74Tagebuch 15. XII. 1969 – 28. VIII. 1970 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Di 13. I. 1970

10h fahren wir alle 4 ab, Nena fährt die ganze Zeit: von Straße nach Mitla links abgebogen beim Juárez Monum; [das ist nicht das große auf dem Berg, an der Straße nach Etla, sondern ein kleines] ein Tal ins Gebirge. Die Straße ist gut, sie geht langsam immer höher und höher, mit zahllosen Kurven um Bergvorsprung und durch eine Schlucht; die Straße ist aber gut gebaut, und Nena fährt ruhig und sicher, obwohl meist nur kurze Sichten der Straße. Bei einer Kurve haben wir einen schönen Blick hinunter auf das Oax. Hochtal. Schließlich kommen wir 🕮\Jan.1970 / (Oaxaca)\ zum höchsten Punkt: La Cumbre; hier ist auch die Wasserscheide. Von hier geht die Straße zunächst auf dem Kamm der Höhe entlang bis zu El Punto (da ist eine Schule.) Erstaunlich wie alles dicht bewachsen ist mit Wald, meist Laubwald; das sieht mehr nach Deutschland als nach Mex. aus. Links unten sieht man das Dorf Ixtepeyi, mit großer Kirche; meist sehen wir nur hier die einzelnen kleinen Häuser. Dann dauernd abwärts, mit vielen Kurven um die Berge herum. Bei den Häusern sind Maisfelder. Später sehen wir im Tal tief unten einen Fluss; das ist der Rio Grando (so heissen viele Flüsse). Wir kommen allmählich immer weiter hinunter, näher zum Fluss. Dann kommt eine Stelle, wo kürzlich ein Erdrutsch war, von starken Regenfällen; gewisse Stunden nur war Durchfahrt erlaubt, und jetzt war nicht erlaubte Zeit; (die anderen hörten, dass oben Bulldozer arbeitetenund fürchteten, dass plötzlich Gestein herunterrollen könne; da ich ihr Gespräch nicht hören konnte, habe ich mir keine Sorgen gemacht.) Dann fahren wir auf einer Brücke über den Fluss und hinauf zum Ort Guelatao, wo Benito Juárez geboren war. Ca 1 ½ Stunden Fahrt. Der Ort ist gut bewässert, alles ist grün, schöne Blumen in den Gärten. Die Kirche ist nicht besonders. Eine große Schule ist da, mit Internat, schöne Gebäude. Wir fahren dann einige Minuten weiter hinauf zum Ort Ixtlan (früher Silber und Gold. Eine schöne alte Kirche, die wir auch innen besichtigen.) Dann Rückfahrt; Nena fährt beide Wege, gut und sicher. – Spätnachmittags fahren wir alle zum Abschiedsbesuch zu Herrn und Frau Lange in San Felipe; wir besehen den Garten, mit allerhand schönen und interessanten Pflanzen. (Abends H. und Nena zu Volkstänzen. –Chacha in meinem Zimmer, liest mir den langen Dankbrief von Johannes vor und erzählt mir noch allerhand von ihm.)