72Tagebuch 4. I. 1968 – 31. XII. 1968 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Fr 19. VII. 1968

Vor- und nachmittags lange Gespräche mit Bohnert. (Ob ich noch am Logizismus festhalte. Ich: Sicherlich! Sind da 🕮\Bohnert\ triftige Einwände? Er glaubt auch noch daran, aber berichtet Einwände von anderen, Putnam und MeyerhoffMayhill? und andere. Sie sagen, Logizismus hat schrittweise mehr und mehr seine These einschränken müssen. Es wird nicht klar, in welcher Weise; jedenfalls halten sie \(\epsilon{}\) für eine nicht-logische Konstante. Ich: Wenn irgendein Ergebnis über \(\epsilon{}\) gefunden wird, z. B. ein neues Theorem in einem AS der Mengenlehre, so wird es gefunden durch bloßes Denken, am Schreibtisch, nicht im Labor, und ohne Erfahrungsergebnisse zu benötigen. – Aber ich sagte auch: Schon in Wien vertrat ich die Auffassung, man solle Mengenlehre nicht als AS aufbauen; bei anderen AS (z.B. Physik oder Geometrie wollen wir undefinierte Prim haben, die wir dann beliebig interpretieren können, sodass die Axiome erfüllt sind. Aber für ‚\(\epsilon{}\)‘ haben wir nur eine Interpretation. Folglich stellen wir nicht Axiome im gewöhnlichen Sinne auf (wie bei Gruppentheorie oder dergleichen), sondern Primsätze oder Regeln. – Nach dem lunch mit Bohnert spazieren (ich berichte von den beiden Wohnstiften in Deutschland, und dass ich für Chacha in dem einen und für Hanneli und mich in dem anderen Einzahlungen gemacht habe; aber wir wollen auch hier Altersheime am Ocean Park ansehen. – Ich frage nach Zeitschriften; er liest Nation, Liberation, RampartsjOriginal Rampars., Stone, Time und Newsweek, diese aber schnell und mit Auswahl.) – Abends herzlicher Abschied, ich umarme ihn wieder. 🕮\(X-ray von Gallenblase in Universitätsklinik). Champavat\