69Tagebuch 31. XII. 1964 – 31. XII. 1965 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Fr 9. VII. 1965

Mit Agnes im Auto nach Barmen und Ronsdorf.ORonsdorf (11 Abfahrt. Über Wipperfürth, nahe bei Ronsdorf, am K, auf die obere Straße, durch Toelleturm, Kohlenstraße27Die Straße heißt heute Lönsstraße. hinunter, in Schubertstraße. Die ist auf beiden Seiten bebaut, und dichte Büsche verhindern die Sicht nach N zu unserem Haus. Kohlenstraße weiter hinunter, nach rechts in die Richard Strauß Allee, das ist unsere alte Beethovenallee. Auf einmal sehen wir unser altes Haus. Wir gehen durch den Garten hinauf, wo sich der Fahrweg hineinschlängelt, am Haus vorbei bis oberhalb des Hauses. Am Haus sind die NO Verandas zu Zimmern ausgebaut, und nach S noch ist das Haus noch erweitert, sehr groß. Oberhalb des Hauses stehen die hohen Eichen für eine Strecke nicht mehr, weil auf dem östlichen Nachbargrundstück ein Haus gebaut ist. Wieder die Kohlenstraße hinauf, in wenigen Minuten an der Kreuzung oberhalb Ronsdorf, dann die Staubenthaler Straße, links Friedhof; Barmer Straße, links reformierte Kirche, rechts gegenüber noch einige der alten Häuser, wo unser Vater geboren ist, links hinauf und weiter wieder hinter. Die elektrische Bahn existiert nicht mehr. Links in die Straße „In der Krim“, die frühere Waldstraße und den alten Fahrweg hinauf, der ganz eng um das ganze Haus geht. Lies Wiebalck kommt heraus, grüßt uns herzlich. (Wir gehen zuerst etwas durch Garten, alles ist hoch und dicht gewachsen, Obstbäume, und Quittenbaum, riesige Rhododendronbüsche am Haus und das Haus ist unversehrt; sie sagt, die umliegenden Häuser haben durch Bomben meist das obere 🕮 Stockwerk verloren, wodurch sie aber gewonnen haben. Das Tannenwäldchen ist noch da; aber Wilhelm hat es früher mal für sie beide verkauft, weil sie Kanalisierung bezahlen mussten. Wir besehen die Zimmer unten im Haus. Dann essen wir drei zusammen. Sie erzählt, dass Ute28(Heleme Louise Gertrud) Ute Kresling, geb. Wiebalck (*17.11.1915), die älteste Tochter von Lies Wiebalck ihr voriges Jahr geschrieben hat, wie nett und lebendig der Nachmittag war, wo ich zum Studentenheim kam. Sie sagt, sie mochte Annemarie so gern; sie ist erschrocken und betrübt, als ich erzähle, dass die Beziehung mit Kön zu Ende ist, und sie nicht mehr auf der Eichenhalde wohnt, wo Lies sie und Kön besucht hat.) Ich bekomme ein Bett für meinen nap. – 3 ½ – 5 Otto Kreitz und Lies’ Tochter Margunt29Elisabeth Henriette Margund Eggert, geb. Wiebalck, * 29.7.1919Eggert kommen zum Kaffee. (Otto ist noch der alte. Er wohnt ganz in der Nähe; hat seine Frau verloren; sein Sohn Otto hat die Versicherungsvertretung übernommen, er hilft noch mit dabei. Er erzählt gern und lacht gern, spricht dabei absichtlich eine etwas ungeschlachte Sprache; er ist ganz geschickt und gescheit, aber doch recht einfach in seinem Denken. – Auf meine Fragen sagt Lies (vorher schon), dass auch sie, wie Agnes und Reinhard, für die Monarchie ist (!); sie unterhalten sich ausführlich über eine neue Ehe, Verlobung, Geburt und dergleichen in den Königshäusern, und den Besuch der englischen Königin in Deutschland. Lies Tochter ist Turnlehrerin, sportlich und gewandt, und entschlossen. Ihr Mann30Paul Eggert (23.6.1919-14.8.1962) ist vor einigen Jahren in Mallorca umgekommen durch Sturz vom Pferde; sie ist schon zweimal wieder dorthin gereist mit den Kindern; sie liebt die Landschaft und wohl auch die Erinnerungen an die glücklichen 🕮\Vollmerhausen\ Zeiten zusammen dort, und die dortigen Deutschen haben ihr viel Sympathie gezeigt. Ihre Tochter Almuth31Almut Eggert (30.11.1948), 16, und zwei jüngere Zwillingsknaben kommen später auch. Agnes hatte mir vorgeschlagen, jedem einen Dollar zu geben; leider hatte ich mein amerikanisches Geld in Stockdorf gelassen, und Agnes hatte mir stattdessen 3 5-DM Stücke gegeben; als ich das Lies’ Tochter sagte, bevor die Kinder kamen, fuhr sie schnell zur Bank und brachte 3 Dollarscheine mit, anstatt der gewünschten Silberstücke; die gab ich dann den Kindern, und die waren entzückt darüber.) – Rückfahrt in ca einer Stunde.OVollmerhausen– Abends mit Johannes und Sabine telefoniert (die beiden Jungen sind gestern nach Hamburg geflogen, und gut angekommen.)