69Tagebuch 31. XII. 1964 – 31. XII. 1965 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Di 21. XII. 1965

Ausflug nach Mexiko. (Gestern Abend haben wir es geplant, und da habe ich zu meinem Ärger gesehen, dass das Club Tourbuch von Kalifornien nicht mehr, wie früher, einen Abschnitt über Mex. enthält! Und ich ich habe das Tourbuch für Mexiko von unserer Reise 1963 nicht mitgenommen! Und als ich heute früh den Autoclub hier in S. D. anrief, antwortete nur eine Schallplatte, dass sie erst um 10 öffnen. Die Frau im office hier gibt mir ein Büchlein über S. D., das einige Seiten über Mexiko enthält, und dabei eine winzige Karte, die aber bis Ensenada geht. –Abfahrt 9:30, durch ganz Diego, dann nur ca 10 Meilen zur Grenze, wo keiner nach Pass oder Papieren fragt. Und gleich dahinter Tijuana 10:40. Wir fahren nicht durch die Stadt, weil man uns gesagt hat, dass die Läden dort alles nur für Touristen enthalten. Wir fahren auf Landstraße östlich an der Stadt vorbei auf Hannelis Wunsch fahren wir nicht nach Ensenada, sondern lieber ins Innere, um den Touristen zu entgehen und richtiger sic Dörfer zu sehen. Anscheinend Wir fahren eine Straße mit Schild Tecate; dann aber haben wir anscheinend unvermerkt bei einer Gabel aus Versehen den rechten Zweig genommen, denn auf einmal finden wir uns wieder nahe am Meer, und fahren nach S, immer hoch über dem Meer, auf und abwärts und mit viel Kurven. Wir sind also doch auf der Straße nach Ensenada. Wir schauen verschiedene größere Läden an, die weit von Orten an der Landstraße sind. Der größte ist Alex Curios, auf der linken Straßenseite. Dort zeigt eine freundliche ältere Frau uns allerhand Sachen. (Hanneli 🕮 wünscht sich besonders 2 große Bettspreads76Englisch für ‚Tagesdecke‘; zuerst frage ich nach Ponchos, aus je zweien dachte sie, könnte sie eine spread nähen; aber die Frau sagt: sie hat ganz große serapes77https://en.wikipedia.org/wiki/Serape, und zeigt uns die größten; Hanneli ist entzückt über die schönen Farbzusammenstellungen in Querstreifen, die durch viele Farbtöne gehen; so kaufen wir zwei. Erika kommt gerannt zu mir mit einem riesigen, einfach naturfarbenem Sombrero, aber die Mama redet es ihr aus, und sie nimmt stattdessen einen kleineren, aber doch noch richtig mexikanisch großen Sombrero mit nettem farbigen Muster am Rand, und sie ist sehr froh darüber und behält ihn die ganze Zeit auf dem Kopf, auch im Auto (1.50). Dann einen Satz von 4 Töpfen (casuelas) in einander, die sollen feuerfest sein, sodass sie vom Herd auf den Tisch gebracht werden können (zusammen nur 1.-, aber sehr nett, mit flachem Stiel als Handgriff) .) Schließlich fahren wir weiter. Die Straße aber führt schließlich vom Meer ab seitlich in ein Tal; ich denke zuerst, auf der anderen Talseite wird die Straße zum Meer zurückgehen. Aber stattdessen führt sie nach O oder SO in die Berge, mit tiefen Schluchten, die Straße oben am Hang, mit vielen Windungen. Zunächst taucht nach einigen Meilen nochmal das Meer auf, vielleicht 10 Meilen weit fort; Hanneli meint, vielleicht sei dies doch die Straße nach Ensenada; aber ich sage, die fährt immer nahe am Meer entlang; nach meinem Kärtchen vermute ich, dass es die Straße nach Guadelupe sein könnte; 🕮\(Mex.) in San Diego\ nach meinem Kärtchen ist das die einzige Straße, die vom Meer seitwärts fort ins Innere geht; sie geht dann weiter nach Tecate, und dann könnten wir von dort nach Tij. zurückfahren. Dann ist Hanneli dafür. Ich habe aber Bedenken; es ist nach 2, und um 5 wird es dunkel; selbst wenn meine Hypothese richtig ist, brauchen wir vielleicht 3 oder 4 Stunden, um über Guadeloupe und Tecate nach Tijuana zu kommen; es ist sicher, einfach auf derselben Straße zurückzufahren. Hanneli sagt, wir wollen Leute fragen; ein Haus ist nahebei, ich sage, dort will ich fragen; aber Hanneli geht hinter unser Auto und winkt einem Auto, das vorbeikommt; ich gehe auch mit, ein Mexikaner sitzt am Steuerrad und gibt uns Auskunft: Diese Straße führt nach Ensenada! Wir vergessen zu fragen, wie weit es noch ist, sondern bedanken uns nur auf spanisch, und er fährt mit Familie weiter. Wir überlegen, dass die Zeit mit Tageslicht nur noch kurz ist und beschließen, umzukehren und auf derselben Straße heimzufahren. Unterwegs steigen wir nochmal aus und schauen aufs Meer; Hanneli und Erika sehen Delphine, die aus einer herunterkommenden Welle herausspringen kurz bevor sie umkippt und schäumt. Der Himmel ist bewölkt, und im Zwielicht sieht Hanneli zu spät einen dip in der Straße, sie ruft „Achtung“ und bremst, aber das ganze Auto bekommt doch einen heftigen Stoß. Ich bin froh, dass sowohl unsere Knochen als auch die Federn des Wagens noch heil zu sein scheinen. Aber für die beiden ist die Hauptsorge: die geliebten Töpfe; wir halten, gehen zurück zum trunk; die Verpackung wird geöffnet, alles scheint heil zu sein. Dann fahren wir weiter. Wir fahren diesmal durch Tijuana; wir wollten auf Hauptpost , um zu fragen, 🕮\in San Diego\ wieviel ein Telefonfernruf an Grete kosten würde; aber es wird schon dunkel, und der Erfolg ist unklar, so geben wir es auf. Im Dunkeln zurück, in die Stadt S. D. hinein und durch die ganze Stadt, mit zweimal „Umsteigen“ auf andere F.w.’s, was diesmal ohne Fehler klappt. 6h im Motel, 3 ½ Stunden Fahrt vom Rückkehrpunkt, wenn die Viertelstunde Pause abgezogen wird. Wir sind alle müde, aber froh mit Eindrücken und netten Sachen, die Hanneli gleich aufbaut zu einem „Weihnachtstisch“.)