72Tagebuch 4. I. 1968 – 31. XII. 1968 [Rudolf Carnap: Tagebücher], Eintrag Fr 26. I. 1968

3 – 8 Zetkins hier zum letzten Mal. (Ich erzähle ihnen von Chomsky und seinem Anarchismus; in Spanien sei das gut durchgeführt worden; aber ich glaube, Planung muss im wesentlichen zentral sein. Aber da sind verschiedene Grade möglich. Ich erinnere Kostja daran, dass er mir Rosa Luxemburgs Büchlein über die russische Revolution damals geschenkt hat; der Herausgeber spricht in der Einführung über die Unterschiede zwischen ihrer demokratischen Idee von Sozialismus und Partei, und er wollte die Partei auf die Elite beschränken und einen kleinen Kreis führender Männer. Ich sage, ich bin heute pessimistisch über Durchführung des Sozialismus in der Welt, weil die Arbeiter in den industriellen Ländern nicht arm sind, und die „Kolonien“, z. B. Südamerika für USA, machtlos sind; und Washington jede Revolution dort sofort unterdrücken würde. – Sie leben jetzt immer sehr einsam; er sagt, er verlernt das Sprechen. – Sie wollen Soblers nicht besuchen; liebe Menschen, aber doch im Grunde keine Gemeinschaft. Sie erinnert daran, dass sie Kontakt mit der Freischar hatte; sie will wohl die gemeinsame Basis in der Jugendbewegung betonen. – In Hannelis Gästebuch schreiben sie nur ihre Namen; wir bestärken sie darin; Gertrud sagt zu mir: Du weißt ja schon, wie viel Du uns bedeutest. – Wir nehmen herzlichen Abschied, mit allseitigen Küssen.)