OLos AngelesDas Letzte wird gepackt, auch meine elektrische Bettdecke. (Die kommt in den großen Sack, der eigentlich gemeint ist für Anzüge.) Erika trägt alles einzeln in ihr Auto, über die Straße hinüber; ich sage: praktischer in Garage, gleich beim elevator einpacken; aber sie ist nicht zu bewegen. Um 10h, 5 Minuten bevor wir aus der Wohnung gehen wollen, kommt Anruf von Mexicana: Das Flugzeug kann nicht abfliegen wegen Maschinenschaden oder sowas; wir werden abfliegen 6 ½ abends! Also Mex Ankunft 11:30. Dies bedeutet: frühestens 12:30 im Zimmer; und um 5:15 müssen wir wieder aufstehen! Erika schleppt alles Gepäck wieder herauf. Wir überlegen, ich fluche, aber es ist ja nichts zu machen! Nach längerer Zeit kommt mir die Idee, Renato anzurufen, ob er nicht irgendeinen Ausweg weiss. Einige Minuten später ruft er wieder an: Ja, wir haben reservation bei Western Airlines (Flug 693) Abflug 3:10 PM, wir sollen um 2 PM am Flugplatz sein, dann werden unsere Flugscheine validiert für Western! Vermutlich Ankunft Mex. 8:10 PM. Dann sind wir ca. 9h im Hotel. (Damit haben wir 3 Stunden Schlaf gewonnen.) Wir sind sehr froh über diese schnelle und gute Lösung; ich danke Renato sehr dafür. – Später wird telefoniert: Abflug wird sein 4:30. Erika fährt uns zum Flugplatz. Ich und H. setzen uns bei Ausgang 50 auf die Bank und warten; es wird zweimal eine Verspätung verkündet. Endlich 6:30 Abflug eines neu eingeschobenen planes. Sehr schwach besetzt. Lange über Ozean, dann Land; wahrscheinlich Baja Cal, aber wir können nichts sehen, weil schon ganz dunkel. Ankunft Mex. Zeit 11:30!OCiudad de México Taxi (17 + 3 P) zum Hotel Montecasino (Genova). (vorbezahlt $ 10 pro Zimmer; das ist der volle Preis). 2 Zimmer im 5. Stock; aber zur Front, Straßenlärm bis spät; dann noch Musik von unten bis 2h; trotz Noludar nicht geschlafen, vielleicht gegen 🕮\nach Oaxaca (Nena, Chacha)\OOaxaca Morgen mal etwas geschlummert.
5:30 telefonisch geweckt. Taxi ab 6:10, am Flugplatz 6:40. Mexicana (203) Abflug 6:20. (Wir sehen links Ixta und Popoc., später hohes Gebirge, meist unbesiedelt, später kleine Siedlungen. Oaxaca an 8:00. Nena begrüsst uns herzlich. (Es dauert sehr lang, bis das Gepäck kommt. Dann fährt Nena uns durch den Ort, vorbei an Kathedrale und anderen Kirchen, und am Zócalo, zu ihrem Haus(Ermita San Bernado 104)Choicha, sehr nett gebaut und eingerichtet. Ich habe Gastzimmer, mit Nebenraum Klo und Dusche.) Wir erzählen allerhand. – Abends fahren wir in die Stadt und besehen den Anfang eines großen Weihnachtsumzuges. Allerhand Gestalten von religiösen oder heiligen Figuren; eine Frau stellt die „Virgin de la Soledad“ dar; man sagt, sie muss da unbeweglich stehen, während der Wagen von einem Platz zum anderen in der Stadt fährt, und an Kirchen hält, die ganze Nacht durch (ich bezweifle dies und sage, sie wird doch heimlich mal abgelöst; aber das wird bestritten.) Nena sagt, das Mietauto für uns (VW) musste sie doch schon für heute nehmen, weil sonst nichts mehr zu haben gewesen wäre; und mit Mia in der Stadt wohnend, wäre es doch wesentlich gewesen. – (Sie rufen Mädele an, um Unterbringung für Erika am 20. zu finden; Mädele selbst hat Tochter mit Mann und 2 Kindern bei sich, also keinen Platz, Grete wird an dem Abend aus sein; Sven sind aus der Stadt; schließlich wird Familie Vilchis gefunden, die Frau ist die jüngste Tochter von Otto. Man wird sie fragen.)
Vormittags fährt Nena uns weit hinaus, (nach NW), die Straße nach Mex. steigt zu einem Bergrücken und dann wieder etwas hinab zu einer Hochebene. Sie zeigt uns das Haus 🕮\(Etla)\, wo der Schriftsteller Aimes wohnt, weit ab von der Straße. (Er ist mit Frau; sie sind gern weit fort, nicht nur von USA, sondern auch von der Stadt Oaxaca; wir sollen sie unbedingt mal besuchen.) – Dann noch eine ganze Strecke zu einem kleinen Ort, Etla oberhalb davon steht ein halb verfallenes Kloster; die Kirche ist wieder hergestellt; es ist sehr früher Stil, einiges sieht aus wie eine Festung: die Fenster ganz hoch und alle mit sehr starken Eisengittern versehen; die Kirche hat aber jetzt kein Geld mehr, die Wiederherstellung auch nur des Kirchengebäudes zu vollenden; so kommt der Regen herein und zerstört manches von dem, was wiederhergestellt war. Von oben hat man schönen Blick über das ganze Hochtal und umgebende Berge. – In der Stadt kaufen wir noch Ansichtskarten und anderes; ich bemühe mich, mein kümmerliches Spanisch wieder zusammenzukratzen; Nena und Chacha sagen auf meine Frage, dass die Leute sich nicht über gebrochenes Spanisch ärgern, sondern sich freuen, dass man sich wenigstens bemüht, ihre Sprache zu sprechen. – Am späten Nachmittag geht Chacha mit mir spazieren: zurAquädukt von früherer Zeit; der brachte Wasser von den Bergen herunter, über ein kleines Flüsschen (das manchmal trocken ist) bis in die alte Stadt. Dann über Wiesen bis zu einem Fahrweg, oft vom Regen mit tiefen Rissen, hinauf gegen die Berge zu; Chacha begrüßt jeden, der kommt, eine Frau, die auf dem Kopf einen Korb mit Gemüse usw. trägt, in einem Arm ein Baby, im anderen gewebte Sachen, die sie verkaufen will; alle anworten sehr freundlich. Dann ein schlossartiges Gebäude mit griechischer Säulenfront, und Springbrunnen im Garten; das hat sich mal ein Gouverneur als Sommerhaus gebaut! Dann kommen wir auf eine große Straße mit Villen und kleineren Häusern, die gehen wir zurück in Richtung auf die Stadt, schon im Dunkeln; vor der Stadt biegen wir nach rechts ab zum Resolana Quartier, in dem Nenas Haus ist. –🕮 Abends kommt ein Jüngling Gonzalez (der bei Nena Deutsch gelernt hat; er spricht es ganz gut; dann aber spanisch, sehr schnell, sodass ich fast nichts verstehen kann, ausgenommen die Länder und Orte, die er jetzt besuchen will. Er ist der Sohn eines wohlhabenden Kleidergeschäft Besitzers in Oax; Nena ist erfreut über die Beziehung zu dieser Familie, weil sie ihr erlauben, ihre Puppen und sonstiges in ihren Schaufenstern aufzustellen.) Dann zeigt Nena uns dias von diesen Puppen und von einigen Indianern und ihren Frauen, die Sachen für sie machen; die Puppen sind sehr nett und gefällig, die Indianergesichter sind manchmal ganz eindrucksvoll, zeigen starken Charakter oder Gefühle. – Nena telefoniert nochmal mit Mädele wegen Erika; sie erfährt, dass die Vilchis gern bereit sind, sie aufzunehmen.
Ich setze mich an ein Tischchen am S-Ende der Veranda, wo ich in der Sonne sitzen kann und schreiben. – Nachmittags eine Russin Frau Zoon. (Sie ist Pianistin und Bildhauerin; sehr lebendig, voller Reaktion auf Menschen und Dinge, sehr persönlich und warm; sie erzählt, wie sie einen halbgelähmten Indianerknaben, Sohn ihres Haus- und Gartenbesorgers, durch Massage der Füße und Milchkur wieder geheilt hat.) – Nachher auch Frau Lange kurz (eine Deutsche; sie wohnt mit ihrem Mann in San Felipe.)
Vormittags fahren wir Straße nach S, durch die Stadt, am Flughafen vorbei, später linke Seitenstraße nach Sto. Tomas, zur Töpferei der Rosita, sie ist eine alte Frau, mit hagerem Gesicht und tiefen Furchen, charaktervoll. Sie sitzt auf dem Boden und zeigt die Produktion eines vasenförmigen Gefäßes aus einem Klumpen Ton. Den setzt sie in eine kugelförmige Schale, die auf einer umgekehrten Schale steht; dadurch wenig Reibung und leichtes Drehen: Zeichnung. Sie hat schwärzlichen Ton; allmählich entsteht eine hohle Vase. Zuletzt reibt sie ihn mit einem Stein; dadurch wird die 🕮 Oberfläche glatt, als ob sie glasiert wäre; ebenso macht sie mit dem Stein aus freier Hand Zierlinien auf den Topf. An der Wand stehen Gestelle mit unzähligen anderen Sachen aus dem schwarzen Ton. H. hat vor, mit Erika nochmal herzukommen, und allerhand zu kaufen; die Sachen sind unglaublich billig. Sie sagt, Nena hat eine Methode, um Sachen in einem Korb zu verschicken so, dass sie nicht brechen. – Wieder zurückgefahren. In der Stadt machen wir Besorgungen. Ich mit H. in pharmacy (für Glyz suppos); dann in mehrere Buchhandlungen für Taschenwörterbuch und Büchlein mit Fragen; ich kaufe 2, aber ich sehe nachher, dass sie doch nicht sehr nützlich sind (ein Jammer, dass ich in LA die nützlichen Büchlein, die ich kurz vorher benutzt habe, nicht finden konnte). Dann alle zusammen nach Hause. – Nachmittags ist hier Frau Irmgard Grote (aus Deutschland, aber wohl schon länger hier in Mexiko; mit Nena befreundet. Sie fotografiert, vielleicht für Bücher; vielleicht auch ?
Abends 9h zum Nachbarhaus; Amerikaner ; dort ist eine Posada. Kinder singen vor dem Gartentor (wie Josef, Maria und das Christkind vor der Herberge) „bitte lasst uns hinein“, aber werden immer abgewiesen; schließlich zugelassen. Dann singen sie und beten; wir sitzen mitten zwischen ihnen; nette kleine Kinder dabei, die uns neugierig anschauen, aber dann auch lächeln, wenn wir sie freundlich anschauen. Jeder kriegt ein Päckchen in die Hand verteilt (sehr einfache Kekse, gebackene Erdnüsse und dergleichen; Chacha sagt, sie bringt es der Köchin mit; ich sage, dann meins für das andere Mädchen). Nachher gehen wir durch den Garten zum Ausgangstor; Chacha verabschiedet sich von unzähligen Leuten und Kindern; die Gastgeber treffen wir fünf mal dabei, und geben ihnen immer wieder die Hand zum Dank.)
Nachmittags 5 ½ fahren wir nach San Felipe, zu Lang und Frau. (Die anderen gehen zur Posada in die Dorfkirche; ich bleibe mit beiden Langs im Hause. Sie zeigt mir alle Räume und die 2 patios. Alles ist sehr 🕮 schön entworfen und durchgeführt, sehr geschmackvoll und praktisch. Sie liebt besonders Orchideen: die hat unzählige Arten; und hat Bilder gezeichnet von noch viel mehr Arten, die sie in andern Gegenden aufgesucht hat. – Wir sitzen gemütlich am Kaminfeuer. Schon bevor die anderen fortgingen, kam die Sprache auf die Studentenunruhen; H. verteidigte die Studenten, aber er sagte, die verständen überhaupt nichts, hätten gar keine Ziele, seien für Mao, ohne Chinesen zu verstehen und daher ohne zu wissen was Mao wollte; sie selbst haben in Indonesien gelebt und hatten gute chinesische Freunde, aber die Studenten machen nur Geschrei. – Er ist vom Geschäft retiriert; sie wohnten früher in Mex. und sind daher seit langem mit der Familie Schöndube befreundet. Sie tut anscheinend auch Hilfe für Indianer; jedenfalls ist sie sehr hilfsbereit; ein junger Deutscher kommt, und die sagt ihm dringend, er muss am nächsten Tag einen Roberto mitbringen; er will nicht mehr unter Leute gehen, weil er Hautkrebs an der Nasenspitze hatte und darum ein Stück der Spitze entfernt werden musste; ich sage zu ihr, dass sie offenbar ein sehr gutes, hilfreiches Herz hat, und sie ist sehr gerührt darüber. Aber die politischen Gegensätze sind doch zu stark: er Chacha sagte ihnen, dass H. unter den Negern in L.A. tätig ist; darauf sagt er: Die einzige Lösung besteht darin, dass alle Neger zurück nach Afrika geschickt und dort in einem besonderen Land angesiedelt werden; andernfalls wird das amerikanische Volk durch Rassenvermischung zugrunde gerichtet; es sei ein Jammer, dass Hitler die Rassensache so schlecht behandelt habe; das habe zur Folge, dass man jetzt keine vernünftige Stellung dazu vertreten könne, ohne im Nazi Sinne missverstanden zu werden. – Sie sind beide heftig gegen TV und Radio; das sei so technisch und unnatürlich, sie lieben aber Schallplatten; ich sage, die sind aber auch sehr unnatürlich hergestellt. Mit H. zusammen erkläre ich, dass TV auch viel Gutes bringt.) –🕮
Erika kommt an. (Peter hat sie gestern in LA zum Flugplatz gebracht. Pünktlich geflogen; sie hat schon in LA Telegramm von H. bekommen, dass sie bei Vilchis (Ottos jüngster Tochter) übernachten soll; sie ist mit Taxi zu denen gefahren, hat dem Taximann das Telegramm mit der Adresse gezeigt, so ging alles gut. – Wir fahren nach Mitla (nur in den Ort. Zunächst zur Kirche und Markt, wo H. und E. allerhand kleine Sachen kaufen; dann in einen großen Laden, wo Nena engros Preise bekommt, und beide schöne Kleidung oder Stoffe kaufen. Dann zum Museum, das ist nur klein, zeigt Steinfiguren aus 6 Perioden. Dann dort im patio gegessen, meist Mitgebrachtes; und Rückfahrt; dabei bin ich schon müde und schweigsam. 3h zurück. Wir wollen ein anderes Mal hinfahren, um die Ausgrabungen zu sehen. – Erika hat mir Zeitschriften und allerhand Briefe mitgebracht. Auch einen von B-H, dass es ihm schon wesentlich besser geht. – Abends fährt sie fort; ich sitze im Wohnzimmer und lese, bis Erika aufwacht, gegen 9h! Ihr Bett ist hinter Nenas Schlafzimmer.
Wir alle fahren zur Stadt. (H. und E. gehen zum Zocalo Markt, wollen Sachen kaufen.) Chacha und ich fahren mit Nena herum, die ihre Weihnachtsgaben zu den Freunden bringt; dadurch sehen wir viele Stadtteile. Eine Familie wohnt ganz weit draußen, an der Straße nach Veracruz, die von der Hauptstraße (nach Mitla) nach links abzweigt (sie sind nicht zu Hause; Nena erzählt, dass der Mann früher ein Marineoffizier (in Deutschland?) war; jetzt interessiert er sich für Ethnologie und misst auch die Entfernungen und Höhen der verschiedenen Indianerdörfer um eine Landkarte davon zu machen (unklar, wieso es die noch nicht gibt; und Schiffe). Schließlich treffen wir uns im großen Gedränge am Zocalo wieder; da ist eine große Krippe aufgebaut; wir sitzen auf der 🕮 Plattform in der Mitte des Platzes. – Abends 5 ½ fahren wir alle ab zum Xochimilco (das ist die Gegend, die wir von der Terrasse, am Hügelabhang jenseits der Schlucht sehen). Wir besuchen den Weber (tejedor), den wir immer am Webstuhl klappern hören; 4 Kämme können auf und ab bewegt werden, das tut der mit den Füßen; mit den Händen zieht er immer das Gewebte straff, und knüpft zerrissene Fäden wieder an, die von der großen Spule mit verschiedenen Farben herunterkommen; durch Bewegung der Kämme bestimmt er, welche Längsfäden so hoch gehalten werden, dass der Schuss unter ihnen durchgeht, sodass sie sichtbar bleiben und die gewünschten Figuren bilden.) Dann fahren wir weiter, und Nena gibt in einigen Häusern ihre Weihnachtspäckchen ab. Bei einigen gehen wir mit hinein. Z. B. Familie Sheyer1Wegen des Moholy-Bezuges könnte es sich um Verwandte von Emmy Esther Scheyer, genannt Galka Scheyer (1889-1945) handeln. aus den Staaten; die haben ein schönes modernes Haus gebaut mit schönem Ausblick; er ist Bildhauer und Töpfer, wir schauen auch in die Werkstatt hinein und daneben den großen Ofen. Er hat Moholy und das Bauhaus gut gekannt. Er ist erfreut zu hören, dass ich M. und Bauhaus auch kannte. Bei ihnen zu Besuch war noch ein älteres amerikanisches Ehepaar, die auch interessant zu sein schienen. Dann zum Haus von Frau Zohn (P) (die mal bei uns war; eine Deutsche, ihr Mann war russisch-jüdischer Emigrant; sie ist heute früh um 4h nach Pueblo gefahren, um Freunde abzuholen, die weder mit Flugzeug noch mit Eisenbahn kommen konnten: ein Japaner Tamatzu (P), und seine amerikanische Frau; er behauptete scherzhaft, er sei 99 Jahre; ein Künstler mit weißem Haar und Ziegenbärtchen, sehr munter und lebhaft. 🕮 Dann zu dem Metallkünstler (Blechschmied) ; ein armer Indio. Wir sitzen auf Stühlen an der Wand, die aus anderen Häusern hereingebracht worden sind, weil hier Kinder zusammenkommen sollen und singen, und dann zur Posada zur Kirche gehen. Wir warten von vor 7 bis 8 Uhr vergeblich. In der großen Stube ist auch sein Arbeitstisch, wo er besonders Kupfer hämmert, große Krüge und andere Gefäße; aber auch Silberplatten mit Ornamenten. Ihre zahllosen Kinder aller Altersstufen spielen herum, lebhaft, aber ohne jedes Zanken oder Geschrei, auch von den Eltern kommt kein Mahnwort oder Zurechtweisung. Die Frau sitzt meist dabei mit dem jüngsten Baby auf dem Arm; mal zieht sie ihre Brust aus dem Kleid hervor und lässt das Baby trinken. Später sitzt sie in ihrem kleinen Schlafzimmer und lässt uns auch hinein kommen; dort wickelt sie einen farbigen Faden aus einem großen Strang, der über ein großes Rad gelegt ist, das sie mit der Hand immer anstößt, auf eine kleinere Spule, wie der Weber sie braucht. Für die Arbeit eines ganzen Tages bekommt sie dann 10 P. (= 0.80 $)! Schließlich um 8h, als die erwarteten größeren Mädchen, die an der Kirche singen sollen, immer noch nicht gekommen sind, verabschieden wir uns (zu meiner Erleichterung) und fahren nach Hause. – Ich sage beim Abendessen, dass ich beeindruckt bin durch die Anzahl der wirklich interessanten Menschen, die sich in Oax. angesiedelt haben; wirkliche Charaktere, die sich ihr Leben im eigenen Stil gestalten, sehr geschmackvoll, und vor allem ihr Leben ganz so einrichten, wie es ihren Gefühlen entspricht, ohne Rücksicht darauf, was üblich ist; Nena bestätigt das sehr. –🕮
Vormittags sitze ich auf der Terrasse und schreibe am Tisch; Rücken und Hinterkopf in der Sonne, das Papier im Schatten. Einen Brief an Mia; und Tagebuch. – 4 ½ beim Tee (mit Nena, die anderen sind schon in die Stadt, ein junges Schweizer Ehepaar Huber2vermutlich Carlo Huber (1932-1976) und seine Frau aus Basel, mit kleiner Tochter; er ist Direktor der Kunsthalle in Basel; es dehnt sich etwas lange aus. – Nachher mit Nena in die Stadt; wir treffen die anderen am Zocalo. Ich sitze mit Chacha an einem Tisch, auf harten, unbequemen Stühlen. Inzwischen gehe ich mal mit Chacha auf die S Seite des Zocalos; da haben Indios aus verschiedenen Dörfern ihre rabanos Künste ausgestellt; manchmal die Heilige Familie, oder sonstiges Religiöses, oder Tiere und Pflanzen, seltsame Ungetüme; alles ist aus Rettichen geschnitzt3Noche de Rábanos: https://en.wikipedia.org/wiki/Night_of_the_Radishes, oft sehr geschickt, und manchmal geschmackvoll; das ist ein Wettbewerb, aber nur die 3 besten bekommen einen Preis. Zurück an den Tisch; immer mehr Leute kommen auf den Platz und gehen ringsherum, um Freunde zu begrüßen; viele begrüßen uns (dabei auch Frau Lange; Aimes und Frau, die ich zum ersten Mal sehe; Chacha und Frau A. umarmen und küssen sich; ich bin erstaunt, dass sie beide noch ziemlich jung sind, ich hatte unwillkürlich eine würdige, retirierte Professorgestalt mir vorgestellt; auch der Weber, den wir kürzlich besucht haben, kommt vorbei und grüßt mit der Hand; er hat eine Menge über der Schulter; nachher sitze ich mit Nena am Tisch, und andere gehen, um noch Anderes anzuschauen; ein junges französisches Ehepaar kommt und begrüsst Nena und bleibt sitzen, sie können nur französisch sprechen und fragen anscheinend Nena nach Auskunft und Rat; bei dem großen Lärm herum (auch immer die Musikkapelle zwischendurch) kann ich nichts verstehen, und das macht mich noch mehr müde. Endlich kommen alle wieder zusammen; aber wir fahren noch nicht heim, wie ich in meiner Müdigkeit gedacht hatte, sondern gehen noch an die nächste Ecke (NW) des Z., und sie essen dort Waffeln auf 🕮 bestimmten Tellern, die man nachher mit lautem Gekrache auf den Steinboden wirft, was besonders der E. viel Spass macht. Endlich zurück zum Auto, und ca 8h zu Hause. (Zwischendurch hatten die anderen noch eine Posada oder so etwas bei der Kirche mitangesehen, was aber anscheinend nicht sehr lohnend war. –H. kommt mit mir und sorgt für alles; der sage ich, Ich sage beim Abendessen‚ dass das Ganze mich übermässig ermüdet hat; und ich bitte, mich künftig immer über das ganze geplante Programm zu informieren („mir sagt keiner was“), damit ich planen kann, ob oder wieviel davon ich mitmache. Sie rät mir, noch tief atmen zu machen, und Entspannung. Nachher kommt auch Chacha noch zu mir und sagt, sie sei anfangs auch oft übermüdet gewesen; und ich soll die Ängste fahren lassen und mich still versenken; dann kommt unerwartet äußere Hilfe, wie beim Beten. Ich sage ihr: „Hilfe von den guten Geistern“? Sie sagt, ich soll das nicht verlachen; die guten Geister sind um uns (sie denkt wohl an Broder) und können viel Hilfe geben; ich sage: ja, wenn man daran glaubt, so wie die Indios ja auch viel äußere Hilfe bekommen von Maria und San Felipe, und San Domingo und vielen anderen. Sie sagt: Du bist ein Spötter; aber versuche es nur mal. Sie ist rührend in ihrer Fürsorge und Willen zu helfen; und ich verspreche ihr, auch Gymnastik und Atmen und Entspannen zu tun. Das tue ich auch, aber nur im Bett liegend. Und dann schlafe ich gut.
Ich sitze auf der Terrasse, schreibe Tagebuch und lese. Auch H. und E. kommen und lesen. E. fühlt sich aber nicht wohl; Magen verkorxst durch die gestrigen Waffeln, wo die Teller zerschmissen wurden; darum geht sie ins Bett. Nachmittags gehen Chacha und H. nach Xoch. und bringen den Kindern 🕮\Tule (2 Familien besucht). Weihnachten\ des Blechschmieds, bei dem wir vorgestern Abend waren, kleine Päckchen für Weihnachten, mit Büchlein zum Lesen, und Süßigkeiten; sie gehen zu Fuß hin und zurück (überqueren das Aquädukt). – 6h Abendessen. Dann spielt Nena eine Platte, wo bayerische Dorfbuben das Christkind im Stall besuchen und zuschauen wie die Hirten und dann die Heiligen 3 Könige hinkommen. Erinnerungen an Wiesneck und Stockdorf werden erzählt. Dann schenken sie alle sich gegenseitig Weihnachtsgaben, auch H. und bekommen schöne Tasche und Stoffe; Nena schenkt Chacha eine alte holzgeschnitzte Madonnenfigur, in altem strengen Stil, vielleicht heute von einem Indio nach altem Muster geschnitzt. – 9h gehen die 3 noch in die Stadt, um die Weihnachtsprozession auf dem Zocalo zu betrachten. (Zwischendurch mal eine Platte mit Streichtrio Divertimento von Mozart, das ich gut kenne.)
Wir fahren nach Tule (da ist der große 2000-jährige Baum vor der Kirche; das haben wir am 21. gesehen, auf der Fahrt nach Mitla). Nena besucht 2 Familien von Indios und bringt ihnen Weihnachtspäckchen (vielleicht hat sie in jeder dieser Familien ein Patenkind), in einem extra Kabützchen in der Mitte vom Hof werden Tortillas gemacht und gebacken. Ein Mädchen klatscht einen Ball von Teig zwischen ihren flachen Händen, bis er ganz dünn ist, dann breitet sie ihn aus auf einer heißen Schüssel, die auf dem Feuer steht; wenn sie auf beiden Seiten gebacken sind, bekommen wir jeder ein Stück davon, ein wenig gesalzen. Sie haben auch eine große Ziegenherde. Bei der anderen Familie ist ein Sohn, der in Mex. arbeitet, für die Feiertage gekommen, und eine Tochter, die einen (vielleicht mexikanischen) Amerikaner geheiratet hat und in Oxnard wohnt; sie spricht auch Englisch; H. gibt ihr unsere Adresse und phone number, sie soll uns mal in LA besuchen; sie ist hübsch und intelligent. H. und E. sind begeistert von den Indianern und ihrer ganz natürlichen Freundlichkeit und Wärme. – Nachmittags Irmgard Groth4vielleicht Irmgard Groth-Kimball?, Fotografin in Mexiko, hier. Ich sitze mir ihr auf der Veranda. Sie erzählt von der Kriegszeit, wo die Deutschen 🕮\am Feiertage die San Felipe Straße hoch hinauf, und dann gewandert!\ in Mexiko, das auch Krieg an Deutschland erklärt hatte, mit Misstrauen angesehen wurden. Ich sage, dass das in USA nicht der Fall war; allerdings hatte ich tschechische Staatsbürgerschaft, aber auch die Deutschen wurden gut behandelt; die Tatsache, dass sie herkamen, zeigte, dass sie gegen das Regime sind. Sie ist Fotografin für eine archäologisch-ethnographische Kommission; die Bilder werden dann in ihren gedruckt. Sie ist schon in vielen Ländern gereist, auch in den Tropen. – Abends nochmal die Mozart Platte (heute kann ich sie schon ruhig anhören; gestern musste ich mich bemühen, die Tränen zurückzuhalten, weil es mich so sehr an die Zeit der langsamen Befreiung in Princeton erinnerte.) Nena zeigt uns auch Fotoalbums aus allen Jahren ihres Lebens, dabei auch von unserer Besteigung des Ajusco. Ich danke Nena für den schönen Weihnachtstag, beginnend und endend mit der schönen Mozartmusik, und mit schönen Eindrücken; sie küsst mich auf den Mund.)
