Tropfen; dann nach Hause.) 8 wir essen noch alle zusammen (aufgewärmten Fisch und Huhn); froh über das schöne Abenteuer, aber alle müde. Ich lobe Hanneli, dass sie so ruhig und unermüdlich durch das ganze Abenteuer uns gefahren hat.
An Pr.– Mittags Zetkins hier. Ich gehe mit Kostja spazieren. –Ruel Fishman kommt nachmittags. (Er und Hanneli bringen das neue file cabinet auf seinen Platz im closet; das war am einfachsten. Da muss ich dann aber im Sommer die Sachen aus dem Kasten neben dem Schreibtisch, die ich jetzt nahe haben will, aber dann absperren will, diese Sachen in den closet Kasten hinüber tun.) Er bringt Post vom campus; dabei Brief vom Präsidenten von Michigan Universität mit Einladung für Ehrendoktor‚ am 1. Mai! (Ich überlege es mit Hanneli; sie möchte sowas gern miterleben; aber: wenn wir dann zurückkommen, ist wieder es eine lange umständliche Reise, das würde nur lohnen, wenn wir dann erst im Juni fliegen würden, also zu hohen Preisen; oder aber: gleich weiter nach Princeton, und dann vielleicht am 10. nach Deutschland, zum billigen Preis, aber sehr früh. Dann müsste ich entweder 4 ½ Monate in Deutschland bleiben, 🕮 um Ende September ermässigt zurückzufliegen, oder früher, aber dann zum hohen Preis.)
An Pr.– Mittags kommen Zetkins. Ich gehe mit beiden spazieren (auf meine Fragen spricht Gertrud ermutigend (1) über Projekt, dass Erika nach dem Sommer herüberkäme; sie meint, in der großen Wohnung hier wäre das doch gut zu machen so, dass ich doch Ruhe hätte; und für Hanneliese wäre das doch sehr erfreulich.) Nach dem Essen nehmen wir herzlichen Abschied.
10-11 (genau) wir fahren zu Kuhns freeway, dann über Mulholland Drive. Hanneli freut sich, dass wir so schnell in die „wilderness“ kommen; leider ist aber Dunst über Tal und fernen Bergen. Punkt 11, wie geplant, Ankunft an Kuhns neuem Haus, von Neutra gebaut. Das ist Haus ist nicht groß; aber durch sorgfältige Planung und viel Offenheit nach außen (die ganze Nordwand ist Glas, und davor eine offene Terrasse) sieht es nicht klein aus. Es enthält 3 Schlafzimmer und study, und großes Wohnzimmer. Wir gehen etwas spazieren auf einem ungebrauchten Fahrweg unter dem Haus und langsam hinauf. Frau Pauline, rothaarig, ist munter und heiter; Hanneli findet sie ähnlich zu Frau Brunner. Gordon Matthews und Frau Betsy sind auch da (aber nicht ihre 4 Töchter; und auch nicht Larrys Sohn (10) und Tochter (7), von denen zeigt er Fotos im tiefen Schnee im Mai; 8000’ hoch.) – Pauline hat ein kaltes, reichliches Mahl gerichtet, mit allerhand leckeren Sachen. (Das Grundstück hat $ 4 M gekostet; heute vielleicht 8 wert; das Bauen hat ca 30 M gekostet; außerdem hat Neutra 10 % bekommen; 🕮 das ist sein üblicher Satz, anscheinend.) – 2h fahren wir zurück (25 Minuten; Gordons fahren uns voran, sogar eine Strecke über den freeway, damit wir uns richtig hinauf finden.) – Nachmittags an Pr. – Abends nochmal Überlegungen über Ann Arbor; Mia und Wim reden mir telefonisch zu, es anzunehmen, da es doch sehr gut von ihnen ist, mich nach der Ablehnung voriges Jahr jetzt wieder einzuladen.)
II / 1965 (9 – 4 ½ Negerin Ernestine King hier als Putzfrau, $ 12 pro Tag, unabhängig Stundenzahl. Auch bügeln.) – An Pr (§ 19, erster Teil fertig, über Reichenbachaxiom.)
Gekramt. – 11 ½ – 2 Kalish hier. Er findet auch, es wäre doch schön, Ann Arbor anzunehmen, weil sie nochmal einladen; aber dann nicht die lange Reise hierher wieder zurückmachen.)
5 Briefe in tape recorder diktiert. (Hanneliese von 12-6 in die Stadt, Kleider und Küchensachen kaufen.)
Hanneli kauft Sachen für Studenten. Ich tippe selbst den Brief an Präsident von Michigan University. – Nachmittags 3-6 9 Studenten hier. (Auf Vorschlag von Ruel Fishman veranstaltet. Tom Annese, Champ., John Clifford, Randolf Eberle, Ruel Fishman, (David Greff?), Hal Lauten, Bill Neblett, Stan Soderstrom; später auch David Kaplan. Ich erzähle von phänomenologischer Philosophie in Deutschland und jetzt in Wien; Alpbach: Bloch; Diskussion in Princeton über induktive Logik, auch Nagel. Er ist nicht mehr so ganz skeptisch. Goodmans „grue7https://en.wikipedia.org/wiki/New_riddle_of_induction“: der Physiker unterscheidet zwischen Raum Koordinaten und Zustandsgrößen; induktive Logik für Beobachtungssprache und theoretische Sprache; 🕮 Probleme der Skalenform, bestimmt durch Einfachheit der Gesetze. David fragt über Kriterium der Signifikanz; ich: stattdessen Redundanz nachweisen; heute mehr Toleranz in Bezug auf Metaphysik: die ionischen Naturphilosophen waren Vorläufer der Wissenschaft. Unexaktheit muss anfangs toleriert werden, z. B. in Freuds Theorie. Davids Fragen bringen gute, lebhafte Diskussionen. – Um 4h längere Pause; Hanneli gibt Kaffee, Torte; danach nehmen sie eifrig Bier.)
An Pr (§ 19 weiter geschrieben.) – 12 ½ – 2 Peter Brier8Es könnte sich um Peter A. Brier (*1935) handeln; vgl. Peter A. Brier (born March 5, 1935), Austrian English literature educator | World Biographical Encyclopedia (prabook.com) hier. (Er ist Neffe von Erna, sie schreibt sehr angetan von ihm. Er war 1950 mit Eltern mal bei uns in Urbana. Jetzt ist er vielleicht anfangs der 30er. Er hat Literatur studiert. Jetzt will er in UCLA am Theater department studieren, hauptsächlich Filmproduktion, Schreiben, und Regie dafür; er sagt, hier haben sie die besten Leute dafür, darunter auch der alte berühmte Sternberg, jetzt retiriert. Brier ist ziemlich selbstbewusst; aber er scheint auch Ideen zu haben, und ist geschickt im Sprechen. Er hat auch schon irgendwo unterrichtet als instructor oder sowas; englische Literatur. Nach einem Jahr will er dann versuchen, Arbeit zu finden, in Hollywood oder vielleicht in einer kleiner Gruppe, die privat produziert.
An Pr‚ ganzen Tag. – Mittags endlich mal wieder spazieren, weil nach regnerischem Morgen auf einmal die Sonne etwas herauskommt.
Telefoniert mit Abe Kaplan, und mit Diane Hempel, 🕮 dass wir Anfang Mai kommen nach Ann Arbor, und vielleicht dann auch nach Princeton und Deutschland, oder sonst vielleicht erst Ende Juni.). – 12 ½ – 3 zu Helmers. Olaf fährt mich und Hanneli auf den westlichen Bergkamm, und dann steigen wir ein ganzes Stück weiter hinauf, mit schöner Aussicht. – Mutzli gibt Hanneli Ratschläge für cholesterol-freie Diät, und leiht ihr ein Buch.) – 6-7 Monty Furth hier (er bringt mir seine Frege Übersetzung. – Wir kommen auf Plato und Meinong. Furth ist dafür, von unwirklichen Gegenständen zu sprechen; ich sage, das ist doch unnötig; er meint, es habe Vorzüge, nur habe noch keiner eine entsprechende Sprache wirklich aufgebaut. – Ich gebe ihm Freges „Zahlen des Herrn Schubert“ und Mikrofilm; er wird mit library sprechen.)
(Ernestine King hier, 9 – 2 ½!). – An Pr. (Ich entdecke, dass die \(C\)-Werte für beinahe leeres E doch nicht aus den Axiomen allein sich ergeben; man muss außerdem annehmen, dass \(C\) hierfür einen Wert hat.
12 – 2 ½Morandini hier. (Er erzählt von dem großen Projekt in Arizona, mit der Horizon Real Estate Co. Er verhandelt mit ihnen, ein kleineres Land (30 oder 50 Acker?) für das Institut zu geben‚🕮 schenken. Darauf wird dann das Western (nicht mehr „California“) Inst. Adv. St. gebaut. Und dann verkauft die company umliegende Strecken durch weitere Leute, die sich beim Institut ansiedeln wollen; und später wird dann dort die künftige „Universität“ geplant! Er möchte Ende 1966 mit research Projekten von verschiedenen Professoren dort anfangen. Ich sage ihm, dass ich für 3 weitere Jahre NSF grant habe, aber sehr interessiert bin an der Entwicklung.) Vormittags Furth, Einführung zu Frege gelesen. – Nachmittags an Pr.
10:45 zu Dr. Seiff (auch Sehfeldtest; war anscheinend variabel; in 2 Monaten wiederkommen.) – Zu Campbells Stationary (allerhand gekauft). – 3 ½ – 6 Mrs. Sobel (zum Tippen, zum ersten Mal. Sie ist hochschwanger, aber ganz munter. Sie tippt Briefe, die ich auf tape recorder diktiert habe.) – Abends mit Hanneli persönliches besprochen. (Ich sage, wie schön es ist, dass sie so leicht Kontakt mit Menschen findet, und alle mögen sie gern. Sie sagt, es schwankt bei ihr sehr zwischen Selbstvertrauen und Verzagtheit, seit Kindheit schon; auch mit der Mama. Und wenn sie nicht soviel Liebe und Zärtlichkeit bekam, wie sie wünschte, tadelte sie immer sich selbst und dachte: Mich kann doch keiner lieb haben. Ich sage ihr, dass die Menschen sie lieb haben, weil sie natürlich und unmittelbar reagiert. Sie sagt, aber doch kommen oft 🕮 Hemmungen und Minderwertigkeitsgefühle; sie habe schon gedacht, ob sie vielleicht in Deutschland im Sommer noch mehr Psychotherapie nehmen sollte, weil es dort nicht so teuer ist wie hier. Ich sage, das ist eine gute Idee.) – Abends gegen Mitternacht lese ich in Newsweek, dass Präsident Johnson einen Bombenangriff auf Nordvietnam befohlen hat, gerade zur Zeit als der neue russische Regierungschef Kosygin dort war und ihnen Hilfe versprach, wenn sie angegriffen würden. (Nachts werde ich dann gegen 2h wach und kann nicht mehr einschlafen, und bekomme Übersäuerung im Magen. Ich hole mir Milch, lese harmlose Sachen, und nehme noch ½ Noludar9in den 60er Jahren beliebtes Beruhigungsmittel vgl. Methyprylon – Wikipedia.)
An Pr. – Furth introduction zu Frege weiter gelesen.
Gutachten über Furth an Kalish aufgesetzt; nachmittags der Frau Sobel in Maschine diktiert. (Sie tippt vom tape recorder; aber der geht aus Funktion.) – Kalish kurz hier.
(Hanneli bringt zwei tape recorders zur Reparatur, und leiht einen kleinen.) Ganzen Tag an Pr (Umänderung der methodologischen Regel in § 19; Spaltung in zwei Teile: für \(m\) und \(C\).)
Ganzen Tag an Pr.– Mittags endlich mal wieder spazieren.
Ganzen Tag an Pr. – Mittags spazieren. (Abends Brief an Gittli angefangen.)
Ganzen Tag an Pr. – 6-8 Hanneli zur Tanzschule am Wilshire ( es hat ihr sehr gefallen. Aber 10 Stunden privat kosten 160! (wobei 10 Stunden in ganzer Klasse frei mit dazugegeben werden). 🕮 Ich sage, das ist doch enorm teuer; aber sie hat anscheinend solche Freude dabei gehabt; schließlich kommen ihr Tränen, und sie möchte nicht mehr darüber sprechen. Am nächsten Tag merke ich erst, dass sie gemeint hatte, es selber zu bezahlen! Ich sage, das hatte ich nicht gemeint; aber wir können das Monatsgeld erhöhen , sodass sie auch derartige Sachen davon zahlt, auch wenn sie allein ins Kino will oder dergleichen. Ich sage: ebenso mit Kleidung, wenn sie das selber bestreiten will, um unabhängig zu sein in ihren Beschlüssen, würde ich das Monatsgeld erhöhen.)
An Pr. – Nachmittags Frau Sobel tippt 4 ½ Briefe vom tape recorder, der von der Reparatur zurück ist. Sie sagt, Doris wird das Tippen von meinem grant zahlen; der Stundensatz ist von der Universität festgelegt, sie wusste ihn aber nicht; Doris hat ihr gesagt, sie kann ihre Fahrzeit mit einrechnen in die Stunden.) – Hanneli fährt 5-7 nach Hollywood („Europäische bachelorettes“, eine deutsche gebildete Dame aus Stuttgart hat eine Art Heiratsbüro. Sie rechnet jetzt nichts an, weil Hanneli noch nicht geschieden ist. Wenn es in der Zukunft dazu kommt, würde Hanneli vielleicht wieder zu ihr gehen.) – Abends langen Brief an Gittli fertig getippt („der Welt verkünden“).
Brief an Morris auf recorder. – Mittags Mia hier. (Sie rät Hanneli die Universitätshochschulische adolescent education🕮 aufzusuchen, weil die allerhand Kurse und Hobbygruppen veranstalten. Sie sagt allgemein: Es ist sehr schwer, einzelne Männer von mittlerem Alter zu finden; die geschworenen bachelors taugen nichts; und die anderen sind nur selten frei, durch Tod oder Scheidung. Aber Hanneli will ja nicht unbedingt einen einzelnen Mann, sondern mehr allgemein Kontakt.) – Abends noch an Agnes (zum Geburtstag) und an Maue geschrieben (damit endlich alles an Gittli und Maue fort kann).
An Pr. – Hanneli geht wieder zu der eleganten Murray Tanzschule, (und zahlt ein für 5 Stunden. Dann abends geht sie zu der billigen, nimmt dort auch ½ Stunde privat, und gleich danach eine Klasse.)
An Pr. – Mittags spazieren und Einkaufen. – (Hanneli will abends zu einer Party an der Tanzclubschule am SM Blvd., aber das Auto startet nicht!)
12 – 2 ½ wir bei Dr. Kulka. (Dort auch Jokls; ein holländischer Psychoanalytiker van der Heid, und ein Ehepaar Schäfer. Dieser arbeitet bei N. Am. Aviation (oder so ähnlich); macht movies über ihre Tätigkeiten für die Firma und die Regierung; dies sind die Eltern des jungen Mannes, den ich im Sommer 1964 bei Dr. Kulka getroffen habe; er holte mich im Auto ab, hatte schon auf der Schule Russell gelesen und später einiges von mir. Alle schimpfen über Amerika, und über TV. 🕮 In beiden Fällen sage ich: trotz der Gefahren bestehe auch Potentialität für Gutes; alles hängt davon ab, wie es sich weiter entwickelt. Es wird auch mit Recht über die AMA geschimpft; Dr. Kulka sagt, dass ¾ der Ärzte für Goldwater gestimmt haben! Ich sage Frau Schäfer, dass ihr Sohn mir guten Eindruck gemacht hat, geweckt und eifrig; vielleicht komme ich Anfang Mai nach Ann Arbor, vielleicht sehe ich ihn dann; sie sagt, er macht jetzt dort post?graduate study. Er ist erst 22, hat aber gerade schon geheiratet, ein Mädchen, das er seit langem kennt.) – An Pr.
Ganzen Tag an Pr (englisches ms für § 19). – Abends Hanneli Tanzklasse). – Ich schreibe endlich Brief an Chacha, wie gut es mir mit Hanneli geht; bis abends 11h.
An Pr. – An Einkommensteuer. (Beinahe den ganzen Tag.) – 6 ½ – 9 ½Kaplans hier (ohne das Kind. Für eine Zeit spricht David mit mir über Logik, und Hanneli mit Renée. David sagt mir, dass Lakatos morgen hier sein wird; und ich möchte ihn dann sprechen. Und dass Hintikka jetzt in Stanford ist, jedes Jahr für ein Semester! Ich sage, dass VanZangh’sms mich sehr interessiert hat; er sagt, dass dieser sehr poetisch begabt war, auch in anderen Gebieten; dass der Selbstmord wahrscheinlich zusammenhing mit einer unglücklichen homosexuellen Beziehung. 🕮 Ich sage, dass ich interessiert war an V. Z’s Axiom \(V=L\), also: alle Entitäten sind konstruierbar; ich glaube, das kann durch Beschränktheitsaxiome ausgedrückt werden, minimale Strukturaxiome. David sagt, Montague ist interessiert an Sprachen zweiter Stufe als Grundsprachen für ASe der Mengenlehre. Ich sage, das ist sehr interessant: Dann kann man die Extremalaxiome formulieren, sowohl Modell- wie Strukturaxiome. Mein Bedenken ist nur: Der Zweck der Mengenlehre ist, eine sichere Basis zu schaffen für unser Sprechen über Klassen; dürfen wir dann vorher schon in der Sprache voraussetzen, dass wir verstehen, was es heisst: zu sagen „für alle Klassen, …“? Vielleicht doch, weil es begrenzt wird auf die erststufigen Klassen der Anfangsdinge. – Über Einkommensteuer. David meint, eine neue Regel erlaubt, alle Reisekosten als Geschäftskosten vom steuerbaren Einkommen abzuziehen, auch wenn der Zweck der Reise kombiniert ist: für Geschäft und auch für Vergnügen oder dergleichen.)
Ganzen Tag an Vorbereitung der Einkommensteuer. – 12 ½ – 3 Lakatos hier. (Er sagt, dass Popper im April nach S. Louis kommt, um eine Compton-Gedenkrede10Arthur Holly Compton memorial lecture, 1965: https://www.worldcat.org/title/of-clouds-and-clocks-an-approach-to-the-problem-of-rationality-and-the-freedom-of-man/oclc/382595555&referer=brief_results zu halten; das department in La Jolla wollte ihn auch einladen. L. schrieb ihm im Auftrag des deans; da aber die Einladung nicht vom chairman (Putnam) kam, 🕮 hat Popper abgesagt, weil er argwöhnt, dass Putnam gegen ihn ist. Er fliegt dann gleich zurück nach London! L. sagt, Popper habe ihm gesagt, dass er aufgrund der mehreren Reisen nach Amerika jetzt genug gespart hat, sodass seine Frau für das Alter sichergestellt ist; das war ihm immer eine große Sorge. Er meint, Popper hasst den Nebel in London so, dass er an sich sicher gern nach La J. für dauernd käme, oder irgendwohin an die Westküste; er sei etwas um sein Herz besorgt. Vom Buch „Postscript“ liegen schon seit Jahren die vollständigen galleys vor, ca 700, also vielleicht 1000 Seiten; aber Popper hat gemerkt, dass er die Behandlung der Quantentheorie revidieren müsste, und dazu müsste er ein gründliches Studium unternehmen; und er weiß nicht, ob und wie er das schaffen kann; das habe ihm „sein Leben verdorben“.)
Ganzen Tag an Pr. – (Hanneli nachmittags Ausflug an den Ozean, mit Brier und Sylvia; abends geht sie zu einer großen Tanzparty beim Tanzklub, 8 ½ – 11 ½.)
Vormittags an Pr. Nachmittags Überlegungen für Besprechung morgen. (Hanneli ganzen Tag unterwegs; auch Kleid einkaufen für den morgigen Tanz.)
11-3 M und K hier. (Nochmal über Poppers Paradox. Dann K’s numerische Berechnungen der \({\eta }\)’s aus den \(\xi{}\)’s. – Wir sprechen aus Versehen bis 1¾. Dann wollen wir zum Essen gehen; dann sagt Gordon plötzlich, er 🕮 hat eine Verabredung, muss sofort weg! K. fährt ihn hin und kommt wieder zurück, und er isst mit uns bis 3h. Dabei sehen wir seine Dias an, von unserem Besuch bei ihm in ihrem neuen Haus; wir leihen einige, um uns copies machen zu lassen. – Gordon hat uns eingeladen, am Sonntag 7.3. zu ihrem Haus zu kommen.) – (Bei der Post ist ein Brief von Maue; sie hat von Gittli telefonisch von meinem Brief an beide gehört, über das Problem der Geheimhaltung; sie sagt, siebOriginal es. könne es nicht Chacha sagen, weil die immer unvorsichtig sei, und nicht Hanneli, weil die sich leicht bedrückt fühle und jetzt sich hier so gut fühle; sie sagt, Gittli plant schon eifrig für Wiedersehen, vielleicht in Kappel.) (Hanneli geht zu einem großen „Caribbean Tanzabend“, sie und Sylvia haben gestern Karten dafür bei dem International Student House gekauft; und sie hat sich ein neues Kleid dafür gekauft.) (Ich lese bis 1h, liege noch wach bis 3h, nehme dann das zweite halbe Noludar, und schlafe; Hanneli ist wohl bald danach nach Hause gekommen; sie erzählt am Morgen, dass es sehr nett war, sehr viele Eingeborene von den Inseln, meist Neger, die gut tanzten; es war gut, dass sie schon etwas noch dafür hatte aus ihrer Tanzstunde.)
An Pr. (Numerische Berechnungen über 3 Prädikate, aufgrund von Kuhns Ergebnissen.)
III / 1965 An Pr. (Numerische Berechnungen über 3 Prädikate, aufgrund von Kuhns Ergebnissen). – (Hanneli abends zur Tanzklasse im Klub.)
10-11 Yessner (Einkommensteuer) hier. 🕮 (Er ist überrascht, dass ich alles so gut vorbereitet habe. Er nimmt alle Notizen mit ins office. – Er wird die estate tax auch fertig machen; sie muss bezahlt werden innerhalb von 15 Monaten, also bis Ende August. Aber sie werden wohl erst im Juni fertig werden. Ich sage, dass ich vielleicht Ende April verreise; er sagt, sie können bis dahin nicht fertig werden; dann muss ich Kahn Vollmacht geben.) – An Pr (weiter an Kuhns). – (abends Hanneli Tanzklasse)
An Pr (weiter an Kuhns). – Mittags zusammen spazieren. – (Abends Hanneli zur Party im Tanzklub; kommt erst Mitternacht heim.)
An Pr (zurück zum ms§ 19).
An Pr (zurück zum ms§ 19). – Abends 6 ½ – 8 bei Helmers. (Es geht Mutzli jetzt viel besser; sie kann auch besser sehen für Autofahren. Der Doktor muss noch herumexperimentieren, um die beste Dosierung der Medizin herauszufinden. Sie geht regelmäßig jede Woche zu Dr. Mott.)
Hanneli ist erkältet (Schnupfen und Kopf. Sie geht vormittags einkaufen. Aber nachmittags beschließen wir, Matthews für morgen abzusagen, und Hanneli gibt für heute Abend den Tanzklub auf. Wir sagen auch Mia ab, als sie uns einlädt.) – Chacha schreibt von Küstermanns Autounfall (Hanne wurde aus dem Auto geschleudert in einen Graben; das war ihr Glück, weil das Auto auf sie fiel; sie hat Platzwunden im Gesicht. Die Straßen waren 🕮 verschneit, Hans Arnold wollte einen anderen überholen, kam aber nicht aus der Schneerille hinaus.) – Abends Brief an Hanne.
Hanneli noch schwach (meist im Bett; aber keine Temperatur). – An Pr.
Hanneli immer noch im Bett. (Aber nachmittags fährt sie zum Basket Market und bringt Essen nach Hause. – Werner schreibt ihr, ob sie über Scheidung mit mir gesprochen habe, und was ich dazu sage. Ich sage ihr, das muss sie ganz selbständig entscheiden; wenn es wirklich klar ist, dass er die andere Frau nicht aufgeben will, ist es wohl die natürliche Konsequenz; jedenfalls würde ich natürlich ihr helfen, nicht nur während sie bei mir ist, sondern auch, wenn sie mal wieder fortgehen will.) – Ganzen Tag an Pr. – (Notizen für Gutachten über David Kaplan geschrieben, zum Diktieren.)
11 ½ – 1 Lakatos hier. (Ich sage, ich will, wenn ich zur Konferenz komme, doch lieber nicht einen formalen Vortrag halten. Er meint, es sei aber auf jeden Fall gut, dass ich erscheine und diskutiere. Denn nach persönlichem Kontakt würden viele Leute, besonders jüngere philosophische Lehrer, interessiert sein, meine Sachen zu lesen. Er nennt mir viele, die hinkommen werden, darunter von Wright, Bar-Hillel, Hintikka . Er fragt nach Leuten, die mir verwandte Ansichten über pr haben, die würde er vielleicht einladen. Ich sage: Stegmüller, Hempel, Bohnert, Burks. Ich frage nach Unterkunft; er sagt: Zimmer und Essen gibt es in demselben Gebäude wie meetings: am Bedford Coll. 🕮 Er sagt, er kann mir versichern, dass Popper sehr freundlich sein wird; es wäre schön, wenn ich ihn besuchen würde in Penfield (?), das ist in grünen Hügeln.) – Angefangen, Frank zu lesen, für den Absatz für Cohen. – Einige kurze Briefe in recorder diktiert.
Frank gelesen, und einiges für ihn notiert (für Cohen). – Gelesen. – 7h Hempel telefoniert (ich sage, dass wir wahrscheinlich von Ann Arbor nicht zurückfahren. Er sagt, er muss 7.-10. nach Pittsburgh, zu einem Symposium über Physik, theoretische Sprache, meaning der theoretischen Terme usw. mit Nagel, Grünbaum, Salmon, Sellars, usw. Ich überlege laut, ob ich vielleicht hinkommen soll; er meint, das würden sie sicherlich sehr begrüßen. In Princeton könnten wir beide bei ihnen wohnen im Mai, weil dann Peter Andrew noch im dormitory wohnt; später könnten sie nur einen aufnehmen.
(Die Negerin Jewel Mercer zum ersten Mal hier. Sie ist ruhig und fleißig, 1.50 pro Stunde.) – Ich diktiere preisenden Absatz über Frank auf tape, für Boston vol.; und Briefe.
4-6 logisches Coll. Vortrag Tarski. (Über „Morse’s11https://en.wikipedia.org/wiki/Anthony_Morse Mengenlehre“; ein junger Mathematiker, die Methode ist verwandt zu der von Bernays. Siehe \(k\)!) Nachher fahre ich mit Ruel Fishman, Champawat und Joel Friedman (der nach einem Jahr 🕮 in Berkeley wieder hier ist) zu Montagues Haus zur Cocktailparty. (Hanneli fährt allein im Auto hinauf. Ich komme zum ersten Mal in das Haus. Es ist eine große Menge von Leuten, wohl über 30, weil die Party nach dem Coll. noch öffentlich angekündigt wurde! Es ist sehr schwach beleuchtet, sodass ich auf 2 Schritt Leute nicht erkenne kann, und Professor Chang und Frau Dyson und Swift mir ihren Namen sagen müssen! Schließlich spreche ich auch eine Menge mit Tarski, erst lange stehend, dann auf meinen Wunsch doch hingesetzt, und einem jungen polnischen Philosophen, der an USC ist. (Er beginnt dort über Logik Kolloquium, und ich erkläre mich bereit für, meinen Namen für den board von Beratern zu geben; er versichert mich, dass es mir keine Zeitopfer verursachen wird); sie erzählen beide über polnische Philosophen jetzt und früher. Manches interessant, auch über Chwistek und Leśniewski und andere; aber leider entgeht mir vieles infolge des starken Hintergrundgeräusches durch die vielen redenden Leute; so muss ich meinen Kopf immer nahe zu Tarskis bringen, sodass das Gesprüh aus seinem Mund mich trifft! Ich denke wiederum, wie bei Oppenheims, dass es verkehrt für mich ist, zu Parties mit mehr als 8 oder 10 Leuten zu gehen!)
Noch 2 Briefe diktiert. (Hanneli bringt den tape recorder mit meinem Diktierten zu Frau Sobel; die will das eilig tippen, obwohl sie eben erst umgezogen sind.) – Ich spreche mit Manager Hewitt (die ganze Familie ist anwesend. Er sagt: keine Schwierigkeit mit Vermietung, falls ich ordentliche Leute 🕮 finde; denn die Co. verlässt sich auf sein Urteil. Ich sage: So will ich die Miete verlängern, bis 1. 12. 65; sie sagen, ich bekomme dann den vorletzten Monat frei. Ich frage nach seinem Malen; er zeigt mir noch ein Bild: 2 weiße Gartenmauern mit hohen Bäumen dahinter. Dann liest er mir einige Gedichte vor. Ich sage, wie er selbst gesagt hat, in Form und Technik sind sie nicht vollkommen; aber man merkt, dass es aus seinem eigenen Erleben kommt. Ich danke ihm auch in Hannelis Namen, dass er immer so hilfreich zu ihr ist. Ich sage: Vielleicht kommt Erika im Herbst mit.)
Hanneli fährt zu Frau Sobel und bringt das typescript von meinem Entwurf über Frank. Ich korrigiere es.) – Hanneli sieht zum ersten Mal allerhand in TV; zuerst aus Interesse an der Geschichte von den Unruhen in Selma12https://en.wikipedia.org/wiki/Selma_to_Montgomery_marches, und Governor Wallace; und dann sieht sie einen deutschen Film über Stalingrad; ich sehe die 2. Hälfte auch mit.)
Endlich wieder an Pr (§ 19). – Mittags Mia hier. (Sie klagt wieder sehr über Wims Eifersucht, als Frankie 2 Tage dort war, obwohl er meist ausging. Sein früherer Analytiker hat Frankie geraten, wieder Therapie anzufangen; es ist aber schwierig, weil dort keine guten Analytiker sind.) – Um 6h sehen wir am TV: Präsident 🕮 Johnsons Rede vor dem Kongress (für die neue Zivilrechte bill; er sagt, das ist bloss der Anfang; dann müssen auch allgemeine Verbesserungen folgen: Kampf gegen Krankheit, für Wohnungen und Schulen, und gegen Arbeitslosigkeit. Der Präsident sagt den Gegnern in den Südstaaten, dass sie ganz im Unrecht sind, zu meinen, dass die Unruhen nur zurückzuführen sind auf „Agitatoren vom Norden“. Leider aber sieht Johnson nicht, dass seine eigene Vorstellung dieser Art über die Unruhen in Vietnam genau so verkehrt sind!).
An Pr. (Lakatos wollte kommen, sagt aber ab wegen Migräne. Ich sage ihm, dass ich zur Londoner Konferenz kommen will.) – 8 Hanneli zur Tanzklasse.
An Minnesota Press ms gelesen („Prob. und Content Maß“13https://philpapers.org/rec/CARPAC-6, edited ms). – An Pr. – Abends Hanneli zur Tanzklasse.
An Pr. – (Abends Hanneli zu Peter Brier, mit anderen; sie haben eine nette Party, auch mit Tanzen, auf Teppich.) – Abends lese ich Minnesota ms fertig.
An Pr. – (6-11 Hanneli zu Vit.) – Abends studiere ich Yessners Einkommensteuererklärung. 🕮
An Pr. – 6 – 8 ½Mia und Wim hier. (Wim sagt, Russland hat erklärt, dass eine Genfer Konferenz keinen Zweck hat, bevor US aus Vietnam weggehe. Hanneli beklagt die sozialpsychologischen Folgen von Automation. Wim sagt, es hat keinen Zweck, moralische Fragen zu diskutieren; das Wichtige sind die Fakten und wohin sie führen.
10 fahren wir ab (durch Topanga Canyon; oben sehen wir uns den trailer park ausführlich an) zu Matthews (zum ersten Mal in deren Haus. Kuhns konnte nicht kommen; sie sind in San Francisco. Sie hat ein gutes Essen gekocht. Ich spreche eine Zeit lang auch mit ihm über die Probleme von Kuhns Beziehungen zwischen \(\xi{}\)’s und \(\eta{}\)’s.) Nach 2 abgefahren, über San Diego freeway; vor 3 zu Hause. – Nachmittags an Pr. (Über Sprache mit beschränktem Attributenraum; ich finde eine die Lösung; die \(C\)-Werte sind eindeutig bestimmt durch die ursprünglichen; daher auch die \(\gamma{}\)- und \(\eta{}\)-Werte; die letzteren sind nicht unverändert.)
An Pr (weiter über beschränkten Attributraum. Es führt zu seltsamen Ergebnissen.) Ich telefoniere mit Richard Montague über Reisezuschuss von NSF (er sagt, die verlangen nicht Ticket, sondern nachher Brief, wie ich gereist bin und wie die Konferenz war usw.; dann zahlen sie einen Betrag etwas mehr als Flugpreis Econ. Fed.) – (Abends Einkommensteuer fertig gemacht und Brief an Bank für die Schecks für estate.) 🕮
Vormittags weiter an Pr. – Nachmittags gekramt und geschrieben.
An Pr (über beschränkten Attributraum).
An Pr (Skelett geschrieben für den letzten Teil: das limit Verfahren in meinem Buch, und Ähnliches). – Gestern und heute haben wir bei Tage am TV gesehen: Luther King; der Marsch von Selma, und die Versammlung in Montgomery. – (Abends endlich die Briefe fertig gemacht, die ich heute von Frau Sobel getippt zurückbekommen habe; ich hatte sie vor 2 Wochen auf tape diktiert.)
Einiges über Lorenzen gelesen. – (Hanneli fährt mich zum campus.) 4 Vortrag von Paul Lorenzen (im Logik Coll.: „Grammar & logic“. Er erklärt, wie er sich denkt, dass seine „esoterische Sprache“ gelehrt werden kann: Sie ist keine natürliche Sprache, aber auch nicht Sprachsystem mit festen Regeln; sie wird durch Beispiele gelehrt. In dieser Sprache gibt es ein dialogisches Spiel, durch das die Bedeutung der logischen Verknüpfungszeichen und quantifier klargemacht wird. Das ist ganz interessant. In der Diskussion fragt Montague, ob er meint, hiermit seine Ablehnung der klassischen Logik und Mathematik gerechtfertigt zu haben. Er sagt: nein. Aber er fordert heraus, dafür eine ebenso vernünftige Begründung zu geben. Er ist nicht Finitist; bei ihm gilt auch: zu jeder natürliche Zahl n gibt es eine größere. [Siehe meine Notizen!]) –Tennath geht mit mir zum Ökonomie Gebäude; dort ist meine Post; er fährt mich nach Hause. 🕮– Ich kann lange nicht schlafen, bis 3h. (Ich habe abends noch über Vietnam gelesen; und wohl auch die anregende Diskussion mit Lorenzen. – Ferner ist mir der Gedanke gekommen: Vielleicht sollten wir doch eher im eher im Juni abreisen. (Die NSF könnte dann die Reise von LA nach London bezahlen, nicht nur von Detroit, und so würde ich für mich keine Mehrkosten haben durch Zurückkommen, nur für Hanneli. Dann hätte ich hier noch besser Zeit, nicht nur § 19 zu beenden, sondern auch noch Gardner ms zu revidieren. Nachteil: Wir fliegen hinüber zur erhöhten Rate. Und auch zurück, wie ich eh schon vorhatte; aber wenn wir bis Ende September bleiben, hätten wir doch wieder Ermäßigung, sogar für alle drei.))
Notizen über gestrige Diskussion geschrieben. – Um 5 holen wir Lorenzen ab in Rieber Hall, und fahren zu Robinsons, 5 ½ – 8 ½. (L. zeigt mir sein Buch über Differential- und Integralrechnung auf konstruktivistischer Basis. – Er ist jetzt 2 Monate in Stanford, macht mit Suppes Experimente mit Kindern, hinunter bis zu 8 Jahren, zum Lernen der Logik aufgrund der dialogischen Methode. Dann geht er für den Sommer nach Erlangen zurück. Im Herbst kommt er nach Austin, zu der Universität von Texas. Er fragt, wie ich das Leben in amerikanischer kultureller Atmosphäre aushalte. Ich sage, in Universitätskreisen ist das ja nicht so; die fortschrittlichen Amerikaner kritisieren das selbst auch. Hanneli sagt, auch in Deutschland gibt es ja genug Unerfreuliches. –🕮 Mit Lorenzen und Robinson noch weiter über Konstruktivismus. Beide sind auch lebhaft interessiert an Geschichte der Mathematik; Lorenzen will dabei herausfinden, wann und wodurch in verschiedenen Phasen der Geschichte die (falsche) Idee eines aktuell Unendlichen aufkam; zuweilen kam dies aus der Theologie. Ich: Ja, bei Cantor. Aber sie sagen: nicht wirklich; Cantors Vater und danach er selbst waren schon getauft; nur Fraenkel ist jüdisch-religiös, und das färbt seine Darstellung. Cantor wollte nur einfach Bundesgenossen suchen, wo immer er sie finden konnte. –Frau Robinson ist aus Wien. Sie hat ein fabelhaft elegantes und leckeres Essen gerichtet, aber zu reichlich. – 8¾ fahren wir nach Hause.) – (Sehr schlecht geschlafen.)
11 – nach 2 Dr. Jokl und Frau, und Dr. Kulka hier. (Sie erzählen von Tijuana. Wir sprechen über die Negerfrage und Vietnam. Dr. Kulka sagt, sie war skeptisch über Präsident Johnsons Aufrichtigkeit in der Rede vor dem Kongress über voting Recht für Neger; sie glaubt, er tut alles nur aus Opportunismus; sie glaubt, seine Erweiterung des Krieges in Vietnam zeige das. Ich glaube aber, er ist einerseits aufrichtig, andererseits aber voll der Vorurteile, die in seinen Kreisen üblich sind. – Auch über Zensur für Film und Theaterstück. Hanneli sagt, die Heranwachsenden müssen doch geschützt werden gegen verderblichen Einfluss; die anderen aber betonen die Wichtigkeit, dass dem Künstler keine Schranken gesetzt werden.) – Etwas von 🕮Savage gelesen, für Gespräch morgen.
11-3 Jimmie Savage hier. (Ich habe ihn mehrere Jahre nicht gesehen. Er sagt, er ist seit Herbst an Yale, Statistik department. Ich sage, zu seinem Brief vom Nov. 1963, dass ich ihm jetzt ganz zustimme in Bezug auf credit für für de Finetti für beide Theoreme über Kohärenz. – Beim Essen über Persönliches: Er hat wieder geheiratet, Frau mit 4 Kindern. Gutes Gespräch mit ihm über induktive Logik [siehe Notizen]. Ich sage: Im Herbst bin ich wahrscheinlich einige Tage in Princeton bei Hempel; könnte er dahin kommen? Er: Sehr gern, er würde auch gern mehr mit mir sprechen; er würde dann seine Frau mitbringen; beide haben sich in Stanford sehr gut mit Hempels befreundet. Wenn es aber nach Mitte September ist, könnte er nur Wochenende, vielleicht ein wenig verlängert, er unterrichtet nur an 3 Tagen.
Hintikkas neues ms gelesen (ich überlege, dass man noch einen Schritt weiter gehen könnte, nämlich nicht den Konstituenten, sondern ihren Strukturen geben; anfangs pr zuzuschreiben; deren Zahl ist viel kleiner. Spezielle Methode (analog zu und zu Hintikkas komplizierter Methode: den Strukturen der Konstituenten gleiches m geben.)) 🕮
An Pr. (anstelle meiner gestrigen Überlegung über Modifikation von Hint. Methode lieber eine andere: Modifikation der \(\lambda{}\)-Methode so, dass Symbol auch abhängig ist von der Anzahl Symbol der ungesicherten Attribute im Muster.)
IV / 1965 (Jewel Mercer hier.) – Weiter an Pr. (Weiter an der neuen Idee.) Brief von Agnes; daraufhin schreiben wir beide abends eiligst Briefe: an Gerhard Kaufmann zur Hochzeit und an Reinhard zum Geburtstag; beide sind am 5.4.
An Pr (weiter über die neue Idee. Es wird doch ziemlich kompliziert.) – Nachmittags kommt Mia, bringt mir ms. („Editor’s Preface“ zu ihrer Übersetzung von Reichenbach „RT und Erkenntnis Apriori“, als historische Einleitung. Sie möchte, dass ich es durchlese, ob es gut genug ist für Veröffentlichung. Sie will mir dafür das Hochkeppel Interview ms tippen; ich gebe es ihr mit, aber sage, das sollte eigentlich eine untergeordnete Kraft tippen.) – 6 ½ – 11 Hanneli hat Party von jungen Leuten hier. (Ich esse mit ihnen, gehe dann fort.) Peter Brier, ein Negerstudent von UCLA Ruddy …, seine Freundin Susi (die interessant aus Honkong erzählt, will Japanisch lernen), ein norwegisches Paar („Björk“, er ist Buchhalter; die beiden unterrichten abends in Tanz, .)
Mias ms fertig gelesen. – Sachen geschrieben und gekramt. Buch Stoll14https://www.britannica.com/contributor/Robert-R-Stoll/2865 gelesen (Mengenlehre, Gruppentheorie). 🕮
12 ½ – 3 Mia und Frank hier. (Wim lässt sich entschuldigen, dass er sich nicht wohl fühlt; Mia sagt mir nachher, dass er wieder sehr irritierbar und schwierig ist wegen Frankie. Ich gebe Mia ihr ms von der biographischen Einleitung über Reichenbach zurück, mit meinen Änderungsvorschlägen, und sage ihr, dass es sicherlich eine gute Hilfe für den Leser sein wird. Sie fragt mich, ob sie auch mir, wie einigen anderen, Dank aussprechen darf im Vorwort; ich sage, lieber nicht, weil das sonst interpretiert wird, als bestätige ich die Richtigkeit ihrer Schilderung in der historischen Einleitung, die ich aber in Wirklichkeit nicht beurteilen kann. – Frank erzählt, wie unerfreulich die Zustände an seinem college sind; er möchte fort und hat etwas Anderes in Aussicht, aber noch unsicher.)
An Pr. (im Zusammenhang mit Gespräch mit Savage. – Neue Überlegung über Optimum \(\lambda{}^\Delta{}\); das ist aber nicht für das ms.) (Hanneli abends zu einer Besprechung für Vorbereitungen für das große KPFK15https://en.wikipedia.org/wiki/KPFK Fest Ende Mai; da will sie mitmachen, vielleicht Sachen verkaufen.)
An Pr. (weiter an \(\lambda{}^\Delta{}\), einige Beispielberechnungen; aber dann doch Schluss gemacht, weil es nicht für das ms ist.) 12-1 Larry Kuhns hier zum lunch (ich spreche mit ihm über seine Kurve.)
1 – 3 ½bei Schöndubes. (Zuerst sprechen wir mit Heini allein. Er sagt, Grete 🕮 bzw. Walter kann die $ 100 nicht mehr an Chacha schicken monatlich, und fragt, ob er einspringen kann. Er sagt, er kann es nicht, er habe nur $ 800 monatlich überhaupt [?!]. [Siehe hinten Notizen auf Blatt „Chacha“.] Er drängt mich, einzuspringen. Da ich ihn gedrängt habe, dass er doch verantwortlich sei für das investment, das er ohne Chachas Einwilligung vorgenommen habe, so sei er doch wohl nicht nur für das Kapital, wie er jetzt sagt, sondern auch für die vereinbarten Zinsen verantwortlich. Daraufhin wird er auch energisch und sagt, ich habe Chacha und die Kinder immer vernachlässigt, usw. Schließlich, beim Fortgehen, sage ich, dass ich $ 60 monatlich zahlen will. – Gegen 2h kommt Dolly und wir gehen zum Essen; sehr vornehm und lecker; aber ich kann immer nicht erkennen, was auf der Schüssel ist. Dolly erzählt von ihren Reisen in München, Paris usw. Sie haben wunderbare Teller, in Panama gekauft, die stammen aus Dresden (?) oder München, und Paris. – Heini will bald wieder nach Mexiko fahren, wegen Walters Sache; er hofft, dass endlich eine Einigung zustande kommt.) – (Nachts bis 3 ½ nicht geschlafen; nach Lesen der Geschichte über Vietnam, und auch über Organisation und Tätigkeit der Vietkong.)
Hanneli bringt Post vom department. – Mittags kommt Mia (sie hat Fragen über das ms für Hochkeppel, das sie abtippt. Ich habe zweimal versäumt, ein großes Stück alten Textes auszustreichen, wofür ich dann neuen schrieb; sie findet darum „seltsame Wiederholungen“.) 🕮– Nachmittags Walks16vermutlich ein Text von Kurt Walk (*1932) neuen Aufsatz gelesen (über induktive Logik für Sequenz von Individuen.)
An Pr (angeregt durch WalkcVerweispfeil auf Walks Nennung in der letzten Zeile des vorangegangenen Eintrags, mache ich Notizen über \(C\) für Koordinatensprache.) – Nachmittags kommt Mia kurz (und bringt das ms vom Hochkeppel Interview, das sie abgetippt hat (zum Dank für mein Durchlesen von ihrer introduction zu Übersetzung von Reichenbach).) Dann lese ich das ms durch und mache es fertig für eventuelle Veröffentlichung.
10 ½ – 2 M. und K. hier. (Er erklärt seine Berechnungen. Dann erkläre ich Savage’s Idee: um aus dem \(\lambda{}\)-System herauszukommen, soll man eine projektive Transformation des Strukturraumes auf sich selbst machen. Wir überlegen, wie er das gemeint hat.)
Helmers Aufsatz „Soziale Technologie“17https://www.rand.org/pubs/papers/P3063.html zu lesen angefangen; sehr interessant (über Wichtigkeit, nicht Theorien zu verlangen, für praktische Anwendung genügt Operationsmethode aufgrund von Modellen). – 12 ½ – 2 Helmers hier. (Er erzählt von der Reise nach Paris, wo er über die soziale Technologie vorgetragen hat; es war eine Konferenz von 100 Leuten aus vielen Ländern, auch Jugoslawien und Polen. – Er arbeitet jetzt 2 Tage auf dem campus, in einem research Institut für …) – Nachmittags an Pr (über Analogieeinfluss für 3 Prädikate, Kombination von 3 Komponenten). –🕮 Abends Briefe an Maue und Gittli getippt, schon lange fällig.
Überlegungen für Bericht an NSF. – Nachmittags 5 – 7 ½bei Kaplans. (Im Regen hin- und zurückgefahren. – Gespräch mit David, dass die constitution hier lang überholt ist und die Bundesregierung mehr Macht haben sollte, und die Gesetze mehr einheitlich: Er ist aber sehr dagegen: Jede Gemeinde soll Freiheit haben, ihre Gesetze zu machen wie sie wollen. – Später über meine Absicht, die Arbeitszeit für NSF von 11 auf 9 Monate herabzusetzen. Er ist sehr dafür, damit ich mich freier fühle für Ferien oder sonstiges zu beliebigen Zeiten ohne schlechtes Gewissen. Aber er sagt, dass ich am Tage weniger zusammenbringe als früher, ist irrelevant. Jeder wird genommen mit seinen Arbeitsgewohnheiten und -fähigkeiten. [Siehe extra Notizen im NSF folder.])
Überlegungen für NSF report. – An Pr. (Hewitt nochmal gelesen, über „beliebige Permutation“.) – Abends esse ich allein (Hanneli zu Pitt, dann zu Tanzklasse).
Entwurf für Jahresreport an NSF geschrieben (nach Durchsuchen im ms von § 19.)
Mittags Mia hier (mit ihr spazieren, endlich mal wieder Spaziergang. Sie klagt über Schwierigkeiten mit Wim. Er erzählt ihr, wie er bei Stabssitzungen andere kritisiert; dann sagt sie: Ist das nicht ziemlich stark? 🕮 Dann weist er sie zurecht, dass sie ihn kritisiert! Jetzt wollen sie aber langen Ausflug machen bis nächsten Donnerstag, weil er Di und Mi zu einer Konferenz gehen müsse, irgendwo bei San Francisco. – Sie schlägt Hanneli vor, mal mit ihnen nach Santa Barbara zu fahren, wo sie Heini besuchen möchte.) – Ich an Pr (positives \(C\) für universelle proofs.) – 7hJeffrey telefoniert (über Philosophie-Konferenz und unser Kommen nach Princeton; ich sage ihm: erst Anfang Juni.)
