69Tagebuch 31. XII. 1964 – 31. XII. 1965 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag So 20. VI. 1965

Morgens kommen Annemarie und Annette hinauf. Wir gehen mit ihnen wieder den horizontalen Weg nach S, sitzen im Gras; und dann zurück. Ganz plötzlich starker Regen, wie gestern. Annette läuft nach Hause und holt ihr Auto; wir stehen unter einem Dach, bis sie uns holt. Zusammen Mittag gegessen; dann Annemarie und Annette hinunter. – Nach dem nap finde ich Gittli bei Hanneli. Wir 3 trinken Kaffee, Hanneli und Gittli vertragen sich gut. – Hanneli fährt ab in die Stadt; (abends will sie mit Annemarie ins Theater, zu einem Ballett.) – Langen Spaziergang mit Gittli den Waldweg N links (ziemlich nass). (Ich erzähle allerhand aus der Zeit mit Maue, Lotte in Zuoz, Grete Bergmann als Säuglingsschwester in München. Das Ganze ging von 25-30. Nutto zum Arzt in Berlin, vergeblich; Nuttos liebe Fürsorge um die Kinder, seine Freundlichkeit zu mir. Später am Waldrand auf einer verborgenen Bank hinter dem Hotel gesessen. Über ihre Reaktion voriges Jahr bei der Enthüllung. Meine Vermutung, dass auch Gerhard ambivalente Gefühle hat trotz seiner Verneinung; mir scheint, dass er es Bärbel erst nach 3 Wochen erzählt hat. Über Ina, wie sie zu mir kam; wie Maue zu ihr sprach. Gespräch mit Maue und Neresheimers. Gittli macht sich Gedanken, ob Annemarie und Hanneli nicht etwas eifersüchtig sind auf sie; sie vermutet, dass Annemarie die Jerusalem-Reise und die Ostdeutschlandreise arrangiert, weil sie durch Hanneli als Reisemarschall ersetzt worden ist. Über Gittlis Töchter; ich frage, ob sie bei Enthüllung wirklich schockiert sein würden; Angelika hat doch vielleicht mit Begeisterung 🕮 romantische Liebesgeschichten gelesen. Sie sagt: Nein, das interessiert sie noch gar nicht, sie ist noch nicht 16 Jahre; das kommt erst später. Ich: Aber sie soll nicht warten, bis Gebhard reif genug ist, das dauert zu lange; es genügt, wenn die 3 Töchter genug verstehen. Gittli meint, es wäre doch wohl nicht gut, solange Maue lebt. Ich sage, es ist ja verständlich, dass Chacha es den Kindern erzählen wollte, zum Ausgleich gegen die Geschichte von Lini; Gittli gibt das zu.) Abendessen mit Gittli. Abschied in Hannelis Zimmer. (Ich sage ihr, dass ich oft schweigsam und verschlossen bin; aber ihr kann ich alles sagen und über alle Probleme sprechen, weil sie mich so gut versteht. Ich umarme und küsse sie herzlich zum Abschied.) (Über weitere Pläne: Ich sage, die geplante Zeit für Gramms und Maue in Kappel überlappt mit Elmau; sie meint, das könnte leicht zeitlich verschoben werden. Ich äußere auch einige Bedenken, ob das ein gutes Arrangement sein würde. Sie meint, ich könnte dort leicht mit Maue allein, und andermal mit Gerhard allein spazieren gehen. Dort sei dann auch Wiedersehen mit ihr möglich. Am 9.8. reist die ganze Hofner Familie nach Oberitalien.)