Auf der Veranda gesessen und geschrieben. –H. inzwischen sich mit dem Fahren des VW eingeübt. Nachmittags 5 fährt H. Chacha und mich die San Felipe Str. hinauf, an Langes Haus vorbei, an der Kirche vorbei, und durch den Ort durch soweit es gut fahrbar scheint. Wir steigen von unsrer schlechten Straße hinauf auf die parallele höhere Straße und finden, dass die viel besser ist. Dann gehen wir zu Fuß die rechte Straße an der Gabelung weiter hinauf und schönen Blick auf das weite Hochtal, durch das wir nach Mitra und gestern wieder nach Tule gefahren sind; dahinter die Berglinie. Sehr schöner Rundblick. Dann geht die Sonne unter, und wir gehen wieder hinunter; zuerst noch Tageslicht. Dann zum Auto; jetzt müssen schon Lichter angemacht werden, und wir fahren hinunter nach Hause. H. hat es sehr gut gemacht trotz der holprigen Straße. 6 ½ zu Hause. 🕮\Museo / zu Dr. Mayonga\
Vormittags ins Museo. (Da sind die Sachen aus den Ausgrabungen von Monte Alban, hauptsächlich aus den Gräbern. Fabelhafte Goldschätze: ein Stirnband mit Feder, Armbänder, Ringe, auch viele Halbedelsteine und Knochen, die mit scharfen Steinen geritzt oder durchlöchert sind, und Perlen, zuweilen groß wie ein Daumennagel, mit unendlicher Geduld, Mühe, und Geschicklichkeit gemacht, um vom König oder Hohenpriestern getragen zu werden. Solche Schätze hat Montezuma dem Cortez geschickt, als der ihm Aufforderung überbringen ließ, sich zu übergeben; er wollte damit C. bewegen, wieder abzuziehen; aber die reichen Gaben machten C. noch habgieriger, und so wurde die Eroberung mit vielen blutigen Opfern durchgeführt.) – Nachmittags Chacha, H. und ich zu Dr. (Jorge Gonzalez) Mayorga, einem Augenarzt, 85 Jahre alt. (Er erkennt sofort, dass ich Kataraktoperation hatte und erklärt es seiner Frau, und dass meine dicke Brille aus Plastik ist. Er lebte früher in Mex., zeigt uns ein Foto von einem großen Haus in schönem Garten dort. Jetzt hat er eine einfache Wohnung Parterre an einer ärmlichen Straße nahe bei der San Domingo. Er hat sich selbst einen Plattenspieler gebaut, und spielt eine Platte. Er liest ein Gedicht vor, und gibt er eine Kopie; er liest es mit starken Gefühlen. Dabei fangen die Glocken der Kirche sehr laut an zu erschallen. Seine Frau unterbricht ihn, und sagt, er soll warten, bis sie aufhören. Er erwidert ihr: Die Glocken (ich glaube die „campanilas“) sind Heinis Freunde; da kommt ein camion vorbei und er zeigt darauf und sagt: „Das sind meine Feinde“. Er zeigt uns ein anderes Zimmer mit vielen Büchern in einem breiten Regal: eine Reihe Dichter, eine Philosophie, eine Naturwissenschaften; er sagt, er hatte in Mex. eine viele größere Bibliothek. –🕮\Yaagul\
Nena fährt uns nach Yaagul ( zuerst Straße nach Mitla; aber vorher abgezweigt nach links, (N), einen Berghang hinauf bis Y. Das ist ein komplexes festungsartiges Gebäude mit großen Höfen, und Ballspielplätzen, und Sälen und Kammern; nur die unteren Teile der Wände bestehen noch; manchmal mehrere m dick. Dann geht es stufenweise höher; auf jeder Stufe wiederum Säle und Kammern und Höfe; vielleicht zum Zurückziehen, wenn die unteren erobert werden. Darin stehen schöne große Kakteen, nicht nur normale Höhe, sondern Kandelaber, mit vielen Verzweigungen. Das war nicht gemeint gegen die Spanier, sondern Verteidigung der Zapoteken gegen die Eindringlinge . – Nachmittags mit H. angefangen, Pläne für Mex. und Guad. zu machen. Chacha will anscheinend nicht mitkommen! (H. sagt, dass ich gegen jeden Vorschlag von ihr Bedenken habe und Abwehr. Der Grund ist, dass ich immer sehr überlegen muss, ob meine Beschränkung mit Augen und mit Diät in Betracht gezogen werden, damit ich nicht später bereue, etwas unternommen zu haben, was Schwierigkeiten bringt.)
Vormittags kommt E. zu mir und sagt, es ist so nett, bei Nena töpfern zu lernen, ob ich nicht auch kommen will. Ich komme dann gleich mit ihr (vorher hatte ich mit Chacha im Garten wieder Entspannungsübungen gemacht und mir dabei gedacht: die helfen mir nicht nur, meine Muskeln zu entspannen, sondern auch meine Befangenheit loszuwerden, einfach dadurch dass ich sehe, dass es für Chacha gar nichts ausmacht, was die Dienstmädchen sich über so seltsames Verhalten denken. Drüben auf der Veranda vor der Töpferei, hatte Nena 2 französische Schüler, ein Ehepaar (er aus Algerien, sie aus Paris). Er machte einen großen Krug, und dann den Henkel dazu. Nena zeigt mir, wie ich aus einem feuchten Ball von Ton ein Schüsselchen machen kann; das Schwierige ist immer, dass der obere Rand Risse bekommt; die muss man dann durch Aufsetzen von nassen Streifen 🕮 beseitigen. –12 Abfahrt zu Russell Ames’ Haus; das haben wir schon gesehen, als wir von Et zurückfuhren. Man fährt von der Straße weit hinauf, und dann noch nach links, parallel zur Straße, ein langes Stück; so sind sie weit fort von jedem Verkehr. Ein schön gelegenes großes Haus mit Garten. Mit H. steige ich eine Eisentreppe hinauf aufs Dach. Ames’s selbst sind zu Bett (oder fort) weil es ihnen nicht gut geht; und ein anderes Ehepaar fungiert als hosts. Ich spreche ausführlich mit einem Mann Elias über USA, der für folklore interessiert ist und viele Länder bereist hat und viele Sprachen kann. (Er lebte in Graz, Belgrad, Zagreb, und vielen anderen europäischen Ländern.) Auch mit dem japanischen MalerChuzo Tamotzu, der bei Roberta wohnt (mit Frau Louise, mit weißen Haaren). Er erzählt, dass sie in Santa Fe leben, aber immer im Winter hierher kommen, wo Roberta Zohn ihnen eine eigene Wohnung neben ihrem Haus gebaut hat. Er macht eine Zeichnung von Hanneli mit Pinsel und schwarzer Tusche. – Dann wird ein barracuta gegessen: Eine Grube in der Erde mit Steinen ringsum aufgestellt ist da; darauf wurde ein Feuer gemacht, bis die Steine glühend sind, und dann (bevor wir kamen, die Teile eines Zickleins in einer riesigen Tonschüssel hineingestellt. Wir sehen zu beim Öffnen: Das Ganze wird mit großen Messern in Teile zerlegt, und in die Küche gebracht und dort weiter zerlegt werden; dann werden zwei Männer die Schüssel heraus und bringen sie auch in die Küche; dann wählt jeder sich ein Stück von dem Teil, das er bevorzugt (ich von der Leber) und alle sitzen an kleinen Tischen auf der Veranda und essen. – Ich spreche noch mit Chuzo über S. Fe, erzähle von unserem Häuschen, 🕮 und den zwei ganzen Jahren dort; und dann immer im Sommer. Sie wohnen dort seit 1948; also sind wir von dann bis 1951 immer im Sommer gleichzeitig mit ihnen dort gewesen. Eine junge Frau spricht auch vom St. John’s Coll. dort, was Erika interessiert. Wir kamen 2h oben an; um 4 ½ fahren wir wieder ab.
12 – 1 bei Elias und Frau (sie haben sich in Xoch. (Benito Juarez). Das Fronthaus besteht im wesentlichen aus einem großen Raum, mit Veranda abgetrennt davor, wo wir sitzen; und von der Veranda, die offen ist, sieht man direkt in den kleinen schönen Garten; dahinter noch ein Häuschen zum Schlafen. Vom Garten sieht man ein Kapützchen auf der Garage, wo er sich sein Arbeitszimmer eingerichtet hat; von dort oben hat man Aussicht auf die Berge, von unten nicht. So haben sie sich für relativ geringe Mittel ein schönes Heim geschaffen. Sie erzählen, wie die Kinder in den verschiedenen Ländern, in denen sie gelebt haben, aufgewachsen sind und ohne Mühe viele Sprachen erworben haben, die ihnen jetzt in ihren Berufen sehr nützlich sind (Frankreich, französische und Deutschschweiz, Österreich (hauptsächlich Graz), Jugoslawien, usw.) Er hat überall folkloristische Studien gemacht.) – 5 – 7 Teeparty bei Roberta Zohn (da sind allerhand Leute, die mich von der gestrigen Party bei Ames wiedererkennen, aber ich sie nicht. Roberta nennt mich „Rudi“, und ich sie „Roberta“, (und ich glaube, ebenso mit „Chuzo“ und „Rudi“). Chuzo macht viele Skizzen von Blumen, einer Vase, und anderem, während H. begeistert zuschaut; und jedesmal gibt er es nach Beendigung H. in die Hand. Sie fragt mich, ob die nun wirklich für sie gemeint sind zum Behalten; und ich sage: ja; und so sagt er dann auch, als sie sie ihm zurückgeben will. 🕮 Ich steige wiederum eine Eisentreppe hinauf, mit H, auf das Dach von Robertas Haus, wo man schöne Aussicht hat, und auch eine Liege steht, vielleicht für Sonnenbad. Hier sieht man, dass ihr Haus an die altes Aquädukt angelehnt ist. R. ist Pianistin; sie gibt zuweilen auch Konzerte in der Französischen Allianz, und auch in S. Fe; ich frage sie und Chuzo, dass wir die Pianistin Diane Hearst (oder Herz) bei S. Fe gut kannten; aber sie haben von ihr gehört aber kennen sie nicht. Sie sprechen auch von einem Ehepaar eines Russen Berk Beblin (oder so ähnlich) und dessen Frau; später fiel mir ein, dass Diane uns eines Abends zu dessen Haus gebracht hat, wo sie beide B. vierhändig spielten; das war irgendwo außerhalb von S. Fe. Ich sage nachher Chacha, was für ein froher, lieber, lebendiger Mensch Roberta ist; und sie stimmt sehr zu, und sagt, dass R. ihr gesagt hat, dass sie mich so gern mag.
Abends telefoniere ich mit Rafael (ich frage, ob er wohl nur am Wochenende frei hat, oder auch an einigen anderen Tagen, sodass wir unsere Zeit in Mex. danach richten. Er sagt, wenn wir für 2 Wochen kommen, wird er sich die ganze Zeit freimachen. Ich bitte ihn, Zimmer für mich und H zu bestellen in einem Hotel nahe bei ihm und bei Grete. Er fragt, ob ich wünsche, dass er zum Flugplatz kommt; ich sage, das wäre wundervoll.)
Vormittags Brief an Rafael geschrieben. – Chacha liest mir Brief von Christiane vor (scheusslich überlastetes Studium für das Physikum; sie hat jetzt eigenes Auto, weil die Institute so weit entfernt voneinander sind.) – Nachmittags fahren wir 🕮 4 – 7 nach Teotitlan del Valle. dem Ort der Sarapes Weber. (Wir sitzen alle herum, während 2 Männer uns einem nach dem anderen ihren ganzen Vorrat zum Beschauen hinlegen. Es werden einige ausgewählt, von denen dann die engere Wahl getroffen werden soll (für Mädele oder Chacha), wenn er sie zu Nena bringt. Dann fahren wir noch ins Dorf; in einem Gebäudehof sitzt schon die Musikkapelle für heute Abend. Wir gehen noch in zwei Häuser, um Sachen anzusehen. Dann fahren wir im dunkeln zurück. – Bei Tisch soll jeder das schlimmste oder erfreulichste Erlebnis des Jahres angeben; ich sage: die Erholung nach der 2. Augenoperation, und das Auftauchen einer lange nicht gesehenen Welt mit Farben. – Später sage ich Chacha, dass sie die verlorene Goldkette für Lini kaufen soll, aber dann der Christiane schicken, weil die so gern ihrer Mutter aus eigenem Geld die Kette kaufen wollte, aber nicht die Zeit fand, Geld zu verdienen. Ich gebe Nena zur guten Nacht einen Kuss und danke ihr für die schöne Zeit in ihrem Haus. H. kommt noch in mein Zimmer, und ich danke ihr für alles Gute im vergangenen Jahr; sie sagt, sie ist so frohhier, mit den richtigen Menschen, den Künstlern und den Indios. – Ich lese bis Mitternacht; dann ist furchtbar lautes Knallen von Raketen und dergleichen. Dann gut geschlafen. 🕮\Jan. 1970 / Oaxaca\
I / 1970H. fährt mich, E. und Chacha zum Monte Alban (das System der Tempelruine, die ausgegraben und an manchen Stellen wieder hergestellt ist, ist sehr eindrucksvoll. Es muss eine starke Kultur gewesen sein, mit einer Religion, die einen starken Einfluss auf ihr Leben hatte, und mit der künstlerischen Fähigkeit, ihre religiösen und Lebensgefühle architektonisch auszudrücken.) (Wir sehen Nena, die ein Ehepaar herumführt.) Nachmittags hat Nena dies Ehepaar eingeladen (Seagl, spricht er sagt: wie „Feigl“; er hat an U. Chic. Philosophie studiert, vielleicht auch bei mir; hat MA gemacht 1951 bei Perry, über Ethik von Dewey. Ich erkläre auf seine Frage, warum ich mich an UCLA besser fühlte als in Chic. Er fragt über Wittgenstein, und meine Meinung über englische Philosophie der gewöhnlichen Sprache; ich: Ich habe Zweifel, ob viel dabei herauskommt; aber ich schreibe nicht darüber; die geschichtliche Entwicklung wird zeigen, welche Form der Analyse fruchtbarer ist. Ich erzähle auch vom department Philosophie an UCLA, aktiv für Frieden, und Negerfragen.) – (Nena und Chacha fahren zu Frau Lange, weil sie Geburtstag hat; Chacha möchte, dass ich auch mitkomme. Aber ich will nicht; Frau Lange ist zwar ein lieber, hilfreicher Mensch, aber zwischen uns ist wenig an gemeinsamen Ansichten, und mehr: Ich glaube nicht, dass man mit ihr über die verschiedenen Meinungen ruhig diskutieren könnte.)
Vormittags Briefe geschrieben. (H und E allein nach Mitla zum Einkaufen; und nachmittags wieder zum Einkaufen in die Stadt.) Nachmittags 4 ½ – 6 Roberta, Chuzo&Louise hier. (Zum Abschied nehmen: Ch. und L. reisen morgen ab nach S. Fe. Wir trinken alle Tee zusammen, dann gehen wir in den 🕮\Jan. 1970\ Garten; Roberta zeigt uns ihr Haus: links von dem dünnen höheren Baum drüben; sie sagt, das ist ihr Baum. Er zeigt, wie er auf dem Aquädukt als Brücke über den Fluss gegangen ist; das Aquädukt sei oben mit Zement gut gedeckt, sodass man leicht darauf spazieren kann. Ich zeigen ihnen den „Gymnastikbaum“ und erzähle, wie Chacha mir da das entspannte Schwingen beibrachte. Dann sitzen wir auf der Veranda. Auf ihren Wunsch zeige ich Louise mein Gastzimmer mit Bad; ich gebe ihr 2 Nummern „Nation“ und eine „NWeek“; ich empfehle ihr Stone’s Weekly und NY Book Rev. Sie küssen mich alle drei zum Abschied. [Ich hatte vorgehabt, in einem Gespräch mit Ch. und vielleicht anderen zu erklären, wie ich zweimal in meinem Leben erleben musste, dass ich mein eigenes geliebtes Land auf ganz falschem Wege sah: als größte Gefahr für den Weltfrieden; und vielleicht dann auch, dass Sozialismus nötig ist, um Frieden zu haben; ferner, dass ich jetzt entwurzelt bin, kein Land wirklich voll liebe, sondern Kosmopolit bin; und ich wollte Ch. fragen, ob er ähnlich fühlt. Als er sagte, dass sie morgen abreisen, war es zu spät für das Gespräch.]
H und E sind fleißig mit Einpacken und letzten Einkäufen (E. hat für sich und Peter noch Hemden aus den schönen hier gewebten Stoffen machen lassen.) Ich schreibe Briefe (mit Chacha zusammen an Annemarie; und zu Chachas Brief an Angermanns noch, besonders an Christiane über ihre gewaltige Studiumslast). [Abends gehen die anderen zu einer Vorführung von Volkstänzen. Ich lese in Helfritz5https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Helfritz_(Komponist)].
E. Abschied. Sie fliegt nach Hause. Cha und H. gehen zu einer Kirche, und dann zur Musik der Kapelle auf dem Zocalo. Ich bleibe lieber zu Hause; auf meinen Vorschlag spielt Nena zwei Platten: Tripelkonzert von Mozart Distr gespielt; und Montiverdi; Madrigals mit schönen Stimmen, alte italienische Musik. – Nachmittags ein seltsamer Deutscher, Herr Jacobs (aus Berlin W, hat viel in Australien und N. S. gelebt, 🕮 auch in Indien; ist besonders interessiert an indischer Philosophie (Leben und Tod, Meditation usw.) Er hat ein Buch geschrieben, das aber gar keine Beachtung gefunden hat. Er weiß nicht, ob er sich hier ansiedeln soll oder in Mex. oder Umgebung dort. Er ist ca 60, scheint finanziell unabhängig; beklagt sich bitter über die Menschen, die sein Buch nicht lesen wollen. Ich versuche immer wieder, das Gespräch auf die praktischen Probleme zurückzubringen: Wo für ihn der geeignete Ort ist, nach Klima, Menschen usw. Chacha sagt hinterher: was für ein eingekapselter Egoist, ohne menschliche Beziehungen.)
Vormittags fährt H. Chacha und mich zu neuen Ausgrabungen bei Daìntzu an einem Berghang (halbwegs nach Mitla biegen wir nach rechts ab in einen schlechten Fahrweg. Ein freundlicher mexikanischer Archäologe erklärt alles auf Spanisch für Chacha. Erstaunlich, wie frühere Bauten nicht zerstört wurden, sondern durch neue Bauten, die breiter sind, überdeckt). – Spät am Nachmittag sitze ich mit H. im Wohnzimmer (die anderen beiden sind fortgefahren, um einen Wettbewerb von selbstgebauten Krippen in vielen verschiedenen Familien anzusehen; Nena gehört zum Schiedsrichterkomittee.) (Ich erzähle H. von meinem leider verfehlten Plan, mit dem Japaner zu sprechen, zu zweit oder mit allen dabei, wie ich über Deutschland und US empfinde: Zweimal ist es mir geschehen, dass mein geliebtes und hoch geschätztes Land die größte Gefahr für den Weltkrieg darstellt; dass ich entwurzelt bin, und keinem Land meine ausschließliche Liebe zuwende, sondern nur der Menschheit als Ganzes. Als es hier nicht dazu kam, mit Chuzo zu sprechen, hoffte ich für einen anderen Tag; und dann sagten sie auf einmal, dass sie heute packen und morgen abreisen werden.) –Ich frage sie über Louis Smart (er schreibt in seinem Brief so voller Dank und Freude über mein Verständnis und meine Zuneigung zu ihm; er macht sich wohl nicht klar, dass nicht ich, sondern H. aus eigenem Antrieb die ganze Arbeit für Louis gemacht hat, 🕮 für Bewerbung an Universitäten in Kalifornien. H. sagt: Sie kennt ihn überhaupt nicht persönlich. Ich: Das hatte ich vergessen; wahrscheinlich stellt Louis sich vor, dass H. das alles auf meine Bitte hin getan hätte, was sie wirklich ganz aus eigenem Antrieb tat. H sagt: Vielleicht denkt er sich, dass ich meine Kinder so erzogen habe, dass sie mit Selbstverständlichkeit Menschen anderer Rassen als gleichwertig nehmen, und dass ihn das so erfreut.) –H. hat mir vorher berichtet über die Auslagen von meinem Weihnachtsgeschenk für sie und E., und was E. dafür gekauft hat, und dass sie sehr große Freude daran hat.
H. fährt Chacha und mich zum Dorf Tlacochahuaya. (Auf dem Weg erzählt Chacha nochmal, wie schwierig es war mit Grete, weil sie einfach nicht ruhig sprechen konnte über den Konflikt zwischen Sven und Ferdinand. H. sagt: Das Wichtige ist, dass Menschen nicht so viel verschlucken, bis es ihnen den Magen verdreht, sondern sich offen aussprechen. Darauf sage ich, ich will auch aussprechen: Ich habe mich heute morgen geärgert über H., weil sie Euch gesagt hat, ich würde in 3 Minuten kommen, und das war sehr unterschätzt, wie H. es leicht tut; und da stand ich unschuldig da als der Bummler. Sie sagen: Nein, keiner hat mich beschuldigt; weil ich noch nicht fertig war, . Der Fahrweg ist sehr schlecht, und das Auto wird arg gerüttelt. – In der Kirche sind verschiedene Bilder von Gottvater, die sehr strenge, harte Züge haben.) – (Nachmittags fahren die anderen nach Tule; Nena bringt ihre beiden Familiengeschenke zum Feiertag. – Ich bleibe zu Hause und schreibe. – Chacha und H. gehen zu Fuß zum Blechschmied, um den Kindern was zu bringen.) – Abends spielt Chacha nochmal für sich und mich das schöne Divertimento von Mozart für 3 Streicher wie am Weihnachtsabend.
H., Chacha und ich vormittags nach Mitla. (Zuerst zum Stoffladen; Sachen für H. und C, die sie bestellt hatten, sind aber noch 🕮noch nicht fertig.) Zu den Ausgrabungen der Totenstadt. Da sind Überbleibsel von Gebäuden für Priester und viele Gräber. Die beiden gehen in mehrere hinein; ich nur in eines, weil es so mühsam ist; man muss sich immer bücken und Acht geben, mit dem Kopf nicht anzustoßen. Eine Totenstadt ist ganz zerstört worden, und darauf eine Kirche errichtet. – Die Kirchenglocke ist umgegossen worden; d. h. die alte Glocke war beschädigt und fehlerhaft; sie ist an Ort und Stelle neben der Kirche eingeschmolzen worden; man zeigt uns die Grube, in der die Form stand (wie bei Schiller „Fest gemauert in der Erden – steht die Form aus Lehm gebrannt“) und daneben die Stelle wo das Feuer war, um die alte Glocke einzuschmelzen. Neben der neuen Glocke lag ein Stück Holzbalken; er hob es auf und schlug damit unerwartet auf den unteren Rand der neuen Glocke; ein furchtbar lauter Ton schlug plötzlich in unsere Ohren. –Mittags essen Kaffee getrunken, wir wiederum in dem Säulengang, der einen Patio mit vielen Bäumen und Sträuchern umgibt. Dann fuhren wir in Eile nach Hause, weil wir meinten, Nena wünschte uns pünktlich um 1h da zu sein; trotz der hohen Geschwindigkeit hatte ich aber das Gefühl, dass H. ruhig und sicher fuhr. – Nachmittags mit Chacha allein beim Tee. (Sie kritisiert das Buch von Helfritz6Vermutlich Helfritz, Hans. Ein Reisebegleiter zu den Götterburgen und Kolonialbauten Mexikos. (oder so ähnlich) über Mitla; in einigen Punkten stimme ich ihr zu; in anderen Punkten sage ich, dass seine Aussagen als subjektiv genommen werden müssen (z. B. dass die Säulen den Eindruck machen als ob sie sich nach oben hin verjüngen. Dann erzählt sie noch Erinnerungen von ihrer Griechenlandreise mit Märtel; etwas 1956, wo sie die Eindrücke niederschrieb in langen Briefen an Broder.)
H. fährt mich und Chacha nach Cuilapan. (Hinter der Stadt über den Fluss; aber dann nicht R nach M. Alban, sondern L. ca ¾ Stunde, zu einem schönen, sehr großen Dominikanerkloster, das beinahe ganz wiederhergestellt ist, zweistöckig, mit vielen Räumen und Höfen. 🕮 Davor ist eine sehr große Kirche, ohne Dach, aber die 2 Seitenwände wieder hergestellt. – Nachmittags Briefe geschrieben.
Vormittags mit Chacha und H. in die Stadt. Wir besichtigen den Gouverneurspalast (schöner Innenhof und breite offene Treppe hinauf (wie in Elmau) und oben Rundgang (sehr schön zum Anschauen, aber ein großer Teil des Gesamtraumes geht verloren für Amtsräume). (Chacha erzählt dem Offizier der Wache, der uns einiges über die Geschichte des Gebäudes erzählt, dass sie in ihrer Jugend mal mit ihrem Vater hier war, als dieser mit dem Gouverneur verhandelte wegen des Bauens der Wasserversorgung für die Stadt, mit den Wasserquellen am San Felipe.) Einkäufe. Dann zur Musikakademie, wo ein Student in einem Zimmer mit offener Tür sehr laut Klavier spielt; Solidad (damals um Xmas und danach waren wir hier; jetzt gehen wir hinein; hinten in der Kirche ist die Felskuppe zu sehen, mit Eisengitter umzäunt, auf der damals nach der Legende der Esel zusammenbrach, mit einem Marienbild auf seinem Rücken; woraufhin dann hier die Kirche errichtet wurde, damals in großer „Einsamkeit“. ) – Von Erika ist ein großer Umschlag mit nachgeschickter Post für mich angekommen. – 5 – 7 zur alten Bibliothek; Vortrag von Hal Rench von der Gruppe der „Linguistas“. Das sind junge Sprachforscher, teils aus US, teils aus Mexiko, die die Sprache der Indianer erforschen; sie werden auch „mission“ genannt; aber ihr Ziel ist die Übersetzung des neuen Testamentes in all diese Sprachen, nicht die Bekehrung, sagt Nena. (Der Vortragende erklärt, dass in dieser Gegend (Staaten von Oax. und Chiapas) 6 Sprachfamilien sind, jede mit mehreren, noch nicht verständlichen Sprachen. Er erklärt zunächst an Beispielwörtern von Sanskrit, Griechisch, Latein, Gotisch, Deutsch, Englisch, wie eine hypothetische Ursprache sich allmählich immer mehr zerspalten hat, wo man vor 100 Jahren allgemeine Gesetze der Lautumwandlung gefunden hat. Sie wollen nun für die Indianersprachen eine analoge Forschung anstellen; ebenso wie in Europa, hoffen sie daraus auch historische Vorgänge erschließen zu können, wie die verschiedenen Indianerstämme sich zerspalten und in verschiedene Richtungen auseinander gewandert sind. Er spricht ruhig und sehr klar; bei der Diskussion spricht er auch von seinem Leben; wie er mit der ganzen Familie 🕮\Oaxaca\ in ein anderes Dorf gezogen ist, wo die meisten Leute nicht Spanisch konnten, und allmählich das Zutrauen der Leute gefunden hat; er hat ihnen bei Krankheiten und Unfällen geholfen. Dann hat er allmählich die Sprache gelernt und aufgeschrieben. Die Hauptschwierigkeit ist, dass bei jedem Vokal nicht nur Klang und Länge zu notieren ist, sondern auch Ton (notiert durch superskript 1, 2, 3 für low, mittel, high; zuweilen „ 2 3“ wenn die Töne sich von 2 zu 3 bewegen! Er spricht Beispiele von Wörtern, die klar machen, dass diese Unterscheidungen wesentlich sind für Interpretation, indem die Bedeutung sich ändern kann bei einer solchen Lautänderung.) In der Diskussion frage ich, ob wohl eine Korrelation besteht zwischen besonderer Beachtung der einer Sprache, bei der der Ton wichtig ist, und Neigung zum Singen (das doch vielleicht aus Satzmelodien entstanden ist) und allgemein musikalischer Begabung; ich sage, dass im Bergischen Land die Intonation eine viel größere Rolle spielt als bei in Süddeutschland; und die Menschen dort sind auch besonders sangesfreudig. Und vielleicht Schwedisch auch. Er sagt, Entstehung des Singens aus Intonation könnte sein. Aber bisher sind keine Untersuchungen über die weitere Korrelation gemacht worden. Er sagt auch mal, dass die ganzen Indianersprachen in Amerika vermutlich verwandt sind mit asiatischen Sprachen; aber die Einwanderung über die Beringstraße muss schon vor vielen Jahrtausenden gewesen sein.) – Beim Gehen ins Haus fällt Nena hin und schlägt ihre Stirn und Augen auf der Seite an einen Stein. (Sie ist nicht bewusstlos geworden und meint, es ist harmlos. Der Dr. wird telefonisch bestellt. Ich setze mich zu ihrem Bett in ihrem Zimmer, und wir plaudern über die Vergangenheit. Wir stellen fest, dass wir uns zum letzten Mal ca. 1924 gesehen haben, in Wiesneck, als ihre Mutter mit ihr und Mädele in einem Flügel (W-Ende) des großen Hauses wohnte; sie sagt, im anderen Ende wohnte ein seltsames Paar (Nachbarn von ) Bald kommt der Doktor (er gibt sofort Alkohol auf die aufgekratzte Haut zur Desinfektion; er sagt, es ist sonst ganz harmlos; wir sind alle erleichtert.))