(Hanneli zur Cornell Road N von Malibu See. Sie hilft bei Vorbereitungen für die große KPFKFair. Es ist aber nur ein Maler da, und nur ein kleiner Junge. Sie genießt es aber sehr; sie hat Hammer, Zwinge und Säge dabei; sie zieht Nägel aus den Brettern; dann malt sie die von dem Maler umrissenen Figuren aus.) – Ich gekramt. – Nachmittags Pr (das Ende des Skeletts für § 19 umgeändert.) – Abends Tabelle gemacht über Einkommen (die verschiedenen Arten, besonders auch Kapitalgewinne.)
Vor 12-2 zu Dr. Kulka. (Dort auch: Dr. und Frau Lewy, und Jokls. Dr. Kulka zeigt interessante Bücher, dabei auch eines von Dr. Cohen über L.S.D., „The Beyond Within“, auch über Gebrauch im Krieg; alle halten seine Ideen für höchst bedenklich. Später über Vietnam. Dr. Lewy 🕮 verteidigt Präsident Johnsons Angriff mit Bomben auf Nordvietnam, wenn wir nicht energisch eingreifen, verschlucken die Kommunisten alles. Ich sage: Die Leute dort wollen aber vor allem Frieden, und sie werden nur kommunistisch, wenn die Mehrzahl dafür ist. Auch Frau Jokl und Dr. Kulka sprechen gegen ihn. Er scheint Republikaner, und vielleicht sogar rechts – rep! Dabei ist er Psychiater.) – Nachmittags an Pr. (Änderungen im Skelett für letzten Teil von § 19.)
(Hanneli ganzen Tag nach Cornell Road; heute sind mehr Leute da; sie arbeitet fleißig, sonnt sich auch, und genießt es sehr, und kommt um 7h vergnügt und befriedigt nach Hause.) – Ich zeichne die Kurve des Vermögensanstiegs seit 1952 (wo wir mit Shufro anfingen; der stetige und schließlich ganz enorme Anstieg ist unglaublich.) – Etwas an Pr (Endteil von § 19).
Ich mache mit Renato Pläne und teilweise reservation für den neuen Reiseplan (nach Detroit und zurück; nach Newark, und NY– Deutschland). – Nachmittags einige Briefe diktiert (endlich mal wieder, weil für morgen eine neue typist, Miss Vonn, bestellt ist. – Abends sind hier: Bob Lee (?)18Robert ("Bob") Marcus Lee (1928-2012) (der Neger bei Montague) und eine Freundin von ihm, Hedi (aus Zürich, aber für dauernd hier, ohne Verwandte. Er hat MA gemacht in Geschichte, arbeitet jetzt für Ph.D. (thesis über die Neger, die zur Zeit des Bürgerkriegs nach Kanada kamen und dort blieben). Er fragt, wie ich zur Philosophie kam, und ich erzähle die Geschichte meiner thesis. 🕮 Er spricht von den vi Regungen hier im Lande, besonders unter der Jugend. Ich sage, Kapitalismus in der heutigen Form wird nicht mehr lange bestehen können. Wegen der Krise durch Automation usw. ist Planung nötig. Kapitalismus ist ähnlich zu Monarchie in den großen Entscheidungen, die gemacht werden von Männern oder Gruppen, die niemandem verantwortlich sind. Ich sage, die Jugend, besonders Studenten, in Lateinamerika sind schon viel bewusster über die nötigen Änderungen als die Studenten hier. Ich mache mehrmals spöttische Seitenbemerkungen über Goldwater; er sagt: In manchen Fragen hat er aber doch richtig gesehen, z. B. in Außenpolitik (!). Ich sage: Nein, der will in Vietnam nur noch schlimmer die überholte Politik fortsetzen; de Gaulle hat das schon besser gesehen als Johnson. – Sie gehen um 9.)
Zu Dr. Seiff. (Nochmal Sehfeldtest, und Druck; beides ziemlich unverändert. Ich brauche Ende Mai nicht nochmal hinzukommen.) – Zu Hause diktiere ich noch 2 Briefe. (Während meines naps kommt Miss Vonn; sie hört mein Diktat, kann es gut verstehen, und Hanneli gibt ihr den tape recorder mit, und die Unterlagen. Erst nachher sehe ich, dass sie $ 4 rechnet. Ich will aber doch, dass sie diese 5 Briefe tippt. Ich telefoniere mit Doris; Miss Vonn hatte schon angerufen, und Doris schickte ihr das blank; Doris will sehen, wie sie es arrangieren kann; ich sage, nötigenfalls zahle ich persönlich die Differenz.) – 6-9 Kalish hier. (Er findet, dass meine beabsichtigte 🕮 Reduktion des NSF Gehaltes auf 9 Monate nicht nötig ist, weil ich früher mehr als andere gearbeitet habe und man von jedem nur gemäß seinem Alter erwartet; es sei aber „honest“. Ich sage, dass ich von stocks genügend Einkommen herkommen lassen kann, um den Unterschied zu decken; auch, das Shufro sehr gut andere investments macht. Er sagt, ob ich ihn vielleicht zu Shufro vermitteln wollte, wenn er sein Erbteil vom Vater bekommt, und es hinreichend viel Bargeld enthält; das will ich natürlich gern.)
Miss Claire Vonn (bringt das Getippte zurück, und den tape recorder. Ich sage Sie sagt, sie tippt sehr viel schneller als andere; sie hat die 5 Briefe in einer Stunde getippt. Ich sage ihr, dass Doris gesagt hat, die Universität will nur 2.60 bewilligen; sie soll dann entsprechend die Stundenzahl um ½ erhöhen, damit sie doch $ 4 bekommt.) Briefe fertig gemacht; großer Haufen Post, den Kalish gebracht hat, durchgesehen.
(Jewel Mercer hier.) Ich wandere zu Dr. Piper und zurück (ich zeige ihm Ekzem; im Dezember war es unter seiner Behandlung bald verschwunden; jetzt seit einigen Wochen wieder da; auch zwischendurch manchmal. Er verschreibt neue Salbe „Synal“ oder so; sie ist sehr effektiv, braucht nur ganz dünn aufgetragen zu werden. In einer Woche soll ich wiederkommen.)
Briefe in recorder diktiert; eine an Feigl in Australien. – Mittags Kuhns hier. (Ich sage, dass ich, nach Jahren, wieder Zahlungen an beide machen lassen will, 🕮 und gebe ihm die verschiedenen Dokumente, die sie ausfüllen müssen; er wird 4.85 pro Stunde bekommen, und Gordon 5.10; dies sind neue Kategorien, analog zu faculty; ihr rank entspricht zu Assistenzprofessor. – Er sagt, der Eid ist unnötig, weil beide schon für extension angestellt sind.) – 4 ½ – 5 David Kaplan hier (auf meine Bitte. Ich überlege, Berkeley Howison Vorträge abzusagen, obwohl die Zusage schon getippt und unterschrieben ist. Solche Vorträge auszuschreiben, kostet mich zu viel Zeit, und ich muss unbedingt die prob Sache druckfertig machen dieses Jahr, weil ich schon im April 64 im Gesuch geschrieben habe: Das AS wird bald zum Druck gehen. David sagt, es ist dann wirklich besser, abzusagen, auch nicht einen Vortrag zu geben, wie Hanneli vorschlug, weil ich sonst doch immer die Bürde auf mir fühlen würde.) – Briefe diktiert.
Absagebrief nach Berkeley diktiert. – Beim Hinsetzen auf den kleinen Schreibtischstuhl falle ich zu Boden; aber es passiert nichts, nur ein Schreck. – Der erste Brief von Gerhard und Bärbel (mit Geburtsanzeige von Nikolaus).
An KPFK den ganzen Tag Vorträge und Diskussionen über Vietnam (wir hören allerlei Interessantes an; wieder gute Aufklärung über den Bürgerkrieg Charakter und die Vorgeschichte.) 🕮
An Pr (ich schreibe englisches ms von AS, nahe dem Ende von § 19.) – Vormittags am TV: press conference McNamara (er sagt, er kann nicht verstehen, dass so viele Leute die Regierung kritisieren; sind sie denn nicht imstande, die einfachen Fakten zu verstehen? Er macht den Eindruck von Aufrichtigkeit; vielleicht hat Stone recht, dass die Regierungsleute allmählich Opfer ihrer eigenen Propaganda werden, oder das wohl auch von Anfang an sind. Er beschreibt, wie wirkungsvoll die Bombenangriffe sind, zur Zerstörung fast aller Brücken und Eisenbahnen; auch Häfen.) – Abends Antwort getippt auf den ersten Brief von Gerhard und Bärbel, mit der Geburtsanzeige.
An Pr (§ 19 ms beinahe beendet.) Mittags Präsident Johnson am TV (Rechtfertigung der Bombenangriffe auf N Vietnam; er sieht gespannt und besorgt aus, ist manchmal kurz und abweisend im Antworten). – Abends Briefe getippt, bis 11h.
An Pr (englisches ms von § 19 beendet; im Mai muss ich es dann noch revidieren für Tippen). – Gekramt.
10:15 zu Dr. Piper. (Es ist etwas besser, aber noch nicht gut; ich soll mit Salbe fortfahren; und dazu 2 mal Prednison Tabletten, kleine weiße). – 12-1 Mia hier. (Dann sie und Hanneli zu Heini, der allein zu Hause ist, und, weil die Dienstboten heute frei haben, mit ihnen zusammen Essen kocht.) – (Nachmittags langen Brief an Johannes und Annemarie getippt). – Abends 7-11 hat Hanneli eine Party hier ( wir essen vorher; nachher 🕮\nach Ann Arbor\ gehe ich nicht mehr hinein. Peter kommt kurz zu mir ins study. Sie tanzen auch, in Strümpfen auf dem Teppich.) Nachher kramt Hanneli noch allerhand für die Reise; meine Sachen hat sie schon vorher gepackt.)
Letztes Packen. Hanneli fährt uns zum Flugplatz; dort lassen wir den Wagen stehen. Abflug nach Detroit 1:30. United A. L., Ankunft D. 7:40 PM standard time; 4 Stunden 10 Minuten Flugzeit. Zuerst ich am Fenster, später Hanneli. Schöner Blick auf die Sierra, Wüstenland; später auf die Rocky Mountains, wunderbare plastische Berge mit Schnee; Denver und die Ebene.) Ankunft 10 Minuten früh. Abe und Iona Kaplan holen uns ab; 20 Minuten Fahrt nach Ann Arbor.OAnn Arbor (Sie haben ein schönes geräumiges Haus gekauft, mit 3 Acker Grundstück, für 45 M; das ist erstaunlich billig. Sie haben ihr Schlafzimmer mit Ehebett für mich eingerichtet, trotz meinem Protest; sie richten für sich zwei Matratzen auf dem Boden des großen study.) Nach dem Abendessen gehen wir bald schlafen. Aber ich kann nicht schlafen, habe vielleicht anstatt Noludar ein Maalox genommen; nach 1 nehme ich nochmal ganzes Noludar. Der Hund neben meinem Bett leckt sich laut; mehrmals kommen Güterzüge vorbei mit lautem Pfeifen und langem Rattern. Vielleicht geschlafen 2-5.
V / 1965 Auf meinen Wunsch weckt Iona mich um 7. Wir fahren später zusammen zur Universität, dort 9h. Anpassen von dergown🕮 und cap; letztere sitzt etwas unsicher auf dem Kopf und verschiebt sich sobald ich nicke usw. Abe stellt mich vor zu Präsident Hatcher19Harlan Hatcher (1898-1998), von 1951-1968 Präsident der Univ. of Michigan usw.; dann werden Fotos genommen. Dann fahren wir mit Bussen zum sports stadium; dort ist die Feier. Wir sitzen unten auf einem Podium, ich in der ersten Reihe, Abe in der zweiten irgendwo oder dritten. Reston von NY Times macht die Ansprache, auch einiges über Präsident Johnson. Ich kann es leider meist nicht verstehen, wegen des Echos von den Lautsprechern in den höheren Reihen, die vom Feld bis ganz hoch hinauf liegen. Iona und Hanneli sitzen sehr weit weg, oben unter dem Dach, für den Fall von Regen. – Abe hatte mir gesagt, dass ich nach dem Programmbuch als dritter drankomme; ich dachte mir, dann kann ich ja von den ersten zwei sehen, wie es vor sich geht. Der leitende vice president hatte schon die Namen von anwesenden regents gelesen, und dann war jeweils der Mann aufgestanden, und man hatte geklatscht, und dann setzte er sich wieder hin. Auf einmal ertönte mein Name. Ich hatte, wie die meisten, die da saßen, das cap nicht auf; ich stand auf und dachte, das wäre wohl auch nur zum Vorstellen. Darum hatte ich mit der cap auch noch mein Programmbuch in der Hand. Aber er las weiter; jemand erschien neben mir und deutete vorwärts zu treten, sodass ich gleicher Höhe mit dem Präsidenten stand. Dann legte ich mein Buch auf das Podium, und die Zeremonie begann. (In den Regeln stand, ich sollte mich 🕮\in Ann Arbor\ in die Mitte eines weißen Kreises stellen, aber es war keiner da. Der Präsident las dann die „citation“, die ich schon im Buch gelesen hatte; ich wusste, dass ich hierbei ohne cap stehen musste, also war nun alles in Ordnung. Dann traten von hinten, wie ich es erwartete, zwei Professoren heran und hängten mir die neue hood über, gelb und blau, das Querband vorn in weiß. Dann trat der Präsident zu mir, händigte mir Diplom aus; inzwischen hatte ich mein cap aufgesetzt; und er drückte mir die Hand und ich sagte (leise „nicht für das Mikrofon“) „Danke sehr“. Dann ging ich zu meinem Sitz zurück und und setzte mich hin. Dann kamen die 5 anderen dran. Nachher die Grade: PhD, MA, BA, von den verschiedenen Schulen. Nur die PhD kamen vor; bei den anderen standen sie nur auf und ihre Namen wurden vorgelesen, viele hunderte. Dann wurde die Zeremonie, nach Gesang und Gebet, beendet. Ich ging mit Abe hinaus; wir fuhren im Bus in die Stadt zurück zum Admin. Gebäude, und warteten; später kamen die Frauen. Ich übergab Hanneli das Diplom und den gown, und ernannte sie zum Bewahrer der Symbole der Ehre; ich hatte das sorgfältig mit gelbblauem Band zugebundene Paket mit dem Diplom noch nicht geöffnet; das durfte sie nun tun. Dann fuhren wir nach Hause. – 6 ½Dinner im Inglis House, bei Präsident und Frau Hatcher. 🕮 Dabei auch Vizepräsidenten, deans, und Regenten. (Wir und Kaplans sitzen an einem Tisch mit regent … und Frau (sie links von mir, rechts Iona und dann der regent) und … und Frau. Es sind etwa 8 Tische, also etwa 60 Leute; durch das allgemeine Sprechen ist ein starkes Hintergrundgeräusch; daher kann ich oft nur die unmittelbar neben mir Sitzenden verstehen. Dazu ist die Beleuchtung wie üblich schwach, sodass ich immer Iona fragen muss, was auf den Schüsseln ist. Der regent scheint ziemlich töricht: Er erzählt eine endlos lange Geschichte, wie er versuchte, für den Prinzen Bernhard der Niederlande den richtigen Likör zu finden, und dann wollte er doch etwas Anderes. – Zum Schluss macht ein Vizepräsident eine zum Glück kurze Rede und sagt dann, es soll noch einer sprechen, den will er durch elimination bestimmen; die und die nicht; dann ist da ein Philosoph (ich erschrak und sagte ein Stoßgebet zum Himmel), da war es der war es aber auch nicht, und schließlich traf es den Neger educator Shephard; der sprach dann sehr nett, menschlich und kurz, auch scherzhaft. Dann standen alle auf, und man verabschiedete sich von den wichtigsten; zum Glück war Abe da, um aufzupassen, dass wir allen wichtigen die Hand drückten und Dank sagten. Wir gingen auch zu Shephard, Hanneli war schon bei ihm und bat um sein Autogramm; er bat um meines ins Buch neben meinen Namen; ich sagte ihm Freundliches über seine Rede und dass ich mich freute, dass wir zusammen den Grad bekamen; Hanneli hatte ihn schon aufgefordert, uns anzurufen, wenn er nächstens mit Flugzeug durchkommt.) – Nach Hause gegen 10h. –🕮\in Ann Arbor\
Vormittags Gespräch mit Abe, teilweise draußen auf dem oberen patio, mit schönem Blick auf Landschaft und Fluss. (Er ist sehr gern hier. Anscheinend gutes Einkommen, sodass er das Haus abzahlen kann, das für die Zukunft sicher ein gutes investment ist. Er unternimmt aber auch noch viele andere Sachen; z. B. in den nächsten Tagen 2 Tage in N. J., wo er Besprechungen hat mit Fürsorge Arbeitern, Erziehern und Lehrern usw. über Psychologie der menschlichen Beziehung, in Familie und Beruf. – Er ist sehr vielseitig interessiert, hat eine Menge Bücher über Mathematik, und Astronomie; er hat ein ziemlich großes Spiegelteleskop, das er mal von einem Professor gebraucht günstig erstanden hat hier. – Er fragt mich, ob ich die Berechnungen, dass es in unserer Galaxie so viele Planeten mit intelligenten Wesen gibt, ernst nehme; ich sage: ja; aber dass die Kommunikation mit anderen Planetensystemen doch sehr schwierig ist, wegen der großen Distanzen; ich mache ihn auf fragmentales aufmerksam, und sage, dass ich mit theoretischer Physik anfangen würde anstatt mit menschlichen Handlungen; er stimmt gleich zu, und sagt: z. B. die Zahlen Charakteristik für die Atome usw.; ich sage: Gerade das dachte ich. Für Anfang der Mathematik sagt er: Vielleicht Primzahlen, um klarzumachen, dass es nicht ein natürliches Phänomen ist. Er sagt, kürzlich haben die Russen geglaubt, eine Kommunikation aus dem Weltall zu bekommen, weil eine ziemlich regelmäßige Wiederholung dabei war; aber dass jetzt die meisten 🕮 glauben, dass es sich um einen unbekannten, nahezu periodischen natürlichen Vorgang handelt.) – Nach 3 ½ bis nach 6 Diskussion über induktive Logik ( dabei sind: Burks, Brandt (er erinnert mich, dass wir uns in Mexiko gesehen haben), Stevenson, Alston. (Copi ist in Japan.) Auch mehrere grad. Studenten (aber mehrere konnten nicht kommen, dabei auch Rosi Scheffer, weil heute ein Freund von ihnen in Detroit heiratet. – Ich erkläre meine Ansicht über Rationalität; die 4 Faktoren; inductive common sense; Axiom der Symmetrie. Brandt sagt: Ist das nicht nahe verwandt mit dem Prinzip der Gleichberechtigung der Individuen in der Ethik. Ich: doch wohl nur eine entfernte Analogie, weil es sich dort um Werte handelt. Er und andere: Hier geht es auch um Werte, nämlich Vernünftigkeit. Ich sage: Wenn einer in deduktiver oder induktiver Logik etwas Einfaches nicht einsieht, so ist es pathologisch; aber im Ethischen würde ich es auch für pathologisch halten, wenn eine Mutter ihr Kind tötet, aber nicht, wenn einer eine Gesellschaft mit Eliten vorzieht einer Gesellschaft mit Gleichberechtigung.) –Diesmal besser geschlafen. Abe fliegt morgen früh für 2 Tage nach NJ. Darum nehmen wir abends Abschied, mit herzlicher Umarmung und Küssen. Ich bedanke mich sehr herzlich für ihre Liebe und Fürsorge für uns und für die ganzen schönen Tage. – Diese Nacht schlafe ich besser.
Iona geht zur Kinderklinik für ihre tägliche 🕮\in Ann Arbor\ Arbeit; sie nimmt Hanneli mit.) – 10-2 Burks hier. – Gespräch über probability bis 12 ½. (Er fragt nach einigen Punkten in meiner Auffassung. Über Rechtfertigung der Axiome. Auf Wunsch erkläre ich ihm Reichenbachs Axiome, und sage, dass damit das Prinzip der Instanzrelevanz ableitbar ist. Über Axiome der Invarianz bei Hinzufügung von Individuen oder neuen Familien. Meine Methode für 2 Familien. Über die gesamte Reihe von Bändchen. – Er hat jetzt einen großen Teil seines Buches fertig. Er geht aber jetzt bald mit Frau nach Indien, als Berater für eine Universität für Unterrichtsfragen, und besonders Statistik und Computerprobleme. – Wir essen zusammen lunch, das uns „Mrs. B“, die täglich als Haushaltshilfe kommt, aufdeckt.) – 4h kommen Iona und Hanneli zurück; Hanneli ist sehr angetan, wie interessant es war, und wie lieb und gut Iona zu ihr war (Iona habe gesagt, hier hat sie noch keine Freundschaft gefunden, aber mit Hanneli hat sie sich gleich so nahe gefühlt; nachher sagt Iona es auch mir.) Hanneli legt sich hin zum Ausruhen; und Iona und ich setzen uns auf den patio. (Ich freue mich, mal allein mir ihr zu sein; die ganzen Tage war ich so in Anspruch genommen, dass ich schon dachte, sie würde sich vernachlässigt vorkommen. Sie sagt, sie hat sich gefreut und gewundert, dass ich so warm 🕮\nach LA zurück\ und gefühlvoll sei; vielleicht denkt sie an meine herzliche Begrüßung von Abe am Flugplatz. Ich sage, wie kommt es, dass sie wenig Freunde hat. Sie sagt, sie ist so scheu. Ich bin erstaunt und sage, ich hatte den Eindruck, dass sie leicht Kontakt mit Menschen hat. Sie sagt, es ist jetzt leichter geworden durch ihre Analyse. Ich sage, wieviel meine Therapie mir geholfen hat, dass ich jetzt leichter Gefühle zum Ausdruck bringen kann. Sie liebt ihre Arbeit, mit pathologischen Kindern, meist psychotisch, ohne Sprache; die Aufgabe ist, überhaupt erst mal in Kommunikation zu kommen. Der Staat hat nicht Geld genug, alle Kinder aufzunehmen, viele müssen in den Familien bleiben, obwohl die gar nichts mit ihnen anfangen können.) [Gestern war noch ein Ehepaar Engle oder Angle da; früher war er producer von Filmen in Hollywood gewesen, alte Freunde von ihnen.] – Wir packen. 6 ½ fährt Iona uns zum Flugplatz. Herzlicher Abschied, ich küsse sie auf den Mund. 7:20 Abflug. Bald wird es dunkel. 4 ½ Stunden Flug. In LAOLos Angeles 9:50 (Lokalzeit; andere Uhrzeit 11:50. Der Flug war ruhig; ein reichliches Abendbrot; nur wenige Sitze waren besetzt. Kurz vor der Landung kündigt der Kapitän an: Wir müssen in einer entfernteren Ecke des Flugplatzes landen; man hat telefonisch Nachricht bekommen, dass „ein Ding“ (d. h. wohl: eine Bombe) auf dem Flugplatz ist; es sei vermutlich nur ein prank, aber zur Vorsicht müsste alles untersucht werden. Wir gehen hinaus, werden in einen Wartesaal geführt. Nach Erst werden die, die weiterfliegen wollen, hinausgerufen, dann die mit Babys. Dann geht Hanneli zu dem Polizeimann und sagt, ich sei alt und fühlte mich nicht wohl, ob ich bald drankommen könnte; wir saßen die ganze Zeit ganz hinten, weil wir als letzte 🕮 aus dem Flugzeug hinausgingen. Bald führen sie uns in einen anderen Raum, mich zu einem Tisch; da sitzt ein FBI-Kapitän, ein Neger; auf seine Frage sage ich, was der Flugkapitän uns gesagt hat; ich zeige meinen Pass. Er fragt, ob ich mir denken könnte, dass jemand die Absicht hätte, mich umzubringen. Ich sage, das scheint mir ausgeschlossen, ich habe keine Feinde. Er fragt: oder jemand wollte mir vielleicht einen Streich spielen, um mich zu erschrecken. Ich sage, auch das scheint mir ganz unwahrscheinlich. Ich frage, ob sowas häufiger vorkommt. Er sagt nein, nicht häufig. Erst nachher fällt mir ein, dass Olaf erst vor kurzem Ähnliches erlebte, wo sie plötzlich in Halifax Zwischenlandung machen mussten. Als ich fertig bin, kommt auch schon Hanneli. Sie ist schon befragt worden. Dann gehen wir zu unserem Gepäck; ein Mann durchsucht alle Sachen, öffnet alle kleinen Kästchen und Beutel. Endlich ist das fertig. Wir gehen hinaus zu einem Bus und steigen ein. Dann wird noch lange gewartet. Schließlich fahren wir ab, eine erstaunlich lange Strecke, dann über eine Brücke, offenbar über die Sepulveda, und schließlich zum United A. L. Gebäude. (Das drüben war auch in UAL Gebäude, vermutlich für Frachtflugzeuge. Ich will einen Gepäckträger nehmen; aber Hanneli will nicht, es sei nur kurz zu gehen zum Flugplatz, wo sie das Auto geparkt hatte. (Wir bezahlen 5.25 für 3 Tage und 10 Stunden, vermutlich 1.50 pro Tag; leider denke ich nicht daran, die Quittung aufzubewahren für Nachweis von Reisekosten. Dann fährt Hanneli uns hinaus, auf der Century zum freeway, und in der Nacht, unbeirrt durch die vielen Biegungen und Abzweigungen auf der 🕮 Kreuzung mit dem SM freeway, zur Wilshire und nach Hause. Ich bin müde, aber nicht zu sehr; und wir sind froh, wieder zu Hause zu sein, um 11 ½. [Flugtickets hin und zurück pro Person 253 $! Michigan University bezahlt es für mich.])
An Pr. (Angefangen, das englische ms von § 19, das gerade vor der Abreise fertig geworden war, zu revidieren.) – Abends lese ich in Newsweek, dass Präsident Johnson 10 Tausend marines nach Santo Domingo geschickt hat, angeblich um die amerikanischen Bürger zu schützen, in Wirklichkeit, um den Sieg der Rebellen zu verhindern, die die vor 2 Jahren gestürzte Regierung von Bosch wieder einsetzen will gegen die Militärjunta. Ich bin zornig, dass er schon wieder mal in einen Bürgerkrieg eingreift, und wieder auf der Seite der Reaktionäre. Ich kann lang nicht schlafen, und muss noch ein zweites Noludar nehmen.
Ich telefoniere mit David. Er hat bei dem Chic. meeting, wo er vorgetragen hat, mit Roger Buck20Roger C. Buck vom NSF gesprochen. Meine Reduktion von 9 Monaten ist ganz meine Entscheidung. Ich soll aber jetzt schon um die entsprechende extension ansuchen, nicht erst in 3 Jahren.) - An Pr (weiter an Revision vom englischen ms). – Wir hören erfahren am TV, dass ich seit langem zum ersten Mal wieder ansehe, dass Präsident Johnson 20 Tausend Leute Soldaten nach Santo Domingo schickt! weil Gefahr bestände, dass die Rebellen von Kommunisten beeinflusst werden. 🕮
Zu Dr. Piper (besser, aber noch nicht ganz. Ich soll in einigen Wochen wiederkommen). –Shufro telefoniert. (Er sagt, die Regelung des estate wird noch lange dauern, vielleicht noch ein Jahr. Inzwischen wird das Einkommen dort versteuert, und mir dann ausgezahlt später, steuerfrei. Auf meine Bitte will er mir vierteljährlich Kontostand schicken.) –Theodor Schonmann telefoniert (er will mir Sachen über Russell foundation schicken.) -
An Pr (nachmittags fleißig weiter Revision (ms§ 19).)
An Pr (nachmittags fleißig weiter Revision (ms§ 19) ganzen Tag). – Mittags Mia hier. (Ich gehe mir ihr spazieren; sie schüttet ihr Herz aus über die Schwierigkeiten mit Wim: Heute morgen sind sie losgefahren; dann kam ein Streit, weil er ihr immer Boote auf dem Meer zeigen wollte, und sie aber wünschte, dass er lieber auf die Straße aufpasst. Plötzlich sagte er, er will nicht weiter, und ist umgekehrt. Und dann in sein Zimmer, und war nicht zugänglich. – Nach dem nap ist sie noch da. Inzwischen hat sie ausführlich mit Hanneli gesprochen, und die hat ihr klargemacht, dass er nicht erst fähig ist, andere zu lieben, wenn er sich selbst lieben kann; und das hat er anscheinend als Kind nicht gelernt, weil seine Mutter ihn nicht liebte. Hanneli sagt, so war es wohl auch mit Ina.) – Abends kommt Mia wieder, und fährt nach dem Abendessen (wo nur ich esse, Mia hat schon, und Hanneli will nicht) mit Hanneli zu einer Party mit 2.– Eintritt für KPFK.
Mittags telefoniert mit Kaplans in Ann Arbor (sie laden uns wieder ein für Rückkehr aus Deutschland, obwohl wir sagen, dass Erika mitkommt. Sie sagen, sie kann bei Jessica schlafen. 🕮 Ich danke auch nochmal für sein Buch; ich habe darin gelesen und mich gefreut, dass er dagegen warnt, die Methodologie und Modelle und andere Instrumente als Selbstzweck zu nehmen.) – An Pr (ms§ 19 fertig revidiert! Hanneli wird es morgen zum Tippen bringen.)
(Hanneli bringt ms von AS § 19 zum department; nachmittags holt sie schon die ersten ditto masters wieder ab; und die korrigierte ich dann.)
Ich fange an, Gardners ms des Buches zu lesen. – Nachmittags 3-6 Dr. Ryszard Wójcicki hier (war Student bei Lutman Kokoschinska‚21Maria Kokoszyńska-Lutman. Zu Wójcicki Info von MSzn http://hektor.umcs.lublin.pl/ zlimn/school/3/contact/rw.htm. unterrichtet jetzt dort, arbeitet an Habilschrift, gibt mir ms über mein Signifikanzkriterium für theoretische Terme. Er hat mehrere Einwände gefunden, einige ähnlich zu Davids, und andere interessante Regularitäten. Er ist jetzt damit beschäftigt, die ganzen Fragen mit Hilfe von Modelltheorie zu studieren. Er ist nett und intelligent; sehr interessiert an den Problemen. Ich versuche ihm zu erklären, dass ich aus Vorsicht nicht sagen will, dass der Beobachtungsgehalt einer Theorie der ganze faktische Gehalt ist; ein Blinder nimmt die Farben als theoretisch, wir als beobachtbar; auf anderen Planeten können Wesen sein, die dieselbe Struktur der theoretischen Physik haben als wir, aber mit anderen Sinnesaussagen. Darum möchte ich sagen: die elektrischen Felder und die Wellen darin gehören auch zu den Fakten der Welt, nicht nur die Testergebnisse. –John Kemeny telefoniert (Miramar Hotel). 🕮
Weiter Gardner ms gelesen. – 5 ½ – 8 bei Kalish. ( Dort kommen Black und Frau, Lakatos‚ Monty Furth, Montague und einige andere. Heute nachmittag hat Black Vortrag gehalten über „Die Kunst von Risikoschluss, oder: Ist die Philosophie der Induktion basiert auf einem Fehler?“. Ich ging nicht hin, weil ich dachte: Dieses Philosophieren über Induktion ohne ein System zu haben, wie gewöhnlich bei Black, Feigl usw., hilft nicht viel. Er sagt nun aber, er hat über die Hauptvertreter der induktiven Logik gesprochen: Bernoulli, Bayes, Laplace, und Carnap. Er sei dabei, ein Buch über Induktion (und pr?) zu schreiben. Er will es wahrscheinlich dieses Jahr beenden. Er fragt, wann die Reihe meiner Sachen erscheinen wird. Ich sage: Soeben habe ich § 19 beendet, aber wenn ich zurückkomme, muss ich das Ganze noch durcharbeiten. Ich bedauere, 🕮 dass ich nicht zu seinem Vortrag gegangen bin. – Montague sagt, es war freundlich von Hanneli, Bob einzuladen; ich frage, wie es mit dessen Zukunft steht; er sagt, er könne nicht Doktor machen, würde aber befähigt sein, eine Lehrerstelle an Elementar- oder Hochschule gut auszufüllen. Aber das sei ihm unmöglich gemacht, weil ein Polizeiprovokateur ihn zu Homosex provoziert und dann angezeigt hat; im Unterschied zu Diebstahl und Töten wird nie gestrichen; daher könne er nicht Lehrer werden. Montague sagt, ich müsse doch Isherwood22Könnte es sich um Christopher Isherwood (1904-1986) handeln? Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Christopher_Isherwood kennenlernen, den Novellisten aus England, jetzt in Amerika lebend; wir würden uns sicher gut verstehen. Auf einmal sind alle fort, und Kalish muss auch schon gehen. So brechen wir auf, eine Stunde später als beabsichtigt.)
Vormittags Gardner ms revidiert. – 3-6 John & Jean Kemeny hier mit Kindern Jenny (Jennifer) und Robbie. (Sie sind soeben von ihrer Weltreise angekommen. Er war am Wiener Institut, dann 3 Monate in Israel, wo die Kinder in die amerikanische Schule gingen; dann einige Monate in Bombay Indien, wo sie deprimiert waren durch die entsetzliche Armut und anscheinende Hoffnungslosigkeit der Situation. Sie erzählen vieles Interessante aus den Ländern. (Siehe seinen Rundbrief.))
Überlegungen zu Hintikka. – 4 – 6 ½ (!) Vortrag von Hintikka über confirmation Funktion (er will zeigen, dass es möglich ist, anscheinend auseinandergehende Forderung für induktive Methode zu befriedigen: Elimination und auch Induktion bei Enumeration; Carnap und auch Popper (er gibt eine versuchsweise Definition für Grad von conf.; aber Montague fragt mit Recht nach intuitiver Begründung; ich sehe sie auch nicht. Dann seine eigene Methode mit Konstituenten; die einfachste generelle Hypothese ist immer \(w=c\), d. h. „im ganzen Universum sind keine anderen Zellen besetzt als in dem vorliegenden Muster“; und das ist auch die stärkste verträgliche Hypothese; somit hat Popper auch recht: man nimmt nicht die wahrscheinlichste, also schwächste. Er spricht gut, frei und klar. Nachher lange und interessante 🕮 Diskussion. Ich sage: Sein Vorschlag ist besser als \(m^*\); noch besser: noch einen Schritt weiter zum Himmel hinauf: Gleichheit der Konstituentenstrukturen. Er und David finden das interessant, und wir überlegen laut, welche Folgen es hat; es scheint noch besser, die stärkeren universellen Sätze zu fordern. – Nachher spreche ich noch mit verschiedenen (den Neger(?)) Harrad von Riverside (Prof.?), Lakatos (er fährt bald ab nach London).) – David fährt mich nach Hause.
(Hanneli holt Hintikka und Frau von Rieber Hall hierher.) 10 Hintikka (und Frau). Zuerst Gespräch mit beiden, dann mit ihm ins study. Gegen 11 kommt Gordon Matthews (Kuhns kann nicht, weil erkältet.) (Gespräch zusammen. Auch über meinen gestrigen Vorschlag, Konstituentenstruktur gleiches Gewicht zu geben. Ich erkläre meine Verallgemeinerung von Kemenys Beweis für \(\lambda{}\)-System, jetzt auch für verschiedene \(\gamma \)’s. Ich erkläre die \(\eta{}\)’s. Problem: Was ist die mathematisch einfachste \(C\)-Funktion für gegebene \(\gamma{}\)’s und \(\eta{}\)’s? Das ist ein Weg für Meisterschlüssel. Dieser würde auch das Problem für mehrere Familien lösen. Ich sage: \(m^*\), und diese „kombinierte“ Methode, und meine Modifikation davon setzen \(\gamma{}\)-Gleichheit voraus. Es wäre gut, hier zu verallgemeinern. – Er ist interessiert an Anzahlen für gewisse kombinatorische Fragen; ich zeige ihm Buch Riordan und das neue Tabellenbuch, und die Sonderdrucke von Forbe und Ondsbeck und Büchlein .) Beim lunch beide Hintikkas und Gordon. (Ich erzähle vom Onkel in Helsingfors, und vom Esperanto Kongress.) 🕮– Nachmittags ditto masters von § 19 korrigiert. (Abends geht Hanneli zum Tanzklub, zur großen Party.)
10 – 12 ½Hintikka hier für Gespräch mit mir. (Ich erkläre ihm einige Punkte meines Systems, und mathematische Methoden: de Finettis Theorem, und mein endliches analog dazu; Dichtefunktion \(\phi{}\), auch für \(\lambda{}\)-Methode. Meine Methode für positive Sütterlin m-Werte für universelle Gesetze nach erklärt; er ist an all diesem sehr interessiert, und versteht schnell. Ich zeige ihm de Finettis 2 wichtige Abhandlungen. – Abschied: auf Wiedersehen in London. – Siehe auch meine Notizen.) – Nachmittags ditto masters für § 19 korrigiert.
(Brief an NSF für Reisekosten entworfen.) Mittags Frau Jokl zum lunch hier. – Überlegungen und Briefe. (Abends telefonieren Oppenheims Glückwünsche.)
Hanneli hat zu meinem Geburtstag eine rote Kerze auf den Frühstückstisch gelegt, und 2 Päckchen schön verpackt: 2 elegante, schöne Schlipse, und Gebäck. Erika schickt einen Buchumschlag, sehr schön gemacht aus Wildleder. – Abends spielen wir Platte von Bachs Doppelkonzert; Hanneli liegt bei mir (zum ersten Mal).
10 – 12 ½Gespräch mit Kemeny. (Über Gaifmans und Humburgs mss. Über Kuhns Arbeit an linearer Kombination. Siehe Notizen.) Dann kommen Jeanund Kinder, und Mia zum Essen. (Mia zeigt Zeitungsbriefe von Professoren aus Schulen im Osten. Auf ihre Frage sagt Kemeny, dass er zwar nicht ganz mit Kennedy 🕮 übereinstimmt, aber doch mehr als mit den kritisierenden Professoren. – Kemeny erzählt von Dalkeys (?), die sich für 25 M einen ganz alten ausrangierten CourtGuard Cadillac gekauft haben, und ganz darin wohnen; er habe soviel Platz wie eine kleine Mietwohnung; und sie tun selber die meisten Arbeiten!) – Nachmittags an 2 Gutachten für NSF gearbeitet.
Vormittags zu Dr. Piper (ich soll in einer Woche nochmal kommen.) – Gutachten für NSF geschrieben. – 6 ½ – 9 ½David und Renée Kaplan hier. (Sie geben uns guten Rat über Vermietung: wir sollen doch das study mit vermieten; die Miete niedrig ansetzen: 175, oder mit study 200, und dann können wir mehr Auswahl haben, damit wir zuverlässige Leute bekommen; das study kann nicht abgeschlossen werden! Renée setzt das ad auf und nennt eine geeignete Zeitung. – Über Erikas Schule: Es sei sehr wichtig, dass sie zu Anfang des Schuljahres hier ist, besonders für 7. Jahrgang, weil das der Anfang von Junior Hochschule ist; bald formen die Kinder Cliquen und dann ist es gut, wenn Erika auch zu einer Gruppe gehört. Die Klasse ist nicht immer zusammen, weil die Kinder ganz verschiedene Gebiete nehmen. -)
Zweites Gutachten für NSF getippt (früher schon entworfen). – Nachmittags an Gardner ms (ch. 4-7).
Vormittags 11-2 Gespräch mit Kemeny, M. und K. (über Humburg Ableitung des Relevanzprinzips. – Dann meist über Savage’s Vorschlag von Abbildung von \(\Delta{}\) auf sich selbst, um 🕮 zu einer Sütterlin m-Funktion innerhalb des \(\lambda{}\)-Systems zu kommen. Sie versuchen etwas; aber die Integration des Quotienten führt auf einen Quotient von unendlichen Reihen!) (Wir hatten die Kemeny Familie zum lunch erwartet, aber er lehnt entschieden ab; Jean müsse mit den Kindern fleißig lernen, weil sie so viel versäumt hatten. Ich frage ihn zum Schluss, wie viele consultations Gebühr ich ihm zahlen soll; ich hatte schon mit Doris darüber gesprochen; aber er lehnt mit großer Entschiedenheit ab; aber ich sage, früher machten wir es so, aber er bleibt ganz fest; der eigentliche Grund ist mir nicht klar; vielleicht denkt er, dass ich wegen Alter doch das Geld nicht leicht entbehren kann; ich hatte ihm gesagt, dass ich das wieder für 3 Jahre bekommen habe, aber jetzt von 11 auf 9 Monate heruntergehen werde; er sagte, er sei wiederum ein Begutachter gewesen, und ich danke ihm.) – Nachmittags und abends am Gardner ms.
Den ganzen Tag, auch abends, am Gardner ms. (Vormittags telefoniere ich mit ihm und bitte ihn, die Situation auch B. B. mitzuteilen. Er sagt, vielleicht würde er mich in Princeton besuchen; aber ich sage ihm, dass ich diesmal nur 2 Tage dort bin, und daher die Zeit zu kurz; aber ich werde ihn anrufen; dasselbe soll er Bohnert sagen.) – Mit Hanneli die Sommerpläne besprochen; (sie schreibt dann an Chacha, dass sie telefonisch mit Johannes, Küstermanns und Agnes Pläne ausmachen soll; auch Stegmüller und Humburg fragen, wann sie Zeit haben.) 🕮
Ganzen Tag am Gardner ms. – 4 zu Dr. Mott. (Ich erzähle von Deutschland voriges Jahr, und vom Leben mit Hanneli jetzt. Und dass es mir sehr gut geht. Er sagt gleich, als ich hereinkomme, dass ich gut aussehe. Ich sage, dass ich immer noch die Erinnerung an Ina möglichst zurückschiebe; aber es ist nicht mehr mit Vorwurf wegen Verlassen, sondern mit Trauer, dass sie nicht miterleben kann, wenn ich Schönes erlebe. Er sagt, er hört über mich eine ganze Menge von mehreren Patienten; ich: Mutzli; er: auch Pat Wilson; dem hat die Analyse sehr gut getan; er sei jetzt in Bibliothekswissenschaft, will aber zu Philosophie zurückkehren. – Ich erzähle von Ann Arbor und Kaplans. Er fragt auch nach finanzieller Situation; ich sage: Gesuch von 64 ist bewilligt für 3 Jahre, fängt jetzt an; wird länger gehen als 3 Jahre, weil ich gebeten habe, von 11 auf 9 Monate herabzusetzen, damit ich mit gutem Gewissen lange Ferien machen kann. Er fragt, ob ich von den Aktien nehmen muss; ich sage: bisher nicht mal von den Dividenden und Verkaufsgewinnen, aber das werde ich jetzt tun. Er lacht: jetzt sei ich ein großer Kapitalist. Ich: Ja, und in Deutschland kam ich mir vor wie der reiche amerikanische Onkel. – Ich sage, dass auch Erika mitkommen wird, und Hanneli Scheidung machen wird. Ich sage auch, dass sie psychologische Beratung getan hat in Deutschland, auch mit Graphologie; dass sie aber vor allem gutes intuitives Gefühl für Menschen hat. Er Ich sage, ich habe von Mia gehört, dass jetzt $ 25 der übliche Betrag ist; aber erdOriginal ich. sagt: für mich bleibt es 20. – Wenn ich im Herbst wieder hier bin, soll ich ihm sagen, wie es mir geht.) 🕮
– Vormittags Yvonne plötzlich hier. (Ich hatte im Herbst mal angerufen, Hanneli hatte etwas hingebracht, aber ich hatte sie nicht gesehen. Sie ist zur Ph.D. Kandidat aufgerückt. Sie hat soeben ein Haus gekauft, an Dorothy Str.! ohne es vorher mit Freunden zu besprechen, für 37 M; sie ist überzeugt, dass, wenn sie in 2-3 Jahren PhD macht, kann sie es für 50 verkaufen, und hat dann Geld genug. Sie plant dann zu unterrichten an Pomona College, sie möchte am liebsten in Claremont wohnen. Sie nimmt jetzt Therapie bei Dr. Max Hayman, den ich mit Ina vor einem Jahr aufsuchte; er tut es umsonst, aus Freundschaft für Richard Friedman. Yvonnes Mutter ist hier und wird bei ihr wohnen bleiben; sie verstehen sich jetzt besser. Sie will Erika mit verschiedenen in der Nachbarschaft bekannt machen, die auch zur Paul Revere Schule23Mittelschule in Santa Monica; vgl. Paul Revere Charter Middle School and Magnet Center (paulreverems.com) gehen werden. – Es geht ihr jetzt anscheinend viel besser; sie ist lebhaft wie immer.) – Mittags Myra hier für lunch. (Sie rief auf einmal heute morgen an; vielleicht veranlasst durch Dr. Mott? Sie erzählt, wie leicht die Kinder drüben Französisch und Italienisch in der Schule lernten. Sie sagt auch, die Paul Revere Schule ist sehr gut. Und ihr kleiner Junge (Michael?) ist auch 12. Sie bringt mir als Geschenk: Gedichte von Marianne Moore; sie ist sehr berühmt; Myra sagt, sie ist nicht nur eine große Dichterin, sondern auch echt amerikanisch; aber ich kann nicht viel damit anfangen.) – Den ganzen Tag an Gardners ms (gestern und heute je 5 Kapitel.) Gusti Kalmus ruft abends an, sie wird im Sommer nach Jugoslawien und Wien gehen; ich schlage ihr vor, Erna zu besuchen, und gebe ihr ihre Adresse.
(Inas Todestag). 🕮
Den ganzen Tag an Gardner ms. – 6 ½ – 8 ½zu Helmers. (Eine alte Jugendfreundin von Olaf ist bei ihnen zu Besuch: Mrs. Rosenthal, früher Berlin, schon vor dem Krieg nach Südafrika ausgewandert, wohnt jetzt in Johannesburg. Sie erzählt von den riesigen Reservaten oder Naturschutzpark, wo sie oft lange hingehen, in camps in Hütten wohnen, und auf der Fahrt die wilden Tiere sehen. Die Elefanten sind gefährlicher als die Löwen.) – Ich sage Olaf, der jetzt 115 % angestellt ist, 60 bei Rand und 55 an dem sozialwissenschaftlichen Institut an UCLA, dass er sicher überlastet ist, und ich will Frau Jokl fragen, ob sie meine Post besorgen kann. – Helmers haben ein Grundstück in Oxnard am Strand gekauft und wollen dort ein kleines Haus bauen (das Grundstück war teuer; aber er meint, es ist doch gute Anlage, weil dort die Preise noch steigen; es ist eine Stunde Fahrtzeit von hier.)
10 zu Dr. Piper. An Gardner ms. – Mittags Mia hier. (Sie will eine Woche nach Denver zu Freunden.) – Nachmittags ditto masters von § 19 weiter korrigiert. – Abends Besprechung über Vermietung für 2 Monate an Prof. Andrew Whinston (aus Virginia, jetzt für 2 Monate bei Rand, in Logistik, Frau und einjähriges Baby kommen 3.6.; er zahlt 450: Monatsmiete 200 + 50 in deposit für breakage. Wir machen aus, dass ich ihm später schreibe, was er an utilities schuldet. Er ist ein ruhiger, etwas schüchterner Mann, macht zuverlässigen Eindruck; er wird Prof. Marschak sehen, bei dem er früher mal in Pittsburgh studiert hat.) 🕮eHier beginnt der in RC 025 – 93 –02 ausgelagerte Teil.
Ditto maters (§ 19 fertig korrigiert. Nachmittags bringt Hanneli sie zum department.) – Nachmittags Berechnungen für Reisekosten und wie viel Geld mitzunehmen. – Abends Frau Jokl und Dr. Jokl hier. (Sie will meine Post bekommen; aufheben, einiges nachschicken, Rechnungen bezahlen usw. Sie rät mir auch, wie Mia, ein Bankschließfach für meine Dokumente zu nehmen.)
Weiter Gardner ms revidiert (beinahe fertig). Briefe von Johannes und Stegmüller.
Gardner ms Revision beendet. (Es fehlt nur ein kurzes Stück am Ende: dass die klassische Physik verbessert werden wird durch Logik und Mengen, und axiomatische Methode; das nimmt mir einige Stunden!) – Gekramt für Reise.
Wir hatten vergessen, dass heute ein Feiertag ist, und viele Besorgungen geplant; das muss alles verschoben werden. – Ich diktiere Briefe in recorder (für Frau Sobler), und Sachen gekramt.
