69Tagebuch 31. XII. 1964 – 31. XII. 1965 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mi 12. V. 1965

Weiter Gardner ms gelesen. – 5 ½ – 8 bei Kalish. ( Dort kommen Black und Frau, Lakatos‚ Monty Furth, Montague und einige andere. Heute nachmittag hat Black Vortrag gehalten über „Die Kunst von Risikoschluss, oder: Ist die Philosophie der Induktion basiert auf einem Fehler?“. Ich ging nicht hin, weil ich dachte: Dieses Philosophieren über Induktion ohne ein System zu haben, wie gewöhnlich bei Black, Feigl usw., hilft nicht viel. Er sagt nun aber, er hat über die Hauptvertreter der induktiven Logik gesprochen: Bernoulli, Bayes, Laplace, und Carnap. Er sei dabei, ein Buch über Induktion (und pr?) zu schreiben. Er will es wahrscheinlich dieses Jahr beenden. Er fragt, wann die Reihe meiner Sachen erscheinen wird. Ich sage: Soeben habe ich § 19 beendet, aber wenn ich zurückkomme, muss ich das Ganze noch durcharbeiten. Ich bedauere, 🕮 dass ich nicht zu seinem Vortrag gegangen bin. – Montague sagt, es war freundlich von Hanneli, Bob einzuladen; ich frage, wie es mit dessen Zukunft steht; er sagt, er könne nicht Doktor machen, würde aber befähigt sein, eine Lehrerstelle an Elementar- oder Hochschule gut auszufüllen. Aber das sei ihm unmöglich gemacht, weil ein Polizeiprovokateur ihn zu Homosex provoziert und dann angezeigt hat; im Unterschied zu Diebstahl und Töten wird nie gestrichen; daher könne er nicht Lehrer werden. Montague sagt, ich müsse doch Isherwood22Könnte es sich um Christopher Isherwood (1904-1986) handeln? Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Christopher_Isherwood kennenlernen, den Novellisten aus England, jetzt in Amerika lebend; wir würden uns sicher gut verstehen. Auf einmal sind alle fort, und Kalish muss auch schon gehen. So brechen wir auf, eine Stunde später als beabsichtigt.)