Vormittags geschrieben. – 5 PartyTamalada hier (gegeben von mir und Chacha, weil beim Zerschneiden eines „Kranz“-Kuchens bei unserem Schnitt das Püppchen zum Vorschein kam.)7https://de.wikipedia.org/wiki/Dreik%C3%B6nigskuchen#In_Mexiko Zuerst kommt Roberta (um 6h!) und wir sitzen mit ihr auf der Terrasse. (Sie war interessiert an meiner gestrigen Bemerkung über Sprachmelodien und Singen.🕮 Sie sagt auch, dass ich nicht laut und deutlich genug sprach, sodass sie manches nicht verstehen konnte. Ich erzähle nochmal vom Bergischen Land. Sie sagt: Aber die Musik kommt vom Rhythmus! Ich sage: Ja, der Ursprung ist sicher verknüpft mit Tanzen, besonders auch Tempeltanzen, als rhythmische Körperbewegung. Aber Rhythmus ist selbst noch nicht Musik; zu demselben Rhythmus kann man viele Melodien machen; erst Rhythmus zusammen mit Melodie ist Musik. Sie sagt: Aber auch die Harmonie gehört zum Ursprung; ich: Nein, das ist ein wichtiger Schritt, aber auf einer späteren Stufe. Zunächst spielt der Schäfer eine Melodie auf seiner Flöte, oder singt etwas; erst wenn mehrere zusammen, singen oder flöten, tritt die Harmonie auf (die Instrumente wie Klavier usw. sind erst sehr viel später).) Gegen 7h (!) kommen andere. Im Wohnzimmer. Dr. Mario Lopez Garcia (der viele Sprachen spricht, auch mehrere indianische) und seine Frau, (die nicht Englisch kann) sitzen zusammen. Da ich nicht neben im Platz finde, setze ich mich zu Roberta und spreche nur mit dieser. Dann kommen die Indios: Filo und ihre Helferin, der Gärtner, die Töpfer, Julia (die Besitzerin des Stoffladens in Mitla) mit Mann oder Bruder, und Kindern, eine Familie aus Tule (?), und andere. So wird das Wohnzimmer sehr voll. Chacha zeigt ihre dias. (Ich sitze ganz nah vor dem Schirm. Chacha zeigt Landschaften von Jalisco und Chapala See; dann von hier: die Party bei Ames mit der barbecoa und den Preisen. Das größte Entzücken der Kinder kommt, als sie sich selbst erkennen.) – Ich frage Roberta, warum Chuzo und Frau abreisen mussten; sie sagt: Er wollte wieder zurück an seine Arbeiten: Ölgemälde und Zeichnungen; die Frau organisiert, dass dort oder an anderen Stellen Ausstellungen gemacht werden, und dabei werden Bilder verkauft; das ist der Erwerb für seinen Lebensunterhalt. Sie sagt: Die beiden haben ihr mehrmals gesagt, dass der Nachmittag bei uns (am 2 . 1.) für sie das schönste Erlebnis in diesem Aufenthalt in Oaxaca war; ich sage: Ich habe mich auch sehr gefreut und war enttäuscht zu hören, dass es das letzte war; ich hatte noch so manche Sachen, auch politische Fragen, die ich so gern noch mit ihm besprochen hätte.) 🕮\Jan. 1970 / (Oaxaca)\
Wir fahren die Straße zum Flughafen, aber geradeaus weiter nach S, bis zum Dorf San Pedro Apostol. Dort ist eine große Kirche renoviert worden, und die Madonnenfigur wird heute eingeweiht (?) oder besonders besungen. Dabei ein Chor von Jugendlichen mit einigen Gitarren. Dann zum Haus von Ruben Dias, mit 2 Töchtern die in Oax. studieren: Eine lernt Englisch auf der Mittelschule, die andere Deutsch bei Nena (dadurch die Beziehung und die Einladung). Sie haben schönen Obstgarten, dahinter Zuckerfabrik und Rancho (mit Pferden, Kühen, Schweinen, Ziegen, und Hühnern). Zum Mittagessen gibt es: Tamales barbacoa mit Ziegenfleisch, Heuschrecken (ich esse auch einige), kleine Pfirsiche usw. Der Vater sitzt neben mir und muntert uns auf, zu essen, lobt immer wieder alle Sachen mit gewaltiger Stimme (wohl weil er merkt, dass ich und H. ihn nicht verstehen). – Vor dem Essen kommt zweimal eine Musikkapelle des Dorfes vorbei, mit großen Trompeten usw., wobei Chacha und H. eifrig Fotos aufnehmen. Noch ein oder zwei jüngere Männer sind dabei, einer ein Sohn. Nena sagt uns nachher, dass der Vater geklagt hat, dass durch den Einfluss der uniones die Arbeiter höhere Löhne verlangen und er in Schwierigkeiten ist; aber Nena meint, sie werden sich wohl schon einigen. –Ca 1 ½ Stunden Rückfahrt; meist auf der Straße, die weiter über das Gebirge nach PuertoAngel am Pacific geht. 5h zu Hause. (1 ½ Stunde im Bett zum Ausruhen.)
Abends Platten: Casals, Cello Solo Suites von Bach, die auch Chacha noch gut von meinem Spielen in Wiesneck erinnert; früher mal: Mozart, Sinfonia Concertante; Chacha erinnert sich, dass ich ihr dies von LA 1959 nach Mex. zum Geburtstag mitgebracht habe, und Feigl hatte es mir geschenkt; aber Grete habe sie dann behalten!
Vormittags gelesen: Ames’ms „offener Brief an den Präsidenten“ (siehe k! Ich stimme in allen wesentlichen Punkten zu; aber er sollte vorsichtig sein, nicht wegen des häufigen Missbrauchs wichtige neutrale Werkzeuge zu verdammen, wie z. B. Computer.) – 4 – 7 auf Chachas Vorschlag: H. fährt uns nochmal auf Mo. Alban.🕮 Wir gehen oben gleich rechts einen steilen Pfad hinauf und kommen dadurch auf die Höhe des Berges, noch über den obersten Stufen des N-Tempels. Ich freue mich, dass ich mit H’s Hilfe so gut hinaufsteigen kann. Dann neben dem Tempel eine noch steile Treppe hinunter. Chacha fängt Gespräche an: mit einem Paar aus Köln (ich sage: ich bin aus Wuppertal), der Mann trägt ein kleines Mädchen auf den Schultern (Chacha spricht so lange mit ihnen, dass ich schon im Stehen müde werde und den Mann mit dem Kind auf den Schultern bedauere). Der Rundblick ist jetzt besonders schön, die Farben der Bergketten. Dann finden wir H. wieder bei den dansantes. Chacha spricht noch mit Stein und Frau; die sagen, dass Ames nicht mehr so krank sind, und man sie kurz besuchen könnte.) Beim Hinunterfahren wird es dunkel. Schwierig, durch die dunkle Stadt und das Marktgewühle zu fahren. – Abends spielt H. ihre neuen 2 Platten: Danses de los Pueblos Oaxaqueños; Volkstanzmelodien (die anderen haben neulich Volkstänze mit diesen Melodien gesehen); manchmal erinnert die Melodie an die traurigen, sehnsüchtigen mexikanischen Lieder; im ganzen ist die Musik, vielleicht auch wegen der lauten Blechbläser, nicht besonders sympathisch, wenn auch zuweilen ganz nett.)
10h fahren wir alle 4 ab, Nena fährt die ganze Zeit: von Straße nach Mitla links abgebogen beim Juárez Monum; [das ist nicht das große auf dem Berg, an der Straße nach Etla, sondern ein kleines] ein Tal ins Gebirge. Die Straße ist gut, sie geht langsam immer höher und höher, mit zahllosen Kurven um Bergvorsprung und durch eine Schlucht; die Straße ist aber gut gebaut, und Nena fährt ruhig und sicher, obwohl meist nur kurze Sichten der Straße. Bei einer Kurve haben wir einen schönen Blick hinunter auf das Oax. Hochtal. Schließlich kommen wir 🕮\Jan.1970 / (Oaxaca)\ zum höchsten Punkt: La Cumbre; hier ist auch die Wasserscheide. Von hier geht die Straße zunächst auf dem Kamm der Höhe entlang bis zu El Punto (da ist eine Schule.) Erstaunlich wie alles dicht bewachsen ist mit Wald, meist Laubwald; das sieht mehr nach Deutschland als nach Mex. aus. Links unten sieht man das Dorf Ixtepeyi, mit großer Kirche; meist sehen wir nur hier die einzelnen kleinen Häuser. Dann dauernd abwärts, mit vielen Kurven um die Berge herum. Bei den Häusern sind Maisfelder. Später sehen wir im Tal tief unten einen Fluss; das ist der Rio Grando (so heissen viele Flüsse). Wir kommen allmählich immer weiter hinunter, näher zum Fluss. Dann kommt eine Stelle, wo kürzlich ein Erdrutsch war, von starken Regenfällen; gewisse Stunden nur war Durchfahrt erlaubt, und jetzt war nicht erlaubte Zeit; (die anderen hörten, dass oben Bulldozer arbeitetenund fürchteten, dass plötzlich Gestein herunterrollen könne; da ich ihr Gespräch nicht hören konnte, habe ich mir keine Sorgen gemacht.) Dann fahren wir auf einer Brücke über den Fluss und hinauf zum Ort Guelatao, wo Benito Juárez geboren war. Ca 1 ½ Stunden Fahrt. Der Ort ist gut bewässert, alles ist grün, schöne Blumen in den Gärten. Die Kirche ist nicht besonders. Eine große Schule ist da, mit Internat, schöne Gebäude. Wir fahren dann einige Minuten weiter hinauf zum Ort Ixtlan (früher Silber und Gold. Eine schöne alte Kirche, die wir auch innen besichtigen.) Dann Rückfahrt; Nena fährt beide Wege, gut und sicher. – Spätnachmittags fahren wir alle zum Abschiedsbesuch zu Herrn und Frau Lange in San Felipe; wir besehen den Garten, mit allerhand schönen und interessanten Pflanzen. (Abends H. und Nena zu Volkstänzen. –Chacha in meinem Zimmer, liest mir den langen Dankbrief von Johannes vor und erzählt mir noch allerhand von ihm.)
Briefe geschrieben. – Mit Chacha im Garten Übungen. – Sachen gekramt. H. packt meine Koffer. H. zeigt mir die Abrechnung, die sie mit Nena gemacht hat: über die $ 4 pro Person für Wohnung und Essen; und über Auto. Danach schulde ich Nena $ 280. Ich sehe meine Reiseschecks nach und finde mit Schrecken, 🕮\Rafael / (Mexiko D.F.) / Hotel Diplomatico\dass ich nur noch $ 380 da habe! (Ich überlege mit H., ob wir die Bank telegraphisch bitten sollten, uns einen banker’s Scheck zu schicken; aber bei den elenden Postverbindungen in Mex City (Grete hat unseren Brief vom 19. 12. von Oax. erst vor einigen Tagen bekommen!) würde das doch zu langsam gehen. Ich sage: Das Beste wird sein, dass wir in Mex. zu einer großen amerikanischen Bank gehen und mit denen besprechen, was der beste Weg ist; die können es vielleicht mit telegraphischem Code schneller machen.) H. spricht mit Nena; und diese sagt: Sie kann einen gewöhnlichen Scheck von mir auf die Bank in LA ihrer Bank geben; das wird ihr sogar sofort gutgeschrieben; außerdem hat sie jetzt auch genügend auf der Bank, wenn die das nicht täten. Ich gebe ihr Scheck auf $ 280.) –H. packt Sachen, und wiegt sie ab; es geht wieder alles unterhalb der Gewichtsschwelle. – Ich telefoniere noch Roberta.
6:15 Aufstehen, 7 Frühstück, 7:30 Abfahrt zum airport. Diesmal sind wenig Leute da; wir können wieder am Fenster sitzen, mit noch besserem Ausblick. Da sind die Berge ähnlich wie bei Guad., aber viele Stellen unbewaldet und unbeackert. Dann Piz de Orizaba; und später Pop. und Ixt. (50 min. Flug, Mexicana 203). Wie wir aufs Gepäck warten, kommt auf einmal Rafael, umarmt mich herzlich. Er fährt uns in seinem roten Auto in die Stadt.OCiudad de México (Ich sage, ob er ein geeignetes Hotel gefunden hat, nicht zu weit von ihm und von Grete; Nena hatte gemeint, das ist kein anderes Hotel außer San Angel Inn, und das ist zu elegant. Er sagt: Ja, es ist gut gelegen, an Insurgentes, (nicht weit von Chapult. Park ?); es ist elegant, aber nicht zu teuer für mich. Wieso? Seiner Organisation hat er gesagt, ich sei der beste Philosoph der Welt und ich würde mit ihm und anderen Philosophen und Studenten sprechen; daraufhin haben sie, wie oft schon vorher, ihn beauftragt, mich als ihren Ehrengast zu empfangen und im Hotel El Diplomatico auf ihre Kosten unterzubringen! Erst glaube ich es nicht; dann sage ich, er hat seine 🕮\(Jan. 1970 / Mexico D.F.) / Laveranza\ Organisation beschwindelt, denn ich tue das nicht für diese; er: Nein, er hat es richtig denen beschrieben, und die haben zugestimmt! Er fährt uns zum Hotel. Wir bekommen zwei riesige fabelhafte Zimmer nahe beieinander, jetzt mit großem Badezimmer und großem Wandschrank und je 2 Betten, und großem Schreibtisch; sehr ruhig nach hinten hinaus, im 7. Stock (von 8 Stockwerken), mit Balkon, mit schöner Aussicht über die ganze Stadt! Dann erklärt er uns, dass auch die Mahlzeiten einbegriffen sind. Vorher hat R. zu mir und H. gesagt, dass er gern mich mit Frau Gort. und mit dem Bruder oder der Mutter von Nic. zusammenbringen will, wenn ich möchte; ich frage, wie es mit finanzieller Hilfe stehe. Er sagt: Aus der angeblichen Zusage zu G., dass er freigelassen würde, wenn er eine Stelle in einem anderen Land fände, ist nichts geworden. Die Behörden möchten nicht, dass dadurch Kritiker in anderen Ländern aktiv würden. Er meint sagt, dass sie einstweilen noch ihr Gehalt von der Universität bekommen; das würde erst aufhören, wenn sie gerichtlich verurteilt würden, was aber wohl kaum bald geschehen wird. Daher würde die Hilfe sich einstweilen wohl nur auf Medizin (bei G.) und Bücher beziehen; man hat ihnen mss fortgenommen (vielleicht auch Nic das ms der Anthologie des Logischen Positivismus) und verbrannt. Wenn ich mit denen sprechen wollte, so wäre es wohl mehr, um ihnen Sympathie auszudrücken; sie sind im Konflikt, weil sie einerseits den Gefangenen helfen möchten, andererseits aber keine Schritte machen dürfen, die die Situation noch verschlimmern würde. Er und andere glauben, dass der neue Präsident, der am 1. Dez. 1970 gewählt werden wird, eine Amnestie erlassen wird; das ist immer so geschehen; der neue Präsident will damit noch seine Situation verstärken (es ist nicht ganz klar, wieso). (Er fährt fort, ist von 12 – 3 im Amt beschäftigt.) 3 ½ kommt er zurück, fährt mich zu einem barbershop und bezahlt auch das, trotz meines starken Widerspruchs. – Zurück ins Hotel; Grete ist immer noch nicht zu erreichen; H will dableiben. R. fährt mich zu seinem Haus an Mimosa 48. (Laferanza, schön, lebhafte dunkle Augen, kommt auf mich zu und begrüßt mich sehr herzlich und küsst mich. Sie sagt, sie wisse von R., dass ich ein sehr sweet Mensch sei; ich sage: nicht immer, oft auch aggressiv; er: das schließt sich nicht aus. Sie sagt, es sei eine große Freude und Ehre, mich zu empfangen. Ich sage: Er ist ein lieber Freund und daher kein objektiver Beurteiler; sie darf seinen praise von mir nicht als objektives Urteil nehmen. – Das Haus ist interessant angelegt: zuerst ein Garten, dann Schwimmteich; links davon die offene, aber überdachte Terrasse, auf der wir später essen; dann mehrere Zimmer, die in einander gehen, mit vielen Büchern, ein Klavier, Kaminfeuer; am Ende sein großer schwerer Arbeitstisch aus dicken Balken gebaut. (Vorher im Hotel hat er mir und H. erzählt, dass die politischen Gefangenen Hungerstreik gemacht haben, weil die Gerichtsverhandlungen ganz unfair waren; den Verteidigern wurden die Anklagen und Argumente nicht schriftlich mitgeteilt, und die Richter machten ihre Verurteilungssprüche ganz willkürlich. Zur Strafe für den Hungerstreik haben die Behörden es zugelassen, dass die politischen Häftlinge von anderen Gefangenen und deren Besuchern misshandelt wurden; daraufhin schritten Polizeitruppen ein und haben viele verwundet und einige getötet. R. selbst habe telefonische Drohungen bekommen, er solle lieber keine Schritte unternehmen, wenn ihm daran liege, dass seinem 17-jährigen Sohn Hector nicht geschehe!) –🕮\Mädele, im Bazar\In R.s Haus bringt R. auch seinen 17-jährigen Sohn Hector herbei und sagt, der freue sich so, dass er mich kennenlernen dürfe; er habe Schwierigkeiten, weil er, jetzt an SeniorHigh-School, sich immer noch nicht entschliessen kann, was er als major nehmen soll. Ich sage ihm: Das macht gar nichts; darum soll er sich keine Sorgen machen, das entwickelt sich von selbst. Ich erzähle, dass Erika ähnliche Sorgen hatte; ich erzählte ihr, dass ich als Universitätsstudent, Mathematik, Philosophie und Physik studierte und auch nicht klar war, welches mein Beruf werden würde. Wie ein Junge, der jedes von drei Mädchen gerne mag, aber sich Sorgen macht, weil er keine „ganz liebt“; das kommt später von allein.)
(siehe vorige Seite) Einschub, in der Transkription eingegliedert Dann mit Taxi zum Hotel (30 + 3 P.) –H. telefoniert mit Mädele, Verabredung für morgen. (Ich spreche auch kurz mit ihr, und sie redet mir zu, auch mitzukommen zu ihrem Basar.) – 4 ½ – 7 ½ R. mit mir ihm Hotelzimmer. (Er erzählt von seiner philosophischen Tätigkeit und Karriere. Er ist full professor in law; und in Philosophie gibt er Kurse in Logik 2 und Logik 3, und in Methodologie der Wissenschaft. Er hat sein Lic. (= MA) in Law gemacht; mehr ist Professur nicht nötig. Außerdem hat er eine Gruppe von 6 – 8 Psychoanalytikern in Methodologieunterricht. Dazu gehört auch sein Freund Dr. Fernando Arizmendi. Diesen ruft er an, nachdem ich ihm den Ausschnitt über KH3 und Ribom zeige. (Dieser sagt ihm, als er ihm meinen Namen nennt: „Gibt C. meine abrazo“ und ich erwidere es mit Dank. Er will nachsehen, was er darüber finden kann, und ob auch R. hier käuflich ist, und gegebenenfalls es mir mitbringen.) 6 ½ – 7 ½ Lauorenza bei H. (sie haben sich anscheinend gut und lebhaft unterhalten.)
10 – 12 wir zum Bazar Sábado von Mädele. (Herzliche Begrüßung. Wir sitzen bei ihr und plaudern; erzählen 🕮 von Nena und Chacha und den schönen Erlebnissen dort. Sie erzählt von Pepe (der krank in Freiburg war, und Merkenthalers halfen ihm. Sie sagt, er will Anthropologie studieren in Hamburg bei einem berühmten Fachmann . Ich erzähle (unvorsichtigerweise) dass Rafaels Organisation (ich zeige ihr seine Karte davon, sie aber nicht interessiert daran) mich als ihren Gast einlädt und für die riesigen noblen Zimmer bezahlt. Dann wandern H. und ich noch durch den ganzen Basar. Das ist ein altes Haus aus dem 16. Jahrhundert; es war einstöckig, mit sehr hohen Zimmern; daraus haben sie jetzt an einigen Stellen 2 Stockwerke gemacht, wie Mädeles Platz, zu dem eine Treppe hinaufführt. H. kauft auch einige Sachen von Mädele.) Dann gehen wir, nach Mädeles Weisung, noch zu einem Papierladen und finden auch die große Straße, auf der die Elektrische fährt und viele Autos; da finden wir schließlich ein Taxi. Das fährt uns zurück zum Hotel (4.75 P; ich gebe ihm 5 + 1; wenn ich richtig erinnere, haben wir heute morgen für den Hinweg 15 + 2 P. bezahlt!) – 4 Grete und Walter holen uns ab; wir warten in der Halle; Grete kommt herein, und ich umarme und küsse sie; draussen kommt auch Walter, und wir umarmen uns. Wir fahren lange hinaus, vorbei am Pedregal und Universität, Cont, nach San Bennabé 613 B. Wir sitzen im kleinen Garten, später im Zimmer. Wir erzählen viel von Oaxaca, Nena und Chacha. Dann fragen sie, ob wir interessiert sind, Sven’s neues Haus zu sehen, und ich sage: ja, gewiss. (Wir fahren ein ganzes Stück weiter hinauf. Dann sind links von der Straße, auf einem abfallenden Gelände, 2 von Sven (und Ferdinand, der aber nicht erwähnt wird) erbaute Gebäude: Das erste enthält Wohnungen für mehrere Familien; das wird vermietet werden; das untere ist Svens Haus, zweistöckig. Es ist sehr gut geplant, gefällt mir sehr: viel natürliches Holz ist verwendet; die Türen sind einfache dicke Scheiben; die Treppe hängt an Eisenstangen (wie in Neutras Haus, das ich aber nicht erwähne). Walter sagt, alles ist „funktional“. Ich stimme zu und sage, das war auch gerade, was ich am Bauhaus so schätzte. Ich war befreundet 🕮\(Jan. 1970 / Mex.D.F.)\ mit Moholy, und Grete stimmt zu.) Wir fahren zurück zu ihrem Haus und sitzen im Wohnzimmer. Über die „Pille“ und des Papstes Verbot. Ich sage, dass in USA viele Priester und sogar Bischöfe dem Papst nicht zustimmen; sie sagen, auch in Mexiko, wo jährlich 3 ½ % Bevölkerungszuwachs ist, (in europäischen Ländern ½ – 1). –Ca 8 fahren sie zusammen uns zum Hotel zurück. (Walter sagt mehrmals, dass der jetzige Präsident Mateo Lopez8Eigenartigerweise nennt der Wikipedia-Artikel als Todesdatum von Adolfo López Mateos den September 1969: https://es.wikipedia.org/wiki/Adolfo_López_Mateos, der auch das Mus. Antrop. geschaffen hat, ein ausgezeichneter Präsident ist, der auch sehr viel für das Wohl des Volkes und das Unterrichtswesen getan hat. Ich gehe nicht darauf ein, weil ich denke, dass muss doch wohl derselbe Präsident sein, der die Professoren ins Gefängnis gebracht hat, und schuld ist an ihrer Misshandlung und den ungerechten Prozessverfahren.)
11 R. und Lorenza holen uns ab; zum Palácio de Bellas Artes: BalletFolklorico de Mex. 12 – 1 ½ (sehr reizvoll und interessant, mit Motiven von alten Tänzen in verschiedenen Gegenden, auch von den Mayas. (R. verweigert sich, Bezahlung für die Tickets anzunehmen!)) Dann fahren wir zu R’s Haus; H. zum ersten Mal. Herzliche Begrüßung von und von Dr. Fernando Wir essen mit der ganzen Familie am großen runden Tisch, mit vielen Späßen. Dann lege ich mich auf R’s Bett für nap, bis 4 ½. Dann Dr. Fernando Arizmendi, Psychoanalytiker, naher Freund von R., der bei ihm Logik und Methodologie gelernt hat. (Er sagt zu meinem Ausschnitt über Medizin zur Verbesserung des Gedächtnisses: Rib. ist in Mex. (noch) nicht erhältlich; KH3 aber doch. Seine Haupteigenschaft besteht darin, dass es dem Organismus hilft, Vitamine besser zu assimilieren (was im allgemeinen im Alter schwieriger ist). Er will die Frage noch mit Dr. Jinide besprechen, der hierin sehr kompetent ist; wenn er es billigt, kann ich es unbesorgt nehmen. 🕮\Mex. D.F\ Es werden im Vorgarten und beim Schwimmteich unzählige Fotos aufgenommen, von R, Ferdinando‚ und H.– Um 5h kommen wir endlich zu philosophischen Gesprächen. (R. sagt, dass sie versucht haben „Analyse“ oder „explanation“ (= meine Explikation, worauf er auch verweist) von Begriffen der Psychoanalyse. Ich erwidere: Das ist so ähnlich wie das, was Neurath tat mit Hollitscher und anderen: operationale Definition von Freudschen Begriffen, als Grundlage für Übersetzung von Freuds Theorie in wissenschaftliche Sprache. Ich erhob damals (von Prag nach Wien kommend) Bedenken: Die Begriffe wie „Verdrängung“ („suppression“), Ödipuskomplex, usw. sind nicht definierbar; es sind „theoretische Begriffe“ (wie wir sie später nannten), einzuführen durch durch Postulate und Korrespondenzregeln. Auf Wunsch von R. diktiere ich dies alles nochmal auf seinen tape recorder. Ich weise ganz darauf, dass die Situation in Psychoanalyse zwar komplizierter, aber doch im Grunde analog ist zu der von medizinischen Begriffen wie „Tuberkulose“; man führt sie ein durch Postulate und Wahrscheinlichkeitsangabe zwischen ihnen und geeigneten Symptomen.)
Dann kommt Jura Student Claudio Tapia mit Frau Rocio. (Er schreibt MA These von R. über juristische Begriffe; aber er kann schlecht Englisch; zuweilen übersetzt R; oder er spricht auf meinen Wunsch ganz langsam Spanisch.) Es ist so spät geworden; darum nehmen wir ihre herzliche Einladung zum Abendessen an. Danach zeigt L. uns das ms des zweiten Sohnes (R. sagt, er hat wirklich schöpferische Fähigkeiten) von einem Schauspiel (150 Seiten). Die Namen sind alle erfunden; dabei sind auch viele Illustrationen (eine Vermischung von schematisch-abstrakten und gemalten Formen); es kommen auch „die weisen Männer“ vor; R. sagt ihm, ich sei ein solcher weiser Mann. R. sagt, der Junge hat im Zeugnis fast alles 10 (das ist die höchste Marke). – Nach 9 fährt R. uns ins Hotel. (Er fragt H. nach ihren Erlebnissen während des Krieges; aber es kommt nicht mehr zu eingehenderem Gespräch darüber.) – Noch geschrieben bis 12. 🕮\(Jan. 1970. / Hans Arnold) (Mex. D.F.) / (Walter und Grete) (Grete: Universität, Xochim.)\
12h Hans Arnold (kommt zu meinem Zimmer. Er ist einige Tage hier für Kaffeegesellschaft; er wohnt bei Diederichsens. Er ist sehr munter, umarmt mich, und fragt nach meinen Augen; ich erzähle, wie ich wieder kräftige Farben sehe, wie schon seit Jahren nicht mehr.) Dann kommen Diederichsens, und wir gehen alle zum Essen. Während des Essens fragt manchmal Werner, was Andere haben wollen, und manchmal Grete; aber ich sage dem Kellner, dass ich für die 3 Gäste eine separate bill haben will, die ich dann bezahlen werde. Schließlich rufe ich nach den beiden bills und lasse mir von HA erklären, warum es 3 sind (eine ist für Getränke. Auf einmal hat Walter die eine bill in der Hand; ich verlange sie, aber er gibt sie nicht; da beuge mich über den Tisch hinüber reiße sie aus ihrer Hand; sie wäre beinahe zerrissen.) – 5 ½ – 7 R. ist hier mit Mrs. Gortari. (Sie bringt mir ein ms „Zeit in Atomphysik“ von G. (ursprünglich erschienen in Diánoia 1958). Sie sagt, dass ihr Mann Diabetes hat, und sie hat endlich erreicht, dass ein Spezialarzt ihn untersuchen konnte. Sie sagt, ein vernünftiger und intelligenter Mann, den sie schon früher kannte, ist jetzt Sekretär des Gefängnisdirektors; und er erlaubt ihr, Bücher und anderes zu G. zu bringen. Sie will mit mir am 22. zum Gefängnis fahren; da können wir dann gleichzeitig mit G. und mit Nic. sprechen, weil sie in derselben Barracke sind. Ich soll dann nicht mehr als 100 P. bei mir haben, weil der Überschuss beschlagnahmt werden würde; und meinen Pass und mexikanische Touristenkarte. – Sie fragt, ob ich spanisch lesen kann; ich sage; ja, aber langsam; daraufhin will sie mir einige Bücher von ihm bringen.)