VI / 1965 Mit Hanneli zur Bank (Reiseschecks 2000; Sicherheitsdepositbox gemietet, alle Dokumente in Umschläge verteilt hinein gelegt) und zum Autoclub (Versicherung suspendiert für 3 Monate). Mittags Kalish zum lunch. – Briefe diktiert bis abends nach 11.
(Haarschneider und pharmacy; vieles gekramt.) Hannelis Geburtstag (ich habe sie gestern einiges von Inas Juwelen für sich wählen lassen, und anderes für die Geschwister mitnehmen.) – Gekramt und gepackt. Abends viele Briefe, getippt von Frau Sobel, fertig gemacht; 🕮\LA – Newark\ dann den ganzen Schreibtischkram, der seit Monaten hoch aufgestapelt war, durchgesehen, fortgeworfen, mitgenommen, oder abgelegt. Ich wollte noch baden (gestern um 11 war ich zu müde); aber das Packen geht bis nach 1h nachts! Hanneli hilft mir sehr, und kramt und packt die Koffer, auch meine Sachen meist selbständig. Schließlich abgerackert ins Bett gesunken.)
Noch zahllose Telefongespräche und letzte Sachen gepackt. Jewel Mercer kommt für Reinigung. –Frau Jokl holt uns ab. Anstatt 10h, 10:20 Abfahrt zum Lufthafen; 10:45 dort. Das Gepäck wird gleich draußen vor der Glaswand auf eine Waage gelegt, da ist ein Gepäckträger, der gibt uns den Gepäckscheck, und auch Sitzreservation. Dann gleich in Eile durchgegangen , im Warteraum auf Hannelis Zureden doch noch schnell die Tropfen genommen, in 2 Minuten, dann steigen wir als die letzten in das Flugzeug (Am. Airlines). Flug nach Newark, nonstop, etwas über 4 ½ Stunden. Ich wusste nicht, das N. J Sommerzeit hat, weil ich hörte, dass N.Y. es nicht hat, und hier darum 5¾ berechnet, wir kommen einige Minuten vor Startzeit an. Wir sehen unterwegs den Grand Canyon; dann durch den NW Zipfel von N. M., über den Michigansee; einige beschneite Köpfe vom Gebirge gesehen, aber meist fliegen wir über einer weißen Wolkendecke, und sehen die Erde nur durch viele Löcher:) Newark unsere Zeit 3 ½, Lokalzeit 6 ½, EDT. Hempel (mit einem Studenten, Aschen) holt uns ab. 🕮 Wir gehen mit dem Gepäck zum Wartesaal. Dann sage ich: Sind das alle unsere Koffer, die Zahl ist so klein. Hanneliese: Das sind alle. Ich, nach einiger Überlegung: Mein kleiner brauner Koffer fehlt; Hempel und Student gehen zurück und finden ihn, da ist kein Mensch, der auf die Koffer acht gibt, jeder holt sich, was er will. Autofahrt über eine Stunde nach Princeton;OPrinceton herzliche Begrüßung mit Diane (ich bekomme wieder P. A. Zimmer, Hanneliese bekommt Dianes Zimmer!)
Richard Jeffrey kommt herüber. (Er kennt Hanneli schon vom Januar in LA. – Über Konferenz London.) – Mittags Paul und Gabriele Oppenheim hier. (Sie gibt psychologische Sprachhilfestunden für Kinder und Studenten. Er arbeitet weiter; er sagt, mein „Aufbau“ dient ihm als Basis. Er fragt, wann englische Übersetzung erscheint; er ist überrascht, als ich sage, das ist schon längst heraus.) – Nachmittags fahren wir alle zum Universitätshospital und besuchen Peter Andrew (er sitzt mit uns auf der von im Salon; er lag wochenlang zu Bett mit einer seltsamen Krankheit „Mono-Nukleoritis“, infektiöse Blutkrankheit; ist jetzt schon erheblich besser; er will den Sommer über bei einem Senator arbeiten, er weiß nicht was; ich vermute: Bibliotheksarbeit. – Nächstes Jahr will er zur Rice University, Houston‚ Texas) – 6-9 Wir beide gehen zu Jeffreys. (Daniel und Pamela; Edith. Sie will auch mitkommen zur London Konferenz. Ich spreche mit ihm über seinen Vortrag, und er zeigt mir Inhaltsangabe. Ich sage ihm: Ich will sprechen über Gründe für Axiome, und induktive 🕮 Intuition; so werden unsere Vorträge nicht überlappen.)
(Mit Gardner telefoniert: Das ms ist schon unterwegs. Ich möchte, dass das Kapitel über Quantentheorie noch von jemandem gelesen wird, vielleicht Shimony an MIT. Er will Xerox Kopie machen lassen und dem schicken.) – Mit Hempel zur Universität, in sein office, und zurück. (Unterwegs erzähle ich ihm mehr über die Mitternachtsgespräche, und dass Hanneli es nicht weiß.) Mit Hempel Plan für Septemberkonferenz gemacht (2 Tage im Intervall, 1.-4. September; vorher will ich schon einen Tag hier sein für persönliches Zusammensein; nachher noch einen Tag für informelle Diskussion mit Konferenzleuten, vielleicht noch einen weiteren Tag für andere, z. B. Bohnert, Gardner. Hempel sagt, da muss er auch eine Abendparty machen; ich sage, das mag ich gar nicht, aber er sagt, das geht nicht anders.) – Zum Abschied sagt Diane, dass sie Hanneliese sehr gern mag (sie waren zusammen einkaufen, dabei auch eine Brosche für Toby von uns). –Jeffrey fährt uns nach NYONew York (zuletzt in der Stadt ist es schon dunkel; wir kommen nur kurz vor 9 an; sie hatten gesagt, sie würden die Reservation nur bis 9 halten!) – (Wir telefonieren noch mit Panam, die für uns Hotelreservation in London gemacht hatten, dass wir das Geld nicht schicken konnten; sie sagen, sie können weiter nichts tun; wir sollen in London Panam bitten, gleich beim Hotel anzurufen.) (Ich bade noch , ich bin sehr müde und fühle mich schläfrig, kann aber stundenlang nicht einschlafen; Auto Lärm von der Straße; schließlich nehme ich Ohrstopfer.) Hotel Belmont, 49 St. und Lexington, gut, teuer: 13 pro Person. 🕮
(6 ½ Wecken. Ich bemerke, dass ich Rasierkabel und Adapter bei Hempels vergessen habe. Ich telefoniere, ob das Hotel mir Rasierapparat leihen kann; nein. Der bellboy Spatkin rät mir, im Ike’s drugstore zu kaufen; der ist unten bei der lobby; er hat wirklich ein Kabel, das zu meinem Ryan-Lex passt; 2.25! wohl wegen Sonntag; er sagt, wegen elastischer Spiralschnur. Im Zimmer in großer Eile, schon angezogen, rasiert. Das aufs Zimmer bestellte Frühstück ist 20 Minuten danach noch nicht da; ich sage ab, sie sagen, es ist unterwegs; ich sage: keine Zeit mehr, ab!) Im Taxi zum Kennedy Lufthafen, 40 Minuten. Über die Brooklyn Brücke, Blick auf die U.N. Dort, nach Gepäck und Pass Erledigung, in Ruhe am Center gefrühstückt. Dann auf einer Bank Tropfen genommen, wie schon in so vielen Flugplätzen! und kurz vor 10 zum Flugzeug. (Wir haben keinen Fenstersitz bekommen! Da sitzt ein Geschäftsmann aus Milwaukee. Er fragt die Stewardess, ob er in erste Klasse hinübergehen kann; sie will fragen, sagt aber, das ist sehr zweifelhaft. Es geht doch. So haben wir auf einmal nicht nur 2 Sitze, einen am Fenster, sondern außerdem noch den dritten frei. Schöne Sonne, interessanter Flug über Long Islands Küste, später über Meer und Inseln: Martha’s Vineyard, Nantucket, über Kanada und vielleicht Neufundland; dann Ozean. Fast immer ruhig und sonnig, also unter uns Wolken und oft das Meer. – Über den ganzen Ozean, über Irland und England. Dämmerung ganz kurz, dann auf einmal dunkel. LondonOLondon Ankunft (9:35 abends, London Zeit = 4 ½PM NY Zeit, 6 ½ Stunden Flugzeit.) Wir telefonieren ans Hotel Ariel Airport Hotel🕮 an einem freien Telefonautomat ( und andere Hotels). Die Zimmer sind wirklich reserviert, obwohl wir kein Geld schicken konnten. Sie schicken Autobus des Hotels; in ein paar Minuten sind wir dort. Das ganze Hotel ist kreisförmig. Wir bekommen 2 Zimmer, jedes mit Bad und Toilette. Es gibt keine anderen. Aber keinen Zimmerschlüssel! Nettes kleines Zimmer. Da essen wir noch schnell etwas aus dem Flugzeug Mitgebrachten. Um 1h erst Licht ausgemacht. Ich bin sehr müde, kann aber doch lange nicht schlafen.
Unten im Hotel Frühstück. Der Bus bringt uns wieder schnell zum Lufthafen. Dort nehme ich meine Tropfen, wenn auch etwas verfrüht. Wir fliegen mit British Eagle Airline‚ 10:15 direkt nach Stuttgart. Nur noch ein anderer Mann als Passagier in unserer Klasse! Leider ist die Landschaft fast ganz mit Wolken bedeckt. Man macht uns eigens ein kaltes lunch. –StuttgartOStuttgart 12:30, 2 ½ Stunden Flugzeit. Gerhard und Bärbel holen uns im Auto ab. Sie bringen zuerst mich ins Kräherwaldhotel, damit ich mich hinlegen kann (dann Hanneli zur Wohnung Fr Platz, wo sie zuerst allein ist, bis Werner und Erika kommen.) Nach einer Ruhe, gehe ich zu Gramms, 3 ½ – 10). (Er erzählt von Doktorarbeit. Abends kommt er auf sein berufliches Problem, und daher bleibe ich länger als ich vorhatte. Er möchte mal 2 Jahre ins Ausland. Aber andererseits schlägt ihm sein Professor und der Institutsleiter vor, sein Arbeitsfeld 🕮 zu erweitern: jetzt nur beimBau? Planen; neben diesem könnte er noch andere Verwaltungsarbeiten übernehmen, z. B. gemeinsame Bestellung der verschiedenen physikalischen Institute, und dergleichen. Der Leiter meint, daraus könnte sich eine Art von Tätigkeit entwickeln, die es sonst noch nicht gibt, die aber später dann andere Universitäten nachahmen werden: ein akademischer Planungsrat, mit Professorenrang (glaube ich), der die Aufgabe hat, in anderer Weise für die physikalischen Institute zu planen, wenn die Anzahl der Studenten wächst usw.) – In den Gesprächen tauen beide gut auf, und wir sprechen dann ganz unbefangen miteinander. Er bringt mich im Auto nach Hause.
9 ½bei Gramms. Nach dem Frühstück fährt er mich in die Stadt zur Bank (2 eingelöst), und zurück. (Ich erzähle ihm von Maue, wie unbefangen sie mit mir zu anderen Leuten war; in Wien, ihre Bemerkung bei Schlicks Teegesellschaft; er wusste von Schlick und Feigl, ich erzähle auch von Neurath, und Frau Neuraths Besuch in München; Berlin nur kurz erwähnt.) Zum nap nach Hause 3-5. Agnes telefoniert (ich deute an, dass ihr Kommen nach Kappel wohl nicht gut ginge, und auch nicht mein Zusammenkommen mit ihr morgen; ich will lieber im Juli vor London nach Vollmerhausen kommen. Das nimmt sie mit Freude an. Sie sagt, falls das nicht gelingen sollte, so könnte ich sie später in Friedenweiler treffen oder in Freiburg, wenn sie (im August?) nochmal dorthin kommt.) Hanneliese telefoniert (das Handschalten am gekauften VW fällt ihr doch schwer, sie will lieber noch 1 oder 2 Stunden nehmen, konnte aber heute niemanden dafür finden. So will ich dann doch mit Zug nach Karlsruhe, und das Gepäck aufgeben; aber sie will dann doch mit mir hinkommen). – Ich erzähle meinen 🕮 Lebenslauf; und von meiner Mutter; wie sie das Buch schrieb, und wie sie uns unterrichtete. Und wie sie mich aus der Schule rausnahm für die Griechenlandreise. Von der großen Sippschaft in London. Nochmal von Maue, wie ich Lotte, Ilse und Koko kennenlernte, und unsere Beziehung für selbstverständlich genommen. – Ich schlage ihnen vor, ich möchte gerne die Kosten der Doktor Dissertation tragen. Er nimmt es. Beide nehmen es einfach und mit Freude an. – Sie fragen nach Verstehbarem über meine Philosophie; ich sage, er soll das Stegmüller Buch in der Bibliothek anschauen; wenn er vorhat, das Kapitel zu lesen, will ich es ihm gern schenken.) Um 10 kommen– Ich sage, ob nochmal eine Möglichkeit besteht, sie zu sehen; sie vielleicht in Kappel, oder störe ich dort ihr Zusammensein mit Maue. Nein, gar nicht, das wäre ideal, und da ist genug Platz. Ich sage, dass ich froh bin, dann wird mir der Abschied nicht so schwer. Sie bringen noch zu Fuß hinunter. Zum Hotel, 10h. – Ich schreibe noch bis beinahe Mitternacht.
8h Gerhard kommt ins Hotel und packt das letzte. Wir fahren hinauf zu ihnen zum Frühstück. (Ich sage, dass es etwas schwierig für mich ist gegenüber Hanneli, Annemarie und Agnes, den pretense aufrecht zu erhalten, dass er und Gittli nichts wissen, wo sie jetzt gesehen haben, wie hartnäckig Gittli und dann ich unsere Tage gegen Agnes Dazwischenkommen verteidigt haben. Gerhard sagt, wenn ich gar nichts darüber sage, wird ihnen klar, dass man wünscht, darüber nicht zu sprechen; das genügt ja dann. Ich sage, Gittli wünscht Geheimhaltung hauptsächlich wegen der Kinder; sie bestätigen es und sagen, sie will es ihnen allen zusammen sagen, wenn Gebhard alt genug ist. Gerhard sagt, dass es, unabhängig davon, ihm selbst auch lieber ist, wenn meine Kinder 🕮 nicht darüber zu ihm sprechen; es würde ihn befangen machen. Ich erzähle, dass Chacha der Lini schon früh gesagt hat, dass Broder ihr Vater ist, und dass sie doch zu mir weiter Papa sagen soll. Dass das für allgemein bekannt angenommen wird, ersah ich erst aus der Todesanzeige von Christiansen.) Erst 9:30 fährt Gerhard mit mir im Auto ab‚und fährt recht schnell durch die Stadt. Zum Glück weiß er, wo die verschiedenen Schalter sind. Er macht sich lustig darüber, dass ich erste Klasse nehmen will, aber ich bestehe doch darauf. Am Gepäckschalter erst komme ich darauf, dass man mir eine Rückfahrkarte gegeben hat, obwohl ich nur gesagt habe „nach Freiburg“. Gerhard saust nochmal zum Fahrkartenschalter zurück. Dann in Eile die große breite Treppe hinauf und zum dritten Gleis, und dann lange am Zug entlang, bis endlich die erste Klasse kommt. Herzlicher Abschied im Zug, Gerhard bietet mir spontan die Wange zum Kuss an und küsst mich ebenso. Abfahrt 9:54. (Der Schaffner sagt: „Sie bekommen dann Ihren Anschluss in Karlsruhe“. Mir hatte man gesagt: Karlsruhe an 10:58; D-Zug ab 11:46. Ich sage darum: „Dort ist ja reichlich Zeit“. Er: „Nicht gerade reichlich, aber Sie werden es schon schaffen“. Ich sage: „Ich fahre doch 11:46 weiter, nicht wahr“. Er: „Wollen Sie denn nicht den Rheinblick nehmen, Sie haben ja schon erste Klasse Fahrkarte.“ Ich: „Ja, gewiss, ich wusste es nicht, wann geht er?“ Er: „Um 11:03, auf Gleis 2“. Daraufhin beschließe ich, die Tropfen schon in diesem Zug zu nehmen, wenn er mal vor Karlsruhe hält. Er hältfOriginal hat. in Pforzheim, ¼ Stunde vor Ankunft in Karlsruhe. 🕮 Ich lege mich auf die ganze Bank, ganz als wäre das eine selbstverständliche, altgewohnte Sache; meine Tropfen und auf dem Tischchen, meine Mappe unter dem Kopf, die 2 Armlehnen hochgeklappt, (die eine musste ich mit einem Bein oben halten. Der Aufenthalt war einige Minuten, so hatte ich reichlich Zeit. Ich saß schon wieder auf, bevor er weiterfuhr. Karlsruhe an erst 11:06! 8 Minuten zu spät, 3 Minuten nach der geplanten Abfahrt von Rheinblick. Ich eile durch die Unterführung, muss unten lange entlang gehen, bis zur 4. Treppe; in Eile hinauf, oben steht schon der Zugführer und schaut aus, ob noch jemand kommt; er ruft mir entgegen: Wollen Sie Rheinblick nach Basel? Ich: Ja, nach Freiburg; er: haben Sie erste Klasse? Ich: Ja. Ich eile am Speisewagen entlang; alle Türen sind schon zu, ich öffne die erste und steige ein; ich gehe lange hindurch bis zum nächsten Wagen, um „Nichtraucher“ zu finden. Noch bevor ich saß, fuhr der Zug ab! So war ich doch froh, dass ich erste Klasse genommen hatte.) FreiburgOFreiburg 12:10 (anstatt 12:03). Mehrere vergebliche Versuche an den 2 Telefonkästen; es ist drinnen so dunkel, dass ich nicht sehe, dass jemand drin steht: also wird es unmöglich sein, die Anweisung zu lesen und die Menschen zu erkennen. Darum nehme ich schließlich ein Taxi, und fahre zum Haus Hofner. 12:35. Da ist Angelika, hübsch, gescheit und gewandt (sie sagt, beide Eltern sind vor 5 Minuten abgefahren, zu Besorgungen und um mich abzuholen! Sie telefoniert der Bahnhofsmission, und später nochmal; so werden sie benachrichtigt und kommen nach Hause, 1:20 🕮 gemeinsames Mittagessen mit Eltern, Angelika und Gebhard. Nachher ruhe ich mich eine Stunde aus. – 5 – 6 ½ mit Gittli und Carl Max in die Stadt. (Gittli hilft mir, einen Radiokasten für Gebhard zu kaufen, und eine Gürteltasche für Bärbel; sie hat schon mal Kleider gekauft für Angelika und Marianne, ob ich die vielleicht einem schenken will? Natürlich gerne. So habe ich dann wirklich etwas Schönes für alle Kinder. Und dann sage ich ihr, sie möchte sich überlegen, sich etwas Schönes zu wünschen, für ihren Juli Geburtstag.) – Ich sehe dann noch Vater Hofner, über 80 Jahre alt, der heraufkommt, mich zu begrüßen. – 7hwir fahren ab nach Kappel, mit Gittli und Gebhard. Durch das Höllental, Hinterzarten, Titisee, Neustadt, Stadt Straße Kappel, Dorf Kappel‚OKappel dann hoch hinauf zu ihrem Haus, wundervoll gelegen mit weitem Blick. Wir essen unten im Wohnzimmer am großen runden Tisch; dann gebe ich den Kindern ihre mitgebrachten Geschenke. Sie strahlen alle drei sehr.
Morgens mit Gebhard an seinem Radiokasten gebastelt. Später mit Gittli in den Wald spazieren. Nachmittags mit Gittli und Kindern zum gebauten, aber noch ungefüllten Schwimmteich spazieren. – Abends gebadet.
Mit allen zusammen spazieren, heute endlich Sonne. (Am Kaiserhof vorbei, wo die jungen Pferde sind.) (Gespräche gestern und heute: Gittli bestätigt Gerhards Aussage, dass sie es den Kindern nicht enthüllen will, bevor Gebhard groß genug ist. Später erkläre ich ihr, dass Chacha und Hanneli nicht taktlos sind, sondern sie handeln aufgrund eines anderen Konventions- und Sitten🕮systems, nämlich wie es unter uns und unseren Freunden bestand. Z. B. mit Chachas Nicht-Fortgehen, obwohl Maue kochen musste; sie hatte vielleicht die Einstellung, vielleicht hat sie es sogar gesagt, dass sie nur still da sitzen wollte, und dass Maue ruhig ihre Sache tun könnte. – Ich sage Gittli, wenn ich drüben mit Hanneli bin, die doch sicher jetzt gemerkt, wieviel dem Gerhard und der Gittli an meinem Besuch liegt, so kann ich doch nicht gut die Fiktion aufrecht erhalten, dass beide nichts wissen. Ich sage auch ihr wieder, wie dem Gerhard, dass Maue sich Illusionen darüber macht, dass nur wenige Menschen es wüssten. Sie selbst ist damals sehr unbefangen gewesen, mit ihren Geschwistern, in Wien, und in Berlin. Gittli sagt, dass sie die jetzige Geheimhaltung ihres Wissens hauptsächlich wünscht um Maues willen, weil die das Gefühl hat, als müsste sie sich meinen Kindern gegenüber rechtfertigen, dass sie sozusagen mich der Chacha fortgenommen habe. [Vielleicht meint sie das mehr als Grund dafür, dass Jo und Eline es nicht erfahren sollen; denn ich hatte ihr schon gesagt, dass Hanneli es schon lange weiß.] – Gittli sagt über Maue, dass die ihrem unaufhörlichen Geschichtenerzählen schon sehr belastend für sie und besonders für Gerhard ist, weil er nicht dazu kommt, ihr von seinen Sorgen mit Doktorarbeit usw. zu erzählen; er ist, wie ich, langsam im Reden und kann daher nicht gegen sie an; er sei manchmal zornig darüber, aber ohne es auszudrücken; auch wenn er nach München kommt, um alte Freundschaften aufrecht zu erhalten, sie dann aber seine Zeit mit gleichgültigen Geschichten ausfüllt. Sie fragt, ob es nicht vielleicht geraten wäre, dass Maue einen Psychologen konsultierte; ich sage: ganz gewiss; aber sie wird es nur tun, wenn ihr klar wird, dass da etwas in ihr nicht stimmt; und Gittli sagt, nein, das kann sie sicherlich nicht sehen. Sie meint auch, dass Maue den Gerhard nicht nur als Kind (wie ich wusste) 🕮 sondern auch später arg verwöhnt habe, ihm jeden Wunsch erfüllt und jede Laune erlaubt habe, sodass er jetzt noch Dinge, die nötig sind, die er aber nicht tun mag, liegen lässt. Über die Kinder sagt sie wieder, dass denen Scheidung und Ehebruch zwar aus anderen Familien bekannt seien, aber in der eigenen Familie ganz undenkbar seien. – Es geht sehr gut, mit ihr zu sprechen; sie versteht alles sehr gut. – Sie macht mir auch klar, dass die Spannungen, die jetzt wieder etwas aufgekommen sind zwischen Maue und Chacha, auf der gegenseitigen Eifersucht über mich beruhen.) – Abends kommen Carl Max und Angelika herauf. (Beim Abendessen verteidige ich Marianne, weil sie eine ungerechte Behandlung fühlt, obwohl alle Kinder später aufbleiben dürfen, dass Gebhard nicht früher zu Bett geschickt wird als sie. Sie kommt nach dem Essen um den Tisch herum zu mir und bedankt sich noch extra dafür, küsst mich und sagt: „Du bist ein lieber Opa“ [!].)
Mit Carl Max, Gittli, und Angelika spazieren, hinunter nach Süden. – Nachmittags begleiten wir die 4 Kinder zum Kaiserhof, und alle 4 reiten dann etwas. – Am Kaffeetisch mit Carl Max und Gittli. (Ich sage ihm, ich fand es rührend, dass sein Vater so freundlich zu mir war; bei seiner Einstellung muss meine Beziehung zu Maue doch ein großer Schock für den gewesen sein. Er sagt, der Vater hat ihm noch eigens gesagt, wie er sich gefreut hat, mit mir zu sprechen. Gittli erzählt ihm von meiner Aussage, dass Maue sich Illusionen mache, als wenn nur wenige von unserer Beziehung wüssten; und dass Maue sehr unbefangen darüber sprach. Z. B. Lotte in Zuoz. Gittli sagt, sie weiß von Wien und Berlin, aber nichts von Zuoz. Sie fragen, warum wir nicht geheiratet haben. Ich: meine Mutterbindung und die Ehescheidung durch Versagen der ersten Ehe; Maue wollte unbedingt 🕮\(nach Freiburg)\ Kinder; ich schreckte zurück vor dem Gedanken einer neuen Familie. Ebenso bei Ina; Maue warnte Ina, nicht zu mir von Heirat zu sprechen und noch weniger von Kindern. Ich erzähle die Gespräche mit Ina in Prag über Kinder; Gittli sagt: Aber wenn man Dich jetzt mit den Kindern sieht, ist es ja ganz anders. Ich: Das ist erst nach der Analyse.) – Abends geometrische Rätsel mit Gittli und den Kindern. [Nachmittags, wie ich die Frau am Kaiserhof begrüße, sagt diese zu Gittli: „Ist das nebend Ihr Vater?“, Gittli: „Nein, nein“; die Kinder achten gar nicht darauf; wenn sie mich gefragt hätte (so sagte ich nachher zu Gittli im Scherz), hätte ich vielleicht aus Versehen gesagt: „Ja, gewiss“.]
Großer Spaziergang mit der ganzen Familie, rechts hinauf, dann oben nach links hinüber, dann durch den Wald wieder zurück (im ganzen, mit Rasten, 1 ½ Stunde oder mehr! Dann etwas hingelegt.) – Mittags das Rätsel mit „der einzige Sohn von der einzigen Tochter meines mütterlichen Großvaters. Alle lachen nur, und wissen gleich die Lösung. Gittli sagt, mit solchen Verwandschaftsrätseln haben sie sich schon seit Jahren amüsiert. – Nachmittags gepackt. Abschied von Carl Max; er bleibt noch bis morgen hier, wohl um noch Ruhe vor den Patienten zu haben; ich danke ihm herzlich für die schönen Tage hier. (Er will Verabredung mit Prof. Lotti-… machen, und mit …) –Gittli und alle Kinder fahren mit mir nach Freiburg;OFreiburg sie setzt schnell die Kinder ab und bringt dann mich zu Annemarie und Annette (Abschied von Gittli ohne Küsse; sie ist betrübt.) 🕮\(Luisenhöhe)\ Beide bringen mich zur Luisenhöhe, und wir essen zusammen; dann fahren sie hinunter, nach 9h (weil Annette noch Ferdinand treffen will).
Vormittags beim Hinausgehen stolpere ich bei der Stufe hinunter, mit rotem Teppich oben und unten nahe beim Ausgang; (ich wäre beinahe hingeflogen, konnte mich aber noch auffangen; zuerst hatte ich einen Schrecken wegen Rücken; aber nichts schmerzt, und so ging ich einfach hinaus, und setzte mich eine Weile auf Bank unter den Bäumen. Dann ging ich auf den Spaziergang beim Engel vorbei, die Autostraße hinauf, und saß dann lange auf einer Bank.) – Nach 3 kommt Annemarie wieder, und bringt eine Menge Post. (Wir gehen auf einen langen Spaziergang, am Engel den Weg rechts hinein, nachher hinauf zur Autostraße. Sie fragt, ob Gittli und Gerhard es jetzt wissen. Nach einiger Überlegung erzähle ich ihr von vorigem Sommer, und dass sie wünschen, dass die Tatsache ihrer Kenntnis nicht verbreitet wird, oder wenigstens nur so, dass man nicht zu ihnen davon spricht; auch vom Mitternachtsgespräch, und dass später erst Gittli es dem Gerhard gesagt hat, und dass ich jetzt bei Gramms in Stuttgart war. Sie soll zu Hanneliese nicht darüber sprechen, da ich es ihr vielleicht erst später erzählen werde. – Sie (oder Chacha?) hat Brief von Grete Diederichsen bekommen; die hat schon mal Schiffspassage belegt dieses Jahr, weil Walter glaubte, er würde fertig werden mit dem Geschäft bis dahin; das gelang aber nicht; jetzt habe Grete wieder belegt und wolle unbedingt fahren, auch wenn Walter nicht fertig wird. Sie wird zunächst nach Hamburg kommen, zu Helga und Küstermanns; Hans Arnold sei sehr hilfreich zu Diederichsens gewesen, in Mexiko, und dann zu Helga. Sie ist nicht sicher, ob Grete zu Hanne noch so nahe steht wie früher; 🕮 jedenfalls Chacha nicht mehr; vielleicht nur durch die lange Trennung. – Ich erzähle ihr, wie fabelhaft Hanneli sich drüben bewährt hat, so schnell angepasst, und alles Schwierige besorgt, und mich jetzt gesunder gemacht hat als ich viele Jahre lang war. Annemarie freut sich besonders, zu hören, wie sicher und unbefangen Hanneli alles tut und regelt und erfragt, und wie sie gesellig ist, und Leute einlädt, und gerne tanzt. – Abends telefoniert sie mit Carl Max über die Arztverabredungen für mich am Mi, und das Mittagessen für uns dort am Fr.)
Spaziergang nach N, horizontaler Weg in den Wald. (Langes Gespräch mit einer gesprächigen älteren Dame (Wartenberg oder so), die alleinsteht, immer hierher kommt, im Krieg in Freiburg ausgebombt worden ist.) Mit Annemarie spazieren (Straße hinauf, und auf Bank gesessen (von meiner Mutter, ihrer Erziehungs- und den Schulungsideen. Brief von Dr. Scholz besprochen, den sie und Frau Husemann kennen, der in Amerika Philosophie der Wissenschaft studieren will. – Hanneli hat ihr telefoniert, dass sie mit Werner zum Rechtsanwalt gehen wird, für Scheidung. Ich sage Annemarie, dass ich geplant hatte, alle Ausgaben für Erika während des Amerika Aufenthaltes zu zahlen, dass aber Freunde (ich glaube Hempels) dagegen sprachen; sie sagt auch, dass es für später doch besser ist, dass bei der Scheidung vorgesehen wird, dass Werner verpflichtet ist, für Erika einen Beitrag zu zahlen. – Sie erzählt von Stackelberg, dass er ganz allein auf dem Hof wohnt, keine zahlenden Gäste hat, Bücher schreibt und Bilder malt, auch allerhand Reisen macht, mehrmals nach Malta, das ihm besonders gefiel.)) – (Nachts schlecht geschlafen.) 🕮
6 ½ geweckt, 8 ½ Annemarie holt mich im Auto ab, zum Loretto Krankenhaus, an der Mercystr. (nach langem Warten wird X-ray Durchleuchtung der Lunge gemacht, von Prof. Dr. Lutterotti24Markus von Lutterotti (1913-2010), vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Markus_von_Lutterotti, den Carl Max empfohlen hat. Für Vor einigen Jahren ist Chacha bei ihm gewesen.) Dann in die Stadt; endlich Frühstück in einer Konditorei. Dann zum Notar (Unterschriftsbestätigung für mich und Annemarie, für die Bank in Jena.) Dann weitere Besorgungen für Mitbringsel von mir (auf Annettes Wunsch eine Platte von … -Singers, eine Fuge von Bach, mit Singstimmen ohne Worte anstatt der Instrumente. Für Annemarie ein weißes Jäckchen, 50 DM. Ich sage aber, für sie zusammen soll sie ca 150 bekommen; das Übrige will sie dann noch überlegen.) – 12 zurück zum Krankenhaus; sie sagen, der Professor wird erst gegen 1h Zeit haben. Wir fahren die Mercystraße weiter hinauf, vorbei am früheren Ruschehaus, das in einer engen Kurve der Straße liegt, bis oben auf den Lorettoberg. Dort sitzen wir auf einer Bank (mit einem alten Mann, der etwas plaudert.) 1hwieder ins Krankenhaus. (Nach einiger Zeit komme ich zum Professor. Er spricht ruhig und nett, macht guten Eindruck. Als ich sage: Philosophie, fragt er, ob Altertum, Mittelalter oder Neuzeit; ich sage: Grundlagen von Physik und Mathematik; er: die Grundlagen der modernen Physik, das ist doch wirklich das Interessanteste, was es gibt. – Über die Ergebnisse. Er sagt, es ist alles in guter Ordnung; ich frage wegen Vaters Schlaganfällen; er sagt, da ist bei mir keine besondere Gefahr, weil Blutdruck niedrig ist. Er tastet und horcht Lunge und Bauch ab; links unten ist die empfindliche Stelle; auf seine Frage sage ich, dass das schon lange so ist. 🕮 Er schickt mich nachher nochmal zum Labor, um noch eine große Blutprobe zu nehmen, für Cholesterol und anderes. Er sagt, auf meine Frage, ob sie die Ergebnisse bis Fr Mittag fertig haben können: nicht alle, weil einiges für 24 Stunden abstehen muss (sodass es auch nichts hilft, dass ich vorschlage, ob die im Labor abends Überstunden machen könnten, ich sei bereit, dafür zu bezahlen).) – Annemarie fährt mich zurück zur Luisenhöhe, und setzt mich ab, 2h. Mittagessen; und dann Ruhe im Bett. – 6 ½ kommt Annemarie wieder, und 7hFrau Husemann. (Sie ist ganz anders als ich sie mir vorgestellt hatte, nicht streng wissenschaftliches Gesicht, sondern mehr rund und freundlich. Sie ist aus Westfalen; sie habe schon auf der Schule meinen Namen gelesen bei Bavink, den sie selbst kannte, und der im letzten Weltkrieg 3 Kinder verloren habe. Sie und Annemarie erzählen von der Osterreise an die Riviera di Levante und die schönen Wanderungen dort. Ich erzähle ihnen von Hannelieses schneller Anpassung in Amerika und ihrer guten Sorge für Haushalt, und für meine Gesundheit, und jetzt als Reisemarschall.) Später kommt Hanneli an .
Mit Hanneli den Weg in den Wald nach N weiter hinunter gegangen. (Sie erzählt mir von den Besprechungen mit Werner über Scheidung. Er hatte es auch schon gewünscht. Sie sagte ihm jetzt, dass sie sich doch entschlossen habe, ermutigt dadurch, dass ich ihr voriges Jahr hier schon sagte, dass, wenn sie sich einmal dazu entschließen würde, so könne sie immer zu mir kommen, oder auch sonst ihr helfen. – Es gibt heute die Möglichkeit von Scheidung, ohne dass einer der Teile schuldig erklärt wird, wenn das Gericht den Eindruck bekommt, dass wirklich die Ehe nicht mehr geht, 🕮 z. B. wenn sie schon längere Zeit getrennt gewohnt haben. Werner bleibt sorgepflichtig und unterhaltspflichtig für das Kind; er braucht aber nicht zu zahlen, solange sie mit dem Kind bei mir ist. Sie hat ihm gesagt, dass sie, auf meinen Rat und ihren Wunsch, weiter mit ihm die Gautinger Eigentumswohnung zu gleichen Teilen besitzen will, und daher auch die Hälfte von Steuer usw. beitragen wird. –Sie denkt jetzt an weitere 2 Jahre in Amerika; vielleicht weil ich mal gesagt habe, das Herausreißen aus der Arbeit durch die Europareise möchte ich doch wohl nicht gern in der Zukunft jedes Jahr tun. Ich sage ihr, wenn ich wirklich nächsten Sommer nicht nach Europa reise, was ich noch nicht mit Sicherheit weiß, so könnte sie doch hinüberfahren, besonders, wenn sie vielleicht das Kind zu Werner bringen wollte. Sie meint, sie möchte doch das Kind lieber mindestens 2 Jahre in Amerika haben, für ein Jahr ist die Schwierigkeit des zweimaligen Umstellens doch sehr groß. Ich sage, auch wenn beide bei mir bleiben wollen, könnten sie, wenn sie wollten, eine kürzere Reise nach Deutschland zu reduziertem Preis machen; ich glaube, für 3 Wochen ist es weniger als 400 $ Rundreise pro Person. Sie meint, das wäre vielleicht dann eine gute Möglichkeit.) – 1hAnnemarie kommt herauf, und wir essen zusammen. – Nachmittags gehen wir drei spazieren, den Weg von der großen Linde nach W hinunter. (Ich erzähle einiges von Kappel, vom Rätselraten, von Mariannes Gerechtigkeitsverlangen und meiner Verteidigung. Annemarie sagt, Kinder wollen zwar manchmal gern bestimmte Regeln, aber die Mutter sollte doch immer das Recht haben, die Regeln zu ändern, wenn eine andere Situation eintritt.) – (Wir kommen ganz durchnässt nach Hause (trotz Regenmantels sind meine Hosen und Unterhosen unten triefend nass bis auf die Haut.) – Wir beschließen, erst am 22. statt am 21. abzureisen. – Abends 10h auf meinem Zimmer sagt Hanneli, (ich müsse doch planen, wo ich wohnen würde in oder nahe Stockdorf, während ich mit Stegmüller arbeiten wolle. Es stellt sich heraus, dass sie schon 🕮 an Chacha geschrieben hat in LA, sich nach einem Zimmer oder Wohnung umzuschauen und vielleicht auch etwas zu mieten. Ich hatte vergessen, dass Hanneli mehrere Wochen von jetzt ab in Stuttgart sein wollte; und hatte mir irrtümlich vorgestellt, dass in der Zeit des Zusammenarbeitens mit Stegmüller Hanneli mich immer nach Belieben im Auto fahren könnte. Mir fiel ein, dass ich in LA manchmal dachte, dass es besser wäre, ich erführe wörtlich, was sie nun in solchen praktischen Fragen an Chacha geschrieben hatte; aber wenn ich sie bat, es mir vorzulesen, wich sie oft aus; und natürlich wollte ich sie nicht bitten, mir den Brief zu lesen zu geben, weil sie doch auch Persönliches schreiben wollte.)
Hanneli fährt mit mir zum Loretto Krankenhaus (ich bekomme von der Schwester Corona die Ergebnisse der Untersuchung mit einem Brief an Hofner; ferner seine Rechnung 100 DM, und die Rechnung des Krankenhauses (50 DM). –Zu Hofners. Ich zu Dr. Hofner hinauf. (Er liest die Befunde, erklärt mir einiges, und verschreibt mir 2 Medizinen, für täglich morgens und abends. Prof. Lutterotti hat am linken Lungenhilus etwas gesehen, was zweideutig ist; es sollte nach einigen Wochen nochmal nachgesehen werden, am besten wieder von Lutterotti, oder von einem anderen; Lutt. fährt am 4.8. auf Urlaub. – Er sagt, dass der Blutdruck niedrig ist, das Herz gesund, laut EKG, sodass ich keine Sorgen zu haben brauche bei längeren Spaziergängen oder dergleichen. – Ich soll wegen Prostata doch mal wieder zum Chirurgen gehen, zur Untersuchung des jetzigen Zustandes. – Er billigt Noludar als Schlafmittel.) – Mittagessen mit der ganzen Familie um den großen Tisch, ich am Kopf, rechts ihn, links sie. Nach dem nap im Garten Kaffee getrunken; lustige Unterhaltung; 🕮 Gittli sagt, die Töchter wollen sie immer erziehen; ich sage: meine Töchter auch; ich mache den Kindern Kompliment, dass ihre Mutter so gut erzogen ist (Hanneli sagt mir hinterher, Gittli schaute etwas besorgt aus bei meinen kühnen Reden). Nachher kommt auch Carl Max; und wir alle nehmen herzlich Abschied; dabei küsse ich alle Kinder, was ich beim Ankommen vermieden hatte, und auch Gittli sanft, dann aber mit ihr allein im Nebenzimmer küsse ich sie herzlich. Sie fragt in Gegenwart von Annemarie und Hanneli, ob sie nochmal hinauf kommen könnte; Annemarie sagt, sie geht mit Hanneli morgen auf Wanderung, vielleicht kommt dann mittags Annette zu mir; das ist unsicher, und wenn nicht, will sie Gittli Bescheid sagen, sodass dann diese vielleicht zu mir hinauf kommt.) – Wir fahren hinauf. (Meine verlorene Barettmütze ist wieder gefunden worden.) Mit Hanneli spazieren (ich erzähle Hanneli, die mich schon kürzlich danach gefragt hat, dass Gittli und Gerhard jetzt alles wissen; von den beiden Mitternachtsgesprächen voriges Jahr, Maues Bedenken und schließliches Nachgeben; darum meine Freude, jetzt mit Gerhard und dann Gittli ausführlich zu sprechen. Hanneli erzählt mir, dass heute Marianne auch zu ihr gesagt hat, wie in Kappel zu mir: „Der Nappi ist ein lieber Opa“ , und danach „wir nennen ihn ja ‚Onkel Nappi‘ “, als ob sie meinte: Aber wir wissen ja, dass er nicht ein Onkel ist! Beim Abendessen sprechen wir (vorsichtig) noch weiter darüber; auch über Gerhards langes Verschweigen vor Bärbel.)
Mit Hanneli spazieren. (Ich überlege mit ihr den Plan, im August Gramms und Maue in Kappel zu besuchen. Sie hat Bedenken, ob das eine gute Kombination ist; ich habe auch selbst Bedenken, ferner auch, 🕮 ob die primitiven Bedingungen, z. B. kaltes und warmes Wasser in mein Zimmer hinaufbringen, nicht Schwierigkeiten machen, wenn die Kinder nicht als Helfer da sind, und ich nicht gern die Erwachsenen bemühen will. Wir überlegen, dass Gramms wegen Baby nicht leicht fortkönnen, und daher wohl das Kräherwaldhotel die beste Lösung wäre. Hanneli meint, ich könnte gleich mit ihr hinfahren, und sie mich einige Tage später nach Stockdorf bringen. Ich habe aber Bedenken, dass vielleicht Chacha ohnehin schon ein wenig als Zurücksetzung empfunden hat, dass ich zuerst Gerhard und Gittli besucht habe und erst nachher zu ihr komme.) – (Annemarie und Hanneli wandern von hier auf den Schauinsland. Oben wollen sie den Bildhauer Gutmann besuchen, und die Baustelle, wo Annemarie und Annette sich ein Wochenendhäuschen bauen wollen.) –Gittli kommt zu mir zum Mittagessen (da sie nicht zur Zeit kommt, gehe ich ihr entgegen, vom Engel die Autostraße ein Stück hinunter, bis zu einer Bank. Oben essen wir, dann nehme ich nap, und sie legt sich auf Hannelis Couch.) 3 ½ finde ich sie auf der Terrasse, und wir trinken Kaffee. Wir bleiben noch lange sitzen und plaudern; wie Kinder ihre Eltern erziehen. – Vorher schon hat Gittli mir erzählt, dass ihre Töchter Hanneli so schön und lieb finden, und sie selbst rühmt sie als herzlichen, offenen, warmen und mitfühlenden Menschen; das freut mich sehr. Ich deute ihr an, dass ich es Hanneli erzählt habe, aber erst nach unserem Besuch bei ihnen. Ich sage, ich will es ihr nachher ausführlich erklären, aber wir kommen nicht mehr dazu.) –Ich gehe mit Hanneli, Annemarie und Annette den horizontalen Weg nach S; wir sitzen dann lange im Gras; und wieder zurück. Heiß, und schließlich bin ich sehr müde. Zusammen Abendbrot; mit allerhand 🕮 lustigen Erinnerungen und Geschichten; über Feste und Aufführungen, die Fischerin mit meinen Melodien, Johannes distant Boxkampf usw.)
Morgens kommen Annemarie und Annette hinauf. Wir gehen mit ihnen wieder den horizontalen Weg nach S, sitzen im Gras; und dann zurück. Ganz plötzlich starker Regen, wie gestern. Annette läuft nach Hause und holt ihr Auto; wir stehen unter einem Dach, bis sie uns holt. Zusammen Mittag gegessen; dann Annemarie und Annette hinunter. – Nach dem nap finde ich Gittli bei Hanneli. Wir 3 trinken Kaffee, Hanneli und Gittli vertragen sich gut. – Hanneli fährt ab in die Stadt; (abends will sie mit Annemarie ins Theater, zu einem Ballett.) – Langen Spaziergang mit Gittli den Waldweg N links (ziemlich nass). (Ich erzähle allerhand aus der Zeit mit Maue, Lotte in Zuoz, Grete Bergmann als Säuglingsschwester in München. Das Ganze ging von 25-30. Nutto zum Arzt in Berlin, vergeblich; Nuttos liebe Fürsorge um die Kinder, seine Freundlichkeit zu mir. Später am Waldrand auf einer verborgenen Bank hinter dem Hotel gesessen. Über ihre Reaktion voriges Jahr bei der Enthüllung. Meine Vermutung, dass auch Gerhard ambivalente Gefühle hat trotz seiner Verneinung; mir scheint, dass er es Bärbel erst nach 3 Wochen erzählt hat. Über Ina, wie sie zu mir kam; wie Maue zu ihr sprach. Gespräch mit Maue und Neresheimers. Gittli macht sich Gedanken, ob Annemarie und Hanneli nicht etwas eifersüchtig sind auf sie; sie vermutet, dass Annemarie die Jerusalem-Reise und die Ostdeutschlandreise arrangiert, weil sie durch Hanneli als Reisemarschall ersetzt worden ist. Über Gittlis Töchter; ich frage, ob sie bei Enthüllung wirklich schockiert sein würden; Angelika hat doch vielleicht mit Begeisterung 🕮 romantische Liebesgeschichten gelesen. Sie sagt: Nein, das interessiert sie noch gar nicht, sie ist noch nicht 16 Jahre; das kommt erst später. Ich: Aber sie soll nicht warten, bis Gebhard reif genug ist, das dauert zu lange; es genügt, wenn die 3 Töchter genug verstehen. Gittli meint, es wäre doch wohl nicht gut, solange Maue lebt. Ich sage, es ist ja verständlich, dass Chacha es den Kindern erzählen wollte, zum Ausgleich gegen die Geschichte von Lini; Gittli gibt das zu.) Abendessen mit Gittli. Abschied in Hannelis Zimmer. (Ich sage ihr, dass ich oft schweigsam und verschlossen bin; aber ihr kann ich alles sagen und über alle Probleme sprechen, weil sie mich so gut versteht. Ich umarme und küsse sie herzlich zum Abschied.) (Über weitere Pläne: Ich sage, die geplante Zeit für Gramms und Maue in Kappel überlappt mit Elmau; sie meint, das könnte leicht zeitlich verschoben werden. Ich äußere auch einige Bedenken, ob das ein gutes Arrangement sein würde. Sie meint, ich könnte dort leicht mit Maue allein, und andermal mit Gerhard allein spazieren gehen. Dort sei dann auch Wiedersehen mit ihr möglich. Am 9.8. reist die ganze Hofner Familie nach Oberitalien.)
Vormittags mit Hanneli spazieren (über eine Stunde durch den Wald, ohne zu sitzen). – Mittags kommt Annemarie überraschend hinauf. Nachmittags mit ihr spazieren. (Über mein Testament. Ich frage über trust für Chacha; sie meint, es ist nicht absolut nötig, diese Methode zu nehmen, aber aus Steuergründen praktisch. Sie sagt, es wäre gut, wenn ich noch bei Lebzeiten an Hanneli Geld schenke, unter der Grenze für Steuer; was dann nicht ins hinterlassene 🕮 Vermögen hinein kommt. Ich sage: Die Vermögensteilung so, dass an Lini halb so viel kommt wie an jeden anderen; oder lieber so: der trust für Chacha wird nach deren Tod auf ihre vier Kinder verteilt. Sie spricht für das letztere. [Ich weiß nicht mehr, ob ich das erstere erwähnt habe.] Ich sage ihr, vielleicht bekommt jedes Kind von mir 20 M$ (ich lasse hierbei stillschweigend Inas Vermögen beiseite.) Sie erzählt von Bauer: Die Großmutter hat, außer dem Teil für die Kinder, auch noch je einen kleineren Betrag für alle Enkelkinder und ebenfalls für Annemarie bestimmt.) – Abends telefoniere ich mit Stegmüller: Er hat im Juni keine Zeit. Daraufhin überlegt Hanneli: ich könnte 2 Tage in Stuttgart bleiben, um Gerhard zu sehen; sie hat auch jetzt Dringendes dort zu tun. – Ich rufe Gerhard an 9:45; keine Antwort.
