Mia 11 ½ – 2 ½ hier. (Sie reisen nach Norwegen ab am 29. 6., kommen zurück 10. 8., das sind 6 Wochen. Ich sage ihr von Yvonnes Brief und Frage, welchen Eindruck sie von Marcuse23Herbert Marcuse (1898-1979) lehrte im Sommer 1970 an der University of California at San Diego. hatte. Sie sagt, er sprach in gut verständlicher Weise zu den Studenten, und auch in Antworten auf Fragen. Sie saßen zusammen; er ist nett und freundlich. Philosophisch ist er aber entschieden gegen die „Positivisten“. Sie ist gegen den Plan, dass ich eigens dafür nach S. Diego reise; die kommen doch sicher auch noch mal nach LA. (Das Motiv ist wohl eine Mischung der Fürsorge für mich mit einer Eifersucht gegen Yvonne.) – Nachmittags 4 – 6 ½ Arthur Bensonund Manetta und Brooks Colburn und Susan hier. Ich erzähle ein 🕮 wenig über Mexiko. Er fragt über Feigl und Feyerabend. Ich erzähle etwas von Alpbach. Ich sagejOriginal Er sagt., Feyerabend ist oft unnötig kritisierend und er stimmt zu. Er sagt über Thomas Kuhn, dass er in seinem Buch oft Scheinfragen hat und unklar ist. Ich sage: Ich erinnere nur einige Ideen, die mir gut und fruchtbar vorkommen, nämlich, dass es zuweilen in der Wissenschaft nötig ist ein ganz neues Begriffsbasisgerüst anzunehmen, wie bei RT und wiederum bei QM. – Über meinen Versuch, den Streit zwischen Russell und Moore zu schlichten, der aber nicht gelang, weil Moore auf seinem Standpunkt beharrte. Er sagte, Moore war menschlich und warm; er hörte, dass Russell zurückhaltend und kühl war. –Tarskis Definition der Wahrheit; im Wiener Kaffeehaus; ich war begeistert, bat ihn, zum Kongress nach Paris zu kommen; er sagte, die Philosophen werden das ablehnen; und er behielt Recht; bei der Vorkonferenz fragtenkOriginal fragen. Neurath und andere sehr dagegen, ich verteidigte ihn. Der Bericht des Pariser Journalisten . – Über Neuraths index verb. proh.24für index verborum prohibitorum Zuerst widersprach ich ihm sehr. Aber dann sah ich, dass einige üblichen Wörter Philosophie zu schlimmen Problemen verführen, z. B. „Raum“ und „Zeit“. B. sagt: Wie ist das aber im Einklang mit meiner liberalen Haltung in „Empir. Sem. und ontol.“? Ich: Die gebe ich nicht auf; ich würde Wörter nicht verbieten, sondern nur warnen; in diesem Falle ist es mehr sicher, nur von räumlichen und zeitlichen Relationen und dergleichen zu sprechen, nicht aber vom „Raum“, weil das leicht dazu verführt, das als ein eigenes Objekt anzusehen. – Über die Unklarheit des Pragmatismus. Ich sage, die Diskussion zwischen Russell und Dewey ist . Russell schrieb in einem Artikel: D. sagt, die objektive Situation ist zunächst etwas Experimentales; der Beobachter macht sie durch Forschung : R: Was soll das heißen? Die Unbestimmtheit ist doch nur im Beobachter, nicht in der objektiven Situation. D. Vermutlich meint D. Zweifel und Unsicherheit des Beobachers. D. antwortet: Keineswegs, wie er es sagte; er erklärte aber gar nicht die unverständliche Formulierung.