69Tagebuch 31. XII. 1964 – 31. XII. 1965 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Fr 6. VIII. 1965

Vormittags mit Chacha spazieren (über den Bach und dann in den Wald hinauf, um in Schatten zu kommen, weil es sehr heiß ist. Aber es ist steil und wird mir bald zu mühsam.) – Nachmittags warm und etwas schwül. Wir bleiben zu Hause und schreiben. – Abends mit Chacha in meinem Zimmer ums Haus herum spazieren und dann in meinem Zimmer. (Sie erzählt aus früheren Zeiten von den Kindern. Ich sage, Annemarie habe mal gesagt, Hanneli sei prüde; stimmt das? Sie meint: ja, etwas; die Erklärung ist nicht leicht; der Broder sei auch prüde gewesen, zuweilen erstaunlich, das liege so in den Norddeutschen; vielleicht auch Einfluss der englischen Fräulein auf Hanneli; als Hanneli in einem Kinderheim auf Föhr war, sei ein Mann durchs Fenster in ihre Kammer eingestiegen, sie habe nicht laut schreien wollen, um die Kinder nicht zu erschrecken; sie habe ihn nur mit 🕮 größter Anstrengung abwehren können, vielleicht sei daraus ein Trauma entstanden; andererseits habe sie starkes sinnliches Bedürfnis, z. B. beim Fasching habe sie es oft bestätigt.) – Später legt Chacha sich auf mein Bett, und nachher lege ich mich auch dazu, weil sie Trost oder Beruhigung braucht, und streichle ihren Kopf. – Wir telefonieren zusammen mit Hanneli und Lini.