Morgens 7 ½ Gerhard telefoniert (der Kanalplan für August geht nicht; ich könnte aber jetzt 2-3 Tage nach Stuttgart kommen; er ist sehr dafür, er kann sich dann Zeit machen.) Hanneli sagt es dann Chacha telefonisch. –Abfahrt mit Hanneli von Luisenhöhe 10h, hinter der Stadt Auto nachgesehen, Abfahrt 11h. (Über Autobahn, schöne gerade Strecke durch das Rheintal, Hanneli fährt ruhig und schnell, bis zu 100 oder 110 km.) 1h30 an Raststätte Degerloch bei Stuttgart; kurz danach kommen Werner und Erika. (Ich sage Werner, dass ich froh bin, dass sie die Scheidung, die an sich eine traurige Sache ist, durch Verabredung regeln; manchmal gibt es da heftigen Streit, und das ist auch arg für das Kind. Er stimmt dem sehr zu.) –🕮 Wir essen alle zusammen zu Mittag. (Erika möchte gern nochmal zu dem Hof, wo sie geritten ist; Hanneli sagt ihr, wenn sie Englischstunde und Anderes gut macht, dann darf sie es. Sie freut sich auf Amerika.) Hanneli fährt mich zum Hotel am Kräherwald. (Ich habe diesmal ein Zimmer zur Seitenstraße, auf dem 2. Stock. Hanneli packt aus und fährt dann zu ihrer Wohnung.) Ich lege mich nur ½ Stunde hin, und gehe dann zu Gramms, 5 – 6 ½. (Nachmittagstee und Abendbrot bei ihnen. Sie gehen abends ins Theater. – Ich erzähle von Kappel, die hilfsbereiten Kinder; ihr Wunsch nach Rätseln [Denksport]; (Gittlis Kommen auf die Luisenhöhe, aber ohne Einzelheiten.))
Vormittags und mittags bei Gramms; nap im Hotel; 4 – 9 ½ bei Gramms. (Ich erzähle von Mariannes Bemerkungen zu mir, und später zu Hanneli über „den lieben Opa“. Gerhard meint aber, dass sie doch wohl nichts wisse, sondern mich nur „wie einen Opa“ nennt, und ihre Bemerkung nur bedeutet, dass sie weiß, dass ich nicht wirklich ein Onkel bin. – Mit Gerhard über seine und meine Erinnerungen an Griechenland; er ist zweimal dort gewesen und allein herumgewandert. – Mit Bärbel etwas über die Frage, ob die Enthüllung ein großer Schock für sie war. Sie sagt: Es war sehr erstaunlich, beinahe unglaubhaft, aber nicht schockierend; sie konnte es verstehen aus Maues starkem Verlangen nach Kindern. Ich nehme Nikolaus auf den Schoß. – Später nachmittags kommt Gerhard zurück aus dem Institut. Er liest mir aus der Zeitung vor, wie George McBundy mit den amerikanischen Professoren eine Stunde am TV debattiert hat, und sie alle schlagend widerlegt hat! – Telefoniert mit Maue: 🕮 Maue bestellt mir von Chacha, dass wir erst Samstag kommen sollen, weil das Haus außen angestrichen wird. Ich sage Maue, dass dann nächste Woche die Zeit zu kurz ist für mich um sie besuchen, weil ich schon am 1.7. mit Chacha nach Berlin fliegen will. Sie sagt, das macht nichts; sie ist froh, dass ich die Kinder besucht habe.) – (Lange nicht eingeschlafen.)
8 ½ – 2 bei Gramms (er erklärt mir einiges aus seiner Doktorthese; die Hauptaufgabe ist, die Zeit zu messen, während deren ein gewisses „\(F\)-Zentrum“ in einem Kristall angelegt ist, d. h. die Halbzeit des Abklingens. Man glaubte, es sei ca 1 nn = 10-6 sec; es stellt sich aber heraus: 10-8 sec. Auf meine Frage sagt er: Die übliche Messgenauigkeit in der Physik ist immer noch 2-3, höchstens 4 Dezimalstellen; und das genügt auch, um wichtige Fragen zu entscheiden, weil es sich da gewöhnlich um Fragen handelt. – Er stellt allerhand Fragen über die Organisation der amerikanischen Universitäten, und die Rechte der verschiedenen Verwaltungsbeamten und Professoren. Er hat sich Gedanken gemacht darüber, dass so viele Ausländer in Deutschland, z. B. Griechen, gar nicht durchkommen bis zu dem erhofften Grad, z. B. Doktor; er denkt, man müsste in solchen Ländern, z. B. Griechenland, eine Vorschule für solche Studenten einrichten, mit deutschen Professoren; das wäre billiger, weil die Studenten dort billig. Jetzt gibt Deutschland den Studenten Stipendien; stattdessen sollte man die Gehälter der hingeschickten Professoren bezahlen, was weniger ist. – Über Maueund ihre Kritik an Leuten, oder endloses Ratschen. Er sagt, er hat seine Münchner Freunde in Maues Haus eingeladen, einer war müde und schweigsam, 🕮 und das konnte ihm Maue nie verzeihen. Ich sage, Gittli hat auch mit mir darüber gesprochen. Mir scheint, dass das alles Symptome einer inneren Störung oder Beunruhigung sind.) – Am späten Nachmittag und Abend bis 10 ½ (!) wieder bei Gramms. (Ich erzähle ihnen, dass ich es Annemarie und dann auch Hanneli auf ihre direkten Fragen hin gesagt habe, und ihnen auch gesagt habe, dass sie und Gittli nicht wünschen, dass man sie daraufhin anspricht. Auch über Gittlis Kinder, für die sie hauptsächlich besorgt ist; ich meine, sie kann es den Mädchen eher sagen als dem Jungen. Bärbel meint, dass es für die Kinder doch auch weiterhin wichtig ist, ein Bild der Familie als unzerstörbar und unauflösbar zu haben. Ich sage: Auch wenn das Bild nicht richtig ist. Sie sagt, sie ist sehr gegen falsche Erklärungen zu Kindern, z. B. mit Storch usw.; aber dies sei eine andere Sache, dafür müssten die Kinder erst reif genug sein.
Vor 7 aufgestanden. 8-12 bei Gramms. (Frühstück zusammen. Er fährt fort, zum amt und Institut, ich bleibe bei Bärbel. Sie sagt, sie möchte nicht mehr als 3 Kinder haben, man wird so gänzlich aufgefressen, hat keine Zeit mehr für Eigenes, noch weniger für Beruf, den sie liebt. Sie berichtet mit Zustimmung, dass in den Oststaaten alle Babys in einen Kinderhort kommen und dort über tags versorgt werden, sodass die Mütter berufstätig sein können.) Ins Hotel (um 12 soll das Zimmer geräumt sein, aber Hanneli wusste das nicht und kam nicht. Schließlich packe ich alles. Ich gehe mehrmals hinunter, telefoniere zu Thost, Gramms, schließlich Hannelis Rechtsanwalt, aber 🕮 sie ist nirgends zu finden. Schließlich kommt Werner selbst, um meinen Umzug ins andere Hotel zu machen. Er sagt: Unten steht ein Auto wie Hannelis. Schließlich erscheint sie; sie hatte wirklich vor einer halben Stunde ihr Auto unten geparkt, war aber dann zu Gramms gegangen und jetzt zurück von dort.) Werner fährt den Weg, wir fahren hinterdrein, zur Pension am Herdweg‚ Herdweg 104. Das Haus liegt schön in Garten mit hohen Bäumen. Es ist 2h. Ich bin zu müde, in ein Restaurant zu gehen, Werner kauft Obst und Saft; wir essen in meinem Zimmer davon, und dann gehen sie. (Lege mich hin, schlafe auch etwas. Dann etwas gelesen und geschrieben.) Dann kommt Hanneli und Werner zu mir ½6-7. (Wir besprechen einige Fragen über Scheidungsvereinbarung. Ich freue mich, dass sie es in guter Zusammenstimmung ausmachen. Auch über die Gautinger Eigentumswohnung; Werner sagt, sie war ursprünglich auf 35 M bewertet, wird aber jetzt auf 100 M geschätzt; ist also für sie auch sehr gute Anlage. Die Schwierigkeit liegt, darin, dass im offiziellen Übereinstimmen das Kind einem zugesprochen werden muss; sie können nicht hineinschreiben, was sie wirklich vorhaben, nämlich, dass sie mit einander von Jahr zu Jahr bestimmen wollen, wo das Kind am besten sein wird.) Spät nachmittags 7 ½ fahren sie mich zu Gramms und kommen noch kurz mit herein. Dann fahren sie fort und ich verabschiede mich von Werner. – Ich bei Gramms bis nach 11:45. (Ich frage, ob sie Fragen haben. Sie sagen, alles interessiert sie über mich, und über die Beziehung mit Maue. Ich erzähle vieles aus Wien, z. B. „dem Doktor sein Fräulein“; Hahn unterhielt sich lange mit ihr; mal war sie schwanger dort; Lainzer Tiergarten, sie selbst hatte Fotos davon gesehen, auf Liegestühlen; Neuraths Frau; auch von Hinterzarten; oben im Wald; Bücher aus 🕮\nach Stockdorf\ der Romantik von Frauen; Scholastika; die Bekannten in Bamberg; Berlin, Gertrud in meinem Arm; Zuoz, und vieles Andere. Auf einmal ist es spät; ich nehme schnell Tagestropfen; und dann ist noch gut Zeit zum Abschied nehmen. – Vorher mal über ihre Einladungspläne; ich sage: Mexiko ist sehr interessant, klimatisch sehr angenehm, und vor allem nahe an LA.) – Gerhard hat heute früh meine obere Zahnplatte zur Reparatur gebracht, (es war plötzlich in ihr ein langer Sprung) nachmittags bringt er sie wieder mit.
Gerhard fährt mich heim zum Herdweg, 11¾! Nachttropfen 12:25!
Zu Schnell Frühstück (weil es doch berechnet wird). Gerhard holt mich ab (dabei packt er meine letzten Sachen, weil das Zimmer eigentlich bis 12 frei sein muss, aber sie erlauben die gepackten Sachen). Zusammen Frühstück, dann fährt er kurz ins Institut, und kommt bald zurück. (Ich erzähle ihnen, (oder vielleicht gestern schon?) dass ich es jetzt Annemarie und Hanneli erzählt habe.) – Nach dem Essen legen wir drei uns alle aufs Ehebett zum nap, Bärbel neben mir. Herzlicher Abschied. – Hanneli holt mich ab (wir holen das Gepäck ab, fahren durch Stuttgart; wieder bei Degerloch auf die Autobahn; durch die Alb, dann zur Donau; wir sehen den Kirchturm und das Hausdach von Riedheim. Schließlich München; dann nach Stockdorf‚OStockdorf 3 Stunden Fahrt von Stuttgart. 7h (dies ist das Jahr mein erstes Kommen nach Stockdorf. Ich erzähle von Hannelis gutem Einleben in LA, wie sie Selbstvertrauen und Freude gewonnen hat. Beim Abendessen AckermannsAngermanns?.
Mit Chacha spazieren in den Wald (ich erzähle ihr von den Mitternachtsgesprächen mit Gittli und Gerhard; 🕮 sie findet es unverständlich, dass Maue so lange gewartet hat. Sie selbst hat Lini schon ganz früh von Broder gesagt, und diese wiederum der Christiane schon als Kind; darum will diese mich nicht „Großvater“ nennen, sondern nennt mich „Vater“ wie Lini. Ich erzähle, wie gut sich Gittli und Gerhard entwickelt haben. Ich sage ihr auch, dass ich es Annemarie und Hanneli gesagt habe; und auch, dass Gittli und Gerhard nicht wünschen, darauf hin angesprochen zu werden.)
Mit Hanneli in die Stadt.OMünchen Zum amerikanischen Generalkonsulat. (Sie sagen zuerst, es würde nicht gehen, dass Hanneli Einwanderungsvisum nimmt, aber Erika Besuchsvisum. Man gibt mir eine lange Liste von Dokumenten, die ich für „Garantieerklärung“ beibringen müsste, über Bankkonto, Einkommensteuererklärung, Bescheinigung des Anstellers über Gehalt und vieles Andere, und ich kriege Sorgen, wie ich das alles zur Zeit beschaffen soll. Dann frage ich, ob ich den Generalkonsul sprechen könne, um ihm meine besondere persönliche Situation zu erklären, deretwegen es dringend ist, dass Hanneli für länger mit mir hinüber kommt. Sie sagt, der Generalkonsul ist nicht anwesend, aber sie wird den Vizekonsul Wilkinson fragen. Wir müssen lange warten, bis er uns ruft. Ein hagerer, netter, ruhiger, ernster Mann. Ich erkläre, dass ich Hanneli nötig brauche, und dass ich Ende August wieder hinüber fahren muss. Kann sie bis dahin das Einwanderungsvisum bekommen; er sagt: Er glaubt, wenn alles gut geht, schon früher: Das schwierige Problem scheint die Beschaffung des Besuchsvisums für Erika in Stuttgart; aber er meint, auch das würde in 6-8 Wochen fertig sein. Er hat meinen Brief 🕮 von Hanneli auf deutsch getippt, dass ich sie und Kind einlade, und für beide sorgen werde. Ich frage eigens, ob ich noch weitere Dokumente beibringen müsse. Er sagt: Nein, mein Brief genüge! Ich bin sehr erleichtert. Wir geben ihm zum Abschied die Hand .) – Zum Panam office am Lenbachplatz (ich wollte schon extra Tickets für mich nehmen; da macht das Fräulein mich aufmerksam, dass aufgrund meines ursprünglichen Tickets ich die Sache billiger machen kann. Sie überlegt, und nimmt dann Berlin als weitesten Ort von LA. So brauche ich jetzt nur die Differenz zwischen Rundreiseticket LA-München und LA-Berlin zu zahlen, ich glaube 90 $DM. Ferner dann für Chacha: München – Berlin und zurück, 160 DM. Später muss ich dann in London ein extra Ticket kaufen für die Rundreise: London-München-Hamburg-London.) – Zwischendurch gehen wir ins Künstlerhaus, gutes Mittagessen. Dann zur Deutschen Bank (ich hebe 2000 DM ab, und gebe Stockdorfer Adresse an.) – Nochmals zum Panam (alles wird berechnet und bezahlt.) Dann fahren wir heim.OStockdorf (Im Inneren der Stadt war arges Gewimmel von Autos; aber Hanneli verliert nie die Ruhe, trotz Handschaltung.
Ich studiere Brief von Kahn (Steuererklärung für Inas Vermögen; Brief an Hanneli diktiert an Kahn und glFS.) –Chacha ist krank (Leibschmerzen; sie liegt im Garten, da es schon schön warm ist, ist aber verzagt, weil die Hoffnung auf den Flug mit mir nach Berlin 🕮 dahinschwindet. Sie erzählt allerhand von Frau Mettler, ihre liebe Freundin, die ernstlich erkrankt ist; das hat vielleicht Chachas Erkrankung verursacht; Frau Mettler muss eine Operation durchmachen, ein anscheinend Krebs-erkranktes Stück des Darms muss herausgenommen werden.) – Sie erzählt allerhand von Heini aus früheren Zeiten. (Sie sagt auch, ob wir ihn nicht doch bewegen können, ihr die Zusicherung, dass er für ihr Kapital in Walters Geschäft einsteht, notariell zu erklären; sie sagt, wenn er stirbt, hat sie absolut nichts in der Hand, um ihren Anspruch geltend zu machen. Ich erzähle vom Gespräch mit ihm, wo ich mehrmals sagte: Chacha hat es mir anders erzählt, bis er schließlich zornig wurde und sagte, ich hätte nur für meine Familie gesorgt. Chacha sagt, sie hat ihm und den anderen Geschwistern ausdrücklich gesagt, dass die finanziellen Fragen nichts zu tun hatten mit unserem Auseinandergehen; hat ihnen auch von dem Schock in der Jugend mit einem Onkel erzählt, wodurch sie sexuelle Hemmungen bekam, und gesagt, dass das eine Rolle gespielt hat.) – Nachmittags mit Hanneli einen kleinen Spaziergang, mit dem Hund. – Nachmittags telefoniere ich von Angermanns Wohnung (die fort sind) lange mit Maue (ich erzähle von den wundervollen Tagen in Kappel, und zweimal mit Gerhard in Stuttgart. Sie sagt, sie ist höchst erfreut, dass ich bei denen zuerst war; ich sage, wie schon Gittli und Gerhard, sie soll es nicht so interpretieren; das gehe doch einfach nach praktischen Gesichtspunkten. 🕮 Manchmal will ich ihr noch mehr erzählen über die Kinder und Kindeskinder, kann aber gegen ihr eifriges Erzählen nicht an. Aber ich habe doch eine Menge berichtet.) – Abends geht es Chacha schlechter, und sie beschließt, nicht mit nach Berlin zu kommen. (Nachts hat sie Brechdurchfall.)
Vormittags ins Dorf, Haarschneider. – Chacha erinnert mich, dass ich ihr telefonisch von Stuttgart oder Luisenhöhe vorgeschlagen habe, dass wir nicht nur bis 15., wie sie bestellt hatte, sondern bis 22. in Elmau bleiben wollen! Das hatte ich damals vergessen, im Kalender zu ändern, und so habe ich es allen falsch gesagt. (Bei Anruf an Stegmüller und Maue berichtige ich es. Auf Stegmüllers Vorschlag will ich in seinem Seminar 22.7. über Wahrscheinlichkeit sprechen, vielleicht über Gründe für Axiome, Rationalität usw. Maue ist es sehr recht, wenn ich am 18. oder 19. zu ihr komme für einige Tage.) – Hanneli tippt Briefe für mich.
VII / 1965 Hanneli fährt mich zum Flughafen. (Abfahrt 10:10 anstatt 11. Nach 5 Minuten bemerke ich, dass ich den Regenmantel vergessen habe (den dicken nehme ich nicht mit); zurückgefahren und geholt. Unfall: Hanneli hält plötzlich, weil rotes Licht; ein riesiger truck, von der städtischen Reinigung, fährt krachend von hinten in unser Auto hinein und gibt uns einen gewaltigen Ruck. Die hintere Schutzstange und Schutzblech sind verbogen. Wir fahren 🕮\nach Berlin\ über die große Kreuzung und rechts an den Rand; der truck fährt ein Stück weiter und hält dann. Ein anderer Fahrer gibt Hanneli seine Adresse als Zeuge. Ein anderer Mann, vielleicht vom truck, biegt unser Schutzblech nach aussen, sodass das linke Hinterrad sich frei bewegen kann. Hanneli geht nach vorn zum truck; ich komme auch hin; sie sagt, der truck Fahrer ist ein anständiger Mann und gibt ihr schriftliche Bescheinigung, ich soll zurückgehen, weil unser Auto offen ist.) Später kommt sie mit einem vorgedruckten, von beiden Fahrern unterschriebenen Formular „die Stadtreinigungsbehörde bedauert, dass eins ihrer Fahrzeuge eine Beschädigung unseres Autos verursacht hat, und versichert, dass sie die Sache regeln werden.“ Hanneli sagt, Werner ist formell der Eigentümer unseres Autos und ist Mitglied des Autoclubs; ich rate ihr, den Club anzurufen, um Erkundigung zu fragen, welche Schritte sie jetzt tun muss. –Wir kommen Hanneli nimmt vor einer Eisenbahnunterführung eine falsche Straße nach rechts, und wir müssen dann allerhand Umwege machen, um wieder zurecht zu kommen. Ankunft am Flughafen: 12:43 anstatt 12:30. Ich gebe Gepäck auf, Hanneli parkt. –Abflug Ich gehe zu Fuß zum Flugzeug, komme als einer der letzten hin, finde noch Fensterplatz, aber über dem Flügel.) Abflug 13:00. (Panam .692). Meist Wolkenschicht unter uns, zuletzt etwas Landschaft, aber ich kann wenig sehen. Es geht über Fulda, Eisenach, Dessau. Ankunft Berlin-Tempelhof 14:50.OBerlinJohannes und Martin finden mich. Wir warten neben dem laufenden Band, bis das Gepäck kommt. Dann kommen noch Matthias, Thomas, Hannes. 🕮 Johannes fährt uns in seinem VW über Dahlem nach Zehlendorf. (Sie haben ein schönes Haus in einer Villenstraße. Gleich dahinter fängt der große Grunewald an. – Im Bett geruht. – Spaziergang in den Wald mit Johannes und Gerti Küstermann25Könnte es sich (wg. Dissertationsthema) um Gertrud Harig, geb. Küstermann handeln? Eine Person dieses Namens wurde 1967 an der FU im Sept. 1967 in der medizinischen Fakultät mit einer Arbeit promoviert, die zu Carnaps Angaben passt. (sie hat alle Examen hinter sich, macht jetzt Experimente mit Ratten über Flüssigkeitsaufnahme und Abgabe, für Doktorarbeit.) – Beim Abendessen (mit Gerti, ohne die Kinder) erzähle ich von Hannelis Bewährung in LA, und von Hanneli und Annemarie auf der Luisenhöhe. – 10 ½. (Lange wach gelegen.)
Mit Johannes langen Spaziergang durch den Wald (in großem Bogen um die ganze Krumme Lanke, einen langen, schmalen Waldsee. Über Hannelis Scheidung. Ich sage, dass sie es jetzt beschlossen haben; dass sie aber in Fakt schon ganz lange getrennt sind, außer in der Arbeit. Dass Erika ein Jahr hinüberkommen soll, aber dabei wahrscheinlich ein Jahr verliert; dass sie dann bei Werner und der anderen Frau sein wird, und dass Hanneli Einwanderungsvisum nimmt, und dass sie sich drüben wohl fühlt.) Nachmittags spricht Sabine mit mir über Hanneli. (Sie sagt, Hanneli hängt sehr an Werner, aus der Zeit, wie sie zusammen die Schwierigkeiten durchkämpften. Beide haben sich aber auch immer schon Freiheiten genommen, z. B. beim Fasching. Sie meint, die anderen Geschwister tun Werner unrecht; er habe Hanneli viel geholfen und sie hat viel von ihm gelernt. Ich frage, was sie denkt über gemeinsame Eigentumswohnung. Da sagt sie aber mit Entschiedenheit, das gemeinsame Behalten sei nicht gut; man soll unbedingt alle finanziellen Dinge 🕮 ganz trennen, weil die sonst die zwischenmenschlichen Beziehungen stören, die doch um des Kindes willen gut bleiben müssen. Ich sage, dass ich zuweilen an Werner Geld für Angelegenheiten der Wohnung geschickt habe; er lässt mir danken, aber ich habe nie eine Abrechnung gesehen. Ich sage: Sie möchten die Wohnung gemeinsam behalten, damit unter Umständen einer von ihnen sie dann ganz übernehmen kann. Sie sagt: Wenn aber Werner sie übernimmt, und es ihm dann geldlich nicht gut geht oder er krank wird oder dergleichen, so wird er nicht imstande sein, die Auszahlungen zu machen, und dann hat Hanneli den Verlust. Sie rät dringend dazu, dass die Wohnung jetzt verkauft werden soll, und der Erlös in gleichen Teilen geteilt wird. Werner sei ein Mensch von gutem Willen und auch ehrlich jetzt; aber wenn dann die andere Frau da ist, wird sie ihn dazu bringen, mehr ihr Interesse als Hannelis zu beachten. Johannes, der später dazu kommt, stimmt ihr im ganzen zu. Ich sage: Ich will es Hanneli telefonieren, aber erst von Vollmerhausen aus, damit sie nicht Sabine dafür verantwortlich macht.) – Nachmittags gut geschlafen (Sabine hat mir eine heiße Wärmflasche gebracht). – Nachmittags fährt Johannes mit mir im VWzum Wannsee. (Es ist ziemlich kalt. Wir steigen auf einen Hügel und haben schönen Überblick über den See.) – Abendessen mit beiden und Martin (er zeichnet mir die Zelte, die sie bei den Pfadfindern gemacht haben, mit Feuer drin.) Ich telefoniere mit Küstermanns ( ob ich Ende August kommen könnte, vor dem Flug nach NY 25.-30.; sie sagen, das würde gut passen.) – Abends schreibe ich noch im 🕮 Wohnzimmer (Sabine kommt zu mir, ob ich auch richtig verstanden habe ihr Sprechen über Hanneli und Werner usw.; ob es mich auch sicherlich nicht kränke; ich sage, nein, ich bin ihr sehr dankbar für ihre Offenheit, es hilft mir, die Dinge klarer zu sehen, und es freut mich, dass wir dadurch in näheren Kontakt gekommen sind.)
Vormittags Spaziergang mit Johannes. (Ich erzähle, wie guten Boden ich in Amerika für meine Ideen gefunden habe, was in Deutschland unmöglich gewesen wäre. Die wissenschaftlich strengeren Forderungen, und die Benutzung der symbolischen Logik.) Nachmittags Spaziergang. (Ich sage Johannes, dass ich ihm einiges aus meinem Leben berichten möchte, ich weiß nicht, ob er es schon weiß. Es stellt sich heraus, dass er über meine Beziehung zu Maue weiß, und auch über Maues Kinder. Ich erzähle ihm von den zwei Mitternachtsgesprächen, und jetzt von meinem Besuch in Stuttgart und in Kappel, und in Hofners Haus mit Annemarie und Hanneli. Auch, dass sie nicht wünschen, daraufhin angesprochen zu werden. Ich frage nach seinen Gefühlen, und dass er es sicher verarbeiten muss. Er sagt, er bemüht sich sehr, nicht pharisäisch zu urteilen, sondern zu verstehen, auch aus der damaligen Situation heraus, und dabei bescheiden zu bleiben, und sich zu nichts zu brüsten. Ich sage, ich würde auchgOriginal auch würde. keineswegs sagen, dass einfach alles damals richtig war; die Probleme waren ernst und verwickelt. Und es liegt mir auf dem Gewissen, dass ich den Kindern zu wenig gegeben habe.) Abends kommt Gerti und ich esse mit ihr allein das Abendbrot. Nachher🕮 6-7 mit Johannes zur Wochenendandacht (es wird gesungen, aber von beiden Liedern sind die Melodien mir ganz unbekannt, und auch schwierig für die Leute, scheint mir. Leider habe ich versäumt, mir ein Gesangbuch mit großer Schrift geben zu lassen; so kann ich nicht mitsingen. Ebenso bei dem Liturgiesprechen; da spricht immer der Pfarrer ein Stück, und dann sprechen die Leute, nach dem Gesangbuch, das nächste Stück; beides ist in alttestamenter Sprache, vielleicht aus Psalmen, jedenfalls sehr fern von der üblichen Sprache, sodass die Leute eigentlich Erklärungen brauchen würden. Dann eine einfache Ansprache des Pfarrers. Ich hatte schon erwartet, dass da von Gott und Erlösung usw. gesprochen wird, aber ich dachte, es würde über Probleme sein, die die in ihrem Leben finden. Es war über einen Spruch, dass „der Sohn des Menschen“ (!) die Verlorengegangenen sucht und findet. Aber es war in der Sprache immer nahe an der Bibel, gar nicht in der Sprache, die den Leuten geläufig ist. Ich denke, dadurch wird doch eine Kluft geschaffen zwischen dem, was in der Kirche geschieht, und ihrem wirklichen Leben. Trotzdem ist es schön, zu sehen, wie Johannes dies mit so tiefem Ernst und voller Hingabe tut; er ist auch so, dass er alles, was er tut, ganz tun will. Aber ich bin doch erstaunt und etwas enttäuscht über Zweierlei: die esoterische Sprache, und zweitens das Basieren der Ethik auf die Theologie, wo mein Großvater so kämpfte.) – Abends kommt Gerti, und wir zwei essen allein. (Sie erzählt von Bekannten, die sich für die Philosophie der Wissenschaft interessieren, und die auch von mir gesprochen haben. Sie fragt nach Semantik, 🕮 und einigen anderen Sachen, die ich ihr anscheinend voriges Jahr erklärt habe.) Später kommt Ulrich Hegel26Es könnte sich um Ulrich Hegel (* 2.5.1930) handeln, vgl. Ulrich Hegel (charite.de), verheiratet mit Barbara Schaeffer-Hegel (*10.11.1936), vgl. Barbara Schaeffer-Hegel – Wikipedia, ein Freund von ihr. (Er §hat Doktor in Physik gemacht, und ist dann zur Medizin übergegangen, will aber wahrscheinlich doch später lieber Forschung machen als ärztliche Praxis. Er will eine Zeit lang in einer Klinik arbeiten und fragt sie, welche Station am interessantesten ist. Mal sagt er „das war noch nicht die entscheidende Frage, zu der komme ich jetzt erst“; und dann fragt er über die Stadt. Ich sage: „Welche Enttäuschung! Ich dachte natürlich, die „entscheidende Frage“ würde sein: „Willst Du die meine sein?“ Beide lachen sehr. Erst am anderen Morgen höre ich von Sabine und Johannes, dass er anscheinend sie wirklich mal heiraten wollte, aber sie fand, dass er zwar nett und gescheit wäre, aber doch zu penibel in Einzelheiten, zu pendantisch. Einen anderen habe sie abgelehnt, weil ihr Vater sagte, sie solle nicht heiraten, bevor sie das Examen hinter sich hätte; er aber wollte nicht so lange warten und heiratete dann bald eine andere. Ich sage: Dann war es ihm also wohl auch nicht so sehr um Gerti zu tun. Sie meinen, Gerti sei nun doch schon 27; und vielleicht habe sie schon nicht mehr so stark das Bedürfnis nach Ehe und Kindern und würde es später noch weniger haben, wenn der Beruf sie ganz erfüllte (!). Ich sagte: Viele wollen aber beides vereinigen; sie beschließen dann, nur zwei Kinder zu haben. Aber darauf gehen sie nicht ein.) – Auf einmal ist es 10h, und ich gehe schlafen. 🕮
Beim Frühstück mit Johannes und Sabine über Gerti und Ulrich Hegel (siehe oben!).hVerweisungszeichen auf die vorangehende Seite am linken Rand.– (9 ½ gehen sie zur Kirche) ich schreibe etwas. Telefoniert mit Hanneli (ich sage ihr, dass mir der Gedanke gekommen ist, über die Eigentumswohnung, dass es vielleicht doch besser wäre, bei der Scheidung alle finanziellen Beziehungen aufzulösen (wie Sabine mir geraten hatte, aber das sage ich nicht). Ich möchte darüber mit Reinhard sprechen. Sie sagt, sie habe auch in dieser Richtung gedacht; aber wie? Ich: Man sollte die Eigentumswohnung jetzt verkaufen, und den Erlös teilen. Sie: Werner wird das nicht wollen, weil es viel mehr wert ist. Ich: Falls es mehr wert ist, würde der Käufer ja auch bereit sein, mehr zu zahlen. Ich sage, wir müssen mal sehen; ich wollte es ihr nur schon mal sagen, damit sie es schon überlegen kann.) – Nachmittags mit der ganzen Familie zur Schlittenbahn, wo viele Kinder spielen. Ich sage, dass ich Martin und Thomas (oder Matthias?) ihre Flugkarten nach Hamburg und zurück schenken will ( je 40; dazu 20 für Ferngespräche; ich gebe Sabine 100.) – Ich spreche mit Johannes über Begründung der Ethik (Großvaters Prinzip: nicht auf Theologie gründen! Das war gut für mich, weil es mir Krise ersparte, als ich den Glauben schrittweise aufgab. Aber Johannes meint doch: Wenn man nicht Gottes Wort als Basis nimmt, kann ja jeder seine eigene Wertebildung wählen, z. B. ein Nazi. Ich: Um einen (jungen, noch belehrbaren) Nazi umzustimmen, würde ich an sein Gewissen, seine menschlichen Gefühle appellieren; dem stimmt er zu.) 🕮
Johannes hat auf einmal allerhand zu tun für Beerdigungen. Ich schreibe am Esstisch, mit Johannes’ großer Schreibmaschine (endlich den Brief an Shimony, ob er das Kapitel über Quantentheorie für mich durchlesen will, und kurzen Brief an Gardner; und Adresszettel). – Nachmittags mit Sabine gesprochen, und nachher mit ihr und Gerti (über Hanne und Hans Arnold. Sabine klagt, dass Hanne oft „absolute“ Aussagen macht; d. h. wohl diktatorische Beschlüsse, oder Kritik an Sachen und Kleidung von anderen; ich wundere mich darüber, weil sie früher besonders sanft und rücksichtsvoll war (aber Chacha hat ja auch darüber geklagt). – Sie fragen über meinen Besuch in Hamburg bei Hanne 1924. Ich erinnere es nicht; aber dann stellt sich heraus, dass dort (und nicht in Berlin, wie ich glaubte) mein Besuch bei ihrem Verlobten Wilhelm war. Sie fragen auch über Hannes Eltern. Ich sage, ich weiß nicht, ob ich sie früher in Naumburg besucht habe; aber ich habe beiden Briefe geschrieben über Hans Arnold, weil sie entsetzt waren und der Vater sie beinahe verstoßen wollte. Sie fragen: Weswegen? Und plötzlich wird mir erst klar, dass sie vielleicht nichts von dem Verhältnis wissen, und ich sage, ich hätte vielleicht besser nichts sagen sollen. Sie sagen, doch, das war ganz in Ordnung (weil sie nichts ahnen). Ich wollte noch Johannes fragen, ob Hannes Töchter es wissen, vergaß es aber. – Später kommt Johannes dazu. Wir sind sehr vergnügt zusammen, und ich fühle mich wohl mit ihnen. 🕮
Vormittags mit Sabine in der Küche, (ich sage ihr, dass ich sehr froh bin, dass ich sie diesmal richtig kennengelernt habe. Voriges Jahr ist sie doch zu kurz gekommen, weil ich den dringenden Wunsch hatte, mit Johannes wieder richtig in nahen Kontakt zu kommen und daher mich ganz auf ihn konzentrierte. Sie sagt, sie verstand das auch damals und bejahte es, aber sie bedauerte auch, nicht mehr mit mir zusammen zu sein. Ich sage, jetzt kenne ich sie viel besser, und bin froh, dass Johannes eine so gute Frau hat, und bewundere sie auch, wie sie so ungeheuer viel Arbeit so gut und willig und froh leistet. Beim Abschied küsse ich sie herzlich und sage, dass ich sie jetzt in mein Herz geschlossen habe. Auf der Straße nehme ich von Johannes herzlichen Abschied mit Umarmung und Küssen. Beide sagen mir, dass sie viel Freude in den Tagen mit mir hatten. –Gerti kommt aus ihrem Institut, um in der Mittagspause mich zum Flugplatz zu bringen. Matthias und Thomas sind gerade aus der Schule gekommen und dürfen mit. Wir sind Punkt 12:30 am Flugplatz, wie vorgeschrieben. Gerti spricht mit einer Stewardess am Ausgang vom Wartesaal, dass ich nicht gut sehen kann; daraufhin erlaubt man ihr, mich die lange Treppe vom Wartesaal hinunter zum Platz zu begleiten, wo ein kleiner Bus steht; ebenso gehen einige andere (alte, oder mit Babys) jetzt schon hinunter. So kommen wir vor dem Hauptstrom ins Flugzeug, und ich nehme einen Fensterplatz hinter den Flügeln.) Abflug 13:00. Köln-Wahn an 14:25. Der Chauffeur Domsch holt mich ab (Reinhard ist verhindert und Agnes geht es schlecht, weil gestern ein Zahn ausgezogen wurde.) Knapp 1 Stunde Fahrt 🕮\nach Vollmerhausen\nach Vollmerhausen.OVollmerhausen– 1 Stunde ausgeruht. –Mit Agnes spazieren, (über die Eisenbahn hinauf, dann links zu Ursulas Haus, nur zum Sehen von außen. Sie erzählt, dass sie in den letzten Jahren hier Millionen (!?) Verluste hatten. Das Ganze wird jetzt verkauft an Regierungsstelle. Es hat sehr lange gedauert, jetzt wird aber bald der Abschluss kommen. Ihr Haus wird mit verkauft. Sie wissen noch nicht, ob sie bauen oder ein Haus kaufen wollen; jedenfalls möchten sie in Vollmerhausen bleiben. Seine Ehrenämter, besonders als Vorsitzender des Aggertalverbandes, sind in Gummersbach.)
Am Gardner ms gearbeitet (ich schreibe ihm Änderungen für ch. 29, aber ch. 30 kann ich erst später). – Abends 6 ½ – 9 ½bei Stussigs, mit Agnes. (Zuerst Reiner, der auf 2 Schulschiffreisen war, auch in Mexiko; und Mario, 13 Jahre. Herbert; ich frage über investments (er sagt, er stimmt Fortune Magazine zu: gleiche Teile in Aktien, Grundbesitz, Goldzertifikate). Er macht bald wieder eine Reise nach Australien und Neuseeland. Sie haben für dauernd eine Wohnung bei Grindelwald gemietet, da gehen sie wieder im Sommer hin. Er macht immer noch Bergbesteigungen, auch Skilaufen in den Alpen; er ist 65, Ursula 51. Cornelia studiert in Berlin; ich sage, dass Johannes es schon wusste, und beschreibe, wo sie wohnen. Er ist sehr aktiv in allerhand Ehrenämtern, auch bei Rotariern usw. 🕮 Er ist sehr geschickt in menschlichen und sozialen Beziehungen. Und dann wieder spricht er lange und ausführlich über seine Briefmarkensammlung von österreichischen Marken von Anfang bis 1938, und von kostbaren Marken von mehreren hundert M DM, die ihm genommen waren und im Krieg geplündert oder zerstört worden sind; „so viele kostbare Werte sind vernichtet worden“ (!).)
Mit Reinhard beim Frühstück. (Er stimmt zu, dass es für Hanneli besser ist, wenn alles Finanzielle getrennt wird. Er meint zuerst, dass man eine Eigentumswohnung doch wohl beliebig verkaufen könnte; als ich ihm aber erkläre, dass dies mit staatlichem Zuschuss gebaut ist, ist er auch zweifelhaft.) – Vormittags noch am Gardner ms, und Brief darüber geschrieben. – Nachmittags Vortrag für London überlegt (zuerst fing ich an, neue Notizen zu schreiben. Aber dann schienen mir die alten Notizen für APA meeting Vortrag in LA Dez. 1963 so gut, dass ich beschloss, sie wieder zu verwenden.) – 7-9 Gerhard Kaufmann zum Abendessen hier. (Sie müssen anscheinend ziemlich sparen, denn er sagt, darum ist Helga wieder in ihren Beruf gegangen (als Lehrerin?). Er fragt verständige Fragen über die Politik von Amerika und de Gaulle; ich erkläre, warum ich gegen den Vietnamkrieg bin; dass de G. weiser war durch Frankreichs Erfahrungen in Vietnam und Algerien, aber ich stimme ihm zu gegen de G. Ablehnung von England. Inzwischen wird klar, dass Agnes und Reinhard im Herzen noch für die Monarchie sind! Agnes hat einen „sehr guten“ Vortrag des österreichischen Thronerben Otto gehört. – Zuletzt sagt Gerhard seinen 🕮 Eltern ruhig, er möchte ihnen sehr raten, sich nicht ein Haus zu bauen, weil das der Firma sehr schaden würde (weil das Bauen jetzt übermäßig teuer ist; vielleicht meint er: Die finanzielle Belastung würde für die Firma zu hoch sein), sie sollten besser nach Bergneustadt ziehen, in Adolf Krawinkels Haus; er habe ja auch durch die Änderungen in der Firma von Vollmerhausen weg müssen. Er bittet sie, seinen Rat gut aufzunehmen, sie könnten dann ja selber entscheiden; aber es wäre ja besser, es jetzt auszusprechen. Sie stimmen zu, dass das besser ist, aber machen ein kühles Schweigen darüber, was sie dazu denken. Das weiß er ja auch eh schon. Nachher fragt Agnes, was sie dazu denken wollen; Reinhard sagt einfach: Da kümmern wir uns überhaupt nicht drum (!). Anscheinend besteht in dem Punkt schon eine längere Spannung zwischen ihnen. Vorher waren sie beide sehr freundlich mit ihm, und verabschieden sich dann auch in Frieden. – Langes Telefonat mit Hanneli (sie sagt, WerneriOriginal Gerhard. wird gegen einen Verkauf der Eigentumswohnung sein; er habe sich das immer als Rückhalt gedacht, weil er von der (privaten) Schule keine Pension bekommt, und die Wohnung als investment und auch als Wohnung für sich im Alter haben möchte. Andererseits sieht sie auch klar, dass es wünschenswert wäre, alle finanziellen Verbindungen zu trennen. Sie will es mit dem Rechtsanwalt von Annemarie in Stuttgart besprechen. Ich sage, beim Rückflug von London könnte ich in Stuttgart einen Aufenthalt machen für eine Stunde, und sie ist sehr dafür.) 🕮\Barmen und Ronsdorf\
Mit Agnes im Auto nach Barmen und Ronsdorf.ORonsdorf (11 Abfahrt. Über Wipperfürth, nahe bei Ronsdorf, am K, auf die obere Straße, durch Toelleturm, Kohlenstraße27Die Straße heißt heute Lönsstraße. hinunter, in Schubertstraße. Die ist auf beiden Seiten bebaut, und dichte Büsche verhindern die Sicht nach N zu unserem Haus. Kohlenstraße weiter hinunter, nach rechts in die Richard Strauß Allee, das ist unsere alte Beethovenallee. Auf einmal sehen wir unser altes Haus. Wir gehen durch den Garten hinauf, wo sich der Fahrweg hineinschlängelt, am Haus vorbei bis oberhalb des Hauses. Am Haus sind die NO Verandas zu Zimmern ausgebaut, und nach S noch ist das Haus noch erweitert, sehr groß. Oberhalb des Hauses stehen die hohen Eichen für eine Strecke nicht mehr, weil auf dem östlichen Nachbargrundstück ein Haus gebaut ist. Wieder die Kohlenstraße hinauf, in wenigen Minuten an der Kreuzung oberhalb Ronsdorf, dann die Staubenthaler Straße, links Friedhof; Barmer Straße, links reformierte Kirche, rechts gegenüber noch einige der alten Häuser, wo unser Vater geboren ist, links hinauf und weiter wieder hinter. Die elektrische Bahn existiert nicht mehr. Links in die Straße „In der Krim“, die frühere Waldstraße und den alten Fahrweg hinauf, der ganz eng um das ganze Haus geht. Lies Wiebalck kommt heraus, grüßt uns herzlich. (Wir gehen zuerst etwas durch Garten, alles ist hoch und dicht gewachsen, Obstbäume, und Quittenbaum, riesige Rhododendronbüsche am Haus und das Haus ist unversehrt; sie sagt, die umliegenden Häuser haben durch Bomben meist das obere 🕮 Stockwerk verloren, wodurch sie aber gewonnen haben. Das Tannenwäldchen ist noch da; aber Wilhelm hat es früher mal für sie beide verkauft, weil sie Kanalisierung bezahlen mussten. Wir besehen die Zimmer unten im Haus. Dann essen wir drei zusammen. Sie erzählt, dass Ute28(Heleme Louise Gertrud) Ute Kresling, geb. Wiebalck (*17.11.1915), die älteste Tochter von Lies Wiebalck ihr voriges Jahr geschrieben hat, wie nett und lebendig der Nachmittag war, wo ich zum Studentenheim kam. Sie sagt, sie mochte Annemarie so gern; sie ist erschrocken und betrübt, als ich erzähle, dass die Beziehung mit Kön zu Ende ist, und sie nicht mehr auf der Eichenhalde wohnt, wo Lies sie und Kön besucht hat.) Ich bekomme ein Bett für meinen nap. – 3 ½ – 5 Otto Kreitz und Lies’ Tochter Margunt29Elisabeth Henriette Margund Eggert, geb. Wiebalck, * 29.7.1919Eggert kommen zum Kaffee. (Otto ist noch der alte. Er wohnt ganz in der Nähe; hat seine Frau verloren; sein Sohn Otto hat die Versicherungsvertretung übernommen, er hilft noch mit dabei. Er erzählt gern und lacht gern, spricht dabei absichtlich eine etwas ungeschlachte Sprache; er ist ganz geschickt und gescheit, aber doch recht einfach in seinem Denken. – Auf meine Fragen sagt Lies (vorher schon), dass auch sie, wie Agnes und Reinhard, für die Monarchie ist (!); sie unterhalten sich ausführlich über eine neue Ehe, Verlobung, Geburt und dergleichen in den Königshäusern, und den Besuch der englischen Königin in Deutschland. Lies Tochter ist Turnlehrerin, sportlich und gewandt, und entschlossen. Ihr Mann30Paul Eggert (23.6.1919-14.8.1962) ist vor einigen Jahren in Mallorca umgekommen durch Sturz vom Pferde; sie ist schon zweimal wieder dorthin gereist mit den Kindern; sie liebt die Landschaft und wohl auch die Erinnerungen an die glücklichen 🕮\Vollmerhausen\ Zeiten zusammen dort, und die dortigen Deutschen haben ihr viel Sympathie gezeigt. Ihre Tochter Almuth31Almut Eggert (30.11.1948), 16, und zwei jüngere Zwillingsknaben kommen später auch. Agnes hatte mir vorgeschlagen, jedem einen Dollar zu geben; leider hatte ich mein amerikanisches Geld in Stockdorf gelassen, und Agnes hatte mir stattdessen 3 5-DM Stücke gegeben; als ich das Lies’ Tochter sagte, bevor die Kinder kamen, fuhr sie schnell zur Bank und brachte 3 Dollarscheine mit, anstatt der gewünschten Silberstücke; die gab ich dann den Kindern, und die waren entzückt darüber.) – Rückfahrt in ca einer Stunde.OVollmerhausen– Abends mit Johannes und Sabine telefoniert (die beiden Jungen sind gestern nach Hamburg geflogen, und gut angekommen.)
Briefe geschrieben. – Nachmittags 6-7 Hilde Carnap hier. (Sie wohnt allein in Gummersbach. Ihr Sohn Günter hat gute Anstellung und kann sie gut erhalten. Sie erzählt von ihrer Tochter Eva, die an starken Depressionen gelitten hat, vor Jahren Elektroschock bekommen hat, mit einer Wirkung, aber später Rückfälle; dann mehrmals mit Medizin behandelt; die Störung war anscheinend recht stark, sodass sie zornig auf Mann und Kinder wurde. Lange Perioden in Anstalt. Jetzt aber seit über einem Jahr geht es ganz gut; Mann und Kinder behandeln sie sehr schonend; sie selbst spricht nie von ihren früheren Zuständen; sie macht den Haushalt usw., aber fährt nicht Auto. Hilde ist froh, dass sie soweit gebessert ist, aber doch natürlich immer in Sorge um sie. Hilde ist Tochter eines Arztes, aber sie macht einige Aussagen über die Tochter, die etwas naiv klingen. Ich erzähle dann auch 🕮\nach London\ von Inas letztem Jahr und letzten Wochen, aber nicht mit Details. Ihre Erzählungen sind mir in gewissem Sinne beruhigend und tröstend: solche Krankheiten scheinen unabwendbar, die heutige Medizin kann fast nichts dagegen tun; sie sagt, in Deutschland habe man früher die Elektroschocktherapie viel verwendet, aber letzthin nicht mehr; man habe auch Insulinbehandlung erwogen, aber bisher nicht verwendet.) – Abends spät kommt Agnes nochmal zu mir (sie singt mir einige schöne Abendlieder, eins von Tersteegen. Dann singt sie einiges aus „Hört ihr Leut’ und lasst euch sagen“, in Erinnerung daran, dass Brügmann es so schön sang. Die Lieder mit der Sehnsucht nach dem „Heimkommen in die Ewigkeit“ sind ergreifend. Dann sagt sie noch, sie glaubt, dass Gott auch Ina verstanden hat in ihrem Leiden und auch in ihrem letzten Tun, und dass er sie doch aufgenommen hat. Ich danke ihr für ihre Liebe.)