9:30 Grete holt uns ab. – Zuerst zu Mexicana (dort sagen sie: der ermäßigte Preis für Rundtrip ist nur für 30 Tage. Daher muss ich jetzt je $ 26 zuzahlen! (Wir wollen morgen wieder hingehen; ich habe nicht genug Geld bei mir.) Dann fährt sie uns zur Universidad (die schönen Gebäude, die murals auf der Libr9Abkürzung für Library. Sie zeigt uns, wo große Wandanschreibungen der revolut. Studenten überstrichen sind. Sie sagt, es ist meist zurückzuführen auf auswärtige Agitatoren. Ich: vielleicht aus US? Sie: vielleicht; aber sicher auch aus Kuba. Sie sagt: Sie haben keine wirklichen Anliegen, die werfen oft einfach 🕮\mit Grete nach Xochim.; zu Diederichsens Haus) / (zu Boehms)\ alle Fensterscheiben ein. Der jetzige Präsident hat ihnen zugesagt, dass alle ihre Anliegen gern angehört werden und, wenn möglich und berechtigt, erfüllt werden; aber nicht, wenn sie Gewalt anwenden und Sachen zerstören. – Dann zum Pedregal; auch durch Agua und ihr früheres Haus, und durch Nubes und Svens früheres Haus. Dann die Olympiastraße hinaus: das Olympiadorf (Villa Ol.), das jetzt als Wohnungshäuser gebraucht wird. – Nach Xochimilco. (Recht elende Stadt, die Häuser oft noch kümmerlicher als in Oaxaca. Zum Boothafen; aber wir wollen dann doch nicht Boot fahren. H. will lieber Markt ansehen. – Dann zu Diederichsens Haus. Ich liege wieder auf dem schönen Liegestuhl im Gärtchen. Dann essen wir. HA ist schon wieder abgeflogen heute morgen. Auf der Fahrt sprechen wir über ihn; ich sage: Er war recht munter, was Grete bestätigt; ich erinnere daran, wie rührend er mir in Hamburg geholfen hat: zum Internisten, zum Krankenhaus weit hinaus; dann immer abends meinen Rücken verschmiert. Sie sagt: Zu Hause in Hamburg ist er nicht so munter (Hanne sagte mir auch, dass er oft am Tisch ganz schweigt, wenn keine anderen Menschen da sind. Vielleicht will Grete andeuten, dass HA sich bei ihnen oder mir wohl fühlt, aber bei Hanne nicht; das ist wohl wieder ihre alte Kritik gegen Hanne.) Danach lege ich mich zum nap auf Walters Bett. (Nachher Bauchentleerung, ziemlich dünn; ich frage H. und dann auch Grete, ob das die „Turista“ sein könnte; beide sagen: nein; dabei fühlt man sich von Anfang an sehr elend und fiebrig und ich fühle mich wohl; das beruhigt mich.) – Grete fährt uns zu Boehms (ich rede auch Fritz und Brigsi10Bei Boehms handelt es sich um Mädele und ihren Mann Fritz. In der Literatur (zu einer Textilsammlung im Museum) wird der Name der Tochter als Brigitte angegeben. Offenbar war Brigitte Boehm Schoendube, genannt Brixi (1938-2005) eine Ethnologin; vgl. https://es.wikipedia.org/wiki/Brigitte_Boehm gleich mit „Du“ an, wie 1959, vor 10 Jahren im Pedregal; ich erinnere Bri daran, dass ich sie damals oft im Garten sah; und schließlich sagte sie, dass sie die Ankunft eines Freundes erwartete (aber das war nicht Pepe). Nachher gehen wir ins Haus. Der Garten ist sehr schön, das Haus auch; aber es ist in einer ziemlich elenden Umgebung. Dann wird ein Kaminfeuer angezündet; Tee und Apfeltorte. Nachher frischen Fritz und H. allerhand alte Erinnerungen auf. – 7h sage ich, dass 🕮\Jan. 1970. (Mex. D.F.) / (Teotihuacan) (de Gontari)\ wir nach Hause wollen. Sie wollen uns fahren; wir widersprechen lebhaft, aber erfolglos, dass sie uns nur bis zu einer Taxistelle fahren sollen. Fritz leiht mir für die Fahrt einen warmen Mantel. Dann Abschied; wir lassen es offen, ob wir uns noch mal sehen können.)
10 (anstatt 9) R. und Hector kommen her. (Zunächst zur Mexicana (unsere Flugscheine werden geändert für 24. abends nach Guad. und 28. mittags nach L.A.) – Dann über 2 Stunden Fahrt nach Pyramidesvon Teotihuaca. Nach einigem Besichtigen: Essen im schönen Restaurant mit Rundblick, dann ½ Stunde nap im Auto. Dann Besichtigung der 2 Ausgrabungen, wo der F eintraf. (Bei der Rückfahrt sage ich R., ich möchte nicht, dass er so viel ausgibt für mich (Autostraßenerlaubnis; Eintritt; Mittagessen). Er sagt, ich soll doch ihnen dies nicht versagen, sie freuen sich, dies für uns zu tun, aus Liebe und Bewunderung.) Sehr eindrucksvolle Ausgrabungen von Pyramiden und Gebäuden mit vielen Gängen und Zimmern. R. erklärt die verschiedenen Erscheinungsformen von Qetzalcoatl. – (R. bittet mich, wenn ich morgen Nicolas spreche, ihm sehr herzliche Grüße von R. zu sagen. Er sagt, N macht ihm (vielleicht unbewusst) Vorwürfe, dass er zu wenig für die Bewegung tut, und dadurch sich Freiheit erkauft.) – Nach 7 zurück im Hotel.
9 ½ (anstatt 9:05) S.ra Artemisia de Gortari holt mich ab. (Ein Freund fährt uns in seinem Auto, etwa ¾ Stunde zum Gefängnis. Mit ihr in das Gebäude, das viele Höfe und Flügel hat. Zunächst zum office ihres Freundes; der ist jetzt, zu ihrem Erstaunen, ein wichtiger Mann hier, er entscheidet, ob jemand einen Gefangenen besuchen darf; sie stellt mich ihm vor, und wir bekommen Papiere, aber für Besuch von de G., nicht in der Baracke, wo dann Nicolas zu uns kommen könnte, der in derselben Baracke wohnt, sondern nur zum Polygon. Wir gehen noch durch allerhand Höfe und Räume. In einem Hof treffen wir eine ältliche Frau, die ziemlich einfach aussieht. Mrs. G. sagt, sie ist Nicolas’ Mutter, und begrüsst sie freundlich; ich auch, ich bitte sie, ihm meine Grüße und Wünsche und die von R zu sagen. In einem Zimmer wird mein Geld gezählt (Mrs. G. hatte mir gesagt, ich dürfe nicht mehr als 100 P bei mir haben.) Und dann werde ich von oben bis unten abgetastet, vermutlich um versteckte Waffen zu entdecken. Mrs. de G. wird allein in ein anderes Zimmer geführt, vermutlich für denselben Zweck. Sie hatte mich auf eine Bank hingewiesen, und ich setze mich darauf; das war aber eine Steinbank und ganz kalt, sodass ich lieber herumstand. Dann wurden Pass und Touristenkarte weggenommen, und eine runde Metallkarte mit Nummer ausgehändigt (vermutlich bedeutet die Nummer den Ort, zu dem ich gehen darf). Diese ganzen Formalitäten, bis wir schließlich zum Polygon kamen, nahmen mindestens ½ Stunde. Der Pol. steht unter einem hohen Stahlgitterturm (vielleicht eine Radiostation?). Der Pol ist ein aus Metall und Glas gebautes 8-eckiges Gebäude, vielleicht 8 m Durchmesser, mit 4 Türen; oft sind 2 offen, und dann zieht es sehr. Ein großer Tisch und ein kleiner Tisch; hinter jedem ein (verdrießlicher) Polizei🕮\(Poligon) (Nicolas)\beamter; der am großen Tisch ist Aufseher des Ganzen; immerzu kommen Polizisten herein, sprechen mit ihm und gehen wieder; Mrs. G. zeigt ihm das Papier, und er schickt einen Polizisten aus, deG. zu holen. Dann sitzen wir auf einer Reihe von Stühlen. Sie sagt ihm, dass sie keine Erlaubnis für Nick bekommen hat; daraufhin sagt er, manchmal geht das etwas leichter zu deichseln auf dem unteren level. Er geht zu dem Polizeibonzen und sagt ihm, dass ich von weit komme und gern Nick sehen möchte. Daraufhin schickt der Bonze einen Polizisten hin, und der kommt zurück mit Nicolas. Wir begrüßen uns sehr herzlich. –Vorher hatte ich einige Zeit mit G. gesprochen. Sein Feld von Interesse ist sehr weit. Er hat Artikel über Cohens Beweis geschrieben, und über Zeit in der Atomphysik; hiervon hatte ich etwas im ms gelesen und mache comments zu seiner Kritik von Heisenberg (und der Kopenhagener Interpretation. Ich sage auch, dass mein Buch über Physik ins Spanische übersetzt ist, in B.-A.11für Buenos-Aires, Verlagsort der spanischen Übersetzung; aber R. hat gesagt, dass der Verleger jetzt nicht nach Mexiko verkaufen will; ich will einige Ex. bestellen und wenn ich sie bekomme, schicke ich sie an R., für R. de G. und Nicolas. (G. hat schwarzen kurzen Bart und Backenbart.) 🕮\Jan. 1970 / Mex. D.F\ Von jetzt ab spreche ich mit Nic. Er sagt (worüber R. nicht sicher war), dass doch seine ms zerstört worden sind, und eine Schreibmaschine gestohlen. Ich hatte von R. gehört, dass die anderen Gefangenen böse sind auf die politischen Gefangenen, und dass die Gefängnisverwaltung es den anderen Gefangenen ermöglicht hat, gewalttätig zu werden gegen die politischen, und deren Sachen zu zerstören oder zu stehlen. Ich sage, das muss ein furchtbarer Schlag für ihn gewesen sein. Er sagt: Nein, er ist schon eifrig dabei, es neu zu schreiben, und weiß in vielem noch, wie er es früher übersetzt hat. Ich bewundere ihn, wie er solche Schicksalsschläge mit stoischem Gleichmut nehmen kann, und sich dann wieder fleißig an die Arbeit geben. Er sagt, er hat Pläne, nach England auszuwandern; und dafür lernt er jetzt Englisch. Ich sage: Warum nicht lieber USA? Er sagt, es schien ihm sehr zweifelhaft, ob da politische Häftlinge, die von ihrer eigenen Regierung als Rebellen angesehen werden, zugelassen würden. Ich: Ja, jetzt unter Nixon würde das schwierig sein; aber wir hoffen, dass 1972 wieder ein liberaler Präsident erwählt wird; und dann besteht Hoffnung. Z. B. unter Präsident Kennedy würde er wahrscheinlich zugelassen sein. – Mrs. de G. bittet mich, auf 2 Karten von Postkartengröße einige Worte für die beiden Männer zu schreiben. Zuerst denke ich: Wie kann ich so etwas Schwieriges aus dem Stegreif unter allgemeinem Zuschauen schreiben. Aber dann gelingt es mir doch ganz gut. Zuerst an de G., dann an Nick. Ich spreche meine Bewunderung aus über ihren Mut und Standhaftigkeit, und meine große Freude, sie wiederzusehen und zu erleben, wie sie ihre positive Haltung immer noch trotz aller schweren Verluste aufrecht erhalten. Und dass ich von ganzem Herzen ihnen wünsche, dass sie es weiter überstehen können. (R. hatte mir vom Hungerstreik berichtet; aber ich vergesse ganz, hiervon zu sprechen oder schreiben.) Die Männer sagen, sie werden meine Karten ihr Leben lang hochschätzen. – Zum Schluss nehme ich Abschied von G. und dann von N. Sie danken mir immer wieder; sie sagen, das dies war der schönste Tag seit . (vielleicht 1. Jan. 1969?) Mit beiden Umarmung und Handschütteln; Nic küsse ich auch auf die Wange, und er mich. Mir sind vor Bewegung die Tränen nahe, 🕮\\ und vielleicht ihnen auch. – Dann gehen Mrs. de G. und ich hinaus; sie sagt mir immer wieder, wie dankbar sie mir ist, und dass es für ihn eine besondere Freude und Stärkung sei; zweimal wenden wir uns um und winken ihnen zu mit der Hand, mit erhobenem Arm; ich auch ein drittes Mal, obwohl ich nicht erkennen konnte, ob sie noch da standen. – Dann bekommen wir unsere Pässe usw. zurück. Draußen ist ein anderer Freund mit seinem Auto. Wir setzen uns zuerst zusammen hinein; und dann diktiert sie mir die zwei Punkte, um die ich sie im Gespräch mit de G. gebeten hatte, es sich zu merken und mir dann zu sagen (siehe braunes Umschlagpapier). Dann verabschiedet sie sich, und der Freund fährt mich zum Hotel. – Abends Halsschmerzen (vielleicht durch die kalten Räume und den Durchzug im Poligon).
[Es war verabredet, dass vormittags Claudio und R. zu mir kommen würden, um über seine MA These über juristische Begriffe zu sprechen. Aber keiner kommt und keiner telefoniert. Später rufe ich R’s office an und er sagt, dass er 4h kommen wird.] Ich bleibe im Bett; Mahlzeiten bestellen wir aufs Zimmer, und ich sitze auf einem Stuhl.) 4 – 7 R hier. Ich erzähle vom gestrigen Erlebnis, und dass ich stark ergriffen bin von der Tapferkeit, mit der sie ihr Schicksal ertragen; dass Nikolas nach England will; dass das ms endgültig verloren ist; er aber fleißig dabei ist, es neu zu schreiben; die große Freude beider über meinen Besuch . – Abends telefoniert H. mit Heini in Guad. und sagt, wir werden ein Taxi nehmen; und es ist ihm recht wenn wir bis 28. bleiben.
Meine Kehle ist etwas besser. Zur Vorsicht bleibe ich aber noch einige Zeit im Bett. Alles wird gepackt. – Am desk unterschreibe ich die Zimmerrechnungen, zusammen beinahe P 4000 (für 9 Nächte + Mahlzeiten). R kommt 🕮\Jan. 1970. / (Mex. D.F.)\ erst 12 ½ (anstatt 11 ½) lädt alles Gepäck in sein Auto (5 Stücke) und fährt uns zu seinem Haus. Dort ist auch R’s Mutter (eine sympathisch aussehende, ruhige, verständnisvolle Frau von ca 60 Jahren; sie ist in China gereist und hat ein Buch ms darüber geschrieben; aber kein Verleger in Mex. oder US will es veröffentlichen.) Später kommt auch FernandoArizmendi (der Analytiker); wir begrüßen uns herzlich. (Er hat eine Plastikdose mit dreihundert Kapseln (groß, rot) von KH3 mitgebracht, als Geschenk! Täglich 2; wenn Kopfschmerzen auftreten, oder 1; die Kopfschmerzen zeigen nicht eine schädliche Wirkung an, sondern nur, dass man sich daran gewöhnen muss; wenn sie aufgebraucht sind, soll ich ihm schreiben und über Wirkung berichten; wenn ich wünsche, schickt er mir dann ein neues Päckchen (vielleicht durch eine Freundin von R., die öfters nach L.A. kommt.)) 1 Stunde nap. Nachher Gespräch mit R. und F. über Poppers Demarkationslinie; und über die Möglichkeit, die Psychoanalyse oder Tiefenpsychologie zu einer wirklichen Wissenschaft auszubilden. Ich sage: Am besten durch Zusammenarbeit eines Analytikers und eines Logikers, wie sie beide; später durch junge Leute, die beide Gebiete beherrschen. – Dann Gespräch mit R’s Mutter über China. (Sie ist dort herumgereist, hat mit allen Leuten gesprochen, auch Regierungsleuten; die Chinesen sagen, dass Amerika Agenten von chinesischer Abstimmung hineingeschickt haben, um die Bevölkerung nahe der Grenze gegen Russland aufzuhetzen. Im Grunde sind alle Chinesen sehr bemüht, der Regierung zu helfen, über die schwierigen Zeiten hinwegzukommen, und ein neues, besseres Leben zu organisieren.) Schließlich Abschied; besonders von Lorenza mit vielen Küssen; und von Héctor (H. sagt mir später, dass dieser Tränen in seinen Augen hatte; ich dachte vorhin schon ein paar Mal, ich möchte gerne noch mal 🕮\(Flug nach Guad. Freund: Ferdinand Merkenthaler, Student der Architektur\ mit ihm sprechen; ich mochte ihn gern, er ist so ruhig und verständnisvoll, dabei aber doch innerlich stark bewegt, er hat zartes, feines Gesicht.) – Da wir mit R. 3 Personen sind und 5 große Gepäckstücke hatten, war R’s Auto ganz voll auf der Fahrt zu R’s Haus; nun beschloss die Mutter auch noch mitzukommen, damit sie mir noch mehr über China erzählen könnte auf dem Weg; daraufhin schlug H. vor, dass alles Gepäck in das grössere Auto der Mutter gebracht werden sollte und wir damit fahren sollten; aber R. war dagegen, weil das Auto der Mutter manchmal Zicken macht, die wir jetzt nicht riskieren sollten. So nahm dann H. die Mutter auf ihren Schoß; und so konnte ich, vorne neben R. sitzend, meinen Kopf etwas wenden und mit ihr sprechen. Ich dachte auch mal, ihr zu raten, sich wegen Veröffentlichung an die M Rev. zu wenden; aber als ich diese Zeitschrift erwähnte, schien kein besonderes Echo zu kommen. Ich sagte auch zur Erklärung dafür, dass China mit für Revolution ist wie Russland, dass dies verstehbar sei nach marxistischen Gesichtspunkten, dass das Verhalten durch die ökonomische Lage bestimmt ist: Russland gehört jetzt zu den have’s, aber China zu den have-not’s, und sie stimmte dem zu. Ich wollte auch noch über Prag sprechen, aber wir kommen nicht mehr dazu. – Schließlich Abschied und Gehen zum Flugzeug, schon im Dunkeln; die anderen Passagiere sind schon alle hinüber, aber wir haben Platzkarten. Im Dunkeln eilig hinüber und die Treppe hinauf, ins Flugzeug. Flug 19:00 – 19:50 (Mexicana 924) im Dunkeln nach Guadalajara.OGuadalajara Taxi zu Heini’s Haus. (Er bezahlt das Taxi; er hatte geschrieben, wir sollen Taxi nehmen, im Auto müsste er so lang am Flugplatz warten; das stimmt.) Jeder von uns bekommt 🕮\Jan. 1970. / (Guadal.) / Lago de Chapala\ ein schönes Zimmer mit 2 Doppelbetten und Badezimmer. Er hat für sich selbst ein einfaches Bett in sein Arbeitszimmer gestellt. – Das Haus ist erheblich größer als ich es mir nach den Fotos vorgestellt hatte. Elegante (aber altmodische) Möbel und Bilder. – (Nach diesem bewegten Tag mit Abschied und allem musste ich um 1h nachts nochmal ein Schlafmittel schlucken; dann schlafe ich bis 9h.)
Beim Frühstück spricht Heini heftig gegen die Wohlfahrtsmaßnahmen in USA, und dass Nixon sie zum Glück beschränken will, auch soc. sec.; und dass durch die Wohlfahrt alle Arbeiter noch fauler werden, und dass die „sogenannten Arbeitslosen“ einfach Leute sind, die nicht arbeiten wollen; und dass die Neger überhaupt die faulsten von allen sind. Wir widersprechen natürlich nicht; aber ich bin doch erstaunt, dass H. sogar vielfach „ja“ sagt, sogar zu seinen Bemerkungen über die Neger. (Vielleicht tut sie das nur aus Verlegenheit.) –Heini fährt uns ca 1 Stunde zum Lago de Chapala. Wir besuchen Cristina (eine Tochter von Otto) und Mann Angel Franco in ihrem Wochenendhaus in Jocotepec am See. (Sie sind gerade zurückgekommen vom Wasserskifahren hinter ihrem Motorboot; das Haus ist sehr schön gelegen, gleich am Wasser, mit großer Terrasse, Bäumen und Blumen.) Weiter nach Ajijic; viele Häuser, teils nahe zum See, teils links am Hang, oberhalb der Landstraße, mit großartigem Rundblick auf See und die hohe, schöne Bergkette dahinter. (Ich denke an das Buch, das ich mit Ina las 1963, von dem Amerikaner, der sich dort ein Haus erbaute.) Weiter kommen wir nach Chapala; ein großer Ort; mehrere Blöcke bis zum See hinunter. Bei einer solchen Querstraße zeigt H. uns am Ende das Haus, in dem Chacha, eingeladen von Lunaeingeladen, lange gewohnt hat, mit Blick auf den See. Er ruft eine Ladenfrau aus ihrem Laden, die war mit Chacha befreundet, und freut sich, uns die Hand zu schütteln. Dann fahren wir vom Ort hinauf 🕮\Jan. 1970 / Freunde (Guadal.) / Mia (und Wim) / durchgestrichene Zeile mit Angaben aus dem Sommer 1967\ in eineaOriginal einige. Gegend, wo reiche Leute, darunter viele Amerikaner, sich wunderbar gelegene große Häuser mit schönen Gärten gebaut haben. Darunter sind mehrere Freunde von Heini, die ihn oft für ein Wochenende einladen, oder im Sommer für länger. Wir fahren auch zum Hotel-Restaurant Villa Montecarlo. Wir sitzen im Garten; jeder holt sich von einem langen Tisch was und wie viel er will ($ 4 pro Person). Dabei spielt eine mariachi Kapelle (2 Trompeten, mehrere Geigen, Gitarren); die Tische sind im Schatten eines großen, weit ausreichenden Baumes. – Rückfahrt auf anderer Straße: vom See in die Berge hinauf, durch die Berge, schließlich auf die Ebene von Guad. 4 ½ zu Hause. (Wir legen uns alle nieder). Wir besehen Heinis Fotografiealbum, von der Kindheit an (sehr interessant, ähnlich wie Nenas).
Vormittags wir drei in die Stadt. (Wir gehen in 3 Schuhläden, um Schuhe für H. zu finden; aber die meisten sind ungeeignet. ) Nachmittags schreibe ich etwas. (Heini und H. gehen zu einem Laden für Volkskunst und -handwerk.)
Otto telefoniert aus Tamazula (er kann leider gar nicht fort, weil dauernd die safra, die Zuckerernte, im Gange ist, sogar auch sonntags; ich spreche auch mit ihm). –H. fährt uns vormittags in die Stadt; wir sehen die Halle beim Waisenhaus mit den murals von Orozco (etwas eigentümlich, zwischen realistisch und symbolisch). Dann hinaus zum Ort San PedroTlaquepaque (ich glaube, wir waren dort 1923, vielleicht auf der Reise zur Esperanza). Dann zurück, durch die Stadt und hinaus in Gegend der Univ., die von amerikanischen Stiftungen finanziert wird. Wir sehen die Universität nur auf Distanz; sie sieht sehr anziehend aus, ganz modern gebaut. Dort in der Gegend sind auch viele große Privatvillen in modernem Stil. 🕮\Jan. 1970 (Guadal.) (Gonzalez Luna)\ Spät nachmittags 40 min. Spaziergang, wir drei, durch die Straßen, wo fast kein Autoverkehr ist; allerhand Villen, manche schön gebaut. Vorher hat Heini uns erzählt: (1) die ganze Geschichte von Rusche (dem haben die Geschwister alle Aktien der von Papa gegründeten Aktiengesellschaft gegeben, als Sicherheit für ein Darlehen, das er gab, und das die Gesellschaft benötigte, um aus Schwierigkeiten herauszukommen. Als Rusche nach Europa ging, ließ er die Aktien in seinem office in Mexiko. Als der Krieg ausbrach, und auch Mexiko den Krieg an Deutschland erklärte, bat Heini den Rusche, seinen Angestellten Auftrag zu geben, ihnen die Aktien auszuliefern; Heini glaubte, durch seine guten Beziehungen zur Regierung, die Aktien vor der Beschlagnahme retten zu können. Rusche tat das aber nicht; er sagte den Geschwistern als Grund, dass, wenn die Aktien in Heinis Hände kämen, würde dieser sie für seine Spekulationen verwenden und riskieren. So wurden die Aktien beschlagnahmt. Rusche hat später mal den Heini in einem Hotel in Zürich aufgesucht, um mit ihm zu einer Einigung zu kommen; aber es kam keine Einigung zustande.) –Über Walter sagt Heini: Wenn Heini nicht die Schulden von Walter bei einer Bank bezahlt hätte, würde die Bank Klage gegen Walter erhoben haben; und dabei würde herausgekommen sein, dass Walter betrügerische Angaben der Bank oder den Gläubigern gemacht hatte; und dann wäre Walter sicher ins Gefängnis gekommen. – Abends 8:20, anstatt des vereinbarten 7:30, Victor Gonzales Luna und Frau kommen [sie wollen von mir hören über cataract operation, die er bald nötig hat. Heini übersetzt alles, was ich sage: 3 – 4 Monate vorher anmelden, weil Dr. Straatsma, (dessen Adresse ich ihm aufschreibe) immer für lange im voraus Operation plant. ca 8 Tage im Hospital. Er ist sehr sorgfältig und rücksichtsvoll; das Hospital ist neu und ausgezeichnet eingerichtet. Mein Erlebnis: die Injektion unter dem Ohr; dann langes Warten, warum holen sie mich nicht? Meine Hand berührt den Verband: Die ganze Operation war schon vorbei.]
H. und ich telefonieren mit Chacha (in Oaxaca) (ich sage ihr, dass der Aufenthalt in Mex. City noch sehr erfreulich war, sowohl mit Grete \Rückflug nach LA.\🕮bHier beginnt das Konvolut RC 02-74-02.und Mädele, wie mit den philosophischen Freunden. Und ich sage ihr Dank, dass sie mir Anregung und Mut gegeben hat für die ganze Mexikoreise; ich bin sehr froh darüber; ich sage noch: Heini hat uns hier sehr verwöhnt, alles ist so schön, und er hat uns alles gezeigt.) (H. zeigt mir während des Fluges Chachas Brief an Hanneli; er ist rührend in dem großen Kummer, den ihr unser Abschied brachte; zu auch alle, Gärtner, Töpfer, und die „Kinder“, vermissen uns.) Abfahrt mit Taxi 11:15 (Heini hat für uns bei Mexicana einen Gutschein für Taxi zum Flugplatz gekauft); Flugplatz 11:45; Abflug 12:45 (Mexicana no. 906). Zwischenlandung in Puerto Vallarte, ½ Stunde lang; wir müssen aussteigen, und im Gebäude die Touristenkarten abgeben. (H. möchte noch ein Stück die Landstraße hinausgehen; aber ich dränge aus Vorsicht bald zurück; und wir sind die letzten, die wieder ins Flugzeug kommen.) 2 ½ Stunden Flug nach LA. Wir sitzen rechts; meist fliegen wir über das Meer, nahe an der Küste des Festlandes; wir sehen viele Leguane; vielleicht ist das die Gegend von Mazatlan. Später sehen wir links die schönen Berge von Baja-Cal.; aber später ist es im Dunst. Ankunft LA (nach Fahrplan 14:20; wir kommen ein wenig später). 5 Gepäckstücke beim Zoll; H. öffnet alle (ich sage: er wird nur einige bestimmen, die wir öffnen müssen; sie sagt mit Recht: das macht einen besseren Eindruck; er schaut in meine schwarze Ledermappe, und dann in verschiedene Koffer, aber nicht viel; ich hatte Sorge wegen der HK3, das war in dem grünen Medizinbeutel.) Taxi; 3 ½ zu Hause; da ist Erika. (Sie hat hier gewohnt meist. Sie berichtet, dass der Oldsmobile Schwierigkeiten macht; sie überlegt, vielleicht einen VW zu kaufen.) (Es ist schön, wieder zu Hause zu sein, mit allen gewohnten Sachen. Aber es war eine schöne Reise.) 🕮\zurück in LA / Raphael + Bernadette Leroy\
Ich fange an, die großen Stöße von Post zu lesen. – Spät nachmittags kommen der Franzose und seine FrauRafael und Bernadette, die bei Nena töpfern lernten (zusammen mit einem braunhäutigen Mann, mit dem sie nach LA hineingenommen wurden, bis zu uns; er ist von sizialianischer Abstammung und erinnerte sich, wie er als Jüngling oft von Autos mitgenommen wurde. Sie haben den ganzen Weg Oaxaca–Puebla– Mex bis LA hitch-hiked; Erika hat noch eine Freundin hergeholt, die Französisch kann ; so wird Spanisch, Französisch, Englisch gesprochen, und gegessen. 6 ½ nimmt Erika sie mit zu ihrem Zimmer, wo sie sich duschen können.)
