74Tagebuch 15. XII. 1969 – 28. VIII. 1970 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Sa 10. I. 1970

Vormittags geschrieben. – 5 PartyTamalada hier (gegeben von mir und Chacha, weil beim Zerschneiden eines „Kranz“-Kuchens bei unserem Schnitt das Püppchen zum Vorschein kam.)7https://de.wikipedia.org/wiki/Dreik%C3%B6nigskuchen#In_Mexiko Zuerst kommt Roberta (um 6h!) und wir sitzen mit ihr auf der Terrasse. (Sie war interessiert an meiner gestrigen Bemerkung über Sprachmelodien und Singen.🕮 Sie sagt auch, dass ich nicht laut und deutlich genug sprach, sodass sie manches nicht verstehen konnte. Ich erzähle nochmal vom Bergischen Land. Sie sagt: Aber die Musik kommt vom Rhythmus! Ich sage: Ja, der Ursprung ist sicher verknüpft mit Tanzen, besonders auch Tempeltanzen, als rhythmische Körperbewegung. Aber Rhythmus ist selbst noch nicht Musik; zu demselben Rhythmus kann man viele Melodien machen; erst Rhythmus zusammen mit Melodie ist Musik. Sie sagt: Aber auch die Harmonie gehört zum Ursprung; ich: Nein, das ist ein wichtiger Schritt, aber auf einer späteren Stufe. Zunächst spielt der Schäfer eine Melodie auf seiner Flöte, oder singt etwas; erst wenn mehrere zusammen, singen oder flöten, tritt die Harmonie auf (die Instrumente wie Klavier usw. sind erst sehr viel später).) Gegen 7h (!) kommen andere. Im Wohnzimmer. Dr. Mario Lopez Garcia (der viele Sprachen spricht, auch mehrere indianische) und seine Frau, (die nicht Englisch kann) sitzen zusammen. Da ich nicht neben im Platz finde, setze ich mich zu Roberta und spreche nur mit dieser. Dann kommen die Indios: Filo und ihre Helferin, der Gärtner, die Töpfer, Julia (die Besitzerin des Stoffladens in Mitla) mit Mann oder Bruder, und Kindern, eine Familie aus Tule (?), und andere. So wird das Wohnzimmer sehr voll. Chacha zeigt ihre dias. (Ich sitze ganz nah vor dem Schirm. Chacha zeigt Landschaften von Jalisco und Chapala See; dann von hier: die Party bei Ames mit der barbecoa und den Preisen. Das größte Entzücken der Kinder kommt, als sie sich selbst erkennen.) – Ich frage Roberta, warum Chuzo und Frau abreisen mussten; sie sagt: Er wollte wieder zurück an seine Arbeiten: Ölgemälde und Zeichnungen; die Frau organisiert, dass dort oder an anderen Stellen Ausstellungen gemacht werden, und dabei werden Bilder verkauft; das ist der Erwerb für seinen Lebensunterhalt. Sie sagt: Die beiden haben ihr mehrmals gesagt, dass der Nachmittag bei uns (am 2 . 1.) für sie das schönste Erlebnis in diesem Aufenthalt in Oaxaca war; ich sage: Ich habe mich auch sehr gefreut und war enttäuscht zu hören, dass es das letzte war; ich hatte noch so manche Sachen, auch politische Fragen, die ich so gern noch mit ihm besprochen hätte.) 🕮\Jan. 1970 / (Oaxaca)\