Agnes hilft mir packen (ich habe zu viel gepackt und habe allerhand Sachen ausgeschieden, Unterwäsche usw.; die will Agnes nach Stockdorf schicken.) Beim letzten Mittagessen sagt Reinhard, dass sie beschlossen haben, in ein anderes Haus in Vollmerhausen zu ziehen, (das auch der Firma gehört; es werden aber noch Änderungen darin gemacht werden.) –Reinhard fährt mit mir im Auto zum Flughafen Köln Wahn und bleibt noch bei mir, bis ich aus dem Wartesaal herausgehe; obwohl ich ihm schon vorher sagte, er könne ruhig gehen. Dort Augentropfen. Abflug 3:15 (BEA 625), London an 5:00.OLondon (Ich habe äußeren Sitz; es ist aber auch nicht viel zu sehen, weil trüb und wolkig.) Popper und Frau Hennie32https://www.geni.com/people/Lady-Josefine-Hennie-Popper/6000000011242647563 holen mich ab (sein Assistent 🕮 Watson fährt uns nach London hinein, lange Fahrt, zum Bedford College. Erst sagten sie, man habe zu spät entdeckt, dass die Zimmer dort kein fließendes Wasser haben, und man wolle die Amerikaner in ein Hotel bringen, falls man Zimmer finden könnte. Man zeigt mir das Zimmer im College, das ich bekommen würde; es hat elektrisches Öfchen, Tischlampe, großes Fenster bis ganz unten, mit Blick auf einen anderen Flügel, Rasen und schöne Bäume; man bringt mir ein breiteres und vielleicht auch längeres Bett, und ich sage, dass ich bleiben will. Jeffrey wohnt 2 Türen von mir.) – Popper gibt mir mimeographierte Sachen: 3 alte Aufsätze von Popper, Jeffrey, Bar-Hillel; eine neue Erwiderung von Popper auf die beiden, und eine neue Note von Miller „Neues Paradox von Information“. – Jeffrey geht um 7 mit mir zum Abendessen im großen Eßsaal unten. (Neben mir Mrs. Barcan, und daneben Quine; ich begrüße auch Bar-Hillel und Shulamith. – Zum Klo muss man immer ein langes Stück Korridor wandern; Bad und Waschräume sind gleich gegenüber meinem Zimmer (dahin muss man mitnehmen in eine kleine Waschküche mit fließendem warmem und kaltem Wasser: Handtücher und Seife, Glas, Zahnbürste und Zahnpasta).
Vormittags Vorträge von Robinson und Mostowski, nachmittags: Bernays und Körner. (Lebhafte Diskussion zwischen Kreisel und Mostowski. Letzterer sagt, dass die Verwendung von Logik 2. Ordnung für AS der Mengenlehre 🕮 zwecklos ist; auch Bar-Hillel, gegen die vielen ontologischen Fragen, richtig, aber zu scharf.) – Abends (gehen die anderen zu einem Empfang bei Direktor der Schule von Ökonomie.) Ich schreibe und lese auf meinem Zimmer. Abends 2 Noludar.
Sitzung über induktive Logik (chair: Kneale, anstatt des erkrankten Braithwaite). 9:00 Vortrag Jeffrey: „Remarks on ind. Logic“. (In der Diskussion sage ich, dass seine Regel für Umformung von Glaubensfunktionen aufgrund unsicherer Evidenz einen wichtigen Schritt vorwärts bedeutet.) 10:30-11:15 mein Vortrag „Induktive Logik und induktive Intuition“ (im wesentlichen wie der APA Vortrag Dez. 1963, aber kürzer, weil hier die Zeiten genau eingehalten werden. Langer, starker Applaus. Die Diskussion muss leider bald abgebrochen werden (darin erklärt Miller sein neues Paradox; Suppes, Quine und andere machen Kritik daran. Ich sage: Es ist nicht zulässig, wenn man Objektsätze als Argumente von ‚P‘ nimmt, Ersetzungen oder Substitutionen unbeschränkt wiederzugeben; Ersetzung ist nur zulässig, wenn Ausdrücke L-äquivalent sind, faktische Gleichheit von Zahlenausdrücken genügt nicht; das ist ebenso wie in modaler Logik. Popper verteidigt Miller gegen Suppes’ Kritik, das sei bloß ein roter Hering33https://de.wikipedia.org/wiki/Red_Herring_(Redewendung) usw. – Es wird beschlossen, dass noch eine besondere Sitzung angesetzt werden soll für weitere Diskussion von Jeffreys und meinen Vorträgen.) – Nachmittags ruhe ich mich lange aus. – Dann gelesen und 🕮 geschrieben. – Mit Jeffrey über Millers paper gesprochen, und über Poppers paper zu Miller. – Ich gehe nicht zur Nachmittagssitzung, gehe aber mit Jeffrey zum Kaffee; und später mit Quine und Hintikka zum Abendessen. (Ich sage Quine, dass ich seine Bemerkung las, vermutlich in der Diskussion mit Mrs. Barcan, und dabei ebenfalls dachte: Ich habe die Möglichkeit einer kontingenten Identität von Intensionen auch erst spät eingesehen.)
Vormittags Vortrag Freudenthal „Realistische Modelle von prob.“, nicht sehr klar. 11 Vortrag Hintikka (ich sage in Diskussion, wie in LA Kolloquium: ich schlage vor, anstatt mit Konstituenten zu beginnen, wie H., (wobei er aber jetzt sagt, Gleichwahrscheinlichkeit ist doch nicht ganz befriedigend) lieber beginnen mit Konstituentenstrukturen, durch die nur Anzahl der vorkommenden und der nicht vorkommenden Attribute angegeben wird, und vielleicht Gleichwahrscheinlichkeit für diese. Ich frage, ob folgende abgeschwächte \(\lambda{}\)-Bedingung erfüllt ist: \(C_j(t) = C_j(t’)\), wenn \(s_j\subset s_{j’}\) und unter den \(k-1\) anderen Attributen in \(t\) und \(t’\) dieselbe Anzahl von \(O\) ist; er sagt: synisch ja, und vielleicht auch genau.) Es ist schon 1:15, und um 2 beginnt Kyburgs Vortrag. Daher schnell einen Teller mit Brot und Käse geholt, und auf mein Zimmer gegangen; schnell gegessen, und ½ Stunde ins Bett. – Ich gehe 2 ½ (anstatt 2) zur Sitzung. Kyburgs Vortrag „Rule of detachment“, dann Bar-Hillel🕮 comments darüber. B-H ist zu polemisch. Schließlich sage ich: Der Unterschied zwischen denen, die Akzeptierungsregeln wollen und denen, wie ich, die keine wollen, ist nicht so ungeheuer, wie Kyburg es darstellt; es ist eine Frage von gradweiser Verfeinerung; zunächst spricht man üblicherweise von „akzeptieren“. Aber die Erkenntnissituation des Wissenschaftlers wird genauer dargestellt, wenn er seine Liste in zwei oder mehrere Stufen einteilt, wie Kyburg in seinem Buch; was ich tue, ist einfach eine weitere Verfeinerung: zu jeder akzeptierten Hypothese wird ein numerischer Index hinzugefügt, der auch gebrochene oder irrationale Werte haben kann; es ist dann ein Glaubensgrad, irgendwie interpretiert; ich würde ihn wie Ramsey durch Wahrscheinlichkeit explizieren. Kyburg sagt, dass er mit dieser Darstellung im Grunde einverstanden ist. – Kaffeepause; Jeffrey telefoniert nochmal mit Russell Foundation; endlich erreichen wir sie; Russell ist in Wales, für noch 2 weitere Monate; Schoenman34Ralph Schoenman (*1935); vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Ralph_Schoenman kommt Freitag zurück. – 5h Vortrag Mary B. Hesse „Ein Problem in confirmation theory“. Jeffrey hat mimeographierten Text; ich gehe unmittelbar vor dem Vortrag zu ihr und bekomme den Text. Jeffrey sagt mir, dass sie meine Theorie gut kennt und gern das „AS“ bekommen würde. Sie liest den Text ab, so schnell, dass ich mit Hören nicht folgen kann. 🕮 Ich setze mich hinüber ans Fenster, um mitzulesen, aber das gelingt auch nicht; inzwischen habe ich viel von der Einleitung verloren, dass ich gar nichts mehr verstehe. Als sie endet, macht der chairman, Jonathan Cohen, Bemerkungen dazu. Dann gehe ich hinaus, flüstere noch Jeffrey zu, dass ich kein Wort verstanden habe, und ob er vielleicht etwas dazu sagen will. Später sagt er mir, dass er auch nichts verstehen konnte, dass sie aber induktive Logik gut kennt, sodass sie auch eigene technische Beiträge dazu machen kann; sie kennt besonders meine Theorie gut.) Abendessen mit Jeffrey und Ruth Barcan. Sie fragt über meine Augen, (und ich sage: Glaukoma; sie sagt, ihr Mann (?) hat es durch accident im physikalischen Labor, in einem Auge; er hat zuweilen akute Anfälle, vermutlich wohl die andere Art; er kann den Augendruck mit dem Finger palpitieren, und wenn er fühlt, dass der Druck hoch ist, nimmt er Medizin, auch Pilocarpin, Esoterin (?) oder sowas. Ich erzähle ihr von Reichenbach. Sie meint, vielleicht sollte ich Operation haben, falls ich einen guten Augendoktor habe.) – Geschrieben und gelesen.
Heute besuche ich keine Sitzungen (sie sind über Mathematik in Sozialwissenschaften und dergleichen.) – Gebadet. – Mit Jeffrey zum Panam. (Ich gebe Reiseschecks für $ 150. Ich kaufe Ticket London-Stuttgart-München-Hamburg-London für $ 142). – Nachmittags David Watkins fährt mich (und Quine, Maxwell, und Yourgrau) zu Popper (in Fallowfield, PennBucks.) ca 30 Meilen west von London. 🕮 Etwas über 1 Stunde. Sie haben schönes, geräumiges Haus, unten großes Wohnzimmer mit Flügel (er sagt, er spielt und komponiert auch), und Arbeitszimmer, vom Schreibtisch schöner Blick über den Garten auf große Bäume, kein anderes Haus ist zu sehen; dahinter noch kleines Bücherzimmer, und er sagt, noch Bücher in anderen Kammern oben. Er führt uns stolz durch das ganze große Grundstück; er hat den früheren Tennisplatz und den Gemüsegarten auch in schöne Rasenplätze umgewandelt. Dazwischen und dahinter sind schöne Waldstücke mit großen Laubbäumen. Er hat vieles noch dazu gekauft, damit kein nahes Haus gebaut werden kann. – Frau Popper bemüht sich lieb um uns, und gibt uns schöne Wiener Bäckereien, mit Erdbeeren usw. Popper erzählt, wie er vor der Königin knien musste, und sie ihm mit einem Schwert auf beide Schultern tippte und zum Ritter ernannte; es ist nur ein Titel, nicht mit Privilegien verbunden. – Popper liest aus seinem Werk „Offene Gesellschaft“ eine Stelle vor, wo mit einer Geschichte eines königlichen Offiziers ein logisches Paradox verbunden ist; darüber wird dann dort und auf der Rückfahrt lange gesprochen; Quine und ich machen einige aufklärende Bemerkungen zur Natur des Paradoxes.) 5¾ Rückfahrt. – Abends noch mit Jeffrey und Edith, die heute morgen angekommen ist, langen Spaziergang durch den Regent’s Park, in dem das B. Coll. liegt. – Ich schreibe Eintrag in Schilpp Band für Russell und gebe es an Jeffrey, der es an die Wales Adresse schicken will. –🕮
Vortrag Salmon und comments by Hacking über „Probleme der Induktion“; Braithwaite als chairman. Ich mache verschiedene Bemerkungen in der Diskussion (auch über Anwendung der induktiven Logik auf Wissenschaftssprache, dabei vielleicht die Prinzipien von Jeffreys verwenden; das schwierige Problem der Wahl der Skalenform kann vielleicht so gelöst werden: Man nimmt die Skalaform, bei der die fundamentalen Gesetze die einfachste Form haben. – Invarianz in Bezug auf die Sprache gilt nicht allgemein. Die primären Eigenschaften müssen natürliche Eigenschaften sein, d. h. rein qualitativ, nicht gemischt wie Goodmans ‚grue‘. Ein Statistiker fragt, was ich über Fishers financial prob. denke; ich sage: ich finde seine Formulierungen schwer zu verstehen.) – Beim Lunch Gespräch mit Watkins und Bar-Hillel (W. will auf unsere Herausforderung klar machen, dass doch ein großer Gegensatz zwischen Poppers und meiner Auffassung besteht in Bezug auf Wahl der Hypothesen.; aber Miss Eva Wah kommt und nimmt ihn in Beschlag.) – Nachmittag nicht zur Sitzung, lange gesprochen mit Poppers Schüler David Miller (ich sage: zuweilen ist es so, dass man in teils modalem, teils gewöhnlichem Satz an gewissen Stellen einen beliebigen arithmetischen Zahlausdruck gleichzeitig einsetzen darf, nicht aber einen beliebigen deskriptiven Zahlausdruck. Er wünscht ein Beispiel; und nach einigen Versuchen konstruiere ich einen solchen Satz. Dies macht zum ersten Mal Eindruck auf ihn; er sagt, die anderen haben immer nur gesagt, man dürfe so etwas nicht in modalem Kontext, aber sie 🕮aber sie hätten es ihm nicht durch ein Beispiel klarmachen können. Er will nun seine Ableitung nochmal nachprüfen. Ich sage ihm, es erscheint doch als ziemlich unglaubwürdig, dass in den üblichen Wahrscheinlichkeitssystemen ein Widerspruch stecke, das hätte man doch sicher schon gefunden. Aber er sagt: In Freges System war auch ein Widerspruch, obwohl Frege glaubte, alle Axiome seien intuitiv plausibel. Kalmar spricht vorher auch mit Miller, aber nicht ganz klar; das machte gar keinen Eindruck auf ihn.) – Abendessen mit Popper und Gadi. (Popper sagt, er will morgen in der Diskussion nicht die Millersache vorbringen (es ist nicht klar, ob Miller ihm schon gesagt hat, dass er jetzt durch mich Zweifel bekommen hat). Er erklärt mir ausführlich, dass die (frühere) Polemik gegen mich erst dadurch entstanden wäre, dass Bar Hillel auf eine einfache, harmlose Fußnote von Popper unhöflich, scharf, und ganz verkehrt geantwortet hätte.) Kurz gesprochen mit: Tarski, Bernays, Hutten, Walk‚ Braithwaite, Juhos, C, Kalmar, Kneale, Körner, Mostowski, Shepherdson, S, Saokko. Außerdem waren da: Ayer, Good, Törnebohm35Vielleicht der schwedische Philosoph Håkan Törnebohm, siehe https://sv.wikipedia.org/wiki/H%C3 %A5kan_T%C3 %B6rnebohm, Toulmin, )
7 aufgestanden. (Koffer gepackt; zuletzt packt Edith Jeffrey noch meine Jacke hinein. Jeffrey trägt ihr und dann mein Gepäck hinunter.) Nach dem Frühstück zur extra Sitzung 9:30-12 in Raum B. Man gibt mir Telegramm von Hanneli: „München“ (d. h. ich soll 🕮 durchfliegen bis München; sie schickt es von Stuttgart, also wird sie selbst wohl im Auto nach München kommen.) Die Sitzung war gleich nach meinem Vortrag von Kneale vorgeschlagen worden, weil damals zu wenig Zeit für Diskussion war. Kneale schreibt meine 4 Punkte an die Tafel; aber die werden überhaupt nicht diskutiert. Kneale ist chairman. Zuerst spricht Popper (ca. 20 Minuten, das meiste ist Zeitverschwendung. Zuerst die überspitzte These, dass Wissenschaftler beliefs vermeiden sollen! Vielleicht meint er, dass es auf den subjektiven Grad von Glauben nicht ankommt. Dann die These „Glaube ist nicht transitiv“; was er wirklich meint, ist, dass mit \(p(a‚b)\) nahe an \(t\), und ebenso \(p(b‚c)\), so kann trotzdem \(p(a‚c)\) beliebig klein seinjOriginal sein klein.. (Das ist bekannt, und ganz zwecklos hier). Noch mehrere solche Sachen. Ich unterbreche und sage: Wozu diese ganz bekannten Theoreme; wir können ebenso gut arithmetische Probleme diskutieren, hier gibt es doch gar keine Kontroversen. Schließlich wieder lange seine alte bekannte These, dass höhere Prob. kein gutes Kriterium für die Wahl von Hypothese ist.) Ich erwidere (ich bin willig, seine These, dass Wissenschaftler Glauben vermeiden sollen, zu diskutieren, sobald Popper uns einen Wissenschaftler nennt, der das wirklich getan hat. Dann sage ich, wie in einer früheren Diskussion: Regeln von accept. ist eine über-vereinfachte Prozedur; schrittweise Vereinfachung der Regeln durch Teilung der Hypothese in 2 oder mehr Klassen; schließlich ich: Man füge zu jeder Hypothese eine Zahl.) Hurwitz und andere sprechen noch dazu; sie kritisieren, dass meine Theorie noch nicht praktisch angewendet werden kann. Ich erwidere: Man soll nicht so ungeduldig sein: für 2000 Jahre hatten Aristoteles und die PhilosophenkOriginal Aristoteles und die Philosophen für 2000 Jahre hatten.nur deduktive Logik nur für einfachste Satzformen; Frege führte erst quantifier ein; ich kann die auch schon behandeln. 🕮 Kneale oder jemand sagt später: Anscheinend ist nun in einigen Punkten Einigung erreicht (ich hatte früher schon gesagt, dass die Distanz von mir zu Popper kleiner ist als die von ihm zu mir). Zum Schluss fordert Kneale mich auf, ein Schlusswort zu sagen. Ich sage: nicht so viele Kontroversen; jeder soll nach seiner Methode versuchen; die Zukunft wird dann zeigen, wo die fruchtbaren Ergebnisse sind. –Mit Jeffrey im Taxi zum Hotel Westend; ich nehme Zimmer daneben im Astoria Hotel, Gloucester Platz 90, nahe Baker St. Mit Jeffrey zum Mittagessen. Dann mit ihm zum Panam (ich lasse streichen die Reservation für heute Abend nach Stuttgart, weil da kein Platz mehr für München ist; ich mache Reservation für morgen vormittag, und telegraphiere an Maue.) – Ich nehme ein Zimmer im Astoria Hotel, Gloucester Place 90. – Jeffrey bringt mich zu einem kleinen Restaurant; wir verabschieden uns, und ich esse dort zu Abend. Auf meinem Zimmer im Hotel funktioniert die Lampe am Bett nicht; die Frau stellt auch fest, dass in der Lampe etwas falsch sein muss; sie hat aber keine andere. So muss ich abends, wenn ich Newsw. lesen will vor dem Waschtisch stehen und Zeitschrift ganz hoch halten unter die Lampe. Nach einiger Zeit habe ich genug davon und nehme stattdessen ein Bad.
Mein elektrischer Rasierapparat funktioniert nicht, obwohl neben dem Waschtisch ein outlet ist für 110 und 220 Volt, letzteres für englische und für deutsche Stecker; es geht auch nicht mit dem englischen Adapter, den Jeffrey mir gekauft hat, den man in eine Lampenfassung einschraubt. So bleibe ich unrasiert auf der ganzen Reise heute. 🕮\nach München\ 8:10 Taxi zum Terminal der BEA (British European) Cromwell Road. 8:50 deren Autobus zum Flughafen. (Dort Passkontrolle; im Wartesaal wieder die Augentropfen) 10:05 Abflug (ich habe Fensterplatz, alles ist sehr besetzt. Neben mir junge Frauen von einer zahlreichen Gruppe; die Propeller machen aber so viel Lärm, dass ich nicht mit ihnen sprechen kann. Flug Nr. BEA 512.) München an 12:30.OMünchen (Maue hat mir einen Gepäckträger geschickt, weil manchmal keine da sind. Ich hatte geglaubt, Hanneli würde da sein, weil sie telegraphierte, ich solle durchfliegen bis München. Maue hat Stockdorf verständigt, aber Hanneli ist noch in Stuttgart.) Im Taxi, mit dem Maue gekommen ist, zu ihrem Haus. – Nochmal Mittagessen (im Flugzeug schon das erste). – Nachmittags telefoniert mit Chacha (sie ist vor einigen Wochen im Zug München-Stockdorf ohnmächtig geworden, wurde von Ambulanz nach Hause gebracht, wachte dann aber erst nach mehreren Stunden auf! Sie selbst erinnert mich daran, dass sie etwas Ähnliches hatte bei Johannes’ Hochzeit.) – Nachmittags und abends erzählt Maue viele Geschichten (einiges was mich interessiert, meist aber über unbekannte Leute. Ab und zu versuche ich auch, etwas über meinen Besuch bei Gerhard und bei Gittli zu erzählen.)
9 Frühstück. – Über eine Stunde. Spazieren im Nymphenburger Park. – 3 Mittagessen. – Nachmittags mit Maue zum Papierladen, und ein wenig spazieren. Abends mit Gittli telefoniert. – Abends bis beinahe 11 gesprochen. (Ich bin ganz erledigt davon. Ich überlege, dass es besser ist, wenn ich mich mehr zurückziehe zum Briefe schreiben.) 🕮\in München\
In den Park spazieren. (Heute kann ich endlich mal allerhand Geschichten vorbringen über Kappel, mit den Kindern, und Gespräche mit Gittli und mit Gramms; auch, was ich über unser früheres Leben zusammen ihnen erzählt habe; dass ich selbst überrascht war zu sehen, wie bald ich schon mit Gerhard und Bärbel zusammen ganz unbefangen sprechen konnte. Maue sagt, sie hätten auch in Briefen ihre Freude ausgedrückt über das Zusammensein.) – 3-6 Gespräch mit Humburg (das erste dies Jahr; siehe Notizen. – Es ist gut und erfreulich.) – Telefoniert mit Annemarie (über Bank Jena, sie soll 300 an Wilhelm von Rohden überweisen lassen; über Ronsdorf und Barmen, Besuch bei Lies, sie hatte davon schon von Ute Kresling gehört; über London.) Und mit Hochkeppel (er will mein ms unterbringen im „Merkur“ oder im „…“; er fragt, ob er mal ein TV Interview mit mir machen könnte). – Abends erzähle ich noch Geschichten über Gerhard und Gittli (sie wollte alle Orte wissen, wo wir waren.) – Nachts im Bett starkes Sodbrennen (eine Menge Maalox Tabletten helfen nicht; ich nehme Abführmittel; nachts, 2 oder 3 gehe ich leise in die Küche hinunter und hole mir Milch mit Sahne; die ganze Nacht fast nichts geschlafen. Früh um 6h zum Klo, große Entleerung.)
Ich fühle mich ganz erledigt nach der schlechten Nacht, und bleibe im Bett. (Ich dachte, es würde bald vorübergehen, aber das tat es nicht. Vormittags telefoniert Maue mit Carl Max, und er rät 🕮\in München\ „Kaffeekohle36https://de.wikipedia.org/wiki/Kaffeekohle“, 2 Teelöffel trocken in den Mund, und dann mit Tee hinuntergespült. Ich bin zu erledigt zum Lesen, was ja selten ist.) – Nachmittags bleibe ich noch im Bett. Temperatur ist 37‚6\(^\circ{}\). Maue telefoniert nochmal; er meint, es ist nicht einfach Sodbrennen, sondern eine kleine Infektion. (Ich esse den ganzen Tag nur Knäckebrot mit Tee oder Kaffee und Hafersüppchen.) (Nachmittags verschreibt C. M. Tabletten „Mexaform S“ für den Darm, 3 x täglich.) – Abends 37‚7\(^\circ{}\). (1 ½ Noludar genommen, sehr gut geschlafen die ganze Nacht).
36‚4\(^\circ{}\) Untertemperatur. Aber ich fühle mich viel besser nach dem guten Schlaf. (Heutigen Vortrag überlegt, aufgrund der Notizen über Rationalität für den Londoner Vortrag.) – Nach 2 kommt Christoph Angermann und holt mich im Auto ab; ½3 in Stegmüllers Seminarvorstube, mit ihm und einem Philosophen Husan (?) Fischer37Es könnte sich um Ernst Hugo Fischer (1897-1975) handeln, der seit 1956 apl. Professur im Fachbereich Philosophie der Univ. München war. Vgl. Ernst Hugo Fischer – Wikipedia (für indische Philosophie und Sanskrit; er hat mich mal bei einem Kongress getroffen, vielleicht in Mexiko; er geht dann wieder.) Dann kommt Fels38Eberhard M. Fels (1924-1970), hatte seit 1963 den neugeschaffenen Lehrstuhl für Ökonometrie und Statistik inne.. Paul Richter kannte er aber nicht. (Ich sage Stegmüller, dass ich gestern erhöhte Temperatur hatte und den ganzen Tag im Bett war, aber heute sei es besser. Trotzdem fragt er, ob ich Lust habe, nachher mit ihm und anderen in ein Café zu gehen; ich lehne ab, weil ich dann sicher müde sein werde. Auch am Ende fragt er nochmal.) 3:15-4:20 mein Vortrag; etwa 15 Leute dort. 10 Minuten Pause; ich trinke nochmal Kaffee. Dann Diskussion bis 6:15. (Um 6 läutet mein buzzer, nachher nehme ich gleich die Tropfen in dem Empfangszimmer. – Wir kommen erst nach 7 bei Maue an, und Christoph fährt heim. 🕮\in München\ Ich rufe Chacha an. Morgen muss sie für sich selbst kochen; darum will ich dann erst nachmittags hinkommen.) – Maue telefoniert lange mit Gerhard; sie sagt, er hat ihr erzählt über vieles, was ich mit ihnen gesprochen habe, auch z. B. über Agnes, objektiv, gute und schwache Seiten, auch über mich selbst, auch Schwächen nicht verheimlichend, z. B. „Verwechslungen der Gemahlinnen“.) – (Abends 11 Temperatur 36‚0!)
(Gebadet, während Maue Besorgungen macht.) Geschrieben. – Mit Maue gesprochen. (Ich mache mir während des Gespräches klar, mit großem Bedauern und einem Gefühl von Resignation, dass ich erleichtert bin darüber, dass ich bald fortkomme. Die letzten 3 Tage waren aber viel besser als die ersten zwei, wo sie mich ganz totredete und ich nicht zu Wort kam; letzthin habe ich doch allerhand erzählt, besonders auch über Gittli und ihre Kinder, und etwas über Gerhard und Bärbel. Nach den ersten 2 Tagen war ich total erledigt, weil Maue mich totredete. Dann habe ich etwas energischer versucht, zu Wort zu kommen. Ich überlege, was trotzdem so störend war, obwohl sie sehr liebevoll mich pflegte und verwöhnte; ich glaube, es hat zu tun mit ihrer Intoleranz und Dominierungsantrieb; sie wurde jedesmal ganz zornig, wenn ich jemanden verteidigte gegen ihre oft etwas willkürlichen oder unfairen Anklagen; sie selber brachte vor, dass Gerhard wie ich immer verteidigen wolle, und dass das doch unerträglich sei; sie erzählt auch, wie sie zuweilen ihren Mietern Vorhaltungen mache, wenn die ihre Dinge nicht in Ordnung halten oder nicht genügend ihre Hilfe würdigen. – Nachmittags wollte ich ca 4h in Stockdorf sein; aber beim Tee nach 3h ließ sie mich gar nicht los; ich dachte daran, dass sie ja wohl jetzt meist einsam ist und Bedürfnis nach Menschen hat. – Ich gebe ihr: 100 für ein besonderes Geschenk, sie weiß jetzt noch nicht, was; 20 für Telefon, 🕮\nach Stockdorf\ und 10 für Medizin; mehrere Medizin gingen aber auf ihren Namen und werden daher zu 80 % von der Krankenkasse erstattet.) – 4 ½ im Taxi nach Stockdorf.OStockdorf Da ist es auch kühl und regnerisch; aber wir sitzen auf der Veranda (ich erzähle Chacha, besonders von Berlin. Auch über meine zwiespältigen Gefühle über die Sprechweise von Johannes in der Abendandacht: So theologisch-biblische Wendungen, das müsse doch für die Leute ziemlich fremd sein; sie meint aber: Die, die dahin kommen, wünschen vielleicht so eine Sprache. Ich erzähle, dass Sabine sich selbst Vorwürfe macht, dass sie und die anderen Geschwister immer Werner Thost so kritisiert haben; das habe vielleicht die Beziehung zwischen beiden gestört.) –Telefoniert mit Hanneli (der Konsul hat gesagt, dass Besuchervisum für Erika Schwierigkeiten macht, wegen Schulpflicht; Immigrationsvisum ist einfach und schneller zu bekommen! Ich sage: Dann wollen wir das doch gleich versuchen! Das freut sie.) Beim Abendbrot sind Christoph und Lini dabei und noch etwas danach wird gesprochen über meinen Vortrag am Tag vorher. Christoph hat noch allerhand Fragen über credibility, und über Unterschied zwischen psychologisch und normativ und dergleichen. – Zum Gutenachtsagen sage ich Chacha: Es ist schön, wieder in Stockdorf zu sein. (Nachher im dunkeln grüble ich noch darüber nach: Warum fühle ich mich hier wohler und entspannter als in München ? Vielleicht ist es, weil hier die Atmosphäre gelassener ist; es gibt keine Ausbrüche von Zorn oder Gekränktheit, wovor ich bei Maue immer auf der Hut sein muss. Am nächsten Tag sagt Maue mir telefonisch: Sie hat mit Gittli telefoniert, und die hat gesagt: Mit Nappi ist gut diskutieren, da braucht man nie zu fürchten, dass ihm etwas, was man sagt, in der Kehle stecken bleibt. Sie würde so wünschen, noch mehr zu diskutieren mit mir. 🕮
Vormittags geschrieben. – Nachmittags nach 3 Frau Stegmüller holt mich ab, nach Landstetten. (Sie haben nette, kleine Wohnung gemietet; sie wollen sie über den Winter auch behalten. – Ich erzähle von der Londoner Konferenz. Nachher Gespräch mit Stegmüller. Er hat noch Fragen zu meinem Vortrag; und was aus dem \(\lambda{}\)-Axiom geworden ist; ich sage, ich nehme es nicht mehr als Axiom, sondern nur für bestimmte Familien. Über Veröffentlichungspläne; er hat mal früher die geplante Reihung von Aufsätzen gesehen. Über Goodmans Prädikate; ich erkläre, warum ich das Problem nicht als dringend ansehe. Stegmüller hat Ideen zum Problem der counterfactuals; das betrifft aber mehr die Frage, was die vernünftigste Gesamtannahme ist, wenn wir eine mit bisherigen Glauben unverträgliche Proposition annehmen wollen. Ich sage: Das ist ein methodologisches Problem; das muss unterschieden werden vom logischen Problem; für letzteres würde ich vom Sprecher Vervollständigung des counterfactual Satzes verlangen, da die übliche Formulierung unvollständig ist.) Abends noch Angermanns etwas bei uns.
Vormittags mit Chacha in den Wald spazieren, als nach trübem Himmel und Regen auf einmal die Sonne herauskommt. – Nachmittags 3-8 zu Stegmüllers gefahren (Frau St. fährt mich hin und zurück. Lang über den traurigen Zustand der Philosophie in Deutschland. Er sagt, als Heidegger unter dem Naziregime viel Einfluss hatte, hat er seine Schüler überall untergebracht; und jetzt sitzen sie überall und verhindern auch noch die Ernennung von vernünftigen Philosophen auf den zweiten Lehrstühlen. Und f überferner übt? die katholische Kirche schlechten Einfluss aus, sowohl politisch wie philosophisch. – Ich erzähle darüber, wie ich nach Amerika gekommen bin, die ersten 🕮 Einladungen; Chicago und Princeton; Institut Princeton, und UCLA; das interessiert beide sehr. Über induktive Logik: Er stellt Fragen über die \(\Phi{}_m\) und \(P_j^m\), über die Modelle; er hat gemerkt, dass in einem Theorem über „refers to“ etwas nicht stimmt. St. fragt Er fragt, ob es Arbeiten gibt über das Problem der Einfachheit von Funktionen und Gesetzen; ich sage, er soll mir die Frage nach LA schreiben, dann will ich in der Kartei nachsehen.) – Bei der Rückfahrt erzählt mir Frau Stegmüller, dass sie Kunstgeschichte und Psychologie studiert hat (und dann eine Doktorarbeit über Michelangelo geschrieben hat, in Psychologie, über Erklärung der verschiedenen Stile seiner Arbeiten in verschiedenen Perioden seines Lebens.)
Chacha hat Brief von Grete, dass sie auf einmal doch nach Deutschland kommen will, und am 5.8. schon in Hamburg ankommt! (Chacha überlegt, ob ich vielleicht Grete nach Elmau einladen könnte, oder, wenn das nicht geht, Chacha nach Hamburg mitnehmen könnte.) – Nachmittags 4-5 Dr. Hochkeppel hier (Tee mit mir und Chacha. Er bespricht den Plan einer TV-Aufnahme, hier im Garten oder im Zimmer. Er hat einen Entwurf von 4 Fragen. Ich könnte herumgehen oder auch sitzen oder beides. Ich soll mir keine festen Antworten vornehmen, sondern zwanglos sprechen, auch ruhig meine Antwort nachher einschränken oder sonst wie korrigieren. Er würde vielleicht 30 Min. aufnehmen, dann aber nur 10-12 Minuten herauswählen. Aber mit Vorbereitung der Apparate und dann wieder Abbau würde vielleicht von 9 bis 14 dauern! Ich habe zuerst Bedenken, ob ich der Geeignete dafür bin, auch z. B. weil ich nicht so gern so sehr allgemeine Fragen beantworte. Aber er sagt, das macht nichts; ich kann 🕮 ruhig dazu sagen, dass ich nicht gern oder nicht leicht solche Fragen beantworte, und dann irgendetwas dazu sagen. Ich sage schließlich zu; ich sage, ich möchte es vielleicht noch mit Stegmüller am Freitag besprechen. Chacha ist entzückt, dass vielleicht ihre schönen Blumen aufgenommen werden, wenn auch nicht in Farben. Das Ganze wird auf einen Film aufgenommen, und er wird mir dann eine Kopie davon geben.) – Mit Chacha spazieren (sie bringt meine Wäsche fort). – Abends mit Chacha. (Ich erzähle von Kappel und von Gerhard. Sie sagt, es ist gut, dass sie es nun wissen; es war ihr immer unverständlich, dass Maue es nach Nuttos Tod nicht den Kindern sagte. Ich sage, dass ich mich mit Gerhard und Bärbel und besonders mit Gittli sehr gut verstand; mit Maue natürlich auch, aber ihre unendlichen Geschichten gingen mir manchmal auf die Nerven; und sie mag dann gar nicht, dass man die Gelästerten verteidigt. Sie sagt, Gerhard tut das auch oft. Chacha sagt, Gerhard ist nicht nur im Aussehen sondern auch in seiner Art in vielem dem Johannes ähnlich. Sie sagt, mit Maue hat sie immer gute Beziehung gehabt; Gerhard ist öfter hier gewesen, Gittli natürlich seltener seit der Verheiratung; sie war bei beiden Hochzeiten und mag beide Kinder gern. Aber sie mag auch nicht, wenn Maue immer wieder bestimmte Geschichten erzählt, die ungünstiges Licht auf andere werfen, z. B. auf Hanneli; aber man kann es nicht abstellen. – Sie sagt, mit Hanne ist es schwieriger, die hat ihr kränkende Sachen gesagt. Aber sie möchte auch mit ihr gut stehen, wenn es möglich ist.)
Vormittags Briefe geschrieben. – 5 ½- Hanneli und Erika kommen kurz (sie sind aus Stuttgart gekommen, haben noch Sachen nach Gauting gebracht. Herzliches Wiedersehen. Wir planen die nächsten Tage und Wochen.) 🕮
Mit Chacha etwas spazieren (diesmal nur selten, weil das Wetter so schlecht ist. Chacha schreibt an Grete noch nach Mexiko, dass wir sie einladen, herzukommen und mit nach Elmau zu kommen.) – Abends fahren wir mit Angermanns und Hanneli zum Konzert im Nymphenburger Schloss. (Das Juillard Quartett spielt ausgezeichnet. Mozart, Webern (ein Moderner, seltsam), Haydn. Dann ½ Stunde Pause, wir gehen hinaus, und ich sitze mit Hanneli auf einer Bank. Nachher Schubert Quartett G-Dur; der langsame Satz ist sehr ergreifend, und ist eine der Melodien vom Segelschiff. Es kostet mich Mühe, meine Tränen zurückzuhalten.) (Ich bezahle die Konzertkarten für alle.)
Hanneli und Erika kommen im VW und fahren mit mir in die Stadt. (Zum Panam. Ich schlage Hanneli vor, für sie nur einfaches ticket zu nehmen, aber für Erika Rundreise. Aber sie sagt, das würde Erika sehr erschrecken; die stellt sich vor, dass Hanneli mit ihr nach Deutschland zurückfährt, und macht sich noch nicht klar, dass dann vielleicht eine längere Trennung von der Mutter geschieht; sie hat ihr aber jetzt von der Scheidung gesprochen. Ich nehme also 2 Rundreisetickets‚ Hochsaisonpreise, zusammen 1686 $, davon 986 $ = DM 3944 durch Scheck auf Bank München. Erst später zu Hause wird mir klar, dass ich dadurch beinahe mein Konto erschöpft habe. – Hanneli kauft Unterwäsche für mich. Wir drei essen im Künstlerhaus, eine Treppe hoch, sehr nett am ) Abends fahren beide nach München zurück; wird zu gehen, und dann zur Reitschule. (ich werde wahrscheinlich Erika 🕮 erst in London wiedersehen, wenn sie am 31.8. dorthin fliegen von Stuttgart und ich von Hamburg, und dann wir zusammen nach NY.) – Chacha telefoniert mit Nena, die in Hamburg bei Helga ist, über unsere Pläne für Grete in Elmau. – Um 10 telefoniere ich mitGittli und Maue in Freiburg (morgen gehen sie nach Kappel; Maue bleibt oben mit Gramms; Gittli kommt wieder herunter; sie ist vom 1. bis 8.8. wieder in Freiburg. Sie sagt, ich soll dann auch wiederum anrufen; sie habe sich für mein Geld ein schönes, nobles Kleid gekauft.) – Chacha näht einen blumigen Rock für Erika.
Mit Chacha ins Dorf (zu Dr. Einem, der ihr wiederum eine Kalkinjektion macht; zur Sparkasse, 210 $ Reiseschecks eingelöst). – Antworten für Hochkeppels Fragen für morgen überlegt. – 3 ½ – 7 Stegmüller und Frau hier, auch Angermanns dabei. (Über Graphologie. 5-7 im Arbeitszimmer mit Stegmüller gesprochen, über meine Antworten für morgen. – Er bringt nochmal das Problem der counterfactuals auf; ich sage: Ich würde zuerst versuchen, „anomisch für für Basisgesetze“ zu explizieren; dann auf dieser Basis erst counterfactuals, weil man dabei voraussetzt, dass alle wahren Basisgesetze bestehen bleiben sollen.) Abends rufe ich Roh an Flitners an (Flitner sagt, dass Leni mit Tochter zurückgekommen ist, und bei Dr. Hans Czapski in Tegernsee wohnt; sie sei zu elend, um Besuch zu bekommen, aber man könne anrufen. – Ich rufe Roh an, und sage ihm dies; er sagt, er kommt alleine hinauf, weil Juliane wegen Bronchien🕮sache 2 Wochen in die Klinik muss.) – Spät abends kommt Lini nochmal herunter (sie hat gerade ein Buch gelesen über die Collegemädchen in USA, freie Liebe, dope addiction, juvenile Verbrechen und dergleichen; wie wird das auf Erika einwirken? Hanneli habe mit ihr gesprochen, ob sie wohl Erika für länger als ein Jahr drüben behalten könne. Lini hat dagegen geraten, sowohl wegen der Schwierigkeit nachher hier in der Schule, als auch wegen Einfluss der Einstellung der Mädchen drüben. Hanneli habe auch gesagt, sie könne sich nicht dauernd ganz auf Erika einstellen, weil sie noch ein „suchender Mensch“ sei und eine gewisse Freiheit haben müsse.)
9h kommt Dr. Hochkeppel und 14 TV-Leute für die Aufnahme. ( Es ist leider draußen zu trüb, so wird es in study und Wohnzimmer gemacht. Um 11h beginnt die Aufnahme; am Schreibtisch, der im study vor das Ostfenster gestellt ist. Dann gehe ich langsam hinüber, verfolgt von den Kameras, ins Wohnzimmer, zu meinem großen Stuhl neben dem Sofa, auf dem Hochkeppel sitzt. Ich hatte schon Frage 5 gestrichen; nach einiger Zeit merken wir, dass die Zeit nicht ausreicht, und wir streichen auch noch die Frage über induktive Logik, für die ich mir eine ausführliche Antwort vorbereitet hatte. Von den Beispielen für Fortschritt in wissenschaftlicher Philosophie bleiben nur: Mathematik reduziert auf Logik; 2 Geometrien und Semantik; die „Scheinprobleme“ werden gestrichen. Von den Problemen für die Zukunft werden „theoretische Begriffe“ und „Kausalität“ gestrichen, und nur es bleiben nur induktive Logik (kurz) und „Wertaussagen“ . 🕮\nach Elmau\ Das Ganze ist jetzt 35 Minuten lang; mehrmals ist etwas wiederholt worden, z. B. weil ich lange hinunter geschaut hatte anstatt hinauf zu den Kameras; wenn die Wiederholungen herausgeschnitten werden, bleiben ca 29 Minuten; das sind 400 m, eine Kopie davon kostet DM 1.50 pro Meter, also ca 600 DM = $ 150. Hochkeppel will mir eine freie Kopie geben; auf meine Frage sagt er, dass UCLA eine Kopie gegen Bezahlung kaufen könnte, sie sollen dann an ihn schreiben. – Ich verspreche ihm eine Kopie des Schilppbandes, da er anscheinend dafür interessiert ist. Dieser ganze Filme wird dann für die TV Vorführung (ca. 23.9. im „wissenschaftlichen Bericht“ auf 10 Minuten reduziert. – Die Aufnahme geht bis 15 ½! Sie stellen alle Möbel wieder auf ihre Plätze usw. Der Regisseur bedankt sich, und ich mache ihm ein Kompliment über die feine team Arbeit der ganzen Gruppe, alles gut eingespielt, läuft glatt ohne Reibereien.)
VIII / 1965 Vormittags gepackt. – Nachmittags fährt Hanneli uns im VW Auto nach Schloss Elmau;OSchloss Elmau meist Regen, 3-5; in Partenkirchen Pause für Kaffee. – (Im Schloss haben wir 2 schöne Zimmer nach Osten; davor ist eine große Veranda, auch noch vor einem dritten Zimmer. Ich sage, Chacha soll sich eins wählen. Sie sagt, ich soll das mit Klo nehmen, weil ich‘s zuweilen nachts brauche, und es hat auch einen größeren Schreibtisch; Chachas Zimmer ist größer, und hat noch eine Couch; stattdessen kann sie dann für Grete ein Bett hineinstellen 🕮 lassen.) Franz Roh und Frau Hansmann39Es könnte sich um Liselotte Hansmann handeln, die vor dem 2. Weltkrieg in München zu einem Kreis gehörte, zu dem u.a. Franz Roh, Sigfried Giedion und Jan Tschichold gehörten. (klein, alt, Klavierspielerin). Abends Vorführung: Pantomimen.
Vormittags wir drei spazieren nach O, Richtung Ferchensee. (Die Sonne kommt manchmal durch, aber auch oft trübe). – Nachmittags wir drei nach Mittenwald. Mit Sessellift hinauf zum Gasthaus Sankt Anton, auf dem Kranzberg‚ unterhalb des Gipfels. Sehr schöne Aussicht auf Karwendel und Wetterstein. – Wir sitzen abends in Chachas Zimmer, mit Franz und Frau Hansmann.
Wir drei fahren wiederum nach Mittenwald. (Einige Zeit nach der Abfahrt bemerke ich, dass ich die Augentropfen vergessen habe, und wir fahren nochmal zurück, mit schwierigem Ausweichen. – In Mittenwald zur Bank (200 $ Reiseschecks eingelöst) und zum Haarschneider.) Wir kommen ½ Stunde zu spät zum Mittagessen! – Nachmittags mit Chacha langen Spaziergang (1 ½ – 2 Stunden, mit nur ½ Stunde Ausruhen auf Bank) wiederum Richtung zum Ferchensee. – Abends sehr schönes Konzert (Duos von Mozart, Händel, Stamitz, Mozart), eine Japanerin spielt Geige leidenschaftlich, eine Ungarin Viola d’amore (Frau H. sagt: sie habe 8 Saiten).
Der erste klare sonnige Tag seit langem! Wir drei gehen mit Roh spazieren (am Müllerhaus vorbei, etwas hinauf in den Wald, im Bogen nach links herum, wieder hinunter, zwischen Gasthaus und Wirtschaftsgebäuden durch zurück.) – 3h Hanneli fährt ab. (Heute Gauting, Stockdorf, München; morgen nach Stuttgart. Trotz ihrer Kalendertage war sie hier oben oft munter, unterhielt sich lebhaft am Tisch mit fremden Leuten. Ich sage ihr, dass ich 🕮 und Mama in dieser schwierigen Zeit im Geist bei ihr sind; sie soll auch immer anrufen, wenn sie eine Aussprache braucht.) (Brief von Gittli, auch Rechnung für Sachen; Brief von Maue: Carl Max ist bedürftig für spezielle Bedankung für Kappel und für Gittli Zeitfreigabe.) – Nachmittags wir zwei mit Roh und Frau H. Nach W am Müllerhaus vorbei zur Grabstelle von Johannes Müller und einigen Familienmitgliedern, (und auch Fräulein Schäfer, Müllers Sekretärin, und der Baltin? Frau Elsbeth Krause. Roh sagt mir später, dass Müller ein richtiger Nazi gewesen sei, der Gäste ausgewiesen habe, wenn sie von seinen Auffassungen abwichen; der Sohn Michael Müller, Theologieprofessor, den ich 1937 hier getroffen habe, sei noch schlimmer gewesen, sodass er nachher nicht Professor sein konnte.) – Abends Tanzabend, Chacha und ich schauen eine ganze Weile zu, von der Empore (besonders die Quadrille, mit Sieglinde und ihrem Mann, dem „Duce“ Mesierca40Sieglinde und Dr. Odoardo Mesirca)
Nochmal langen Spaziergang mit Chacha nach O, noch weiter als gestern auf den Ferchensee zu; aber wiederum nicht hingekommen. – Nachmittags mit Roh und Frau H. auf dem überdeckten Teil der W-Terrasse Kaffee getrunken, und langes Gespräch (auch über Religion, Franz versucht Chacha davon abzubringen; aber sie sagt, sie will nicht darüber diskutieren; jemand sagt, dass Gott und Liebe dies gemein haben, dass es nicht zu diskutieren ist. Ich stimme Franz zu in seiner Bemühung, Frau H. von ihrem Kulturpessimismus abzubringen, dass Radio, TV, Grammofonplatten usw. nur schlechte Folgen hätten.) Telegramm von Mia: Frank möchte in meinem Appartement wohnen; ich telegrafiere 🕮 an den Manager Hurwit, den Schlüssel zum Appartement an Mia oder Frank zu geben.) Chacha und ich telefonieren mit Grete, die heute aus Mexiko in Hamburg angekommen ist. Nachher ruft Hanneli uns an: Sie hat Hanne angerufen um die Nummer, und dann Grete angerufen; sie will Grete am 16. oder 17. im Auto heraufbringen; sie sagt, dass Hanne sie und Erika so dringend eingeladen hat, dass sie vielleicht nicht absagen kann, ohne Hanne zu kränken. – Abends kommt Chacha noch zu meinem Zimmer (heftige Gefühle der Freude über Grete, und der Erregung über Hanne; ich beruhige sie, und wir sprechen ruhig über vieles, Grete, Sven, Hanneli usw.)
Vormittags mit Chacha spazieren (über den Bach und dann in den Wald hinauf, um in Schatten zu kommen, weil es sehr heiß ist. Aber es ist steil und wird mir bald zu mühsam.) – Nachmittags warm und etwas schwül. Wir bleiben zu Hause und schreiben. – Abends mit Chacha in meinem Zimmer ums Haus herum spazieren und dann in meinem Zimmer. (Sie erzählt aus früheren Zeiten von den Kindern. Ich sage, Annemarie habe mal gesagt, Hanneli sei prüde; stimmt das? Sie meint: ja, etwas; die Erklärung ist nicht leicht; der Broder sei auch prüde gewesen, zuweilen erstaunlich, das liege so in den Norddeutschen; vielleicht auch Einfluss der englischen Fräulein auf Hanneli; als Hanneli in einem Kinderheim auf Föhr war, sei ein Mann durchs Fenster in ihre Kammer eingestiegen, sie habe nicht laut schreien wollen, um die Kinder nicht zu erschrecken; sie habe ihn nur mit 🕮 größter Anstrengung abwehren können, vielleicht sei daraus ein Trauma entstanden; andererseits habe sie starkes sinnliches Bedürfnis, z. B. beim Fasching habe sie es oft bestätigt.) – Später legt Chacha sich auf mein Bett, und nachher lege ich mich auch dazu, weil sie Trost oder Beruhigung braucht, und streichle ihren Kopf. – Wir telefonieren zusammen mit Hanneli und Lini.
