Ich fahre mit Lisi im Elmau Bus nach Klais; dort kommt Leni Holtzmann an 10¼ aus Tegernsee, über Mittenwald. (Sie wohnt in Tegernsee bei Hans Czapski, der zwischendurch immer mal wieder als ökonomischer Berater oder Effizienzspezialist oder dergleichen für Firmen in Berlin und anderswo arbeitet. Sie ist vor kurzem aus Vilnus45Vilnius in Litauen, das alte Wilna, herübergekommen. Sie sieht noch erstaunlich gut aus, ist ungefähr in meinem Alter, hat noch ganz schwarze Haare und ein glatteres Gesicht, viel weniger Runzeln und tiefe Falten als ich. Sie ist aber blass, und noch müde, kann aber doch schon ganz gut spazieren gehen; Chacha findet aber, dass ihre Augen „erloschen“ sind, nicht mehr so leuchten wie früher.) - 🕮\Elmau\Mit Leni und Lisi spazieren, Richtung nach Ferchensee, dann am Wege gesessen. (Leni erzählt von den Schwierigkeiten, die Ausreiseerlaubnis zu bekommen; Schwierigkeiten, Bücher herauszubekommen, usw. Aber in den letzten Jahren war es doch nicht mehr so schlimm wie unter Stalin, wo alle Deutschen verdächtigt wurden; einmal waren sie und ihre Tochter schon unterwegs in die Verbannung nach Sibirien, als ein ihr befreundeter einflussreicher Mann ihre Freisetzung erwirkte.) Mittags saß Leni neben mir, und zum ersten Mal auch Flitners an unserem Tisch. – Nachmittags 4 – 5 ½ wir alle sitzen zum Kaffee unter dem Baum, Leni zwischen mir und Wilhelm. (Sie hat meist Deutsch unterrichtet, nicht Zeichnen oder Malen; sie kann auch fließend Litauisch und Russisch.) 5 ½ fahre ich mit Leni im Elmau Bus nach Klais (während der ganzen Strecke ist ein Lastauto vor uns; der geht nie in eine der vielen Ausweichstellen trotz heftigem Hupen unseres Fahrers, bis nach Klais hinein. – Leni sagt, sie will jetzt nicht, wie ich meinte, zunächst nur ausruhen und sich entspannen, sondern möchte oft nach München gehen, Kunst und Theater sehen, und Menschen treffen. Mal bei Tisch erwähnte ich die Kohlezeichnung von mir, von ca 1914, die ich damals an Chacha schickte, und wie sie mir eine Ohrfeige gab, als ich sagte, sie war nicht versichert; sie glaubt es nicht, aber ich sage, sie soll Lisi fragen; nachher tut es mir leid, dass ich so etwas vorgebracht habe.) Unten müssen wir an der Straße lange warten, bis das Postauto mit Verspätung kommt. Ich sage ihr mit bewegter Stimme 🕮 gute Wünsche, vergesse aber, mich nochmal zu bedanken dafür, dass sie die lange Reise meinetwegen gemacht hat. – Nachher bin ich etwas unbefriedigt von dem Zusammentreffen; der alte Funke zwischen uns war nicht mehr da; war es durch ihre Schwäche, oder lag es an mir?) – Abends sitzen wir noch mit Flitners und Rohs am letzten Tisch im Teesaal. (Franz erzählt von einem Vortrag eines Fucks46Es könnte sich um Walter R. Fuchs (1937-1976) handeln; vgl. Walter Robert Fuchs – Wikipedia, der erklärt habe, wie eine Rechenmaschine, wenn instruiert von Bach durch Thema und Kompositionsregeln, eine perfektere Fuge konstruieren kann als Bach selbst. – Ich erkläre auf Wunsch das „Plasma“ in der magnetischen Flasche, und das Ziel der Erzeugung von Energie wie in der H-Bombe, aber kontrolliert.) – Abends telefonieren wir mit Hanneli in Stockdorf, damit sie für Chacha und für mich Zeiten mit dem Zahnarzt ausmacht.