Weiter Post durchgesehen. – Bernadette und Rafael, das französische Paar ist hier zum lunch. (Sie erzählen von ihrer Fahrt durch Mexiko, hitch-hikg.: (Guad – Puebla – Mex.- Terti–Que–San Miguel d’All–Guanajuato (auch am ) Guadalajara–Chapala–Ajijic )) [Abends sind die Franzosen und E. bei Peter.]
Endlich alle Post durchgesehen. (Nachmittags fährt E. mit Peter und dem französischen Paar nach Ojai.)
Sachen gekramt. (Bernadette hat Magenstörung und sie wohnt jetzt mit ihrem Mann in Erikas Zimmer; Erika übernachtet bei Peter).
Vormittags am Schreibtisch. (Angefangen Entwurf für Brief über Gefängnisbesuch in Mexiko). 1 ¼ – 2 spazieren mit dem französischen Paar (ich versuche Französisch zu sprechen; es geht schlecht. Über meinen Besuch im Gefängnis in Mexiko. Über das angebliche Komitee für politische Gefangene in Mexiko, in Paris; sie wollen versuchen, es ausfindig zu machen. – 6h ich gehe ins Wohnzimmer; da ist Leroy. 🕮 Er kann ein wenig Französisch, aber besser Spanisch, vielleicht durch Einfluss von Kuba. Er nimmt die Katze wieder mit zu sich; ich werde sie vermissen.) (Das französische Paar fragt mich über einen deutschen Philosophen Picard12vermutlich Max Picard (1885-1965); aber ich kann ihn nicht finden, weder in Enc. Phil., noch in Enc. Brit. (dort bemerke ich, dass für mich im Index 7 Stellen angegeben sind.) Sie sagt, dass er die Idee vertritt, dass Blumen, Menschen, Berge etc. alles aus Gottes Hand kommen und ihn darstellen; er ist ein Philosoph chrétien, und sie liebt diese Auffassung; wenn sie nach Hause kommt, wird sie mir den Titel seines Buches schreiben, das ist eine französische Übersetzung aus dem Deutschen, vielleicht von ca. 1880.) (Sie schlafen heute, zur letzten Nacht, in H’s Zimmer, H. im Wohnzimmer, E. bei Peter.)
Alle zum letzten Frühstück zusammen. (Die Franzosen schreiben ihre Adresse auf, sie wohnen in Avignon; sein Vater war Algerier, er selbst kann auch noch Arabisch.) (E. fährt sie nach Sta. Barbara.– Weiter am Entwurf für Brief über Gefängnisbesuch. – Gekramt. – Bohnert telefoniert (über Induktion und Inhalt von Relationen).
Mehlberg schreibt (er ist retiriert, sucht aber Stellung, weil seine Ersparnisse nicht hinreichen.) Brooks Colburn kommt. (Er bringt große Mengen von Post vom department, und einige bestellte Bücher. Er will nächstes Mal mich fotografieren, weil Springer ein Foto haben möchte für Krauths „Die Philosophie R. Carnaps“.) – Abends am TV wird gesagt: Russell †.
Weiter Briefe gelesen, und gekramt. – Abends am TV KPFK: Zusammenstellung von Ansprachen von Russell (von Tonbändern).
11 ½ – 2 Mia hier. (Wir erzählen von Mexiko; ich auch ein wenig über meinen Besuch bei den politischen Gefangenen. Irma sagt: Im Lager in Frankreich waren auch immer die kriminellen gegen die politischen Häftlinge.) – (In „Intellectual Migration“🕮\(Feigl krank ich telefoniere)\ allerhand Interessantes gelesen: über Gestaltpsychologie; über Jugendbewegung; usw.)
„Bericht über Besuch im Gefängnis“ durchgesehen und korrigiert. – Gelesen und gekramt.
11 – 1 Jokl’s hier (wir erzählen von Mexiko, besonders Oaxaca; sie sagen, sie würden gern mal wieder hingehen; wir sagen, am besten im Frühjahr, solange Chacha noch dort ist; das möchten sie auch.) – Gelesen.
9 – 12 Brooks hier (ich diktiere einen Teil vom Gefängnisreport; das sind schon 4 Seiten 2-sp.) Nachmittags Überlegung, ob ich vielleicht doch den Beitrag für das deutsche „Philosophenlexikon“ selbst schreiben sollte. –Mary Meyerhof telefoniert (sie überlegt aus US fortzugehen; vielleicht nach England, aus Sprachgründen. Ich sage, es wird wirklich immer unerträglicher. Sie sagt, U. Cal. hat Sommer quarter abgeschafft; daher sind weniger Lehrer benötigt; daher wird Angela Davis nicht verlängert!)
Gelesen. – Nachmittags telefoniert Mia, dass sie einen Brief von Feigl hat: Er hat virus Infektion in Magen und Darm; dadurch ist er sehr herunter, und die neuritischen Schmerzen in den Füßen kommen wieder, wie immer, wenn es ihm schlecht geht; er sagt alle Vorträge ab, die Mia arrangiert hatte; aber sie sagt, sie will sie noch nicht absagen, bis es ganz sicher ist. Ich telefoniere Feigl nach 6h (er sagt auch dasselbe, und wie es ihn bedrückt, dass er nicht fortreisen kann mit Schnee und Eis in Minneapolis.)
9:30 – 12:30 Brooks hier. (…mich (Er fotografiert mich, 20 Bilder, weil Springer ein Foto haben will für Krauths „Die Philosophie Carnaps“. Dann den zweiten Teil des Berichts über Gefängnisbesuch in Mexiko diktiert.) B B13müsste für Basic Books stehen.. Haben 2 Ex. von deutschem Buch „Philosophie der Naturwissenschaft“🕮\Ike und Mutter\ geschickt; und ich lese darin.
Anthologie „Philosophie der Sprache“ von Olshewski gelesen (sehr umfassend, ist nützlich).
9 ½ – 12 ½ Brooks hier (allerhand Briefe diktiert, an Stegmüller, an „Lexikon“, Kemeny.) – Abends finde ich in der Nation vom 2. 2. ein editorial über die Unterdrückung durch die mexikanische Regierung (Plaza de 3 Call; Lecumberri ist Gefängnis; ich will X-copies an verschiedene schicken).
Ich lese Jeffrey’s Version von Humburgs Artikel. (Ich überlege, wie ich das Prinzip der Relevanz behandeln soll, da er zeigt, dass die Anwendung des Axioms der Symmetrie die Unendlichkeit der Bevölkerung annehmen muss; Notizen für Briefe geschrieben.) – Mittags Ike und Mrs. Gravenburg (seine Mutter) hier.
Brief an Agnes (zum 80. Geburtstag). (Weitere Überlegungen zu Jeffrey ms; alten folder von 1960 nachgesehen.)
Vormittags 9 – 12 Brooks hier (Briefe diktiert). – Nachmittags Überlegungen über meine Rechte in Bezug auf englische „Syntax“. (Ich finde, dass im Vertrag über „Einführung in die symbolische Logik“ steht: „(7) Übersetzungen , dies bezieht sich aber nicht für die englische (amerikanische) Ausgabe, über die Sie allein verfügen.“ Ich denke nun, dass vielleicht Frank es damals zustande gebracht hat, dass Springer mir ebenso alle Rechte für die englische Ausgabe gegeben hat; vielleicht zum Teil motiviert dadurch, dass ich gezwungen war, in der deutschen Ausgabe starke Kürzungen zu machen.“)
Vormittags versuche ich vergeblich, Jeffrey anzurufen; er ist immer besetzt. Dann ruft ein Mann von der Press an und sagt, Jeffrey lässt mir sagen, dass sie Art. 7 noch nicht bekommen haben. (Den Rest des Tages arbeite ich daran, 🕮\David\Art. 7 für den Druck fertig zu machen; abends 7h ist es fertig.)
9 ½ – 12 ½ Brooks hier. (Er nimmt viele weitere Fotos von mir. Dann einige Briefe.) – Gelesen und gekramt. Elsie vom department telefoniert über NSF.
Gelesen. Brief von Elsie bekommen. (Nach der mein Gehalt weitergehen kann bis Ende Juli; außerdem sind aber noch $ 435 für Supplies und Expenses. Ich will fragen, ob ich hiervon nicht für Kopien und die beiden Assistenten nehmen kann.)
[Agnes 80. Geburtstag.] Harrod gelesen (Zachary will ihn herbringen).
Ich lese Gay „Die Weimar Kultur“ in Intell. Migr.14The Intellectual Migration. Europe and America 1930-1960, hg. D. Fleming und B. Bailey, Cambridge. Mass. 1969, über kulturelle und politische Strömungen während der Weimar Republik bis 1933. Das ist sehr packend. – Abends mit H. am TV: „Elsa“, die Löwin in der Familie; sehr gut.
9 ½ – 12 ½ Brooks (diesmal ist zu viel zu tun, mit all den Korrekturen in Brief über Gefängnis; die Zeit ist zu knapp). – Ich lese Szilard (über die Entwicklung der Atombombe, in Intell. Migr.; sehr gut.) –
Endlich wieder zur Arbeit an BS (ich revidiere die DM von § 15, basic region und zulässige region, die ich schon im Dez. von Mrs. Turman bekommen habe. Sehr gut, sehr wenige Fehler.)
Die DM von § 15 fertig revidiert. Weiter an § 16.
9 ½ – 12 ½ Brooks hier (Er bringt die Fotos von mir. Ich schicke 4 davon an Springer. Er überträgt noch alle Korrekturen am Gefängnisreport. Noch andere Briefe diktiert.) – Mit der Post kommen Briefe von Pasch und Wartofsky‚APA in Bezug auf Mexiko. Daraufhin schreibe ich noch Brief an Raphael mit Hand (mit einigen Fragen über Mexiko).
9 ½ – 12 David hier. (Er erzählt über den jetztigen Stand und die Aussichten für Angela Davis. Es ist sehr kompliziert, weil die 🕮\Mary Meyerhoff&Cresswell hier\ Regenten weiter Prozesse versuchen. Sie haben keine Aussicht mehr, siecOriginal die. hinauszuwerfen wegen Kommunismus; stattdessen wollen sie jetzt sagen, dass sie kein guter Lehrer ist; weil sie Indoktrination in der Klasse macht und intolerant ist. Aber dagegen gibt es jetzt allerhand Aussagen, auch von Professoren, die ihre Klasse besucht haben, dass sie immer darauf bedacht ist, auch andere Meinungen zu Wort kommen zu lassen. Es ist jedoch zweifelhaft, ob sie wirklich ein guter Philosoph ist; sie sei ganz in der Einstellung von Marcuse und Adorno, da ist gar kein Einfluss von der analytischen Philosophie und der Sorgfalt mit Begriffen, die bei uns üblich ist. Aber ihr jetziger Status hört auf mit dem Ende des akademischen Jahres. Und es besteht gar keine Hoffnung, für sie eine Ernennung für das nächste akademische Jahr zu bekommen. (Ich sage mal, dass die üblichen Ausdrücke ‚beliefin…‘, ‚Deduktion‘ usw., die David, wie üblich, für Optative oder Ziele oder Werturteile Werte verwendet, besser nur im kognitiven Sinne gebraucht werden sollten; aber er kann es nicht aufgeben.) – Ich zeige David die Briefe, die ich soeben von Wartofsky und Pasch bekommen habe, die nach Molina und de Gortari fragen; ich sage, dass ich gerade diese beiden im Gefängnis besucht habe, und erzähle von der Zerstörung von Molanis Schreibmaschine und ms. Aber er fragt nicht weiter nach meinem Gefängnisbesuch.) –
Nachmittags Mary Meyerhoff und ihr fiancé Dr. M. J. Cresswell hier. (Er ist lecturer an Wellington N. Z. Er hat einige Aufsätze geschrieben über Logik der Fragen. Sie wollen hier heiraten15Mary Meyerhoff, geb. Howard und Max Cresswell heirateten am 14. 3. 1970 in Los Angeles. Vgl.https://en.wikipedia.org/wiki/Mary_Cresswell und dann mit Kind Miriam16Miriam Meyerhoff (*1964), Tochter von Mary und Hans Meyerhoff; vgl. https://en.wikipedia.org/wiki/Miriam_Meyerhoff über Australien nach N. Z. fli reisen. Er ist interessiert an Modalitätslogik, besonders Probleme über mögliche Welten; darum ist er hergekommen, um mit Church und Montague zu sprechen. Siehe K!)
Brief an Rafael und Mrs. de Gortari fertig gemacht. 🕮\wir zu Mia\
III / 1970 Noch Änderungen in Gefängnisbericht und Briefen gemacht.
Telefoniert mit Miss Gluck. Sie sagt, overhead ist schon abgezogen worden; für typist kann ich Geld von Gen. Ass. nehmen. –ms § 16 C, revidiert. –Erikas Freund Joka ist seit gestern hier, hat auf einem Sofa übernachtet. (Er ist Musiker, Leiter einer Musikgruppe; sie haben auch gemacht. Er ist sehr interessiert an Sci. Fi; ich sage: ich sei es auch; ich leihe ihm das Buch „Intelligenz im universe“.) – Das „Philosophische Lexikon“ in München shickt mir Esslersms über mich, das er anscheinend schon vorher geschrieben hatte; Stegmüller schreibt, die englischen 2 Selbstdarstellungen kamen spät, und jetzt bekommen sie meist Absagen, weil die Zeitspanne (bis Ende März) zu kurz ist. Essler sagt, dass ich in englisch-sprachigen Ländern neben Russell und Wittgenstein als der größte Philosoph angesehen werde. –Brief von Jeffrey an mich und alle (dabei ist Gaifman’s ms; alles mit „Sätzen“ und „Prädikaten“!)
Weiter an ms § 16.
Weiter an ms § 16. (Abends hat H. eine psychologische Gruppe da.)
Brooks hier. (Briefe diktiert; 4 Ex. „Fisica“ wieder eingepackt, und an Rafael geschickt, für die 4 Freunde; auch Brief an Philosophisches Lexikon in München, mit Korrekturen von Esslers ms.) – Nachmittags Briefe fertig gemacht.
Mit H. zusammen: Sachen für Einkommensteuer zusammengestellt. (Spät nachmittags sind wir schon fertig.)
12 – 2 ½ bei Mia, mit H. – Überlegungen zu Instanzrelevanz.
E. ist hier (sie hat mit Peter Zimmer in Hollywood angesehen; sie ist begeistert von einer kleinen Wohnung, die sie mieten will. Nachmittags fährt sie mit H hinein. Abends sagt sie, sie möchte ein ganz unabhängiges budget haben, und sie schlägt vor, die ich mit H. dann überlege und meist bewillige.) – (Ich mache 🕮\Gusti Kalmus telefoniert\ Überlegungen zum Humburg-Jeffrey ms über Instanzrelevanz. Mir scheint, J. sollte doch auch einen degree für endliche Domäne machen; ich finde eine Formel in meinem BS (T10-4e, p. 150 alt). Die ist analog zum de Fin. repräsentativem Theorem.)
Gusti Kalmus telefoniert von Los Alamos. ( „Du“; es geht ihr gesundheitlich gut. Aber sie ist unzufrieden mit dem Leben in Los Al. Sie beklagt sich, dass manche Freunde fort sind. Und die Stimmung ist reaktionär; „man wird schon gleich als Kommunist verschrien“, vielleicht in Zusammenhang mit dem Vietnamkrieg. Sie überlegt, ob sie woanders hinziehen soll. Ich sage von Mexikoreise; und und dass ich vielleicht in 1971 in ein Altersheim bei München gehen will.)
Revision von § 16 fertig.
Revision von § 17 angefangen („Die \(\eta \)-Funktion“. Überlegung über die Numerierung der Attribute.)
12 ½ – 1 ½ Zachary und Sir Roy Harrod. (Ich habe nochmal sein Buch angesehen: „Founds of inductive logic“ 1956. Er war Freund von Keynes, hat dessen Bücher geschrieben, ist auch selbst Ökonom; er kannte auch Ramsey gut. Seine Definition von „prob.“ im Buch (p. 240) definiert nicht Zahlenwerte, sondern den Begriff „prob. is present“, er unterscheidet einfach zwischen „da ist prob für Regen morgen“ und „da ist kein pr“, das letztere, wenn „keine Evidenz für Regen vorliegt“. Er hat guten Kopf: schmal und hohes Gesicht, mit weißem Haar. Ich glaube, er ist intelligent, hat allerhand neue Ideen; aber er kann sich nicht klar ausdrücken. Er kritisiert im Buch bei Keynes und mir, dass wir doch noch ein Prinzip der Indifferenz anerkennen, wenn auch nicht das alte. Ich versuche, ein Beispiel für gleiche pr zu geben, aber er versteht es nicht; es scheint hauptsächlich, weil er selbst eine andere Fragestellung hat. Er fragt auch über Wittgenstein, und ich sage einiges. 🕮 Ich sage, dass ich es immer tief bedauert habe, dass, als ich meine Theorie entwickelt hatte, beide nicht mehr am Leben waren; ich glaube, dass beide meine Theorie mit Freuden begrüsst haben würden. Er ist befreundet mit Ayer; beide sind in Oxford, ich bitte ihn, A. von mir zu grüßen. Nach dem ist er ein oeconomist von großem Ruf. Zum Abschied bedankt er sich sehr für „Ehre“, mit mir zu sprechen! Ich sage ihm, dass ich mich gefreut habe, ihn zu sehen.) – Nachmittags Überlegung zu Art. 4: Da Reichenbachs Theorem nur für unendliche Sprachen anwendbar ist, muss ich doch in § 13 ein neues Axiom für endliche Sprachen aufstellen; ich schreibe stenographisch einen Entwurf „On Extensibility“, bis abends spät, damit ich es morgen dem Brooks diktieren kann.
9 ½ – 12 ½ Brooks hier. (Ich diktiere ihm zwei Seiten von „Extensib.“; das ist aber noch lange nicht alles.) – Nachmittags Post gelesen. (Abends liest H. mir Chachas Bericht über Fahrt in die Berge nach Süden, wo die scientificos verschiedener Länder, auch Russen, ihre Zeltlager und große Apparate haben.)
Überlegungen über „Extensibility“ – Endlich wiederum zurück zur Revision von § 17 (\(\eta \)-Funktion).
Nochmal Überlegungen über „Extensib.“ – Dann weiter Revision von § 17. – Abends Peter hier. Er und Erika machen Pläne, mit Fantasien, über Sommer: Mexiko, vielleicht panamerikanische Straße nach Südamerika; oder Alaska. Über Skilaufen; ich erzähle von Ski in Garmisch, Januar 1915.
Vormittags Sachen für Einkommensteuer fertig gemacht. Nachmittags noch weiter nachgeprüft und alles für Norby zusammengeschrieben.
Vormittags mit Feigl telefoniert. (Die Magen-Darm-Sache ist verheilt; aber dadurch ist die Neuritis schlimmer geworden, und darunter leidet er mehr. Darum ist Reise unmöglich. 🕮 (Feigl weiter:) Sein Bruder (aus Australien) kommt im August und September. Gegen die Neuritis gibt es keine Kur, weil die Nerven im Rückgrat kaputt sind. Feyerabend ist jetzt Zürich: abwegig und . – Feigl hat jetzt den Eindruck, dass vielleicht Nohl doch recht hatte mit der Komplementarität (?).)
9 – 12 Norby hier (ich und H. haben alles sorgfältig vorbereitet; aber es nimmt doch mehr als 3 Stunden. Wir geben die Methode auf, meine royalties als Geschäftseinkommen zu erklären. Wir geben sie jetzt einfach unter „royalties“ an. Alle die „Geschäftsauslagen“ können wir trotzdem noch unter allg. Deduktion angeben: Teil von Miete, Telefon, Heizung, Subskriptionen, usw.) – Nachmittags Überlegungen für die Korrespondenz mit Jeffrey.
9 – 12 ½ Brooks hier. (Aufgrund meiner Notizen diktiere ich die Fortsetzung von „Bemerkungen über Extensibility“.) Nachmittags noch Überlegungen im Zusammenhang damit; auch über Reichenbachs Axiom. Nachmittags telefoniert mit Benson (ob Brooks dort Sommer unterrichten könnte. Dann über Plan (Verteilung): Er will nächstes Jahr auf invitation nach San Diego, wo sein Freund Stroll chairman ist; er will eine neue Diss. Schreiben: über Carnaps Entwicklung!)
weiter Überlegungen über extensibility. (Ich beschließe, J’s Rat zu folgen: in BS sagen, dass die basic Sprache Symbol Domänen von Individuen hat; gelegentlich auch endliche Sprachen; aber die sind zu betrachten als Teilsprachen von Symbol, und jedes C oder Sütterlin m muss sein extensible zu Symbol
Ich überlege weiter einige Änderungen in BS: Ich will in § 6 (über Teilsprachen) zu R6-1 eine zweite Regel R6-2 hinzufügen: Wenn eine Investigation beschränkt ist auf das \(N\)-Kriterium von Individuen, so muss \(C\) für dieses \(D_N\)extensible auf Symbol darunter. 🕮– Abends liest mir H. Chachas langen Brief vor. – Dann im study abends lese ich das Buch über Värmland vom Sv. Turist mit Karten und sogar einigen Bildern (ich nehme das kleine Langenscheidt Wörterbuch zur Hand, weil ich dachte, ich hätte alles vergessen; aber bald kann ich allerhand lesen, brauche nur wenig nachzuschlagen. Die 3 FrykenSeen, und bei vielen Orten wird gesagt, dass sie in der G. Berling Sage vorkommen. Und auch Mårbacka wird genannt, wo Selma Lagerlöf geboren war und der Klaralf wird beschrieben; und im Buch liegt noch meine Fahrkarte für das Schiff! Da kommen viele nostalgische Gefühle auf, verknüpft mit der Christina Fantasie.)
Ich mache Korrekturen und Zusätze in Jeffreys Liste von Zusätzen für Bibliographie; ich schicke copies an J. und Zachary.
Ich überlege weiter über extensib. Ich beschließe, schon in § 2 zu sagen, dass die basic Sprache für IL eine abzählbare Menge von Individuen hat; in § 6 führe ich ein , hinter R6-1: D6-6 definiert durch extensib., und R6-2 (Regel für extensib.)
Obiges fertig formuliert. – Abends dann wiederum altes Tagebuch von 1913 über Schwedenreise gelesen (es ist ein Elend, dass ich für jeden Tag fast nur den Ortsnamen schrieb und meine Unterkunft. Ich glaubte damals, dass durch diese Notizen mir später wiederum das ganze Bild auftauchen würde; aber das ist leider nicht so. Der Name Malotki kommt überhaupt nicht vor an den mehreren Tagen in Treptow; ich erinnere, dass er Unterrichtsverpflichtungen für den Sommer übernommen hatte und daher nicht mitkommen wollte; dass er aber mit mir zu einem Hafenort fuhr und nach einem Frachtdampfer nach Schweden suchen half, vergeblich. Schließlich habe ich einen großen Dampfer (vielleicht Passagierdampfer) von Stettin genommen; vielleicht hatte Malotki das telefonisch erfahren. Später, in Gasthöfen oder Bauernhöfen stand da beim Mittagessen oder abends „geplaudert“ oder „mit zur Brücke gegangen“, vermutlich Schiffsanlagebrücke; das macht Tantalusqualen!) 🕮\zu Dr. Straatsma\
(Ich telefoniere mit Brooks: er ist bereit, schon morgen zu kommen; es ist viel zu tun hier.) – Notizen für „Introdu“ geschrieben. – 1:30 zu Dr. Straatsma. (Er war auch kurz in Mexiko, für internationales meeting von ophthamol. Er ist sehr befriedigt; auch mit Druckmessung. Ich sage: Durch den oberen Teil der Lins Brille sehe ich nicht scharf; er sagt: die Brille rutscht nach vorn auf der Nase; das soll der Optiker richtig machen. In 3 Monaten wiederkommen. Vereinbarung für Mo, 8. 6.) – Zur Optical Co. (Er macht was anders mit der Brücke zwischen den beiden Linsen und zieht auch die Schrauben an den Gelenken etwas an; jetzt sitzt die Brille fester und richtig.)
9 ½ – 12 ½ Brooks hier. (Letzte Seiten für Extens. getippt und Brief an J.) Nachmittags die Sachen fertig gemacht. Nähere Überlegung für endliches Analogon zu de Fin. Theorem (ich finde jetzt T10-7g als das beste Analogon, weil es auch die Form ∑ hat). – Beim Abendessen sind Erika und Peter hier; er will die Nacht durch (!) zu den Monterey Bergen fahren; zum Skilaufen.
Ich komme endlich dazu, die DM von § 16 zu revidieren, die Mrs. Turman schon im Nov. und Dez. getippt hat.
Weiter die DM von § 16 revidiert. (Pasch telefoniert aus Berkeley (von der APA Tagung) und fragt, ob ich von Ruiz gehört habe. Ich: immer noch nicht. Er sagt: Vielleicht kennt er Ruiz; war das nicht der, der 1963 beim Kongress in Mexiko mein „Seminar“ arrangiert hat. Ich: Ja, er und Molina; Pasch sagt: das war sehr interessant; er hat mit Feigl und Salmon über Wahrscheinlichkeit diskutiert [privat? oder bei einer Tagung? oder damals?] Er will Mo oder Di herkommen; ich sage, ich würde mich freuen, ihn zu sehen.)
DM § 16 zu Ende revidiert. – Endlich wieder zurück zum ms § 17 Revision. 🕮\Leijonhufvud hier\
Weiter ms § 17 revidiert. (Ich lasse aber die Funktion \(g\) mit Winkel am Ursprung fort.) – Abends Tagebuch gelesen über Schwedenreise 1913 (ich schreibe alle Orts auf ein großes Blatt; und beinahe alle sind im Index vom Touristenbuch Värmland; aber leider steht beinahe nichts da über meine Eindrücke und Erlebnisse. Mit Ausnahme der „Hufeisenfrau“, in deren Haus ich übernachtete in Vägsjöfors. Darüber schreibe ich ausführlich auf 2 extra Seiten; das ist schön; aber warum sonst so elend mager? Ich hatte die Illusion, dass, wenn ich einige andeutende Worte hinschreibe, mir später wieder alles genau einfallen würde; vielleicht tat es das auch als ich nach Jena zurückkam und im Serakreis erzählte; ich weiß noch, dass Martha Hörmann mal sagte, ich soll doch die Geschichte von der Hufeisenfrau erzählen.)
Weiter an § 17.
Weiter an § 17. Mittags zu Mrs. Turman (ich bringe 3 DM mit Diagrammen und ich bekam weiteres DM von § 16.) Steuerforderung von Norby bekommen; ich unterschreibe und schreibe die Schecks. (Mit David telefoniert).