Ich bleibe zu Hause, weil es sehr heiß ist. Ich schreibe eilig einen Brief an Gittli (und darin an Carl Max noch ganz besonderen Dank (Maue schrieb, er brauche das und habe sehr darauf gewartet). Ich … in größter Eile um Punkt 12 fertig, das ist Zeit der Ausleerung des Briefkastens unten. Ich lasse am Schalter noch „Eilbote“ dazu setzen; und dann sagt man mir, dass der Kasten Sa und So nicht ausgeleert wird!) – Nachmittags auf der gedeckten Terrasse an der W Seite Kaffee mit Roh und Frau H. (Wiederum Gespräch über Graphologie und sonstige Ausdrucksformen; Roh schätzt bei allen jetzt die Möglichkeiten der Deutung auf Charakter oder Fähigkeit sehr gering ein.) – Nach dem Abendbrot noch langen Spaziergang im dunkeln mit Chacha auf dem Weg nach O. –Hanneli telefoniert, dass Grete am 16. nach München fliegen wird; Hanneli wird sie dann gleich heraufbringen, und auch selbst über Nacht bleiben, wenn es geht. –Ich telefoniere noch mit Gittli, C. M. und Bärbel (sie fahren morgen schon, mein Brief wird ihnen vom Großvater nachgeschickt werden. C. M. sagt, ich soll in LA mit Arzt sprechen und ihm dann berichten.) 🕮
Vormittags hängt eine dicke Wolke im Berg; dadurch ist es kühler. Wir machen wiederum einen langen Spaziergang nach W. – Nachmittags bleibt Chacha auf der Couch; ich bringe ihr einen Tee herauf. – Ich habe im Teesaal ein geplantes Gespräch mit Dr. Marseille41https://en.wikipedia.org/wiki/Walter_W._Marseille und Roh, dabei auch Frau H. und M’s Freundin, Fräulein … Auf M’s und Rohs Wunsch erkläre ich meine Auffassung über „bewußte Phänomene“. Ich sage, dass daslOriginal die. im vorigen Jahrhundert übliche Denken von Psychologie als Theorie der Bewußtseinsphänomene unzulänglich ist, und dass ich vermute, dass in der zukünftigen Psychologie der Unterschied zwischen bewußten und unbewußten Vorgängen, z. B. Zorn, nicht mehr als so wesentlich erscheinen wird wie heute; weil die Kausalfolgen von beiden im wesentlichen gleich sind. – Das Gespräch bewegt sich aber schließlich aufs Politische. M. sagt, dass er es erstaunlich und irrig findet, dass die liberalen Menschen in Deutschland Johnsons Vorgehen in Vietnam für verkehrt ansehen; man müsse unbedingt dem Kommunismus mit Entschiedenheit entgegentreten, sonstmOriginal sondern. werde ein Land nach dem anderen verloren. Der Kommunismus sei besonders gefährlich durch die Lehre, dass die Geschichtsentwicklung notwendig zum Sieg des Kommunismus führen müsse. Ich denke mir: Vielleicht war er früher ein Kommunist oder Trotzkist wie Hook, und darum jetzt so scharf dagegen. Ich will das aber nicht direkt fragen, sondern frage nur, ob seine Auffassung der von Hook nahesteht; er sagt ja, der sei ein guter Freund von ihm. Später sage ich, dass Washington eine größere Gefahr für Atomkrieg bilde als Moskau, weil die Russen, im Angesicht ihrer gewaltigen Unterlegenheit, sehr 🕮 gegen Krieg sind. M. meint, dass zwar Generäle Ideen vom Präventivkrieg haben mögen, aber Johnson nicht.) – Abends Konzert der Cellistin Frau Güdel, vielleicht Schweizerin (Couperin, den ich sehr gut kenne; Debussy; Strauß.)
Trübes Wetter. Später spazieren mit Chacha. – Mittags sitzen ich und Roh neben einem Italiener aus Venedig (Arzt in einem Hotel dort , der viele Sprachen spricht; wir sprechen Englisch mit ihm; er ist lustig und lebensfreudig, liebt Kunst und Musik und alle guten Dinge, und erzählt lustige Geschichten.) – Nachmittags beim Kaffee langes Gespräch 4 – 6 ½ mit Roh und Frau H. (Auf ihren Wunsch erkläre ich den Unterschied zwischen unserer Philosophie und der alten Philosophie. Die Nützlichkeit der Wissenschaftstheorie und der modernen Logik; dass es auch für Physiker wichtig wäre, diese Logik zu lernen, was sicherlich in der Zukunft gefordert werden wird. Die Gespräche mit den Physikern in Princeton über Entropie.) – Abends wieder neben dem Venezianer; auf der anderen Seite seine Frau, die aber weder Französisch noch Englisch kann.
aEs existieren zwei Einträge zum Montag, den 9. August 1965. (Dieses Datum fiel auch tatsächlich auf einen Montag.) Vormittags mit Chacha spazieren. – Nachmittags Gespräch mit Franz und Frau H. (Über Literaturkritik und Kunsttheorie. Ich sage, dass man in Büchern und ernsten Aufsätzen, die für Fachgenossen gemeint sind, nicht Dichtung und Metaphern schreiben solle, sondern eine wissenschaftlich-sezierende Sprache; die Kategorien dafür müssten allerdings erst entwickelt werden. Man muss wissenschaftliche Analyse eines Werkes deutlich trennen von Schrift für intensiveres Erleben. Roh stimmt im wesentlichen zu.) 🕮
Vormittags zu Hause geblieben (Chacha geht allein aus, und kommt zum ersten Mal bis zum Ferchensee.) – Nachmittags holt Roh den ungarischen Komponisten Ligeti für ein Gespräch. (Ich frage ihn, warum nicht mehr die Komponisten mehr Gebrauch machen von den Möglichkeiten der elektronischen Musik, die doch so viele neue Möglichkeiten bietet, z. B. Variation der Klangfarbe. Er sagt, es seien jetzt hunderte an der Arbeit dran; er selbst habe einige Jahre intensiv damit gearbeitet, an einem speziellen Institut dafür in Köln, und wolle das auch noch fortsetzen. Er selbst ist interessiert an Klängen, die zwischen musikalischen Tönen und Geräuschen stehen; wenn man nicht nur 4 oder 10 Melodiestimmen komponiert, entweder gespielt von z. B. von Geigern, oder elektronisch, sondern 100 Stimmen, mit 2 Intervalle, die sehr klein sind, oder länger, daher spielbar, aber so, dass die Änderungen in Tonhöhe nicht zugleich gemacht werden, so entsteht eine Kombination, die infolge der zufallsmäßigen kleinen Streuung bei Spielern, einem Geräusch nahe kommt, aber doch noch musikalische Art hat. Wenn man die unwillkürliche Variation in Tonhöhe und Ungenauigkeit in zwei Intervallen von Musikspielern ausschaltet, so hat der Gesamtklang doch etwas Anderes, Mechanisches an sich. – Ich erzähle, dass ich schon in den 20er Jahren in Wien Theremin42berührungsloses Musikinstrument von Lew Termen habe vortragen und spielen gehört. Warum sind nicht ähnliche einfache Apparate auf dem Markt? Er sagt, die Schwingungserzeugung ist einfach, aber man hat noch keinen hinreichend guten Lautsprecher (wirklich?).) Nachher leiht er sich den Schilppband aus für ein bis 2 Tage; er fragt, wie wir zu Wittgenstein stehen. – Abends 10h 20-11 hören wir in Rohs Zimmer Stegmüllers Radiovortrag über Erkenntnistheorie. 🕮\(Pasquinelli)\ Er macht es ganz geschickt, aber einiges ist doch wohl recht schwierig, z. B. Kants „synthetisches Apriori“. Er spricht auch davon, dass Theorien nicht einfach widerlegt werden, sondern nur mehr oder weniger bestätigt; Carnaps Bestätigungstheorie, aber zunächst nur für einfache Sprachen.)
Langen Spaziergang mit Chacha (ein Stück des Weges zum Schachenhaus, und dann horizontaler Weg nach rechts ab). – Als wir gegen 12 zurückkommen, steht begrüßt mich in der Eingangshalle Pasquinelli. (Ich hatte ihm geschrieben, dass ich in Elmau sein würde; nun ist er auf einmal hergefahren, ohne vorher zu schreiben. Beim Mittagessen wird er noch an unseren Tisch eingefügt, neben mir; Roh spricht Englisch mit ihm, und Chacha Spanisch. – Während ich ruhe, geht er spazieren. – 3 ½ – 4 ½ machen wir Spaziergang: Mühlenhaus, Schachenweg, Gutt, in weitem Bogen zurück. – Wir treffen Chacha zum Kaffee. – Später bleiben wir noch dort sitzen und sprechen; dann bringe ich ihn 5 ½ zum roten Bus; von Klais fährt er 6h nach Innsbruck und vielleicht weiter. Er sagt, die Herreise war ungefähr 7 Stunden. – Er ist jetzt ao. Professor mit gutem Gehalt; in etwa 3 Jahren wird er ordentlicher, ziemlich Routine, aber er muss dafür doch fleissig veröffentlichen, auch historisch; er will über Kepler, Galilei und Kopernikus schreiben. Später wird systematisch, vielleicht modale Logik; ich sage: Dort ist jetzt vor allem theoretische Arbeit erfordert, und weise auf Davids These hin; ich erkläre ihm, dass die modale Logik anscheinend viel komplizierter sein muss, als ich in M&N annahm. – Er möchte, dass ich mich in München ansiedle, und dann 🕮\Stegmüller\ oft nach Italien komme, oder im Winter in Oberitalien wohne. Er lädt auch Chacha ein, wenn sie nach Bologna kommt, ihn aufzusuchen; er wird ihr alles zeigen.) – Nachmittags zusammen Tee mit den Anderen. Dann etwas zusammen gesprochen. Um 5 ½ fährt er mit Bus nach Klais, von da mit Bahn nach Innsbruck und nach Hause.
10 Humburg kommt in seinem Auto. Vormittags sitzen wir auf dem Balkon vor unseren Zimmern. (Ich frage ihn um Bemerkungen zum AS. Siehe Notizen.) Mittags sitzt er neben mir am Tisch, zwischen mir und Chacha. – Nachmittags trinken wir alle zusammen Tee in der gedeckten Veranda; auch Stegmüller und Frau sind im Auto gekommen. Dann geht Chacha mit Frau Stegmüller spazieren und trifft dabei zufällig Lisi Flitner. – (Ich sitze dann wieder auf dem Balkon mit Humburg und Stegmüller. Humburg möchte, solange möglich, doch \(\sigma{}\)-Additivität beibehalten; lieber Normierung aufgeben; es ist nicht ganz klar, ob nur für Sütterlin M oder (anscheinend) auch für \(C\).) – 9 Konzert mit Cembalo von Frau Li Stadelmann43https://de.wikipedia.org/wiki/Li_Stadelmann (Händel, Rameau44https://en.wikipedia.org/wiki/Jean-Philippe_Rameau, Bach Italienisches Konzert. Letzteres kenne ich gut (von Cambridge) und erfreue mich daran; aber eigentlich habe ich doch Klavier lieber.) Chacha kennt Frau St. und ihren Mann, Indologe, der mal Bürgermeister von Gauting war. Sie, Roh und Frau H. gehen noch zum Teesaal, um mit Frau St zu plaudern; (ich gehe mit, aber im Anblick der vielen Menschen und des Geräusches entscheide ich mich anders und gehe fort.) 🕮\Elmau\
Lisi sitzt bei uns zum Frühstück. (Sie hatte die Idee gehabt, vielleicht Leni heraufkommen zu lassen; aber nun hat sie Bedenken, ob der viele Trubel hier nicht doch zu viel für sie sein würde.) – Vor- und nachmittags Gespräche mit Humburg und Stegmüller. (Meist auf dem Balkon bei meinem Zimmer; auch mal unter den Bäumen hinter der gedeckten Terrasse. Humburg macht allerhand comments, auch Vorschläge zur Verbesserung der Terminologie und Symbolik im AS. Siehe Notizen.) Wilh. Flitner kommt an. – Abends nehme ich noch Tagestropfen (für den Fall, dass es spät werden sollte) und gehe zu Chacha auf den Balkon hinüber, und lege mich zu ihr ins Bett; wir plaudern etwas. Dann streichle ich sie zärtlich und küsse sie. Beim Zurückgehen im Dunkeln stolpere ich über die äußere Türschwelle und schlage mein Knie an; aber es ist nichts passiert.)
Vormittags Gespräche mit Humburg und Stegmüller, nachmittags mit Stegmüller. Stegmüllers reisen dann ab, und nehmen Maina mit (so ist sie auf einmal fort, und ich habe mich nicht von ihr verabschiedet; Chacha erzählt mir dann, dass sie beim Abfahren auf einmal merkte, dass sie sich nicht von mir verabschiedet hatte, und Stegmüllers fragte, ob sie nochmal zurücklaufen könnte; Chacha merkte, dass Stegmüller zwar ja sagte, aber nicht gerne, und sagte Maina, sie würde mir ihre Grüße bringen; Maina habe dann auch gesagt, er weiß ja, dass ich ihn lieb habe; sie hatte vorher auch Chacha erzählt vom Abschied in LA; dass der Neger Taxi-fahrer ihre Träne sah und sagte: 🕮 „Ist es denn notwendig, dass Sie Ihren Mann verlassen?“ Dann fügte sie etwas wegen „Mann“ hinzu: Da ist gar nichts dergleichen geschehen; und Chacha sagte ihr darauf: „Da habe ich ja nichts mehr darüber zu sagen“.) – Abends Sommerfest im Eßsaal. Ich und Chacha gehen zusammen zur Polonaise, (die in der Eingangshalle anfängt. Chacha hatte mir aus Buchenblättern einen Lorbeer-Sieger-Kranz gemacht, hatte auch selbst einen Kranz, und Humburg hatte unter ihrer Leitung einen für sich gemacht. Die Polonaise ging dann die Treppe hinauf und in den Tanzsaal. Und herum in Schlangen, Paaren, Vierern und Achtern. Chacha ermutigte mich mehrmals bei einem langsamen Walzer zu tanzen; schließlich machte ich dabei so etwas wie Tangoschritte, das ging dann besser. Auch mal mit einer fremden Dame, weil die gerade mir gegenüber stand nach einer Polonaise, wo dann die Gegenüberstehenden auf einmal miteinander tanzen; aber nach einiger Zeit sagte ich dann doch, mir schien, ich sei zu alt dazu. – Humburg tanzte auch eifrig. – Um ½11 gehen wir auf unsere Zimmer. (Aber die Musik wird jedes Mal hörbar, wenn jemand die Saaltür öffnet; daher kann ich nicht schlafen. Endlich um 2h nehme ich die Wachs in die Ohren.)
Vormittags mit Roh und Flitners spazieren. (Roh sagt Flitner, er ist erstaunt und möchte eine Erklärung haben, warum Fli. immer noch an einem persönlichen Gott festhält. Ich sage, das ist keine gute Frage; alle Leute behalten gewöhnlich an Auffassungen und Ansichten fest; wenn einer seine ändert, so bedarf das einernOriginal der an. Erklärung.) – Mittags und abends mit Dr. Michels und Frau (er ist Ohren- und Nasenspezialist 🕮 in München; nette Leute.) – Nachmittags kommt Humburg nochmal, obwohl nicht eingeladen, zum Tee (Gespräch über Einführung der Mengenlehre in die Schule; Flitner ist zornig darüber, ich verteidige es. Humburg nimmt eifrig und gescheit Anteil am Gespräch. – Mit ihm auf meinem Zimmer und noch einigers besprochen. Er hat jetzt Assistentenstelle bei Stegmüller, obwohl dazu eigentlich Doktor nötig ist. Stegmüller weist ihm Arbeiten zu; z. B. jetzt: ein summary zu schreiben von meinem AS; ich sage, das würde mich interessieren, vielleicht kann ich es verwerten für summaries, die ich vielleicht zu den einzelnen Sektionen schreiben will.) – Abends mit Flitners und Roh im Teesaal. (Dr. Marseille kommt und liest uns aus Briefen von Russell vor. Es zeigt sich wirklich, dass Russell vergessen hatte, dass er nach dem Krieg befürwortet hatte, an Russland ein Ultimatum zu stellen, UN-Überschau zu akzeptieren und Androhung von Krieg; damals hatte Russland noch keine Atomwaffen. Später hatte Russell das vergessen und drohte Marseille und einem anderen, sie anzuzeigen wegen Verleumdung; nachher schrieb er, sie hätten Recht, er sei amazed darüber; was er damals veröffentlicht hatte und haben kein excuse dafür. Marseille hat seine 14jährige Tochter dabei, die ist soeben aus Amerika hergekommen.)
(Rechnungen durchgesehen und bezahlt. Ich reklamiere, dass der NL nach L.A. vom 5.8. nicht angekommen ist.) – Nachmittags beim Tee ist auf einmal Humburg wieder dabei. (Chacha lacht und schüttelt ihn 🕮 bei den Schultern, dass er immer wiederkomme; er fragt entsetzt, ob er sie stört; sie sagt: nein, er sei nett und interessant, aber er ziehe mich immer weg von ihr! Wir alle sagen ihm, er soll aber jetzt da bleiben, und Chacha fordert ihn auf, ihr Sacher holen helfen; sie ist erfreut, als er sagt, er kennt ihr Graphologiebuch und findet es sehr gut.) –Flitner erzählt Roh sagt, er hat gelesen über Freyer, der Autor gab verschiedene erstaunlich nazihafte Zitate an; Flitner sagt, er muss mal prüfen, wie die Zitate im Zusammenhang aussehen. – Diskussion über die Darwinsche Entwicklungslehre (ich verweise auf Mortimer Adlers „Beweis“, dass solche Entwicklung unmöglich sei, und verweise auf meinen Schilppband. Ich frage Flitner: Wenn wir in einem anderen Kontinent noch zeitgenössische Vertreter der Stadien der ersten Menschen und der letzten Vor-Menschen gefunden hätten und beobachten würden, so glaube ich, würde uns die Kontinuität eindrücklich werden, und die Tatsache, dass jede Zweiteilung nur durch willkürliche Grenzziehung möglich wäre; vielleicht würde man dann die metaphysische Ansicht, dass Menschen und (nicht-menschliche) Tiere prinzipiell verschieden seien, aufgeben. Er sagt, er fühlt sich nicht getroffen gegen diese Ablehnung metaphysischer Ansichten; er gibt Kontinuität zu, aber er wolle betonen, dass die Tiere eben nicht Menschen seien. Er sagt, dies habe nichts zu tun mit theologischen Argumenten.)
Di 17 Beim Nachmittagstee erscheinen Hanneli und Grete. Grete ist aus Mexiko herübergeflogen; ganz zuletzt in Mexiko hat sie noch unseren Brief bekommen, dass wir sie einladen nach Elmau 🕮\Elmau\ heraufzukommen; sie war einige Tage in Hamburg bei Helga und auch bei Küstermanns, ist heute um 2h in München angekommen; Hanneli hat sie am Flugplatz abgeholt und im Auto heraufgefahren. Herzliche Begrüßung.) Hanneli fährt schon wieder ab, sie fährt Flitner zu Rohs Haus in München, weil Flitner morgen zu seinem Zahnarzt muss. Chacha und ich gehen mit Grete spazieren. (Sie ist sehr erfreut über unsere Einladung, und besonders über das Wiedersehen mit Chacha.) – Hanneli schläft bei Chacha.
Grete, Hanneli, Chacha und ich spazieren. (Grete erzählt auch von der geschäftlichen Lage; der von Richter eingesetzte Syndikus macht alle Entscheidungen, nicht Walter; Walter treibt ihn vergeblich an, alles geht sehr langsam; ein Teil der Maschinen ist verkauft, andere müssen noch verkauft werden.) – Nach dem Tee fährt Hanneli ab; sie nimmt Flitner mit nach München, weil er wieder zum Zahnarzt muss. – Nachmittags mit Chacha und Grete spazieren (nach O, durch das Gut. Sie erzählt noch mehr.) – Abends sehr schöne farbige Lichtbilder von Elmau (gezeigt von Mesirca, und erläutert in gebrochenem Deutsch; Bilder von Gebäuden und Landschaft, Gräsern und Tieren, vom Fasching, vom Schnee usw.)
Mit Chacha und Grete spazieren. (Chacha sagt Grete, dass sie sich katholisch fühlt; auf meine Frage sagt Grete, dass sie von allen Kirchen los ist, auch von politischen 🕮\Leni\ Parteien. Sie fragt nach Johannes’ religiösem Standpunkt, und ich erzähle ihr von unseren Gesprächen.) – Um 2h telefoniert Leni (ich kann nichts verstehen, rufe Chacha zu Hilfe; Leni sagt, sie wird morgen um 10 in Mittenwald sein; später studiere ich mit Lisi die Fahrpläne, und Juliane ruft das Postamt an um Auskunft; sie finden, dass Leni im Bus von Mittenwald nach Klais kommen kann. Ich sage, dann wollen wir den Elmau Bus nehmen.) – Nachmittags wandert Chacha mit Grete zur Elmauer Alm hinauf. – Ich sitze mit Franz, Juliane und Lisi auf der Teeterrasse. (Auf Franz’ Frage über Zusammenhang von Rechenmaschine und symbolischer Logik erzähle ich, wie in Russland wegen der Rechenmaschine auch die neue Logik akzeptiert wurde, und dann auch die Semantik. – Ich berichte über die amerikanische Gewerkschaft, unpolitisch, kurzsichtig, immer für Rüstungsausgaben.)
Ich fahre mit Lisi im Elmau Bus nach Klais; dort kommt Leni Holtzmann an 10¼ aus Tegernsee, über Mittenwald. (Sie wohnt in Tegernsee bei Hans Czapski, der zwischendurch immer mal wieder als ökonomischer Berater oder Effizienzspezialist oder dergleichen für Firmen in Berlin und anderswo arbeitet. Sie ist vor kurzem aus Vilnus45Vilnius in Litauen, das alte Wilna, herübergekommen. Sie sieht noch erstaunlich gut aus, ist ungefähr in meinem Alter, hat noch ganz schwarze Haare und ein glatteres Gesicht, viel weniger Runzeln und tiefe Falten als ich. Sie ist aber blass, und noch müde, kann aber doch schon ganz gut spazieren gehen; Chacha findet aber, dass ihre Augen „erloschen“ sind, nicht mehr so leuchten wie früher.) - 🕮\Elmau\Mit Leni und Lisi spazieren, Richtung nach Ferchensee, dann am Wege gesessen. (Leni erzählt von den Schwierigkeiten, die Ausreiseerlaubnis zu bekommen; Schwierigkeiten, Bücher herauszubekommen, usw. Aber in den letzten Jahren war es doch nicht mehr so schlimm wie unter Stalin, wo alle Deutschen verdächtigt wurden; einmal waren sie und ihre Tochter schon unterwegs in die Verbannung nach Sibirien, als ein ihr befreundeter einflussreicher Mann ihre Freisetzung erwirkte.) Mittags saß Leni neben mir, und zum ersten Mal auch Flitners an unserem Tisch. – Nachmittags 4 – 5 ½ wir alle sitzen zum Kaffee unter dem Baum, Leni zwischen mir und Wilhelm. (Sie hat meist Deutsch unterrichtet, nicht Zeichnen oder Malen; sie kann auch fließend Litauisch und Russisch.) 5 ½ fahre ich mit Leni im Elmau Bus nach Klais (während der ganzen Strecke ist ein Lastauto vor uns; der geht nie in eine der vielen Ausweichstellen trotz heftigem Hupen unseres Fahrers, bis nach Klais hinein. – Leni sagt, sie will jetzt nicht, wie ich meinte, zunächst nur ausruhen und sich entspannen, sondern möchte oft nach München gehen, Kunst und Theater sehen, und Menschen treffen. Mal bei Tisch erwähnte ich die Kohlezeichnung von mir, von ca 1914, die ich damals an Chacha schickte, und wie sie mir eine Ohrfeige gab, als ich sagte, sie war nicht versichert; sie glaubt es nicht, aber ich sage, sie soll Lisi fragen; nachher tut es mir leid, dass ich so etwas vorgebracht habe.) Unten müssen wir an der Straße lange warten, bis das Postauto mit Verspätung kommt. Ich sage ihr mit bewegter Stimme 🕮 gute Wünsche, vergesse aber, mich nochmal zu bedanken dafür, dass sie die lange Reise meinetwegen gemacht hat. – Nachher bin ich etwas unbefriedigt von dem Zusammentreffen; der alte Funke zwischen uns war nicht mehr da; war es durch ihre Schwäche, oder lag es an mir?) – Abends sitzen wir noch mit Flitners und Rohs am letzten Tisch im Teesaal. (Franz erzählt von einem Vortrag eines Fucks46Es könnte sich um Walter R. Fuchs (1937-1976) handeln; vgl. Walter Robert Fuchs – Wikipedia, der erklärt habe, wie eine Rechenmaschine, wenn instruiert von Bach durch Thema und Kompositionsregeln, eine perfektere Fuge konstruieren kann als Bach selbst. – Ich erkläre auf Wunsch das „Plasma“ in der magnetischen Flasche, und das Ziel der Erzeugung von Energie wie in der H-Bombe, aber kontrolliert.) – Abends telefonieren wir mit Hanneli in Stockdorf, damit sie für Chacha und für mich Zeiten mit dem Zahnarzt ausmacht.
Flitners Geburtstag. Ich mit Rohs und Flitners spazieren (zur Kiesgrube, dann den ebenen Holzweg nach O. – Es kommt keine ordentliche Diskussion zustande; mir scheint, das ginge wohl besser unter uns Männern allein.) – Nachmittags wir alle trinken Kaffee unter einem Baum beim Mühlhaus. (Allerhand Erinnerungen werden von Flitners und uns ausgekramt.) – Abends wir alle und Ligeti im Teesaal. (Ich erkläre das Problem vom Kontursehen; wiederum wollen sie gar kein Problem sehen. Schließlich gebe ich Kellys Erklärung durch die Zitterbewegung der Augen. Flitner akzeptiert es. Ligeti aber meint: Es könne zwar so sein, aber vielleicht könnte es auch ohne Zitterbewegung so sein, das müsse man experimentell prüfen; 🕮\Elmau\ er meint, die Beziehung von Nachbarzäpfchen werde ja sicherlich erlernt, und dann auch auch die Eigenschaft „grün“, aber einige Nachbarstellen sind nicht grün, und das könnte zu stärkerer Reaktion führen. Ich gebe zu, dass es denkbar ist; aber, da die Zitterbewegung Tatsache ist, so scheint sie mir eine viel bessere Erklärung der stärkeren Reaktion an den Grenzstellen; denn stärkere Reaktion auf Änderungen ist schon bekannt.) Die Diskussion geht bis 10 ½!
Ich gehe mit Franz Richtung Ferchensee. (Ich sage ihm, dass meine Toleranz im Fall Pasquinelli gute Erfolge gehabt hat. – Über mögliche Sprachreformen, und Flitners starke Reaktion dagegen.) – Nachmittags wir alle unter dem großen Baum (Chacha macht Fotos.) – 5 ½ – 7 der moderne Komponist Georgy Ligeti spielt Tonbänder von 3 seiner Kompositionen aus den letzten Jahren. (Franz sagt, L. ist einer der 6 bedeutendsten modernen Komponisten in der Welt. Er spielt: (1) „Avanture“, eine Quasi-Oper mit 3 Singstimmen und Kammerorchester. Die Singstimmen singen nicht wirkliche Worte, es klingt aber so, als ob sie streiten oder klagen usw. (2) „Volumina“ für Orgel (ein Organist und 2 Registranten. Der Organist drückt oft alle Tasten eines angegebenen Intervalls nieder, mit sämtlichen Halbtönen; dadurch kommen viele Schwingungen hinein. Wenn der Registrant sehr schnell mehr und mehr Register zieht, so kann dadurch ein crescendo bewirkt werden, obwohl alle Orgeltöne immer dieselbe Lautstärke haben. Das Stück ist besonders eindrucksvoll, die Klänge sind 🕮 zwischen reinen Tönen und Geräuschen, wie Meeresbrausen oder heulender Wind; so gibt es Eindruck von großen kosmischen Volumen, die daher brausen oder zischen oder krachen.) (3) „Requiem“, mit 2 Chören und Orchester; der eine Chor hat 20 Stimmen (!), der andere 5; der erste Chor klingt daher auch wie ein brausender Sturm, auch wieder geräuschartig und auch mit Tönen.)
Vormittags gearbeitet am Programm für Princeton. – Nachmittags im Teesaal. Dabei ist Prof. Bock47Es könnte sich um Günther Bock (1898-1970) handeln; vgl. Günther Bock (Aeronautiker) – Wikipedia (T.H… (Es wird gefragt, welche Wissenschaft wird in der nahen Zukunft im Vordergrund stehen. Ich: Ist gemeint, welche zu großen Fortschritten führt? Nein, sie meinen, welche bei den Laien viel Beachtung finden wird. Flitner sagt: Die Pädagogik zieht keine Leute unter den Höchstbegabten an. Ich: Das wird sie vielleicht erst, wenn sie einmal in der Zukunft auf eine systematische Psychologie basiert sein wird; ebenso wie ich um 1910 die Chemie langweilig fand, weil bestehend aus Hunderten von Rezepten, während sie später interessant wurde durch den Unterbau der physikalischen Chemie, Ostwald usw. Ich stimme ihnen zu, dass die Biologie große Fortschritte machen wird; ich sage aber: auch die Physik. Ich spreche von denjenigen Fortschritten in einer Wissenschaft, die starke Wirkung haben durch Erschütterung der Weltanschauung, wie Kopernikus, Darwin, Freud; dazu füge ich auch noch Marx; Flitner ist zweifelhaft; ich sage, viele amerikanische Soziologen haben den Einfluss der Wirtschaftsordnung auf den „Überbau“, z. B. Religion, erkannt; ich weiß nicht, ob sie wissen, dass das von Marx stammt.) – Abends Klavierkonzert von Kempff (2 Vorspiele für Kantaten von Bach; 2 Beethoven Sonaten; 5 Schubert Impromptus; ich kenne die 🕮\nach Stockdorf\ von Beethoven und Schubert gut; besonders die Schubert erinnert mich an Ina, aber ich freue mich sehr daran. Er hat eine besondere Fähigkeit, Hauptstimme herauszuheben, und zuweilen auch noch eine zweite.)
Gepackt. – Mittags sitzen wir alle, auch Flitners, an demselben Tisch. (Roh und Flitner wünschen sehr, dass ich doch nächsten Sommer wieder herkommen solle. Flitner Vielleicht sollten wir dann einige Wochen zusammen in Griechenland sein; Flitner sagt, in Rhodos und Sitia gäbe es gute Hotels, mit demselben Komfort wie in Elmau, aber erheblich billiger! Aus Klimagründen sei am besten April – Mai oder September – Oktober. Sie sagen, 2 Jahre Intervall sei doch zu lang.) Nach dem Essen nehme ich Abschied von allen (ich danke Lisi nochmal für das Arrangieren von Lenis Besuch; sie sagt: „Dank, dass Du bist“ (vielleicht ein Zitat?).) Um 3h kommen aber doch alle noch hinunter, wo das Gepäck verladen wird; und wir nehmen nochmal herzlichen Abschied; ich küsse auch Roh und Flitner.) – Hanneli fährt uns nach Stockdorf. – Spaziergang in den Wald mit Grete und Erika. (Sie erzählt von Helga und Range. Helga habe ihr gesagt, das Kommen nach Deutschland sei für Range die Rettung gewesen. In Mexiko habe er anscheinend allerhand verdächtige Geschäfte gemacht, nachdem Walter ihn nicht mehr anstellte. Jetzt arbeitet Range bei einem Institut, anscheinend eine Firma, die Büromaschinen und Büroorganisation betreibt; er lernt das alles eifrig und unterrichtet die Angestellten in Englisch; daneben machen sie immer noch allerhand Übersetzungsaufträge. 🕮\Stockdorf\ Helga macht die Übersetzungen ins Englische im Unreinen, und Range revidiert es dann; er sei sehr geschickt dabei. Sie hätten jetzt ein nettes kleines Haus gekauft; dafür müssen sie monatlich Abzahlungen machen.)
Vormittags geschrieben. (Regen.) – Nachmittags mit Chacha zum ZahnarztKirmaier (er macht eine kleine Füllung, wo eine in Elmau herausgefallene war, vorne unten in der Mitte). – Abends telefoniert mit Stegmüller. – [Gebadet, Chacha hilft.]
(Hanneli und Grete fahren nach München.) Geschrieben. – Nachmittags mit Chacha allein Kaffee getrunken (sie findet mich traurig am Tisch sitzen und fragt: warum so traurig. Mir scheint es selbstverständlich; ich sage: Weil morgen doch der Abschied ist. Wir sind einig darin, dass Abschied immer traurig ist; sie freut sich aber auch, zu sehen, dass ich doch an ihr hänge; und ich lege meinen Arm um sie.) – 6h kurz mit Hanne telefoniert. – 7h mit Chacha und Grete und Hund spazieren durch die halbdunklen Straßen. – (Spät abends im Bett spüre ich Schmerzen um den rechten Goldfinger; mit der Taschenlampe sehe ich, dass eine starke rote Schwellung um den Nagel herum besteht, und schmerzhaft ist; ich wecke Chacha; sie sagt, es ist eine Entzündung, aber nichts Schlimmes.)
Der Finger ist noch schmerzhaft, und weiter geschwollen. (Chacha schmiert eine schwärzliche Salbe, „Ichthyol“ darauf, verbindet es und zieht einen schwarzen Fingerling darüber.) Gepackt; Hanneli packt den Koffer. – Abschied von Chacha und Grete (Ich habe Chacha gesagt, sie ist mir so lieb und vertraut, ganz selbstverständlich und natürlich, und ich bin so gern bei ihr; sie hat sich noch extra bedankt für die schöne 🕮\Hamburg\ Zeit in Elmau, die sie ganz besonders genossen hat.) – 1 ½ Hanneli fährt mich zum Flugplatz. 3 – 5 ½Flug nach Hamburg mit Landung Stuttgart. Fensterplatz rechts, über dem Flügel; zuerst allein, dann von Stuttgart ab ein Mann auf dem Sitz neben dem Gang; der Zwischensitz bleibt frei für unsere Sachen. (Ich halte Glas mit Apfelsinensaft, mache gleichzeitig mit der linken Hand den Tisch herunter, und dabei schwappt der Saft über, auf meine Bundhose; nachher Milch vergossen! Ruhiger Flug.) 5 ½Hamburg.OHamburg (Hans Arnold ist da; sehr bald kommt das Gepäck schon. Lange Fahrt im Auto. Wir sprechen über die politische Lage in Deutschland; und wir sind einig in der Verurteilung des Vietnamkrieges.) Hanne empfängt mich; ich bekomme wieder Gabrieles Zimmer, und bedanke mich sehr dafür bei dieser. (Es stellt sich heraus, dass Hannes Einladung von Hanneli und Erika aus einem freundschaftlichen, aber unvernünftigen Impuls entsprungen war. Nicht nur ist Arnold vorübergehend hier, den ich allerdings erst am nächsten Morgen sehe, sondern Hanne hat wieder zu schaffen mit ihrem alten Magengeschwür. Sie hat vermutlich zu viel Erregung gehabt mit Besuchen usw. und soll sich schonen und Diät halten. – Nach dem Abendbrot sitzen Hanne, Hans Arnold und ich noch lange am Tisch bis gegen 10 (es wird beiderseits viel erzählt. Hanne erzählt, wie Martin und Thomas Carnap im Flugzeug ankamen, zwar freudevoll, aber doch ganz selbstverständlich; beim Rückflug wurden sie gleich von einer Stewardess übernommen, und zusammen mit Müttern mit Babies und alten Leuten zu einem extra Bus genommen, und im Flugzeug gleich auf 2 Fenstersitze hintereinander kamen und von der Stewardess festgeschnallt wurden und während des Fluges festgeschnallt blieben und immer gut überwacht 🕮\Hamburg\ wurden; auf meine Frage sagt sie, dass wir, falls Erika allein nächstes Jahr nach Deutschland fliegen sollte, sie ohne Bedenken der Stewardess anvertrauen könnten, die sicher sehr gut auf sie achten würde. – Sie berichten noch von ihrem Leben, wie die Familien von Arnold und von Johannes zusammen gut im Amrumer Haus gelebt haben.)
Arnold Küstermann ist da. (Er ist anscheinend spät in der Nacht gekommen. Ich nenne ihn „Arnold“ und „Du“, auf meine Frage hierüber sagt er „selbstverständlich“; es wird festgestellt, dass ich ihn 1937 in Fahrenkamp als kleinen Jungen gesehen habe.) – Nachmittags mit Hanne spazieren (wir kommen aber nur bis zur Elbchaussee; da sind keine Zebrastreifen mehr für Fußgängerübergang, und ohne das erscheint es mir zu schwierig, so kehren wir wieder um.) – Auf Fragen von Hanne und Arnold versuche ich ihnen etwas über meine Wahrscheinlichkeitstheorie zu sagen. (Die Häufigkeitsdeutung; Keynes mit dem logischen Begriff; die unnötige Kontroverse; meine Anerkennung beider Begriffe, und Aufbau eines Systems für den logischen Begriff. Zuerst will ich gar nicht in dies topic hinein; aber sie fragen immer weiter, sodass ich schließlich doch dies erzähle.)
Vormittags Brief an Gittli geschrieben. –Hanne kommt zu mir für langes Gespräch über ihren Kummer. (Sie leidet seit langem darunter, dass Hans Arnold oft schweigsam ist, und über gewisse Sachen überhaupt nicht mit ihr sprechen will. Z. B. über Geschäftslage; er ist durch einen Partner, der jetzt aus dem Geschäft heraus ist, in große Verluste gestürzt worden, aber will ihr nicht darüber berichten. Dann merkte sie, 🕮 dass er Beziehungen zu einer anderen Frau hatte. Auf ihre Fragen leugnete er es bestimmt ab. Als sie dann herausfand, dass er sie belogen hatte, war sie ganz erschüttert und konnte es nicht fassen; das Lügen war ihr schlimmer als der Ehebruch. Sie wollte dann alles mit ihm durchsprechen, aber das lehnte er ab. Er war durch diese Schwierigkeiten dann auch in großer Spannung und Unruhe, und sie meint, das hat wesentlich beigetragen zu dem Autounfall, wo er ein anderes Auto überholen wollte wo es zu riskant war. Für sie waren dann auch die Tage im Krankenhaus und nachher schrecklich. Ich frage sie, ob nicht seine andere Beziehung vielleicht gekommen sei, weil sie sexuell kühl sei; das lehnt sie entschieden ab, sie sei gerade in den schwierigen Zeiten oft gern in seine Arme und sein Bett gegangen. Ich sage, sie müsse bedenken, wie er in der Einsamkeit der Gefangenschaft sich das Reden abgewöhnt habe und verschlossener geworden sei. Sie sagt, das tue sie immer, aber sie meint, das könne doch nicht sein jetziges Verhalten ganz erklären. Später sagt sie, sie erwarte nicht, dass er die andere Beziehung aufgeben wird; aber von jetzt ab wird alles offen sein.) Nachmittags mit Hans Arnold spazieren. (Über meine investments und Testament. Er meint, Anlage in Schweizer Banken sei so begehrt nicht wegen Stabilität der Währung, sondern weil die Banken dort die Erlaubnis haben, Konto mit Nummern anstatt Namen zu führen und die Regierung nicht Übergabe der Namen verlangt. Es wäre schon denkbar, dass der Dollar mal entwertet würde; aber das würde vermutlich auch alle europäischen Währungen erschüttern. 🕮 Trotzdem aber legten manche Familien in Guatemala und Mexiko ihr Vermögen lieber in Deutschland als in Vereinigten Staaten an, weil sie, wenn sie später hier zu leben planten, dann leichter darüber verfügen könnten. Darum würden wahrscheinlich meine Kinder auch recht daran tun, nach meinem Tode ihre Erbteile nach Deutschland kommen zu lassen. Zwischen 2 Ländern könne doch immer mal ein Zustand entstehen, wo die Bewohner des einen nicht leicht über ihre Konten usw. in dem anderen Land verfügen könnten. Er selbst sei jetzt Verwalter für mehrere Leute in Guatemala über ihre Anlagen in Deutschland. Ich fragte auch wegen Testamentvollstrecker, Annemarie oder Hanneli. Er sagte: Besser nicht eines der Geschwister, sondern ein Außenstehender, weil sie dann Urteil und Verfügungen als die eines neutralen leichter akzeptieren würden als die eines selbst Beteiligten. Mit der Idee eines Trustes für Chacha stimmt er auch zu; aber auch das sollte lieber in Deutschland angelegt werden.) Abends telefoniert mit: Stockdorf (Chacha, Grete, und Hanneli), und Friedrich von Rohden in Lübeck (sie kommen zufällig morgen nach Hamburg, da wollen wir uns treffen), und Helga (Verabredung für morgen).
Nach 10h fährt Hans Arnold mit mir zu Helga in Quickborn (ca 30 km von Hamburg. Er fährt lange im Ort; ich fordere ihn unzählige Male, vor und nach dem Unfall, auf, jemanden zu fragen; er ist eigensinnig dagegen; später sagt mir Hanne, dass das typisch für ihn ist, er hat starke Gefühle dagegen, seine Unkenntnis zu offenbaren. Während er 🕮 sich umschaut, vielleicht nach dem Namen der Querstraße, fährt er in eine Kreuzung hinein, während von rechts ein Auto auch hineinfährt, früher als wir; ich nehme als selbstverständlich an, dass er bremsen wird, er fährt aber einfach weiter und mitten in die Seite des anderen Autos hinein, eine fast unverständliche Kollision; er sagte mir nachher, er habe das andere Auto gar nicht gesehen. Das Vorderteil seines Autos ist stark eingedrückt, die Schutzstange ist zurückgeschoben; am anderen Auto ist ein entsprechender Teil der Seitenwand eingedrückt. Mein Knie stösst gegen die Unterkante des panels, und meine Stirn oben gegen den hochgekippten Sonnenschutz, an beiden Teilen keine Verletzungen. Hans Arnold geht zu dem anderen Fahrer, der mit Frau und mehreren Kindern im Auto saß, gibt anscheinend seine Schuld zu und zeigt ihm die Versicherungskarte. Das andere Auto fährt weiter, den Insassen ist anscheinend nichts passiert. Ein Mann kommt mit Werkzeugen und biegt und haut den fender so hinaus, dass alle vier Räder wieder mit dem Steuer frei bewegt werden können. Hans Arnold fragt ihn um Namen und Adresse (ich sage, ich kann ihm Geld geben, wenn er ihn bezahlen will, aber das will er nicht annehmen) und gibt ihm seinen Namen. – Dann sucht er wieder lange herum, ich bitte ihn mehrmals, anzuhalten, damit ich jemanden auf meiner Seite fragen kann, aber vergeblich.) Endlich findet er das Haus von Clagetsoder Clay’s?. (Ich begrüße Helga herzlich; ihr Mann Range ist beruflich fort; da sind die großen Kinder Marliese und Klaus, die ich von Mexiko her kenne, und die kleine Ingrid, Tochter von Range. Das Haus ist sehr nett, geräumiger als ich dachte; das Wohnzimmer ist sehr nett eingerichtet mit modernen Möbeln 🕮 und Buchregal an Eisenschienen in der Wand, ohne vertikale Stangen vorne. Schöner großer, gut gepflegter Rasen und schöne Blumen; sie sagt, dass der Garten doch viel Arbeit kostet. Der Verlag Schnelle48Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Verlag_Schnelle, für den sie hauptsächlich arbeitet, ist zufällig in demselben Ort; der hat eine besondere Methode der Raumanordnung erfunden; die ganzen Büros einer Firma sind in einem großen Raum, getrennt nur durch wenige halbhohe Wände; keine Korridore. Sie will mir ein Buch über Maschinen-Lautschrift schicken, das bekommt sie anscheinend frei.) Wir fahren zurück, und gerade wie wir vor dem Küstermann Haus stehen, kommt Friedrich von Rohden über die Straße (er ist nach Hamburg gekommen, weil sie nachmittags Freunde besuchen, er hat einen früheren Zug genommen.) Wir vier fahren zur Elbchaussee, und über Stadt hinunter, und kehren ein im Restaurant Jakob, dicht an der Elbe, gegen den riesigen Kran der deutschen Werft (ich sitze am Fenster, wir sehen immer Boote vorbeifahren, auch ein Flügelboot, Aquafoil, dessen vordere Hälfte oberhalb des Wassers ist und das außerordentlich schnell fährt. Friedrich ist munter und erzählt allerhand; er ist noch im Garten tätig, hat auch noch Patienten, aber weniger. Marianne hat eine Art Lähmung in beiden Händen und kann daher manches nicht machen, was er dann tut. Er spricht auch von Wilhelm in Naumburg; ich sage, dass Annemarie in die Ostzone fährt und möglicherweise von meinem Konto an Wilhelm Überweisung machen wird. Eins von Friedrichs Augen funktioniert nicht mehr; trotzdem fährt er noch Auto, zu Besuchen, Konzerten, Theater, usw.; aber er will es doch bald aufgeben.) (Mal spreche ich🕮– Abends sind wir drei noch zusammen. – Arnold ist für Geschäfte nach München.
Hanne erzählt von vorigem Jahr, als Hans Arnold sah, wie mir das Zusammensein mit Hanne und die Aussprache über Ina usw. gut tat, sagte er zu ihr: Vielleicht habe sie eine Aufgabe bei mir in Los Angeles. Es ist nicht klar, ob er das ernstlich meinte. Als ich sie später fragte, ob sie damals an einen Besuch in Los Angeles gedacht habe, sagt sie: nicht wirklich, aber doch in der Vorstellung, vielleicht wäre auch mal ein Besuch möglich, wenn er mal wieder geschäftlich nach Guatemala gehen würde. – Ich frage sie auch über Hans Arnold als Testamentsvollstrecker; sie sagt, er sei in solchen Sachen gewissenhaft und auch geschickt in Beschlüssen über Anlagen. Sie fragt auch, ob Gerhard Kaufmann in Betracht käme; ich sage, ich mag ihn gern, weiß aber nichts über seine geschäftliche Geschicklichkeit. Ich sage, ich will zunächst mal die Kinder fragen und dann erst Hans Arnold, und sie stimmt dem zu.) – Abends telefoniert Hanneli (sie ist bei Inge mit Erika; alles ist gepackt und alles für die Reise ist fertig. Sie hat das Auto an Grete abgegeben, und will mit Chacha in die Schweiz und nach Freiburg fahren.) Später telefoniere ich mit Chacha und Grete, die nach Stockdorf im Auto aus München angekommen sind. (Ich danke Chacha und sage, sie hat es war so schön für mich in ihrem Haus und in Elmau; sie freut sich darüber und sagt auch, es war eine schöne Zeit. Ich sage Grete, dass ich bei Helga war, und Haus und Garten sehr schön fand, auch die Einrichtung; und dass ich mich gefreut habe, dass sie 🕮 nach Deutschland gekommen ist; das freut sie sehr.) – Wir sitzen abends spät am Kaminfeuer; Hanne zeigt mir Fotos vom Amrum Haus und den Grundrissen, und ein Buch mit Bildern von Amrum; sie sagt, ich müsse mal im Mai hinkommen. Aber sie haben soeben von einem Mann gehört, der die eine Hälfte des Hauses für nächstes Jahr für längere Zeit mieten möchte. (Hans Arnold telefoniert mit einem reichen Geschäftsfreund in Mexiko ca 12 Minuten; er befragt ihn über die Preislage hier; er meint, das Gespräch habe etwa $ 60 gekostet.)
