73Tagebuch 8. I. 1969 – 14. XII. 1969 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Di 19. VIII. 1969

Den letzten Tag mit Merkenthalers. (Sie lesen Castanedas Briefe‚und das über Zapata. Ich zeige ihnen das Bild im Escher Buch, mit 4 Treppen auf dem Dach, die ringsum aufwärts gehen (kannst Du mir so ein Haus bauen? Was man zeichnen kann, muss man doch auch bauen können!) Mittags mit Merkenthalers spazieren: bis zum Bundy Drive, und Darlington zurück. (Nachmittags lassen wir uns noch lange über Mexiko erzählen. Aufgrund von Mias Vorbild, hat nun auch H. für uns schon Flugzeugtickets nach A.-Oax. bestellt. – Abends geht H. zum Topanga International Encounter (ich hatte sie heute morgen ermutigt, doch ruhig zu gehen, anstatt es immer aufzugeben; und Ferdinand geht mit ihr. Ich abends mit Annette allein hier, bis 9 ½. (Der Vater Merkenthaler hatte nicht ein Baugeschäft, sondern war Staatsbeamter für Postbauten als Architekt, für den Bezirk Südbaden. Aber nebenher hat er auch Pläne für Privatleute gemacht, was offiziell unter Ferdinands Namen ging. So hat er vom Vater die Methoden und Gesichtspunkte von Hausplänen gelernt. – Annette sagt, dass zwar von der Firma Bauer kein Einkommen jetzt kommt, aber sie hat von der Mutter Bauer auch Aktien bekommen, und von denen hat sie Einkommen. Sie hat ihrer Mutter 3000 DM geschenkt, weil das unterhalb der Grenze für Geschenksteuer ist. Ich sage: aber warum? Das kostet dann später unnötige Erbschaftssteuer. Sie sagt: als Kind nicht viel Steuer; und sie wollten so gern der Mutter das Gefühl geben, dass sie auch einiges für sich selbst besitzt, wovon sie brauchen und verschenken kann. – Annette erzählt, dass Chacha sie gebeten hat, mir auszurichten: wenn es nicht unbequem? wäre für mich, würde sie sich sehr freuen, wenn ich ihr Monatsgeld in Deutschland unvermindert halten würde. – Ich erzähle ihr von meiner Besteigung des Popocatepetl in 1923, und Vulkan-Colima. – Sie sagt, noch bei ihrem Bericht über ihr Einkommen: besser Sie und Annemarie sind besser dran als Annemaries Geschwister; und darum soll ich in erster Linie für die anderen sorgen. – Sie sagt, dass sie wohl nicht vor 2 Jahren ihr eigenes Haus bauen. Sie sagt auf meine Frage, dass Ferd. nicht regelmässig Sonntag in die Kirche geht. Aber wenn er geht, geht sie mit. Sie auch in Mexiko. Ich sage, dass er da eine im Grunde protestantische Einstellung annimmt, nämlich das eigene Gewissen entscheiden zu lassen. Das habe ich auch schon gemerkt, wie er beim vorigen Besuch in LA andeutete, dass er das Verbot der Kirche von Verhütungsmitteln nicht anerkennt. Sie sagt, trotzdem aber hängt er an der Kirche und ihren Lehren. Ich frage, ob? sie nicht versprechen musste, dass die Kinder katholisch aufgezogen werden; sie sagt, sie hat es zwar nicht versprochen, weil der Pfarrer nicht darauf bestand; aber er wünscht es, und darum wird sie es auch tun. – Ich erzähle ihr, dass es mir schon 1968? in Mexiko Eindruck machte, dass sie genau weiß, was sie will und was sie nicht will. – Ich erzähle von unserem ersparten Vermögen, durch Inas Sparmaßnahmen, und dem guten Erfolg; dass mein Gehalt von NSF noch bis Mitte 1970 geht, seit einem Jahr auf die Hälfte reduziert. Und dazu bekomme ich monatlich etwas 🕮\Erika zurück\ von dem Einkommen von meinen Aktien.) 9 ½ Erika kommt und fährt Annette zum Motel.)