10 – 12 ½ Axel Leijonhufvud17Axel Leijonhufvud (1933-2022), schwedischer Wirtschaftswissenschaftler, Neffe von Tilly Neovius. hier. (Er hat Feigl über Wiener Kreis in „Intell. Migr.“ gelesen, und meine Autobiographie im Schilpp. Er fragt, wie die Arbeit im Wiener Kreis ging, ob informell oder formell, ob seminarartig. Er fragt, ob viele, so wie ich und Schlick, 2 Gebiete hatten; ich gebe einige an. Ob ich so etwas in US auch wieder gefunden habe oder machte? Ich berichte von Morris und meinem Kreis in Chicago und von dem in Harvard. Er gibt mir Artikel über Keynes und zeigt mir sein Buch über ihn (er unterscheidet zwischen K.s Auffassung und der der Keynesians.) Er ist schon als Student nach USA gekommen. Er erzählt, dass Tilly damals in Brasilien in einen tiefen Graben stürzte und ihr Bein brach; sie wohnt jetzt in einem Altersheim bei Stockholm. Er hat eine große Ansichtskarte mitgebracht; ich schreibe darauf an T. beste Wünsche, und dass ich auch plane, vielleicht in ein Altersheim zu gehen bei München. 🕮 Er ist ganz intelligent, sehr interessiert an Fragen der Methodologie, nicht immer ganz klar. Ich frage, wie Ökonomisten politisch stehen; dass das department der Philosophie sehr gegen den Vietnamkrieg ist und für Studentenrechte. Er sagt, Ökonomisten sind im allgemeinen sehr konservativ; vielleicht soll das auch ihn mit einbeziehen, das bleibt offen. (Ich erinnere mich, dass T. damals im Chenault Haus sagte, als ich etwas für die schwedische sozialdemokratische Regierung sagte, bemerkte: „wir wollen lieber nicht über Politisches sprechen“.) Ich erzähle von meiner Värmlandwanderung, und dass ich altes Tagebuch fand; darin auch über meinen Besuch in Uppsala 1913. Er sagt, seine Mutter (Helen (Lisa?) E) ist die jüngste Tochter. (Ich sagte: die habe ich wohl auch damals gesehen, aber T. war leider nicht da ; nachher sehe ich im Tagebuch nach; da sind nur Teddi, Helén, Eva. Lisa war mit T. in Jena, in unserem Haus (vielleicht 1914).)
IV / 1970 Weiter an § 17. –Prof. Pasch telefoniert (er ist von der APA Tagung in Berkeley hergekommen; sie wünschen mich im Komitee für Mexiko oder Lateinamerika zu haben; ich sage, dass ich nur einmal wöchentlich einen Studenten hier habe zum Briefe beantworten; er sagt, das ist o.k. Vor allem wollen sie natürlich hören, welchen Rat Ruiz gibt.)
9 ½ – 12 ½ Brooks hier. (Ich sage ihm, dass ich aufgrund der Angaben von Miss Gluck von jetzt ab 2‚50 pro Stunde geben will.) – Mittags kommen Gordon Matthew und Betsy kurz her; er will Jeffreys ms Art 3 mitnehmen.
Weiter an § 17.
Brooks bringt ein Blatt mit Angaben über Studium und TA Tätigkeit; das werde ich beilegen zu meiner Empfehlung. (Schreiben) –DM § 16 revidiert. – Ich schreibe Notizen für den Empfehlungsbrief. Abends mit H. setzen wir dann den Brieftext auf. 🕮
Vormittags nochmal den Brief für Brooks durchgesehen; dann tippt H. ihn. – 10. 15 Abfahrt zu Kuhns’s. (Langer Spaziergang mit ihm. Viel Vogelgezwitscher. Er zeigt mir alles, wo Pauline manchmal spazieren geht: hinauf zum Mulholland, dann diesen nach Osten; dann auf den nächsten Bergrücken nach N, dann einen Pfad hinunter ins Tal, und wieder herauf zu ihrem Haus; vielleicht 40 Minuten. Nachher setzen wir zwei uns auf die Veranda, mit schönem Blick nach N über die Landschaft. Ich zeige ihm Gaifmans Brief. Ich sage, G. hat im Sinn eine abstrakte mathematische Struktur, analog zu Gruppentheorie oder Theorie; darum möchte er das Reichenbachaxiom nicht aufgeben. Im Gegensatz dazu, ich möchte eine reflektierte Theorie, nämlich für Bayesian Wahrscheinlichkeit, mit dem Sinne, die diese hat in Theorie für Entscheidungen; ich will dem Agenten nur Forscherrat geben, wie er seine pr-Werte bestimmen soll. Darum suche ich immer nach neuen Axiomen, die mir intuitiv plausibel erscheinen für diesen Begriff; darum bin ich froh, als Putnam mir Reichenbachs Axiom vorschlug; jedes zusätzliche Axiom ist von Vorteil. Ich zeige ihm das ms Blatt für Zusammenfassung § 6: Definition von „extensible, und R6-2: in einer Sprache mit endlicher Domäne ist ein C nur dann akzeptabel, wenn es ist extensible. Beim lunch erzählen wir von Mexiko; nachher zeigt H. die Farbfotos, die Chacha uns geschickt hat (die zeigen , das Töpfern bei Nena, die barbacea bei Anes, usw.)) – Nachmittags weiter an § 17, DM revidiert. – Abends finde ich ein altes Tagebuch von 1912, Freiburg (ich wohne zusammen mit Friedrich jetzt an der Währingerstr. Ich bin anscheinend eifersüchtig auf Friedrich, weil er öfter Briefe von Tilly bekommt als ich. Anscheinend schreibe ich ihr oft und ausführlich Briefe über all unsere Tätigkeit in der Freischar, und über meine Schwedisch-Lehrerin. Die Briefe drücken zwar keine starken Gefühle aus, aber durch ihre Häufigkeit und die große Freude über jeden Brief von ihr, wird doch klar, dass ich starke Gefühle hatte (ich bin ganz überrascht davon; das hatte ich 🕮 nicht mehr gewusst!).)
Weiter an § 17 (ich schreibe Skelett über Einfügung, am Ende von § 17B, über Berechnung von \(\eta \)-Werten für Paare von Attributen, mit Tabelle, die schon existiert.) – Nachmittags Erika hier. SB haben ihr geschrieben Sie hat von S. Cruz ablehnende Antwort bekommen, weil sie schon sind; sie haben dann ihre Papiere im Januar nach S. Barbara geschickt. Ich rufe dort im AdmissionOff. An; sie sagen, sie haben die Papiere bekommen, aber können sie jetzt nicht finden; wir sollen in 2 Wochen wieder anrufen. E. berichtet, dass sie kürzlich auf der Fahrt nach Ojai, bei Ventura, ein ticket bekommen hat (für speeding. Sie muss innerhalb einer bestimmten Frist dort vor dem Jugendrichter erscheinen; sie kann anscheinend den Tag wählen. Sie will versuchen, ob sie das nach LA verschieben kann.)
Weiter an § 17 (Tabelle zur Berechnung von \(\eta \) für Paare von Attributen). Brief von Irmela: Reinhard hat Krebs! (sie sagt nicht, an welchem Organ; sie sagt, er „hat es ja schon vor 10 Jahren, aber dann ging es wieder besser“; ich habe nichts davon gewusst. Sie sagt, er hat gute Medikamente gegen Schmerzen. Auf dem Umschlag steht „Dipl. Psychol.“; ob sie es wohl beruflich ausübt?) ( schreibt: Ein Student Moose in San Diego möchte mich gerne sprechen über Wittgenstein.)
Weiter an § 17. (Geänderte Methode zur Bestimmung von \(\eta \) für Paare von Attributen.)
9 ½ – 12 ½ Brooks hier. (Briefe diktiert) – In der Post bekomme ich ein Buch von Tauli (Uppsala) Introd. to the th. of language planning. Sehr interessant (aber nicht leicht zu lesen, weil er unzählige Abkürzungen hat. Er spricht von Regelung für natürliche Sprache, und von Konstrukten von Kunstsprachen.) 🕮
Weiter an § 17 (da ist ein Problem: meine Berechnung in der großen Tabelle machte einen Irrtum: ich hatte das Mittel \(\varphi j\) im Gebiet \(Xj\) von \(Pj\) berechnet, nannte es aber \(fj\) und bestimmte daraus \(\eta j\). Nun ist die Frage: Wie können wir \(fj\) aus \(\varphi j\) bestimmen, oder \(If(Xj)\) aus \(I\varphi (X)\). Nur für das letzte Integral gibt es Tabellen (für \(\Phi \), wie in [Prob.] – Brooks telefoniert: Da ist ein Telegramm für mich im Briefkasten vom department (wie lang wohl schon?); ich lasse ihn es mir vorlesen: Es ist von ReideldOriginal Riedel. in Dordrecht; er bitte mich, Vanleeuwen im Statler-Hilton Hotel in NY anzurufen, vor dem 10.; das ist aber schon heute. Ich rufe nach 5 PM an: Er ist abgereist! – Von Agnes kommt eine Todesanzeige: Reinhard ist gestorben „nach kurzem schweren Leiden“; Irmela schrieb mir zu Datum am 7.) dass Reinhard Krebs habe „wie schon mal vor 10 Jahren“ (ich kann mich nicht erinnern, dass ich etwas davon gewusst habe). – Abends schreibe ich langen Brief an Agnes (1 ½ große Seiten).
Apollo 13 fliegt ab (ich sehe nur wenig zu; es nichts Besonderes; jetzt brauchen sie 3 Tage um nahe zum Mond zu kommen.) Weiter an § 17 (ich finde zu meiner Überraschung, dass das Wahrscheinlichkeitsintervall \(F\) von \(f\) gleich ist dem \(\Phi \) von \(\varphi \), und auch die Mittelwerte für das Intervall von \(Xj\) sind gleich für \(f\) und \(\varphi \).) Nachmittags schaue ich in Bücher über Skandinavien im Wohnzimmer. Da finde ich auch, seit vielen Jahren zum ersten Mal, Lagerlöfs Werke, sowohl deutsch wie schwedisch; ich fange an, in einem zu lesen, und es ist fesselnd. Da sind auch Bücher mit altnordischen Liedern, teilweise mit Noten! Lagerlöfs 2 Bände: aus ihrem Leben und Gösta Berling, deutsch und schwedisch. Schade, dass man so wenig Zeit hat!
Weiter an § 17B (Text zur großen Tabelle für Bestimmung von \(\eta \)-Werten für Paare von Attributen.
11 – 1 Jokls hier (sie möchten so gern noch Chacha in Oaxaca treffen [später erfahren wir, dass sie schon in Mex. waren!] Über politische Vorgänge usw. Es ist immer nett, mit ihnen zu sprechen, weil man sich gegenseitig gut versteht.) – Weiter an § 17B. 🕮
Weiter an § 17. (Abends finde ich unter alten Papieren in der Schublade den Entwurf zu einem Schauspiel „Nausikaa“. Ferner auch Tagebuchblätter von 1922 – 27; 1922 Sommer: die Finnlandreise zum Esp. Kongress. Wahrscheinlich in den anderen Jahren auch über die Kongresse in Genf und in Wien; ich freue mich, dass das aufgetaucht ist. Der Inhalt ist zwar sehr mager; aber es werden doch wohl Namen genannt, und die Orte, wo wir in Finnland waren, und durch die 3 baltischen Länder.)
Weiter an § 17. (Einfügung: vereinfachte Approx. Methode für \(\eta \) zu 2 Attributen, in dem keine Intervalle verwendet werden, sondern der \(\eta \)-Wert im center des Intervalls \(Xj\) ist.) – Nachmittags nach 4h, als H. schon mit Mrs. Mercer abgefahren ist, ruft Erika an (sie schluchzst herzzerreißend, sodass sie kaum sprechen kann; das Auto ist kaputt; ich frage, ob sie verletzt ist; sie sagt, nein, gar nicht, es ist überhaupt kein Unfall passiert; endlich sagt sie, dass der Wagen mehrmals stehen blieb; sie haben ihn aber wieder in Fahrt gebracht und auf einen Parkplatz gefahren (down town, 3rdSt. und Hill); jetzt ist sie im Warenhaus Broadway und H. soll dort anrufen. Sie ruft noch mehrmals an, aber H. ist immer noch , 1 Minute nach E.s letztem Anruf kommt H. und ich erzähle alles. Sie sagt, E. soll das Auto zur repair Stelle hier unten zurückbringen; dort hat sie gestern eine hohe Rechnung bezahlt; der hat anscheinend ihn nicht ordentlich gemacht. H. fährt dann wieder ab zur Gruppe.) 7h E. kommt (sie ist ganz ruhig und heiter! Sie hat den Autoclub angerufen; der hat eine repair Stelle dort in der Nähe angerufen, und die kamen und holten das Auto ab. Dann haben sie schnell etwas provisorisch in Ordnung gebracht; der Wasserkühler hatte ein leak; sie haben eine Masse hineingetan; das dichtet es ab.) Gegen 8 fährt zu ab, nach Hause. 8 ½ H. kommt schon nach Hause (sie hat die Wohnung für die Gruppe nicht finden können, in einem riesigen Komplex von vielen Gebäuden, wie ein Labyrinth; sie hatten ihr zwar einen Plan geschickt und die Wohnung markiert, aber sie konnte sie nicht finden!)
Brooks 3 Stunden: (er ist froh über den Kurs im Sommer an LA State Coll.; bei Benson; $ 450? Nora verdient auch etwas. 🕮 Nachmittags Briefe fertig gemacht, langen Brief an Chacha geschrieben (die Stunde vor dem Essen, meist ihre Briefe gelesen; und eine Stunde nachher, mit Durchlesen und Notizen schreiben.)
Ich bringe Brief an Chacha zum Briefkasten. Mache dann langen Spaziergang. – Ich schaue durch die Postsachen, die Brooks gestern gebracht hat. Nachmittags weiter gekramt. –
Vormittags Besuch von Prof. Münzenberg18vermutlich Karl-Joachim Münzenberg (1931-2019); Professor für Orthopädie an der Univ. Bonn (vgl., 2010))und Frau (aus Bonn, Mediziner, jetzt mit Stipendium an UCLA (Knochenkrankheiten); er hat mein Buch über Physik (deutsch) gelesen, und andere Sachen, weiß vom Wiener Kreis, kennt auch Stegmüller „Gegenwärtige Strömungen“. Sie bringen mir eine Flasche Rheinwein! H. hatte ihm aber schon telefonisch gesagt, dass ich nichts trinke; ich frage, ob er philosophische Diskussion wünscht; als er nein sagt, setzen wir uns im Wohnzimmer hin. Er fragt allerhand Fragen, ich erkläre, warum ich nach Prag ging und dann eifrig nach Möglichkeit suchte, nach USA zu kommen. Er fragt auch einiges über Wittgenstein. Nach 20 – 25 Minuten macht er spontan ein Ende und sie bedanken sich und gehen. Er sagte auch, dass Heidegger nicht mehr viele Anhänger in Deutschland hat; auch seine Schüler verlieren allmählich an Einfluss. Er hatte auch Patzig gelesen.) – Abends wieder zurück zur Arbeit an § 17.
Weiter an § 17. – Abends Brief an Roberta geschrieben (endlich mal, auf ihren kurzen im Februar.)
Weiter an § 17. Vormittags zu Dr. Brann (meine untere Zahnplatte ist gebrochen) (Über von marginal Evidenz; ich will es vereinfachen.) Zum Zahnarzt (meine untere Zahnplatte ist gebrochen) Abends wieder altes Tagebuch gelesen über Finnland (Ausflug nach Koli; nach einigen Tagen Bahn nach Sortavala.)
Weiter an § 17. (Neue Funktion \(F_{a‚b}\) eingeführt, die streng normalisiert ist). – Nachmittags zu Dr. Brann (die gebrochene untere Zahnplatte ist repariert). –v. L.ePfeil, der auf den nächsten Eintrag verweist Telef. Dann rufe ich Feigl.
An § 17, bis nach 12h. Ich warte auf Anruf von van Leeuwen (für Reidel Verlag), der nach 11h ankommen 🕮\van Leeuwen (von Reidel)\ sollte und mich dann vom Hotel anrufen. Ich warte so hin. Auf einmal 1:15 kommt Dr. van Leeuwen an. (Er ist nett und freundlich, interessiert und klar. Er erklärt mir die Pläne, besonders englische Übersetzungen von von deutschen Büchern (und Anthologie von Artikeln) von Logischen Positivisten. Er kennt Rob Cohen gut, und sagt, der Neurathband wird wahrscheinlich im Dez. 1970 erscheinen. Um 2h gehen wir zum Essen (H., Erika und Mrs. Mercer haben schon gegessen); wir sind allein am Tisch und sprechen weiter über die Pläne; ich auch über Stegmüllers Ärger über Reidels hohen Preis für die englische Ausgabe von „Gegenwartsströmungen. (Er sagt, der Absatz in USA würde zu klein sein für große Auflage; sie rechnen darum nur auf Bibliotheken, und das ist erfordert hohen Preis. – Nachher fährt er zu Mia, um über Reichenbachs Bücher und Artikel zu sprechen.))
9 ½ – 12 ½ Brooks. (Empfehlungsbrief für Lary Kuhns diktiert, Brief an Gorovitz‚ dass ich bereit bin, dem Komitee für Freiheit der in Lateinamerika beizutreten; und an Pasquinelli.)
Zu Dr. Brann (die reparierte Zahnplatte macht mir Druckschmerzen hinten rechts auf der einen Seite; er schleift etwas ab, und das hilft.) Schönen langen Spaziergang: Georgina, , Montana, Barrington zurück (dort bin ich lange nicht gewesen; manches schöner.) – Weiter an § 17 (weiter über normalisierten Faktor \(Aj\)).
Weiter über normalisierten Faktor \(Aj\). Nachmittags 5 – 6 ½ Gespräch mit H. am Esstisch. (Zunächst über Dießen. Sie sagt, Chacha hat noch immer keine Angabe eines Einzugstermins bekommen; daraufhin scheint mir, dass es nicht nötig ist für mich, ihnen jetzt zu schreiben, dass ich nicht diesen Herbst einziehen will, sondern erst 1971 April (oder September, was ich eigentlich meinte). Dann über Hannelises Klage, dass sie kein erfülltes Leben hat. Sie hat jetzt sehr viel von den Gruppen ; aber sie ist doch nicht selbst aktiv oder führend dabei, was sie eigentlich möchte. Sie sagte, auch die Beziehung 🕮 zu Lary ist nicht ganz richtig; sie hat mehr mütterliche Gefühle zu ihm und hat ihm das erklärt und gesagt, und dass sie im Juni 50 Jahre alt wird. Ich bin erstaunt, dass sie sonst gar nicht ausgeht; ich glaubte, sie ginge zuweilen tanzen oder Konzert oder mit einem Freund und dann vielleicht zu ihm; ich erzählte ihr, dass ich auf Chachas Frage, ob sie wohl einen Geliebten habe, geantwortet habe: „das wollen wir doch wohl hoffen“. Sie hat aber jetzt Hoffnung, mehr aktiver in den Gruppen zu sein. Ich sage, sie soll auch mal einige Tage nach len gehen; sie sagt, das würde sie besonders gern tun, da könnte sie sicherlich allerhand lernen. – Sie erzählt auch wieder aus ihrer Kindheit, wie Annemarie ihr immer überlegen war und sie tadelte für ihre Fantasien. – Zum Schluss nehme ich sie in meine Arme und drücke sie herzlich an mich und küsse sie. –)
Ganzen Tag an § 17. (Ich gebe die Idee auf, das Problem des Evidenzintervalls nahe dem Ende zu lösen durch Gültigkeit der ganzen \(\eta \)-Funktion, damit das Gesamtintegral wieder 0 wird. Das kollidiert mit der Prinzip, dass Formel ist.)
An §17. (Angefangen Revision von § 17B.) Nachmittags nochmal zu Dr. Brann (ich hatte wiederum Druckschmerzen; er schleift noch mehr ab. Jetzt scheint es gut zu gehen.)
(Haarschneider) Dann langen Spaziergang durch die lane zwischen Morgan und Montana; da war ich nicht mehr, seit wir 1963 von Chenault fortzogen. – Revision von § 17B beendet; 17C angefangen.
Erika ist hier (sie sagt beim Abendessen: in S. Barb. haben sie ein neues College f. Creative Studies angefangen. Sie will sich erkundigen, ob dort eine Möglichkeit für sie besteht.)
An § 17C.
Vormittags Brooks hier, nachmittags Briefe fertig gemacht (auch an Gaifman).
V / 1970§ 17C, ms fertig revidiert. Jetzt lege ich mal die BS Sache für eine Weile beiseite, und werde für das Buch Studies I Sachen fertig machen, auch Introd. – Ich schicke $ 8.40 (für UEA mit Jahrbuch, zum ersten Mal nach vielen Jahren; 🕮 das ist angeregt durch Lesen meines alten Tagebuches von 1922 über Reise zum Finnlandkongress, und Exkursion mit Atanasov durch Finnland, und dann durch die baltischen Länder.) ()
Ich lese „Conceptus“ (Zeitschrift herausg. von Studenten in München, Innsbruck, Wien, Salzburg; sehr empiristisch eingestellt; für die analytische Philosophie; mein Name wird oft genannt. Beitrag von Gensler‚ über die Entwicklung der Philosophie, sehr kritisch über Hegels Dialektik.)
Im Anschluss an Tagebuch über Finnlandreise lese ich weiter das Tagebuch über Wiesneck von 1923 (Sonja, Grete, Anfang der Schule; dann Mexikoreise; auf der Rückfahrt auf dem Schiff Esperantounterricht für Papa, Eli und Mädele; nach einiger Zeit für Papa allein, weil er schneller vorwärts kommen will.) – Nachmittags bei Dr. Kulka (dort Schaefer und Frau; über Sohn Ron. Sch. war Sprachadministrator beim Nürnberg Gerichtshof 1945; über die Sprachschwierigkeiten. Ich sage, ja das kostet jährlich Millionen bei U. N. und Unesco; es gäbe eine einfache Lösung: Esp., wenn nur die Vorurteile überwunden werden könnten. Er ist auch entsetzt über die Entwicklung der politischen Atmosphäre in USA. Wenn er genug verdient hat, will er nach Europa, vielleicht Österreich.)
Ganzen Tag Tagebuch gelesen. [Siehe große gelbe Blätter, beginnend mit Finnlandreise 1922 und Kongress, Exkursion; mit Atanasov durch die baltischen Länder, Berlin, in Halle At. Besucht. –Wiesneck. At. in Wiesneck. In Freiburg: unser Bericht in der Esperantogruppe, Prof. Schischmanov und Frau. Mit At. auf den Feldberg 2 Tage. – 1923, I. Eli lernt Esperanto! Erlanger Tagung III/1923. IV-IX Mexiko und Rückreise; auf dem Dampfer Esperantostunden, Papa arbeitet das ganze Buch durch. Meine Reise durch Deutschland: Kiel, – Scholz über Habil. Jena, Halle (At. Besucht) 10. XI. In Wiesneck. Jeden Montag mit Merten in Husserls Seminar, auch Schischmanov und Stepun. Grete und Sonja. 16. XII. Sonja reist ab. 1924 I, nach Jena, Mutter †, mit Agnes nach Ronsdorf, Beerdigung. 15. I., zurück in Wiesneck. (Aber Eli ist inzwischen mit Papa nach St. Moritz abgereist) Ich schreibe Hanne, sie soll kommen. 3 Tage mit ihr auf den Feldberg) II. 1 Eli, Papa und Mädele zurück. III. Mit Eli nach Ronsdorf (Dörpfeldfeier) (5 ) IV 16. Papa kommt zurück. At. einen Tag hier dann nach Paris. 3. – 10. VI. nach Jena (Besprechung mit Fritz Dörpfeld, Verkauf der Mühlenau ist fehlgegangen.) 24. Mama und Nena kommen aus Mexiko.] 🕮
Weiter Tagebuch gelesen:
1924: Tagebuch VII. 2 Tage nach Stuttgart zu Reichenbach, über Zeitschrift und vielleicht Habilit. bei Schlick? Waldorfschule, Gabert. 7. zurück in Wiesneck. 29. Eva. VIII 1. Eva nach St. Märgen, 3. Abschied von Eva. 4. nach Wien, Esperantokongress. (Elena At., ist seine Schwester; Schischmanov und Frau, mit Isbrücker und Frau Zamenhof zum Schloss Schönbrunn. 9. mit 2 Finnländerinnen in den Prater; 10. gute Eröffnungsrede von Privat. Mit Elena At. und anderen durch Stadt und zum Prater. Festkonzert. 11. zu Neurath ins Siedlungsmuseum. Ich gebe Elena At. 10 $ für At. Abends Theater: „Verschwender“ von Raimund. 12. Prof. Haas besucht. Sehr freundlich; er will nach Amerika. Er spaziert mit mir bis zu Neuraths. (Über marxistische Geschichtsdeutung. 13. Schlussversammlung. 14. Abfahrt nach Innsbruck. 15. nach Längenfeld zu Schlick 16. mit Schlick über Habilit. – Mit Maja zu Fuß 5 Stunden nach Station Ötztal. Für Innsbruck. 17. zu Flitners in Gries.
1925. I. Vorträge in Wien. (11. – 30. Wien) 30. München, bei Rohs. II 1. St. Moritz (Papa und Eli und Rusches mit Kindern). 16. mit Eli nach Glaris (dort Roh und Gideon, ohne Frauen). 18. ich und Eli mit anderen die Parsennabfahrt nach Küblis. Zurück nach Glaris. 20. mit Eli auf einen Pass und Abfahrt genommen. Dann Bahn nach Arosa, dort Garthe besucht.
Ich spüre plötzlich leichte Schmerzen im Kreuz, (wohl Ischias). (Ich erschrecke, werde unnötig nervös; ich sage mir, die Zeit, wo etwas Ernstliches drohte, ist seit vielen Jahren vorbei, und ich habe inzwischen auch oft schon solche kleinen Schmerzen verspürt. Ich bitte H., mir ein Senfpflaster auf den Rücken zu machen wie früher; damit lege ich mich auf ein Heizkissen im Bett; das hilft sehr gut. – Wir besprechen, zusammen mit E., einen Brief von mir an Prof. Mudrick19Vermutlich Marvin Mudrick (1921-1986); vgl. https://en.wikipedia.org/wiki/Marvin_Mudrick., Prof. an neuem „College of Creative Studies“. – Ich lese im Bett philosophische Zeitschriften. 🕮
Vormittags Brooks hier (er tippt für Pasquinelli: Bibliographie für Art. 1, und Liste von Korrekturen und Brief an Gaifman.)
Ich habe einen Brief von „Wisdom Hall of Fame“ bekommen, dass sie mir ihre Ehrung zugedacht haben: in derfPfeil der auf Zeile darüber verweist wird mein Name und Foto an die Wand gehängt; das Ganze sieht zuächst verdächtig aus; der Herausgeber und Verleger der Zeitschrift „Wisdom“ lässt sich mit sehr prominenten Leuten zusammen fotografieren; wobei der prominente Mann mit ihm ein Heft programmiert, das außen sein Bild groß trägt, und innen über Weisheit von oder nicht von?). Erstaunlich große Anzahl von wirklich prominenten Leuten: alle Präsidenten von Roosevelt bis Nixon, Einstein und Russell, Fermi, Pauling und manche großen Physiker. Ich gehe mittags in die Publ. Libr; sie haben aber die Zeitschrift nicht. Ich muss auch $ 100 einzahlen; dafür bekomme ich aber ein freies Ex. der geplanten großen „Encycl. of Wisdom“ (vielleicht Auslese aus weisen Büchern aller Zeiten über bestimmte Fragen des Lebens?) H. meint, dass ich dasselbe schon mal vor Jahren habe, aber damals abgelehnt habe. Mir schwebt vage etwas vor; ich weiß aber nicht, ob es dasselbe war.
(Alte folders durchgegangen; zusammengestellt: meisten von grants von foundation, und Mitarbeiter, für „Introd.“ in vol. I.) – 6 – 9 ½ bei Mia. (Ich frage sie über die „Wisdom Hall of Fame“; sie glaubt zunächst, dass Reichenbach auch mal die Einladung bekommen hat und abgesagt hat; nachdem sie es näher ansieht, glaubte sie aber, es war etwas Anderes. – schimpft gegen Russell und gegen Mo. Rev. (ich nehme beide in Schutz: ich sage, dass ich allen marxistischen Freunden sage, sie müssen auch Freud lesen; und umgekehrt. Dass ich Marcuse und solche gar nicht lesen kann mit ihrer Dialektik; Mia und er stimmen zu. – (Wir sehen die Dias aus Mexiko an, farbig, sehr schön.)
Ich schreibe schnell einen Brief an Chacha (am 15. reist sie ab von Mex.) – Ich schreibe Notizen für Introd. (die verschiedenen grants von NSF und früheren foundations; die teaching assistents.)
Überlegungen von „Introduction“ zu vol. I. Nochmal telefoniert mit Wes Robson (für Erika, wegen College für Krea in S. Barb.)
Abends gelesen, in NY Book Rev: über Bücher bei Peter Gay und anderen über die Wiener Periode (hauptsächlich über Tucholskys „Weltbühne“, 🕮 die ich damals eifrig las; sie warnte davor, dass man die alte Verwaltung in Regierung, Gerichten, und Militär, bestehen ließ; vielleicht weil die sozialdemokratischen Menschen so viel Respekt vor denen hatten und sich bemühten, akzeptiert zu werden.)
Überlegungen zu Gaifman’s Postskript zum ms für Art. 5 (über extensive \(m\)-Funktion und Reichenbachs Axiom).
