69Tagebuch 31. XII. 1964 – 31. XII. 1965 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Fr 26. III. 1965

Einiges über Lorenzen gelesen. – (Hanneli fährt mich zum campus.) 4 Vortrag von Paul Lorenzen (im Logik Coll.: „Grammar & logic“. Er erklärt, wie er sich denkt, dass seine „esoterische Sprache“ gelehrt werden kann: Sie ist keine natürliche Sprache, aber auch nicht Sprachsystem mit festen Regeln; sie wird durch Beispiele gelehrt. In dieser Sprache gibt es ein dialogisches Spiel, durch das die Bedeutung der logischen Verknüpfungszeichen und quantifier klargemacht wird. Das ist ganz interessant. In der Diskussion fragt Montague, ob er meint, hiermit seine Ablehnung der klassischen Logik und Mathematik gerechtfertigt zu haben. Er sagt: nein. Aber er fordert heraus, dafür eine ebenso vernünftige Begründung zu geben. Er ist nicht Finitist; bei ihm gilt auch: zu jeder natürliche Zahl n gibt es eine größere. [Siehe meine Notizen!]) –Tennath geht mit mir zum Ökonomie Gebäude; dort ist meine Post; er fährt mich nach Hause. 🕮– Ich kann lange nicht schlafen, bis 3h. (Ich habe abends noch über Vietnam gelesen; und wohl auch die anregende Diskussion mit Lorenzen. – Ferner ist mir der Gedanke gekommen: Vielleicht sollten wir doch eher im eher im Juni abreisen. (Die NSF könnte dann die Reise von LA nach London bezahlen, nicht nur von Detroit, und so würde ich für mich keine Mehrkosten haben durch Zurückkommen, nur für Hanneli. Dann hätte ich hier noch besser Zeit, nicht nur § 19 zu beenden, sondern auch noch Gardner ms zu revidieren. Nachteil: Wir fliegen hinüber zur erhöhten Rate. Und auch zurück, wie ich eh schon vorhatte; aber wenn wir bis Ende September bleiben, hätten wir doch wieder Ermäßigung, sogar für alle drei.))