69Tagebuch 31. XII. 1964 – 31. XII. 1965 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mi 16. VI. 1965

6 ½ geweckt, 8 ½ Annemarie holt mich im Auto ab, zum Loretto Krankenhaus, an der Mercystr. (nach langem Warten wird X-ray Durchleuchtung der Lunge gemacht, von Prof. Dr. Lutterotti24Markus von Lutterotti (1913-2010), vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Markus_von_Lutterotti, den Carl Max empfohlen hat. Für Vor einigen Jahren ist Chacha bei ihm gewesen.) Dann in die Stadt; endlich Frühstück in einer Konditorei. Dann zum Notar (Unterschriftsbestätigung für mich und Annemarie, für die Bank in Jena.) Dann weitere Besorgungen für Mitbringsel von mir (auf Annettes Wunsch eine Platte von … -Singers, eine Fuge von Bach, mit Singstimmen ohne Worte anstatt der Instrumente. Für Annemarie ein weißes Jäckchen, 50 DM. Ich sage aber, für sie zusammen soll sie ca 150 bekommen; das Übrige will sie dann noch überlegen.) – 12 zurück zum Krankenhaus; sie sagen, der Professor wird erst gegen 1h Zeit haben. Wir fahren die Mercystraße weiter hinauf, vorbei am früheren Ruschehaus, das in einer engen Kurve der Straße liegt, bis oben auf den Lorettoberg. Dort sitzen wir auf einer Bank (mit einem alten Mann, der etwas plaudert.) 1hwieder ins Krankenhaus. (Nach einiger Zeit komme ich zum Professor. Er spricht ruhig und nett, macht guten Eindruck. Als ich sage: Philosophie, fragt er, ob Altertum, Mittelalter oder Neuzeit; ich sage: Grundlagen von Physik und Mathematik; er: die Grundlagen der modernen Physik, das ist doch wirklich das Interessanteste, was es gibt. – Über die Ergebnisse. Er sagt, es ist alles in guter Ordnung; ich frage wegen Vaters Schlaganfällen; er sagt, da ist bei mir keine besondere Gefahr, weil Blutdruck niedrig ist. Er tastet und horcht Lunge und Bauch ab; links unten ist die empfindliche Stelle; auf seine Frage sage ich, dass das schon lange so ist. 🕮 Er schickt mich nachher nochmal zum Labor, um noch eine große Blutprobe zu nehmen, für Cholesterol und anderes. Er sagt, auf meine Frage, ob sie die Ergebnisse bis Fr Mittag fertig haben können: nicht alle, weil einiges für 24 Stunden abstehen muss (sodass es auch nichts hilft, dass ich vorschlage, ob die im Labor abends Überstunden machen könnten, ich sei bereit, dafür zu bezahlen).) – Annemarie fährt mich zurück zur Luisenhöhe, und setzt mich ab, 2h. Mittagessen; und dann Ruhe im Bett. – 6 ½ kommt Annemarie wieder, und 7hFrau Husemann. (Sie ist ganz anders als ich sie mir vorgestellt hatte, nicht streng wissenschaftliches Gesicht, sondern mehr rund und freundlich. Sie ist aus Westfalen; sie habe schon auf der Schule meinen Namen gelesen bei Bavink, den sie selbst kannte, und der im letzten Weltkrieg 3 Kinder verloren habe. Sie und Annemarie erzählen von der Osterreise an die Riviera di Levante und die schönen Wanderungen dort. Ich erzähle ihnen von Hannelieses schneller Anpassung in Amerika und ihrer guten Sorge für Haushalt, und für meine Gesundheit, und jetzt als Reisemarschall.) Später kommt Hanneli an .