RUDOLF CARNAP. Tagebücher und Leselisten. 1908–1919 |
Johannes hat auf einmal allerhand zu tun für Beerdigungen. Ich schreibe am Esstisch, mit Johannes’ großer Schreibmaschine (endlich den Brief an Shimony, ob er das Kapitel über Quantentheorie für mich durchlesen will, und kurzen Brief an Gardner; und Adresszettel). – Nachmittags mit Sabine gesprochen, und nachher mit ihr und Gerti (über Hanne und Hans Arnold. Sabine klagt, dass Hanne oft „absolute“ Aussagen macht; d. h. wohl diktatorische Beschlüsse, oder Kritik an Sachen und Kleidung von anderen; ich wundere mich darüber, weil sie früher besonders sanft und rücksichtsvoll war (aber Chacha hat ja auch darüber geklagt). – Sie fragen über meinen Besuch in Hamburg bei Hanne 1924. Ich erinnere es nicht; aber dann stellt sich heraus, dass dort (und nicht in Berlin, wie ich glaubte) mein Besuch bei ihrem Verlobten Wilhelm war. Sie fragen auch über Hannes Eltern. Ich sage, ich weiß nicht, ob ich sie früher in Naumburg besucht habe; aber ich habe beiden Briefe geschrieben über Hans Arnold, weil sie entsetzt waren und der Vater sie beinahe verstoßen wollte. Sie fragen: Weswegen? Und plötzlich wird mir erst klar, dass sie vielleicht nichts von dem Verhältnis wissen, und ich sage, ich hätte vielleicht besser nichts sagen sollen. Sie sagen, doch, das war ganz in Ordnung (weil sie nichts ahnen). Ich wollte noch Johannes fragen, ob Hannes Töchter es wissen, vergaß es aber. – Später kommt Johannes dazu. Wir sind sehr vergnügt zusammen, und ich fühle mich wohl mit ihnen.