Mit allen zusammen spazieren, heute endlich Sonne. (Am Kaiserhof vorbei, wo die jungen Pferde sind.) (Gespräche gestern und heute: Gittli bestätigt Gerhards Aussage, dass sie es den Kindern nicht enthüllen will, bevor Gebhard groß genug ist. Später erkläre ich ihr, dass Chacha und Hanneli nicht taktlos sind, sondern sie handeln aufgrund eines anderen Konventions- und Sitten🕮systems, nämlich wie es unter uns und unseren Freunden bestand. Z. B. mit Chachas Nicht-Fortgehen, obwohl Maue kochen musste; sie hatte vielleicht die Einstellung, vielleicht hat sie es sogar gesagt, dass sie nur still da sitzen wollte, und dass Maue ruhig ihre Sache tun könnte. – Ich sage Gittli, wenn ich drüben mit Hanneli bin, die doch sicher jetzt gemerkt, wieviel dem Gerhard und der Gittli an meinem Besuch liegt, so kann ich doch nicht gut die Fiktion aufrecht erhalten, dass beide nichts wissen. Ich sage auch ihr wieder, wie dem Gerhard, dass Maue sich Illusionen darüber macht, dass nur wenige Menschen es wüssten. Sie selbst ist damals sehr unbefangen gewesen, mit ihren Geschwistern, in Wien, und in Berlin. Gittli sagt, dass sie die jetzige Geheimhaltung ihres Wissens hauptsächlich wünscht um Maues willen, weil die das Gefühl hat, als müsste sie sich meinen Kindern gegenüber rechtfertigen, dass sie sozusagen mich der Chacha fortgenommen habe. [Vielleicht meint sie das mehr als Grund dafür, dass Jo und Eline es nicht erfahren sollen; denn ich hatte ihr schon gesagt, dass Hanneli es schon lange weiß.] – Gittli sagt über Maue, dass die ihrem unaufhörlichen Geschichtenerzählen schon sehr belastend für sie und besonders für Gerhard ist, weil er nicht dazu kommt, ihr von seinen Sorgen mit Doktorarbeit usw. zu erzählen; er ist, wie ich, langsam im Reden und kann daher nicht gegen sie an; er sei manchmal zornig darüber, aber ohne es auszudrücken; auch wenn er nach München kommt, um alte Freundschaften aufrecht zu erhalten, sie dann aber seine Zeit mit gleichgültigen Geschichten ausfüllt. Sie fragt, ob es nicht vielleicht geraten wäre, dass Maue einen Psychologen konsultierte; ich sage: ganz gewiss; aber sie wird es nur tun, wenn ihr klar wird, dass da etwas in ihr nicht stimmt; und Gittli sagt, nein, das kann sie sicherlich nicht sehen. Sie meint auch, dass Maue den Gerhard nicht nur als Kind (wie ich wusste) 🕮 sondern auch später arg verwöhnt habe, ihm jeden Wunsch erfüllt und jede Laune erlaubt habe, sodass er jetzt noch Dinge, die nötig sind, die er aber nicht tun mag, liegen lässt. Über die Kinder sagt sie wieder, dass denen Scheidung und Ehebruch zwar aus anderen Familien bekannt seien, aber in der eigenen Familie ganz undenkbar seien. – Es geht sehr gut, mit ihr zu sprechen; sie versteht alles sehr gut. – Sie macht mir auch klar, dass die Spannungen, die jetzt wieder etwas aufgekommen sind zwischen Maue und Chacha, auf der gegenseitigen Eifersucht über mich beruhen.) – Abends kommen Carl Max und Angelika herauf. (Beim Abendessen verteidige ich Marianne, weil sie eine ungerechte Behandlung fühlt, obwohl alle Kinder später aufbleiben dürfen, dass Gebhard nicht früher zu Bett geschickt wird als sie. Sie kommt nach dem Essen um den Tisch herum zu mir und bedankt sich noch extra dafür, küsst mich und sagt: „Du bist ein lieber Opa“ [!].)