Ich telefoniere mit Gerhard Gramm (Bärbel ist gerade unter der Dusche; ich sage, dass ich von Elmau aus oft an Kappel gedacht habe und immer mal schreiben wollte, aber nie dazu kam; und dass ich so gern an unsere schönen Tage in Stuttgart denke; er sagt höflich „danke sehr“, aber ich merke, dass es ihn wirklich freut.) Hanne packt meine Sachen. Hans Arnold und Hanne fahren mit zum Flugplatz (30 Min.) (Obwohl ich den Rasierapparat schon in die Mappe getan habe, ist noch ½Kg über Gewicht; daraufhin nehme ich noch die dicke Manilatasche „Corresp.“ auch in die Mappe; das Gepäck wird gleich aufgegeben nach NY, sodass ich mich in London nicht darum zu kümmern brauche.) 11:55 Abflug mit BEA (ich sitze am linken Fenster, daneben 2 Japaner); LondonOLondon an 13:15. (Ich sage, dass ich Panam weiterfliege; darum gehe ich gar nicht hinein, durch Pass- und Zollkontrolle, sondern bleibe ausserhalb der Grenze, sozusagen; mit anderen werde ich in einem extra Bus zu Panam in ein anderes Gebäude gebracht. Dort warte ich zuerst eine Weile, damit Hanneli 🕮 mich findet und wir zusammen für den Weiterflug registrieren können. Als aber Hanneli nicht auftaucht, registriere ich doch; dann frage ich, ob Frau Thost schon registriert hat, und sie sagt: nein! Man sagt, dass unser Flugzeug um 2:30 aufgerufen werden wird. Dann ist es 2:30, und Hanneli ist immer noch nicht da. Ich beginne, mir Sorgen zu machen; vielleicht haben sie ihr Flugzeug verpasst; ich frage an mehreren Stellen, ob Botschaft für mich da ist, aber da ist nichts. Ich überlege, ob ich, wenn sie nicht bald erscheinen, meinen heutigen Flug absagen soll, falls ich einen Sitz für morgen bekommen kann; ich überlege auch, Stockdorf anzurufen; aber nach meiner Erfahrung in Paris voriges Jahr dauert das lange, und es ist unsicher, ob Hanneli die benachrichtigt hat. Schließlich ist es beinahe 2:40, Zeit für meine Augentropfen; ich stehe auf, um eine geeignete Bank zu finden; auf einmal kommt Hanneli auf mich zu, und es gibt freudiges Wiedersehen. Dann zunächst die Tropfen. Hanneli erzählt, dass sie beide hinausgingen, um dann später um die Zeit meiner Ankunft wollten sie wieder bei BEA hinein, weil ich ihr gesagt hatte, dass wir uns dort treffen wollten. Da aber ließen sie sie nicht hinein, weil sie ja nicht mit BEA weiterfliegen wollte; Sie bat eine BEA Angestellte, eine Botschaft für mich hineinzutelefonieren; sie sagte, es sei dringend, weil ich alt sei und sie brauche und nervös werden würde; aber die sagte, sie hätte keine Zeit. Hanneli wusste auch nicht, dass ich draußen zu Panam gehen konnte, und dachte, ich müsste doch schließlich bei BEA herauskommen; sie telefonierte auch zu Panam, aber die sagten, ich sei noch nicht erschienen. – Wir glaubten, der Flug sei schon aufgerufen, und gingen 🕮oHier endet das Konvolut der Deutschlandreise.\[Deutschlandreise herausgenommen!] London-N.Y. (Di, 31.08.1965)\ lange Korridore entlang, und dann eine lange Rampe hinunter; aber unten sagte man, unser Flugzeug sei noch nicht ausgerufen, es werde mit Verspätung abgehen. Es wurde dann erst lange nach 3 abgerufen ). Abflug3:30, ½ Stunde Verspätung. (Sie hatten nun den beiden die Sitze neben meinem Fensterplatz zugewiesen, auf den tickets. Ich ließ aber zuerst Erika am Fenster sitzen. Aber bald sagte sie dann, ich solle dort sitzen, damit ich genug Licht zum Lesen habe; sie können auch vom zweiten Platz hinausschauen. – Wir sehen durch Wolkenlücken die irische See, und dann Stücke von Irland, und schließlich den Ozean. Später die amerikanische Küste, Inseln, Festland, vielleicht Labrador, dann vielleicht die Hudson Bay oder Meer zwischen den Inseln.) AnkunftNew YorkONew York kurz nach 6 (anstatt fahrplanmäßig 6:35, NYT), also Flugzeit 7 ½ Stunden, wie fahrplanmäßig. (Bei der Passkontrolle findet sich, dass ich mein Impfzertifikat vergessen habe; er schickt mich ins Doktorzimmer, und der sagt, wenn ich will, kann ich gleich eine neue Impfung haben, ohne Nachwirkungkontrolle, und ohne Bezahlung; das tue ich, und es ist in einer Minute erledigt.) Wir fahren unser Gepäck auf einem Wägelchen zur Zollkontrolle; der schaut fast nichts an. In der Eingangshalle finden wir Richard Jeffrey. (Er holt sein Auto, das dauert etwa 20 Minuten! Dann fahren wir endlich los, ca. 8h. Unterwegs gehen wir in einen Kegelklub und rufen Hempel an, dass wir nicht kommen; das kostet wiederum 20 Minuten. Dann findet Jeffrey, dass er verkehrt gefahren ist, und wir fahren ein langes Stück zurück, nochmal durch die Welt Fair, 🕮\Princeton\ und dann sehr lange noch auf Long Island; schließlich die neue Brücke mit dem italienischen Namen49https://en.wikipedia.org/wiki/Verrazzano-Narrows_Bridge, nach Staten Insel sic, und eine andere Brücke nach N. J.; und dann turnpike. Schließlich kann ich mich kaum mehr wach halten, und verstumme.) ca. 10h bei Hempels Haus. (Ich gehe hinein, begrüße alle 4, und nehme Tropfen.) Hempel fährt mit uns zur Nassau Innin Princeton.OPrinceton (Wir haben 2 Zimmer mit Verbindung, jedes mit Badezimmer und Kühlanlage.) – Gegen 11h sinke ich ganz erledigt, ins Bett.
IX / 1965 Vormittags bleiben wir im Hotel (geschrieben und gekramt), mittags zu Hempels zum lunch. – Nachmittags fahren Hempels mit uns zum Inst. Adv. St. (Wir besichtigen die sehr schön eingerichtete neue Bibliothek; sie finden im Kartenkatalog 17 Karten von Büchern von mir. Dahinter schöne Wiese und Bäume vor einem künstlichen See; dahinter die Wälder, in denen Ina mit Marni immer spazieren ging. Ich zeige ihnen meinen üblichen Spaziergang, quer über die Wiese vor dem Institut. Wir finden die beiden Häuser, wo wir damals gewohnt haben. Aber die Fahrwege sind geändert; an der Maxwell Lane sind eine ganze Reihe neuer Häuser für zeitweise Mitglieder gebaut, in schöner Lage. Dann fahren wir Mercer Str. hinunter, an Einsteins früherem Haus vorbei.) Zu Hempels zum Abendessen. (Nachher in meinem Zimmer die hier eingetroffenen Briefe gelesen.) 🕮
Vormittags Notizen für Konferenz geschrieben. – Nachmittags 3-6 mit AbnerShimony in meinem Hotelzimmer. (Er erklärt mir die Prinzipien der Quantentheorie, für das letzte Kapitel meines Gardner ms.; er ist gegen Bergmanns 3-Stufen Schema. Ich schreibe Notizen für Änderungen meines Textes, die ich dann in LA machen will. Er redet eifrig, kennt die Sache anscheinend gut, aber hört nicht gut auf meine Fragen. Er hat Sympathie für Bohms „verborgene Variable“, aber betont mit Recht, dass man nicht apriori für Determinismus entscheiden könne.) – Zum Abendessen wir bei Hempels.
Beginn der zweitägigen Konferenz für induktive Logik. 9 ½ – 12 ½ Sitzung (in einem Fakultätszimmer in dem modernen Gebäude südlich von Hempels office, gegenüber dem japanischen Gebäude. Wir sitzen um einen langen Tisch. Anwesend: Savage, Jeffrey, Shimony, Kyburg, Nozick, Smokler, Benacerraf, Morgenbesser, Leblanc, Richard Martin, David Kaplan. Wir sitzen in bequemen Polstersesseln. Hinter meinem Sitz ist eine große Wandtafel. – Mittags essen wir alle zusammen lunch in Nassau Inn. Ich bestelle das schnelle: Shrimps; als ich nach ¾ Stunde fertig bin, haben die anderen noch nichts bekommen. – Ich nehme nap. Auf meinen Wunsch ist die Nachmittagssitzung von 2 ½ auf 3 verschoben. – 3-6 Nachmittagssitzung. – 7 ½ große Party bei Hempels. Ich spreche längere Zeit mit Frau Jean Savage (sie erzählt mir, dass sie Sekretärin im Stanford Center war, als Savage da war, 🕮 und auch Hempels; sie haben jetzt zusammen 6 Kinder, 4 von seiner ersten Ehe, und zwei von ihrer früheren Ehe. Sie ist freundlich und nett; Hempel sagt später, sie wären mit beiden gern zusammen, aber sie sei ein wenig konservativ und konventionell. Auch gesprochen mit Paul und Gaby Oppenheim, Benacerraf, Rorty, Martin und Frau. 9 ½ Jeffrey fährt uns nach Hause. – Das war ein anstrengender Tag; ich hätte vielleicht doch entweder nicht zur Party gehen oder im Juni darauf bestehen sollen, dass die Party am Ende des 2. Tages angesetzt würde; ich schlug das damals vor, aber Hempel sagte, das ginge nicht, weil eine ganze Anzahl, vielleicht die Mehrheit der Teilnehmer, an dem Abend schon nach Hause fahren wollten.
Zweiter Tag der Konferenz. Vormittags Sitzung wiederum 9 ½ – 12 ½. Mittags gehe ich direkt auf mein Zimmer, esse schnell etwas Brot und Käse, Birne und Orange, allein. Die beiden anderen sind den ganzen Tag auf einer extra Busreise nach NYC, zur Worlds Fair. Dann ruhe ich noch im Bett aus. Nachmittags Sitzung 2 ½ – 4 ½. Während eines Teiles der Zeit sitzt Frau Savage in einer entfernten Ecke und hört. – Auf dem Wege zur Sitzung gehe ich einmal mit Leblanc, ein andermal mit Kyburg: dieser sagt, er arbeitet noch eifrig an Wahrscheinlichkeit, sowohl den mathematischen Aspekten, wie den philosophischen Grundlagen. –Abends 9-11 kommen Hanneli und Erika nach Hause, ganz erledigt. Nach der Sitzung gehe ich mit Hempel zu seinem Haus. 🕮 Ich erzähle ihm von Gerhard und Gittli, nenne die Orte, erzähle von Kappel und den Kindern und Rätseln, und Gittlis Beziehung zu Annemarie und Hanneli. – Abends zu Jeffreys (sie wohnen in der Wohnung ihres Freundes Harmann in einem faculty appartement Haus, das die Universität neu gebaut hat für junge faculty Leute; dahin kommen auch David und Renée Kaplan, mit Jordan; sie haben für dies Semester eine Wohnung in diesem selben Gebäude bekommen. (David erzählt von dem Film, der aufgenommen worden ist mit Kalish und ihm als Mitspielern; ich erzähle dann vom TV in Stockdorf. David sagt, dass im Philosophiedepartment an UCLA der Plan für das quarter eben fertig gemacht ist, von ihm und Kalish zusammen; jeder wird nur während 2 o. 3 regulären quarters unterrichten, und jeweils nur 2 Kurse.) – Abends 10 ½ kommen Hanneli und Erika von der W. F. nach Hause, ganz erledigt.
Vormittags gepackt; dann zu Hempel. Hanneli packt fertig. – Vor 12 holt P.A. die beiden von der Nassau Inn ab, mit dem Gepäck. 12 herzlicher Abschied von Diane (ich sage, dass ich beim Anblick des Instituts und der schönen Bibliothek dachte: Wie schön wäre es, hier mal 1 Jahr zu sein, und nahe zu Hempels; aber das ist unrealistisch; ich will nicht schon bald wieder umziehen.) P.A. fährt uns und Hempel nach Newark (12¼-1¼). Abflug 2:00 (Am. Airl. No 9, non stop) (meist über Wolken, sodass wir nicht viel sehen, besonders wenig von den Rocky Mountains; wohl aber etwas vom Colorado River, einschließlich Grand Canyon.) Dr. und Frau Jokl holen uns ab. 🕮 Ankunft L.A.OLos Angeles genau planmäßig 4:10 PM lokale Zeit = 7:10 NY Zeit; 5 Stunden Flug.) – Alle 3 Helmers kommen mit Hund, sie haben Massen von Esssachen für uns besorgt und empfangen uns herzlich. - Wir Ich und Hanneli sind froh, wieder „zu Hause“ zu sein; und Erika freut sich auch.
Sachen gekramt.
Weiter Briefe gekramt, Kontobuch eingetragen. Korrektur gelesen von galleys für Minnesota Press (Aufsatz „Probability und Content Measure“ für Feigl-Festschrift). (Registration für Erika wird auf morgen verschoben, weil wir noch kein Auto haben.) – (Abends TV: NBC: US Auswärtige Politik, vom Krieg bis heute; 3 ½ Stunden, ich sehe nur die letzten 1 ½ Stunden, 9 ½ – 11.)
Erikas Schulregistration, in Paul Revere Junior Hochschule (die Lehrer sagen: am besten zuerst in 7-ten grad, also die unterste Klasse; sie wollen dann sehen, wie es geht.) – Post weiter gekramt.
(Erika geht mit Jokls und ihrem Verwalter zum Marineland, sieht dressierte Delphine usw.) – (Hanneli hat endlich ihr Auto wieder in Funktion; sie fährt zum Philosophiedepartment, und bringt den großen Koffer voll und noch eine große box voll von Post mit.) Ich beginne die vom department gekommene Post durchzusehen. (Abends geht Hanneli aus, 8-10.)
Shimonys Aufsatz über Quantentheorie (1963) gelesen. (Vieles ist zu technisch; manches ist aber seltsam, z. B. immer wieder die Frage, ob zur Interpretation der Quantentheorie angenommen wird, dass es außer physikalischen Vorgängen auch 🕮 mentale Vorgänge gibt; von Neumann hat anscheinend angenommen, dass das nötig ist für Definition von „Messung“!) – 6-8 Helmers hier. (Auf Mutzlis Vorschlag hin war Erika den ganzen Tag bei ihnen, und spielt mit Monika; sodass sie sich an das Englisch gewöhnen sollte; Mutzli warnt auch, dass die Schulkinder oft die Vornamen von anderen lächerlich machen, und ich gebe dies weiter an Erika, damit sie darauf gefasst ist.)
Shimony Sachen gelesen, für Gutachten. – 11 ½ – 2 Mia und Wim hier. – Post gelesen, gekramt.
Sachen gekramt. – Nachmittags telefoniert mit Hempels, und Prof. Douglas-MIT wegen Shimony. (Vergeblich versucht, Feigl telefonisch zu erreichen.)
Hanneli bringt Erika zur Schule. (Sie erzählt nachher, sie hat fast nichts verstanden, was die Lehrer gesagt haben.) – Brief an Douglas über Shimony getippt.
Briefe getippt. Weiter gekramt.
Die Negerin Mrs. Mercer hier. – Hanneli spricht in der Schule mit einer Frau, Councellor; diese will mit Erika länger sprechen, damit sie die Situation kenne. – Als Erika aus der Schule kommt, sagt sie mir, heute ging es schon etwas besser mit dem Verstehen. 🕮
Gelesen und gekramt.
10 – 11 ½zu Kahn, mit Hanneli. (Er erklärt mir auf meine Fragen Sachen in Bezug auf die Steuer für den est.) – Mit Hanneli einkaufen in Westwood (wir bestellen ein Zeitschriften-Gestell für neben meinem Bett). – 6-9 zu Dr. Kulka. (Ich gehe mit Erika zu Fuß hin. Hanneli kommt mit dem Auto, verspätet, weil der neue Reifen nicht richtig sitzt und noch wieder richtig gemacht werden muss. Dann kommt Rudolf Ekstein50Rudolf Ekstein (1912-2005); vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Ekstein für ½ Stunde; er erzählt aus Wien, wo er Freund sozialdemokratische Freunde wiedersah als Polizeipräsident und Justizminister. – Ganz spät kommt Mrs. Reiss; ihre Eltern sind aus Rumänien, ihr Mann war movie producer, starb dann plötzlich; sie hat 3 Kinder, der älteste ist nicht mitgekommen, weil er nach der Schule bis 9h abends in einem Markt arbeitet, 15 jährig. Die Frau ist sehr freundlich, lädt Erika ein, mit ihnen ins movie zu gehen, sie wird ihr die Geschichte vorher erzählen.)
Gekramt. – Hanneli und Erika gehen den ganzen Tag auf einkaufen (Kleidung für Erika; Möbel besehen).
Gekramt. – Politische Zeitschriften gelesen, besonders „Liberation“.
Gekramt. – Sachen für Kahn-Yessner zusammengesucht. – (Hanneli geht zum Gynäkologen Dr. Steinberg. Er meint, die starken Blutungen kommen zuweilen durch äußere oder innere besondere Beanspruchungen; es ist aber auch ein Myom da. – Abends sprechen wir nochmal davon, und es kommen ihr Tränen. 🕮 Sie sagt, auch beim Doktor heute kamen sie, als sie von der Scheidung sprach; vielleicht sollte sie doch nochmal Psychotherapie nehmen? Ich sage, das wäre sicher gut, ich könnte Dr. Mott anrufen. Aber sie sagt: Sie war früher bei einem Freudianer, und später bei einem Jungianer; und jetzt mag sie nicht mehr die Überbetonung des Sexuellen, und der Oral- und Analphasen in der Kindheit; außerdem möchte sie unbedingt einen, bei dem sie Deutsch sprechen kann. Wir wollen es noch weiter überlegen. Dabei sagt sie auch: Vielleicht wäre es dann gut, wenn ich ihr monatlich etwas Bestimmtes gäbe; davon könnte sie dann auch die Therapie bezahlen.)
Arbeit an ch. 30 vom Gardner ms begonnen (aufgrund von Shimony Aufsatz und meinen Notizen von unserem Gespräch in Princeton. Aber das über die „states“ ist mir nicht ganz klar . Ich suche Erklärung in Büchern von Frank und anderen; aber das ist auch nicht klar. Ich kann mein Nagel-Buch nicht finden; Hanneli holt es mir von Kalish.)
Zu Dr. Seiff (nach 50 Minuten Warten, nur 10 Minuten Tests! Anscheinend brauche ich neue Brille; er vermutet, dass das die Erklärung dafür ist, dass ich nicht mehr so gut lesen kann.) – Zum Autoklub (ich wollte Auto auf Hannelis Namen übertragen, aber 3 Dokumente fehlen uns!) – Nachmittags Prof. RicardoPascual51https://www.chicagotribune.com/news/ct-xpm-1985-11-17-8503190373-story.html von Universität der Philippinen hier, 3-4¾. (Hanneli holt ihn vom campus und bringt ihn zu Wilshire-Westwood, von wo er Bus zum Hotel downtown nimmt. – Er ist freundlich und vergnügt, nimmt meine Stimme auf tape recorder, 🕮 und Fotos von mir am Schreibtisch; nachher auch draußen auf der gallery von mir mit Hanneli und Erika und, auf meinen Vorschlag, auch von mir und ihm. – Er hat Rockefeller grant für Reise in Amerika und Europa; ich schlage ihm vor, Stegmüller und Pasquinelli zu besuchen. Wir trinken zusammen Kaffee; nachher ich mit ihm in meinem study. Ich zeige ihm Schilppband, den er schon kennt, und Aufbau\(^2\) und sage, dass englische Übersetzung erscheinen wird; er sprach nämlich über Problem, die beobachtbaren Dinge aus den Sinnesdaten zu konstruieren. Ich erzähle ihm auch vage über meine Wahrscheinlichkeitsinteressen. Ich frage, ob er an bestimmten philosophischen Problemen interessiert ist; er sagt vage etwas von Erkenntnistheorie und Methodologie der Wissenschaften. – Er sagt, in Philippinen wird Englisch als allgemeine Unterrichtssprache genommen schon in Mittelschule vom 4. Grad ab, und allgemein an Universität. Ich erzähle ihm etwas von Interlingua als „modernisiertes Latein“. – Er hat mit Abe Kaplan studiert, und will ihn jetzt besuchen; auch Hempel.)
Endlich angefangen an Gardner ms (Revision von ch. 30 über Quantentheorie, aufgrund von Gespräch mit Shimony in Princeton, 2.9. Ich habe endlich von Kalish das Buch von Nagel bekommen, meine K ist verschwunden! Ich lese eifrig und ausführlich darin. Dann schreibe ich stenografisch neuen Text.)
Weiter am Gardner ms (es geht sehr mühsam; ich fluche, dass ich soviel Zeit darauf wenden muss. Die Formulierungen in Büchern und in Shimonys Aufsatz sind leider auch nicht immer klar. 🕮 Nachmittags beginne ich, englischen Text zu schreiben.)
Weiter am Gardner ms.
Weiter am Gardner ms (englische Handschrift der Revision von pp 1-5 des Getippten fertig.)
Gardner ms, Revision von ch. 30 beendet, und abgeschickt.
Gekramt. –Tintner ms für Enc. zu lesen angefangen (es ist enttäuschend; sehr schlampig geschrieben; oft werden die technischen Terme nicht erklärt; manches ist kaum verständlich; auch viel zu viel technischer Kram, anstatt weniger Sachen wirklich klarzumachen.) – Nachmittags geht Hanneli zu Pugh, holt AS 1-16 ab, die hatte ich ihm geliehen und er hat sich xerox copies machen lassen; sie bringt ihm 17-19, zum Behalten.
Gekramt. – Tintner ms weiter gelesen.
Dr. Hesse SD’s gelesen.
X / 1965 Hesse gelesen. (Und Notizen darüber gemacht.)
(Hanneli und Erika gehen ans Meer zum Schwimmen.) Ich lese Notizen von Princeton Diskussion über induktive Logik, besonders Savage. (Sehr heiß.)
Alle Randbemerkungen aus ms§ 19 von AS ins ditto übertragen.
Gekramt. – 6-8 bei Jokls. (Dort auch seine Schwester, Frau Blumenstein52Im Netz finden sich verschiedene Belege aus Family Archives, wonach Magda(lena) Jokl, geb. Blumenstein, (1913-2009) einen Psychoanalytiker Robert Hans Jokl (1890-1975) heiratete und mit ihm Ende 1947 in die USA auswanderte und Jokl in Los Angeles gestorben ist. Sie z. B.:https://www.psyalpha.net/biografien/robert-hans-jokl/robert-hans-jokl-chronologie, aus Nizza, und ihr Sohn, der jetzt im September angefangen hat, am SM College 🕮 zu studieren. Er sagt, in manchen Gebieten hat er noch Schwierigkeit mit der Sprache, z. B. in Psychologie, wo der Professor allerhand Definitionen für psychologische Begriffe in neuer Terminologie.)
Gekramt. (Mit Hannelis Hilfe die neue Anordnung des Inhalts der File cnbs. Gemacht. – Sonderdrucke, alte Korrekturen 2 folders durchgesehen und umgeordnet.)
Gekramt. Die alten mss und Notizen über Entropie von 1953-4, in folder geordnet.)
Gekramt.
Gekramt. – Nachmittags kommt von Shimony Brief (andere Formulierung für Empfehlung des NSF, postdoctoral fellowship, 15 Monate . Mit Hilfe der Empfehlung, die ich für ihn am 13. Sept. an MIT für tenure geschrieben habe, schreibe ich diese Formulierung, 5 – 6 ½.) –Mia kommt (wir haben uns lange nicht gesehen. Ich muss erst noch die NSF Sache fertig schreiben. Dann klagt sie mir sehr über Schwierigkeiten mit Wim. Er ist wieder sehr zornig geworden, weil FrankiepOriginal Wim. Mia besuchen wollte; er hat eine sehr große tönerne Platte, Nachbildung des mexikanischen Kalendersteins, auf den Boden geschmissen, in Scherben; dann ebenso einen großen hohen Spiegel, und schließlich noch einen alten Schreibtischstuhl, den sie gern mochte. Er sagt dann zwar immer nachher es tut ihm leid, aber er verlangt doch, dass Frankie nicht ins Haus kommen soll, während er Wim da ist; er sei der Herr des Hauses, usw. Sie hat vor einiger Zeit mal mit ihrem früheren Analytiker gesprochen; das hilft zur Entladung, 🕮 aber es bessert doch nichts. Wim geht immer zweimal wöchentlich zu seinem Doktor; das scheint ihm gut zu tun; aber es hilft doch nicht, solche Ausbrüche zu vermeiden. Wim will gar nicht darüber sprechen; er sagt, er kann nicht Frankie und Mia zusammen ertragen; mit Frankie allein scheint es zu gehen. Ich weiß auch keinen Rat, außer dem trivialen: immer mal wieder versuchen, es zu besprechen, wenn er mal in ruhiger Stimmung ist, und auch dann nicht anklagen, sondern ruhig sprechen.)
Gekramt, gelesen.
Gekramt, gelesen. – Nachmittags 2-6 in KPFK: Internationales Teach-in an Univ. T (anfangs etwas langweilig; auch ein Vertreter der Saigon Regierung spricht. Nachher eindrucksvoll: ein Vertreter von Prinz Shanouk53Gemeint ist wahrscheinlich Norodom Sihanouk: https://en.wikipedia.org/wiki/Norodom_Sihanouk von Cambodia, der hinweist auf den Vorschlag zur Neutralisierung, den der Prinz 1958 gemacht hat, und der, wenn Amerika ihn nicht verächtlich beiseite geschoben hätte, die jetzigen großen Probleme und all das Unheil vermieden haben würde. Und zuletzt ein amerikanischer Reporter aus Prag, der jahrelang in SO Asien war, und der in Prag mit Vertretern der NLF gesprochen hat; er spricht sehr bewegend über deren Ziele und die totale Irreführung der Menschen hier im Lande durch Regierung und Zeitungen, und die Notwendigkeit, Menschen aufzuklären und umzustimmen.) (Hanneli und Erika waren den ganzen Tag einkaufen.)
(Ich telefoniere Mutzli; sie sagt, Olaf ist gerade abgereist, für eine ganze Woche, Vorträge in Washington, Harvard, usw. Sie sagt, er 🕮 ist überarbeitet, durch die zwei jobs; er möchte sich ganz den Überlegungen über Zukunftsvoraussagen widmen, am liebsten so, dass er dabei auch seinen Idealismus befriedigen kann. Sie überlegen, ob sie nicht in ein appartment ziehen sollten, die Instandhaltung des Hauses ist sehr teuer.) – Nachmittags angefangen „Reihe von Prädikaten“, (ein neuer Entwurf, wo in jeder Komponente nur ein verschmolzenes Prädikat auftritt.)
Ganzen Tag an „Reihe von Prädikaten“ (gegen Abend finde ich eine Schwierigkeit: ein Atomsatz bekommt zu großes Sütterlin m, weil er in einigen Komponenten abgeschwächt wird auf \(Q\), und dort dann höheres Sütterlin m bekommt!) – (Abends Hanneli fährt Erika zur ersten privaten Tanzstunde.) Abends Brief an Chacha geschrieben, nach Capri.
Weiter an pr. (Ich finde die Ursache der Schwierigkeit, und eine Abhilfe; es ist ähnlich wie in früheren Fällen von Disjunktionsprädikaten, wo wir den Sütterlin m-Wert immer dividieren müssen durch die Anzahl der möglichen Individuenverteilungen auf die Prädikate der Disjunktion.) (Abends Hanneli zur Schule, zu einem Elternabend.)
Weiter an pr. (Abends geht Hanneli mit Erika zur Tanzklasse.)
Von Hempel kommt das ganzes Gardner-ms. (Ich stürze mich gleich an die Arbeit: Bibliographie, und Hempels Änderungsvorschläge.)
Gestern kam ein Schreiben vom LA Superior Court über 🕮 Vorladung zur Prüfung für Geschworenendienst. (Voriges Mal kam ich leicht heraus, weil es ein S.M. Court war, und ich gerade von SM fortgezogen war. Diesmal bin ich besorgt; es wäre arg, wenn ich da immer weit in die Stadt fahren müsste, und die langen Sitzungen mitmachen, auf unbequemen Sitzen. Schließlich schreibe ich die Rückenschwierigkeit als Grund dafür, dass ich es nicht machen kann. Wenn sie verlangen, kann ich mir doch wohl von Dr. Halpern eine Bestätigung geben lassen.) – Ich schreibe eilig einen Brief an Maue (ihr Geburtstag ist schon übermorgen). – Dann wieder an die Arbeit am großen Gardner ms. (Hempel hat die ersten 12 von 30 Kapiteln gelesen, und eine Reihe von Verbesserungsvorschlägen gemacht. Ich sehe dies durch, und modifiziere sie zuweilen. Ich habe den Eindruck, dass das ms jetzt doch ziemlich schlampig formuliert ist, weil ich damals, als Gardner mir die letzte Version schickte, nicht mehr die Geduld hatte, alles Ungenaue sorgfältig umzuformulieren; das wäre eine zu große Arbeit gewesen. Aber ich sehe jetzt, dass sehr Vieles etwas sorglos formuliert ist; und für Kapitel 13-29 hat Hempel schon keine Zeit mehr! Aber ich lasse es jetzt gehen.)
Weiter am Gardner ms. – (Hanneli und Erika gehen mit Frau Rees und Tochter und Freundin zum SM Pier, und nachher ins Kino.)
Weiter am Gardner ms. – (Hanneli und Erika gehen zum Strand, schwimmen; es ist sonnig, aber kühle Luft.) – Nachmittags telefoniert mit Gardner, und mit Feigls; auch Hempel versucht, aber nur Toby war zu Hause. – Abends am TV Lomax🕮 ein Neger, der oft interessante Leute einlädt zum Meinungsaustausch54vermutlich Louis Lomax (1922-1970); vgl. Louis Lomax – Wikipedia; Hanneli sieht ihn oft samstags an, von 10 ½ – 11 ½, er geht aber noch länger. Heute sind 2 interessante Leute da: (1) Prof. Frank Lindenfeld55https://geo.coop/story/life-well-lived-frank-lindenfeld-1934-2008, Soziologie, Cal. State College LA; er ist der editor des kleinen newsletters vom Universitätskomitee für Alternativen zu dem Krieg in Vietnam; er spricht auf Fragen und Einwände von Lomax und anderen Leuten sehr geschickt; erstaunlichermaßen hat er meist großen Beifall im audience, wo viele Studenten und junge Leute sitzen. (2) …, Autor, mit seiner Frau zusammen, eines neuen Buches über den Sobell-Prozess.56https://en.wikipedia.org/wiki/Morton_Sobell Er meint, er hat neue Fakten gefunden, aufgrund davon will er versuchen, eine Wiedereröffnung des Prozesses zu erwirken. Wir schauen es an bis 12:15!.)
Weiter am Gardner ms (meine comments getippt für Gardner, stundenlang. Und abgeschickt mit Brief.)
Weiter an Gardner ms (über Bibliographie; abgetippt und Brief dazu bis abends spät.)
11-nach 1 bei Dr. Rimer (zum ersten Mal. Er ist ruhig, überlegsam, sympathisch; lässt sich erzählen und stellt noch viele Fragen. Aber die Sachen von Dr. Halpern sind noch nicht da; und für den Lungen-X-ray haben sie auf einmal keinen Film mehr! So muss ich nächste Woche wieder hin. Auf meine Bitte: den ersten Flu-shot; den zweiten im Dez.) 🕮 (Sehr heiß.) – Nachmittags weiter am Gardner ms (ch. 30, Änderungen aufgrund von Shimonys neuem Brief). – Abends noch Empfehlungsbriefe getippt.
Am Gardner ms (in ch. 30, Änderungen aufgrund von Shimonys neuem Brief ausgearbeitet). – Wiederum sehr heiß.
Immer noch sehr heiß. Ganzen Tag an Gardner ms (meine Änderungen in ch. 30 zu tippen begonnen, bis abends.) – 6 ½Hempel telefoniert.
Immer noch heiß. – Immer noch an Gardner ms (die letzten Änderungen in ch. 30 fertig getippt, und noch Briefe an Gardner und Shimony getippt.). – Abends lese ich jetzt oft zusammen mit Hanneli Lomax-Buch über Geschichte der negroes in USA, das sie allein angefangen hat. – (Heute ist Hanneli nochmal zu dem Pianisten hinübergegangen (diesmal hat sie ihn selbst gesprochen, voriges Mal war es ein Freund, der auch da wohnt. Sie hat mit meinen 3 Ehrendoktoren versucht, ihm Eindruck zu machen. Er hat gesagt, er wird immer die Fenster zumachen, aber nicht jetzt bei 100\(^\circ{}\).))
Gekramt. – Tintner ms weiter gelesen.
Zum Zahnarzt (reinigen und nachsehen; er findet zwei Stellen, wo Füllungen nötig sind.) – Tintner ms weiter (schlechte Formulierungen, zuweilen unverständlich!). Kurz telefoniert mit ihm.
Weiter Tintner ms gelesen 10 zu Dr. Seiff. (Refraktionsmessung; die Abweichung von den jetzigen Brillen ist so klein, dass er vorschlägt, zunächst keine neuen Gläser zu kaufen.) –🕮– Mit Hanneli zu Bullock’s57https://en.wikipedia.org/wiki/Bullock%27s (Polsterstühle angeschaut. Ich entscheide gegen die recliner Stühle, die haben doch nicht genügend Vorteile; sie haben alle immer die Hebung des Fußteiles dabei. Aber gewöhnliche Polster gefallen mir. Wir wollen nächste Woche wieder hingehen, wenn der November „Stuhl des Monats“ zum Ausverkauf steht.) – Nachmittags geschrieben und gekramt.
9:40 zu Dr. Rimer. (Mrs. Spindet macht Lungen X-rays; den Dr. sehe ich gar nicht. Er wird mich dann anrufen, wenn er alle Ergebnisse hat.) – Tintner telefoniert (er fragt, ob Hanneli noch bei mir wohnt. Dann sagt er, es wäre vielleicht nett, wenn seine Frau58Leontine Tintner, geb. Roosevelt Camprubi (1916-1994) mitkäme und sie sich kennenlernten. Ich sage ja, und wir machen für Freitag 4h aus. Als Hanneli nach Hause kommt, gefällt ihr das aber nicht, weil Fr schon Mittag und abends etwas ist, und überhaupt, weil wir nicht mal dazu kommen, Jokl und Kulka usw. hier zu sehen. Sie ruft dann Frau Tintner an und sagt, es wäre doch jetzt zu viel, weil noch soviel Unruhe mit dem Einleben des Kindes, und Tintner soll allein kommen. Frau Tintner ist sehr freundlich und sagt, sie würde gern auch sich umsehen, um Erika mit anderen Familien, deren Kinder in deren Schule sind, bekannt zu machen. Aber Hanneli sagt ihr, einstweilen lieber nicht.) –Hempels Buch „Explanation“ ist angekommen (darin ein origineller Artikel, 159 pp. lang; es sieht sehr interessant aus, auch allerhand über statistische Erklärung.) – Hanneli und Erika gehen abends zur Tanzklasse. 🕮\(Tintner)\
Kalish telefoniert (über Schwierigkeiten mit Montague. Die full Professoren hatten eine Sitzung und wollen ein statement schreiben, für die records, und für die Kollegen, und für Dean. Montagues Verhalten mit Zornausbrüchen und Drohungen ist immer schlimmer geworden. Das ist auch der Hauptgrund dafür, dass Robinson jetzt ganz ins Mathematikdepartment geht; Montague machte ihm beleidigende Bemerkungen, sogar in Robinsons Klasse! Dann hat er 3 assistant profs erst im meeting bedroht, dass sie nicht dürften gegen ihn stimmen, und dann, als sie es doch taten, jedem einzelnen nachher gesagt, dass er ihm dies nie verzeihen wird, und er wird ihre Karriere blockieren usw. Er versucht, grad. Studenten gegen ihren Willen dazu zu bringen, ihn als chairman für Doktorkomitee zu nehmen; er wollte auch David dazu bringen, ihn anstatt mich zu nehmen. – Er sagt, dass er einer der Hauptorganisatoren ist für das teach in an UCLA am 12. November; er sagt, ein Rundbrief wird jetzt an die ganze faculty geschickt.) – Purtills Gesuch an ACLS gelesen (und Notizen gemacht).
Weiter an Purtill (Tippen angefangen). – Nachmittags 4-5¾Tintner hier (er war im Sommer in Indien; vor einigen Monaten hat seine Sekretärin mir sein ms für Enz. Geschickt. Inzwischen habe ich es gelesen. Ich sage ihm comments; besonders: Es ist oft zu schwierig; er muss viele Erklärungen einfügen, lieber kleinere Sachen fortlassen. Er ist dankbar für meine comments. Ich sage ihm, wenn es nötig ist, soll er ruhig noch einige Monate später abliefern.) 🕮– Abends Erika zu Halloween Tanz.
Letzte Änderungen in ch. 30 gemacht, und an Gardner geschrieben. – Gutachten über Purtill für ACLS geschrieben. – (Hanneli geht abends zum großen Halloween Ball im großen Ballsaal der Studenten Union auf dem campus, allein; aber sie hat viel Spaß dabei.)
Umarbeitung von Londoner Vortrag (gestern angefangen). (Ich merke, dass ich doch viele Änderungen machen muss.)
XI / 1965 Weiter am Londoner Vortrag. – 1h zum Labor Dr. Grumer (im selben Gebäude wie Dr. Rimer und Dr. Piper. Auf Dr. Rimers Anweisung hinterlege ich eine Urinprobe; sie sollen eine Kultur machen, um zu sehen, ob und welche Bakterien da sind, weil Dr. Rimer in meiner Urinprobe rote und weiße Blutkörperchen gefunden hatte, was eine Infektion anzeigt.) – Nachmittags angefangen, das NSF Gesuch von Rudner59Richard S. Rudner (1921-1979) zu studieren (ich habe das Gefühl, dass ich schon mal ein Gesuch von ihm früher begutachtet habe, aber ich kann mein früheres Gutachten nicht finden, und merkwürdigerweise sind auch alle k-Karten mit einer Ausnahme nicht in der Kartei.)
Weiter an Rudner (er scheint ganz intelligent und gescheit, ist aber sehr an Goodman gebunden. Ich lese noch allerhand von ihm und mache dann Notizen für Gutachten.) – 1 ½ zu Dr. Brann (er arbeitet 40 Minuten an 2 (oder vielleicht 3?) Silberfüllungen.) Nachmittags GesuchNSF Gesuch von Robert Barrett angefangen. – Abends, während ich am Schreibtisch sitze, telefoniert Richard Montague eine ganze Stunde. 🕮 Er beklagt sich bitter über Don Kalish. Der hat mir neulich telefonisch gesagt, dass Richard mehrere jüngere Kollegen, die gegen ihn im department meeting gestimmt hatten, bedroht habe‚ er werde es ihnen heimzahlen; und nun habe Kalish die full Professoren, ausser Yost und Moody, die dies Semester nicht aktiv sind, aber in LA sind, zu einer Sitzung zusammengerufen, und sie haben beschlossen, einen Brief an Dean usw. zu schicken, damit es auf record ist, dass Montague emotional unstetig ist, sodass spätere Schritte, die er gegen Kollegen machen könnte, vorgebeugt werden. Er gibt zu, dass er oft Zornausbrüche hat in meetings. Aber er habe nie gegen andere eine Ungerechtigkeit begangen. Er glaubte, dass das Ganze eine unbewusste Rache von Kalish ist, weil er Montagues Überlegenheit erkennt. Ich sage ihm, das glaube ich auf keinen Fall. Kalish hat mir Andeutungen gemacht, er wollte verhindern, dass die jüngeren Kollegen sich Sorgen machen würden, ob ihre Karriere gefährdet würde, wenn sie gegen Montague stimmen. – Er wird nächstes Semester nach Amsterdam gehen, als visiting professor. Ich frage, ob erqOriginal es nicht vielleicht für ihn., wenn er wirklich fürchtet, dass man es ihm hier unmöglich machen wolle, nicht lieber fortgehen wollte. Er sagt, Amsterdam habe ihm ein Angebot gemacht, und Berkeley würde ihn sicher auch nehmen. Aber hier habe er doch ein Haus gekauft, und nun seien seine Eltern hierher gezogen, um nahe bei ihm zu sein; sein Vater sei schon nahe an 80, und die könnten nicht nochmal umziehen. Außerdem sei es eine Demütigung für ihn, wenn man ihn hinausdrängen würde. Ich sage, es ist gut, dass er ein Semester woanders ist; da kann er sich die Dinge ruhig überlegen; solche Dinge wie Prestige oder „Demütigung“ sind unwesentlich; wesentlich ist, dass man so lebt, wie es für einen selbst 🕮 Befriedigung gibt. Er entschuldigt sich, dass er mir so viel Zeit genommen habe; ich sage, es war gut für ihn, sich auszusprechen, er könne auch immer anrufen oder herkommen, wenn er es brauche. – Vorher sage ich mal, ob er nicht zu einem Analytiker gehen wolle; mir habe das sehr geholfen; er sagt aber, er habe es in Berkeley eine Zeit lang getan, aber es helfe doch nicht auf die Dauer.)
Den ganzen Tag noch für NSF Gutachten; nachmittags tippe ich sie und bringe sie zum Briefkasten. –
Endlich angefangen Umarbeitung von Londoner Vortrag „Induktive Logik und induktive Intuition“ für Druck. (Ganzen Tag daran.) (Hanneli ist ganzen Tag aus für Einkäufe, einiges für Erikas Geburtstag, und hauptsächlich ein zusammenklappbares Bett, bei Sears gekauft. Kaum ist sie wieder zu Hause, muss sie absausen zur Elternversammlung in der Schule, ohne erst zu Abend zu essen!)
Weiter am Londoner ms (basiert auf ein gutes Transkript vom tape recorder), ganzen Tag, auch noch abends bis 9 ½. –Erikas Geburtstag. (Ich schenke ihr Inas silbernes Armband aus Mexiko, und eine mexikanische Halskette aus bunten Beeren; Werner hat ihr Bücher geschickt, mit englischen und deutschen Seiten gegenüber. Nachmittags hat sie Dory hier. Es ist erfreulich, wie leicht und geläufig Erika mit Dory Englisch spricht.) 🕮
Ganzen Tag an London ms. (10-1 Mrs. Sobel ist hier und tippt ca. 2⁄3 des ms ab.) Spät nachmittags und abends schreibe ich noch einige Seiten darüber, wie die Intuition des Richtigen, Sütterlin m und \(C\)-Werte bestimmter Arten, usw; aber das wird etwas zu technisch, und Ausarbeitung würde zu lange nehmen; so nehme ich es nicht in den London Aufsatz, sondern hebe es auf für Artikel 1 in der Series.)
Am London ms, ganzen Tag. (Eine zusätzliche Seite am Ende getippt, Brief an Lakatos getippt. Nachmittags bringt Dr. Sobel den von seiner Frau getippten Rest des ms; und ich sehe das durch und korrigiere; viermal hat sie eine Reihe von Wörtern weggelassen. Trotzdem kann ich das Ganze doch in Umschlag und allem fertig machen.) – Mit Hanneli zu Dr. Kulka. (7 ½ anstatt 7, bis 9 ½. Herr und Frau Schaefer sind da; sie erzählt, dass der Sohn im Mai nicht zur Diskussion in Ann Arbor kommen konnte, weil er bei der Hochzeit eines Freundes war. Inzwischen ist er selbst verheiratet, 22 Jahre, seine Frau 23, sie studiert Psychologie. Er hat 4 prelim fertig, muss noch zwei machen. Es geht ihm gut; er ist immer noch sehr enthusiastisch in der Philosophie, muss als TA jetzt 4 Stunden wöchentlich unterrichten, und liebt das.) – Der Vater Schaefer hat in Italien Film gemacht, von verschiedenen Gegenden und daraus einen Film gemacht, und selbst dazu auf Tonband gesprochen; ein junger Komponist macht jetzt Musik dazu. –Prof. Leo60Leo Kuper - Wikipedia Leo Kuper (1908-1994); vgl. (Soziologe) und Hilda Kuper61Hilda Kuper , geb. Beemer (1911-1992); vgl. Hilda Kuper – Wikipedia (K) aus Südafrika, jetzt beide an UCLA. Sie sind vor einigen Jahren aus Südafrika fortgegangen, weil sie das Regime unerträglich fanden. Diesen Sommer waren sie 3 Tage dort, 🕮 bei Verwandten, ohne sich öffentlich zu zeigen. Sie sind liberal, scheinen auch Dr. Kulka zuzustimmen, als sie gegen den Vietnamkrieg spricht. Sie machen netten Eindruck.rUnterstreichung unter dem Satz getilgt.– Das Gespräch ist meist über LSD; Dr. Kulka sagt, viele junge Leute nehmen das heute, das ist sehr gefährlich. Sie hat selber zwei schlimme Fälle erlebt; einer wurde geisteskrank, einer beging Selbstmord. Schließlich erzähle ich von Gesprächen mit Huxley, Cholden, Abe; dass ich es auch wollte, aber Ina sehr entschieden dagegen war. Dass Abe es nahm.) – Abends mit Hanneli am TV (Lomax über LSD; ein sehr gescheiter junger Mann, früherer Harvard Professor, anscheinend herausgeworfen, der sehr dafür ist, dass junge Menschen es nehmen, um aus ihrem starren Ego herauszukommen; ein vorsichtiger Doktor, der solche Sachen nicht ganz ablehnt, aber sagt, man solle warten, bis genauer bekannt ist, unter welchen Umständen Gefahr besteht, er macht jetzt Forschung darüber; Steve Allen62https://en.wikipedia.org/wiki/Steve_Allen, der es erlebt hat und es auch ein ganz besonders eindrucksvolles Erlebnis nennt; bis nach 12h!)
Endlich Brief und ms an Lakatos abgeschickt. – Nach Lesen von Savage und Jeffrey mache ich Korrekturen an AS§ 9, (um de Finetti seine gebührende Kritik zu geben).
Im neuen Buch Raiffa-Schlaifer63Vielleicht https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1002/bs.3830070108 gelesen. –
Im neuen Buch Raiffa-Schlaifer gelesen.– Briefe getippt.
Brief an NSF aufgesetzt. – (Hanneli und Erika gehen den ganzen Tag einkaufen.) 🕮\Teach-in\
Brief an NSF getippt (für Reiseauslagen). – (Heute ist dasTeach-in auf dem UCLA-campus, im Ballsaal der Student Union, von Mittag bis Mitternacht.)64https://leonletwin.wordpress.com/1965/11/12/1965-11-12-vietnam-teach-in-ucla/–Vater Schoenman telefoniert (er wird zum T.-in kommen und eine Botschaft von Russell vorlesen, gerade nach Sweezy, wo ich eh dort sein will. Russell hat mit ihm telefoniert; er hat ihm vom Teach-in gesagt; da hat Russell nach mir gefragt. – Nach 5h; Hanneli und ich holen Dr. Kulka ab, zum Teach-In (im Grand Ballroom der Student Union, ein riesiges großes Gebäude. Die Zuhörerschaft wechselt immerzu, man kann leicht Platz finden. Wir sitzen in der 4ten Reihe. Eine Zeitlang sitzt Kalish neben uns, aber da ist keine Gelegenheit, miteinander zu sprechen. Von hinter mir begrüßt mich jemand; ich wende mich um, und obwohl sein Gesicht mir ganz nahe ist, kann ich ihn nicht erkennen; es ist Dr. Mott; später ist er verschwunden. – Wir hören nur 3 Sprecher. Zuerst Phil Kerby (Herausgeber von Frontier, Kommentator an KPFK. Er redet geschickt und witzig; macht sich lustig über die „Spezialisten“ die vorgeben, allein die „Fakten“ zu erkennen. 15 Min.) Dann 45 Min. Paul Sweezy, Mitherausgeber von MR; weißhaariger guter Kopf. Er spricht nicht lebhaft, manchmal langsam; aber er geht den Sachen auf den Grund. Seine Hauptpunkte: Vor 400 Jahren gab es keine „unterentwickelten“ Länder; die Not und Armut ist erst durch die koloniale Ausbeutung gekommen, 🕮 besonders die Kapitalisten; aber auch vorher schon, Unterwerfung durch die Macht der Feuerwaffen. Diese Entwicklung geht immer weiter. Unsere vermeintlich „großzügige foreign aid“ ist in Wirklichkeit 80 % militärische, nur 20 % ökonomische, und die letztere geht größtenteils in die unrechten Hände. Militärisch kann Amerika natürlich Vietnam unterjochen, aber nicht die ganze Erde; die Überbevölkerung wird bald Hungersnot in großem Umfang bringen; und dann werden die Völker nicht mehr die Ausbeutung dulden. – Er spricht klar, und ich habe wieder den Eindruck, dass die Marxisten eine große Überlegenheit haben dadurch, dass sie einsichtig erklären können.) – Dazwischen: Schoenman liest Russell’s message vor. Russell sagt auch, dass gar keine Möglichkeit ist, President Johnson und seine Leute zu überzeugen; die können nicht heraus aus der Rolle, die sie angenommen haben. (Das scheint mir vielleicht ein Einfluss von Ralph Schoenman in Richtung auf marxistische Ideen.) Schließlich hören wir noch kurz St. Sheinbaum (vom Santa Barbara Center, Ökonom, war consultant beim Diem regime. Er sieht klarer als die Regierungsleute; aber er hat nicht die Einsicht der Ursachen, wie die Marxisten.) – Wir fahren nach Hause; schnelles Abendessen, Dr. Kulka (dann fährt sie mit Hanneli zu dem psychologischen meeting, wo Lomax auch spricht.) 🕮
Nach dem Frühstück mache ich für Hanneli und Erika mein privates teach-in: Ich erkläre die geschichtliche Entwicklung in Vietnam. – Für Basic Books (Liste von Zeitschriften für reviews, usw.). (Hanneli und Erika fahren in die Stadt; kaufen Kleider in einem Negergeschäft, und besuchen deutsche Buchhandlung, für Material für Erikas Schule.)
