69Tagebuch 31. XII. 1964 – 31. XII. 1965 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Di 8. VI. 1965

9 ½bei Gramms. Nach dem Frühstück fährt er mich in die Stadt zur Bank (2 eingelöst), und zurück. (Ich erzähle ihm von Maue, wie unbefangen sie mit mir zu anderen Leuten war; in Wien, ihre Bemerkung bei Schlicks Teegesellschaft; er wusste von Schlick und Feigl, ich erzähle auch von Neurath, und Frau Neuraths Besuch in München; Berlin nur kurz erwähnt.) Zum nap nach Hause 3-5. Agnes telefoniert (ich deute an, dass ihr Kommen nach Kappel wohl nicht gut ginge, und auch nicht mein Zusammenkommen mit ihr morgen; ich will lieber im Juli vor London nach Vollmerhausen kommen. Das nimmt sie mit Freude an. Sie sagt, falls das nicht gelingen sollte, so könnte ich sie später in Friedenweiler treffen oder in Freiburg, wenn sie (im August?) nochmal dorthin kommt.) Hanneliese telefoniert (das Handschalten am gekauften VW fällt ihr doch schwer, sie will lieber noch 1 oder 2 Stunden nehmen, konnte aber heute niemanden dafür finden. So will ich dann doch mit Zug nach Karlsruhe, und das Gepäck aufgeben; aber sie will dann doch mit mir hinkommen). – Ich erzähle meinen 🕮 Lebenslauf; und von meiner Mutter; wie sie das Buch schrieb, und wie sie uns unterrichtete. Und wie sie mich aus der Schule rausnahm für die Griechenlandreise. Von der großen Sippschaft in London. Nochmal von Maue, wie ich Lotte, Ilse und Koko kennenlernte, und unsere Beziehung für selbstverständlich genommen. – Ich schlage ihnen vor, ich möchte gerne die Kosten der Doktor Dissertation tragen. Er nimmt es. Beide nehmen es einfach und mit Freude an. – Sie fragen nach Verstehbarem über meine Philosophie; ich sage, er soll das Stegmüller Buch in der Bibliothek anschauen; wenn er vorhat, das Kapitel zu lesen, will ich es ihm gern schenken.) Um 10 kommen– Ich sage, ob nochmal eine Möglichkeit besteht, sie zu sehen; sie vielleicht in Kappel, oder störe ich dort ihr Zusammensein mit Maue. Nein, gar nicht, das wäre ideal, und da ist genug Platz. Ich sage, dass ich froh bin, dann wird mir der Abschied nicht so schwer. Sie bringen noch zu Fuß hinunter. Zum Hotel, 10h. – Ich schreibe noch bis beinahe Mitternacht.