9 – 10 Lary hier. (Er will versuchen, eine Stellung für Unterricht und research an der School of Life Sc. in Berkeley zu bekommen, wo Bill Mar Wir besprechen dafür einige Änderungen in meinem früheren Empfehlungsbrief. Er fragt falls er dorthin kommt, ob wir sein Haus mieten möchten (nur die mortgage zahlen, Steuer, Versicherung und dergleichen; 275? Das wäre ja eine herrliche Idee! Aber nochmal ganz umziehen, wenn wir vielleicht für den Sommer 1971 für dauernd nach Deutschland gehen?) – Nachmittags ruft die Sekretärin von Prof. Mudrick aus S. B. an: Er will Erika akzeptieren; wenn möglich, noch Interview Fr, oder nächste Woche; ich telefoniere, und Erika kommt; sie ist ganz überwältigt durch die gute Nachricht, ruft gleich dort an, und wird bestätigt!
Lange telefoniert mit Wilkinson in Sta. Barb. Ich hatte Brief von Rotenstreich20vermutlich Nathan Rotenstreich (1914-1993); vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Nathan_Rotenstreich, dass sie beim Dem Center einige Tage meeting machen wollen über Strukturen. Ich frage: logische oder politische Strukturen? Er sagt: Der logische Strukturbegriff ist jetzt wichtig geworden in Soziologie, Anthropologie, Mythostheorie, Sprache (nennt Chomsky; Jakobson, Levi-Strauss (z. B. Tabus) und andere; der Strukturalismus. Ich sage, wegen Auge kann ich nicht kommen; aber wenn er mal herkommt; können wir gern etwas zusammen sprechen; er sagt: ja, vielleicht kommen wir beide dann für etwa eine Stunde herüber). – Abends 6 ½ kommt Peter. 🕮 (Er möchte mit mir sprechen über Strukturen von Mythen und dergleichen (nach Lévi-Strauss); welche erstaunliche Koinzidenz mit meinem Telefongespräch mit Wilkinson heute morgen!)
Sehr heiß (in der Stadt soll es 101° sein!). 11 ½ – 3 Mia und holen mich ab (wir plaudern auf ihrer Terrasse; dann machen wir langen Spaziergang; am Meer ist es neblig und kühl; einige Blocks nach innen sonnig und warm. – Ich habe ein Heft von Mo. Rv. gebracht (über die störende Krise in US, die darin besteht, dass die Regierung immer eine hinreichende man power für Militär hat, damit sie überall in der Welt eingreifen kann.) ist aber selbst abonniert auf MR. – (H. ist den ganzen Tag in Top.) Abends kommt Erika und richtet mir kaltes Abendbrot. – Ich lese in NY Rev. Books interessanten Aufsatz von Chomksy über anarchism (ich notiere allerhand Karten für Referenzen, die er gibt; auch Russell; das finde ich in deutscher Übersetzung von Gumbel, 1922.)
Gelesen (über anarchism). [H. ist ganzen Tag in Top.] E. kommt und erzählt, sie will mit Peter auf eine Segeltour (vielleicht Virgin Inseln oder im Mittelmeer; sie sagt, ein Boot 40 Fuß lang kostet $ 3000; das ist die Länge wie Wohn-Zimmer, Eßzimmer, Küche bei uns.) – Beim Abendessen Gespräch mit H. und E (H. möchte gerne Sommer 1971 nach Deutschland; in Wirklichkeit so bald wie möglich; weil die Haushaltarbeit sie zermürbt) besonders jetzt, wo sie bei der Topangagruppe (wie gestern und heute) spürte, dass sie etwas tun kann. E. aber will hier bleiben, bis sie ihren BA macht, etwa 1973; das sei nötig, um bei einer Universität in Deutschland aufgenommen zu werden ohne großes Aufnahmeexamen, das sie nicht bestehen könnte. Ferner möchte E. ihr Auto verkaufen 🕮 weil das viel Gas verbraucht und viele Reparaturen; stattdessen einen VW kaufen, etwa $ 1800, gebraucht vielleicht 1200. – Aber alles hängt gegenwärtig ab, wie der stockmarket wird, ob wirklich eine schlimme Depression kommt wie 1929.
Großen Geburtstagskuchen und die große rote Kerze; und E. kommt und bringt 2 Rosen in kleiner Vase. – Nachmittags fahren H. und ich hinauf zum Mulholland Drive, diesen nach links (W); dann nach links hinten in die erste Siedlung (Elvido St.); nette Häuser; sogar eine kleine Schule da; dann Mullh. ein kleines Stück zurück, und dann nach N hinunter; hier sind viele Straßen und viele Häuseln, alles schon fast voll bebaut, vieles grün mit Blumen; aber hier muss es arg heiß sein im Sommer. Dann fahren wir wieder auf dem Mulholland weiter nach O.; aus Versehen am Ro vorbei, und dann gab es keine Straße mehr bis zum Glen Blvd; schön, die verschiedenen Arten von Häusern zu sehen, wo ich seit vielen Jahren nicht mehr gewesen war. – Zu Hause fand ich an der Wohnungstür ein großes schwarzes Paket: Brooks und waren hier gewesen und brachten es (200 Briefpapier mit der gegenwärtigen Telefonnummer!). – Brief von Johannes und Karte von Nena.
Ich sehe durch: mein Tagebuch der Princetonzeit 1952 – 54, komme aber nur bis Sept. 53. von Kaplans Besuch und Frage, ob ich nach UCLAgOriginal USA. kommen will; ich bin gerührt, wie Ina nicht nur mit unendlicher Geduld sich aufopfert, sondern mir auch positiv hilft, über meine Ängste hinwegzukommen; nie mit Forderungen, immer mit Geduld, und Ermutigung durch Dr. Wallisens gute Aussicht. Ich bin auch erstaunt über die zahlreichen Besuche die wir bekommen (Hempel und Bohnert oft, aber noch sehr viele andere zwischendurch mal.)
Weiter im Tagebuch. Ich schreibe Notizen auf: „Material für Fortsetzung der „Introd.““, die Jeffrey angefangen hat.
9 ½ – 12 ½ Brooks (12 ½ Susan kommt, ihn abzuholen, und mein study zu sehen. Ich sage: Wir möchten gerne sie beide mal hier haben, zusammen mit Benson; das täten sie gerne. (Nachmittags mache ich das Diktat 🕮\Leijonhufrud& seine Mutter: Helen, geborene Neovius\ „Material für Fortsetzung der „Introd.““ fertig für Jeffrey. (Ich hatte beim Diktieren am Anfang gesagt „Carnap“, aber dann bald „ich“; ich ändere es überall zu „Carnap“). (Abends spät im Bett, nach 11 ½, lese ich jetzt oft Esperantozeitschriften; was mein Lesen des alten Tagebuches der Finnlandreise 1922 das wieder wach geworden; ich habe dann gelesen im Tagebuch über die Esperantokongresse in Wien (1924, danach mit Reichenbach in Längenfeld zu Schlick) und in Genf (1925); das war wohl der letzte. Ich bestelle dann wieder die Zeitschrift „Esperanto“ und Mitgliedschaft in UEA; Parrish ist gestorben, der in LA war; jetzt ist es Doneis in Texas; er schreibt langen Brief; von „Esperanto“ schickt er nur ein Heft; er will versuchen, die Hefte von Januar ab noch zu bekommen.
Tauli, Lang. planning gelesen.
Tauli, Lang. planning gelesen. Abends kommt E., berichtet über Gespräch mit Mudrick in SB. (Er gibt den Studenten große Freiheit; aber er erwartet, dass sie ernstlich arbeiten. – Sie will mit 2 anderen Mädchen, die auch in diesem Coll. sind, nach Zimmern suchen in Isla Vista.)
Weiter Tauli gelesen (einige k dazu geschrieben). E. kommt und bringt Katze her.
Tagebuch Princeton (1952 – 1954) weiter gelesen.
Nachmittags 4 – 5 ½ Axel Leijonhufvud und seine Mutter (geborene Helén Neovius, Tilly’s jüngste Schwester) hier. (Sie wohnt in Schweden, aber nicht nahe an Ups oder Stockholm. Ich sage, dass Tilly mir geschrieben hat, dass sie herkommen wird und dass sie dann nach S. Fe fliegen wird, um Dr. Bengt Hamilton21Bengt Hamilton (1892-1979); vgl. https://en.wikipedia.org/wiki/Bengt_Hamilton und seine Frau Elise zu besuchen. Ich bitte sie, ihnen meine herzlichen Grüße zu übermitteln; ich sage, dass ich beide in Chic. gut kannte, und dass sie fortgingen, weil die Medizinschule ihm Schwierigkeiten machte, zur Empörung der Universität. Sie sagen, dass (glaube ich) Bengtin Deutschland studierte und arbeitetehText überspannt von Klammer mit Fragezeichen. aber als Jude fortging, als Hitler zur Regierung kam. – Sie spricht lieber Deutsch als Englisch, er umgekehrt, und so wechseln wir oft ab. Sie erzählt, dass sie zusammen mit Tilly und Agnes in Elmau war; dann fuhr sie mit Tilly auf einem Schiff den Rhein hinauf und dann besuchte sie Agnes 🕮 in Vollmerhausen. Sie spricht auch von Otti (ich sagte ihr den Namen und erzählte, dass ich 1927 in Elmau war und zufällig Otti traf. Sie erzählt, dass sie zusammen auch eine Freundin, frühere Helferin in Mainberg, besuchten, Bertha, (jetzt anders, weil verheiratet). Sie haben auch Otti und Ulmer in Nürnberg besucht.) H. gibt uns Kaffee und Kuchen, und geht dann. – Er erzählt von den großen Schwierigkeiten an UCLA. Ich sage, dass ich sympathisiere mit vielen Forderungen der Studenten, aber nicht mit der Gewaltanwendung, wie an anderen Universitäten. Er sagt, die radikale Fakultät macht jetzt arge Schwierigkeiten; sie lassen Studenten auf die gallery, wo die durch Schreien und „boo“ die Beratungen beeinflussen. Es sei doch arg, dass in der Sache von Angela Davis, die Universität erlaubt, dass Klassen politisiert werden. – Er leiht mir einen Automobilstraßenatlas von Schweden; er zeigt mir die Fryken Seen, den Klarälven; ich zeige ihm, im Reisebuch von Wermland, meine Schiffskarte von Dalboängen bis Edebäck; ich sagte, am anderen Tag fuhr ich dann mit Dampfer hinunter bis Karlstad.)
Angefangen, das edited ms von Art 1 und 2 durchzusehen (bis p. 045).
(H. ist 3 Tage in Arrowhead, mit Topanga Gruppe, Fr Vormittag bis Sa Nachmittag; E. versorgt mich.) Weiter am ed. ms. – Abens mit Hilfe von Leijonh’s Autoatlas von Schweden, Maßstab 1:500 000, kann ich den Pfad meiner Wermlandwanderung von 1913 nach dem Tagebuch verfolgen, viel besser als nach den schlechten Karten in Baedecker und schwedischem Touristenbuch.
Weiter an ed. ms. – Abends 7 telefoniert Morris (sie benötigen eilig ein ganz kurzes Gutachten über Mehlberg; der war zu Vorträgen dort, und hat sowohl Philosophen wie Physiker stark beeindruckt. Daraus schließe ich, dass seine Sprachstörungen, von denen Feigl schrieb oder telefonierte, überwunden sind. Ich sehe mir sein Buch an und schreibe Text für Brief, betone besonders die seltene Kombination von gründlicher 🕮\M. und K. Dr. Elders\ Kenntnis der Physik mit scharfer philosophischer Analyse, die auch Logik und Semantik benutzt. –H. ist schon am Nachmittag zurückgekommen, sehr angetan von den anregenden Tagen dort oben. Man hat sie bewundert, weil sie als einzige den Berg hinauf kraxelte bis zum Gipfel und dann hinunter rannte auf den Tannennadeln rutschend.
H.s Geburtstag. Ich bringe ihr einen Strauß von lila Chrysanthemen. (Election).
Weiter am ed. ms.
Weiter am ed. ms.
Vormittags Brooks (Briefe diktiert). Nachmittags Briefe fertig gemacht, und an Raphael noch Handgeschriebenes hinzugefügt.
Überlegungen über das schwache \(\lambda \)-Prinzip (für morgen).
10 ½ Matthews&Kuhns hier. (Anscheinend zum ersten Mal seit November! Ich zeige ihnen das Buch von Tauli über Sprachplanen und erkläre Planung von nationalen Sprachen: Deutsch (durch Luther), Norwegisch (2 Sprachen), Estnisch (mit vielen geregelten Wörtern und einigen ganz neuen); und auch über internationale Sprachen.) – Über das schwache \(\lambda \)-Prinzip. Kuhns will sehen, ob man meinen Beweis in § 18 leicht übertragen kann auf das schwache Prinzip .) – Erika macht Mittagessen. Nachher geht M. mit mir spazieren. – Nachmittags noch Überlegungen zum schwachen \(\lambda \)-Prinzip. Ich lese Kemenys Schilpp Essay.
Dr. Elders hier, 11 – 12 ½ (anstatt am 10., siehe K! Sein ist sehr nett und freundlich, mit Bart und langem Haar. Er möchte Diskussion zwischen Philosophen für TV oder Tonband aufnehmen. Ich gebe ihm Hochkeppels Adresse. Ich sage: Ich diskutiere gern, auch mit Gegnern; aber nicht für TV, weil man da ganz populär sein muss. 🕮\Dr. Straatsma\ Er widerspricht dem; es soll philosophischen Wert haben; vielleicht machen sie auch movies (Filme), die dann im philosophischen Unterricht vorgeführt werden können, Tonbänder. Ich sage, wir wollen sehen; ich werde wahrscheinlich dauernd nach Deutschland zurückgehen, schönes Altersheim bei München. Er sagt: Chomsky will auch nach Europa zurück, wegen der politischen Unterdrückung hier. Er: Popper hat zugesagt; die wollen auch Heidegger fragen. Ich: Mit diesen beiden will ich lieber nicht diskutieren. Ich: Die ganzen Fragen wollen wir lieber vertagen, bis ich in Deutschland bin; ich weiß ja nicht, wie es dann mit meinen Augen steht, wenn die schlecht sind, kann ich nicht reisen.) –Zu Dr. Straatsma. (Er ist sehr zufrieden. Druckmessung: normal. Diesmal kein Sehfeldtest.)
Endlich wiederum weiter am edited ms.
Weiter am edited ms. (Überlegung: Vielleicht will ich streichen T11-13h‚v (p. 242, ditt. 195, mit komplizierter Definition von Wahrscheinlichkeit für \(n\)-dimensionales Intervall); das kostet mich den größeren Teil des Tages. Ich musste es auf jeden Fall in Ordnung bringen, da stimmte etwas nicht.)
Vormittags Brooks. – Nachmittags viel Post gelesen; da sind 2 2 Schallplatten mit argentinischen Liedern, von Prof. Brutian.
Ich verschaue mich auf der Uhr, und stehe eine Stunde zu spät auf. –H. geht es schlecht: sie hat arge Schmerzen im unteren Rücken; sie weiß nicht, ob es vielleicht vom Uterus kommt. Das Schlimmste ist: sie kann sich nicht hinlegen, weil es dann schlimmer wird. Mit meiner Hilfe telefoniert sie an Dr. Steinberg. Der rät ihr: Aspirin – Codein; ich telefoniere an die pharmacy: sie sollen Dr. St. anrufen, und dann die Medizin herschicken. Inzwischen geht H herum, gestützt auf 2 (umgekehrte) Skistöcke. Meine Kapseln haben ihr nicht geholfen; aber das Asp.-Cod. hilft . – Mittags kommt E. Sie ist fertig mit den final exams. Sie will heute umziehen. – Nachmittags lese ich im Körner-Buch22Vermutlich Observation and Interpretation, hg. von Stephen Körner, Bristol 1957 „Ob. &Int.“: Braithwaite über de Fin. (Jeffrey nennt seine Erklärung. Dann auch Bohm über „Hidden variables“, sehr interessant. Mir scheint, Bohm hat doch recht!) –E zieht hierher zurück, gibt ihr Zimmer auf.
Ich lese Brief eines Studenten über seine Diss. (mehr Sprache) und schreibe Notizen dafür. – Weiter Sachen gelesen, die gekommen sind.
Bohm gelesen (in Körner Buch), sehr interessant. 🕮\Mia hier zum Abschied. Benson, Colburn und Frau hier\
Braithwaite über de Fin. (im Körner-Buch) gelesen, weil J. in Art. 3 darauf hinweist. (Da steht auch Hinweis auf Johnson.) – Prospekt über 2 Bände von Radnitzky gelesen (Philosophie in Europa Band I der Wissenschaft in Band I über Logischen Empirismus, Band II über die dialektisch-hermeneutische Methode, die auf dem Kontinent viel mehr vertreten sei. iAuf dialektisch-hermeneutische Methode verweisender Pfeil.ist nicht klar: bedeutet „Dialektik“ die Hegel-Marx Dialektik oder Gonseth? Ist „Hermeneutik“ die Deutung aufgrund von „einfühlendem Verstehen“ bei Dilthey? oder was?) – Wir spielen die argentinischen Platten (schwermütige Melodien), die ich von Erean geschickt bekommen habe; ich erzähle H. und E wie ich am nächsten Tag in „Esp.“ 1968, p. 81 von Erewan las. – Wir machen Überlegungen wegen Kauf eines VW. (H. rechnet hier aus, dass Anfang Juli genügend Geld dafür vorhanden ist.)
Ich lese etwas in Martins neuem Buch (über belief). – Mittags bringe ich ms§ 17 zu Mrs. Turman. – Nachmittags Bohnert telefoniert (ob mein Doktor bereit ist, ihm eine prescription für Dexedrin zu schicken; er weiß dort keinen, der das tut. Ich sehe nach; ich habe noch reichlichen Vorrat; ich sage, mein Doktor wird nicht prescription für andere Person schreiben; aber ich kann ihm gern 10 oder 12 schicken. Das will er nicht. Ich sage, wenn er mal in eine größere Stadt kommt, soll er dort einen Doktor fragen. Er ist eifrig an einer Arbeit. Wenn sie fertig wird, oder er mal Aussprache mit mir braucht, will er vielleicht mal herkommen, möglicherweise im August; er hat damals im Ivanhoe Motel gewohnt; ich sage, er soll mich vorher verständigen, damit ich einen Platz reserviere.)
Mia 11 ½ – 2 ½ hier. (Sie reisen nach Norwegen ab am 29. 6., kommen zurück 10. 8., das sind 6 Wochen. Ich sage ihr von Yvonnes Brief und Frage, welchen Eindruck sie von Marcuse23Herbert Marcuse (1898-1979) lehrte im Sommer 1970 an der University of California at San Diego. hatte. Sie sagt, er sprach in gut verständlicher Weise zu den Studenten, und auch in Antworten auf Fragen. Sie saßen zusammen; er ist nett und freundlich. Philosophisch ist er aber entschieden gegen die „Positivisten“. Sie ist gegen den Plan, dass ich eigens dafür nach S. Diego reise; die kommen doch sicher auch noch mal nach LA. (Das Motiv ist wohl eine Mischung der Fürsorge für mich mit einer Eifersucht gegen Yvonne.) – Nachmittags 4 – 6 ½ Arthur Bensonund Manetta und Brooks Colburn und Susan hier. Ich erzähle ein 🕮 wenig über Mexiko. Er fragt über Feigl und Feyerabend. Ich erzähle etwas von Alpbach. Ich sagejOriginal Er sagt., Feyerabend ist oft unnötig kritisierend und er stimmt zu. Er sagt über Thomas Kuhn, dass er in seinem Buch oft Scheinfragen hat und unklar ist. Ich sage: Ich erinnere nur einige Ideen, die mir gut und fruchtbar vorkommen, nämlich, dass es zuweilen in der Wissenschaft nötig ist ein ganz neues Begriffsbasisgerüst anzunehmen, wie bei RT und wiederum bei QM. – Über meinen Versuch, den Streit zwischen Russell und Moore zu schlichten, der aber nicht gelang, weil Moore auf seinem Standpunkt beharrte. Er sagte, Moore war menschlich und warm; er hörte, dass Russell zurückhaltend und kühl war. –Tarskis Definition der Wahrheit; im Wiener Kaffeehaus; ich war begeistert, bat ihn, zum Kongress nach Paris zu kommen; er sagte, die Philosophen werden das ablehnen; und er behielt Recht; bei der Vorkonferenz fragtenkOriginal fragen. Neurath und andere sehr dagegen, ich verteidigte ihn. Der Bericht des Pariser Journalisten . – Über Neuraths index verb. proh.24für index verborum prohibitorum Zuerst widersprach ich ihm sehr. Aber dann sah ich, dass einige üblichen Wörter Philosophie zu schlimmen Problemen verführen, z. B. „Raum“ und „Zeit“. B. sagt: Wie ist das aber im Einklang mit meiner liberalen Haltung in „Empir. Sem. und ontol.“? Ich: Die gebe ich nicht auf; ich würde Wörter nicht verbieten, sondern nur warnen; in diesem Falle ist es mehr sicher, nur von räumlichen und zeitlichen Relationen und dergleichen zu sprechen, nicht aber vom „Raum“, weil das leicht dazu verführt, das als ein eigenes Objekt anzusehen. – Über die Unklarheit des Pragmatismus. Ich sage, die Diskussion zwischen Russell und Dewey ist . Russell schrieb in einem Artikel: D. sagt, die objektive Situation ist zunächst etwas Experimentales; der Beobachter macht sie durch Forschung : R: Was soll das heißen? Die Unbestimmtheit ist doch nur im Beobachter, nicht in der objektiven Situation. D. Vermutlich meint D. Zweifel und Unsicherheit des Beobachers. D. antwortet: Keineswegs, wie er es sagte; er erklärte aber gar nicht die unverständliche Formulierung.
Editedms Art. 2 fertig revidiert, bis durch § 13.
Vormittags Brooks.
Ed. ms. Art 3 (Jeffrey) gelesen. Dabei umfassend ergänzt, und ‚\(z\)‘ in ‚\(Z\)‘ umgewandelt, und Vorschläge für verbesserte Formulierung geschrieben. – E. bringt die schwangere Katze zu Leroy.
H. ganzen Tag in Topanga. – Weiter an Art. 3.
H. ganzen Tag in Topanga. Weiter an Art. 3.– Mittags hole ich DM von BS § 17 A, B, C von Mrs. Turman.– Nachmittags korrigiere 🕮\Mia hier / Zachary\ ich noch etwas in Art. 2 (‚=DF‘Rückwärtszeigender PfeilSymbol jetzt komm).
Ich finde noch eine zweite Schachtel im Brett mit IL Büchern; dabei auch die Bibliografie von M*** und ihre Angabe in Stojans Bibliog., aber leider nicht Guérard’s kurze Geschichte der Hilfssprachen. – Langen Brief an Viktor Kraft geschrieben, zum 90. Geburtstag. – Nachmittags Leroy und ein Freund hier.
Weiter an Jeffreys Art. 3. – Nachmittags Mia eine kurze Weile hier (zum Abschied; sie hat Herb Morris besucht; die Frau, Virginia, hat mehrere schwere Zusammenbrüche gehabt, sie meint Schizophrenie; es ist jetzt nicht schwierig mit ihr. Sie hat Herb gefragt über Marcuse; der meint, ich soll doch nicht deswegen eigens nach San Diego fliegen; der kommt doch wohl mal wieder her; dann wird Herb etwas arrangieren, vielleicht einen Besuch bei mir. Sie hat ihm auch gesagt, dass ich ihn gern mal wieder sehen würde. Sie haben ein schönes großes Haus in guter Gegend, O von UCLA. – Sie wollen am 29. abfliegen (vormittags 5h Abflug!) nach Amsterdam, dann fahren nach Christiania, dann fahren nach Bergen; dann ins Innere zu Leuten, die sie in den Alpen getroffen haben und die sie eingeladen haben; die weiteren Pläne sind noch nicht fest. Ich sage, wenn sie nach Oslo kommen, soll sie Arne Næss Grüße sagen. – Sie kommen am 10. August zurück.)
Ed. ms der Bibliografie bearbeitet (von den Einfügungen, die nach J’s Angaben gemacht sind, habe ich hier X-copies gemacht und zerschnitten und in mein Ex. eingefügt.) –
Noch etwas an Bibliografie. – Abends gelesen. –Erika bringt einen schwarz-weiß gefleckten Terrier mit. (Das Problem ist: der ist noch nicht stubenrein. Sie fängt an, ihn zu erziehen, und geht oft mit ihm aus. Ich habe Bedenken, ob das überhaupt durchzuführen ist, ohne ein Unheil auf den guten Teppichen hier. Aber sie ist sehr eifrig bemüht, es möglich zu machen.)
Gelesen. – Nachmittags 5 ½ – 6 Zachary hier. 🕮 (Ich gebe Zachary die 5 Artikel und Bibliografie, die ich, nach Bearbeitung des editors durchgesehen hatte (d. h., nur Art. 1 und 2, und einen Teil von J’sArt 3 (bis p. 19) und Bibliografie). Er denkt jetzt doch an Monotypemaschine anstatt Computer . Er sagt, dass J. im Sommer auf dem Kontinent herumreisen will; er will ihm kabeln, ob er nicht doch noch vorher Artikel 3‚ 4‚ 5 und vielleicht Bibliografie durchsehen will. – Ich frage, wann wohl die ersten galleys zu erwarten sind; er meint, nicht vor September.) – Brief an Jeffrey nach Haus geschrieben.
Ich hole von Mrs. Turman (DMs von § 17A, B, C). DMs revidiert.
Weiter § 17 DM revidiert. –E. hat den netten Hund „Fling“ hier.
Weiter § 17 DM revidiert.–E. hat großen Kummer, weil ihre gute alte Katze Fehlgeburt gehabt hat; sie war bei Leroy. Der Arzt sagt, sie ist krank und schwach und redet ihr zu, sie töten („einschläfern“) zu lassen, sie ist untröstlich; H. redet ihr sehr zu, es doch zu tun; aber E. wird dadurch noch heftiger und schimpft und schreit. Ich sage H: sie soll lieber ihr nicht weiter zureden; ihre Heftigkeit ist aus Kummer; sobald sie sich beruhigt, wird sie zustimmen. Und so tat sie auch. – Nachmittags E. mit Fling nach Ojai (dort hat sie übernommen, das Haus einer befreundeten Familie, die da wohnen, besorgen und bewachen; sie redet mir sehr zu, dass wir sie mal dort besuchen sollen.)
Ich bringe die revidierten DM zurück zu Mrs. Turman (auf vielen hat sie \(f\), \(g\) und \(I\) nicht lesen können und offen gelassen; ich habe jedes Mal diese Stellen im ms markiert, damit sie es einfügt.)
VII / 1970Esperantist R. C. Marble telefoniert (er Brief von Mitrovitch, der fragt, ob ich noch lebe. Ob ich Esperanto kann; ich sage, ich konnte es; ich weiß nicht, ob heute noch; ich spreche aber doch ein wenig; aber dann zurück zu Englisch. Ob ich am 19. Juli nach kommen will. Da kommt der schottische Dichter Auld, der am San Franc. St. Coll. Esperanto unterrichtet hat! Er weiß jemanden, der mich hinfahren könnte.) –🕮 Chacha schreibt von St. Gallen: Dießen schreibt, dass sie am 1. September einziehen könnte.
Angefangen, den Gefängnisbericht zu bearbeiten. (Ich will erheblich kürzen, vieles fortlassen, besonders die langwierigen Formalitäten am Anfang).
9 ½ – 12 ¾ Brooks hier. (Brief an Erna, einen langen, ich hatte seit Monaten nicht geschrieben) und Gorovitz (Mexikokomitee) diktiert.
Noch Post gelesen.
I. L. Sachen gelesen. (Alte Korrespondenz mit IALA. Dabei habe ich wichtige Gesichtspunkte vorgebracht: (1) Abspaltung einer „basic“ Sprache, sodass alle allgemeinverständlichen Sachen (Zeitungen, Zeitschriften, gewöhnliche Korrespondenz und Touristeninformation und dergleichen) in ihr ausgedrückt werden können. Das soll besser von vorn herein festgelegt werden: dann richten alle Lesebücher und Kurse sich danach; und es werden dann nach dem Muster von Basic Engl. Übersetzungen für seltenere Wörter angegeben.) und (2) Klarheit in logischen Beziehungen (ich kritisiere die Unklarheiten in , cash, , all usw.), das muss nach Quantifikationslogik gemacht werden.)
