72Tagebuch 4. I. 1968 – 31. XII. 1968 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mi 27. III. 1968

Überlegungen zur neuen Auflage von „Syntax“ (Springer hat es im Brief vorgeschlagen, und wünscht neues Vorwort; ich soll auch die beiden Artikel angeben, auf die im alten Vorwort hingewiesen wird; ich will im Vorwort auch über Semantik sprechen, und Bücher angeben.) – Abends langes Gespräch mit Hanneli (zuerst über die ungewöhnlich hohe Telefonrechnung; ob sie oder Erika vielleicht manchmal vergessen, dass es long distance ist, und weiter plaudern über Unwichtiges. Sie sagt sofort, sie will diese Gespräche selbst bezahlen, aber das lehne ich natürlich ab. Und sie macht wirklich klar, dass sie bewusst jetzt ganz nahen Kontakt mit Erika halten will, weil die in einer schwierigen Periode ist. Und nun hat Werner zwei kleine Rolle tape geschickt, auf denen er alle seine Bedenken, Mahnungen und Warnung gegen Sex 🕮\(Gespräch mit Hanneli)\ gesprochen hat. Er sagt, seine Eltern waren sehr streng in solchen Fragen; und nun macht er sich sehr Sorgen und mahnt Erika: nur ja nicht Sex. Hanneli dagegen schenkt ihr Vertrauen; und aufgrund davon erzählt Erika ihr auch alles, wie sie mit dem Freund zum Strand gegangen ist, und sie sich da sehr herzlich geküsst und gekost haben; und wie sie ein andermal, bei Mädchen, die es nicht wollten, eine Zigarette geraucht hat; und so allerhand. Erika weiß Bescheid über Sex, und über Schwangerschaft und Verhütung; und gegenwärtig will sie es gar nicht; aber Jim würde es sehr gerne tun, aber gibt ihr nach. Ich bestärke sie darin, dass sie Recht hat, dem Kind Vertrauen zu zeigen; wenn sie das nicht mehr täte, würde Erika ihr auch nicht mehr so offen erzählen. – Hanneli macht sich Sorgen über ihr eigenes Leben; sie wird im Sommer 48; sie ist unbefriedigt, dass sie keinen richtigen, soliden Beruf hat, oder auf einen solchen hin studiert. Ich sage, vielleicht wird doch etwas aus der Arbeit mit Dr. Bach; sie hofft das auch, aber weiß es nicht sicher. Über unser Leben hier zusammen. Ich sage, es tut mir leid, dass ich so ein Schweigsamer bin, sie bräuchte mehr Unterhaltung, Gespräch und Aussprache; sie sagt, sie ist froh, dass sie immer zu mir kommen kann sich auszusprechen wie jetzt; und ich bestärke sie sehr darin. Sie macht sich auch Geldsorgen; ich sage ihr, das braucht sie nicht; es ist höchst unwahrscheinlich, dass das amerikanische Wirtschaftssystem einen Zusammenbruch erleidet.)