72Tagebuch 4. I. 1968 – 31. XII. 1968 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Di 30. IV. 1968

Ganzen Tag an pr (ich mache einen deutlichen Unterschied zwischen \(B\)-Postulaten, das sind Sätze in \(\mathfrak{L}\), und anderen \(B\)-Prinzipien, z. B. über Ähnlichkeit von Attributen und dergleichen; das ist nicht ausdrückbar in \(\mathfrak{L}\), sondern nur in der Sprache der IL; das ist eine offene Sprache.) –Erika alleine zu Dr. Bach. Abends erzählt Hanneli mir, dass sie sich offen mit ihm ausgesprochen hat. Er hat ihr auch geraten, mit den Pillen schon anzufangen, jeden Monat während 3 Wochen täglich; wenn man anfängt, beginnt die Wirkung erst nach einem Monat. Man bekommt die Pillen aber nur auf prescription eines Arztes. Kalish hat ihr einen Arzt genannt.) – Mittags sagt Jim über seine Probleme mit der Schule. (Er hat jetzt ½ Jahr einen Bart getragen; zweimal war es veranlasst durch die Rolle in einem Schauspiel. Jetzt hat Jaydor gesagt, er darf nicht zurückkommen mit Bart. Ich sage, riskiert er dann nicht sein Hochschuldiploma. Er: Das bekommt er dann nicht; aber er hat erfahren, dass er durch zusätzliche Kredite im ersten Collegejahr das Äquivalent zu einem diploma bekommen kann. Also will er doch ins College? Neulich sagte er, nach Schweden, weil er im college, um draft Verschiebung zu bekommen, auch im Sommer belegen müsste. Er: Er ist noch unentschlossen. Ich sage ihm, ist es wirklich wert, das diploma preiszugeben, bloss um nicht den Bart für kurze Zeit aufgeben zu müssen? Später meint Hanneli zu mir, dass Jim starke Gefühle hat gegen Aufgeben von Bart; vielleicht würde er dann zu jung aussehen.) Um 2h herzlicher Abschied von Erika; auch Jim schüttle ich freundlich die Hand und sage ihm gute Wünsche für seine Pläne. Hanneli sagt, dass er gerührt und dankbar war, dass sie und ich soeOriginal zu. freundschaftlich zu ihm waren und mit ruhig überlegten; er hat 🕮 anscheinend bei seiner Mutter keine Möglichkeit für ruhige Aussprache.) –Abends langes gutes Gespräch mit Hanneli (ich sage ihr, dass ich Erika lieb habe und starken Anteil an ihren Problemen nehme; dass ich aber auch jetzt Bedenken habe gegen ihr hier Wohnen; ich wünschte so, Jaydor wäre vernünftiger, sodass sie es dort aushalten könnte. Sie sagt, Erika überlegt jetzt, mit einem größeren Mädchen, vielleicht eine Studentin, wenn sie eine richtige finden kann, ein kleines 2-Zimmer-Appartment zu mieten, in der Gegend S von SM Boulevard; da haben sie heute nette Häuser gesehen. Ich sage ihr von meinen neurotischen Zicken, dass ich hier manchmal nicht schlafen konnte, während sie hier waren, obwohl sie ganz leise waren; ich erinnere mich, dass ich im Chenault Haus mal einen Freund aufnehmen wollte, es aber zu störend fand, was mir sehr leid tat. Sie sagt auch, dass Freitag eine Besprechung mit Paul und Francoise sein wird bei Langworthys, um Beschluss zu fassen für Europareise.)

V / 1968