Briefe geschrieben. – Nachmittags 6-7 Hilde Carnap hier. (Sie wohnt allein in Gummersbach. Ihr Sohn Günter hat gute Anstellung und kann sie gut erhalten. Sie erzählt von ihrer Tochter Eva, die an starken Depressionen gelitten hat, vor Jahren Elektroschock bekommen hat, mit einer Wirkung, aber später Rückfälle; dann mehrmals mit Medizin behandelt; die Störung war anscheinend recht stark, sodass sie zornig auf Mann und Kinder wurde. Lange Perioden in Anstalt. Jetzt aber seit über einem Jahr geht es ganz gut; Mann und Kinder behandeln sie sehr schonend; sie selbst spricht nie von ihren früheren Zuständen; sie macht den Haushalt usw., aber fährt nicht Auto. Hilde ist froh, dass sie soweit gebessert ist, aber doch natürlich immer in Sorge um sie. Hilde ist Tochter eines Arztes, aber sie macht einige Aussagen über die Tochter, die etwas naiv klingen. Ich erzähle dann auch 🕮\nach London\ von Inas letztem Jahr und letzten Wochen, aber nicht mit Details. Ihre Erzählungen sind mir in gewissem Sinne beruhigend und tröstend: solche Krankheiten scheinen unabwendbar, die heutige Medizin kann fast nichts dagegen tun; sie sagt, in Deutschland habe man früher die Elektroschocktherapie viel verwendet, aber letzthin nicht mehr; man habe auch Insulinbehandlung erwogen, aber bisher nicht verwendet.) – Abends spät kommt Agnes nochmal zu mir (sie singt mir einige schöne Abendlieder, eins von Tersteegen. Dann singt sie einiges aus „Hört ihr Leut’ und lasst euch sagen“, in Erinnerung daran, dass Brügmann es so schön sang. Die Lieder mit der Sehnsucht nach dem „Heimkommen in die Ewigkeit“ sind ergreifend. Dann sagt sie noch, sie glaubt, dass Gott auch Ina verstanden hat in ihrem Leiden und auch in ihrem letzten Tun, und dass er sie doch aufgenommen hat. Ich danke ihr für ihre Liebe.)