69Tagebuch 31. XII. 1964 – 31. XII. 1965 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Di 31. VIII. 1965

Ich telefoniere mit Gerhard Gramm (Bärbel ist gerade unter der Dusche; ich sage, dass ich von Elmau aus oft an Kappel gedacht habe und immer mal schreiben wollte, aber nie dazu kam; und dass ich so gern an unsere schönen Tage in Stuttgart denke; er sagt höflich „danke sehr“, aber ich merke, dass es ihn wirklich freut.) Hanne packt meine Sachen. Hans Arnold und Hanne fahren mit zum Flugplatz (30 Min.) (Obwohl ich den Rasierapparat schon in die Mappe getan habe, ist noch ½Kg über Gewicht; daraufhin nehme ich noch die dicke Manilatasche „Corresp.“ auch in die Mappe; das Gepäck wird gleich aufgegeben nach NY, sodass ich mich in London nicht darum zu kümmern brauche.) 11:55 Abflug mit BEA (ich sitze am linken Fenster, daneben 2 Japaner); LondonOLondon an 13:15. (Ich sage, dass ich Panam weiterfliege; darum gehe ich gar nicht hinein, durch Pass- und Zollkontrolle, sondern bleibe ausserhalb der Grenze, sozusagen; mit anderen werde ich in einem extra Bus zu Panam in ein anderes Gebäude gebracht. Dort warte ich zuerst eine Weile, damit Hanneli 🕮 mich findet und wir zusammen für den Weiterflug registrieren können. Als aber Hanneli nicht auftaucht, registriere ich doch; dann frage ich, ob Frau Thost schon registriert hat, und sie sagt: nein! Man sagt, dass unser Flugzeug um 2:30 aufgerufen werden wird. Dann ist es 2:30, und Hanneli ist immer noch nicht da. Ich beginne, mir Sorgen zu machen; vielleicht haben sie ihr Flugzeug verpasst; ich frage an mehreren Stellen, ob Botschaft für mich da ist, aber da ist nichts. Ich überlege, ob ich, wenn sie nicht bald erscheinen, meinen heutigen Flug absagen soll, falls ich einen Sitz für morgen bekommen kann; ich überlege auch, Stockdorf anzurufen; aber nach meiner Erfahrung in Paris voriges Jahr dauert das lange, und es ist unsicher, ob Hanneli die benachrichtigt hat. Schließlich ist es beinahe 2:40, Zeit für meine Augentropfen; ich stehe auf, um eine geeignete Bank zu finden; auf einmal kommt Hanneli auf mich zu, und es gibt freudiges Wiedersehen. Dann zunächst die Tropfen. Hanneli erzählt, dass sie beide hinausgingen, um dann später um die Zeit meiner Ankunft wollten sie wieder bei BEA hinein, weil ich ihr gesagt hatte, dass wir uns dort treffen wollten. Da aber ließen sie sie nicht hinein, weil sie ja nicht mit BEA weiterfliegen wollte; Sie bat eine BEA Angestellte, eine Botschaft für mich hineinzutelefonieren; sie sagte, es sei dringend, weil ich alt sei und sie brauche und nervös werden würde; aber die sagte, sie hätte keine Zeit. Hanneli wusste auch nicht, dass ich draußen zu Panam gehen konnte, und dachte, ich müsste doch schließlich bei BEA herauskommen; sie telefonierte auch zu Panam, aber die sagten, ich sei noch nicht erschienen. – Wir glaubten, der Flug sei schon aufgerufen, und gingen 🕮oHier endet das Konvolut der Deutschlandreise.\[Deutschlandreise herausgenommen!] London-N.Y. (Di, 31.08.1965)\ lange Korridore entlang, und dann eine lange Rampe hinunter; aber unten sagte man, unser Flugzeug sei noch nicht ausgerufen, es werde mit Verspätung abgehen. Es wurde dann erst lange nach 3 abgerufen ). Abflug3:30, ½ Stunde Verspätung. (Sie hatten nun den beiden die Sitze neben meinem Fensterplatz zugewiesen, auf den tickets. Ich ließ aber zuerst Erika am Fenster sitzen. Aber bald sagte sie dann, ich solle dort sitzen, damit ich genug Licht zum Lesen habe; sie können auch vom zweiten Platz hinausschauen. – Wir sehen durch Wolkenlücken die irische See, und dann Stücke von Irland, und schließlich den Ozean. Später die amerikanische Küste, Inseln, Festland, vielleicht Labrador, dann vielleicht die Hudson Bay oder Meer zwischen den Inseln.) AnkunftNew YorkONew York kurz nach 6 (anstatt fahrplanmäßig 6:35, NYT), also Flugzeit 7 ½ Stunden, wie fahrplanmäßig. (Bei der Passkontrolle findet sich, dass ich mein Impfzertifikat vergessen habe; er schickt mich ins Doktorzimmer, und der sagt, wenn ich will, kann ich gleich eine neue Impfung haben, ohne Nachwirkungkontrolle, und ohne Bezahlung; das tue ich, und es ist in einer Minute erledigt.) Wir fahren unser Gepäck auf einem Wägelchen zur Zollkontrolle; der schaut fast nichts an. In der Eingangshalle finden wir Richard Jeffrey. (Er holt sein Auto, das dauert etwa 20 Minuten! Dann fahren wir endlich los, ca. 8h. Unterwegs gehen wir in einen Kegelklub und rufen Hempel an, dass wir nicht kommen; das kostet wiederum 20 Minuten. Dann findet Jeffrey, dass er verkehrt gefahren ist, und wir fahren ein langes Stück zurück, nochmal durch die Welt Fair, 🕮\Princeton\ und dann sehr lange noch auf Long Island; schließlich die neue Brücke mit dem italienischen Namen49https://en.wikipedia.org/wiki/Verrazzano-Narrows_Bridge, nach Staten Insel sic, und eine andere Brücke nach N. J.; und dann turnpike. Schließlich kann ich mich kaum mehr wach halten, und verstumme.) ca. 10h bei Hempels Haus. (Ich gehe hinein, begrüße alle 4, und nehme Tropfen.) Hempel fährt mit uns zur Nassau Innin Princeton.OPrinceton (Wir haben 2 Zimmer mit Verbindung, jedes mit Badezimmer und Kühlanlage.) – Gegen 11h sinke ich ganz erledigt, ins Bett.

IX / 1965