74Tagebuch 15. XII. 1969 – 28. VIII. 1970 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Do 16. VII. 1970

H. und ich 10h ab nach OjaiOOjai (über Ventura FrW; lang, aber schön. In O. können wir die Straße nicht finden, die E. angegeben hat; wir fahren ein Stück zurück, und H. telefoniert von einem Restaurant. Dann kommt E in ihrem hellblauen VW und zeigt uns den Weg zu dem Haus, das sie für eine verreiste Familie besorgt. Es liegt ganz verborgen zwischen Büschen, nett eingerichtet; man geht ein Treppchen hinunter; 2 Zimmer (wie in Sa. Fe.); in dem einen schlafe ich, in dem anderen H.; beide Zimmer haben keine Tür zum Gang, bei meinem ist die ganze Wand nur Vorhang. Das große Wohnzimmer ist einfach, aber geschmackvoll eingerichtet. Peter ist auch da, er wohnt in der Nähe in einem Haus. Mittags fahren wir zu einem Haus, das Nick Robertson verwahrt; da steht im Wohnzimmer auf einem Tisch ein Xylophon, aber mit Metallplatten, 2 , die einen schönen leisen Ton haben. Er gibt uns ein Mittagessen, das er selbst gekocht hat: und getunktes Brot und ein Stück Wein-. – Nachmittags sitzen wir draußen. (E.’s Hündin Fling ist von einem Auto an- oder überfahren worden; P. hat sie zum Tierarzt gebracht; er sagt, man kann nicht feststellen, ob innere Organe verletzt sind; vielleicht wird sie dann in der Nacht sterben; andernfalls ist sie bald wieder hergestellt; er gibt ihr eine große Dosis Injektion von Despiral, gegen die Schmerzen; dadurch ist ganz betäubt. Nachmittags läuft sie auf einmal wieder herum; aber P. bindet sie an, sodass sie ruhig liegt. – Ich höre, dass E. und P. über Leute sprechen mit astrologischen Termen: „Der ist ein Scorpio“ und dergleichen. Sie wenden es sogar auf Hund an, vielleicht scherzweise.) Nachher frage ich, ob er sonst an Astrologie glaubt. Er sagt, nicht alles; aber die Charakterisierung durch Zodiakzeichen der Geburt stimmt doch meist sehr gut. Er nimmt sich und E. als Beispiele. Er fragt, ob ich nicht daran glaube. (Ist es wirklich so verbreitet, dass man es für denkbar hält, dass ein Professor daran glaubt?) – Zwischen 6 und 7 kommt Nick und Stück für Stück seine große Famlie (seine Mutter, blond, sympathisches Gesicht, ich sage ihr, ich würde 🕮\in Ojai Ausflug in die Berge / (Nick und Familie; Peter) zurück nach LA\ sie für Nicks Schwester gehalten haben, sie ist entzückt darüber. Sie ist tätig in allerhand Bemühungen in Sozial- und Schulsachen. Sie hat die Kinder sehr selbständig und frei erzogen, und die gehen daher selbständig ihren eigenen Interessen nach. Nick ist Sozialist (E. hat ihm gesagt, dass ich es auch bin. Er ist interessiert an Russland; für Lenin, mit Einschränkungen, gegen Stalin). Er möchte eine Zeitlang nach Norwegen gehen; teils, um nicht ins Militär eingezogen zu werden, hofft, dass nach dem Krieg eine Amnestie kommt, was ich auch glaube; und teils wegen Musik, er ist sehr interessiert an bestimmtem Stil von Jazz? ) und hofft, in Europa Anklang zu finden. – Nachher sitzen wir im Wohnzimmer; ich möchte noch Gespräch haben mit der Mutter, aber ich bin dann müde, ich weiß nichts mehr zu sagen. – 10 zu Bett. (Trotz der Offenheit des Zimmers ganz gut geschlafen.)