Ich hole von Mrs. Turman die Korrekturen in § 17 ab und sehe sie durch. Damit sind die DM von § 17 fertig (nur ein kleines Versehen in einer Figur muss ausgebessert werden).
Brief von Marble (Kopie seines Briefes an Mitrovitch, dass ich noch lebe; und meine Adresse). Etwas Esp. gelesen, um meine Kenntnis wieder aufzufrischen.
Neue Bearbeitung meines Reports über Gefängnisbesuch in Mexiko. (Ich lasse die ausführlichen Formalitäten am Anfang fort, und auch sonst manches Unwesentliche. Ich will dann das Ganze auf DM tippen lassen, wahrscheinlich von Brooks.)
Mexikoreportumarbeitung beendet. – Ich bekomme Bücherliste und anderes vom Esperantoinformationscenter bei San Francisco; auch über Auld’s Kurse im San Franc. St. Coll: für beginner 2 – 5 PM; für Fortgeschrittene 7 – 10 PM. Aus Auld’s Biographie notiert; er warlOriginal hat. im Weltkrieg II englischer Flugpilotleutnant, auch in Jugoslawien; da hat er Esperanto gelernt. Nach dem Krieg MA in Literatur und Geschichte [vielleicht: Institutionengeschichte?] an Glasgow University. [Vielleicht ca. 1920 geboren.] 🕮
Vormittags Brooks hier. (Ich gebe ihm das verkürzte ms für den Bericht über Gefängnisbesuch in Mexiko; er soll es auf DM tippen zu Hause.) – Nachmittags Brief fertig gemacht und viel gelesen.
Ich lese den soeben angekommenen SD von v. Wright über Waismann Artikel über Wahrscheinlichkeit, 1930, (v. W. spricht von der Bonzano-Wittgenstein Definition der Wahrscheinlichkeit (mit Wahrheitsmöglichkeiten); und dann von der Waismann-Carnap Definition (von bedingter Wahrscheinlichkeit, aufgrund von Messfunktion \(\eta \).))
Ich lese das große weiße „Memorlibro zugeeignet Zamenhof-Jaro“. (zum 100ten Geburtstag 1959) (darin Tabelle seiner Reisen (daraus notiere ich mir auf Karten die Reihe der Esperanto Kongr. Von 1905 – 1914 (verhindert durch Kriegsausbruch).) Dann W hien’s Lebensgeschichte, mit guter Darstellung der Entwicklung seines Charakters; der Hauptansporn für die Schöpfung der Sprache war die Feindseligkeit in Bialistok zwischen den Gruppen: Litauer, Polen, Russen, Jiddische. Dann William Auld „La Int. Lingvo Kiel Belarta Tradukilo.“ (Er zeigt überzeugend, dass Esp. besser ist für Dichtungen, original oder übersetzt, dadurch dass z. B. das Adjektiv übereinstimmt mit dem Substantiv in Fall (Akkusativ), Anzahl ( Endung); dadurch besteht größere Freiheit in der Reihenfolge der Wörter. (Ich denke: am besten wohl fakultativ; in gewöhnlicher Rede lässt man dann die Endungen fort, und dann ist das Sprechen einfacher und leichter.))
Gelesen JSL (darin auch Jeffrey’s Besprechung der Aufsätze von Miller, Popper und anderen). –
Gelesen. – Esperantist Glenny telefoniert. (Manager, früher Ingenieur. Freundlich und ermutigend. Er will sich jemandem umschauen, der mich Montag hinbringt.)
9 ½ – 12 ½ Brooks hier. (Er hat noch nicht den Gefängnisbericht auf DM getippt, weil er vorige Woche Sprachexamen hatte; und die getippten DM von § 17 sind noch nicht abgezogen.) – Nur Brief an Jeffrey (über Änderung in J’sArt. 3 ). 🕮\nach Ojai (2 Tage), zu Erika\
H. und ich 10h ab nach OjaiOOjai (über Ventura FrW; lang, aber schön. In O. können wir die Straße nicht finden, die E. angegeben hat; wir fahren ein Stück zurück, und H. telefoniert von einem Restaurant. Dann kommt E in ihrem hellblauen VW und zeigt uns den Weg zu dem Haus, das sie für eine verreiste Familie besorgt. Es liegt ganz verborgen zwischen Büschen, nett eingerichtet; man geht ein Treppchen hinunter; 2 Zimmer (wie in Sa. Fe.); in dem einen schlafe ich, in dem anderen H.; beide Zimmer haben keine Tür zum Gang, bei meinem ist die ganze Wand nur Vorhang. Das große Wohnzimmer ist einfach, aber geschmackvoll eingerichtet. Peter ist auch da, er wohnt in der Nähe in einem Haus. Mittags fahren wir zu einem Haus, das Nick Robertson verwahrt; da steht im Wohnzimmer auf einem Tisch ein Xylophon, aber mit Metallplatten, 2 , die einen schönen leisen Ton haben. Er gibt uns ein Mittagessen, das er selbst gekocht hat: und getunktes Brot und ein Stück Wein-. – Nachmittags sitzen wir draußen. (E.’s Hündin Fling ist von einem Auto an- oder überfahren worden; P. hat sie zum Tierarzt gebracht; er sagt, man kann nicht feststellen, ob innere Organe verletzt sind; vielleicht wird sie dann in der Nacht sterben; andernfalls ist sie bald wieder hergestellt; er gibt ihr eine große Dosis Injektion von Despiral, gegen die Schmerzen; dadurch ist ganz betäubt. Nachmittags läuft sie auf einmal wieder herum; aber P. bindet sie an, sodass sie ruhig liegt. – Ich höre, dass E. und P. über Leute sprechen mit astrologischen Termen: „Der ist ein Scorpio“ und dergleichen. Sie wenden es sogar auf Hund an, vielleicht scherzweise.) Nachher frage ich, ob er sonst an Astrologie glaubt. Er sagt, nicht alles; aber die Charakterisierung durch Zodiakzeichen der Geburt stimmt doch meist sehr gut. Er nimmt sich und E. als Beispiele. Er fragt, ob ich nicht daran glaube. (Ist es wirklich so verbreitet, dass man es für denkbar hält, dass ein Professor daran glaubt?) – Zwischen 6 und 7 kommt Nick und Stück für Stück seine große Famlie (seine Mutter, blond, sympathisches Gesicht, ich sage ihr, ich würde 🕮\in Ojai Ausflug in die Berge / (Nick und Familie; Peter) zurück nach LA\ sie für Nicks Schwester gehalten haben, sie ist entzückt darüber. Sie ist tätig in allerhand Bemühungen in Sozial- und Schulsachen. Sie hat die Kinder sehr selbständig und frei erzogen, und die gehen daher selbständig ihren eigenen Interessen nach. Nick ist Sozialist (E. hat ihm gesagt, dass ich es auch bin. Er ist interessiert an Russland; für Lenin, mit Einschränkungen, gegen Stalin). Er möchte eine Zeitlang nach Norwegen gehen; teils, um nicht ins Militär eingezogen zu werden, hofft, dass nach dem Krieg eine Amnestie kommt, was ich auch glaube; und teils wegen Musik, er ist sehr interessiert an bestimmtem Stil von Jazz? ) und hofft, in Europa Anklang zu finden. – Nachher sitzen wir im Wohnzimmer; ich möchte noch Gespräch haben mit der Mutter, aber ich bin dann müde, ich weiß nichts mehr zu sagen. – 10 zu Bett. (Trotz der Offenheit des Zimmers ganz gut geschlafen.)
Auf meinen Vorschlag hin machen wir Ausflug in die Berge. – (Wir fahren die Straße, die nach der graduation H. und E. noch mit den Graduierten hinauf gefahren waren, zu einem camping ground. Wir fahren diesmal viel weiter hinauf. Ich sage, die Straße scheint immer höher zu gehen, quer zum Hauptkamm; wahrscheinlich geht sie dann über den Kamm nach N oder NO weiter hinauf in den Teil auf der anderen Seite; können wir vielleicht bis zum Straßen summit fahren. Das tun wir, und ein kleines Stück weiter. (Das erinnert mich an die Fahrt von Ojai ins Gebirge). Dann ein Stück wieder zurück, und dann kleine Seitenstraße, 4 mi. zu einem camp; das nimmt ca ½ Stunde. Da essen wir an einem Holztisch. Ich lege mich zum nap auf den Schlafsack von Erika für 1 Stunde. Dann wieder nach Hause; zurück um 4 ½. Ich danke E. für den besonders schönen Ausflug. – 6 – 8 Heimfahrt (wiederum Ventura Freeway).OLos Angeles
Große Menge Post gelesen (auch Brief von J.; er ist ganz einverstanden mit meinem Änderungsvorschlägen.)
(Ich hatte, auf Zureden von Esperantist Marble, geplant, ein Esperanto meeting für den schottischen Dichter William Auld mitzumachen, der jetzt Esperanto Kurse gibt an San Franc. 🕮State Coll., wo Hayakawa Präsident ist; das meeting sollte stattfinden in Covina, SE von Pasadena, im „Esperanto Haus“. Aber der Jüngling, der mich fahren sollte, ist plötzlich einberufen worden und konnte daher nicht. Ich sagte M., das macht nichts (ich hatte selbst Bedenken, ob das nicht zu schwierig für mich wäre, auch wegen der großen Hitze und langen Fahrt. M. will aber arrangieren, dass Reed oder sonst jemand mich mal besucht, weil ich gern mal wieder Esperanto sprechen möchte.))
10 ½ – 1 Mondadori hier (der jüngere Bruder von Dott. Marco M., der mit Dr. Meotti Sachen von mir übersetzt. Er hat großen, schwarzen Wuschelkopf, ist an wissenschaftlichen Problemen lebhaft interessiert, auch intelligent, und versteht Logik gut (auch Kripke). Er schreibt Dr. thesis bei Quine, über Semantik der englischen Sprache. Siehe K!)
Ich diktiere H. Brief an Shufro (ich stimme zu, dass es ratsam ist, die monatlichen Zahlungen von $ 2000 zu erhöhen; wenn er mal denkt, dass es ratsam ist, sie zu vermindern, soll er mir rechtzeitig schreiben.) –H. bespricht mit mir, dass wir unsere Ausgaben streng beschränken müssen, weil ich jetzt nicht mehr das Gehalt von $ 825 monatlich bekomme; sie hat selbst schon überlegt, dass sie billigeres Essen einkaufen will und vieles aufgeben.
Quines „Natural Kinds“ genau studiert; ich mache Notizen für Brief an Quine.
Besprechung mit H: Sie hat sorgfältig überlegt, wo wir Einsparungen machen können, weil durch Fortfall von Gehalt 825, mein Einkommen um ¼ vermindert ist. (Sie ist eifrig dabei, schreibt Tabellen usw., wie viel in jedem Gebiet gespart werden könnte; sie wollte ihr Taschengeld von 140 auf 100 herabsetzen; ich hatte nie Erhöhung gemacht. Zum Glück finden wir, dass der Brief an Shufro, in dem ich ihm völlig zustimme, noch nicht fort ist. Jetzt setzen wir neuen Brief auf: Ich stimme ihm prinzipiell zu; aber für besondere Fälle will ich doch noch extra Zahlen haben; z. B. für Einkommensteuer im April und Sept./Okt.) (Zum Glück ist der gestrige Brief noch nicht abgeschickt). 🕮\zu Dr. Kulka\
Vormittags Brooks hier. (Langen Brief an Quine, über seinen Artikel „natural kinds“.) – Überlegungen mit H. über die nötigen Einschränkungen unserer Ausgaben. – Wir
Über die nötigen Einschränkungen unserer Ausgaben; H. hat große Plantabelle dafür gemacht. – (Wir schreiben an Johannes, dass ich, aufgrund des Briefs von meinem Vermögensverwalter, weniger Einkommen bekomme als ich erwartet hatte; darum werde ich vom 15. Jan. 1971 ab meinen monatlichen Zusendung von 300 DM auf 200 herabsetzen.) – Wir setzen zusammen einen neuen Brief an Shufro auf (wir finden, dass der vom 22. zum Glück noch nicht abgeschickt ist); ich sage: im Prinzip einverstanden; aber zu zwei Zeiten im Jahr benötige ich extra Zuschuss: im April für Einkommensteuer, und Sept./Okt. für die geschätzte Einkommensteuer.
Um 11h fahren wir zu Dr. Kulka (wir fahren ein kleines Stück mit Auto näher zum Strand und dann nach N. Dann gehen wir noch näher zum Strand, sodass wir den Ausblick aufs Meer haben. Da sind zahllose Leute mit speziellen Sachen für Hippies herum; die meisten Leute sind Hippies oder Mexikos (einige Schwarze) und viele, die Jiddisch sprechen und immer großen Hut aufhaben; da ist auch eine Synagoge. In den Läden sind billige Schmucksachen, Bikinis, Gewänder, Kerzenbäume in allen Farben, und dergleichen. Wir sitzen dann auf einer Bank, aber weit vom Wasser, weil der zulässige Strand trocken ist und man daher zu tief einsinken würde; da laufen sie meist barfuß. – Heute Abend will Dr. Kulka nach Frankfurt fliegen, dann weiter nach München, wo ihre Tochter wohnt. Sie nimmt an, dass sie bald wegen Alter abgesetzt wird; dann will sie nach Salzburg ziehen, wegen Landschaft, Kultur, Musik usw. (Sie sagt, sie beklagt immer, dass nicht genug Psychiater angestellt werden und daher viele Jugendliche keine professionelle Hilfe bekommen, die es nötig hätten. Aber unter ist ja nichts zu erhoffen.))
Chacha hat Dießen besucht, mit Christiane. (Sie überlegt, ob sie vielleicht einstweilen meine große 2 Zimmer Wohnung dort nehmen sollte, und dann später eine kleine 2-Zimmer Wohnung oder ein 1- Zimmer Wohnung nahebei zu nehmen. Sie überlegt auch, 🕮\Bohnert telefoniert\ dass ich in meinem Schlafzimmer auch arbeiten könnte, und das große Wohnzimmer für unsere gemeinsamen Zwecke wäre, z. B. für Mahlzeiten, und wenn wir mit anderen zusammen sein wollen. Oder vielleicht auch für mich eine Arbeitsecke im großen Wohnzimmer. [Aber ich denke, ich habe doch viel Bedürfnis, für Alleinsein, und ganz sicher während der Arbeit, und auch sonst oft.] Sie sagt auch, dass sie überlegt hat, ob Angermanns vielleicht könnten das Stockdorfer Haus von ihr mieten oder kaufen. [Ich bin überrascht: woher sollten sie Geld dafür haben? Solange er nicht den Doktor hat, kann er nicht Dozent sein, sondern nur zuweilen Lehrauftrag bekommen.] Sie sagt, Eline wird uns bald ausführlich über die verschiedenen Möglichkeiten schreiben.) – Überlegungen zu Stegmüllers Kritik an BS § 5.
Überlegungen zu Stegmüller (über SymbolSymbol). Bohnert telefoniert. (Er soll für JSL besprechen meinen Artikel „Hilberts \(\varepsilon \)-Operator“. Ferner fragt er, ob ich ihm Einwände mitteilen kann, (mit Quellenangabe), die von anderen gegen mein „Methodologischer Charakter der theoretischen Begriffe“ erhoben worden sind; ich sage, dass David Kaplan (vielleicht zusammen mit Eberle25Vermutlich Rolf Arthur Eberle:https://prabook.com/web/rolf_arthur.eberle/146279) Gegenbeispiele konstruiert hat. Ich schaue nach in dem folder MSim Quadrat:19 über meinen Vortrag in S. Barbara, Dez. 1959; aber da finde ich keine Notizen über die Gegenbeispiele; auch nicht unter „Kaplan“ oder „Eberle“ K-Karten. Ich will mal Kaplan telefonieren. Bohnert beklagt sich sehr, dass mehrere Doktoren sich geweigert haben, ihm Dexedrin zu verschreiben, ob ich ihm nicht vielleicht wöchentlich wenigstens eine Tablette schicken könnte; ich sage, ich kann einige schicken. [Nachher sagt H., ich soll lieber erst mal Dr. Jokl fragen, ob das für gewisse Leute gefährlich sein könnte.])
Bohnert telefoniert wiederum (ich sage ihm, was ich ihm schreiben wollte: Die Einwände von David Kaplan und Eberle sind gar nicht veröffentlich worden; das hat David mir heute gesagt.) Nachmittags telefoniere ich mit Zachary; er sagt, das ms ist fertig zum Abschicken; aber wenn ich ihm in den nächsten Tagen Korrekturen schicke, können sie das noch durchführen; möglichst getippte. 🕮 Daraufhin fange ich an, neuen Text zu schreiben in § 5, über Behandlung von B-Postulaten.
Ich beende den neuen Text, veranlasst durch Stegmüllers Bemerkungen im Brief. – Mit H. zusammen überlege ich die Antworten, die Norby auf die Fragen der IRS geschrieben hat (über Kosten von Haushalt usw.); wir schreiben Fragen an ihn auf, über die H. morgen mit ihm telefonieren will. – Spät nachmittags Hempel telefoniert (sie hatten schöne Zeit in Europa, waren auch in München und Umgebung; er plant bald Augenoperation. Es ist sehr heiß in Princeton; sie können nicht gut air condit. benutzen wegen der Art der Fenster.)
Vormittags Brooks (ich diktiere ihm neue p. 84a in Art. 2, veranlasst durch Stegmüllers Brief, der sagt, dass es nicht klar verständlich ist.) Ich schicke an Zachary die neue Seite und eine weitere Liste von Korrekturen; er hat gesagt, wenn er Montag bekommt, will er das ms noch zurückhalten, und erst nach den Korrekturen zum Druck nach Berkeley schicken. – Mit H. überlege ich noch unsere finanzielle Lage; sie will der Chacha vorschlagen, dass sie einstweilen in meine große 2-Zimmer Wohnung in Dießen ziehen soll; und später auf jeden Fall das Stockdorf Haus nicht verkaufen. Später, wenn wir sehen, wie die ökonomische Situation hier sich entwickelt, können wir dann überlegen, ob es doch möglich ist, dass Chacha auch eine (kleinere) 2-Zimmer Wohnung nehme; sie will ihr das schreiben. –Benson hat telefoniert, dass er Fulbright record ansuchen will: Er möchte ein Jahr (1971 – 72) an der Universität Wien in Deutsch unterrichten über amerikanische Philosophie: Pragmatismus, und Analytische Philosophie in der formalen Methode, und in der natürlichen Strukturmethode. Sein Eilbrief kommt abends spät.
VIII / 1970 (Ich mache stenografischen Entwurf für Gutachten für Benson. Ich diktiere es H., und die macht noch Verbesserungsvorschläge, und dann tippt sie es.) – Nachmittags besprechen wir Brief von S. Barbara Coll). 🕮\David\ (Er enthält Angaben über die hohen Gebühren pro quarter. Wie sollen wir das bewältigen in unserer jetzt begeschränkten Situation! (H. überlegt: E ist Anfang Sept. 5 Jahre hier; vielleicht könnte sie dann schon amerikanische Bürgerschaft bekommen! Sie will am Montag das immigration office anrufen.))
Wir besprechen das Problem von Dießen. (H. schreibt dann an Chacha darüber.) – Ich lese Creary’smim. ms. „Empirismus und Rationalität“26https://www.jstor.org/stable/20114794 (hauptsächlich über Reichenbach-Analogie und meine Auffassung; ganz interessant; aber ich will jetzt keine Zeit verwenden auf die Rechtfertigungsprobleme, weil es wichtiger ist, am System selbst zu arbeiten; das Wichtigste habe ich ja schon im London Vortrag und in Art. 1 gesagt.)
9 ½ – 12 David hier (meist über die Geschichte von Ang. Davis; die Haltung der Regenten; und wie sie anders ernannt werden könnte. – Ich sage, ich möchte auch noch mal mit ihm über seinen Aufsatz „Quantifying in“ sprechen.)
E. und Hund Fling seit So hier. (H. und E. fahren zum immigration office. Da E. nur 18 Jahre ist, kann sie nicht ohne ihre Mutter Bürger werden; darum wollen beide es ansuchen; Ende August sind sie beide 5 Jahre im Lande.) – Ich telefoniere mit S. Barbara, dem Kassenamt; die haben ca 400 $ für das erste quarter im Herbst verlangt; wenn sie die Bürgerschaft rechtzeitig bekommt, kann das vielleicht vermieden werden.
Ich bearbeite mein Ex. von BS (alle Randbemerkungen habe ich schon früher übertragen für die Sektionen 1 – 13; jetzt tue ich es weiter.)
Alle Randbemerkungen bis § 16 übertragen. – Briefe für morgen vorbereitet.
9 – 12 ½ Brooks (Briefe diktiert, einen langen an Cohen, dass ich kein neues Vorwort über Neurath schreiben kann, weil schlechtes Gedächtnis.) – Nachmittags meist Briefe fertig gemacht.
Randbemerkungen vom ms BS § 17 in mein Handex. übertragen.
Angefangen, ms von § 18 (spezielle Arten von Familien). – In J Phil. lese ich sehr interessanten Aufsatz von David Lewis über theoretische Sprache. 🕮\mit H. zu ColburnsMia telefoniert (sie ist zurück aus Europa); Mia und I hier\
Brooks kommt (holt die DM für Mexikobericht ab) – Ich setze mit H. ein Schriftstück für Werner auf, worin er erklärt, dass H. custody von E. hat, solange sie permanent resident in USA hat; das brauchen wir für college, weil die fragen, wer custody hat.) – Weiter an § 18.
Weiter an § 18. (Abends Mia telefoniert: Sie sind zurück; das Wetter war schlecht in Norwegen: viel Regen; darum zurück nach Amsterdam; dann mit VW herumgereist. All die Jugend mit Rucksäcken und Schlafsäcken auf dem Damm in Amsterdam (wie auf dem Bild von NW).)
Weiter an § 18. – Abends lange mit H. überlegt (wie viel wir auf Scheckkonto München halten müssen, wenn wir den Rest auf ein Sparkonto mit 6 ½ Zinsen legen; der Betrag, den wir noch drüben benötigen, bevor ich in Dießen einziehe, ist ganz erheblich.)
§ 18 beendet (muss nicht revidiert werden). – 4 – 6 ½ mit H. zu Colburns (sie haben neue Wohnung, nur 15 Min. von hier, an Armacost; man geht eine Aussentreppe hinauf und dann in die Wohnung; sie ist möbliert gemietet, geschmackvolle Möbel, und schöne Bilder; alles sehr praktisch und schön eingerichtet. Sie fragen mich allerhand aus meinem Leben; die Einstellung der Mutter; ich habe nicht gelernt, Emotionen auszudrücken. H. erwähnt mein Komponieren für Gretes Hochzeit, „Die Fischerin“; ich erzähle vom Fest an der Ilm; das Komponieren tat ich nach meiner Auffassung, dass Singen hervorgeht aus der Sprachmelodie; man braucht die Verse nur etwas nachdrücklicher auszusprechen, da kommt schon von selbst eine Art Sprachmelodie hinein. Wir wohnten immer weit draußen, daher wenig mit Freunden; das wurde erst besser im Serakreis.)
Überlegungen für neuen § 19 (\(\lambda \)-System). – 11 ½ – 3 Mia und Ismarhier. (Sie erzählen von der Europareise, 🕮 anhand des Straßenatlas: mit der Fähre und einem neuen VW von Amsterdam nach Kristiansand in S. Norwegen. Dann im Auto nach Bergen, schöne Fjorde; Freunde besucht in einem Ort in den Bergen. Aber kalt und regnerisch. Dann mit Auto auf Dampfer wieder nach Amsterdam. Durch Holland, Belgien, Frankreich, Schweiz: zum Genfer See; dann das Rhonetal weit hinauf (Valais). Dort an einem schönen Ort einige Zeit. Weiter nach Osten, in der Gegend von Zermatt durch die Schweiz ins Juragebirge. Dann die große Autobahn nach Norden, östlich vom Rhein.) – Nachmittags philosophische Zeitschriften gelesen. – Dann auf H.’s Anregung Berechnung der Werte meiner stocks und bonds. (Einteilung für 31. 12. 69 aus Shufros valuation; dann für 13. 8. 70 aus Wall St. J. Wir finden, dass mein Konto bei Loeb um 30 % herunter gegangen ist (nach Berücksichtigung der extra Zahlungen von Loeb an mich) während der Dow Jones nur 10 % herunter gegangen ist; also hat diesmal Shufro doch nicht eine gute Auswahl der Papiere getroffen.) – Ich betone aber, dass es jetzt verkehrt wäre, bei dem schlechten Stand der stocks viel zu verkaufen, um sie dann in Deutschland zu investieren. H. betont immer wieder ihren Standpunkt, dass Verteilung wichtig ist, und ein Teil nach Deutschland gehen sollte. Ich sage: aber jetzt nicht verkaufen; nötigenfalls wenn ein Notfall für mich oder Familie in Deutschland eintritt, lieber eine Hypothek auf das Stockdorfer Haus aufnehmen!
(Haarschneider). – Philosophische Zeitschriften gelesen. – Nachmittags Überlegungen zum neuen § 19 (\(\lambda \)-System).
Angefangen ms § 19 (\(\lambda \)-System). – Langes Telefongespräch mit Marble (über Konferenzen, er will mir dessen Broschüre zurückschicken, sie war als Geschenk gemeint; die neue Zeitschrift (Mondo L. Publ.), wo er in 2 Artikeln meinen Namen gefunden hat; über Russell, der ihm überkritisch schien gegen Russland; ich stimme ihm zu und frage mit Erstaunen: Sind Sie denn ein Sozialist; er antwortet „ja, mit Russell und Einstein“, und ich sage ebenso.) – Abends in Morris Buch über Pragmatismus viel gelesen.
Vormittags Brooks. (Langen Brief an Tauli). –🕮
Vormittags an § 19 (\(\lambda \)-System). – Nachmittags gelesen Susan Colburns ms ( „Ist die These, dass die meaning eines Namens das betr. Objekt ist, defensible?“ Über Wittgenstein, der dies behauptet und später ablehnt, Frege, Mill und Meinong; sorgfältig die Meinungen dargestellt und kritisch geprüft; und ihre eigene Meinung angegeben, die bejahend ist (!).)
Ich telefoniere mit Furth (über Susan Colburns „Proposition“: „Die meaning eines Namens ist das genannte Objekt“! Dann schreibe ich Notizen, und diktiere es an E., und sie tippt es dann.) – Überlegungen zum § 19 (\(\lambda \)-System; wie soll ich, bis die neue Funktion G aufgrund der zugehörigen C-Funktion definieren?).
E. ist hier, aber ohne Hund. – Weiter an § 19.
Weiter an § 19. –H. fragt mich viele englische Wörter einem Buch über , das sie übersetzen möchte.
Weiter an § 19. (Ich überlege, dass es besser ist, anzufangen mit \(\gamma \)-Gleichheit; das ist viel einfacher; und ich habe eine Methode gefunden, um aus einer Lösung mit \(\gamma \)-Gleichheit eine Lösung mit verschiedenen \(\gamma \)’s abzuleiten, sowohl für starkes wie auch für schwaches \(\lambda \)-Prinzip!)
Weiter für § 19 (ich lese Kemeny in Schilpp Band; er hat gar nicht Korrektur gelesen, allerhand Druckfehler, und Zeilen verwechselt.) Ich telefoniere Lary Kuhns (er hat Möglichkeiten in Pasadena, und research Projekte mit M in Berkeley; hoffentlich wird eines davon gelingen; ich erkläre ihm: Wenn wir Methode für \(\gamma \)-Gleichheit haben, kann ich daraus eine für ungleiche \(\gamma \)’s ableiten.) –Marble hat mir geschickt: Weff Broschüren zum Behalten; dafür habe ich ihm valuation zugesagt; ein Lehrbuch für Esperanto, sehr nett, arrangiert mit Bildern und Landkarten; das ist auch als Geschenk; und einen Brief von Mitrovich. –
Brooks 9 – 1 (Mexikoreport verschickt, langen Brief an Mrs. de Gortari und an Bohnert.) – Norby sagt: keine estimated Steuer mehr nötig! Wir schreiben das Shufro.
Weiter an § 19. (Ich rekonstruiere den Beweis für die \(\lambda \)-Formel aus den Formulierungen von Kemeny im Schilpp.) – Abends kommt E., mit Fling und Freund Steve (den ich aber nicht sehe, weil es schon 11 ½ ist.)
E. packt Sachen in den VW, mit Steves Hilfe, und fährt nach IV, wo sie ein Zimmer hat in einer Wohnung mit 2 Freundinnen.