74Tagebuch 15. XII. 1969 – 28. VIII. 1970 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mi 11. III. 1970

12 ½ – 1 ½ Zachary und Sir Roy Harrod. (Ich habe nochmal sein Buch angesehen: „Founds of inductive logic“ 1956. Er war Freund von Keynes, hat dessen Bücher geschrieben, ist auch selbst Ökonom; er kannte auch Ramsey gut. Seine Definition von „prob.“ im Buch (p. 240) definiert nicht Zahlenwerte, sondern den Begriff „prob. is present“, er unterscheidet einfach zwischen „da ist prob für Regen morgen“ und „da ist kein pr“, das letztere, wenn „keine Evidenz für Regen vorliegt“. Er hat guten Kopf: schmal und hohes Gesicht, mit weißem Haar. Ich glaube, er ist intelligent, hat allerhand neue Ideen; aber er kann sich nicht klar ausdrücken. Er kritisiert im Buch bei Keynes und mir, dass wir doch noch ein Prinzip der Indifferenz anerkennen, wenn auch nicht das alte. Ich versuche, ein Beispiel für gleiche pr zu geben, aber er versteht es nicht; es scheint hauptsächlich, weil er selbst eine andere Fragestellung hat. Er fragt auch über Wittgenstein, und ich sage einiges. 🕮 Ich sage, dass ich es immer tief bedauert habe, dass, als ich meine Theorie entwickelt hatte, beide nicht mehr am Leben waren; ich glaube, dass beide meine Theorie mit Freuden begrüsst haben würden. Er ist befreundet mit Ayer; beide sind in Oxford, ich bitte ihn, A. von mir zu grüßen. Nach dem ist er ein oeconomist von großem Ruf. Zum Abschied bedankt er sich sehr für „Ehre“, mit mir zu sprechen! Ich sage ihm, dass ich mich gefreut habe, ihn zu sehen.) – Nachmittags Überlegung zu Art. 4: Da Reichenbachs Theorem nur für unendliche Sprachen anwendbar ist, muss ich doch in § 13 ein neues Axiom für endliche Sprachen aufstellen; ich schreibe stenographisch einen Entwurf „On Extensibility, bis abends spät, damit ich es morgen dem Brooks diktieren kann.