74Tagebuch 15. XII. 1969 – 28. VIII. 1970 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Fr 2. I. 1970

Vormittags Briefe geschrieben. (H und E allein nach Mitla zum Einkaufen; und nachmittags wieder zum Einkaufen in die Stadt.) Nachmittags 4 ½ – 6 Roberta, Chuzo&Louise hier. (Zum Abschied nehmen: Ch. und L. reisen morgen ab nach S. Fe. Wir trinken alle Tee zusammen, dann gehen wir in den 🕮\Jan. 1970\ Garten; Roberta zeigt uns ihr Haus: links von dem dünnen höheren Baum drüben; sie sagt, das ist ihr Baum. Er zeigt, wie er auf dem Aquädukt als Brücke über den Fluss gegangen ist; das Aquädukt sei oben mit Zement gut gedeckt, sodass man leicht darauf spazieren kann. Ich zeigen ihnen den „Gymnastikbaum“ und erzähle, wie Chacha mir da das entspannte Schwingen beibrachte. Dann sitzen wir auf der Veranda. Auf ihren Wunsch zeige ich Louise mein Gastzimmer mit Bad; ich gebe ihr 2 Nummern „Nation“ und eine „NWeek“; ich empfehle ihr Stone’s Weekly und NY Book Rev. Sie küssen mich alle drei zum Abschied. [Ich hatte vorgehabt, in einem Gespräch mit Ch. und vielleicht anderen zu erklären, wie ich zweimal in meinem Leben erleben musste, dass ich mein eigenes geliebtes Land auf ganz falschem Wege sah: als größte Gefahr für den Weltfrieden; und vielleicht dann auch, dass Sozialismus nötig ist, um Frieden zu haben; ferner, dass ich jetzt entwurzelt bin, kein Land wirklich voll liebe, sondern Kosmopolit bin; und ich wollte Ch. fragen, ob er ähnlich fühlt. Als er sagte, dass sie morgen abreisen, war es zu spät für das Gespräch.]