Für Basic Books (Teil vom Fragebogen, Brief). – Langen Brief an Gardner über den Fragebogen.
Verschiedenes, und Briefe.
Verschiedenes, und Briefe.
Langes Telefonat mit Zachary. Daraufhin den Vertrag von Meiner unterschrieben und an Meiner zurückgeschickt.
Versuch über Primzahlverteilung (das bekannte Theorem mit N gibt er gar keine brauchbare Approximation). – Entwurf für Preface von Physikbuch geschrieben. – (Nachts Säure im Magen und Magenschmerzen.)
Wegen Magen: Diät gehalten (nach Hannelis Methode: zum Frühstück: geschälter Apfel, Dörrpflaumen und gequetschte Banane mit Milch. Mittags Kartoffelbrei mit etwas Erbsen, ein wenig Salat.) – Mit Hanneli zu Bullock (Polstersessel gekauft, charge all eingerichtet. Anzahlung 60 $ gemacht.) – Am Preface.– (Abends telefoniert Appartementreservation in La Jolla.) – (Abends Apfel und Banane; Mitternacht Milch und Kamillentee; gut geschlafen.)
Preface (englisch geschrieben nach Stenographie.) 🕮–3 Möbel kommen an (Schreibtisch für Erika, große Kommode, und aufgestellt ein Büchergestell); sie stellen es mit großer Freude auf und richten ihre Sachen ein. (Ich nehme das Drehgestell zu mir ins study.) – (Nachts Magenbeschwerden, nicht gut geschlafen.)
1-3 bei Mia und Wim (zum ersten Mal seit sehr langer Zeit. Wir sitzen zunächst draußen in der Sonne; über unseren Reiseplan nach San Diego. Über Meyerhoffs tragischen Tod65Meyerhoff ist am 20.11.1965 an den Folgen eines Verkehrsunfalls gestorben; vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Meyerhoff. Über Deutschland, Stuttgart. Ich berichte von Erikas guten Noten in der Schule.) – Langen Brief geschrieben an Mary Meyerhoff (zum plötzlichen Tod von Hans in Auto accident). (Nachts immer noch ein wenig Magenschmerzen.)
An Preface für Physikbuch. (Englischen Text fertig gemacht für Abtippen.) – Nachmittags kommt Yvonne auf einmal. (Sie sagt Erika, ob sie mich sprechen kann; während Erika mich fragt, bleibt Yvonne draußen stehen und macht die Wohnungstür zu! Ich begrüße sie freundlich, und wir setzen uns an den Glastisch; ich drehe die Lampe so, dass sie nicht in ihr Gesicht scheint; aber, da keine Deckenlampe da ist, ist ihr Gesicht für mich völlig unsichtbar. Sie fragt, ob sie wohl zu Meyerhoffs Begräbnis mit mir gehen könnte; ich sage, dass Kalish mir gesagt hat, dass die Familie nur die nächsten Freunde wünscht, also nicht das ganze department, und dass ich nicht hingehe. Sie möchte gern hingehen, um damit gutzumachen und Gottes Vergebung zu bekommen, dass sie keine religiöse Feier für Richard gemacht hat, der selbst unreligiös war. Ich sage, sie braucht gar keine Vergebung, sie hat ganz recht gehandelt. Sie sagt, 🕮 sie hat jetzt 16 Monate „work of mourning“ getan, mit Hilfe eines Psychiaters; sie hat vieles aus ihrer Kindheit herausgeholt, und sieht jetzt manches in klarerem Licht. Sie ist Ina sehr dankbar, dass sie ihr schon vieles klar gemacht hat über sich selbst, z. B. ihr manisch-depressives Schwanken. Sie hat Maggie Helmer und Monika im Markt getroffen, und auch mit Monika allein gesprochen und sie über die französische Schule gefragt; Monika hat gesagt, sie hasst die Schule, sie kann den Lehrer nicht verstehen, und auch nicht die anderen Kinder, und sei böse auf das Ganze. Dann erzählt sie, sie habe auch einen ähnlichen Fehler mit Steffi gemacht, nämlich sie zur Großmutter geschickt für 3 Monate; dort ist sie mit Libradas Adoptivkind Julla in die Dorfschule gegangen; sie verstand auch gar nichts, und die anderen Kinder wollten nicht mit ihr spielen; nur mit Julla und Librada konnte sie sich gut verstehen. Zum Schluß, schon außerhalb der Tür, bricht sie in Tränen aus: Helmers wollten nichts mehr von ihr wissen, und nun auch ich nicht, wir hätten uns um sie nur gekümmert, um Richards Hilfe zu bekommen (in Wirklichkeit kannten wir den zuerst überhaupt nicht, und später akzeptierten wir ihn um Yvonnes willen; das sage ich dann auch). Sie wäre ganz verloren. Vorher hat sie mir schon gesagt, dass sie jetzt gute Zuflucht gefunden hat in der Presbyterkirche; sie hat da ein Amt dafür mit den Studenten auf dem Campus, und geht immer zur Kirche und ist da sehr tätig. Sie klagt auch, dass sie so oft angerufen habe und keine Antwort bekomme! Hanneli kommt zurück, und es wird ausgemacht dass wir uns Anfang Februar sehen wollen; bis dahin sei sie zu sehr 🕮 gebunden durch term papers, examination usw. – Vorher mal sagt sie, ich hätte von den vielen Sachen, die ich ihr von Ina gegeben habe, wünschte ich vielleicht einige zurück für Hanneli. Ich lehne das ab und sage, ich freue mich, dass sie sie hat, zur Erinnerung an Ina.) – Abends angefangen Tippen von Preface. (Die Nacht ist gut; keine Säurebeschwerden oder Schmerzen; gut geschlafen.)
Preface weiter getippt. (Haarschneider und pharmacy.) – Nachmittags zum Vortrag von Tarski („Was sind die logischen notions?“; Antwort: die Invarianten in Bezug auf jede Transformation. Dies zeigt er im Typensystem. Ich spreche nicht in der öffentlichen Diskussion; nachher frage ich ihn, wieso er auch über „Eigenschaften“ spricht, nicht nur über Klassen? Er sagt, er wollte damit andeuten, dass diese Überlegungen sehr allgemeiner Natur sind, und wohl auch auf intensionale Begriffe angewendet werden können. Ich sage, ich habe die „Quasi-Intension“ eingeführt, die David dann auch benutzt hat; ich habe sie extensional definiert: Eine Eigenschaft von Individuen ist eine Zuordnung von Klassen zu den Modellen. Das scheint er noch nicht zu kennen. (Morgen trägt er vor über: „Wie beweist man, dass eine Theorie nicht entscheidbar ist?“, aber da kann ich nicht hingehen, weil wir übermorgen abreisen wollen.) –Champawat fährt mich nach Hause; ich begrüße auch Söderström. – (Nachts kann ich lange nicht schlafen, nehme zusätzlich ½ Noludar; vielleicht durch das Lesen über die blutigen Kämpfe in Vietnam in der neuen Newsweek.) 🕮
Preface fertig getippt. – [12 Trauerfeier für Meyerhoffs auf dem campus; Mia war dort; ich bitte Kalish, den Kollegen zu sagen, dass es mich zu stark bewegt wegen der Ähnlichkeit zu meinem Schicksal voriges Jahr.] – Abends große Party hier:2 Neger (Holifield und Mrs. C. Gibson berichten über ihre Selbst-Hilfe Organisation. Außerdem sind hier: Mia, Wim, Helmers, Jokls, Dr. Kulka und Freund Dr. (?) Pollith (Chemieingenieur, war 1931 in Wien), Mrs. Hast, George und Myra Brown. Mrs. G. berichtet über eine inkooperierte Organisation für Selbsthilfe; sie wollen Geld aufbauen und H. über eine , kommerzielle Organisation. Die Grundidee ist, die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, indem sie selbst Shopping Centers aufbauen, mit großen grocery Läden und anderen Läden; teilweise durch Kapital, das die Neger selbst beisteuern, und, wenn es einmal besteht, auch durch Anleihen von Banken oder Regierungsstellen; ferner überlegen sie: Ausbildungsmöglichkeiten und dergleichen. Sie sagen, durch die Dinge, die sie bisher eingerichtet haben, ist schon eine größere positive Stimmung von Selbstvertrauen unter den Negern entstanden; sie möchten, dass auch andere sich zusammentun und bei ihnen kaufen, wie Hanneli es schon getan hat. (Sie hat neulich 3 Möbel für Erika und allerhand Kleidung für beide dort in Negergeschäften gekauft; dabei hat sie sich mit den managers oder Besitzern unterhalten, wie die Geschäfte gehen usw., und die haben ihr erzählt, von Cooperatives und ähnlichen Organisationen und sie zu den Führern gewiesen; da ist sie zu denen gegangen und hat sich alles 🕮 erklären lassen, aber ohne viel zu verstehen. Dann hat sie diese Party gemacht, um andere interessierte Menschen zu informieren. Ich war zuerst etwas skeptisch, ob die wirklich so interessiert sein würden, aber es zeigte sich, dass sie es waren. Da waren viele Fragen und Besprechung. Hanneli hatte wunderbares buffet dinner hergerichtet, und auch Alkohol; und später machte sie nochmal eine Pause, sodass alle nochmal was bekommen konnten; dabei war Erika sehr nett und geschickt, ging immer herum und bot Sachen an. Ich frage auch mal, ob H. uns mehr konkret sagen könne, wie wir helfen könnten, vielleicht durch Anteile kaufen oder wie? H. antwortet, das Wichtigere sei der Kontakt und die Kommunikation, dass sie sehr froh seien, hier menschlichen Kontakt und Interesse gefunden zu haben, vielleicht könnten sie auch von einigen, die Experten in irgendetwas sind, Beratung bekommen in ihren Plänen. Schließlich fragte Hanneli, ob vielleicht Zeit sei, zu beendigen, aber H. war so angetan und froh, dass er sich gar nicht trennen konnte, sondern unaufhörlich weiter noch sprach (ähnlich auch am nächsten Tag telefonisch, wo er sich bei uns bedankte.)) Gegen 11 gingen sie; und wir vergaßen ganz, die überreichlichen Reste an andere zu verschenken, weil wir morgen auf die Fahrt gegen wollen. – 1 ½ Noludar, trotzdem lange nicht geschlafen.
Erika hat 4 freie Tage. (Wir hatten geplant, nach San Diego zu fahren und ich hatte telefonisch reserviert im Cove Hotel, La Jolla, obwohl die ganzen Tage heftige Regengüsse waren, mit Überschwemmungen 🕮 und einem Erdrutsch am Ozean. Heute scheint die Sonne, aber die Wettervorhersage: starke Schauer heute, aber morgen Aufklarung. Wir wollen lieber nicht in heftige Schauer auf dem freeway kommen, und sagen ab. Hanneli hat stark gearbeitet gestern (und ihre Tage sind vermutlich nahe). – Gekramt. – Mittags endlich mal wieder etwas längeren Spaziergang mit Hanneli gemacht. Ich habe ihr gute Komplimente gemacht über die Party, die ganze Idee, und die gute Ausführung; sie selbst ist sehr froh über den guten Erfolg.
Gekramt, geschrieben. – Weiter gelesen in Gardners Buch „Das ambidextrous universe“66Vgl. The Ambidextrous Universe - Wikipedia. – Nachts kann ich nicht schlafen; nochmal Licht gemacht und gelesen 3-4!
Gekramt, gelesen.
Gelesen. 5 ½ – 8 zu Mia. (Netter Abend, mit guten Gesprächen. Wim ist skeptisch über die Unternehmungen der Neger, die sie uns Mi Abend beschrieben haben; er sagt, die sozialistischen Produktionsgenossenschaften in Deutschland waren viel stärker und konnten sich doch nicht halten, weil die großen Firmen sie kaputt gemacht haben durch Unterbietung, z. B. bessere und billigere Fahrräder und dergleichen; Konsumgenossenschaften geht eher, aber auch schwierig. Im Prinzip denkt er, gibt es keine andere Lösung als eine sozialistische Partei, wie ich auch glaube; aber hier ist Schwierigkeit, dass die gelernten weißen Arbeiter einstweilen zu gut verdienen; ferner wird die Automation auch die weißen getrainten Arbeiter in Schwierigkeit bringen, und dann sind die Neger hilflos. – Er sagt, die MR war in den letzten Heften etwas langweilig.) 🕮
Gekramt, gelesen. – Abends langen Brief an Maue geschrieben, mit Weihnachtsscheck 800.
Änderungen in „Preface“ (aufgrund von Hempels Vorschlägen.) – Hanneli und Erika nachmittags ins Negerviertel, Sachen gekauft, und mit Leuten gesprochen; die sagen, dass heute Abend ein großes meeting ist. Hanneli überschlägt nach dem Heimkommen das Abendbrot, und saust wieder zu dem meeting. Gegen 11h kommt siesOriginal zu. zurück; ich stehe mit ihr in der Küche und lasse mir erzählen. Sie ist ganz angetan von der guten Einstellung und positiven Arbeit all der Menschen, und freut sich, dass ich ihr Erlebnis verstehe und mich mitfreue.
XII / 1965Prof. Grant kommt früh und bringt mir die Sachen (für Komitee für merit Gehaltserhöhung für Robinson67https://en.wikipedia.org/wiki/Abraham_Robinson). Da sind ausgezeichnete Gutachten von Church, Kleene, Rosser, und Anders Spi, von hier: Chairman … und Hestenes68Vielleicht Magnus Hestenes: https://en.wikipedia.org/wiki/Magnus_Hestenes. Eine ganze Reihe von Büchern, sehr lange Liste von Aufsätzen; vielleicht die Mehrzahl über Aerodynamik.
Über
12h Prof. Ticho kommt (er holt das Material ab für Montag Komiteesitzung über Robinson). – 4 – 6 ½Prof. Jeremey Stone und Frau hier (Myra sagte mir, dass er sehr wünschte, mich kennenzulernen (siehe K!). Er ist Sohn von I. F. Stone (Wesley). Er ist begabt und vielseitig interessiert, spricht geschwind und geschickt, ohne Pause, sodass sich zuweilen kaum zu Wort kommen kann. Er ist interessiert an Philosophie, Physik (z. B. Reichenbach „Direction der Zeit“), Verifizierbarkeit und vieles andere. 🕮 Er sieht viele Zusammenhänge, aber manchmal etwas unklar. Seine Frau hat englische Sprachen studiert und arbeitet nun mit anderen an einem großen geplanten Wörterbuch, das besser werden soll als der Webster; Am. Heritage Verlag. – Ich erzähle, wie erstaunt ich war, dass in Amerika Telegrafie, Telefon und Eisenbahn in Privathänden sind, und zeigen, wie der consumer darunter leidet; er meint, nein, die Regierung gibt doch acht auf die corporations, sodass immer Wettbewerb ist; ich sage: nicht genug; als er es bezweifelt, sage ich, dass Consumers Union69https://en.wikipedia.org/wiki/Consumer_Reports, die er auch kennt, oft zeigt, z. B. dass drugs unnötig teuer sind. Er sagt: Sozialistischer Plan hat aber auch Gefahren; ich: ja. Ich sage: Ich bin Sozialist wie sein Vater; er meint, der Vater hat wohl nur in einem … Sinne (?). Er sagt, er wird nächstens nach LA kommen und Vortrag halten.)
Vormittags Preface beendet; Tippen angefangen. – 3 – 5 ½ wir drei bei Browns. (Der junge Sohn Jackie ist vielleicht 14, Michel älter. Beide springen in den Schwimmteich; auch Hanneli und Erika. – George hat tRufzeichen vor der Zeile.Katarakt (Trübung der Linse); er wird Operation machen, bei einem Prof. Straatsma an UCLA, der der beste sein soll für gerade diese Operation; vielleicht in Februar; dann kann er 6-8 Wochen nicht unterrichten usw. Vielleicht könnte er für mich ausfindig machen, wer der beste hier ist für glaucoma Operation.) – (Abends geht Erika mit ihrem Freund Jerry zum Schlittschuhlaufen; sein Vater fährt sie hin und holt sie wieder ab; Jerry zahle alles von Geld, das er soeben von Grasmähen verdient hat.) 🕮
Preface fertig getippt und an Gardner geschickt. – Mit Mia telefoniert (sie war bei Morris; sie haben ein großes altes Haus gekauft, O vom campus; sie haben einen 3-jährigen Jungen. Es war sehr nett mit ihnen. Ich sage, dass ich ihn immer gern mochte und schon dachte, ich sollte mal Kontakt mit ihnen aufnehmen. Sie haben ihr erzählt, dass Myra Meyerhoff mit ihnen besonders nahe befreundet ist, sie wohnte die ersten Tage bei ihnen; sie sagte, mein Brief habe ihr sehr wohl getan, es sei der beste Brief, den sie bekommen habe, er habe ihr gerade das gesagt, was sie nötig hatte.) – Ich lese mal wieder in Gardners Buch über Symmetrie. (Es ist sehr interessant und fesselnd.)
10 Komiteesitzung bei Prof. Ticho, Physik (dort ist auch der alte Prof. Grant70vermutlich Cliff Grant (1902-1995); vgl. J. A. C. Grant (universityofcalifornia.edu) (Politik) und der junge Prof. Mac Millan71Es könnte sich um William McMillan (1919-2002) handeln; vgl. William George McMillan, Jr. (universityofcalifornia.edu) (Chemie); Hestenes ist nicht da, und so bin ich der einzige Fachmann für mathematische Logik. Prof. Ticho sagt, das Budget Komitee hat gewünscht, dass ich dabei sei. Ticho fordert mich auf, und ich sage, dass ich den verschiedenen Gutachten von Church, Kleene usw. zustimme: Robinson ist fruchtbar und angesehen, findet neue Lösungen und neue Beweise; eine Schwäche ist: die Formulierungen sind oft nicht ganz sorgfältig und exakt; aber das ist wohl nicht wesentlich, obwohl es für Nicht-Spezialisten das Verständnis erschwert; er ist wohl besser als Lehrer für höhere Stufen, und sie stimmen zu. Sie fragen noch nach Nicht-Standard Modellen für Arithmetik und Analysis; ich erkläre, dass das die Modelle sind, die wenigstens die Elementaraxiome erfüllen; Prof. Grant (?) McMillan (Chemie) fragt: Das ist wohl ähnlich wie nicht-euklidische Geometrie? Ich: Ja; in beiden Fällen wurde viel gewonnen durch das Studium der neuen 🕮 Systeme; Grant: eine generalisation; ich: ja. Die anderen sprechen kürzer und sagen, die Universität soll alles tun, um ihn nicht zu verlieren. Der chairman Ticho sagt, ob wir uns einig sind, dann brauchen wir keine Abstimmung. Er fragt, ob der report wohl ausführlich sein müsse? Ich: Ich glaube nicht, da ja im Komitee und in den Briefen vollständige Einheit herrscht. Ich sage frage, wann ist das Dokument für Unterschrift fertig? Ticho sagt, er will es mir dann bringen; ich mache pro forma Einwendungen, aber er besteht darauf und ich danke ihm sehr.) – Mit Hanneli in das große neue Gebäude der Student Union (wo ich neulich schon zum Teach-in war) in den Students Book Shop (zum ersten Mal in diesem Gebäude, vielleicht sogar überhaupt). Ich freue mich, endlich mal Bücher anschauen zu können; ich sehe die Mathematikbücher an, finde auch Norman’s English; das ist aber doch wohl zu elementar; und nehme lieber stattdessen den großen Band von K und K ferner dictionary; ich kaufe für Erika Th-Bhart, Pocket 50 c., den Thorndike Teacher’s Wordbook haben sie nicht da; und das Ethymologische Wortbuch von Skeat72https://books.google.de/books/about/An_Etymological_Dictionary_of_the_Englis.html?id=l4I3TCuTX-oC&redir_esc=y. Ich freue mich, zu sehen, wie gut ich das lange Herumstehen (über eine Stunde) aushalten kann.)
Telefoniert mit Yessner (er sagt, dass 3000 ist die Grenze für Geschenke, wo keine Erklärung gefordert ist. Ich sage Hanneli, sie soll überlegen, ob sie hier ein Konto einrichten will für das Ganze, oder einiges in stocks lassen.) – (Hanneli geht nachmittags zurcredit union einkaufen, und abends zur credit union. Sie hat heute gefragt, ob ich bereit wäre, Geld 🕮 zu geben für die Selbst-Hilfe. Ich erzähle die Geschichte, dass ich Schlick Vorwurf machte, dass er einem Bettler Geld gab; es sollte besser so ausgegeben werden, dass die Institutionen geändert werden. Ich sage, dass ich bereit wäre, einen kleinen Betrag zu geben, vielleicht 20, aber nicht einen großen. Sie sagt, das sei aber doch jetzt so eine wichtige Sache, dass man ihnen hilft, etwas Positives anzufangen.) – Nachmittags Gardner Buch weiter gelesen.
(Einiges über Hausdorff Paradox (Messfunktion) überlegt.) – Entwurf für Brief an Lutterotti73Vermutlich Markus von Lutterotti: https://de.wikipedia.org/wiki/Markus_von_Lutterotti geschrieben (über Lungen X-ray). –
(Von Gardner kommen die galleys vom ganzen Physikbuch auf einmal!) – 4-7 Prof. Priormit Frau und 16-jähriger Tochter Ann74Ann Prior (1949-2001) hier. (Bis 5 trinken wir Kaffee; sie erzählen, dass sie in England im Sommer ein Boot mieten, auf dem sie schlafen und essen können; damit fahren sie durch lange Kanäle, die teilweise hoch liegen, sodass sie vom Boot auf Dörfer herabsehen können. Erika spricht ganz munter mit. 5-7 gehe ich mit ihm in study. Er erzählt von seiner tense-logic; siehe (k), und Formeln im folder.)
Galleys gelesen. – Ich fange an, in Grünbaums Buch zu lesen (ich habe seit 1963 gewartet, ob er es mir schicken wird; aber jetzt habe ich es mir bestellt. Er kritisiert unnötig stark und endlos lange Reichenbachs „universelle Kräfte“, und ist erstaunt, dass ich und Nagel das aufklärend gefunden haben.) 🕮
(Hanneli und Erika vormittags und bis 4h zum Einkaufen.) – Ich lese weiter Grünbaum. (Manches ist interessant, z. B. über Milne, und über Whiteheads RT). – (Hanneli abends zum Theater: Darstellung aus der Negergeschichte; für 7 war alles ausverkauft, so musste sie also zur 10h Vorstellung gehen, waren aber vorher und nachher noch zusammen. Sie kam erst um 2h nach Hause.)
(Jerry holt Erika ab, er kommt herauf, aber seine Mutter wartet unten im Auto; er ist nett und gewandt, kommt barfuß. Gestern Abend hat Erika über 2 Stunden mit ihm telefoniert! Erika bleibt über Mittag dort. 5h holt Hanneli sie ab.) – Weiter Grünbaum gelesen und überlegt.
Mittags Brief von Gardner (er ist schon beim letzten Lesen der galleys, mit lautem Vorlesen; er legt Brief von B. B. bei, dass sie agonizing, wann sie die galleys bekommen werden; also scheint die von ihm vorgeschlagene dead line vom 15. Januar nicht akzeptiert; dabei habe ich in den letzten Tagen überhaupt keine galleys gelesen; B. B. hatte früher vorgeschlagen; 14. Dezember. Da wir Sonntag 19. für 5 Tage fortfahren wollen, so scheint mir, ich muss unbedingt die galleys vorher fertig machen. Den ganzen Nachmittag fleißig dabei; mir scheint, ich kann es bis Samstag fertig kriegen, vielleicht sogar bis Freitag, dann könnte ich Samstag noch die dringensten Weihnachtsbriefe schreiben, aber manche wichtigen Briefe bleiben einfach liegen!) 6h telefoniert mit Gardner (er sagt auf einmal: Seine dead line von Januar 15 ist angenommen und besteht doch noch! Und zwar für meine Sendung der galleys an ihn. Er sagt, er hätte den drängenden Brief von B B gar nicht schicken sollen, da er mich so aufgeregt hat. Ich bin erleichtert. Ich rufe Mia an: Wir können nun doch kommen, wenn auch nicht mehr für Abendessen.) 8¼-10¼beiwir drei bei Mia und Wim. 9-10 TV ch 28 „Russells Leben“75The Life and Times of Bertrand Russell, TV movie (1964). 🕮 Interview mit Russell über sein Leben und Tätigkeiten. Dazwischen Rückblicke auf Szenen, Bilder von Persönlichkeiten; und comments über Russell von jetzigen Männern: Julian Huxley, Michael Foot, Ayer und manchen anderen. Auch sein Haus in Wales, und seine Spaziergänge über die Hügel. Das Ganze ist gut gemacht und sehr eindrucksvoll.) – (Mia wird 17.12.-2.1. nach Argentinien fliegen, und mit ihres Bruders Familie zu einem Kurort in die Anden. Sie sagt, dass Raffael Ruiz geheiratet hat und eine nette, aber kleine Wohnung hat , sie weiß nicht, ob es das Haus ist, das damals im Bau war; er scheint immer mit ihnen Kontakt zu halten, wenn er nach Mexiko kommt.)
(Hanneli ganzen Tag zum SO; abends meeting der credit union.) Das neue Gesundheitsbuch studiert, besonders über emphysema. Dann (aufgrund des dadurch gewonnenen etwas über deutlicheren Bildes) langen Brief an Dr. Lutterotti, Freiburg geschrieben.
(Mrs. Mercer hier.) Brief an Agnes geschrieben. – Herumtelefoniert über portable TV (das haben wir vorgestern bei Mia gesehen, 19”, auf einem Tisch mit Rädern, leicht herumzuschieben; das hat uns gut gefallen. – Olaf weiß nicht viel Rat; die bekanntesten grossen Firmen sind: Zenith, RCA, Gen. El. – Ich frage Mia, die ruft Frankie herbei, der mit ihr nach S Am fliegen wird. Er sagt, wenn jemand wie ich große Filme sehen will, so ist ja doch die Farbe eine wesentliche Erhöhung des Genusses; er war kürzlich in San Franc. 🕮 in einem department store, wo sie einen eigenen TV Raum hatten, da saß er lange allein, schaute ein Farb TV an, schaltete die anderen herunter, und genoss es für eine Stunde; die Farben sind jetzt weit besser als früher. Der Nachteil für uns würde aber sein, dass Farb TV nach Verschiebung des Apparates in ein anderes Zimmer, immer de werden muss, entmagnetisiert, entweder mit einer Spule per Hand, oder automatisch im Apparat. Ferner sagt er, dass für einen älteren Schwarz-Weiß-Apparat sehr wenig trade-in gegeben wird, weil niemand die mehr haben will.)
Vormittags kommt ein Telefonmann. (Zufällig. Ich frage, was eine zusätzlich extension kostet, weil Erika gern eine hätte; 1.– monatlich; und Installation? Gewöhnlich 5‚-, aber wenn er jetzt den Auftrag gibt, nichts! Daraufhin entschließe ich mich gleich, und bestelle weißen Apparat.) – Weihnachtsbriefe.
Weihnachtsbriefe. – Vormittags wird weißes Telefon im Zimmer von Erika und Hanneli installiert; als sie nach Hause kommt, findet sie es und schreit vor Vergnügen, sie kommt herübergerannt und fällt mir um den Hals. – Brief von Maue: Sie wird Weihnachten wieder in München sein – (schnell noch Brief an sie erweitert, und zu dem an Gittli Zusatz gemacht.)
Reisevorbereitungen, Überlegung der Fahrtroute, Sachen gepackt. (Diesmal alles rechtzeitig getan, sodass wir alle rechtzeitig ins Bett kommen.)
(Die beiden stehen früh auf, wecken mich erst um 7, weil ich auf Hannelis dringenden Wunsch schon am Vorabend rasiert habe; aber morgens bedauere 🕮\nach San Diego\ ich, dass ich nachgegeben habe; ich muss mehr als ½ Stunde warten, nachdem ich alles fertig gepackt habe, allerdings Hanneli packt meinen Koffer. Sie hatten vorgeschlagen: Abfahrt 7:30! Ich hatte Gegenvorschlag: 8 ½.) Abfahrt 9:20 ( auf Hannelis Vorschlag nehmen wir nicht San Diego Freeway, weil da oft unterbrochen wird, sondern von diesem auf Sta. Mon. Fway Ost, und dann auf No 5 (zugleich 101); das ist dann schon die richtige Nummer bis San Diego. Aber lang immer noch durch sozusagen Vororte von LA, vorbei an Disneyland nahe bei Star Ave; dann Zitrusfruchtplantagen. Schließlich etwas hügelig, schließlich bei San Juan Capistrano, schöne, an Hügelhängen gelegene kleine Häuser, zum Ozean. Dann hört der Fw bald auf, oder richtiger: hat 2 mal AbbrecherUmleitungen?. Nette Örtchen am Meer.) Schließlich nach La Jolla.OSan DiegoL. J. Cove Motel (1156 Coast Blvd, Tel (714) 459-2621; Ankunft 12:20, 3 Stunden Fahrt. Ich hatte schon im November hier reserviert für Thanksg. Wochenende, dann aber abgesagt wegen Regen; jetzt wieder reserviert für 4 Nächte; kitchenette appartment: Wohnzimmer mit Balkon zum Ozean hinaus, der ganz nahe ist, mit TV, kitchenette mit refrigerator; ein Schlafzimmer mit 2 Betten für die beiden, mit Badezimmer, mein Schlafzimmer mit Dusche und Toilette, mit extra Eingang von der hinteren Galerie, aber auch Türe zu dem anderen Schlafzimmer; 🕮\in San Diego\ pro Tag 19.50; das scheint ganz preiswert für die schöne Lage und gute Ausstattung, und ruhige Lage. Allerdings ist es weit entfernt von den Hauptsehenswürdigkeiten: San Diego Bay, Point Loma, Zoo; man muss dafür immer durch die Stadt S. D. fahren; mit 3 Fw’s (oder „Highways“). – Wir essen zu Hause. Dann eine Stunde Ruhe. Dann nachmittags Ausfahrt: zur Mission Bay, die wir auf 2 Brücken kreuzen. Zur SeaWorld (da ist aber schon geschlossen, weil es um 5 schon dunkel ist. Nur etwas herumgefahren und dann zum Motel zurück. Spaziergang am Meer entlang, schön (im Dunkeln).
Zum Zoo (der größte der Welt. Sehr schön eingerichtet. Wir fahren in einem offenen elektrischen bus herum; der Führer erklärt alles (aber schlechte Akustik). Man sieht die meisten Tiere ohne Käfig, meist nur durch Wassergraben abgetrennt. Vormittags auch noch: in den Children’s Zoo, wo viele Tiere sich von Kindern petten lassen. Ein Babyelefant. Mittagessen im Restaurant. 1h im Auto gelegen und ausgeruht. Dann, nach Kaffeetrinken, gehen wir spazieren herum, sehen manches Interessante noch mal in Muße; Elefanten, die Erika füttert in den Rüssel; Kamele, Lamas, Bären, usw. (Bei Rückfahrt versäumen wir den letzten exit in der Stadt, fahren dann eine sehr lange Strecke ohne exit nach N, und fahren wieder hinaus wie vorgestern, bei L. J. Ave. (unterwegs Luftmatratze gekauft; 6h zu Hause.)) 🕮\in San Diego\
Ausflug nach Mexiko. (Gestern Abend haben wir es geplant, und da habe ich zu meinem Ärger gesehen, dass das Club Tourbuch von Kalifornien nicht mehr, wie früher, einen Abschnitt über Mex. enthält! Und ich ich habe das Tourbuch für Mexiko von unserer Reise 1963 nicht mitgenommen! Und als ich heute früh den Autoclub hier in S. D. anrief, antwortete nur eine Schallplatte, dass sie erst um 10 öffnen. Die Frau im office hier gibt mir ein Büchlein über S. D., das einige Seiten über Mexiko enthält, und dabei eine winzige Karte, die aber bis Ensenada geht. –Abfahrt 9:30, durch ganz Diego, dann nur ca 10 Meilen zur Grenze, wo keiner nach Pass oder Papieren fragt. Und gleich dahinter Tijuana 10:40. Wir fahren nicht durch die Stadt, weil man uns gesagt hat, dass die Läden dort alles nur für Touristen enthalten. Wir fahren auf Landstraße östlich an der Stadt vorbei auf Hannelis Wunsch fahren wir nicht nach Ensenada, sondern lieber ins Innere, um den Touristen zu entgehen und richtiger sic Dörfer zu sehen. Anscheinend Wir fahren eine Straße mit Schild Tecate; dann aber haben wir anscheinend unvermerkt bei einer Gabel aus Versehen den rechten Zweig genommen, denn auf einmal finden wir uns wieder nahe am Meer, und fahren nach S, immer hoch über dem Meer, auf und abwärts und mit viel Kurven. Wir sind also doch auf der Straße nach Ensenada. Wir schauen verschiedene größere Läden an, die weit von Orten an der Landstraße sind. Der größte ist Alex Curios, auf der linken Straßenseite. Dort zeigt eine freundliche ältere Frau uns allerhand Sachen. (Hanneli 🕮 wünscht sich besonders 2 große Bettspreads76Englisch für ‚Tagesdecke‘; zuerst frage ich nach Ponchos, aus je zweien dachte sie, könnte sie eine spread nähen; aber die Frau sagt: sie hat ganz große serapes77https://en.wikipedia.org/wiki/Serape, und zeigt uns die größten; Hanneli ist entzückt über die schönen Farbzusammenstellungen in Querstreifen, die durch viele Farbtöne gehen; so kaufen wir zwei. Erika kommt gerannt zu mir mit einem riesigen, einfach naturfarbenem Sombrero, aber die Mama redet es ihr aus, und sie nimmt stattdessen einen kleineren, aber doch noch richtig mexikanisch großen Sombrero mit nettem farbigen Muster am Rand, und sie ist sehr froh darüber und behält ihn die ganze Zeit auf dem Kopf, auch im Auto (1.50). Dann einen Satz von 4 Töpfen (casuelas) in einander, die sollen feuerfest sein, sodass sie vom Herd auf den Tisch gebracht werden können (zusammen nur 1.-, aber sehr nett, mit flachem Stiel als Handgriff) .) Schließlich fahren wir weiter. Die Straße aber führt schließlich vom Meer ab seitlich in ein Tal; ich denke zuerst, auf der anderen Talseite wird die Straße zum Meer zurückgehen. Aber stattdessen führt sie nach O oder SO in die Berge, mit tiefen Schluchten, die Straße oben am Hang, mit vielen Windungen. Zunächst taucht nach einigen Meilen nochmal das Meer auf, vielleicht 10 Meilen weit fort; Hanneli meint, vielleicht sei dies doch die Straße nach Ensenada; aber ich sage, die fährt immer nahe am Meer entlang; nach meinem Kärtchen vermute ich, dass es die Straße nach Guadelupe sein könnte; 🕮\(Mex.) in San Diego\ nach meinem Kärtchen ist das die einzige Straße, die vom Meer seitwärts fort ins Innere geht; sie geht dann weiter nach Tecate, und dann könnten wir von dort nach Tij. zurückfahren. Dann ist Hanneli dafür. Ich habe aber Bedenken; es ist nach 2, und um 5 wird es dunkel; selbst wenn meine Hypothese richtig ist, brauchen wir vielleicht 3 oder 4 Stunden, um über Guadeloupe und Tecate nach Tijuana zu kommen; es ist sicher, einfach auf derselben Straße zurückzufahren. Hanneli sagt, wir wollen Leute fragen; ein Haus ist nahebei, ich sage, dort will ich fragen; aber Hanneli geht hinter unser Auto und winkt einem Auto, das vorbeikommt; ich gehe auch mit, ein Mexikaner sitzt am Steuerrad und gibt uns Auskunft: Diese Straße führt nach Ensenada! Wir vergessen zu fragen, wie weit es noch ist, sondern bedanken uns nur auf spanisch, und er fährt mit Familie weiter. Wir überlegen, dass die Zeit mit Tageslicht nur noch kurz ist und beschließen, umzukehren und auf derselben Straße heimzufahren. Unterwegs steigen wir nochmal aus und schauen aufs Meer; Hanneli und Erika sehen Delphine, die aus einer herunterkommenden Welle herausspringen kurz bevor sie umkippt und schäumt. Der Himmel ist bewölkt, und im Zwielicht sieht Hanneli zu spät einen dip in der Straße, sie ruft „Achtung“ und bremst, aber das ganze Auto bekommt doch einen heftigen Stoß. Ich bin froh, dass sowohl unsere Knochen als auch die Federn des Wagens noch heil zu sein scheinen. Aber für die beiden ist die Hauptsorge: die geliebten Töpfe; wir halten, gehen zurück zum trunk; die Verpackung wird geöffnet, alles scheint heil zu sein. Dann fahren wir weiter. Wir fahren diesmal durch Tijuana; wir wollten auf Hauptpost , um zu fragen, 🕮\in San Diego\ wieviel ein Telefonfernruf an Grete kosten würde; aber es wird schon dunkel, und der Erfolg ist unklar, so geben wir es auf. Im Dunkeln zurück, in die Stadt S. D. hinein und durch die ganze Stadt, mit zweimal „Umsteigen“ auf andere F.w.’s, was diesmal ohne Fehler klappt. 6h im Motel, 3 ½ Stunden Fahrt vom Rückkehrpunkt, wenn die Viertelstunde Pause abgezogen wird. Wir sind alle müde, aber froh mit Eindrücken und netten Sachen, die Hanneli gleich aufbaut zu einem „Weihnachtstisch“.)
Siehe unten Einschubmarkierung (Heute morgen bei der Windmühlenübung plötzlich etwas im Rücken gespürt; ich lege mich aufs Bett und mache mir klar: es war kein richtiger Schmerz, vielleicht etwas Muskelziehen, weil gestern sehr ermüdend, und mehrere Stöße, wenn das Auto in ein Loch geriet. Aber ein bißchen plagt mich doch der Gedanke, ob nicht der eine ganz heftige Stoß gestern etwas an meinem Rücken getan hat. Ich mache mir klar, dass ich seit 11 Jahren keine Rückensache gehabt habe, aber manchmal erschrocken bin, wenn ich etwas „in der heiligen Gegend spürte. – Und ich stehe auf, bewege mich, beuge mich tief vornüber. Es ist alles in Ordnung. Es wäre aber sehr ungünstig, wenn etwas hier geschähe; ich müsste im Auto liegend fahren.
Vormittags am Meer entlang spazieren auf der Coast Blvd. aber zum ersten Mal nach O. (Zweimal sehen wir ein Felsentor durch das die Wellen kommen. Eine Menge Möwen sitzen auf einer Platte niedriger als wir, aber höher als das Meer; alle mit dem Gesicht gegen den lebhaften Wind; auf was warten sie? Warum fliegen sie nicht über den strandenden Wellen, die manchmal Tiere auf den Strand werfen? – Weiterhin eine Menge kleiner Häuser, die auf der anderen, rückwärtigen Seite sicher sehr schönen Blick aufs Meer haben. Es ist kalt und windig, und wir kehren um.) Früh gegessen🕮\in San Diego\– Mittags essen wir vor 12, sodass ich mich noch etwas hinlegen kann. Dann 1h fahren wir zum Hafen, und machen die Rundfahrt auf dem S. D. Bay Excursions Boat, 2 – 4 ½. (Wir fahren nach einer Seite bis in den Ozean hinaus, an der Stadt vorbei mit vielen Schiffereigebäuden und dergleichen, und schließlich die Loma Halbinsel, und am Ende, Loma Point, mit dem alten und neuen Leuchtturm und dem Denkmal von Cabrillo, der von Mexiko aus 1542 diesen Hafen entdeckte. Dann ebenso zurück, aber diesmal näher an der N-Insel. Auf beiden Seiten sehen wir viele Kriegsschiffe liegen, auch einen riesigen modernen Aircraft Carrier, der 400 Millionen gekostet hat und über 1000 Leute an Bord hat. Auch eine Menge Pat. Boote, mehrere „atomic“ (d. h. so angetrieben). Es ist deprimierend, dass ein reiches Land sich einfach beliebig viele solche Instrumente leisten kann wie keine anderen Leute, und dadurch die ganze Welt bedroht und reglementieren kann. – Nachher auch noch nach der anderen Seite ein Stück.) Dann fahren wir, auf meinen Vorschlag, zur Plaza S. D. Viejo (aber die Gebäude sind nicht besonders eindrucksvoll, und die Museen schließen schon um 5.) Daher nach Hause und früh gegessen. Wir sind alle müde.
Ganzen Morgen gepackt. (Wir fahren zuerst zur Prospect Ave, um 2 mexikanische Läden aufzusuchen; gestern abends hat Hanneli mir erklärt, dass sie doch gern den bunten Korb gekauft hätte im Laden am Plaza S. D. Viejo, wo ich sie anscheinend etwas davon abgebracht hatte. 🕮\nach L.A. zurück\ Leider existieren die Läden am Prospect nicht mehr.) – Wir fahren los 12:25 (zuerst überlegten wir, anders als bei der Hinfahrt, von Capistrano ab No 1 am Ozean zu fahren; aber es ist ein großes Stück nicht Fw, und dauert daher länger; daher fahren wir doch denselben Weg zurück. Wir fahren durch ohne jede Pause!) Zu Hause 3:05 Los AngelesOLos Angeles (2h 40 min Fahrt) noch schneller als die Hinfahrt. (120 miles registriert im Auto). – Viele Weihnachtsbriefe.
Sachen gekramt und Post gelesen. – Nachmittags mit Hanneli den Christbaum geschmückt. – 6h Erika kommt zur Bescherung. Zuerst singen wir eine lange Reihe von alten Weihnachtsliedern. – Ich muss zuerst meine Sachen ansehen; einen schönen neuen Schlips mit silber, rot und schwarz (oder dunkelblau); für Hanneli habe ich einen Umschlag mit Scheck, und die mexikanischen Sachen; für Erika: Sombrero, andere mexikanische Sachen … Dann essen wir, und nachher werden die angekommenen Pakete ausgepackt. Werner hat viele Pakete geschickt; dabei auch (mit Schiffspost) 2 schwere Sachen für mich, Keramiken aus Capri; eine viereckige Vase für Blumen oder Bleistifte und einen Aschenbecher. Erika ist sehr glücklich über ihre Sachen; sie reißt die Pakete mit Ungeduld auf, während ich mich scheute, die schönen Schnüren und Einpackpapiere und Schleifen zu zerreißen. Dann lesen wir Briefe vor: von Chacha, von Grete aus Mexiko, von Annemarie, Johannes. 🕮
Briefe vorgelesen. – 3-5 Arthur Benson hier. (Er berichtet, dass er bei einem klinischen Psychologen Therapie genommen hat, 3 mal wöchentlich, je 15 $; aber er hat es jetzt aufgegeben, er könne ihm nicht helfen, weil er zu intellektualistisch argumentierte, anstatt frei loszulegen; er glaube, dass Benson nur immer nur für andere etwas tun könne, aber nicht für sich selbst, besonders die Doktorarbeit. B sagt, er habe ihm einiges geholfen, aber er sei immer noch unfähig, die Thesis zu schreiben. Er hat aber tenure bekommen, sodass er wenigstens nicht mehr um seine Anstellung sorgen muss. Ich erzähle von meiner Analyse, und rate ihm schließlich, Dr. Mott um Rat zu fragen. – Er berichtet, dass er dieses Semester mit 4 Studenten (sie haben dort nur undergrad. Studenten) mein M&N gelesen hat und besprochen hat; ob ich mal zu ihnen kommen könnte? Als er mein bedenkliches Gesicht sieht, sagt er: Vielleicht könnten sie dann hierher kommen, für ¾ Stunde. Ich sage: ruhig für 1 ½ Stunde oder so, aber erst im Januar, wenn ich mit den galleys fertig bin; ich sage: am besten irgendeinen Nachmittag, 3 oder später.
Wieder zurück zu den galleys. – Hanneli und Erika singen, und ich brumme ein bisschen mit.
Den ganzen Tag an galleys (sehr fleißig, 15 galleys heute!) – Abends Gespräch mit Hanneli. (Heini 🕮 hat von der Möglichkeit gesprochen, mal nach Mexiko zu reisen. Wie schön wäre es, wenn Chacha auch käme. Ich erzähle, wie wir damals in Diederichsens großem Haus wohnten, und Chacha den Garten liebte, und viel herumreisen konnte, weil Diederichsens noch wohlhabend waren. Jetzt wäre es ein Problem, ob Heini und Sven es vielleicht finanzieren würden. – Über Erikas Reise nach Deutschland; sie meint, da sind große Probleme. Ich sage, ich habe beobachtet, wie die Stewardess gut für Kinder sorgt, die ohne Eltern reisen, da wäre Erika gut aufgehoben. Hanneli hat aber Sorge, wenn im Gedanken an mein Vermissen des Flugzeuges in Paris. Ich sage ihr, dass ich mir schon überlegt habe, dass ich Werner die Rundreisekarte nach Paris oder London bezahlen würde. Hanneli ist sehr glücklich über die Idee, dass Erika dann nicht plötzlich sich verlassen vorkommen würde. – Hanneli fragt, ob wir vielleicht ein anderes, gebrauchtes Auto kaufen sollten. Ich sage: Ja, vielleicht auch ein neues. Aber das würde sich nur lohnen, wenn sie noch einige Zeit hier bliebe; was schätzt sie so? Sie sagt, sie hatte das Gefühl, dass sie einstweilen auf unbestimmte Zeit hier leben würde; hier ist sie gut versorgt, ohne Sorge um Lebensunterhalt; und sie ist froh, dass ich ihr so ganz Freiheit gebe, ohne immer nachzufragen, warum sie so spät nach Hause komme. Ich sage, das ist doch selbstverständlich, dass ich eine Tochter in ihrem Alter nicht am Gängelband halten will.)
Den ganzen Tag galleys gelesen, bis abends nach 10. – (Hanneli geht den ganzen Tag, von mittags ab, nach SO; abends meeting.) 🕮
Mrs. Mercer ist hier (am Ende schenkt sie uns Gläser!) (Der schöne neue Polsterstuhl kommt an. Wir bestellten ihn vor Wochen bei Bullock, wünschten aber das teuerere Material; es ist gut und sieht auch schön aus, dunkelrot.) –(Beinahe ganzen Tag galleys)Galleys gelesen (aber nur 3; bei denen waren aber schwierige und umständliche Änderungen; ich habe eine ganze Passage getippt.) – Absagebrief an Popkin78Richard H. Popkin (1923-2005); vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_H._Popkin in La Jolla getippt; (er lud mich und andere Emeriti ein, für Konferenz Ende Januar, jeder soll über die Lage der Philosophie sprechen, oder was er selbst heute über seine früheren Ansichten denkt. Das wäre ja ganz interessant; aber ich bin jetzt zu sehr beschäftigt, augenblicklich mit galleys, und danach will ich dringend an die AS Arbeit gehen.)
Ganzen Tag galleys. – (Hanneli fährt vormittags zum Kino Pico und Westwood79http://cinematreasures.org/theaters/1125 und kauft Karten für Erika und Jerry; dann holt sie Jerry in Pac. Pal. ab, mit Erika zusammen, und fährt sie zum Kino, um 1h. Um 3h holt sie sie wieder dort ab, dann sind die beiden noch hier zusammen, und am späten Nachmittag fahren sie Jerry nach Hause.)