72Tagebuch 4. I. 1968 – 31. XII. 1968 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Mo 25. XI. 1968

11 ½ zum UCLA Hospital, Admission Off. Ein freundlicher Neger, sie werden die Sachen an Medication und Squad aufstellen; er lässt mich schon auf dem blank unterschreiben. Inzwischen zu einem Labor, wird erneut Blut- und Urinprobe machen. Dann kommt eine ältere volonteer Dame, die natürlich den Koffer nicht tragen kann, so muss Hanneli ihn tragen den ganzen langen Weg 🕮\Hosp. (Kalish)\ endlose Male um Ecken, mit elevators hinunter und hinauf, bis endlich zur ophtalmologischen Klinik; das ist 3. floor im Jules Stein Gebäude (wo auch immer die Sprechstunden waren), Zimmer 17 ein wunderbar eingerichtetes Einzelzimmer. Fenster sind ganz zu, aircondg. sorgt für Temperatur und trockene Luft, Blick hinüber über den Zwischenraum zwischen den Flügeln, über den wir auch voriges Mal gegangen sind, als wir aus der Sprechstunde kamen; an der Wand schöne Reproduktion von van Gogh und anderen. Von meinem Bett aus kann ich Beleuchtung für Bett oder für Decke oder beides einschalten. Ein großes closet für Kleidung; schönes Badezimmer mit eingebauter weiß tile Sitzwanne und Toilette. – Nachmittags noch EKG, sonst keine Tests mehr. Ich bekomme lunch nachmittags 5hSupper“; zum lunch hatten wir schon gesagt: fettfrei; so nehme ich an, das sie nun für Abendessen auch wüssten. Inzwischen fährt H nach Hause. Als das Essen kam, mit herrlich duftendem Kalbskotelett mit schöner, dicker Soße darauf war ich entzückt; im letzten Moment dachte ich aber: lieber sicher machen! und klingele für die nurse und frage, ob dies fettfrei sei. Sie schaut und sagte erschreckt: nein, das ist ja reguläre diet. So bekam ich etwas mageres und ebenso weißes und auch weiterhin, gutes Fleisch, aber ganz trocken; aber immerhin schönes Kompott, Milch und Saft dabei. Abends hörte ich news am TV; die Worte gut, aber das Bild nicht sehr, weil ich es von sehr nah anschauen musste. – Abends Fantasie von Karin, der Nichte von Selma Lagerlöf, die mit mir ausritt und die Gegenden der Gösta Berling Saga mir zeigte. (Ebenso auch an folgenden Abend; ich erzählte ihnen über die Ronsdorfer Zionisten als Gegenstück zu „Jerusalem“, und über Griechenland; auch über Serakreis und Sonnenwende; da soll Karin nächstes Jahr hinkommen, vielleicht in Jena im Sommer studieren, mit Martha Hörmann.)