69Tagebuch 31. XII. 1964 – 31. XII. 1965 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Do 15. VII. 1965

Heute besuche ich keine Sitzungen (sie sind über Mathematik in Sozialwissenschaften und dergleichen.) – Gebadet. – Mit Jeffrey zum Panam. (Ich gebe Reiseschecks für $ 150. Ich kaufe Ticket London-Stuttgart-München-Hamburg-London für $ 142). – Nachmittags David Watkins fährt mich (und Quine, Maxwell, und Yourgrau) zu Popper (in Fallowfield, PennBucks.) ca 30 Meilen west von London. 🕮 Etwas über 1 Stunde. Sie haben schönes, geräumiges Haus, unten großes Wohnzimmer mit Flügel (er sagt, er spielt und komponiert auch), und Arbeitszimmer, vom Schreibtisch schöner Blick über den Garten auf große Bäume, kein anderes Haus ist zu sehen; dahinter noch kleines Bücherzimmer, und er sagt, noch Bücher in anderen Kammern oben. Er führt uns stolz durch das ganze große Grundstück; er hat den früheren Tennisplatz und den Gemüsegarten auch in schöne Rasenplätze umgewandelt. Dazwischen und dahinter sind schöne Waldstücke mit großen Laubbäumen. Er hat vieles noch dazu gekauft, damit kein nahes Haus gebaut werden kann. – Frau Popper bemüht sich lieb um uns, und gibt uns schöne Wiener Bäckereien, mit Erdbeeren usw. Popper erzählt, wie er vor der Königin knien musste, und sie ihm mit einem Schwert auf beide Schultern tippte und zum Ritter ernannte; es ist nur ein Titel, nicht mit Privilegien verbunden. – Popper liest aus seinem Werk „Offene Gesellschaft“ eine Stelle vor, wo mit einer Geschichte eines königlichen Offiziers ein logisches Paradox verbunden ist; darüber wird dann dort und auf der Rückfahrt lange gesprochen; Quine und ich machen einige aufklärende Bemerkungen zur Natur des Paradoxes.) 5¾ Rückfahrt. – Abends noch mit Jeffrey und Edith, die heute morgen angekommen ist, langen Spaziergang durch den Regent’s Park, in dem das B. Coll. liegt. – Ich schreibe Eintrag in Schilpp Band für Russell und gebe es an Jeffrey, der es an die Wales Adresse schicken will. –🕮