69Tagebuch 31. XII. 1964 – 31. XII. 1965 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Di 29. VI. 1965

Ich studiere Brief von Kahn (Steuererklärung für Inas Vermögen; Brief an Hanneli diktiert an Kahn und glFS.) –Chacha ist krank (Leibschmerzen; sie liegt im Garten, da es schon schön warm ist, ist aber verzagt, weil die Hoffnung auf den Flug mit mir nach Berlin 🕮 dahinschwindet. Sie erzählt allerhand von Frau Mettler, ihre liebe Freundin, die ernstlich erkrankt ist; das hat vielleicht Chachas Erkrankung verursacht; Frau Mettler muss eine Operation durchmachen, ein anscheinend Krebs-erkranktes Stück des Darms muss herausgenommen werden.) – Sie erzählt allerhand von Heini aus früheren Zeiten. (Sie sagt auch, ob wir ihn nicht doch bewegen können, ihr die Zusicherung, dass er für ihr Kapital in Walters Geschäft einsteht, notariell zu erklären; sie sagt, wenn er stirbt, hat sie absolut nichts in der Hand, um ihren Anspruch geltend zu machen. Ich erzähle vom Gespräch mit ihm, wo ich mehrmals sagte: Chacha hat es mir anders erzählt, bis er schließlich zornig wurde und sagte, ich hätte nur für meine Familie gesorgt. Chacha sagt, sie hat ihm und den anderen Geschwistern ausdrücklich gesagt, dass die finanziellen Fragen nichts zu tun hatten mit unserem Auseinandergehen; hat ihnen auch von dem Schock in der Jugend mit einem Onkel erzählt, wodurch sie sexuelle Hemmungen bekam, und gesagt, dass das eine Rolle gespielt hat.) – Nachmittags mit Hanneli einen kleinen Spaziergang, mit dem Hund. – Nachmittags telefoniere ich von Angermanns Wohnung (die fort sind) lange mit Maue (ich erzähle von den wundervollen Tagen in Kappel, und zweimal mit Gerhard in Stuttgart. Sie sagt, sie ist höchst erfreut, dass ich bei denen zuerst war; ich sage, wie schon Gittli und Gerhard, sie soll es nicht so interpretieren; das gehe doch einfach nach praktischen Gesichtspunkten. 🕮 Manchmal will ich ihr noch mehr erzählen über die Kinder und Kindeskinder, kann aber gegen ihr eifriges Erzählen nicht an. Aber ich habe doch eine Menge berichtet.) – Abends geht es Chacha schlechter, und sie beschließt, nicht mit nach Berlin zu kommen. (Nachts hat sie Brechdurchfall.)